USER DIE GALLENSAUREBILDUNG. II. AVITAMINOSEN UND GALLENSAUREAUSSCHEIDUNG IN DER GALLE.

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Reinhardt Tiedeman
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1 The Journal of Biochemistry, Vol. IX. No. 2. USER DIE GALLENSAUREBILDUNG. II. AVITAMINOSEN UND GALLENSAUREAUSSCHEIDUNG IN DER GALLE. VON KANAE MURAKAMI. (Aus dem physiologisch-chemischen Iostitut zu Okayama. Vorstand: Prof. Dr. T. Shimizu.) (Eingegangen am 25. Marz 1928.) Weil das Cholesterin der Gallensaure chemisch struktuell nahe steht, haben Goodmann (1907), Foster, Hooper und Whipple (1919) beim Hunde den Einfluss von Cholesterin auf die Gallensaureausscheidung in der Galle untersucht, um zu sehen, ob die Gallensaure aus dem Cholesterin stammt. Leider verlief der Versuch ergehnislos. Im Pflanzenreiche kommen viele Sterine vor, die chemisch struktuel zu dem Cho lesterin oder der Gallensaure in inniger Beziehung stehen. Weiter hat neuerdings Takahashi das Vitamin A aus dem Lebertran isoliert und es auch in die Gruppe der Sterine ein gereiht. Nach den Untersuchungen von Takahashi ist das Vitamin A ein hochmolekularer, ungesattigter, wasserstoffreicher, zweiwertiger Alkohol, der den Polyterpenen nahesteht. Er hat es Biosterin genannt. Davon ausgehend, fuhrte Yonemura (1927) beim Hunde, der bei unterbundenem Ductus choledochus eine permanente komplette Gallenblasenfistel trug, eine fortlaufende Bestimmung der Gallensaure in der Galle aus, urn den Einfluss von Vitamin A auf die Gallensaureausscheidung in der Galle zu suchen. Er fand, dass das Vitamin A beim Hunde die Gallen und Gallensaureausscheidung allmahlich vermehrt, wenn es subkutan eingefuhrt wird. Neulich bestatigte Sugano (1927), dass die Beobachtung von Yonemura auch fur den Menschen gilt, selbst wenn dieser 321

2 322 K. Murakami: an Cholelithiasis leidet. Er fand weiter, Bass die perorale Zu fuhr von Eigelb bei diesem Kranken die Gallensaureausscheidung in der Galle vermehrt, aber die Menge der Galle nicht. Dabei erklarte er, dass these vermehrte Gallensaureausscheidung dem Vitamin A, das reichlich im Eidotter enthalten ist, zuzuschreiben sei. In diesem Sinne babe ich die Gallensaureausscheidung aus der Leber von Meerschweinclen untersucht, die lange Zeit Vitamin A-freie Nahrung erhalten hatten, um die Frage zu einem gewissen Abschluss zu bringen, ob das Vitamin A. die Quelle der Gallensaure sei und dieses vom Biosterin herstarnrne. UNTERSUCHUNGSMETHODE. Als Versuchstiere verwendete ich junge Meerschweinchen, weil die Gallenblase derselben im Vergleich mit ihrer Korper grosse weit grosser als die anderer Tiere ist. Der Einfluss der Nahrungszufuhr auf die Menge der ausgeschiedenen Galle ist schon von vielen Autoren, wie Schwamm (1844), Bruno (1898), Kunkel (1875), Spiro (1888) und neuerdings Wino grado (1924), untersucht worden. Es steht fest, dass zwischen Gallenabsonderung und Nahrungsaufnahme eine bestiminte Be ziehung besteht, und dass ferner die Art der Nahrung von Einfluss ist. Bei den Versuchen gab ich als Vitamin A-freie Nahrung taglich die folgende: 30g getrocknete Okara, welche erst 4 Stunden lang im Autoklav unter Druck bei 150 Ž erhitzt und einen Tag lang mit siedendem Ather und Alkohol extrahiert u nd getrocknet wurde, um das darin enthaltene Vitamin A. zu entfernen, 0.1g Oryzanin (Vitamin B), 1.5 ccm Orangensaft (Vitamin C), 0.5g Salzmischung nach Me. Collum und 50 ccm Mineralwasser. Als Kontrolle verabreichte ich einer Gruppe Meerschwein chen taglich folgende gewohnliche Nahrung: 30g gewohnlich getrocknete Okara, 0.1g Oryzanin, 1.5 ccm Orangensaft, 0.5g Salzmischung und 50 ccm Wasser. Wabrend der Versuche wog ich taglich zu einer bestimrnten Zeit das Korpergewicht des

