Kulturelle Vielfalt erleben. Internationale Jugend-Kultur-Begegnungen. 21 Beispiele aus der Praxis

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1 Kulturelle Vielfalt erleben Internationale Jugend-Kultur-Begegnungen 21 Beispiele aus der Praxis

2 Impressum Herausgeber: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. Text: Palmira Repsyte-Scharf, Christian Scharf Fotos: Die Rechte der Fotos liegen bei den jeweiligen Projektträgern Redaktion: Rolf Witte Gestaltung / Satz: luxsiebenzwo Köln, Maya Hässig, Jeannette Corneille Druck: Druckhaus Süd, Köln ISBN-10: X ISBN-13: Remscheid 2008 gefördert vom:

3 Kapiteltitel _ 3 Inhalt 04 Herausforderung Kulturelle Vielfalt 07 Anregungen für die Qualitätsentwicklung im internationalen Jugendkulturaustausch Beispiele aus der Praxis 16 Arte Povera Arme Kunst oder die Kunst der Armut 18 J-Rock in Germany eine neue Jugendkultur 20 Circolibre Toleranz in der Manege 24 Es war einmal 27 Die Wirklichkeit mit eigenen Augen sehen 30 Medienwelten: open your eyes open your mind! 33 Somos viel wertvoller als all das Geld der Welt 35 Eine Woche Hip-Hop-Fieber 37 Von essbaren Büchern 40 Die Angst vor dem Fremden 43 Jugendkunstschulen zwischen Curriculum und Kunst 46 Auf Friedenssuche mit der Videokamera 48 Name Stadt Land Art 50 Zum Erfahrungsaustausch um die halbe Welt 53 Ein Zelt voller Leben innovativ, interkulturell und integrativ 55 Wolkenbruch Pluie d été 58 Einfach die Welt verändern 60 KulturJokerInternational = Freiwilligendienst im Ausland + kulturelle Jugendbildung 53 Olivers Traum 66 Mit offenen Augen im Jahrmarkt der Künste 69 Step by Step the European Future is in YOUth! 71 Informationen 74 Die BKJ

4 4 _ Herausforderung Kulturelle Vielfalt Herausforderung Kulturelle Vielfalt Der Titel dieser Publikation Kulturelle Vielfalt erleben mag auf den ersten Blick nach bunt und lustig, nach Multikulti-Stadtteilfest, nach fröhlichen Tänzen und Gesängen in unterschiedlichsten Sprachen klingen. Aber Kulturelle Vielfalt ist bei genauerem Hinsehen wohl doch für jeden von uns nach wie vor eine Herausforderung: Auch wir KulturpädagogInnen, KünstlerInnen, SozialpädagogInnen und Erwachsene ganz generell wissen in der Regel noch nicht, wie wir in unserem täglichen Leben mit der mitten in unserer Gesellschaft angekommenen kulturellen Vielfalt umgehen sollen. Geschweige denn, wie wir unsere Haltung dazu Jugendlichen vermitteln können. Kulturelle Vielfalt in all ihren Facetten fordert viele von uns nach wie vor täglich aufs Neue auch im privaten Leben heraus: Die Medien liefern uns z.b. täglich Nachrichten aus Ländern frei Haus, in denen es nicht, wie wir es gewohnt sind, eine Trennung von Staat und Kirche gibt, so dass wir dort gefällte politische Entscheidungen ganz anders einordnen müssen. Oder die Zusammensetzung der Bevölkerung in unserem Stadtteil ändert sich kontinuierlich, immer mehr Geschäfte mit einem Warenangebot aus anderen Kulturkreisen eröffnen in unserem Umfeld - was die Einen mit leichtem Unbehagen, die Anderen mit Freude über das erweiterte kulinarische Angebot erfüllt. Unseren Kindern und Jugendlichen landauf landab geht es natürlich nicht anders: in Kindergarten und Schule sitzen, spielen und lernen Kinder mit unterschiedlichsten Muttersprachen und Hautfarben jeden Tag miteinander. In ihrer Freizeit sind es junge Leute heute gewohnt, die verschiedensten kulturellen Ausdrucksformen nebeneinander zu erleben, vom amerikanischen Musiksender bis zum indischen Bollywood-Streifen im Kino. Doch die meisten dieser im Alltag gemachten multikulturellen Erfahrungen werden en passant in die eigene Lebenseinstellung integriert, laufen Gefahr im Stadium des oberflächlichen ersten Eindrucks und des schnell Be- oder Verurteilens stecken zu bleiben. Solche Alltagserfahrungen mit verschiedenen Formen kultureller Vielfalt werden nicht wirklich bewusst wahrgenommen, geschweige denn ein wenig hinterfragt und als neue Elemente wirklichen interkulturellen Erlernens in die eigene Persönlichkeit und Lebenseinstellung integriert. Hier bietet die Teilnahme an Maßnahmen des internationalen Jugendkulturaustauschs Jugendlichen die Chance, einen wirklichen Schritt weiter zu gehen und interkulturelles Lernen, Kulturelle Vielfalt unter spannenden Bedingungen zu erleben. So bestätigten 57 % der befragten TeilnehmerInnen in einer Studie zu den Langzeitwirkungen von internationalem Jugendaustausch 1, dass sie durch die Austauscherfahrung vertieftes Wissen über andere Kulturen gewonnen haben. Und 51 % bestätigten, dass es ihnen durch die Begegnung heute leichter fällt, das Verhalten von Menschen aus anderen Kulturen zu verstehen. Solche zehn Jahre später nachgewiesene, langfristige Wirkungen von kurzzeitigen internationalen Jugendbegegnungen in Gruppen und viele andere Effekte, die im Rahmen der Studie eindeutig belegt werden konnten, veranlassen lokale, regionale, landes- und bundesweite Träger der kulturellen Bildung dazu, immer wieder internationale Jugend-Kultur-Begegnungen mit unterschiedlichsten Themen und Formen für verschiedenste Zielgruppen anzubieten. Die BKJ hat zur Beratung, Qualifizierung und Förderung des Jugendkultur- und Fachkräfteaustauschs den JugendkulturService International eingerichtet, der mit Fördermitteln der Deutsch-Französischen und Deutsch-Polnischen Jugendwerke und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend jährlich 80 bis 90 Maßnahmen auch finanziell unterstützen kann. Jährlich finden auch in Zusammenarbeit mit französischen und polnischen Partnern mindestens zwei mehrtägige Kooperationstagungen statt, um gemeinsam mit lokalen und regionalen Trägern des Jugendkulturaustauschs deren Begegnungen auszuwerten, neueste Entwicklungen der Austauschpädagogik zu besprechen, Erfahrungen auszutauschen und die eigenen Begegnungskonzepte qualitativ weiter zu entwickeln. Diese regelmäßige Nähe zu vielen Austauschträgern aus allen künstlerischen Sparten der kulturellen Bildungsarbeit, von denen ein Teil in dieser Publikation exemplarisch mit ihren Begegnungserfahrungen vorgestellt werden, versetzt die BKJ in die Lage, sehr viel Erfahrung und Wissen zum internationalen Jugendkulturaustausch gewinnen zu können. Auf dieser Basis erlaubt sich die BKJ immer wieder, sich als Fürsprecher dieses z.b. von den offiziellen Akteuren der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik kaum wahrgenommenen Bereichs auch in die politischen Diskurse um die Rahmenbedingungen für Internationale Jugendarbeit und Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik einzumischen. Wenn Außenminister Frank-Walter Steinmeier Mitte 2007 in einem Artikel zur Auswärtigen Kulturpolitik unter dem Motto Plattform für viele Partner schaffen ankündigt, dass Bildung ein Schwerpunkt der Außenkulturpolitik werden soll 2 und sich im Laufe der darauf folgenden Monate herausstellt, dass das Auswärtige Amt bei der Umsetzung dieses Vorhabens nur an das Netzwerk der deutschen Auslandsschulen denkt, dann ist es Aufgabe der BKJ, für die im Auswärtigen Amt wohl noch nicht bekannten Möglichkeiten des nicht-formalen interkulturellen Lernens im Rahmen des Jugend-

5 Rolf Witte _ 5 kulturaustauschs eine Lanze zu brechen. Denn im Vergleich zu den anerkannten Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sind fast alle Träger von Jugend-Kultur-Begegnungen nur mit äußerst geringen finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet, was dazu führt, dass sie oftmals die eigentlich dringend erforderliche gesellschaftliche Breitenwirkung ihrer Begegnungsangebote gar nicht erzielen können. Warum also nicht die Akteure des Jugendkultur- und Fachkräfteaustauschs ebenfalls als Mittlerorganisationen anerkennen? Der hohen Motivation von Jugendlichen aus allen Gesellschaftsschichten, an internationalem Jugendkulturaustausch teilzunehmen und der großen Bereitschaft vieler Träger, lieber heute als morgen vermehrt internationale Maßnahmen anzubieten, stehen meist sehr geringe Fördermittel entgegen, die dazu auch noch nach Richtlinien und dahinterstehenden Förderlogiken vergeben werden (müssen), die zeitgemäße Begegnungs- und Projektformen im internationalen Jugendkulturaustausch eher verhindern, statt sie zu befördern. Noch immer werden wie vor Jahrzehnten bei der Förderung von internationaler Jugendarbeit ganz generell vor allem Teilnehmertage gezählt und Entfernungskilometer zur Berechnungsgrundlage gemacht, was dem pädagogischen und organisatorischen Denken in dynamischen Projektverläufen der Träger überhaupt nicht mehr entspricht. Dies führt dazu, dass gerade bei Jugendkulturaustausch viele Kosten, die im Zusammenhang mit den künstlerischen Erfordernissen der Programmgestaltung anfallen, überhaupt nicht bezuschusst werden können. In dieser Frage drängt die BKJ schon länger die verschiedensten Förderinstitutionen auf eine an Qualität, Aktualität und Relevanz des Begegnungsvorhabens sowie an der Attraktivität für Jugendliche ausgerichtete Förderpraxis. So sieht die BKJ die unterschiedlichen Förderer des internationalen Jugendkulturaustauschs vor der Herausforderung stehen, für die der kulturellen Vielfalt geschuldeten vielfältigen Projektformen des Jugendkulturaustauschs endlich angemessene Förderformen zu entwickeln. Der JugendkulturService International als beratende, begleitende und bei der Durchführung von Begegnungen fördernde Stelle hat in dieser Situation der sich ständig weiterentwickelnden Begegnungsvielfalt ebenfalls immer wieder aufs Neue Herausforderungen zu bewältigen, und zwar vor allem im Feld der Qualitätsentwicklung bei internationalem Jugendkulturaustausch. Einen Baustein dieser Strategie halten Sie mit dieser Publikation in Händen, deren Hauptaugenmerk im folgenden Artikel und in den Beschreibungen der 21 Praxisbeispiele auf qualitative Fragen gerichtet ist. Andere Bausteine zur Ermunterung der vielfältigen Trägerlandschaft des Jugendkulturaustauschs, auf eine beständige qualitative Weiterentwicklung ihrer Begegnungskonzepte nicht zu verzichten, konnte die BKJ nur gemeinsam mit anderen Partnern aus dem Feld der Internationalen Jugendarbeit entwickeln. So sind z.b. in den letzten Jahren unter Federführung von IJAB, Fachstelle für Internationale Jugendarbeit, die Nachweise International 3 entstanden, an deren Entwicklung die BKJ vor allem durch die Übertragung des Grundkonzepts des Kompetenznachweis Kultur 4 auf den Kompetenznachweis International beteiligt war. Diese Nachweise bieten den jugendlichen Teilnehmenden und den OrganisatorInnen von Kulturaustausch- Programmen die Möglichkeit, die Lebens- und interkulturellen Lernerfahrungen bei einer Jugend-Kultur-Begegnung ohne große Mühe bewusster wahrzunehmen. Für Außenstehende werden diese Lernerfahrungen leicht nachvollziehbar in eine vorbereitete Nachweisform gebracht, die ein Stück weit für Qualität und Seriösität des nicht-formalen interkulturellen Lernortes Jugendkulturaustausch bürgt. Auch das in den letzten Jahren von der BKJ gemeinsam mit dem Deutsch-Französischen und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk sowie der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelte computergestützte System zur Evaluation von internationalen Jugendbegegnungen 5 ermöglicht es den OrganisatorInnen von Jugendkulturaustausch, das per Fragebogen eingeholte und per Computer rasch ausgewertete ausführliche Feed-back der jugendlichen TeilnehmerInnen dazu zu nutzen, eventuelle Schwachpunkte der eigenen Begegnungskonzeption zu erkennen und so unmittelbar bei der Planung von Folgeprojekten Konsequenzen daraus ziehen zu können. Zudem hilft es, den Blick immer wieder einmal auf die wesentlichen Punkte der gerade gemachten interkulturellen Begegnungserfahrung zu richten, die ansonsten leicht in der Vielfalt organisatorischer Herausforderungen aus dem Blick geraten. Denn gerade in einer bi-, oder multinational stattfindenden interkulturellen Begegnungssituation stürmen so viele, trotz manchmal mangelhafter sprachlicher Verständigungsmöglichkeiten rasch zu bewältigende Situationen und unplanbare Begebenheiten auf die künstlerischen und organisatorischen Leitungspersonen ein, dass die Situationsbewältigung kaum noch Zeit lässt für bewusstes Wahrnehmen vielfältigster kultureller Unterschiede in der pädagogischen, in der organisatorischen und in der künstlerischen Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und mit den Partnern aus den beteiligten Ländern.

