Die Hoffnung auf ein besseres Leben..
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- Charlotte Kerner
- vor 6 Jahren
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1 Die Hoffnung auf ein besseres Leben.. Immer wieder wird versucht uns glauben zu machen, dass Organspende gut und wichtig sei. Sie gebe den Hinterbliebenen das Gefühl, dass der Tod ihres Angehörigen noch einen Sinn habe, und schenke dem Empfänger Hoffnung auf ein besseres Leben.. Wie dieses bessere Leben ausschaut, will ich Ihnen hier einmal vermitteln. Ich bin der Meinung, dass dieses Wissen, ob ich wirklich jemandem ein neuen Leben schenke zu einer Entscheidung beitragen kann. Für viele Patienten bedeutet das Warten ein jahrelanges Dahinsiechen begleitet von der ständigen Hoffnung, dass ein Spenderorgan gefunden wird. So beschreibt Dr. Peter Steinbigler, ärztlicher Leiter der Kreisklinik Mindelheim, die Situation der Menschen, die auf eine Organspende warten Natürlich ist es immer gut, wenn einem schwer Kranken geholfen werden kann. Keine Frage. Was allerdings die Organspende betrifft, gibt es zwei grundlegende Details, die es mir unmöglich machen, die Organspende als einen Segen für die Menschen zu betrachten. Es sind sozusagen die Zugpferde der Organspende, die Aussagen, die uns beruhigen, und uns sagen sollen, wie wichtig und gut und völlig gefahrlos eine Organspende für uns ist. Genau diese Aussagen nämlich....organe werden nur von Hirntoten entnommen, diese Menschen sind tot und fühlen nichts mehr....organspende ermöglicht den Empfängern wieder gesund zu werden und ein neues glückliches Leben zu führen....sind, ich sage es mal so, gezielte Fehlinformationen, um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen, etwas gutes und
2 sinnvolles zu tun. Wie aber bitte, kann jemand allen Ernstes behaupten, dass jemand der pro Tag mindestens zehn Tabletten nehmen muss, gesund sei? So wichtig die Immunsuppression, die Unterdrückung der körpereigenen Abwehr, für die Transplantationsmedizin auch ist: Bis heute sind die Nebenwirkungen nicht beherrschbar. Viele Organempfänger erkennt man Jahre nach der Transplantation an ihren roten Gesichtern und aufgeschwemmten Gliedmaßen Langzeitfolgen hoher Cortisongaben. Manche zittern ständig, viele sind geschwächt. Immunsuppressiva können Tumoren, etwa Hautkrebs, und Schlaganfälle auslösen, sie schädigen Nieren und Leber. So ruinieren die Medikamente, die die Abstoßung des neuen Organs verhindern, oft gleichzeitig dessen Funktion. Die normale Tagesration eines jetzt gesunden Nierentransplantierten liest sich fast wie die Medikamentenliste einer ganzen Inneren Station eines Krankenhauses. Decortin 5mg (Hormonersatztherapie) Myfortic 360mg (Immunsuppressiva) Advagraf 5mg (Immunsuppressiva) Verapamil 40mg (Bluthochdruck) Enalapril 2,5mg (Bluthochdruck) Furosemid 40mg (harntreibende Mittel) Pantoprazol 40mg (Magen) Rocaltrol 0,25 ug (Resorption von Kalzium aus Darm und Niere) Ass 100 mg (Blutverdünnung) Ergenyl Chrono 250mg (Antiepileptika) plus Fosamax 70 mg (Behandlung der Osteoporose) einmal die Woche.. Schon vor der Transplantation mussten viele Medikamente eingenommen werden. Nach der Transplantation sind es dann evtl. mehr als 10 verschiedene Sorten, über den Tag verteilt jeweils 4 5 Stück pro Sorte. Allein alle diese Medikamente richtig und pünktlich
3 zu nehmen ist eine Tortur. Die lebenslange, konsequente, fehlerfreie und pünktliche Medikamenteneinnahme ist das A und O!! Wenn man transplantiert ist, wird man nie wieder ohne Medikamente sein. Die verwendeten Arzneimittel sind hoch wirksam, haben aber auch dem entsprechend schwere Nebenwirkungen. Prinzipiell gehört auch eine hohe Cortisondosierung zur Standardbehandlung in der Frühphase der Organtransplantation, um das Transplantat-überleben zu sichern. Später erfolgt eine schrittweise Reduktion, die in eine Erhaltungsdosis übergeleitet wird. Achillessehnenriss, Osteoporose und osteoporotische Knochenbrüche an der Wirbelsäule, starke Gliederschmerzen, vor allem in den Händen, gebrochene Rippen durch die Cortisonbehandlung sind häufig die folge. Durch die hohen Cortisongaben kommt es häufig zu Hüftkopfnekrosen, neue künstliche Hüftgelenke sind sind keine Seltenheit. Da Warzen, Fuß-, Haut- und Nagelpilz bei transplantierten Menschen sehr häufig vorkommt, müssen Fußsohlen und Hautfalten besonders häufig kontrolliert werden. Eine Schwangerschaft ist möglich, jedoch muss sich der Transplantierte je nach Geschlecht über verschiedene Risiken
