Wasser des Lebens. Lesung Johannes 4 i.a. und Einführung. Osternacht Sa abends 21 Uhr St. Michael, Hammelburg
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- Benedikt Fromm
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1 Wasser des Lebens Predigttext: Johannes 4 Anlass: Datum: Ort: Osternacht Sa abends 21 Uhr St. Michael, Hammelburg Lesung Johannes 4 i.a. und Einführung Liebe Gemeinde, in der Osternacht ist es üblich, an die Taufe zu erinnern. Die ersten Christen tauften bevorzugt am Ostertag. Bei uns gibt es leider Niemanden, der heute getauft werden soll. Dennoch will ich in der Predigt darüber nachdenken, was das Wasser, das für die Taufe wesentlich ist, und das Osterereignis: das leere Grab und die Botschaft, dass Jesus auferstanden ist von den Toten, gemeinsam haben. Ich möchte Ihnen zunächst ein Kapitel aus dem Johannesevangelium vorlesen, in dem es um das Wasser geht: Jesus begegnet einer Samariterin an einem Brunnen. Er hat Durst. Sie gibt ihm zu trinken. Es entfaltet sich ein Gespräch, in dem Jesus rätselhafte Dinge sagt, z.b. dass das Wasser, das er anbieten kann, ein Wasser ist, das allen Durst für immer löscht. Die Frau versteht Jesus zuerst nicht, doch im Laufe des Gesprächs dämmert es ihr zunehmend, dass Jesus der Heiland, der Messias sein muss. Seite 1
2 Doch hören Sie die Geschichte selbst an. Nach der Lesung werden wir die Geschichte noch einmal singen, und Sie sind herzlich eingeladen mitzusingen. Einige kennen das Lied vielleicht noch vom Herbst 2013, da haben wir es schon einmal gesungen. Den Pharisäern war zu Ohren gekommen, dass Jesus noch mehr Nachfolger gewann und taufte als Johannes - obwohl er nicht einmal selber taufte, sondern nur seine Jünger. Als Jesus, der Herr, das erfuhr, verließ er Judäa und kehrte nach Galiläa zurück. Sein Weg führte ihn auch durch Samarien, unter anderem nach Sychar. Dieser Ort liegt in der Nähe des Feldes, das Jakob seinem Sohn Josef geschenkt hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Müde von der langen Wanderung setzte sich Jesus an den Brunnen. Es war gerade Mittagszeit. Da kam eine Samariterin aus der nahe gelegenen Stadt zum Brunnen, um Wasser zu holen. Jesus bat sie: "Gib mir etwas zu trinken!" Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um etwas zu essen einzukaufen. Die Frau war überrascht, denn normalerweise wollten die Juden nichts mit den Samaritern zu tun haben. Sie sagte: "Du bist doch ein Jude! Wieso bittest du mich um Wasser? Schließlich bin ich eine samaritische Frau!" Jesus antwortete ihr: "Wenn du wüsstest, was Seite 2
3 Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du wirklich zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben." "Aber Herr", meinte da die Frau, "du hast doch gar nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief! Wo willst du denn das Wasser für mich hernehmen? Kannst du etwa mehr als Jakob, unser Stammvater, der diesen Brunnen gegraben hat? Er selbst, seine Kinder und sein Vieh haben schon daraus getrunken." Jesus erwiderte: "Wer dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fließt." "Dann gib mir dieses Wasser, Herr", bat die Frau, "damit ich nie mehr durstig bin und nicht immer wieder herkommen und Wasser holen muss!" Jesus entgegnete: "Geh und ruf deinen Mann. Dann kommt beide hierher!" "Ich bin nicht verheiratet", wandte die Frau ein. "Das stimmt", erwiderte Jesus, "verheiratet bist du nicht. Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt." Seite 3