6 6 _ Herausforderung Kulturelle Vielfalt Aber kulturelle Unterschiede sollten in der internationalen Begegnungssituation auch nicht überbetont und überbewertet werden. Vielmehr dürfte es zu einem spannenden Gedankenaustausch führen, jugendliche TeilnehmerInnen im Rahmen einer Begegnung zu fragen, ob sie sich überhaupt einer nationalen Kultur als Deutscher, Französin, Pole oder Tschechin zugehörig fühlen. Denn vielleicht sind Jugendliche dabei, die sich bestimmten Lebensstilen oder Szenen ganz bewusst zugehörig fühlen, die länderübergreifend existieren. Das kann dazu führen, dass sie sich den gleichen Szene-Mitgliedern aus dem Partnerland vielleicht näher verbunden fühlen, als den Landsleuten, mit denen sie gemeinsam als die Deutschen zur Begegnung angereist sind. Was diese z.t. auch durch weltweite Kommunikationsmöglichkeiten entstandenen neuen länderübergreifenden Szenen und Zugehörigkeiten für die Jugendlichen bedeuten, was sie aber auch für Begegnungskonzeptionen und inhaltliche Anknüpfungspunkte für die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen bedeuten, das sind Fragen, die aktuell auf die ehren- und hauptamtlichen KünstlerInnen, KulturpädagogInnen und MitarbeiterInnen im Jugendkulturaustausch zukommen. Laufen wir vielleicht mit der altbewährten Form des bilateralen Jugendkulturaustauschs in die Falle, dass wir ungewollt den Jugendlichen nationalkulturelle RepräsentantInnen-Rollen zuschreiben, die sie vielleicht gar nicht haben wollen, und die vielleicht statt des Erlebens von kultureller Vielfalt eher Stereotypen verfestigen? Diesen Fragen widmet sich aktuell vor allem noch die Forschung, die sich mit Internationaler Jugendarbeit beschäftigt 6, aber bei nationalen und binationalen Fortbildungsveranstaltungen werden diese Fragestellungen mehr in den Vordergrund gerückt, um bei Trägern aus allen Bereichen der Internationalen Jugendarbeit ein Bewusstsein für die Gefahr des in die Falle Tappens zu schaffen. Eine weitere Herausforderung für den internationalen Jugendkulturaustausch stellt natürlich auch die rasante Entwicklung der Europäischen Union dar. Und damit ist nicht die Herausforderung gemeint, der sich jeder Träger von Jugend-Kultur-Begegnungen stellen muss, wenn er das aufwändige Antragsverfahren für eine Förderung aus dem Programm Jugend in Aktion der EU durchlaufen will. Vielmehr ist mit der Herausforderung Europa die Frage gemeint, welche Rolle der Bedeutungszuwachs dieser noch immer als relativ neu empfundenen supranationalen Organisation für das kulturelle Zugehörigkeitsgefühl von jungen Menschen spielt. Wollen sich Jugendliche lieber als EuropäerInnen fühlen, oder sollten sie sich lieber als solche fühlen? Oder wie bringen wir alle eigentlich unsere lokale, regionale, bundesdeutsche und europäische Identität gedanklich und emotional unter einen Hut? Wie kann Jugendkulturaustausch innerhalb Europas dazu beitragen, dass dieses vermeintliche BürokratInnen-Monstrum EU den Jugendlichen auch seine nützlichen und positiven Seiten zeigt, wie z.b. die besseren Reise-, Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten? Oder ist damit der Jugendkulturaustausch nicht einfach überfordert, würde er da nicht mit politischen Zielen überfrachtet, so dass für das eigentliche Ziel, die kreative und künstlerische Zusammenarbeit von Jugendlichen aus mehreren Ländern, gar kein Platz mehr bliebe? Jeder Träger aus den Reihen der 51 BKJ-Mitgliedsorganisationen wird darauf seine eigenen Antworten finden müssen. Denn wie Sie schon der kleinen Auswahl von nur 21 hier veröffentlichten Praxisbeispielen entnehmen können, gibt es eine so große Vielzahl der konzeptionellen Begegnungsansätze, der künstlerischen Ausrichtung von Begegnungen, der organisatorischen Ideen für die Durchführung von Jugend-Kultur-Begegnungen, dass es auch für die BKJ immer wieder eine Herausforderung darstellt, dieser Vielfalt in Fragen der Beratung, Qualifizierung und finanziellen Förderung möglichst gerecht zu werden. Denn leider ist es immer noch so, dass der Jugendkulturaustausch auf Bundesebene von Seiten der öffentlichen Zuschussgeber noch lange nicht so finanziell unterstützt und damit überhaupt erst ermöglicht wird, wie es den Bedürfnissen der Jugendlichen, den Interessen der Träger und seinem Potential als unverzichtbarer interkultureller Lernort entspricht. Diese Publikation soll mit dazu beitragen, dass sich das in nicht allzu ferner Zukunft ändert. Rolf Witte 1 Alexander Thomas, Heike Abt, Celine Chang (Hrsg.): Internationale Jugendbegegnungen als Lern- und Entwicklungschance, Studien zum Forscher-Praktiker-Dialog zur internationalen Jugendbegegnung, Band 4, Bensberg, Frank-Walter Steinmeier: Plattform für viele Partner schaffen Zum Stellenwert von Kultur- und Bildungspolitik, in: politik und kultur Zeitung des Deutschen Kulturrates, Ausgabe 04/07, 1. Juli siehe 4 siehe 5 siehe 6 Anne Winkelmann: Internationale Jugendarbeit in der Einwanderungsgesellschaft Auf dem Weg zu einer theoretischen Fundierung, Wochenschau- Verlag, Schwalbach, 2006

7 Palmira Repsyte Scharf & Christian Scharf _ 7 Anregungen für die Qualitätsentwicklung im internationalen Jugendkulturaustausch Das Spannungsfeld Kulturelle Kinder- und Jugendbildung als Symbiose von Jugend- und Kulturarbeit verursacht im Feld der internationalen Jugendarbeit ein interessantes, aber auch schwieriges Spannungsverhältnis zwischen der Vermittlung und Präsentation künstlerischer Techniken und den sozialen und interkulturellen Lernzielen einer internationalen Jugendbegegnung. Oft begegnen die Träger der kulturellen Kinder- und Jugendbildung oder andere Organisationen, die in ihren Jugendbegegnungen verschiedenste kreative und künstlerische Arbeitsformen in den Mittelpunkt stellen, dem Vorurteil, das Medium zu sehr zu betonen und die anderen Belange einer Jugendbegegnung mehr oder weniger zu vernachlässigen. Doch wie bei einer internationalen Begegnung mit jungen SportlerInnen nicht nur Sport betrieben wird oder wie bei einem internationalen Workcamp jugendlicher Umweltaktivisten nicht nur Krötenschutzzäune errichtet werden, genauso wenig wird bei internationalen Jugendkulturbegegnungen nur musiziert, gefilmt oder Theater gespielt. Wichtiger Unterschied ist jedoch, dass meist ein öffentlich präsentierbares künstlerisches Arbeitsergebnis vorgewiesen werden kann. Gerade dadurch wird wohl bei Außenstehenden der Eindruck erweckt, dass beim Jugendkulturaustausch vor allem das Endergebnis und nicht der Prozess im Vordergrund stünde. Jugendliche TeilnehmerInnen bei internationalen Begegnungen mit künstlerischem Inhalt erwarten und haben deshalb auch einen Anspruch auf eine gute Qualität der kreativen Arbeit, selbst und vor allem, wenn sie vermeintlich kein ausgewiesenes eigenes Talent mitbringen. Das Vermitteln von Techniken und Fertigkeiten darf daher nicht dem pädagogischen Ziel des interkulturellen Lernens vollständig untergeordnet werden, sondern muss ein zentraler Bestandteil des Programms sein. Das bloße Bemalen eines Bettlakens mit den Nationalfarben der beteiligten Länder um eine Europaskizze herum, dürfte nur in seltenen Fällen den Erwartungen der Teilnehmenden entsprechen, die sich für eine Jugendbegegnung unter dem Motto Mit Kunst und Kultur Europa entdecken angemeldet haben. Es besteht bei Trägern der kulturellen Bildung jedoch potentiell die Gefahr der Überordnung der Nutzung und Vermittlung künstlerischer Fähigkeiten über die pädagogischen und interkulturellen Ziele der Begegnungen. Die Talente und Arbeitsergebnisse einzelner TeilnehmerInnen zählen dann mehr als der Gruppenprozess oder die bewusste Austragung eines interkulturellen Konflikts. Das künstlerische Resultat der Begegnung (z.b. eine schon öffentlich angekündigte Aufführung, Ausstellung oder Radiosendung) muss unbedingt fertig werden. Da besteht natürlich automatisch die Gefahr, dass andere Begegnungselemente in den Hintergrund gedrängt werden (wie z.b. Reflektionsrunden, gemeinsame oder individuell gestaltete Freizeit und auch berechtigte touristische Bedürfnisse der jugendlichen Teilnehmenden). Aber auch wenn eine Begegnung nicht unter künstlerischen Aspekten ausgeschrieben und vor allem diesen gewidmet ist, werden gern kreative und künstlerische Medien zur aktiven Bearbeitung von Themen genutzt. Laut Evaluation des EU Programms JUGEND von 2000 bis 2006 war dies bei ca. 80% der Jugend-Begegnungen in Aktion 1 der Fall. Sicher ist hier die Erwartungshaltung der Teilnehmenden bezogen auf die Vermittlung künstlerischer Inhalte nicht so hoch, doch kann fehlende professionelle Anleitung leicht die Frustrationstoleranz der Teilnehmenden strapazieren oder eine qualitativ schlechte Präsentation des Workshopresultats kann die gemeinsam erarbeiteten, eigenen Ansichten zum Begegnungsthema nicht transportieren. Beides hat großen Einfluss auf die Gruppendynamik und das Erreichen der Begegnungsziele. Vergleichende Beobachtungen Es besteht ein hoher Anspruch, Teilhabe und Mitbestimmung in der Begegnung zu verwirklichen. Die Verständnisse und die Ausgestaltung von Partizipation sind jedoch sehr vielfältig. Die zentrale Frage der telefonischen Interviews mit den Verantwortlichen der in diesem Band dokumentierten Austauschmaßnahmen lautete: Was war das Besondere bei Ihrer Begegnung? Wenn nicht gleich als erste Aussage, doch spätestens in der dritten Bemerkung, erfolgte die Feststellung, dass die Jugendlichen die Maßnahme selbst gestaltet haben. Die Hervorhebung der Eigeninitiative und aktiven Beteiligung der Teilnehmenden ist ein positives Zeichen: das Ermöglichen und Fördern von Mitbestimmung Jugendlicher bei der Umsetzung der Begegnung hat sich als wichtiges pädagogisches Ziel in der Wahrnehmung der Verantwortlichen etabliert. Andrerseits weckt die Verallgemeinerung die Jugendliche haben es selbst gemacht und die Tatsache, dass vor allem erwachsene Verantwortliche als BegegnungsleiterInnen, AnsprechpartnerInnen und Kontaktpersonen nach Außen treten, ein wenig den Eindruck der eventuell eingeübten Sachberichtslyrik und wirft Fragen auf, in Bezug auf den tatsächlichen Mitwirkungs- und Mitbestimmungsgrad der Jugendlichen. Erst der

