Zusammenfassung. Hintergrund: Im Rahmen dieser Untersuchung wurde die Reichweite bei der Verwendung
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- Ingelore Kranz
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1 Originalarbeit Schlüsselwörter Wischdesinfektion Reichweite Tücher Alkohol Quaternäre Ammoniumverbindungen Wirksamkeit Mike Peters 1, Judith Heidel 1, Katrin Steinhauer 1 * Schülke & Mayr GmbH, Forschung & Entwicklung, Norderstedt, Deutschland Untersuchung der Reichweite von ready-to-use-tüchern zur Wischdesinfektion von Oberflächen Coverage of ready-to-use wipes used for surface disinfection Keywords Surface disinfection Coverage Wipes Alcohol Quaternary ammonium compounds Efficacy *Korrespondierende Autorin Dr. Katrin Steinhauer Schülke & Mayr GmbH Forschung & Entwicklung Robert- Koch-Str Norderstedt Deutschland katrin.steinhauer@schuelke.com Zusammenfassung Hintergrund: Im Rahmen dieser Untersuchung wurde die Reichweite bei der Verwendung von ready-to-use-wischtüchern zur Flächendesinfektion untersucht, da für eine wirksame Wischdesinfektion eine gute Benetzung der Oberfläche mit Wirkstofflösung maßgeblich ist. Methode: In einem Praxistest von wirkstoffgetränkten Wischtüchern (ready-to-use wipes) zur Flächen-Wischdesinfektion wurde untersucht, wie groß die ununterbrochen mit Wirkstofflösung benetzbare Fläche pro Tuch ist ( Reichweite ). Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die maximal möglichen Reichweiten variieren und es konnten zum Teil erhebliche Unterschiede in der Reichweite bei Tüchern mit vergleichbarer Wirkstoffbasis festgestellt werden. Des Weiteren wurden mit wirkstoffgetränkten Wischtüchern auf Grundlage von quaternären Ammoniumverbindungen im Vergleich zu den Reichweiten bei Wipes auf alkoholischer Grundlage insgesamt größere Reichweiten erzielt. Schlussfolgerung: Neben der chemischen Zusammensetzung der Wirkstofflösung (alkoholisch oder wässrig) spielt insbesondere das Aufnahme- und Abgabevermögen des Tuches in Bezug auf die Wirkstofflösung eine wichtige Rolle für die erzielte Reichweite. Die Größe des Tuches ist dabei von untergeordneter Bedeutung, wie in den Untersuchungen gezeigt werden konnte. HygMed 2011; 36 [4]: Summary Background: In this study the coverage of ready-to-use surface-disinfection wipes was investigated, as good wetting with active-ingredient can be regarded crucial for disinfection efficacy. Method: A practical test was performed on ready-to-use surface-disinfection wipes to determine the surface area that can be continuously wetted with active-ingredient solution per wipe (i.e. the coverage ). Results: It was established that the maximum possible coverages vary. In some cases, substantial differences in coverage were identified for wipes with an equivalent active-ingredient content. In addition, the coverages achieved with wipes that had been impregnated with quaternary ammonium compounds were, on the whole, greater than those obtained with alcoholbased wipes. Conclusion: Aside from the chemical composition of the active-ingredient solution (alcoholic or aqueous), a further factor that plays a key role in determining the coverage obtained is the wipe s absorption-and-release capacity as far as the active-ingredient solution is concerned. The size of the wipe is of secondary importance, as was demonstrated in the tests. Einleitung Flächendesinfektion als Präventionsstrategie in der Krankenhaushygiene wurde viele Jahre intensiv diskutiert [1, 2]. Heute wird zunehmend klar, dass selbst als unkritisch bezeichnete Flächen in Krankenhäusern zu nosokomialen Infektionen beitragen können [3], was Flächendesinfektion zur Begrenzung der Verbreitung von Infektionserregern und zur Eliminierung von deren Quellen sinnvoll macht 128