4 Erstaunt sagte die Frau: "Ich sehe, Herr, du bist ein Prophet! Kannst du mir dann eine Frage beantworten? Unsere Vorfahren haben Gott auf diesem Berg dort angebetet. Warum also behauptet ihr Juden, man könne Gott nur in Jerusalem anbeten?" Jesus antwortete: "Glaub mir, die Zeit wird kommen, in der ihr Gott, den Vater, weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet. Ihr wisst ja nicht einmal, wen ihr anbetet. Wir aber wissen, zu wem wir beten. Denn das Heil der Welt kommt von den Juden. Doch es kommt die Zeit - ja, sie ist schon da -, in der die Menschen den Vater überall anbeten werden, weil sie von seinem Geist und seiner Wahrheit erfüllt sind. Von diesen Menschen will der Vater angebetet werden. Denn Gott ist Geist. Und wer Gott anbeten will, muss von seinem Geist erfüllt sein und in seiner Wahrheit leben." Die Frau entgegnete: "Ja, ich weiß, dass einmal der Messias kommen soll, der auch Christus genannt wird. Er wird uns schon alles erklären." Da sagte Jesus: "Du sprichst mit ihm. Ich bin der Messias." Als seine Jünger aus der Stadt zurückkamen, wunderten sie sich, dass er mit einer Frau redete. Aber keiner fragte ihn: "Was willst du von ihr? Warum sprichst du mit ihr?" Seite 4
5 Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: "Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß! Vielleicht ist er der Messias!" Neugierig liefen die Leute aus der Stadt zu Jesus.... Viele Leute aus Sychar glaubten allein deshalb an Jesus, weil die Frau überall erzählt hatte: "Dieser Mann weiß alles, was ich getan habe." Als sie nun zu Jesus kamen, baten sie ihn, länger bei ihnen zu bleiben, und er blieb noch zwei Tage. So konnten ihn alle hören, und schließlich glaubten noch viel mehr Menschen an ihn. Sie sagten zu der Frau: "Jetzt glauben wir nicht nur deshalb an Jesus, weil du uns von ihm erzählt hast. Wir haben ihn jetzt selbst gehört und wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt!" Lied der Samariterin (Musikteam) Auslegung 1 Liebe Gemeinde, das Gespräch zwischen Jesus und der Samariterin rankt sich um den Begriff lebendiges Wasser, im Griechischen υδωρ ζων. Das ist doppeldeutig: Es 1 Teilweise Anlehnung an Predigt Erntedank 2013 zu Joh 4 Seite 5
6 kann heißen: fließendes, frisches Wasser. Jesus aber verwendet diesen Begriff für etwas Anderes: Für eine geistliche Wirklichkeit, an der er uns Anteil geben kann: Man könnte es übersetzen als Wasser des Lebens. Wer normales, frisches, fließendes Wasser trinkt, bekommt immer wieder Durst. Wer das trinkt, was Jesus ihm reicht dieses Wasser des Lebens dessen Durst wird gestillt für immer. Welcher Durst soll das sein? Und was für ein Wasser? - Ich glaube, Jesus spricht hier nicht nur vom Durst, den wir in der Kehle verspüren. Sondern er spricht vom Durst hinter dem Durst: dem Durst nach Erfüllung, dem Durst nach Sinn, dem Durst nach Leben und nach Frieden. Dem Durst nach Geborgenheit und nach Gerechtigkeit. Diesen Durst verspricht Jesus zu stillen. Die Frau reagiert sofort vielleicht ein wenig naiv: Herr gib mir solches Wasser! Und wie geht es mir und dir? - Ich schließe mich spontan der Frau an. Meine Seele dürstet. Und ich sage zu Jesus mit der Frau: Herr, gib mir solches Wasser. Aber und da sind wir bei der zweiten Frage -: Was ist das denn für ein Wasser? - Wasser des Lebens? Wasser, das man trinkt und nie mehr durstig wird? Ich glaube, das ist ein Geheimnis, das nicht wirklich Seite 6
