Die Differenzierung und Diversität von Hochschulsystemen als Reaktion auf sich verändernde gesellschaftliche Bedürfnisse
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- Swen Linden
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1 Die Differenzierung und Diversität von Hochschulsystemen als Reaktion auf sich verändernde gesellschaftliche Bedürfnisse Netzwerk Hochschulforschung Österreich 1. Konferenz, 4. Dezember 2017, Wien Brigitte Ecker Karl-Heinz Leitner
2 Inhalt Treiber der strukturellen Entwicklung im Hochschulsystem Zum Verständnis des österreichischen Hochschulsystems Die Rolle der Fachhochschulen Ausweitung der Aktivitäten in Richtung Dritte Mission Wege zur alternativen Hochschulprofilierung Potentiale 2
3 Treiber der strukturellen Entwicklung im Hochschulsystem Hochlohnländer agieren an der technological frontier, damit gefordert, immer mehr Innovation und Wissen an der Grenze des Machbaren zu produzieren Folge: wachsende Nachfrage nach hochqualifiziertem Personal seit den 1990er- Jahren massive Expansion des tertiären Sektors und damit einhergehend offensive Strukturentwicklungen im Hochschulwesen Hinzu kommt die zunehmende Pluralisierung und Liberalisierung der Gesellschaft Öffnung des Hochschulsystems Unterstützt durch Internationalisierung europäischer Hochschulraum Differenzierungsprozesse» Dynamischer Prozess: Auch neue Einheiten in Systemen entstanden, neue Funktionen haben sich im System gebildet» z.b. Einführung der Fachhochschulen 3
4 Differenzierung selbst in Hochschulsystemen auf unterschiedlichen Ebenen Nach Teichler Differenzierung in zwei Richtungen (seit 1990er-Jahre): Vertikale Differenzierung: Statusunterschiede zwischen den verschiedenen Hochschulen, wie z.b. Qualität von Forschung und Lehre oder Prestige Horizontale Differenzierung: unterschiedliche Studienangebote, Curricula und damit unterschiedliche Inhalte Allerdings: in vergangener Zeit zunehmend zu einer strukturellen Angleichung von Hochschulinstitutionen (van Vught, 2008) Ent-Differenzierung» auch als Reaktion auf die Governance, auf Lenkungsmechanismen der Politik» verbreitetes Imitationsverhalten von Hochschulen lässt Unterscheidungsmerkmale einzelner Institutionen zunehmend schwinden 4
5 Auch Zunahme der Vielfalt innerhalb der Hochschulinstitutionen selbst - Diversität Bewusst ausgebaut, um Kapazitäten zu erhöhen und damit die Zahl der Hochqualifizierten für den Arbeitsmarkt zu steigern Insgesamt sind die Hochschulsysteme vielfältiger, wozu auch Hochschultypen wie die Fachhochschulen beigetragen und damit die Möglichkeiten im tertiären Bereich vergrößert haben Mit der Diversität nahm aber auch der Wettbewerb zwischen den Hochschulen zu:»immer mehr (verschiedene) Akteure bieten ähnliche Leistungen, nämlich Lehre, Forschung und Dienstleistungen, an marktähnliche Strukturen entstehen»new Public Management trug den ökonomischen Effizienzgedanken auch in die Hochschulsteuerung hinein»durch abermalige Reformen immer mehr Autonomie zugesprochen, was allerdings dazu führte, dass der Wettbewerb nochmals zunahm, und zwar nicht nur zwischen den Hochschulen, sondern auch innerhalb dieser»hochschulen sind Kontrahenten - Segmentierung des Hochschulsystems 5
6 Zum Selbstverständnis von Fachhochschulen Entwicklungen und die Diversität von Hochschulsystemen sind immer im Kontext mit nationalen Rahmenbedingungen zu sehen. Tatsächlich sind Veränderungen von Hochschulsystemen vor allem eine Antwort auf die Beziehung Bildung und Arbeit und damit pfadabhängig. Somit nehmen auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Einfluss auf die Positionierung, auf die Profilbildung von Hochschulinstitutionen.» Der österr. FH-Sektor unterscheidet sich gegenüber z.b. FIN, CH, und teils D, dass die FHs als neue Institutionen geschaffen und nicht aus bereits bestehenden Institutionen hervorgegangen sind» Zentrale Akteure in Bildung und Forschung in regionalen Innovationssystemen - Nähe zu den Akteuren als ökon. Mehrwert» Teil der regionalen Netzwerke zu werden, zählt zu den vorderdringlichsten Aufgaben (Kooperationen!)» Angebotsprofil besteht primär aus Grundausbildung und Weiterbildung; über Jahre stets erweitert, um die Bildungsstruktur neuen Berufsgruppen zugänglich zu machen - Ausbau des Angebot und Erweiterung des Profils sind stark nachfragegetrieben 6
