Wasserstofftankstelle Ulm - Begleitforschung zu Analyse des Betankungsprozesses und Wasserstoffqualität
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- Sabine Weiss
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1 Programm Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung (BWPLUS) Zwischenbericht anlässlich des Statuskolloquiums Umweltforschung Baden-Württemberg 2016 am 3. und 4. Februar 2016 im Haus der Wirtschaft Karlsruhe Wasserstofftankstelle Ulm - Begleitforschung zu Analyse des Betankungsprozesses und Wasserstoffqualität von Markus Jenne, Nicole Maier, Vladimir Valter, Günther Schlumberger, Alexander Kabza Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW), Ulm Förderkennzeichen: BWH Laufzeit: Die Arbeiten des Programms Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung werden mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg gefördert
2 Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation, Zielsetzung und Vorgehensweise Ergebnisse / Stand des Vorhabens H 2 -Fuel Station Test Module (H 2 -FSTM) Brennstoffzelle als H 2 -Qualitätssensor Analysegeräte zur Messung der Wasserstoffqualität Informationsbereich Zusammenfassung / Zeitplan /8
3 1 Ausgangssituation, Zielsetzung und Vorgehensweise Im Rahmen des Projektes Wasserstofftankstelle Ulm - Begleitforschung zu Analyse des Betankungsprozesses und Wasserstoffqualität wird das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) durch Investition in zukunftsfähige Geräte in die Lage versetzt, den Aufbau von Wasserstoffinfrastruktur in Baden-Württemberg und darüber hinaus nachhaltig zu unterstützen. Wasserstoff (H 2 ) als Energieträger ist regenerativ in großen Mengen wirtschaftlich herstellbar und dient unter anderem als Kraftstoff für Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Aufgrund des hohen Energieinhaltes von H 2 und des einfachen Betankungsvorganges (Druckgas) zeichnen sich Brennstoffzellen-Fahrzeuge durch hohe Reichweiten aus. Das Betanken dauert nur wenige Minuten. Ende 2015 waren in Deutschland zwei wasserstoffbetriebene Fahrzeugtypen kommerziell erhältlich, weitere sind angekündigt. Entscheidend für die erfolgreiche Markteinführung wird der Aufbau einer H 2 -Tankstellen-Infrastruktur sein. Bis Anfang 2016 soll die Anzahl an H 2 -Stationen bundesweit auf 50 Zapfsäulen ausgebaut werden - eine davon am ZSW in Ulm. Die Inbetriebnahme erfolgt im März Schwerpunkt der Forschung im Projekt ist die Überwachung, Abnahme und Optimierung der Betankungsqualität gemäß SAE J2601 von Wasserstofftankstellen durch ein Probenentnahme- Abnahmesystem. Die entnommenen Proben ermöglichen die Untersuchungen von Fragestellungen der Wasserstoffqualität im Anlieferzustand, bei Entnahme und bei Abgabe an den Fahrzeugantrieb. Dazu ist neben neu angeschaffter Spurenanalytik auch die Überprüfung eines Konzeptes zur schnellen und einfachen Online-Bewertung der Wasserstoffqualität hinsichtlich Brennstoffzellentauglichkeit vorgesehen. Zur Steigerung der Akzeptanz der Wasserstofftechnologie in der öffentlichen Wahrnehmung wird ein Konzept für einen Infobereich erarbeitet und umgesetzt. 3/8
4 2 Ergebnisse / Stand des Vorhabens 2.1 H2-Fuel Station Test Module (H2-FSTM) Im Arbeitspaket 1 wird, nach einer intensiven Angebotsphase mit mehreren potentiellen Partnern, nun mit der Theisen GmbH & Co KG (Ochtrup) als Unterauftragnehmer ein Probenentnahme-Abnahmesystem erarbeitet, geplant, erstellt und in Betrieb genommen. Das so aufgebaute Abnahmesystem wird im Folgenden als H 2 -FSTM (Hydrogen Fueling Station Test Module) oder FSTM bezeichnet. Kernidee des Vorhabens ist es, mit der mobilen Apparatur zukünftig unter anderem Proben für die Qualitätsüberprüfung verschiedener Wasserstoffquellen zu generieren und Abnahmen von H 2 -Tankstellen nach SAE TIR J2601 (veröffentlicht 2010) und SAE J2601 (veröffentlicht 2014) durchzuführen. Insbesondere die Akzeptanz der Testapparatur durch die Partner der Clean-Energy-Partnership (CEP) ist zu gewährleisten. Das H 2 -FSTM wird gegenwärtig bei der Theisen GmbH, in einen KfZ-Anhänger integriert, aufgebaut. Abbildung 1: 3D-Konzeptansicht des H 2 -Fuel Station Test Module (H 2 -FSTM) Mit