8 8 _ Qualitätsentwicklung tiefere Einblick in die Begegnungspraxis der internationalen Jugendkulturprojekte ermöglicht eine differenzierte Wahrnehmung der tatsächlichen Ausgestaltung des in fast jedem Konzept dargestellten Partizipationsanspruchs. Die koordinierende Trägerorganisation steht in der Verantwortung, ein inhaltliches Konzept so umzusetzen, dass es seiner Zielsetzung, den Interessen der Zielgruppe sowie den inhaltlichen und formellen Anforderungen der in Anspruch genommenen Förderprogramme entspricht. Die Bestimmung der Begegnungsinhalte erfolgt im Wesentlichen durch die verantwortlichen LeiterInnen: z. B. Auswahl der Themen, Medien, Partnerorganisationen und ReferentenInnen. Und dies aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung und Erreichbarkeit der Finanzierungsquellen sowie der vorhandenen Kontakte, Kompetenzen und Ressourcen des Trägers. Die Beteiligung der Jugendlichen kann somit nur in einem vorgegebenen Rahmen stattfinden. Das Vorhandensein eines hohen künstlerischen Anspruchs kann die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Jugendlichen ebenfalls einengen. Die KünstlerInnen und WorkshopleiterInnen, die für den Prozess und das Ergebnis der kreativen Arbeit verantwortlich sind, wollen in der Regel eine Mitbestimmung der Inhalte, Formen und Methoden ermöglichen, ohne jedoch im Gegenzug auf ein präsentierbares Arbeitsergebnis verzichten zu müssen immer wieder eine Gratwanderung. Besonders brisant wird dies bei der Einbeziehung von Teilnehmenden, die außerhalb der Begegnung wenig in ihrem Leben mitbestimmen können, bzw. denen ihr Recht auf Mitbestimmung im täglichen Leben vorenthalten bleibt, wie z.b. den beteiligten Straßenkindern bei der multilateralen Begegnung des Theaterpädagogischen Zentrums Lingen ( Olivers Traum, Seite 63). Aber auch außerhalb von besonderen Begegnungsformen ist zu beobachten, dass es einen Unterschied gibt zwischen Maßnahmen, bei denen sich die deutschen Teilnehmenden direkt bei der Maßnahme (oder kurz davor) zum ersten Mal treffen, und jenen Projekten, deren Teilnehmende auch in anderen Zusammenhängen in die tägliche Arbeit des Trägers eingebunden sind. Denn die Träger, die mit ihren Jugendlichen kontinuierlich auch außerhalb von internationalen Jugendbegegnungen zusammenarbeiten, verfügen in stärkerem Maße über Möglichkeiten, die TeilnehmerInnen in einem sehr frühen Projektstadium in die vielfältigen Verantwortungsbereiche der Begegnungsplanung einzubinden. Im Projekt der Kinder- und Jugendgalerie Sonnensegel ( Name Stadt Land - Art, Seite 48) haben die TeilnehmerInnen die inhaltliche Ausrichtung der Begegnung (künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur) mitentwickelt und im -Kontakt mit den TeilnehmerInnen aus Litauen im Vorfeld der Begegnung abgestimmt. Jugendliche aus dem Theater- und Tanzklub des Jugendkulturarbeit e.v. ( Einfach die Welt verändern, Seite 58) haben für ihren internationalen Austausch in Oldenburg die Öffentlichkeitsarbeit organisiert, Plakate entworfen und gedruckt, die Internetseite gestaltet sowie einen Fragebogen für die Evaluation ausgearbeitet. Einen sehr hohen Grad an Partizipation spiegelt die internationale Begegnung des Offenen Kunstvereins Potsdam wider ( Es war einmal..., Seite 24), bei dem die zweite Begegnung in Spanien von zwei ehemaligen TeilnehmerInnen geleitet wurde. Die Offenheit des Trägers, den Jugendlichen die Verantwortung zu übertragen und die Bereitschaft der Fachkräfte, sie kontinuierlich anzuleiten, führten dazu, dass die Jugendlichen ein Besitztumsgefühl für die Begegnung entwickelten und sie so zu ihrem Projekt machten. Die Begegnung der PotsdamerInnen oder ebenso die beispielhafte Vorbereitung der Jugendgruppe aus Kehl auf ihre Fahrt nach Japan ( J-Rock in Germany eine neue Jugendkultur, Seite 18) verdeutlichen sehr gut, dass Mitbestimmung und Mitgestaltung viel weit reichender betrachtet werden können, als sie nur auf die wenigen Tage der eigentlichen Begegnung zu beschränken. Die Förderung der Mitgestaltung und Mitbestimmung der Teilnehmenden im internationalen Jugendkulturaustausch ist ein wesentlicher Bestandteil des wahrgenommenen pädagogischen Auftrags. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, bei dem Jugendliche Verantwortung übernehmen und neue Sozialkompetenzen erlernen, die sie bei der Durchführung der Begegnung erproben können. Der inhaltliche, organisatorische und künstlerische Rahmen sowie die professionelle Begleitung geben eine notwendige Orientierung und Sicherheit für die aktive Teilhabe Jugendlicher. Da jeder lokale Träger andere Arbeitsbedingungen und -möglichkeiten hat und da die Vielfalt der Begegnungsformen und -konzepte fast unüberschaubar ist, stellt sich die Frage nach einem Maßstab zur Bemessung des Grades der Partizipation. Als Versuch sei eine Studie der Arbeitsgruppe EXCHANgE Sachsen-Anhalt (2003) angeführt, die verschiedene Formen der Partizipation bei internationalen Maßnahmen in sieben Stufen unterteilt: Von die Teilnehmenden konnten im Vorfeld und während der Begegnung Wünsche und Vorstellungen zur Programmgestaltung äußern, bis hin zu die Teilnehmenden haben Normen und Regeln zum größten Teil selbst gesetzt und die Idee zur Maßnahme stammt von den Teilnehmenden 1. Letztere

9 Palmira Repsyte Scharf & Christian Scharf _ 9 Stufe wird sehr gut durch die Begegnung der Jugendbildungsstätte Peseckendorf ( Medienwelten, S. 30) verdeutlicht: eine junge Freiwillige gestaltet mit anderen Jugendlichen von der ersten Idee bis zur Abrechnung ihre eigene multilaterale Jugendbegegnung. Eine differenzierte Wahrnehmung, Ermöglichung und Außendarstellung von Jugendbeteiligung seitens der pädagogischen und künstlerischen BegegnungsleiterInnen ist unbedingt erforderlich, um dem Verdacht eines bloßen Lippenbekenntnisses zur Partizipation glaubhaft zu entgehen. Der Fokus im Bereich des interkulturellen Lernens bei Begegnungen liegt vor allem auf der Förderung der interkulturellen Kompetenzen der Teilnehmenden und weniger auf dem gesellschaftlichen Mehrwert. Interkulturelles Lernen vor dem Hintergrund zunehmend multikultureller Gesellschaften und der Entstehung eines europäischen Arbeitsmarkts, hat die Bedeutung internationalen Jugendkulturaustauschs in den letzten Jahren deutlich zunehmen lassen. Interkulturelles Lernen als wichtige Zielorientierung und Aufgabenstellung ist im Handeln der verantwortlichen Träger angekommen und es wird nur noch sehr vereinzelt versucht, lediglich durch den Besuch von Kulturdenkmälern oder durch nicht pädagogisch aufbereitete Museumsbesuche dem Anspruch des interkulturellen Lernens gerecht zu werden. Träger und Förderer internationaler Jugendbegegnungen werden nicht müde, die Relevanz interkultureller Handlungsfähigkeit als eine Schlüsselkompetenz für die persönliche Entwicklung und für die beruflichen Chancen Jugendlicher zu verdeutlichen. Dieser Aspekt ist in den Anträgen und Berichten der dokumentierten Begegnungen deutlich zu erkennen. Der Mensch, die jugendlichen Teilnehmenden stehen im Vordergrund. Sie sind Subjekt und Objekt eines interkulturellen Lernprozesses, der durch gemeinsame Workshops, Freizeitaktivitäten, Reflektionsrunden und andere Begegnungselemente geprägt ist. Das Potenzial des internationalen Jugendkulturaustauschs ist auch den Jugendlichen bekannt und wird in den Erwartungen der Teilnehmenden immer wieder ausdrücklich kommuniziert. Die Aufgaben der internationalen Jugendarbeit insgesamt erstrecken sich jedoch über die Vermittlung interkultureller Kompetenzen weit hinaus: Durch die Teilnahme an Maßnahmen der europäischen Jugendarbeit sollen Veränderungen eingeleitet werden im Sinne der Programmziele, und zwar sowohl auf das Individuum wie auf die Gesellschaft bezogen. Die Teilnehmenden (sollen) zu neuen Perspektiven und damit zu neuen Bewertungen kommen können in Hinblick auf Europa, im Hinblick auf die Notwendigkeit lebenslangen interkulturellen Lernens, im Hinblick auf die Entstehung einer europäischen Zivilgesellschaft, die durch ein gelebtes europäisches Bürgerengagement gekennzeichnet ist (Otten, 2005) 2. Bei der Betrachtung der 21 Begegnungsbeispiele und der insgesamt 61 gesichteten Vorschläge für diese Publikation zeigte sich, dass der Transfer des individuellen Nutzens interkulturellen Lernens hin zur Verantwortung für gesellschaftliche Veränderungen und ein europäisches Bürgerengagement im Zeitraum der Begegnung eher selten stattfindet. Als positives Beispiel jedoch ist aus inhaltlicher Sicht die Begegnung des Landesjugendpfarramts Sachsen ( Auf Friedenssuche mit der Videokamera, Seite 46) zu erwähnen, in dem besonders darauf Wert gelegt wurde, mit den TeilnehmerInnen zu erarbeiten, welche persönliche Verantwortung und Möglichkeiten sie für die Gesellschaft (den Frieden) haben. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte die Begegnung der LKJ Thüringen ( Arte Povera, Seite 16): durch die künstlerische Auseinandersetzung mit Armut und Reichtum in Europa konnten sich die Jugendlichen ihrer Rolle bewusst werden und nach alternativen Lösungsstrategien für eine gerechtere Gesellschaft suchen. Es bedarf nicht zusätzlicher Mittel und Ressourcen, sondern nur eines Perspektivwechsels der Projektverantwortlichen, um auch diesen Aspekt in ihren Begegnungen zu berücksichtigen, um die Potenziale des internationalen Jugendkulturaustauschs in Bezug auf den gesellschaftlichen Nutzen interkulturellen Lernens stärker als bisher nachhaltig zu nutzen. Auf Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation wird mehr Wert gelegt als auf die Sichtbarkeit und Verbreitung der Ergebnisse der vermittelten Inhalte und Ziele der Begegnung. Bei der Durchsicht und Bearbeitung der Materialien für diese Publikation wurden zwei Tendenzen sichtbar, die sich auch mit Beobachtungen in anderen Zusammenhängen decken: eine zunehmende Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit bei tendenzieller Vernachlässigung der Berichterstattung in Bezug auf die Zielerreichung und den Prozess der Lernerfahrungen der Teilnehmenden. Es wird also mehr über die Begegnung als eine wichtige Veranstaltung berichtet, als dass die sicher schwieriger zu kommunizierenden interkulturellen Lerninhalte Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit sind. Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit haben in den letzten Jahren ihre Position als unentbehrliche Bestandteile jeder Begegnungspla-