7 erklärt werden kann. Dennoch will ich versuchen, es in Worte zu fassen. Wir feiern heute die Auferstehung von Jesus. Jesus hatte gelebt, wie einer von uns: War 30 Jahre lang Mensch aus Fleisch und Blut gewesen, mit einem Leib wie wir ihn auch haben: ein Menschenherz hatte in seinem inneren geschlagen; Menschenaugen und Menschenohren hatte er gehabt. Dann wurde er gekreuzigt und starb. Als Auferstandener hatte Jesus auch wieder einen Leib. Sein Auferstehungsleib hing mit seinem irdischen Leib zusammen. Denn der war ja weg. Das Grab war leer. Und doch war der Auferstehungsleib ein ganz anderer, verwandelter, geistlicher Leib. Jesus konnte erscheinen und verschwinden. Er konnte essen, ohne verdauen zu müssen. Er konnte durch Wände gehen. Er konnte 500 Leuten gleichzeitig erscheinen. Er war in eine andere Wirklichkeit hinein auferstanden: in das, was das nizänische Glaubensbekenntnis die unsichtbare Welt nennt, die sich von unserer sichtbaren Welt unterscheidet. Sein neuer, verwandelter Leib war nicht mehr sterblich, sondern unsterblich. Mehr dazu bei Paulus in 1. Korinther 15. Und als solcher, der eigentlich zu einer ganz anderen Welt gehört Mein Reich ist nicht von dieser Welt, hat er selbst ja einmal gesagt gibt er sich seinen Jüngern doch zu erkennen: Erscheint ihnen. Das Wasser des Lebens, von dem Jesus der Sa Seite 7
8 mariterin erzählt, geht aus Jesus, dem Auferstandenen hervor. Es entspringt quasi in ihm. Es kommt aus einer anderen Welt, fließt aber jetzt schon zu uns herüber. Es stillt nicht den Durst unserer irdischen Leiber, sondern einen Durst, den unsere Seelen jetzt schon verspüren, der aber eigentlich in eine andere Welt hinüberdürstet: in jene unsichtbare Welt Gottes; in die Auferstehungswelt. Jesus gibt uns jetzt schon von diesem Wasser: Es ist die Verbindung mit ihm. Es ist seine gnadenreiche Gegenwart, die unseren Lebensdurst, unseren Lebenshunger stillt, und die, wie Jesus es sagte, ins ewige Leben hineinführen wird. Und weil unser irdischer Leib am Tag der Auferstehung nicht einfach entsorgt werden wird, sondern von diesem Leib die gewaltige Verwandlung ins Auferstehungsleben hinein ausgehen wird, beides also in einer Beziehung steht, hat Jesus auch das Wasser des Lebens, das er schenkt mit unserem irdischen Wasser in eine Beziehung gesetzt: In der Taufe. Die geschieht mit ganz normalem Wasser. Und dieses Wasser nun benutzt Gott, um uns mit Jesus Christus bleibend zu verbinden: mit Jesus, der das Wasser des Lebens ist. Soweit mein Versuch, das Unerklärliche doch irgendwie zu erklären. Das besondere daran ist: Die Auferstehung Jesu rückt dadurch in ein völlig neues Licht: Sie rückt mir nahe. Sie kommt zu mir in mein Leben. Seite 8
9 Vom Ereignis vor 2000 Jahren, über dessen Glaubwürdigkeit ich unendlich fachsimpeln könnte, und das weit weg ist, wird der Auferstandene zum Wasser des Lebens für mich jetzt. Vom Wesen, das in einer fernen, für mich ungreifbaren göttlichen Wirklichkeit schwebt, die mich Irdischen aber (noch) nicht angeht, wird der auferstandene Jesus zu dem, der jetzt hier ist: der sich mir gibt und meinen Lebensdurst stillt in Zeit und Ewigkeit. Jesus ist auferstanden. Und er ist da. Alleluja. Seite 9
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