2 Originalarbeit [4]. Dies gilt vor allem für die patientennahe Wischdesinfektion als wichtiger Basishygienemaßnahme in klinischen und ambulanten Bereichen, welcher zudem bei Patienten mit Problemkeimen einschließlich Patienten mit Verdacht auf bzw. nachgewiesener Influenza eine besondere Bedeutung zukommt [5,6]. Dabei gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, die die Wirksamkeit der Wischdesinfektion auf unbelebten Oberflächen beeinflussen können, wie beispielsweise die Art der verwendeten Wischmaterialien [7] sowie das Adsorptionsverhalten der in den Wischmaterialien verwendeten Fasern [8, 9]. Als ein weiterer wichtiger Faktor für eine wirksame Wischdesinfektion wurde im Rahmen dieser Untersuchung die Reichweite der Flächendesinfektion bei der Verwendung von ready-to-use-wischtüchern untersucht, da für eine wirksame Wischdesinfektion eine gute Benetzung der Oberfläche mit Wirkstofflösung unerlässlich ist. Die Reichweite ist dabei als die Fläche in Quadratmetern definiert, die mit einem frischen Tuch in einem Arbeitsgang ohne Unterbrechung des Wirkstofffilms benetzt werden kann. Neben der Bestimmung der Reichweite wurde dabei im Rahmen dieser Untersuchung auch der Einfluss der Tuchgröße auf die Reichweite untersucht. Damit wird ein weiterer praktisch relevanter Aspekt der Wischdesinfektion betrachtet, der sich von der Erfassung der herkömmlichen antimikrobiellen in vitro-wirkungen von Flächendesinfektionsmitteln unterscheidet und eine wichtige zusätzliche Information für eine wirksame Wischdesinfektion in der Praxis darstellt. Material und Methoden Ready-to-use Wischtücher In die Untersuchung wurden folgende kommerziell erhältliche ready-to-use Tücher zur Wischdesinfektion auf alkoholischer Wirkstoffbasis einbezogen: mikrozid AF wipes, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; mikrozid AF Jumbo wipes, Schülke & Mayr, GmbH, Norderstedt; mikrozid AF wipes premium, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; FD 350 Desinfektionstücher Classic, Dürr Dental AG, Bietigheim-Bissingen; Minuten Wipes, Alpro Dental, St. Georgen; Meliseptol HBV Tücher, B. Braun Melsungen AG; Bacillol Tissues, Bode-Chemie, Hamburg; Sani-Cloth Tabelle 1: Darstellung der in dieser Studie untersuchten ready-to-use Tücher auf alkoholischer Wirkstoffbasis. Neben den Angaben zur Zusammensetzung der Wirkstofflösung (gem. Herstellerangaben) sind Wischtuchfläche sowie Tucheigenschaften (Tuchdicke und Tuchfeuchtigkeit) angegeben. Die Tuchdicke wurde mit +,, + oder beurteilt. Die Tuchfeuchtigkeit wurde mit, leicht trocken, trocken oder sehr trocken bewertet. Nr. 100g Wirkstofflösung enthält Tuchdicke/ -feuchte A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7 A8 A9 A10 25 g Ethanol (94%ig) 35 g Propanol-1-ol 25 g Ethanol (94%ig) 35 g Propanol-1-ol 25 g Ethanol (94%ig) 35 g Propanol-1-ol jeweils pro Tuch 0,79 g Propan-1-ol 0,64 g Ethanol 45 g Ethanol 15 g Isopropanol 0,1 g Chlorhexidindigluconat 0,08 g Trialkylethoxyammoniumpropionat 0,05 g Alkylaminderivate 50,0 g Propanol-1-ol 0,075 g Didecyldimethylammoniumchlorid 45 g Propan-1-ol 25 g Propan-2-ol 4,7 g Ethanol 100 ml enthalten: 70 ml 2-Propanol 30 g Propan-2-ol 30 g Propan-1-ol 30 g Propan-2-ol 30 g Propan-1-ol 0,2 1 % Alkyl(C12-18)dimethyl- Benzyl-Ammoniumchlorid 0,2 1 % Alkylmethylethylbenzyl- Ammoniumchlorid 70, Ecolab Deutschland GmbH, Düsseldorf; kodan wipes, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; kodan wipes premium, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt). Außerdem wurden auf dem Markt erhältliche Wischtücher zur Desinfektion von Flächen untersucht, deren Wirkstoffsystem auf quaternären Ammoniumverbindungen basiert. Hier wurden die folgenden Präparate in die Studie einbezogen: mikrozid sensitive wipes, Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; mikrozid sensitive wipes premium (24 Stk.), Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; mikrozid sensitive wipes premium (48 Stk.), Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; FD 300 Top Wipes, Dürr Dental AG, Bietigheim-Bissingen; Plastisept- Wipes, Alpro Dental, St. Georgen; Sani- Cloth Active, Ecolab Deutschland GmbH, Düsseldorf; Microbac Tissues Flow-Pack, + sehr trocken + + leicht trocken Wischtuchfläche (m 2 ) 0, , , , , , , , , ,03360 Bode-Chemie GmbH, Hamburg. Alle untersuchten Präparate waren zum Zeitpunkt der Untersuchung VAH-gelistet. Erfasst wurde neben der Zusammensetzung der ready-to-use Wipes auch die Wischtuchgröße (Tabellen 1 und 2). Experimentelle Bedingungen Als Testflächen wurden vier direkt aneinandergereihte Labortische verwendet (jeweils mit typischer Melaminharzbeschichtung und einer Tischfläche von cm resp. Gesamtfläche 1,78 m 2 ). Alle Tests wurden in einem nicht-klimatisierten Raum bei einer Raumtemperatur von ca. 25 ± 5 C durchgeführt. Während der Experimente wurde standardisierte Schutzbekleidung getragen (Schutzbrille, Schutzhandschuhe aus Butylkautschuk, Laborkittel). 129
3 Originalarbeit Tabelle 2: Darstellung der in dieser Studie untersuchten ready-to-use Tücher auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen. Neben den Angaben zur Zusammensetzung der Wirkstofflösung (gem. Herstellerangaben) sind Wischtuchfläche sowie Tucheigenschaften (Tuchdicke und Tuchfeuchtigkeit) angegeben. Die Tuchdicke wurde mit +,, + oder beurteilt. Die Tuchfeuchtigkeit wurde mit, leicht trocken, trocken oder sehr trocken bewertet. Nr. 100g Wirkstofflösung enthält Tuchdicke/-feuchte Wischtuchfläche (m 2 ) Q1 Q2 Q3 Q4 Q5 0,26 g Benzyl-C12-16-alkyldimethylchlorid 0,26 g Didecyldimethylammoniumchlorid 0,26 g Benzyl-C12-14-Alkyl [(ethylphenyl)methyl] dimethylchlorid 0,26 g Benzyl-C12-16-alkyldimethylchlorid 0,26 g Didecyldimethyl ammoniumchlorid 0,26 g Benzyl-C12-14-Alkyl [(ethylphenyl)methyl] dimethylchlorid 0,26 g Benzyl-C12-16-alkyldimethylchlorid 0,26 g Didecyldimethyl ammoniumchlorid 0,26 g Benzyl-C12-14-Alkyl [(ethylphenyl)methyl] dimethylchlorid jeweils pro Tuch 0,029 g 3-Aminopropyl-dodecyl-1,3-propandiamin 0,017 g Didecyl-Methyl-Poly(Oxyethyl) ammoniumpropionat jeweils in Gewichts-Prozent 0,2-1 % Alkyl(C12-18)dimethyl-Benzyl-Ammoniumchlorid 0,2-1% Alkylmethylethylbenzyl-Ammoniumchlorid leicht trocken Q6 0,45 g Didecyldimethylammoniumchlorid + leicht trocken Q7 0,4 g Benzyl-C12-18-alkyldimethylammoniumchlorid 0,4 g Didecyldimethylammoniumchlorid 0, , , , , , ,03420 Durchführung Vor und nach dem Test jedes einzelnen Produktes wurden die Tisch-Oberflächen mit mikrozid AF liquid gereinigt (Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt; Präparat zur Schnelldesinfektion von Medizinprodukten auf alkoholischer Basis). Nach vollständiger Auftrocknung wurden pro Test jeweils die ersten zehn aus den Packungen entnommenen Tücher verworfen (Dose, Softpacks etc.; bei kleineren Packungen weniger). Das dann entnommene Tuch