10 10 _ Qualitätsentwicklung nung in der internationalen Jugendkulturarbeit gefestigt. Je größer und öffentlich bekannter der Träger oder das Projekt ist, desto professioneller wirken die Internetpräsentationen und erstellte Dokumentationen. Eigene Internetseiten von Begegnungsprojekten, gedruckte Einladungskarten, Begegnungsinformationen und Broschüren gelten als anerkannte Merkmale der Qualität einer Begegnung. Der Bekanntheitsgrad der die Schirmherrschaft übernehmenden Personen oder der GastrednerInnen und die Vielfalt der Sponsoren geben Auskunft über eine hohe Professionalität der Lobbyarbeit der Träger. Präsentationszwänge den Förderern und der breiten Öffentlichkeit gegenüber scheinen die Zusammenfassung und Verbreitung der eigentlichen Projektergebnisse und Lernerfahrungen fast schon verdrängt zu haben. In den Sachberichten wird diese mittlerweile gelernte Präsentationskompetenz deutlich: es wird über positive Erfahrungen berichtet und die Bedeutung der eigenen Arbeit hervorgehoben. Den Namen und Titeln der BegegnungsgestalterInnen und den Logos der Mitwirkenden werden Ehrenplätze auf den Titelseiten eingeräumt. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Begegnungserfahrung, tiefere Analysen der konkreten Problem- und Lernsituationen und die Hinterfragung der Qualität der eigenen Arbeit kommen gleichzeitig weniger zum Ausdruck. Als Gründe dafür wurden u.a. der zu große Zeitaufwand, als zu kompliziert empfundene Fragen im Sachberichtsraster (z.b. Welche Indikatoren belegen die Erreichung der Qualitätsmerkmale ) aber vor allem die (gefühlte) mangelnde Aufmerksamkeit seitens der Förderer benannt ( Das liest sich doch eh keiner durch ). Jedoch nicht nur die Förderer, sondern vor allem die Jugendlichen, TeamerInnen und Fachkräfte selbst profitieren in besonderem Maße von einer tieferen Reflexion, Evaluation und ausführlichen Dokumentation der Lernerfahrungen. Dass es auch anders geht, wird in einigen der hier dokumentierten Projekte deutlich. So kamen im abschließenden Begegnungsbericht vom Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi ( Circolibre Toleranz in der Manege, Seite 20) vor allem die beteiligten Jugendlichen zu Wort und berichteten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Diese Beiträge der Jugendlichen sind durch ihre Offenheit und authentische Darstellung des Lernprozesses aus unterschiedlichen Perspektiven gekennzeichnet. Sie wecken Interesse, erläutern, begeistern. Zusätzlich ermöglicht diese schriftliche Darlegung der Erlebnisse den Jugendlichen die Verinnerlichung des Erlebten, Erfahrenen und Gelernten. Ihre Einbeziehung in die Dokumentation zeigt die Wertschätzung und den Respekt seitens der Verantwortlichen, es stärkt die Teilhabe am Projekt und trägt merklich zum Empowerment der Jugendlichen bei. Beim Fachkräfteprogramm in Japan ( Zum Erfahrungsaustausch um die halbe Welt, Seite 50) wurde dieser Schritt ebenso gegangen: die Teilnehmenden wurden aufgefordert, ihre Erlebnisse zu reflektieren, miteinander auszutauschen und gemeinsam die Dokumentation zu gestalten. Dafür wurde die Arbeit an der Dokumentation noch vor dem Begegnungszeitraum gemeinsam vorbereitet und strukturiert. Die ausführliche Dokumentation der Lernerfahrungen durch die Teilnehmenden stellt in dem Zusammenhang nicht nur ein gemeinsam entwickeltes Produkt der Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch eine Lernmethode dar. Sie wird parallel zum Begegnungsprogramm angewandt, um eine aktive Partizipation sowie eine intensive Reflexion der Beteiligten herauszufordern. Eine klare öffentliche Auseinandersetzung der Begegnungsverantwortlichen mit aufgetretenen Schwierigkeiten in der Begegnung ist eher eine Seltenheit. Dies sollte jedoch eine absolute Notwendigkeit sein, da die eigenen Bildungskonzepte und Methoden durch die realen Herausforderungen bei der Umsetzung auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Eine bewusste methodische Weiterentwicklung kann aber erst durch eine Bewusstmachung und aktive Kommunikation über aufgetretene Schwierigkeiten herbeigeführt werden. Dabei ist es wichtig, den pädagogischen Wert schwieriger Situationen zu erkennen und sie konstruktiv im Sinne der Begegnungsziele und zum Lernen aller Beteiligten zu nutzen. In der Dokumentation des Jugendkunstund Kulturzentrums Schlesische 27 in Berlin ( Wolkenbruch Pluie d été, Seite 55) wird z.b. kurz, aber völlig ausreichend, über einen Konflikt und dessen Lösung mit einem Teil der deutschen Jugendlichen berichtet, die sich durch ihre Berufschule freiwillig verpflichtet fühlten, an der Begegnung teilzunehmen. Die Verantwortlichen begnügen sich nicht mit einer erfolgreich durchgeführten Lösungsvariante, sondern verdeutlichen durch die Schilderung der Problemsituation einen Erfahrungszuwachs, auch bei ihnen selbst. Erst durch eine Veröffentlichung, eine Sichtbarmachung wird dieser Erfahrungszuwachs auch anderen zugänglich gemacht und kann zur Weiterentwicklung des internationalen Jugendkulturaustauschs beitragen.

11 Palmira Repsyte Scharf & Christian Scharf _ 11 Die Leitungsteams sind international besetzt, arbeiten meist gleichberechtigt zusammen und verfügen oft über einen professionellen Hintergrund. Die Vielfalt der Rollen stellt für die KünstlerInnen, PädagogInnen, JugendarbeiterInnen und für die Freiwilligen eine Herausforderung in der Teamarbeit dar. Ein Interview mit dem erfahrenen Regisseur, der die Jugendbegegnung leitet führte der NDR über das grenzenlose Miteinander in Schwerin ( Die Angst vor dem Fremden, Seite 40). Die multinationale Theaterbegegnung in Lingen ( Olivers Traum, Seite 63) wurde von professionellen RegisseurInnen und SchauspielerInnen aus drei Ländern durchgeführt und in Weimar wurde die inhaltliche Begegnungsidee der Europäischen Sommerwerkstatt durch einen renommierten Künstler aus Lodz ( Von essbaren Büchern, Seite 37) erarbeitet und umgesetzt. Auch bei anderen Begegnungen in Ostróda, Maghar oder Berlin sind KunstlehrerInnen, ArtistInnen und TanzlehrerInnen in leitenden Funktionen an der Begegnung beteiligt gewesen. In den Anträgen und Sachberichten zeichnen jedoch meist die Geschäftsführenden, BildungsreferentInnen oder Vorsitzenden des Trägers als LeiterInnen der Maßnahme verantwortlich. Basierend auf aktuellen Entwicklungen der Jugendpolitik, den Schwerpunkten und Richtlinien der Förderprogramme, den Aktivitätsfeldern und Aufgaben des Trägers formulieren sie die Inhalte und pädagogischen Ziele der Begegnungen. Die konkrete Umsetzung und nicht selten die Leitung der Begegnung erfolgt durch andere Personen: pädagogische MitarbeiterInnen, Freiwillige und KünstlerInnen, die aus verschiedenen Ländern kommen. Die Leitungsteams im internationalen Jugendkulturaustausch sind durch sehr unterschiedliche und zum Teil sogar kontroverse Ansätze der Arbeit mit Jugendlichen geprägt. Die bereichernde Wirkung dieser Vielfalt und die Notwendigkeit eines internationalen Teams bei internationalen Begegnungen ist unumstritten. Die Herausforderung besteht in der Bündelung der Potenziale und Erfahrungen der TeamerInnen, um die Projektziele zu erreichen und den Jugendlichen die beabsichtigten Lernerfahrungen zu ermöglichen. Doch ist ein professioneller Künstler gleichzeitig auch ein professioneller Projektleiter? Kann eine Jugendarbeiterin ein Projekt leiten, dessen Ziele mit künstlerischen Mitteln erreicht werden sollen? Sind die Gesetze der Gruppendynamik und des interkulturellen Lernens beiden bekannt? In welcher Team-Hierarchie ist die Zusammenarbeit am effizientesten? Ist eine gesonderte Fortbildung oder ein Training notwendig, um die LeiterInnen internationaler Jugendkulturbegegnungen zu qualifizieren? Oder ist es an der Zeit, die Professionalisierung des Berufsstandes europäischer/internationaler JugendarbeiterInnen anzustreben und offiziell anzuerkennen? Um den Grad der Professionalität und die bereits gemachten Erfahrungen der beteiligten Fachkräfte beurteilen zu können, wird in den Förderanträgen nach deren Ausbildung und ihrer Vorerfahrung gefragt. Ein gemeinsames Vorbereitungstreffen, tägliche Teamtreffen während der Begegnung und eine gemeinsame Nachbereitung gelten als Merkmale der Qualität der Teamarbeit. Der Evaluation der Teamarbeit wird in den abschließenden Sachberichten kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Ist dies der fehlenden Frage in den Sachberichtsrastern oder einer mangelnden Reflexion der Zusammenarbeit der TeamerInnen geschuldet? Bei den 61 gesichteten Projektvorschlägen für diese Publikation war selten zu erkennen, dass ein gemeinsames Nachbereitungstreffen stattgefunden hat. Somit war die Gelegenheit für die beteiligten TeamerInnen, ihre Erfahrungen und ihre Zusammenarbeit auszuwerten, sich mit den geplanten Zielen der Begegnung und dem Grad ihrer Umsetzung auseinander zu setzen, wohl meist nicht gegeben. Dabei ist gerade die Zusammenarbeit im internationalen Team eine Quelle der Unterstützung, der Motivation, der persönlichen und beruflichen Bereicherung für die Fachkräfte. Die Reflexion in gleicher Augenhöhe aus unterschiedlichsten professionellen und kulturellen Perspektiven bringt wichtige Erkenntnisse über die gemeinsame Arbeit in der Begegnung und die eigenen Fachkompetenzen. Diese wichtigen Erfahrungen bleiben häufig nur den beteiligten Fachkräften zugänglich. Eine Dokumentation dieser Erfahrungen, ein Austausch darüber mit anderen KollegInnen der internationalen Jugendkulturarbeit, ist ein Aspekt der Qualitätsentwicklung, der mehr Aufmerksamkeit seitens der Träger und Förderer erhalten müsste. Auch die stärkere Nutzung des Europäischen Portfolios für JugendleiterInnen 3 würde diesen Prozess unterstützen. Träger von Jugendkulturbegegnungen nutzen verschiedene Programm- und Förderformate. Vor dem Hintergrund und der Notwendigkeit der Weiterentwicklung internationaler Jugendarbeit werden aktuell Abgrenzungen dieser Formate überwunden und hinterfragt. Die aktuell allgemein genutzten Programmformate sind die Errungenschaft einer deutschen, internationalen und europäischen

