PRIX LIGNUM GOLD 6 / 7
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- Bernhard Beutel
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1 PRIX LIGNUM GOLD VERGOLDETES DEPOT FÜR HISTORISCHE PO In der ländlichen Umgebung wirkt es auf den ersten Blick eher wie ein Stall und doch ist das neue Depot des Museums für Kommunikation in Schwarzenburg ein be 6 / 7 Es erfüllt nicht nur ökologische Kriterien und strenge konservatorische Vorgaben, sondern erhielt nun auch den Prix Lignum in Gold. Text Rahel Perrot Fotos Ralph Hut
2 STAUTOS merkenswertes Gebäude. BAUWERK
3 PRIX LIGNUM GOLD 1 Es ist ein eher ungewöhnlicher Ort für ein Museumsdepot, das Kulturgüter langfristig sicher vor äusseren Einflüssen schützen soll. Auf einer weiten Ebene zwischen Schwarzenburg und Mamishaus, wo Landwirtschaft, grosse Eichenbäume und das teils garstige Wetter die Umgebung prägen, sendete von 1939 bis 1998 der Kurzwellensender Schwarzenburg für den Auslandrundfunk Schweizer Radio International. Seit dessen Betriebseinstellung unterhält das Museum für Kommunikation in diesen Räumlichkeiten sein zentrales Lager mit Objekten aus den Bereichen Telekommunikation, Post und Verkehr. Dazu gehören unter anderem Postkutschen, Postautos, aber auch Fernsehreportagewagen oder Telegrafen- und Telefonapparate entschied sich die Museumsstiftung für eine klimatische Sanierung der Gebäude. Gleichzeitig sollten die Lagerkapazität und die Lagertechnik optimiert sowie die gesamten Exponate an einem Ort zentralisiert werden. Die Sanierungsarbeiten wurden etappenweise ausgeführt, so dass die Sammlung an Ort und Stelle bleiben konnte. So galt es in einem ersten Schritt, die Aussenhalle für die Fahrzeuge mit einem Neubau zu ersetzen. Danach erfolgte die Sanierung der Depot räume im ehemaligen Kurzwellensender. STALL FÜR FAHRZEUGE Die neu gebaute Halle wurde als blechverkleidete Holzarchitektur konzipiert, die sich in die ländliche Umgebung einfügt und auf den ersten Blick an einen grossen Stall erinnert. Die tragende Holzkonstruktion liegt aussen. Die Fachwerkträger sind mittig auf V-Stützen abgestellt und überspannen eine Gebäudelänge von 52 Metern. Die Wände bestehen aus Rahmenbauelementen, die Decke ist eine Brettstapeldecke aus Weisstannenholz. Diese hilft mit, das Klima im Innern auszugleichen. Neben dem Tor und den Fluchtwegtüren gibt es ausser den Deckenöffnungen für die Entrauchung keine Öffnungen im Bauwerk. Ein Lüftungsgerät sorgt für den aus konservatorischen Gründen nötigen, minimalen Luftaus- tausch. Dies geschieht aber nur, wenn die Luft draussen weniger feucht ist als im Innern der Halle. Messgeräte überwachen die entsprechenden Werte und steuern das System. Die Elementwände sind gedämmt; im Süden und Westen zusätzlich mit Zellulose, um je nach Jahreszeit eine bessere Kühlung beziehungsweise Erwärmung zu erhalten. Die Mas se des Betonbodens wird im Randbereich mit einem TABS (thermoaktiven Bauteilsystem) aktiviert, was ebenfalls zur Klima- beziehungsweise Feuchteregulierung beiträgt. Der Vordach Achse Flugpfette A B C D E Giebelträger GL28k, 280x400 mm Das Projekt die Fakten Auszeichnung: Prix Lignum in Gold Objekt: Depot Museum für Kommunikation, Schwarzenburg (BE) Fertigstellung: 2013 Bauherrschaft: Museum für Kommunikation, Bern Architektur/Planung: Architekturbüro Patrick Thurston, Bern Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure GmbH, Thun Holzbau: Remund Holzbau AG, Schwarzenburg Gew. Terrain = Terrain neu Grenze 1.61 Fassadenflucht 1.03 Stütze GL24h 160x280 mm / 9
4 Giebelträger GL28k, 280x400 mm BAUWERK 2 1 Situationsplan Depot Museum für Kommunikation, Schwarzenburg (BE). 2 West- und Nordansicht des Neubaus. 3 Schnitt der Südfassade Fassade/Dach Etappe 2 Fassade/Dach Etappe 1 F G H I J K L M N O P Q R S T U Achse Flugpfette Vordach OK First GH = OK Traufe OK Dachboden Traufe Anschlusszone Stütze in Deckenstirne Anschlusszone Stütze in Deckenstirne ± Gew. Terrain Mitte Südfassade Stütze GL24h 160x280 mm Stütze GL24h 160x280 mm ± Etappenfuge Gew. Terrain = Terrain neu ±0.00 OK EG Fundamentsohle Grenze Fundamente Etappe 2 Fundamente Etappe 1 Fassadenflucht 3