3 Uber die Gallensaurebildung. II. 323 Tieres und beobachtete genau alle Ausfallserscheinungen, wie Abnahme des Korpergewichts, Haarausfall, Glanzlosigkeit der Harre, Konjunktivitis, Keratitis, katarrhalische Erscheinungen des Verdauungskanals, Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Alle diese Erscheinungen sind bekanntlich auf den Mangel an Vitamin A. im Korper zuruckzufuhren. Nach Verlauf einer bestimmten Zeit, in der ich mich einiger Ausfallserscheinungen des Versuchstiers vergewissert hatte, unterband ich zuerst unter Bauchschnitt den Dusctus choledoehus von der Darmseite her, saugte durch Puuktion mit der Injektionsnadel die Galle der Gallenblase ab und nahte dann die Glaskanule in die Gallen blase ein. Auf diese Weise sammelte ich 6 Stunden lang die Galle aus der Fistel und bestimmte gasometrisch die Gallensaure in der so gesammelten Galle nach Foster und Hooper. Mit den Kontrolltieren wurde in gleicher Weise vorgegangen. Die so operierten Tiere starben meist nach 10 Stunden, wahrend die Kontrolltiere alle ungefahr 20 Tage lang nach der Operation noch lebten. Die Resultate sind in den folgenden Tabellen I-VI zusammengestellt. In einigen Versuchen spritzte ich dem Tier, welches eine bestimmte Zeit mit Vitamin A-freier Nahrung gefuttert worden war, 0.1g Biosterin in 1 ccm Olivenol subkutan ein und untersuchte dann die Gallensauremenge in der Galle desselben Tieres am nachsten Tag und verglich diese Menge mit der des nicht injicierten Tieres. Ich mochte an dieser Stelle dem Rikagaku Institut, das mir das gereinigte Biosterin lieferte, meinen besten Dank aussprechen. Aus den Tabellen I, II, IV ist ersichtlich, dass die mit Vitamin-A freier Nahrung gefutterten Meerschweinchen nach Tagen starke Abnahme des Korpergewichts, Haarausfall und einige davon sogar katarrbalische Erscheinungen des Auges und Darmes aufweisen. Einige Tiere starben wahrend des Versuches durch Schwache. Dagegen zeigen die Kontrolltiere keine avita minose Erscheinungen, weder Gewichtsabnahme noch Haarausfall und katarrhalische Erscheinungen des Auges oder des Darmes, wie aus der Tabelle III und Nr. 11 der Tabelle IV ersichtlich

4 324 K. Murakami: TABELLE. I. Korpergewicht des Versuchtieres. : Mannliches, Š: Weibliches, +: Positiver Befund, -: Negativer ++: Ziemlich positiver, +++: Stark positiver

5 Uber die Gallensaurebildung. II. 325 TABELLE II. Korpergewicht des Versuchtieres.

6 326 K. Murakami: TABELLE Korpergewicht. III.

7 Uber die Gallensaurebildung. II. 327 TABELLE IV. Korpergewicht des Versuchtieres.

8 328 K. Murakami: TABELLE V. Versuch I.

9 Uber die Gallensaurebildung. II. 329 TABELLE Versuch II. VI. ist. Die Tabellen V und VI zeigen, dass die Gallensauremenge in der 6 stundigen Galle des mit Vitamin-A-freier Nahrung gefutterten Tieres im Vergleich mit der des Kontrolltieres ohne Ausnahme viel geringer ist und ebenso die Gallenmenge. Die Gallensauremenge des mit Vitamin A-freier Nahrung gezuchteten Tieres betragt das 1/5-1/7 der Menge des Kontrolltieres, wenn auch die Zuchtungszeit der beiden ungefahr gleich sind. Das gilt auch fur die Gallenmenge. In diesem Fall betragt die des Versuchtieres ungefahr das 1/2-1/3 der Menge des Kon trolltieres. Es ist sehr merkwurdig, dass die Gallensaure in der in 6 Sunden gesammelten Galle des Tieres, dem Biosterin inji ziert worden und welches ich vorher mit Vitamin-A-freier Nahrung gefuttert hatte, im Vergleich mit der des nicht inji cierten Tieres viel starker vermehrt ist, wie aus den Versuchen Nr. 20, 23 und 24 der Tabelle V hervorgeht. Die Gallensauremenge in der Galle des mit Biosterin behandelten Tieres, welches vorher mit Vitamin A-freier Nahrung geztichtet worden, ist fast gleich der des Kontrolltieres. Das sieht man aus den Versuchen Nr. 20, 23, 24 und 25, 26, 27, 30,

10 330 K. Murakami: 31, 32 der Tabelle V. Diese Gallensaurebestimmung in der Galle wurde am nachsten Tag nach der subkutanen Zufuhr des Vitamins A aus gefuhrt. Das beweist, dass die Beobachtung von Yonemura (1927), nach der die subkutane Zufuhr von Vitamin A bei normalen und hungernden Hunden mit Gallenblasenfistel ver mehrte Gallensaureausscheidung in der Fistelgalle zeigt, richtig ist. Aus meinem Versuch kann man schliessen, dass die Aufnahme Vitamin A-freier Nahrung verminderte Gallen-bzw Gallensaureausscheidung zur Folge hat. Ich mochte nach diesen Tatsachen annehmen, dass das Vitamin A die Quelle der Gallensaure sei und diese vom Bio sterin herstammen dtirfte. ZUSAMMENFASSUNG. Aus den Versuchsergebnissen kann man schliessen, dass die Gallen und Gallensaureausscheidung beim Meerschweinchen sich vermindert, wenn es der Nahrung an Vitamin A fehlt und these Gallen und Gallensaureverminderung durch subkutane Zufuhr von Vitamin A wieder zur Norm zuruckgefuhrt werden kann. Zum Schluss mochte ich Herrn Prof. Dr. T. Shimizu fur seine freundliche Anleitung bei meiner Arbeit herzlichst danken. Ebenso schulde ich vielen Dank Herrn S. Masuko, der mir manche Schwierigkeit uberwinden half. Auch danke ich dem Unterrichtsministerium herzlichst fur das mir gtitigst gewahrte Stipendium. LITERATUR. Bruno (1898), St. Fetersburger med. Wochenschr. Beil s. 13. Foster u. Hooper (1919), J. of biolog. Chem Goodmann (1907), Hofmeisters Beitrage Hayashi Y. (1924), Kyoto Igakukkai Zasshi Kunkel (1875), Pflugers Arch Sugano (1927), J. of Biochem

11 Uber die Gallensaurebildung. II. 331 Spiro (1888), Dubois-Reymonds Arch. f. physiolog. Supplementband. S. 50. Schwamm (1844), Arch. f. Physiolog. Winogradow (1924), Pflugers Archiv Yonemura S, (1927). J. of Biochem

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