12 12 _ Qualitätsentwicklung Austausch- und Begegnungspädagogik für junge Menschen. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich internationale Jugendarbeit zunehmend professionalisiert, qualitativ und quantitativ weiterentwickelt. Vergleichbare Formate und Förderkriterien haben sich in diesem Rahmen zu einer der wichtigsten Voraussetzungen für die Kooperation mit den Trägerorganisationen in den Partnerländern entwickelt und gestalten den Zugang für potentielle Teilnehmende einfacher. Eine Vielfalt an Qualitätskriterien und Richtlinien der staatlichen oder privaten Förderer der internationalen Jugendarbeit gibt Auskunft über mögliche organisatorische Konstellationen, Zielgruppen, Inhalte und Methoden eines bestimmten Programmformats. Somit sind Programmformate auch und vor allem Förderformate. Sie bieten für Förderinstitutionen und Träger eine wichtige Orientierungsgrundlage. Durch die Einteilung in verschiedene Kategorien ist es den Geld gebenden Institutionen möglich, einer ihrem Verständnis nach anerkannten Form der internationalen Jugendarbeit, einen bestimmten, gelisteten Fördersatz zuordnen zu können, effektiv zu planen und transparent Entscheidungen zu treffen. Die Grenze des Machbaren, abgesteckt mit einer finanziellen Rahmenvorlage, liefert den Trägern eine schnelle Orientierung in Bezug auf die inhaltliche Zugehörigkeit und Durchführbarkeit eigener Begegnungsvorhaben. Programmformate sind nicht unveränderbar und dürfen es auch nicht sein. Ihre Rahmenbedingungen müssen vor allem aufgrund der praktischen und inhaltlichen Bedürfnisse der Träger der Begegnungen neu gestaltet werden können. Der Vielzahl informeller Jugendgruppen, kommunaler Jugendclubs, der Jugendverbände, Sportverbände und Jugendkultureinrichtungen muss die Möglichkeit gegeben werden, sehr flexibel mit der Auslegung von Programmformaten und deren Kriterien umgehen zu können, um überhaupt an internationaler Jugendarbeit teilzuhaben. Im Jugendkeller St. Nepomuk in Kehl ( J-Rock in Germany eine neue Jugendkultur, Seite 18) hat sich eine Projektgruppe gebildet, die der Herkunft einer neuen Jugendmusikkultur nachspürt und nach einem Jahr Arbeit eine Jugendbegegnung in Tokio durchführt. Bei dem Programm in Japan haben sich die Kehler TeilnehmerInnen mit verschiedenen Jugendlichen, älteren MusikerInnen und MusikjournalistInnen aus der Szene getroffen und ein Video über den Anfang dieser Jugendkultur erstellt. Alles von einem anerkannten Träger und Partner begleitet und verantwortet. Der Erfolg dieser Maßnahme ist zweifellos gegeben: der interkulturelle Lerneffekt bei den Jugendlichen, eine lokale Nachhaltigkeit und eine fachliche Valorisierung wurde durch den Träger nachgewiesen. Im dem originellen Programm ergänzen sich Elemente einer Jugendbegegnung, eines außerschulischen Studienprogramms und einer Auslandsfahrt im Rahmen einer lokalen Jugendinitiative. Die Jugendkunstschule Atrium in Berlin ( Mit offenen Augen im Jahrmarkt der Künste, Seite 66) kooperiert im Rahmen einer LehrerInnen-Abordnung mit einer Grundschule. Ein außerschulischer Träger gestaltet in seinen Räumen Workshops für eine Schule. Da liegt es nahe, auch mit diesen Jugendlichen/SchülerInnen ein Austauschprojekt mit künstlerischen Mitteln durchzuführen. Diese Maßnahme hat bereits zweimal erfolgreich in Polen und Deutschland stattgefunden. LehrerInnen, KünstlerInnen und JugendarbeiterInnen haben gemeinsam dieses Projekt begleitet: eine Gratwanderung zwischen SchülerInnenaustausch, Jugendkulturbegegnung, Ferienfreizeit und Klassenfahrt. Die gewollte Netzwerkbildung und spartenübergreifendes innovatives Arbeiten fördern die Weiterentwicklung des internationalen Jugendkulturaustauschs. Dabei erschließen sich zugleich neue Bedürfnisse der Träger und veränderte Erwartungen der Teilnehmenden. Beim deutsch-japanischen Fachkräfteprogramm ( Zum Erfahrungsaustausch um die halbe Welt, Seite 50) wurde den deutschen TheaterpädagogInnen die Möglichkeit geboten, kreative Werkstätten mit japanischen SchülerInnen zu gestalten und eine Werkstatt eines japanischen Kollegen zu beobachten. Die Erfahrungen haben den Anstoß gegeben, kreative Werkstätten mit Jugendlichen und den japanischen KollegInnen aufgrund ihres großen Potentials zum Erfahrungsaustausch zukünftig zu einem festen Bestandteil des Fachkräfteprogramms werden zu lassen. Somit ändert sich das klassische Programmformat und neben den doch manchmal eher trockenen, traditionellen Studienbesuchen, Präsentationen und Diskussionen entstand eine neue, interaktive Programmeinheit. Vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung internationaler Jugendkulturarbeit sind alle agierenden Seiten in einer Mitwirkungspflicht: Die Förderinstitutionen sollten sich offen für Veränderungen zeigen und sich bei neuen, abweichenden Konzepten und Anträgen bewusst machen, dass diese Vielfalt an neuen Formen und Methoden internationaler Jugendarbeit, die Vielfalt der persönlichen Lernzugänge verschiedener Jugendgruppen und der entsprechenden Lernplattformen widerspiegelt, die die Träger Jugendlichen heute bieten

13 Palmira Repsyte Scharf & Christian Scharf _ 13 müssen. Eine umfassende Uniformität zukünftiger Programmformate ist hoffentlich auch für die politisch Verantwortlichen der Förderprogramme eine schreckliche Vorstellung. Die Träger von Begegnungen müssen noch stärker ihre eigenen Konzepte und Formate verdeutlichen und deren Anerkennung und finanzielle Förderung, durch die Mithilfe von Netzwerken und Dachverbänden erstreiten. Kurzes Fazit Die immer größer werdende Vielfalt im Bereich der internationalen Jugendarbeit stellt die kulturelle Kinder- und Jugendbildung vor die Herausforderung, ihren Standort in der internationalen Jugendarbeit noch klarer zu definieren. Dabei werden an sie komplexe Anforderungen gestellt, welche eine qualitative Verträglichkeit der Inhalte und Methoden der kulturellen Bildung im internationalen Kontext voraussetzen. Genauso wie die anderen Bereiche der internationalen Jugendarbeit, muss kulturelle Kinder- und Jugendbildung sich mit der Differenzierung von Jugendpartizipation, der Transparenz der Lernergebnisse, der Qualifizierung der BegegnungsleiterInnen und der Vermittlung interkulturellen Lernens beschäftigen. Eine hohe Qualität der künstlerischen Arbeit in internationalen Begegnungen und ein effektives Nutzen der Synergieeffekte der künstlerischen Arbeit und des sozialen/ interkulturellen Lernens kennzeichnet die Aktivitäten der kulturellen Kinder- und Jugendbildung in der internationalen Jugendarbeit und trägt zur Schärfung ihres Profils bei. Diese Qualität ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Die Herausforderung die Ziele kultureller Bildung und internationaler Jugendarbeit ohne Qualitätsverluste zu vereinen muss durch die Träger bewusst angenommen werden. Es bedarf eines vertieften kontinuierlichen Erfahrungsaustausches der Fachkräfte und der Strukturen der internationalen Jugendkulturarbeit. Mit der Vorstellung der folgenden 21 Praxisbeispiele möchten wir einen Beitrag dazu leisten. Zur Entstehung Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.v. (BKJ) hat im Herbst 2007 einen Aufruf an Träger und Förderer von internationalen Jugendkulturbegegnungen gestartet, solche Begegnungsprogramme, bei deren Umsetzung ein oder mehrere künstlerische Medien genutzt wurden, für die Veröffentlichung in dieser Publikation vorzuschlagen. Ihrerseits hat die BKJ die Begegnungen, die sie als Zentralstelle des DFJW, des DPJW und des Kinder- und Jugendplans des Bundes in den Jahren 2006 und 2007 gefördert hat, in die Auswahl mit eingebracht. Aus den 61 Vorschlägen hat das Redaktionsteam 30 Begegnungen ausgewählt und die Verantwortlichen mit der Bitte um Zusendung weiterer Materialien und der Bereitschaft für ein telefonisches Interview angeschrieben. Auf Grundlage der Rückmeldungen folgte eine zweite Auswahl mit einer Liste von 21 nun dokumentierten Begegnungen. Aus deren Anträgen, Sachberichten, Dokumentationen, Internetseiten, audiovisuellen Quellen und Interviews konnten die hier vorliegenden Berichte erarbeitet werden. Nach Fertigstellung der Beiträge wurden diese mit den LeiterInnen der Begegnungen abgestimmt. Die Kriterien der zweistufigen Auswahl orientierten sich an der Qualität und Nachvollziehbarkeit der vorliegenden Materialien und am Ziel der Publikation, eine Breite an künstlerischen Sparten, Programmformaten sowie eine inhaltliche und geographische Vielfalt zu präsentieren. Die in der Publikation enthaltenen Beiträge über Begegnungen sind nicht kategorisiert, nicht nach künstlerischen Sparten, Partnerländern, Projektträgern, Förderinstitutionen, Programmformaten oder anderen Kriterien eingeteilt. Es wurde soweit wie möglich versucht, durch das Zusammenspiel und die Akzeptanz von Einzigartigkeit, die Vielfalt des internationalen Jugendkulturaustauschs zu verdeutlichen. Beim Betrachten von Informationen über Maßnahmen des internationalen Jugendkulturaustauschs kann es passieren, die Vielschichtigkeit und den Anspruch dieser Begegnungen nur mit künstlerischen Sparten zu verbinden. Die Versuchung ist groß, allein durch die Bezeichnung Theaterwerkstatt, Zirkusaustausch oder Filmprojekt auf scheinbar vorgeschriebene Abläufe und Inhalte der Begegnung zu schließen. Bei häufiger Beschäftigung mit internationalen Jugendkulturbegegnungen wird dieser falsche Eindruck, der Fokus auf das künstlerische Mittel, durch die Einzigartigkeit der Erfahrungen des Projektmanagements oder der inhaltlichen und methodischen Umsetzung, weniger selbstverständlich. Trotzdem erschließen sich beispielhafte Projekte der Integrationspädagogik, Entwicklungszusammenarbeit oder einfallsreicher Teamarbeit erst auf den zweiten Blick. Um eine andere Sichtweise zu fördern, hat das Redaktionsteam Schatzkisten in den Beiträgen über die Begegnungen versteckt, deren Inhalt auf die beispielhafte Umsetzung einzelner Projektziele hinweist, auf innovative methodische Lösungen aufmerksam macht oder einen besonderen Ansatz des Trägers verdeutlicht. Sie stellen