wurde ausgebreitet und ggf. einmal gefaltet, um es besser handhaben zu können (Tücher A2 und Q4). Anschließend wurde unter gleichbleibender Geschwindigkeit zunächst auf dem ersten Tisch mittig eine Bahn und anschließend, von der linken oberen Ecke ausgehend, in Schlaufen die Testfläche gleichmäßig gewischt. Beurteilung und Auswertung Im Gegenlicht wurde dann beurteilt, wann die Gesamtoberfläche nicht mehr vollständig von der, in dem jeweils getesteten Wischtuch enthaltenen Desinfektionslösung benetzt wurde und der Lösungsfilm zerriss. Die Länge der Wischbahn mit vollständiger Oberflächenbenetzung wurde ausgemessen und die Gesamtbenetzung in Quadratmetern berechnet ( Flächen- Reichweite ). Bei allen Präparaten wurden Doppelbestimmungen am gleichen Tag durchgeführt, sowie Wiederholungen der Benetzungs-Reichweitentests an drei verschiedenen Tagen. Insgesamt wurde jedes Präparat somit sechsmal von unterschiedlichen Personen getestet, um die interindividuelle Varianz bei der Beurteilung der Ergebnisse miteinzubeziehen. Statistik Zur Darstellung der Prüfergebnisse wurden pro untersuchter Probe die arithmetischen Mittelwerte der Reichweiten vollständiger Benetzung (in Quadratmetern) sowie die Standardabweichungen (interindividuelle Varianz) von jedem einzelnen Präparat berechnet und grafisch dargestellt. Ergebnisse Alkoholische Tücher Die Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung der Tücher mit alkoholischer Wirkstofflösung sind in Abbildung 1 dargestellt. Wie aus dieser Abbildung hervorgeht, erreichten drei Präparate mittlere Reichweiten der vollständigen Benetzung von über 0,4 m 2 (A2, A3, A10). Weitere vier Präparate lagen bei einer Reichweite zwischen 0,23 und 0,34 m 2 (A1, A4, A6, A9). Die restlichen drei Präparate erreichten im Mittel eine un- unterbrochene Benetzungsfläche von 0,08 bis 0,17 m 2. In Abbildung 2 sind außerdem die Tuchfläche und die jeweils erzielte Reichweite einander gegenübergestellt. Wie diese Abbildung zeigt, schwankte die Größe der geprüften alkoholischen Wischtücher, bis auf eine Ausnahme, um einen Durchschnittswert von 0,0298 m 2 (0,032 m 2 bei Berücksichtigung von A2). Die Ergebnisse zeigen, dass die Tuchfläche keinen direkten Einfluss auf die Reichweite hat. So konnten bei Tüchern mit nahezu identischer Tuchgröße (A1, A5, A8) große Unterschiede in Bezug auf die jeweilige Reichweite festgestellt werden: Reichweite von 0,34 ± 0,1 m 2 für Tuch A1; Reichweite von 0,08 ± 0,01 m 2 für Tuch A5 und Reichweite von 0,1 ± 0,01 m 2 für Tuch A8. Des Weiteren hat das Tuch A2 zwar die größte Tuchfläche, wobei die nachgewiesene Reichweite aber bei Tuch A3 am größten war. Bei dem Vergleich von Tuchdicke und Reichweite ergab sich folgendes Bild: Das Tuch, mit der geringsten Tuchdicke war in dieser Untersuchung Tuch A5 (Tabelle 1), mit welchem gleichzeitig auch die geringste mittlere Reichweite (Abbildung 1) erzielt wurde. Mit den Tüchern A3 und A10, die im Versuch die größte Tuchdicke () aufwiesen (Tabelle 1), wurden gleichzeitig auch die größten Reichwei- 130
