Wirtschaftspolitik Universität des Saarlandes Stefan Witte
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- Markus Brodbeck
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1 Wirtschaftspolitik Universität des Saarlandes Stefan Witte Universität Freiburg Übung 7: Regulierungs- und Wettbewerbspolitik Deregulierung im Telekommunikationsbereich Seite 1
2 Zeitplanung 1. Sitzung (10-12 Uhr) Regulierung und Deregulierung im Telekomsektor am Beispiel Deutschland 2. Sitzung (14-16 Uhr) Probeklausur Fragen Seite 2
3 Gliederung 1. Daten 2. Geschichte 1. Regulierung 2. Deregulierung 3. Ökonomische Analyse 1. Universaldienst 2. Interne Subventionierung 3. Universaldienstfonds 4. Literatur 5. Beispielfragen Seite 3
4 DATEN UND ZAHLEN Seite 4
5 (1) Daten Teilnehmerentwicklung und Penetration in deutschen Mobilfunknetzen Quelle: Bundenetzagentur (2007) Seite 5
6 (1) Daten Internetnutzung t t Quelle: Bundesnetzagentur (2007) Seite 6
7 (1) Daten Telefonkosten Inlandstelefonate waren Anfang 2008 für nur noch ein Dreißigstel des Entgelts erhältlich im Vergleich zu 1997 vor der Marktliberalisierung. Zeitabhängig tarifierte Auslandsverbindungen wurden Anfang 2008 gegenüber dem Vorjahr nochmals preiswerter. Sie kosteten vielfach weniger als 1 Cent pro Minute. Die Reduzierung gegenüber 1997 beträgt je nach Zielland bis zu 98 Prozent. (Bundesnetzagentur, 2007). Seite 7
8 (1) Daten Telefonkosten national Quelle: Bundenetzagentur (2007) Seite 8
9 (1) Daten Telefonkosten international ti Quelle: Bundenetzagentur (2007) Seite 9
10 (1) Was sagen uns die Daten? Zunahme der mobilen Telefonie und der Breitbandanschlüsse fürs Internet: Die Konkurrenz wächst die klassische Regulierung des Telekom-Sektors gerät unter Druck (schon vor 1998). Die Kosten fallen stark sowohl nationaler Druck (Mobiltelefone, Internettelefonie) als auch internationale Konkurrenz sorgen infolge der Deregulierung für günstigere Preise. Also: warum wurde reguliert und warum wurde dereguliert? Seite 10
11 Der Ablauf in Deutschland GESCHICHTE Seite 11
12 (2) Regulierung im Telekomsektor: Gründe 1. Netzexternalitäten: ein weiterer Nutzer bringt mehr zusätzlichen gesellschaftlichen als individuellen Nutzen. Bei privater Versorgung würden diese Externalitäten nicht entstehen. 2. Unteilbarkeiten und natürliche Monopole: der Netzaufbau erfordert hohe Investitionen (sunk costs). Das ist die Voraussetzung für natürliche Monopole. Regulierung soll Monopolpreise verhindern. 3. Asymmetrische Informationen: durch fehlende Informationen der Endverbraucher laufen sie Gefahr, schlechte Geräte zu kaufen. Das Netz könnte zusammenbrechen. Regulierung soll hier für technische Zulänglichkeit sorgen. Seite 12
13 (2) Regulierung im Telekomsektor: Geschichte Marktregulierung in Deutschland bis Netzmonopol der Deutschen Bundespost - Abnahmemonopol für Endgeräte - Bundeseinheitliche Tarife - Kontrahierungszwang: kein potentieller Nutzer durfte von der Nutzung ausgeschlossen werden (Universaldienst). - Interne Subventionierung: Gewinne aus profitablen Bereichen konnten zur Deckung der Kosten in unprofitablen Bereichen genutzt werden. Seite 13