5 PRIX LIGNUM GOLD 4 4 Mit den «Geräuschworten», die auf den V-Stützen aufgemalt sind, hat der Berner Autor Beat Sterchi die Fahrzeuge zu neuem Leben erweckt. Aufgrund von Recherchen und Gesprächen mit ehemaligen Chauffeuren entstanden kurze Geschichten. Diese wurden als Geschenk für das Museum von den Handwerkern und Ingenieuren finanziert und von den Architekten selbst aufgemalt. Entscheid für eine Holzkonstruktion wurde dadurch begünstigt, dass der Neubau wegen der alten Halle in Etappen gebaut werden musste. «Am gleichen Standort stand das alte, nur halb so grosse Depot eine Alu-Panel- Konstruktion, in der ein Teil der Fahrzeuge untergebracht waren», so der verantwortliche Architekt Patrick Thurston aus Bern. «Nachdem die erste Hälfte des Neu baus erstellt war, wurden die Fahrzeuge umgelagert, die alte Halle wurde abgebrochen und anschliessend die zweite Hälfte gebaut. Diese Bauweise unter Betrieb wäre mit einer anderen Konstruktion kaum umsetzbar gewesen.» 10 / 11 Architekt Patrick Thurston sieht zwei Aspekte, die bei der Planung der neuen Halle massgebend waren: «Zum einen mussten wir ein Bauwerk von der Grösse eines Eishockeyfeldes bestmöglich in die Landschaft integrieren. Zum andern wollten wir eine Fahrzeughalle schaffen, in der das Raumklima durch passive Massnahmen wie Lenkung der Beschattung, optimierte Energiebezugsfläche und ausgleichende Materialien unterstützt wird», so der Architekt. Denn nebst den hohen konservatorischen Anforderungen an das künftige Raumklima stellte auch das zur Verfügung stehende Budget die Planer vor grosse Herausforderungen. Wo andere De-
6 BAUWERK pots voll und ganz auf technische Klimatisierung setzen, mussten Alternativen her, da dies finanziell und auch aus Sicht des hohen Energieverbrauches nicht in Frage kam. «Das Gebäude volumen haben wir daher kompakt gehalten, um den klimatisch zu kontrollierenden Raum zu begrenzen. Das grosse Wetter- und Schattendach, die Wandlamellen im Süden und Westen, die im Winter eine passive Nutzung der Energie erlauben, im Sommer hingegen Schatten spenden, sorgen für die geforderten klimatische Bedingungen im Innern der Halle», erklärt Patrick Thurston die simplen, aber effektvollen Massnahmen. «Mit der neuen Fahrzeughalle ist uns ein umweltfreundliches Langzeitlager gelungen, das nach ökologischen Kriterien einen geschützten Raum bietet, der mit minimaler Einwirkung von Fremdenergie betrieben werden kann.» DISKURS ÜBER QUALITÄT Das Architekturbüro Patrick Thruston durfte mit dem diesjährigen Prix Lignum zum zweiten Mal hintereinander die Auszeichnung in Gold entgegennehmen. Nach dem Bären- Wald haus im Tierpark Dählhölzli in Bern 2012 gibt es nun also die höchste Auszeichnung für das Museumsdepot. Thurston ehrt diese erneute Wahl, trotzdem bereitet sie ihm auch ein wenig Unbehagen. «Ich bin da wohl etwas naiv. Auch wenn ich voll und ganz hinter den jeweiligen Projekten stehe, so hätte ich bei Architekturbüro Patrick Thurston Der gelernte Hochbauzeichner und Autodidakt Patrick Thurston machte sich 1994 mit seinem eigenen kleinen Architekturbüro selbstständig. Sein vierköpfiges Team betreut Bauvorhaben vorwiegend in den Bereichen Denkmalschutz, Kultur und Zoo- Architektur. So gewann das Architekturbüro Patrick Thurston 2012 den Prix Lignum Gold für das Bären-Waldhaus im Tierpark Dählhölzli, Bern. Patrick Thurston ist zurzeit Vorsitzender des Bundes Schweizer Architekten BSA Bern und beteiligt sich aktiv als Referent. thurston.ch beiden Malen nie im Traum daran gedacht, dass wir gewinnen würden», zeigt er sich überrascht. «Wichtiger als Preise zu erhalten, ist mir jedoch, dass durch solche Wettbewerbe eine Diskussion und ein Austausch darüber stattfinden, was Qualität in der Architektur ist. Wie kommt man zu gültigen, einfachen Lösungen, die angemessen eine Aufgabe lösen? Wenn darüber ein Dialog geführt wird, ist das sehr wertvoll.» Patrick Thurston erachtet es als vorbildlich, dass sich eine Stiftung wie das Museum für Kommunikation auf den Prozess einlässt, sich im Rahmen eines Studienwettbewerbes auf die Suche nach der bestmöglichen Lösung zu machen. «Als Archi tekt trage ich eine Verantwortung, mich am Diskurs zu beteiligen, damit Baukultur in der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wird. Dies bedingt halt auch, dass ich mich ein Stück weit exponiere und mich der Bewertung an solchen Wettbewerben stelle.» Sich dabei auf den Lorbeeren auszuruhen, käme für den engagierten Berner nicht in Frage. Er selbst versteht sich als Generalist, der sein Handwerk als Architekt immer wieder neu zu ergründen sucht. «Mir gefallen Aufgaben, in die ich mich neu hineindenken muss. Ich hatte vor dem Auftrag für das Museumsdepot keine Ahnung von solchen Lagern, das war völliges Neuland für mich. Das Eintauchen in immer neue Themen und Aufgaben, das Nachfragen, das intensive Auseinandersetzen mit den verschiedenen Bedürfnissen, nochmals nachfragen das ist zwar anstrengend, aber ungemein spannend und bereichernd.» ANZEIGE «Machen Sie Ihre Treppenanlage zum Herzstück Ihres Hauses.» Toggenburgerstrasse 12a CH-9602 Bazenheid Tel Daniel Kern, Geschäftsleitung
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