einer zugelassenen Überwachungsstelle und der zulassenden Behörde der mobilen Apparatur wurde ein Konzept für die sichere Aufstellung und Betrieb abgestimmt. Die Bedienung der Anlage erfolgt ausschließliche durch unterwiesenes Personal. Mindestens einer der Mitarbeiter verfügt über eine Ausbildung und Beauftragung zur befähigten Person gemäß BetrSichV Anhang 2, Abschnitt 3 und 4. Bei der Aufstellung der Anlage an der H 2 - Tankstelle wird eine Prüfung der Aufstellung durch diese befähigte Person ausgeführt. Als Hilfestellung wird eine Checkliste (Teil der Bedienungsanleitung) ausgearbeitet. Das drucktragende System wird dem eines KfZ nachempfunden. Der Betankungsnippel und die Behälter entsprechen den Systemen, die in handelsüblichen Brennstoffzellen-Fahrzeugen verwendet werden. 4/8
5 Vor jeder Inbetriebnahme wird eine Dichtheitsprüfung durchgeführt. Die Verbindungen sind so ausgeführt, dass sie als dauerhaft technisch dicht anzusehen ist. Zur Überwachung während des Betriebs ist eine Gaswarnanlage vorgesehen. Der Anhänger verfügt über eine natürliche Be- und Entlüftung. Die Behälter des FSTM werden im Versuchsbetrieb mit gasförmigen Wasserstoff bis zu einem Nenndruck von 700bar (maximal möglicher Fülldruck 875bar, temperaturabhängig) befüllt. Der Befüllungsprozess wird aufgrund verschiedener Betankungsmodi s mehrfach ausgeführt. Dabei werden die Betankungsdrücke, Betankungstemperaturen, Druckanstiegsraten sowie die IR-Kommunikation Tankstelle > < Fahrzeug protokolliert. Die Druckentlastung der Behälter erfolgt druck- und temperaturgesteuert über ein Ableitungssystem. Eine sichere Ableitung aller Austrittsstellen ist sichergestellt. Für den Transport werden die Behälter bis zu einem zugelassenen Mindestdruck entleert. Rohrleitungen und Armaturen werden mit Stickstoff gespült und verschlossen. Das FSTM wird nach aktueller Planung im Februar 2016 in Betrieb genommen. Abhängig vom Liefertermin der gewählten Druckbehälter kann es zu wenigen Wochen Verzögerung kommen. 2.2 Brennstoffzelle als H2-Qualitätssensor Ziel des Arbeitspakets 2 ist der Nachweis, dass durch elektrochemische Analysen geeigneter Brennstoffzellen das Vorhandensein von Schadstoffen im Wasserstoff ermittelt und zukünftig auch quantifiziert werden kann. Die Detektion von Schadgasen wie zum Beispiel Kohlenmonoxid oder Schwefelverbindungen als Leitverunreinigungen in Wasserstoff in den sehr niedrigen zulässigen Bereichen der SAE J2719 (vgl. Tabelle 1) erfordert eine aufwändige Probenentnahme und Analytik. Gegenwärtig können nach Recherche des ZSW in Europa lediglich zwei Messlabore die volle Bandbreite der Spurengase nach SAE erfassen, mit hohen damit verbundenen Kosten und hohem Zeitaufwand. Diese Tatsache macht es für die Gaslieferanten schwierig, lückenlose Nachweise der Erfüllung der geforderten Grenzwerte zu liefern. Eine Methode, um schnell und mit vergleichbar niedrigen Kosten festzustellen, ob der an beliebiger Stelle vorhandene Wasserstoff für Brennstoffzellen (BZ) schädliche Konzentrationen der genannten Leitverunreinigungen enthält, ist die Verwendung von Brennstoffzellen als Sensor. Mittels geeigneter elektrochemischer Diagnostik kann ermittelt werden, ob Verunreinigungen vorliegen und zukünftig auch Rückschlüsse auf Art und Quantität der Verunreinigungen gezogen werden. Dieses Prinzip kann als Onlinemonitor für die kostengünstige Überwachung der Wasserstoffqualität an Tank- und Abfüllstellen Anwendung finden. Im Rahmen der Projektarbeit wurden elektrochemische Schlüsselversuche durchgeführt, die die Tauglichkeit spezieller Brennstoffzellen als H 2 -Qualitätssensor nachgewiesen haben. Das verwendete Material wurde aus ZSW Vorlaufforschungsmitteln finanziert. Zunächst wurden geeignete, kommerziell erhältliche Brennstoffzellen mit niedriger Katalysatorbeladung evaluiert und getestet. Eine Vorrichtung zur Dosierung kleiner Mengen an Schadstoffen, zunächst für den Hauptschadstoff CO, wurde realisiert. Dann wurden Vorversuche zu Temperaturbereichen und Betriebsbedingungen gefahren. In Abbildung 2 und Abbildung 3 sind schließlich die Ergebnisse der Schlüsselversuche dargestellt. Deutlich zu sehen ist die Temperaturabhängigkeit der Reaktion der Zellspannung auf die Dosierung unterschiedlicher Mengen von Kohlenmonoxid. 5/8