4 Originalarbeit ten erzielt (Abbildung 1), Bei Tüchern mit mittleren Tuchdicken ( bis +) konnte dagegen keine so deutliche Korrelation zwischen erzielter Reichweite und Tuchdicke festgestellt werden. So wurden beispielsweise mit den Tüchern A7 und A8 im Vergleich zu den Tüchern A1, A2, A4, A6 und A9 () geringere mittlere Reichweiten erzielt, obwohl die Tücher A7 und A8 als etwas dicker (+) beurteilt wurden (Tabelle 1 und Abbildung 1). Tücher auf Grundlage quaternärer Ammoniumverbindungen Die Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung der Tücher mit Wirkstofflösung auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen sind in Abbildung 3 dargestellt. Wie aus dieser hervorgeht, erreichten drei Präparate mittlere Reichweiten ohne Filmriss von knapp unter (Q2, Q4) und sogar von über 1 m 2 (Q3). Mit drei weiteren Tüchern waren Flächen ohne Unterbrechung des Wirkstofffilms um 0,5 m 2 zu erzielen (Q1, Q6, Q7). Ein Präparat schließlich erreichte ununterbrochene Benetzungsflächen von weniger als 0,2 m 2 (Q5). Die Größe der untersuchten Wischtücher auf Grundlage quaternärer Ammoniumverbindungen schwankte, bis auf eine Ausnahme, um einen Durchschnittswert von 0,032 m 2 (0,036 m 2 bei Berücksichtigung von Q4, siehe Abbildung 4). Bei den Tüchern mit Wirkstofflösung auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen zeigte die Gegenüberstellung von Tuchdicke und Reichweite, dass die Tücher Q2, Q3 und Q4, mit denen die größten mittleren Reichweiten erzielt wurden, gleichzeitig auch zu den dicksten Tüchern () gehörten (Tabelle 2 und Abbildung 2). Mit den dünneren Tüchern (Q1, Q5, Q6) wurden dagegen deutlich geringere mittlere Reichweiten erzielt (Tabelle 2 und Abbildung 2). Bei Tuch Q7 war auffallend, dass obwohl dieses Tuch auch zu den dickeren Tüchern gehörte (), keine deutlich höhere Reichweite im Vergleich zu den Tüchern Q1, Q5 und Q6 erzielt werden konnte. Die Verwendung von Tüchern zur Wischdesinfektion in der Praxis unterliegt selten standardisierten Parametern und es muss zudem eine wirksame Wischdesinfektion auch in nicht-klimatisierten Räumen gewährleistet sein. Daher wurden alle Untersuchungen in nicht-klimatisierten Räumen im Sommer durchgeführt. Bei Verwendung der Tücher in klimatisierten Räumen ist davon auszugehen, dass die absoluten Werte für die Reichweiten aller getesteten Wischtücher insgesamt höher ausfallen können, wobei die relativen Unterschiede zwischen den einzelnen Tüchern davon unbetroffen Abbildung 1: Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung von ready-to-use Tüchern mit alkoholischer Wirkstofflösung. Dargestellt sind die Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung in m 2 pro Testtuch (A1 A10) als Mittelwerte mit Standardabweichung. Die Reichweite ist dabei definiert als die Fläche in m 2, die mit einem frischen Tuch in einem Arbeitsgang ohne Unterbrechung des Wirkstofffilms benetzt werden konnte. Tuchfläche (m 2 ) Abbildung 2: Gegenüberstellung von erzielter Reichweite und Tuchgröße der Tücher mit alkoholischem Wirkstoffsystem. Die Reichweite (dargestellt als Mittelwerte mit Standardabweichung) der alkoholgetränkten Wischtücher ist in dieser Grafik im Vergleich zur Größe der verwendeten Tücher (dargestellt als Einzelwerte) aufgetragen. Die Grafik zeigt, dass es keine direkte Korrelation zwischen der Reichweite und der Tuchgröße bei den untersuchten Tüchern gibt. 131
5 Originalarbeit desinfektion die Materialwahl der Wischtücher entscheidend für die Freisetzung der zur Desinfektion notwendigen Wirkstoffmenge ist. In der Praxis ist neben der Freisetzung der Wirkstoffe aber auch die Benetzung der zu desinfizierenden Oberfläche ein wichtiges Kriterium für eine effektive Wischdesinfektion. So konnte erst kürzlich gezeigt werden, dass bei der Verwendung von 2-Propanol die wirkstoffimprägnierten Wischtücher im Vergleich zu trockenen Tüchern, die mit 2-Propanol besprüht wurden zu einer besseren Dekontamination artifiziell kontaminierter Oberfläsind. Von der Handhabung her zeigten sich keine