14 (2) Regulierung im Telekomsektor: Geschichte Deregulierung ab Konkurrenz des Mobilfunks (Substitutionskonkurrenz) und internationale Konkurrenz machten die Märkte bestreitbar: Monopolpreise sind nicht durchsetzbar auf bestreitbaren Märkten. - Screening und Signalling bei den Endgeräten. Sorgen um Qualitätsverfall waren unnötig. - Finanzielle e Gründe: Gewinne e aus der Privatisierung der Telekom e sowie Einsparungen kommen dem Bundeshaushalt zugute. Seite 14
15 Deregulierung im Telekomsektor- Ablauf Postreform I (1989): aus der Deutschen Bundespost werden Postdienst, Postbank und Deutsche Telekom. Aufhebung des Abnahmemonopols für Endgeräte, Ausschreibung der ersten Mobilfunklizenzen. Postreform II (1994): Überführung der drei Unternehmen in AGs (formale Privatisierung). Verkauf der ersten Telekom-Aktien. ee te Verpflichtung zum Abbau hoheitlicher Monopolrechte. Postreform III (1996): Telekommunikationsgesetz (TKG), regelt die verbleibende Regulierung. Schaffung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) 1998 die 2005 zur Bundesnetzagentur wurde. Seite 15
16 Deregulierung im Telekomsektor nach der Liberalisierung i Technische Regulierung: freie Wahl zwischen den Netzbetreibern, diskriminierungsfreier Zugang zu Nummern und Nummernportabilität. Universaldienst-Regulierung: Breites Mindestangebot an Dienstleistungen. Unternehmen können notfalls zu Universaldiensten verpflichtet werden. Defizite werden gedeckt durch einen Universaldienstfonds in den alle Unternehmen einzahlen. Marktregulierung in Bereichen mit hohen sunk costs: Wettbewerbern muss der Zugang zum Markt zu kostenorientierten Preisen gewährt werden. Der Monopolist muss Konkurrenten Zugang zum Netz ermöglichen. Seite 16
17 Deregulierung im Telekomsektor - Auswirkungen Deutliche Preissenkungen - Bei Ferngesprächen durch intensiven Wettbewerb (s.o.) Call-by-call Wettbewerb - Durch die Rechnungslegung bei der Telekom Kosteneffizienz und Innovation auch bei der Telekom - Durch großen Wettbewerbsdruck Seite 17
18 Warum reguliert wurde, warum dereguliert wurde, und was problematisch ist ÖKONOMISCHE ANALYSE Seite 18
19 Telekommunikation als Universaldienst Ein Universaldienst beinhaltete die Verpflichtung eines Netzbetreibers, bestimmte Leistungen im gesamten von der Verpflichtung abgedeckten Gebiet bereitzustellen. (Knieps 2007: 141). -> Ein Telefonanschluss muss in Städten genauso (und zum gleichen Preis) zur Verfügung gestellt werden wie in ländlichen Gegenden. Seite 19
20 Interne Subventionierung Eine Firma in einem Netzsektor bietet Leistungen an, (z.b. Telefondienste). Die Kosten setzen sich zusammen aus fixen Kosten und variablen Kosten. Bei geschlossenen Märkten kann der Anbieter intern subventionieren: Interne Subvention: N S Leistungen werden bereitgestellt, weil der Erlös größer ist als die Zusatzkosten. S Leistungen werden bereitgestellt, weil die Gesamtkosten für die N Leistungen kleiner sind als der Erlös. Die traditionelle interne Subventionierung ist eine implizite Besteuerung der profitablen Sektoren. Seite 20
21 Interne Subventionierung Bei freiem Marktzutritt und Einheitspreisen wird interne Subventionierung instabil - Der freie Marktzutritt lockt Konkurrenten in die profitablen Bereiche (Rosinenpicken) - Der entstehende Wettbewerb beseitigt dort anfallende Überschüsse - Interne Subventionierung ist nicht mehr möglich Seite 21
22 Interne Subventionierung p 3 Quelle: Knieps (2007), eigene Ergänzung Seite 22