14 14 _ Qualitätsentwicklung keinen Anspruch auf ausführliche Bewertung der Projektdurchführung oder eine umfangreiche Analyse eines ausgewählten Aspektes dar, sondern sollen lediglich einen näheren Einblick in das vielfältige Gewürzregal der Projektküche internationaler Jugendkulturaustausch ermöglichen. Was interessiert Sie speziell? KünstlerInnen und Kunstschaffende können durch die 21 Beiträge dieser Publikation Impulse erhalten, ihre Rolle und die des Einsatzes ihrer künstlerischen Arbeit innerhalb internationaler Begegnungen zu reflektieren. Erfahrene PraktikerInnen der internationalen Jugendarbeit können Anregungen erhalten, neue künstlerische Sparten in ihre Maßnahmen zu integrieren oder über den fachgerechten Umgang mit ihnen innerhalb ihrer Arbeit nachzudenken. EinsteigerInnen in die internationale Begegnungsarbeit und Jugendliche können Ideen für ihr erstes eigenes Projekt erhalten und sich von den Erfahrungen anderer inspirieren lassen. Aktive und potentielle Förderer können erkennen, dass Investitionen in internationale Jugendkulturbegegnungen eine lohnenswerte und nachhaltige Anlage sind. Die Beispiele sollen aber auch die Notwendigkeit des Zusammenspiels von Kunst, lokaler Jugendkulturarbeit, Begegnungspädagogik, dem organisatorischen Rahmen und den thematischen Inhalten internationalen Jugendkulturaustauschs unterstreichen. Der Titel dieses einleitenden Beitrags Anregungen für Qualitätsentwicklung im internationalen Jugendkulturaustausch ist nicht nur auf die bis hierher beschriebenen Beobachtungen und Überlegungen bezogen. Das Vorhandensein von Sprachanimation, vorwiegend bei den Projekten, die durch die bilateralen Jugendwerke und Koordinierungszentren gefördert werden, die verstärkte Tendenz Begegnungen mit außereuropäischen Partnergruppen durchzuführen, die Entwicklung von Erstbegegnungen über Partnerschaften hin zu nachhaltig wirkenden Netzwerken, das gestiegene Interesse und die Mitarbeit von Trägern aus dem Bereich der Kulturellen Jugendbildung am Europäischen Freiwilligendienst und die inhaltliche Ausgestaltung von internationalen Begegnungen mit TeilnehmerInnen unter 12 Jahren birgt durchaus weiteren Diskussions-, Entwicklungs- und Handlungsbedarf in sich. Unter den 21 Begegnungsbeispielen wird es darüber hinaus, abhängig vom Blickwinkel des Betrachtenden, noch weitere Themen und Aspekte geben, die Zustimmung oder Ablehnung, die Beigeisterung oder Verwunderung auslösen. Ein Dankeschön wollen wir den Verantwortlichen der hier dokumentierten Begegnungen übermitteln. Es war, über den Rahmen dieser Publikation hinaus, sehr bereichernd und erfrischend, über die Interviews und Materialien einen tieferen Einblick in die Vielfalt der Begegnungen internationalen Jugendkulturaustauschs zu bekommen. Ebenso vielen Dank an alle fleißigen HelferInnen, insbesondere an Moritz Kaplonek vom EXCHANgE Projektbüro. Des weiteren gilt der Dank an dieser Stelle allen Personen, Trägern und Förderern, ob nun in dieser Publikation erwähnt oder auch nicht, die mit ihrer Arbeit, ihren Begegnungen und ihrem persönlichen Engagement internationale Jugendkulturarbeit mit Leben erfüllen, Kindern und Jugendlichen das Entdecken neuer, anderer Perspektiven ermöglichen und in diesem kleinen Rahmen zur Entwicklung einer toleranten, aktiven Zivilgesellschaft in Deutschland, Europa und der Welt beitragen. Auf dem Papier ist es ein Theaterprojekt, in meinem Kopf wird es immer mehr ein Geschenk. Ich will nicht weg, noch nicht. Im Zug nach Rom bin ich etwas schwermütig. Dann sagt jemand, dass das Projekt unser Leben verändert hat. Ich denke: Ja, hat es - gut so! (Maximilian Buschner, Projekt Es war einmal, Seite 24) Palmira Repsyte Scharf & Christian Scharf 1 Im Ergebnis dieser Unterteilung wurde festgestellt, dass die Verantwortlichen und ProjektleiterInnen (die sich an dieser Studie beteiligten), zu 54% Prozent ihr Projekt in der ersten (einfachsten) Partizipationsebene verwirklicht sahen und nur 9% Prozent in der siebten (schwierigsten). In: Christian Scharf (Hrsg.) / LKJ Sachsen-Anhalt, Internationale Jugendarbeit in Sachsen-Anhalt , RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe In: Hendrik Otten / Peter Lauritzen (Hrsg.), Jugendarbeit und Jugendpolitik in Europa, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden Das Europäische Portfolio für JugendleiterInnen und JugendbetreuerInnen ist auf Initiative des Europarats entwickelt wurden, um die eigenen Fachkompetenzen als TeamerIn, LeiterIn, etc. in europäischen Begegnungs- und Bildungszusammenhängen besser einzuschätzen und weiterentwickeln zu können. Nähere Infos und download u.a. auf portfolio

15 Der Titel dieser Publikation Kulturelle Vielfalt erleben mag auf den ersten Blick nach bunt und lustig, nach Multikulti-Stadtteilfest, nach fröhlichen Tänzen und Gesängen in unterschiedlichsten Sprachen klingen. Aber Kulturelle Vielfalt ist bei genauerem Hinsehen wohl doch für jeden von uns nach wie vor eine Herausforderung: Auch wir KulturpädagogInnen, 21 Beispiele KünstlerInnen, SozialpädagogInnen und aus Erwachsene der Praxis ganz generell, wissen in der Regel noch nicht, wie wir in unserem täglichen Leben mit der mitten in unserer Gesellschaft angekommenen kulturellen Vielfalt umgehen sollen. Geschweige denn, wie wir unsere Haltung dazu Jugendlichen vermitteln können. Kulturelle Vielfalt in all ihren Facetten fordert viele von uns nach wie vor täglich aufs Neue auch im privaten Leben heraus: Die Medien liefern uns z.b. täglich Nachrichten aus Ländern frei Haus, in denen es nicht, wie wir es gewohnt sind, eine Trennung von Staat und Kirche gibt, so dass wir dort gefällte politische Entscheidungen ganz anders einordnen müssen. Oder die Zusammensetzung der Bevölkerung in unserem Stadtteil ändert sich kontinuierlich, immer mehr Geschäfte mit einem Warenangebot aus anderen Kulturkreisen eröffnen in unserem Umfeld - was die Einen mit leichtem Unbehagen, die Anderen mit Freude über das erweiterte kulinarische Angebot erfüllt. Unseren Kindern und Jugendlichen landauf landab geht es natürlich nicht anders: in Kindergarten und Schule sitzen, spielen und lernen Kinder mit unterschiedlichsten Muttersprachen und Hautfarben jeden Tag miteinander. In ihrer Freizeit sind es junge Leute heute gewohnt, die verschiedensten kulturellen Ausdrucksformen nebeneinander zu erleben, vom amerikanischen Musiksender bis zum indischen Bollywood-Streifen im Kino. Doch die meisten dieser im Alltag gemachten multikulturellen Erfahrungen werden en passant in die eigene Lebenseinstellung integriert, laufen Gefahr im Stadium des oberflächlichen ersten Eindrucks und des schnell Be- oder Verurteilens stecken zu bleiben. Solche Alltagserfahrungen mit verschiedenen Formen kultureller Vielfalt werden nicht wirklich bewusst wahrgenommen, geschweige denn ein wenig hinterfragt und als neue Elemente wirklichen interkulturellen Er-lernens in die eigene Persönlichkeit und Lebenseinstellung integriert. Hier bietet die Teilnahme an Maßnahmen des internationalen Jugendkulturaustauschs Jugendlichen die Chance, einen wirklichen Schritt weiter zu gehen und interkulturelles Lernen, Kulturelle Vielfalt unter spannenden Bedingungen zu erleben. So bestätigten 57 % der