auffallenden Unterschiede der in dieser Studie untersuchten Tücher zur Wischdesinfektion. Diskussion Der Wischdesinfektion kommt bei der Vermeidung der Transmission von Erregern im patientennahen Umfeld eine besondere Bedeutung zu und sie ist bei der Reduktion nosokomialer Infektionen von prinzipieller Wichtigkeit [3, 4]. Dabei ist die Verwendung wirkstoffgetränkter ready-to-use-tücher aufgrund der einfachen Handhabung in der Praxis weit verbreitet. Für eine mikrobiologisch wirksame Dekontamination unbelebter Oberflächen bei der Wischdesinfektion ist eine Vielzahl verschiedener Parameter von Bedeutung. So konnten Bloß et al. beispielsweise zeigen, dass es insbesondere bei der Verwendung von Benzalkoniumchlorid (BAC) als kationischem Wirkstoff zu unerwünschten Wechselwirkungen mit Tuchfasern kommen kann [8, 9]. Die Autoren konnten zeigen, dass die Verwendung bestimmter Fasermaterialien (insbesondere Viskose oder Baumwolle) zu einer starken Adsorption von BAC aus der Wirkstofflösung an die Tuchfaser führen kann und kommen zu dem Schluss, dass für eine effektive Wischdesinfektion auch die Auswahl der Tuchqualität von großer Bedeutung ist. Auch MacDougall und Morris [10] konnte zeigen, dass bei der Wisch- chen führten [11]. Das Vortränken der Tücher erhöht offenbar die mikrobiologische Wirksamkeit bei der praktischen Anwendung. Dieses Ergebnis steht in guter Übereinstimmung zu den Ergebnissen der von uns durchgeführten Untersuchungen: So konnte gezeigt werden, dass die Reichweite bei der Flächenbenetzung für unterschiedliche Tücher vergleichbarer Größe und Wirkstoffbasis stark variiert. Es konnte kein maßgeblicher Einfluss der Tuchgröße auf die Reichweite festgestellt werden. Vielmehr zeigen die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung, dass auch das Aufnah- Abbildung 3: Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung von ready-to-use Tüchern mit Wirkstofflösung auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen. Dargestellt sind die Ergebnisse der Reichweitenuntersuchung in m 2 pro Testtuch (Q1 Q7) als Mittelwerte mit Standardabweichung. Die Reichweite ist dabei definiert als die Fläche in m 2, die mit einem frischen Tuch in einem Arbeitsgang ohne Unterbrechung des Wirkstofffilms benetzt werden konnte. Tuchfläche (m 2 ) Abbildung 4: Gegenüberstellung von erzielter Reichweite und Tuchgröße der Tücher mit Wirkstoffsystem auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen. Die Reichweite (dargestellt als Mittelwerte mit Standardabweichung) der Wischtücher mit einem Wirkstoffsystem auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen ist in dieser Grafik im Vergleich zur Größe der verwendeten Tücher (dargestellt als Einzelwerte) aufgetragen. Die Grafik zeigt, dass es in Analogie zu den alkohol-basierten Tüchern auch hier keine direkte Korrelation zwischen der Reichweite und der Tuchgröße bei den untersuchten Tüchern gibt. 132
6 Originalarbeit me- und Abgabeverhalten verschiedener Wischtücher bei vergleichbarer Wirkstofflösung in Zusammenhang mit den Gewebeeigenschaften der verwendeten Tuchqualität, nicht aber mit der Größe des Tuches stehen. Der Tuchqualität bei der Verwendung von ready-to-use-tüchern zur Wischdesinfektion kommt also noch eine weitere wichtige Bedeutung zu: Sie hat einen direkten Effekt auf die Benetzung der Oberfläche und spielt damit in der Praxis bei der Wirksamkeit der Wischdesinfektion eine wichtige Rolle. Dieses ist insbesondere vor dem Hintergrund der mikrobiologischen Wirksamkeit von Bedeutung. So kann aus