23 Interne Subventionierung Grafik letzte Folie: AC Durchschnittliche Zusatzkosten, nehmen vom Zentrum Z zum Randgebiet (C, C ) zu p 1 Einheitspreis, im Gesamtsystem kostendeckend. Problem: Instabiler Preis: Wettbewerb kommt im Zentrum auf. p 2 Einheitspreis, im Gesamtsystem gewinnbringend. Problem wie oben: instabil, kann im Zentrum unterlaufen werden. p 3 Preis Kostendeckend bei Z, erlaubt keinen Universaldienst, weil nicht insgesamt kostendeckend. k d Seite 23
24 Interne Subventionierung, Universaldienst und Einheitspreis it i Einheitspreise sind bei freiem Marktzutritt nicht stabil! -> Interne Subventionierung ist nicht mehr möglich Preisdifferenzierung würde gegen die Anforderungen des Universaldienstes verstoßen. Seite 24
25 Lösung: Der Universaldienstfonds Ziel: symmetrische Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer sowohl in profitablen als auch in defizitären Teilmärkten. Einnahmeseite: explizite Besteuerung der profitablen Bereiche. Alle Anbieter in profitablen Bereichen zahlen ein umsatzabhängige Universaldienststeuer. Ausgabeseite: Subventionen für defizitäre Bereiche werden per Ausschreibung vergeben. Der günstigste Anbieter bekommt den Zuschlag. Vorteil: Zahl der subventionierten Bereiche ist endogen. Nur Preise und Qualität müssen politisch festgelegt werden. Der Ausschreibungsmechanismus setzt Anreize dafür, dass der Subventionsbetrag schrumpft. Seite 25
26 Zusammenfassung: Herausforderung bei der Deregulierung des Telekommunikationssektors kt - Als Universaldienst ist die flächendeckende Versorgung Pflicht - Diese Versorgung wurde durch ein Monopol (Bundespost) gewährleistet. - Preise wurden reguliert, um Ausbeutung der Kunden zu verhindern. - Interne Subventionierung war möglich, weil der Markt geschlossen war. - Mit freiem Marktzutritt wurde interne Subventionierung unmöglich. - Das Problem wurde gelöst durch den Universaldienstfonds, der ein effizienteres Instrument darstellt als die Marktschließung. - Ökonomisch wurde die Regulierung zurückgefahren aber nicht unnötig, technisch wird weiterhin reguliert. Seite 26
27 Literatur Birke, Franziska (2007): Universaldienstregulierung in der Telekommunikation heute: Herausforderungen, Chancen und Risiken Ein historischer Ansatz. Diskussionsbeitrag Institut für Verkehrswissenschaft und Regionalpolitik Nr Bundesnetzagentur (2007): Jahresbericht Knieps, Günter (2007): Netzökonomie. o e Grundlagen dage Strategien e Wettbewerbspolitik. Gabler. (Kapitel 7) Klump, Rainer (2008): Wirtschaftspolitik, Instrumente, Ziele und Institutionen. Pearson Studium. (Kapitel 4) Seite 27
28 Beispielfragen 1. Benennen Sie die drei Hauptgründe, warum der Telekommunikationssektor in Deutschland reguliert wurde. Warum und ab wann wurde Telekommunikation dereguliert? 2. Erklären Sie die Begriffe Universaldienst und interne Subventionierung. Konnte interne Subventionierung nach der Deregulierung des Telekommunikationssektors aufrecht erhalten werden? Erklären Sie. 3. Betrachten Sie die Grafik auf Seite 22. Welcher der angegebenen Preise ist stabil? Wie kann in diesem Fall eine flächendeckende Versorgung g mit dem betreffenden Universaldienst gewährleistet werden? 4. Was ist der Vorteil eines Universaldienstfonds? Welche ökonomisch erwünschten Anreize werden damit gesetzt? Seite 28
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