16 16 _ Arte Povera Arte Povera Arme Kunst oder die Kunst der Armut Titel /// Arte Povera Arme Kunst oder die Kunst der Armut Programmform /// multilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Bildende Kunst, Foto, Theater, Audio Zeit /// , Weimar Teilnehmer/innen /// 31 Jugendliche aus Finnland, Frankreich, Polen und Deutschland im Alter von 15 bis 20 Jahren förderung /// Jugend in Aktion, Kultusministerium Thüringen partner /// Finnland: Jugendarbeit der Stadt Hämeennlinna Frankreich: Association Blois-Weimar, Blois Polen: Malopolskie Centrum Kultury Sokol, Nowy Sacz, Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Weimar (EJBW) träger /// LKJ Thüringen e. V. Ein großer Raum. Verteilt im Raum stehen Jugendliche mit nachdenklichen Gesichtern. Wie versteinert. Stille. Sie haben das Gefühl, dass Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten in der Gesellschaft, in der Sie leben, Anerkennung finden. ertönt die Stimme eines Anleiters. Jugendliche, die für sich die Frage mit ja beantworten können, machen einen Schritt nach vorn. Sie haben keine Angst, auf der Straße angegriffen zu werden. ein weiterer Schritt folgt. Nicht bei allen. Sie haben keine Angst um die Zukunft Ihrer Kinder es geht voran. Einige bleiben stehen. Die ganze Zeit. Warum stehe ich ganz hinten? fragt sich verblüfft ein Jugendlicher aus Finnland, der am Anfang der Übung die Rolle eines 27-jährigen Obdachlosen zugeteilt bekam. Eine deutsche Teilnehmerin, die sich in die Rolle der Tochter des örtlichen Bankdirektors hineinversetzen musste, schaut sich verblüfft um alle stehen verstreut hinter ihr. Es ist irgendwie unfair... das Gefühl schwebt im Raum und gibt Anstoß für eine folgende Diskussion über die ungleiche Chancenverteilung in der Gesellschaft und die Verantwortung jedes einzelnen. 1 Arme Kunst, die bereichert Die Auseinandersetzung mit einer Welt, wie sie die meisten Jugendlichen aus Deutschland, Finnland, Frankreich und Polen vorher noch nicht kannten mit einer Welt der Armut und Ungerechtigkeit fand während der gesamten achttägigen internationalen Jugendbegegnung Arte Povera in Weimar statt. Hinter dem Projektnamen Arte Povera versteckt sich eine politische Aussage. Der Begriff Arte Povera (ital. arme Kunst) wurde 1967 von dem Kunstkritiker und Kurator Germano Celant geprägt und steht für eine Bewegung von bildenden KünstlerInnen aus Rom und Norditalien aus der zweiten Hälfte der 1960er- und den 1970er-Jahren. Die Werke der Arte Povera sind typischerweise räumliche Installationen aus armen, d.h. gewöhnlichen und alltäglichen Materialien (Erde, Glassplitter, Holz, Bindfaden, u.ä.). Die Offenheit der Teilnehmenden und die Bereitschaft, ihre Erfahrungen aus dem Heimatland und sogar aus der eigenen Familie auszutauschen, hat eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Thema Armut in den Kreativworkshops ermöglicht. In dem Workshop der bildenden Künste gestalteten die Jugendlichen mit armen Materialien aus Natur (Äste, Steine, Holz) und Alltag (Tüten, Plastikbecher, Verpackungsmaterialien) Kunstobjekte, die sie bei der Abschlusspräsentation dem Urteil des Publikums stellten. Die Kunstgruppe erfuhr dadurch, dass man mit Dingen, die so gut wie nichts kosten, wunderbares vollbringen kann. Ebenso aktiv waren die Teilnehmenden des Audioworkshops. Sie erkundeten die Möglichkeiten des Mediums Radio / Audio beim Besuch im lokalen Radiosender, interviewten die BewohnerInnen Weimars zu Armut und Hartz IV und erstellten einen Soundtrack mit selbst komponierter Musik. Eine Power-Point-Präsentation, die Soundtrack und Interviews begleitete, machte mit vielen aufrüttelnden Bildern betroffen. Die TeilnehmerInnen des Fotoworkshops waren in Erfurt unterwegs, um den Gegenentwurf zur Konsumgesellschaft kennen zu lernen und sich davon inspirieren zu lassen. Das interessante Gespräch über Armut und Ausgrenzung mit den Nonnen des Augustinerklosters lieferte reichlich Stoff zum Nachdenken. Unter der professionellen Begleitung des Workshopleiters entstanden Fotos zu diesem Thema und manches wurde für die zukünftige Beschäftigung mit der Kamera auf den Weg mitgenommen. Bei der Präsentation der Ergebnisse vor Publikum, ernteten die Projektteilnehmenden lauten und verdienten Applaus für ihre kreativen Arbeiten. 1 Übung Ein Schritt nach vorn aus KOMPAS Handbuch zur Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit. Deutsches Institut für Menschenrechte, 2005.

17 Miteinander eigene Grenzen überwinden Alles andere als Applaus hörten die Teilnehmenden eines Straßentheaterworkshops bei ihren Aufführungen. Die Jugendlichen testeten die Reaktion der Menschen auf der Straße oder in Museen in der Konfrontation mit dem Thema Armut und forderten sie regelrecht zum Dialog heraus. Die Theatergruppe erfuhr am eigenen Leib, wie man als Mittelloser durch manche Menschen in unserer Gesellschaft behandelt wird. Erfahrungen und Engagement für eigenes Handeln Das Thema Armut schloss auch das Einfühlen in verschiedene soziale Schichten und ethnische Gruppen ein. Die Bereitschaft dazu war bei den Jugendlichen hoch und wurde durch das Projekt bestätigt. Viele Aha-Erlebnisse und neue Erkenntnisse haben die Jugendlichen des internationalen Projektes Arte Povera für ihr Leben mitgenommen. Als BürgerInnen der Europäischen Union waren sich die Jugendlichen bewusst, zu einer privilegierten Gruppe zu gehören. Dies wurde für sie auch durch die Teilnahme an einer solchen Jugendbegegnung greifbar, die ihnen Möglichkeiten einer besonderen Form der Teilhabe an soziokulturellen Prozessen aufzeigte. Die Vorzüge europäischer Freizügigkeit beim Reisen und der relative Wohlstand, von dem die Bevölkerung in diesen Ländern profitiert, konnten alle TeilnehmerInnen nach dieser Begegnung umso bewusster wahrnehmen. Sie erhielten Anstoß zur Reflektion über die Lebensumstände Unterprivilegierter und viele nahmen neue Sichtweisen zum Thema Armut und den Auswirkungen sozialer Stellung mit nach Hause. am Lagerfeuer rundeten die internationale Begegnung ab, die bei den Jugendlichen viele schöne Erinnerungen hinterließ. (Ulrike Enders) Schatzkiste: interessante methodische Umsetzung eines sensiblen Themas Die Sensibilisierung Jugendlicher für unterschiedliche Voraussetzungen und Chancen im Leben ist den ProjektorganisatorInnen sehr gut gelungen. Das Thema Armut wurde durch die inhaltliche Vorbereitung in den Heimatländern, der Vorstellung der mitgebrachten Symbole und eine wirkungsvolle Übung zur Menschenrechtsbildung eingeführt. Der Lernprozess wurde durch Brainstorming, Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden sowie weitere Inputs im Laufe der Woche komplettiert. Der erlebnisorientierte Ansatz und die künstlerischen Workshops trugen dazu bei, den Anstoß zur Reflektion über verschiedene Lebensumstände und ihre Auswirkungen auf den Einzelnen zu geben. Die vielen Facetten des Themas konnten so mithilfe kreativer Brillen neu gesehen werden. Die Evaluation der Erfahrungen und die abschließenden Inputs über die Armut in der Welt, die UNO und die Millenniums-Entwicklungsziele sowie die Möglichkeiten europäischer Austauschprogramme, haben den Jugendlichen einen weiteren Anstoß geboten, sich künftig stärker sozial zu engagieren, um der Armut in ihrem Umfeld etwas entgegen zu setzen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es etwas gibt, das mehr den Horizont erweitert, als international mit Kunst und Kultur zu arbeiten. (Ulrike Enders) Jedoch war die Arbeit am Thema eher ein Begleitelement des Programms, ein Vorwand, einander zu begegnen. Im Mittelpunkt stand natürlich, Jugendliche aus den anderen Ländern kennen zu lernen, deren Eigenarten zu spüren und auf sich wirken zu lassen und daraus etwas Neues zu machen. Es wurde in gemischten Teams gearbeitet, erkundet und gefeiert, so dass ein intensives Miteinander erprobt und das Erleben verschiedener kultureller Eigenarten spielerisch ermöglicht wurde. Länderabende, ein Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald, Spiele und Abende in der Stadt, Nächte in der Disko oder Kontakt LKJ Thüringen e.v. Ulrike Enders Marktstr.6, Erfurt Fon:

18 18 _ J-Rock in Germany J-Rock in Germany eine neue Jugendkultur Titel /// J-Rock in Germany eine neue Jugendkultur Programmform /// Bilaterale Jugendbegegnung mit intensivem Rechercheprogramm (Rückbegegnung in Planung) Künstlerische Sparte /// Musik, Video, Foto Zeit /// , Tokio Teilnehmer/innen /// 14, je 7 Jugendliche zwischen 18 und 23 Jahren förderung /// BMFSFJ über BKJ, Jugendstiftung Baden-Württemberg, Stadtjugendring Kehl e.v. & Kreisjugendring Ortenau e.v. partner /// Tokio School of Music/Tiger Music/NYC träger /// Jugendkeller St. Nepomuk Seit einigen Jahren wächst in Deutschland die Szene um die japanische Rockmusik sehr schnell an. Mit Genren wie J-Punk, J-Metal aber vor allem Visual Kei, gewinnt diese Musikszene mehr und mehr an Popularität. Das J-Rock-Projekt wollte den Ursprung sowie die Geschichte untersuchen und die Szene aus heutiger Sicht darstellen. Wie sieht es innerhalb dieser Jugendkultur in Deutschland und Europa aus? Und wie in Japan? Neben Recherchen in Deutschland und den Nachbarländern Schweiz und Frankreich war ein Teil des Projekts auch eine Jugendbegegnung in Tokio. Dort wurden mit Hilfe des Partners vor Ort Informationen über die japanische J-Rock-Bewegung und im speziellen über die Visual Kei - Szene zusammen getragen. Es war für das Projekt wichtig, diese Szene so realistisch wie möglich zu erleben und darzustellen, was bisher in vielen Medien leider nicht der Fall gewesen war. In zahlreichen Interviews und Umfragen mit Fans und Nichtfans, Bands und Leuten aus der Musik- & Medienindustrie sowie Modebranche, haben die Jugendlichen des Jugendkellers St. Nepomuk in Kehl Erlebnisse und Informationen gesammelt, die Ergebnisse auf einer Homepage präsentiert und einen Dokumentarfilm erstellt. Die Entstehung des Projekts kam also aus der Szene. Die jugendlichen Fans von Visual Kei beklagten, dass ihre Subkultur in den Medien falsch dargestellt wird und wollten durch das Projekt ein Stück weit Aufklärung betreiben. Was ist das Visual Kei? Unabhängig voneinander betrachtet betont das Wort visual den optischen Eindruck der Musikrichtung und kei bedeutet aus dem Japanischen übersetzt: Abstammung, Clique, Gruppe. Inspiriert vom Glamour-Rock der 70er Jahre und dem traditionellen japanischen Kabuki Theater treten die Musiker in sehr phantasievollen Kostümen auf. Der Musikstil reicht von Hardrock bis Pop. Gesungen wird vorwiegend in japanisch, aber auch in Englisch und bisweilen tauchen auch Wörter oder Satzfetzen in Deutsch oder Französisch auf. Die erste Band, die den Durchbruch schaffte und als der Ursprung der Szene gilt, heißt X-Japan. Mit der Zeit entwickelte sich der Name Visual Kei, eine Szene entstand und die Musik- und Modebranche reagierte. Den Kontakt zu unseren japanischen Partnern habe ich während eines Fachkräfteprogramms von IJAB Fachstelle für internationale Jugendarbeit, bekommen, an dem ich 2006 teilnahm. Da es die Idee zu diesem Projekt bzw. das Projekt an sich schon viel früher gab, wusste ich genau wonach ich in Japan suchen musste und welche Partner ich für das Programm benötigte. Meine Jugendlichen hatten mir eine Vielzahl von Tipps und Aufträgen mitgegeben. (Marcus Fink) Schatzkiste: beispielhafte Vor- und Nachbereitung In insgesamt 11 Vorbereitungstreffen wurden die Jugendlichen in verschiedenen Workshops und Seminaren seit Dezember 2006 für das Projekt und auf die Jugendbegegnung vorbereitet, bzw. sie bereiteten selbst die Programmpunkte vor. So wurden einzelne Programmpunkte den TeilnehmerInnen zugewiesen, die sie jeweils allein oder in Kleingruppen bearbeiteten. Z.B. die Erstellung eines Fragebogens, Interviewvorbereitungen, Kurzreferate für Diskussionen und Erläuterungen zu den geplanten Treffen. Des weiteren wurde ein Interviewtraining durchgeführt und es gab eine Einweisung in Foto, Film und Schnitt, um den geplanten Dokumentarfilm erstellen zu können. Zur Vorbereitung auf die Jugendbegegnung in Japan gab es noch weitere Workshops. Das Kennenlernen kultureller Hintergründe und die Einführung in den Japan-Knigge war ein großer Bereich. Hier wurde von der Begrüßung bis hin zu Verhaltensweisen in Restaurants vieles durchgesprochen, eingeübt und diskutiert. Bei der Durchführung des Austauschprogramms in Tokio kümmerte sich jeder Teilnehmer um den von ihm vorbereiteten Teil. Hier gehörten auch die Übergabe des Gastgeschenks und weitere formale Dinge dazu. Bei der Nachbereitung wurden, nach einem Brainstorming der Eindrücke, detailliert verschiedene Programmpunkte besprochen, besonders Erfreuliches, Überraschendes, aber auch weniger Erfreuliches analysiert. Alle Teilnehmenden haben sich mit der Nachberei-