den vorliegenden Untersuchungen zwar nicht direkt auf die Desinfektionsleistung der untersuchten ready-to-use Tücher geschlossen werden, da im Rahmen dieser Studie keine mikrobiologischen Untersuchungen durchgeführt wurden. Da jedoch eine gut benetzte Oberfläche die Voraussetzung für eine wirksame Desinfektion darstellt, ist folglich bei unzureichender Benetzung auch von einer Beeinträchtigung der mikrobiologischen Wirksamkeit auszugehen, wie es auch von Panousi et al. [11] bei der mikrobiologischen Untersuchung künstlich kontaminierter Oberflächen gefunden wurde. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen außerdem, dass die maximal möglichen Reichweiten bei wirkstoffgetränkten Wischtüchern auf Grundlage von quaternären Ammoniumverbindungen fast doppelt so hoch sind wie die maximal möglichen Reichweiten bei Wipes auf alkoholischer Grundlage. Dies ist vor dem Hintergrund des deutlich höheren Dampfdrucks von Alkoholen im Vergleich zu wässrigen Systemen, zu denen Wirkstoffsysteme auf Basis quaternärer Ammoniumverbindungen zählen, nicht verwunderlich und sollte in der Praxis berücksichtigt werden. Des Weiteren birgt eine optimierte Wischdesinfektion mit ready-to-use-tüchern auch wirtschaftliche Vorteile. So sind bei Tüchern mit höherer Wisch-Reichweite insgesamt geringere Einkaufs- und Entsorgungskosten im Vergleich zu ansonsten wirkstoffähnlichen Produkten zu erwarten. Literatur 1. Exner M. Divergent opinions on surface disinfection: myths or prevention? A review of the literature. GMS Krankenhhyg Interdiszip Sep 13;2(1):Doc Rutala WA, Weber DJ, Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee (HICPAC): Guideline for Disinfection and Sterilization in Healthcare Facilities, Centers of Disease Control and Prevention, Atlanta, Weber DJ, Rutala WA, Miller MB, Huslage K, Sickbert-Bennett E: Role of hospital surfaces in the transmission of emerging health careassociated pathogens: norovirus, Clostridium difficile, and Acinetobacter species. Am J Infect Control Jun;38(5 Suppl 1):S Meyer B. Flächendesinfektion im Patientenumfeld kann sie nosokomiale Infektionen verhindern? Hyg Med 2010;35(7-8): Baum H, Dettenkofer M, Heeg P, Schröppel K, Wendt C: Konsensusempfehlung Baden-Württemberg: Umgang mit Patienten mit hochresistenten Enterobakterien inklusive ESBL-Bildnern. Hyg Med 2010;35(1.2): Robert Koch-Institut: Empfehlungen des Robert Koch- Institutes zu Hygienemaßnahmen bei Patienten mit Verdacht auf bzw. nachgewiesener Influenza. Berlin, August Wren MW, Rollins MS, Jeanes A, Hall TJ, Coën PG, Gant VA: Removing bacteria from hospital surfaces: a laboratory comparison of ultramicrofibre and standard cloths. J Hosp Infect Nov;70(3): Bloss R, Meyer S, Kampf G: Adsorption of active ingredients of surface disinfectants depends on the type of fabric used for surface treatment. J Hosp Infect May;75(1): Bloß R, Meyer S, Kampf G: Das Adsorptionsverhalten von Wirkstoffen in Flächen- Desinfektionsmitteln hängt von der Art des verwendeten Tuchgewebes ab. Krh.-Hyg. + Inf.verh. 2010; 32(3)-4: MacDougall KD, Morris C. Optimizing disinfectant application in healthcare facilities. Infect Control Today 2006;June:62-7 ( ho8kr8). 11. Panousi MN, Williams GJ, Girdlestone S, Hiom SJ, Maillard JY. Evaluation of alcohol wipes used during aseptic manufacturing. Lett Appl Microbiol May;48(5): Interessenkonflikt Die Autoren Mike Peters, Judith Heidel und Katrin Steinhauer sind Angestellte der Firma Schülke & Mayr GmbH, Norderstedt. 133
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