6 Abbildung 2: Zellspannung bei Aufgabe von 1ppmv CO in H2 als gezielte Verunreinigung Abbildung 3: Zellspannung bei Aufgabe von 0,1ppmv CO in H2 als gezielte Verunreinigung Auf Basis dieser Grundversuche wird in nachfolgenden Tests die Sensitivität auf andere Schadstoffe ermittelt und der Versuch der Quantifizierung durch weitere elektrochemische Methoden unternommen. 6/8
7 2.3 Analysegeräte zur Messung der Wasserstoffqualität Bei Herstellung und Transport von Wasserstoff können Verunreinigungen, wie beispielsweise durch Kohlenmonoxid, auftreten. Diese können die Lebensdauer von Brennstoffzellen beeinträchtigen. Die zulässigen Grenzwerte sind unter anderem in der SAE J2719 / ISO (vgl. Tabelle 1) definiert. Im Rahmen des Arbeitspakets 3 wurde ein zur Analyse der sehr niedrigen Grenzwerte dieser Bestandteile in Wasserstoff geeigneter Gasanalysator der Firma Perkin Elmer beschafft und in Betrieb genommen. Tabelle 1 stellt die Möglichkeiten des Gasanalysators den erwähnten Grenzwerten gegenüber. Tabelle 1: Anforderungen an die Wasserstoffqualität und Messgrenzen des neuen Gasanalysators SAE J2719 und ISO Perkin Elmer Glarus 580 Herstellerangaben Analyt in ppm in ppm H 2 O 5 n.v. Kohlenwasserstoffe 2 keine Ʃ-Bestimmung, CH 4 0,1 ppm O 2 5 0,1 He N ,1 Ar 100 0,1 CO 2 2 0,1 CO 0,2 0,2 Ges.-S 0,004 keine Ʃ-Bestimmung, H 2 S 0,1 ppm Formaldehyd 0,01 k.a. Ameisensäure 0,2 k.a. Ammoniak 0,1 k.a. Summe Halog. 0,05 k.a. Der Gasanalysator Perkin Elmer Clarus 580 GC ist seit November 2015 im Probebetrieb. Er kann einen Großteil der obigen Anforderungen an die Wasserstoffqualität detektieren. Die Analyse erfolgt über separate Messläufe für Permanentgase und CO 2. Der Nachweis von H 2 S erfordert zusätzliche Mess- und Kalibrierläufe. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Gerät sind durchweg positiv und lassen den Rückschluss zu, dass die herstellerseitigen Angaben zu den Nachweisgrenzen eingehalten werden. Daneben wurden für die Aufgabenstellung notwendige Gasprobenbehälter und Instrumentierung zur fehlerfreien Probenübergabe an den Analysator beschafft. Eine grundlegende Methodik zur Probenentnahme und Analyse wurde erarbeitet. In folgenden Arbeiten wird diese Methodik weiter verifiziert und verfeinert. 2.4 Informationsbereich Im Arbeitspaket 4 wird ein Konzept für einen öffentlichkeitswirksamen Informations- und Ausstellungsbereich an der im Bau befindlichen Ulmer Wasserstofftankstelle umgesetzt. Damit werden auch Fachinformationen und Schulungsinhalte für relevante Handwerksberufe erarbeitet. Aufgrund von Verzögerungen bei der Baugenehmigung der Tankstelle wird diese erst Anfang 2016 in Betrieb gehen und der Informationsbereich dann errichtet werden. Mit dem Tankstellenbetreiber wurde hierzu bereits ein Konzept besprochen. Gemeinsam mit einer Grafik-Agentur wird der Infobereich umgesetzt; die Schulungs- und Fachinformationen werden von Mitarbeitern des ZSW erstellt. 7/8
8 3 Zusammenfassung / Zeitplan Stand Dezember 2015 ist das Arbeitspaket 2 (Schlüsselexperiment für Brennstoffzelle als Sensor) vollständig und das Arbeitspaket 3 (Beschaffung und Inbetriebnahme von Analytik und Probenentnahmeequipment) fast abgeschlossen. Im Arbeitspaket 1 sind die Weichen für die Zulassung, Inbetriebnahme und Übergabe des Hydrogen Fuel Station Test Module (H 2 -FSTM) ans ZSW spätestens im März 2015 gestellt. Im Arbeitspaket 4 ist die Detailplanung noch von der Freigabe von Mitteln durch den Projektträger abhängig, sollte aber im Projektzeitraum zu verwirklichen sein. AP1 Probenentnahme-Abnahmesystem [H2-FSTM] AP2 Brennstoffzelle als Sensor für H2-Qualität AP3 Beschaffung Gasanalysator AP4 Öffentlichkeitsarbeit, Fachunterlagen Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Abbildung 4: Zeitplan des Projektes, Stand 12/2015 8/8
Chronologie Jan 02: Otto-Katalog Okt 04: Fingerabdrücke USA Dez 04: EU-Parlament und -Rat Jun 05: epass-kabinettsbeschluß Jul 05: Bundesratsbeschluß Aug 05: BioP2-Studie Nov 05: Einführung epass Forschungsprojekt
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