7 Rollenteilung im österreichischen Hochschulsystem 7
8 Entwicklung der Studierenden an FHs und Universitäten in Österreich Studierende FHs Studienanfänger FHs Studienabschlüsse FHs Studienanfänger Universitäten Studienabschlüsse Universitäten 8
9 Differenzierung des HS-Systems und Steuerung des Studienangebots: Internationale Befunde Niederlande 37% der Studierenden an Universitäten, 63% an Fachhochschulen 19 Universitäten, 37 FHs (HBOs) Fachhochschulen: klarer Fokus auf Berufsbildung, keine Forschungsorientierung Anreize für das Studienangebots über das Finanzierungsmodell ( Studienplatzfinanzierung ), vor allem Studierende und Abschlüsse FHs: in der Vergangenheit vor allem Ausbau in den Bereichen Gesundheit, Soziale Arbeit und Wirtschaft, aber auch MINT FHs bieten auch Teilzeitstudien an; Open University mit breit gefächertem Fernstudiumangebot Finnland FHs mit stark regionaler Orientierung und hohem Praxisbezug, Forschung zunehmend von Bedeutung Anbot von Teilzeitstudien Kein Ausbau des FH-Sektors (Sparprogramm), Reform und Fusionen Detaillierte Planung des Studienangebots auf Basis von Prognosen und Befragungen 9
10 Ausweitung der Aktivitäten in Richtung Dritte Mission In den letzten Jahren ist eine dritte Mission, die Third Mission, auf die Hochschulen zugekommen. Hochschulakteure engagieren sich in Bereiche, die nicht ihren Kernaufgaben zuzuordnen sind und öffentlich wahrgenommen werden. Die Third Mission ist ein Weg bzw. ein Ziel, das nur über die Lehre und Forschung erreicht werden kann. Damit ist Third Mission eine Querschnittsaufgabe und entsprechend facettenreich:» globales Phänomen, allerdings stark von regionalen Einflüssen abhängig (Berthold et al., 2011)» institutionelle Dimension: Hochschulen engagieren sich, wenn sie selbst daraus auch Vorteile ziehen können» kulturelle Dimension: spiegelt wieder, welche Erwartungshaltung es seitens der Gesellschaft gibt (Wertschätzung)» politische Dimension: wie Rahmenbedingungen gestaltet sind (finanzielle und andere/weitere Lenkungsmechanismen)» individuelle Dimension, wie z.b. Arbeitsmarktvorteile 10
11 Differenzierung der Hochschulen nach ihren Leistungen Es ist im Interesse von Hochschulen, ihre Stärken hervorzuheben/zu stärken und damit im Wettbewerb um Studierende etc. zu punkten. Quelle: Bischof und Müller (2014) 11
12 Lenkung I - Anreizwirkung durch Finanzierung Evidenzen aus Länderfallstudien Erhöhung der Effizienz des FH-Sektors erfolgt primär durch strukturelle Maßnahmen und weniger durch eine Anpassung des Finanzierungsmodells Maßnahmen zur Steigerung von Effizienz durch Fusionen, Zusammenlegung von Standorten, Fächerabgleich (top-down) etc. Bsp. NRW mehr Studienplätze an FHs trotz sinkender Preise durch Kooperationen, Mergers in Finnland und Dänemark und Schaffung kritischer Größen Fächerausbau in Niedrig-Kosten-Fächern (Entlastung von Universitäten bei Massenfächern) Befähigung für Berufspraxis Angebote zur bedarfsgerechten Akademisierung von Berufsfeldern an Fachhochschulen (in Bereichen wie Wirtschaft, Gesundheit, Soziale Arbeit usw.) Thema Effizienzsteigerung 12
13 Lenkung II Mehr Marktorientierung bei Aufgabenteilung Steigender Bedarf nach Angeboten für die berufliche Aus- und Weiterbildung, auch auf Grund des zu erwartenden Mangels an höher qualifizierten Fachkräften Duale Ausbildungsprogramme und Kurzstudiengänge Steigende Bedeutung von berufsbegleitenden Studien z.b. NL: Teilzeitstudien, bei denen Studierende ein bis zwei Tage pro Woche die Hochschule besuchen und den Rest arbeiten; des Weiteren Open University mit breit gefächertem Fernstudium Gezielte, fokussierte Programme (kompetitiv ausgeschrieben) z.b. D: Qualifizierungsinitiative Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen - Einzel- und Verbundprojekte für innovative, nachfrageorientierte und nachhaltige Konzepte zur Weiterbildung an Hochschulen, Programm Digitale Hochschullehre Vor dem Hintergrund einer klaren Aufgabenteilung zwischen Universitäten und Fachhochschulen sowie eines besseren Schnittstellenmanagements! 13
14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Brigitte Ecker: Karl-Heinz Leitner: 14
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