4 im Klaren sein: Für Frauen gilt: Die Babys werden meist zu früh geboren, auch ist die Fehlbildungsrate stark erhöht. Bei der Geburt kann es zu einer Abstoßung des transplantierten Organs kommen. Eine Schwangerschaft muss geplant werden, da nicht alle Medikamente für Schwangere verträglich sind und Medikamente deshalb rechtzeitig ausgetauscht werden müssen. Für Männer gilt: Immunsuppressive Medikamente schädigen die Spermien, so dass dadurch die Erbmasse möglicherweise einen Schaden aufweist. In den ersten Monaten nach der Transplantation sollten Männer kein Kind zeugen, da in dieser Zeit die Dosierung der Immunsuppressiva noch sehr hoch liegt und erst danach allmählich gesenkt werden kann. Andere Annehmlichkeiten des neuen Lebens sind ständige Harnwegsinfekte, Knochen und Kopfschmerzen, bis hin zu Migräneanfällen. Immunsuppressiva, verursachen auch häufig Nebenwirkungen des Magen-Darm-Traktes, wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Der Spiegel des Medikaments im Blut kann dadurch so verändert werden, dass sich die Gefahr einer Abstoßung erhöht. Wenn die Durchfallerkrankung über 12 Stunden andauert, muss der Arzt benachrichtigt werden, und es kommt immer wieder zu Abstoßungen und Krankenhausaufenthalten. Von den bekannten Spätfolgen wie Tumore und Retransplantationen will ich erst gar nicht anfangen.. Durch die starken Nebenwirkungen der immunsuppressiven Medikamente entstehen häufig neue Krankheiten, die wieder durch andere Arzneimittel behandelt werden müssen: Bluthochdruck Zucker- und Fettstoffwechsstörungen Erhöhte Harnsäurewerte Herzinsuffizienz Immunsuppression erhöht viele Risikofaktoren, die Gefäßschädigungen begünstigen. Durch die kombinierte
5 Immunsuppression, besonders aber durch die längerfristige Cortisontherapie, kann es zu schwerwiegendem Knochenstoffwechsel und Nebenschilddrüsenproblemen kommen, weil der Knochenabbau begünstigt wird. Auch die häufig erforderliche Behandlung mit Antibiotika oder Virusmitteln kann weitere Nebenwirkungen auslösen die Liste möglicher Neben- und Wechselwirkungen dieser Medikamenten ist ewig lang! Im Langzeitverlauf werden die Transplantatfunktion und das Überleben der Patienten in erster Linie durch den Zustand der Gefäße bestimmt. Hoher Blutdruck, erhöhte Blutfette, oder erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetes) sind typische Faktoren, die die Menschen krank machen. Bei Transplantierten wird der natürliche Alterungsprozess der Gefäße durch die Immunsuppressiva stark beschleunigt. Neben Herzkreislaufproblemen und chronischen Medikamentennebenwirkungen kann durch die immunsuppressive Therapie nicht nur die Entstehung von Infektionen, sondern auch von Krebserkrankungen begünstigt werden. Die Immunabwehr ist auch für die tägliche Tumorzellabwehr zuständig. Bei Hemmung der Abwehr durch die Medikamente ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Körper die Weiterentwicklung dieser Krebszellen nicht aufhalten kann, größer. Zwei Krebsarten treten bei Transplantierten besonders häufig auf: Hautkrebs und Lymphome, also Lymphknotenkrebs, er entsteht oft in Verbindung mit Viren. Eindrucksvoll oder? Wenn Sie nicht gerade in einem Hochglanz Prospekt der DSO schmökern, sondern sich die Mühe machen, und so wie ich, in einschlägigen Foren und auf privaten Homepages suchen, können Sie lesen, wie toll es den meisten Transplantierten geht, und mit welchen Komplikationen und Beschwerden sie ihr neues Leben genießen. Also Gesund sieht für mich anders aus. Ein besseres Leben auch...oder wie sehen Sie das..
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