19 J-Rock in Germany _ 19 tung in Form eines Berichtes, z.b. über einen Konzertbesuch, den Reisebericht oder das Dokumentationsvideo beschäftigt. Am 23. November 2007 fand in der Stadthalle in Kehl die Abschlussveranstaltung des Projektes statt. Neben dem Dokumentarfilm, wurden auch ein CosplayContest (Kostümwettbewerb/Modeschau), eine Live-Band, Karaoke, eine Fotoausstellung, eine japanische Gamecorner und japanisches Essen von den Jugendlichen in Eigenregie organisiert. Jedes Projekt braucht eine Dokumentation oder ein Resultat mit dem sich die Jugendlichen identifizieren können und auf das sie stolz sind. Eine Wandtafel mit den Lieblingsfotos der TeilnehmerInnen zu gestalten reicht längst nichts mehr aus. Das Produkt von J-Rock in Germany das J-Rock Video ist jedoch mehr als ein gruppeninternes Götzenbild. Das Video kommt innerhalb und außerhalb der J-Rock Szene sehr gut an. Es existiert eine rege Nachfrage, da es eine solche Dokumentation über Visual Kei in Deutschland noch nicht gibt. Mittlerweile haben wir unser Video schon an verschiedene Fernsehsender, Radiostationen, Universitäten und Musikmagazine verschickt. (Markus Fink) Kontakt Jugendkeller St. Nepomuk Marcus Fink Gustav-Weis-Str. 02, Kehl Fon: info@juke-st-nepomuk.de & nach Hause: Es ist wirklich eine spannende Expedition ins Land der aufgehenden Sonne. Ein erster Höhepunkt war der Besuch des Yoyogi-Parks. Dort spielen sonntags regelmäßig Bands. Der Park ist zugleich Treffpunkt für die»visual Kei«-Gemeinde. Skurriler geht es kaum, auch wir waren aktiv und gaben ein paar deutsche Lieder zum Besten, wofür wir sogar Applaus erhielten. Mayumi Kojima, die unsere Gruppe betreute, war ein Glücksfall. Sie ist seit Jahren in der Jugendkulturszene tätig und hat viele Kontakte. So war es möglich, Interviews mit Konzertveranstaltern, den Chefs einer Plattenfirma, Bands und deren Managern zu führen. Wir besuchten zahlreiche Veranstaltungen, wurden zu Aftershow-Partys eingeladen und trafen Stars der Szene, die auch in Deutschland populär sind. Ein weiterer Höhepunkt waren die Treffen mit SchülerInnen der Tokio School of Music. Wir unternahmen viel gemeinsam, diskutierten in englischer Sprache und tauschten uns über die Lebensweisen in Deutschland und Japan aus. Doch jetzt kommt es: ein Journalist einer großen japanischen Zeitung wurde auf den Besuch aus Deutschland aufmerksam und berichtete über unser J-Rock-Projekt. Der Artikel wurde auch in einem der größten japanischen Webportale veröffentlicht und in der internationalen Zeitung»Weekly Journey«. Heute morgen war dann erst einmal frei, doch es trafen sich alle beim Shoppen und dann hier im Internetcafe. Gleich geht es weiter zu Crown Records. Dort interviewen wir Gackt s Director und werden noch einiges mehr über Visual Kei erfahren. Und im Anschluss nehmen wir mit unserer Partnergruppe noch mal die verschiedenen VK-Szenen unter die Lupe. Am Abend ist dann Karaoke singen um die 20 Leute in einer Kabine: lassen wir uns überraschen.

20 20 _ Circolibre Circolibre Toleranz in der Manege Titel /// Circolibre Programmform /// Bilaterale Jugendbegegnung (mehrjähriges Gesamtprojekt) Künstlerische Sparte /// Zirkus Zeit /// , Kfar Yehoshua, Maghar (Israel) Teilnehmer/innen /// 30 (je 15) Teilnehmende aus Deutschland und Israel förderung /// BMFSFJ über BKJ partner /// Israel: Israel Circus School (Kfar Yehoshua) und Maghar Circus (Maghar) träger /// Circus Cabuwazi Manege frei! Ayman ist aufgeregt, das Licht flackert, er springt vom Trapez und landet sicher. Applaus. Maria wirft noch einen kurzen Blick auf ihr Publikum, ein Trommelwirbel: dann der Salto. Der Kopf berührt nicht den Boden. Applaus. Sabrin kämpft mit dem Einrad, vor und zurück, schnell vor und zurück, den Blick nach vorn, die Arme nach oben. Applaus. Im Publikum in Jerusalem sitzen orthodoxe Juden neben moslemischen Frauen mit züchtigem Kopftuch und neben jungen Akrobatenmüttern mit freiem Bauchnabel. Zirkusalltag? Circolibre! Circolibre ist der Name einer Initiative, die im Jahr 2004 beim Cabuwazi Kinder- und Jugendzirkus in Berlin ihren Anfang nahm. Diese Gruppe von Zirkus- und TheaterpädagogInnen, ArtistInnen und OrganisatorInnen engagiert sich ehrenamtlich im Austausch mit Kinder- und Jugendzirkusgruppen aus Israel und aus den palästinensischen Gebieten. Die Grundidee der Jugendbegegnungen von Circolibre ist, dass die TeilnehmerInnen für eine bestimmte Zeit zusammen leben, trainieren und auftreten. Durch das gemeinsame Handeln für ein Ziel, in der Regel eine gemeinsame Zirkusaufführung, soll die aktive Begegnung zwischen den TeilnehmerInnen gefördert werden. Bei den gegenseitigen Programmen legt Circolibre einen besonderen Wert auf die Qualität sowohl der Zirkus-,als auch der Austauschpädagogik, um die Lebensumstände und den Alltag der Jugendlichen aus dem Partnerland nachhaltig vermitteln zu können. Damit dieser Anspruch verwirklicht wird, konzentriert Circolibre die Programminhalte der Begegnung nicht nur auf gemeinsame Trainings oder Proben, sondern sieht den Kern des Projekts in der individuellen Begegnung und dem gegenseitigen Kennenlernen der Jugendlichen untereinander. Gemeinsam und doch getrennt Im August 2006 besuchten Jugendliche der Israel Circus School aus Kfar Yehoshua und des Maghar Circus den Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi zu einem gemeinsamen Begegnungsprogramm in Berlin. 16 Jugendliche, sowohl Juden als auch AraberInnen, trafen eine deutsche Gruppe junger ArtistInnen, bereiteten eine gemeinsame Zirkusshow vor und erlebten gemeinsam spannende und interessante Tage. Es war der Wunsch aller TeilnehmerInnen und TeamerInnen, diesem Aufenthalt auch eine Rückbegegnung in Israel folgen zu lassen. So kam es, dass im April 2007 zum ersten Mal eine Berliner Jugendgruppe zu einer Begegnung nach Israel reiste, die jüngste Teilnehmerin 14, die älteste 18 Jahre alt. Als alles geklärt war, die Fördermittel gesichert, die Eltern überzeugt und die Requisiten verpackt waren, gab es zwei Tage vor der Abreise dann fast doch noch das Aus für die Begegnung. Die beiden israelischen Organisatoren der jüdischen Zirkusgruppe aus Kfar Yehoshua und der arabisch-drusischen aus Maghar, hatten unüberwindbare Differenzen, die ein gemeinsames Programm unmöglich machten. Die Begegnung musste anders arrangiert werden. Schließlich wurde sich mit beiden Partnern geeinigt, dass die deutsche Gruppe die Hälfte der Zeit bei dem einen Partner bleibt, um danach die andere Hälfte der Zeit mit dem zweiten Partner zu verbringen. Patch-Work-Beziehungen gibt es also auch in der internationalen Jugendarbeit. Die deutschen TeilnehmerInnen bekamen ihre erste Einheit in interkulturellem Lernen, noch bevor das Projekt begonnen hatte:

21 Circolibre _ 21 Die Jugendlichen reagierten zuerst überrascht auf die Änderungen, konnten sich jedoch flexibel und offen auf die neue Situation einstellen. Unter Anleitung und Begleitung der TeamerInnen haben sie sich außerdem mit der Situation, ihren Ursachen, sowie möglichen Lösungsansätzen auseinander gesetzt. Trotzdem liefen die Begegnungen während des Trainings und dem Aufenthalt in beiden Orten erfolgreich ab und vertieften die Beziehungen und Freundschaften der Jugendlichen beider Länder. Dies wurde unter anderem auch in den abschließenden Präsentationen mit viel Freude und Einsatz zum Ausdruck gebracht. (Anne Timm) Der interkulturelle Anspruch Circolibre vermittelt Zirkus und der Zirkus steht auch im Mittelpunkt der Maßnahme. Sonst könnten die Jugendlichen ebenso gut mit einem Reiseveranstalter in ferne Länder fahren oder sich in internationalen Spaßcamps treffen. Es wird erwartet, im Austausch mit anderen oder durch die internationalen TrainerInnen neue Techniken zu lernen oder schon gelernte Techniken zu verbessern. Zirkus ist nicht nationalstaatlich vorbelastet, Zirkus gehört nicht zum nationalen Kulturerbe eines bestimmten Landes, ist nicht typisch spanisch, indisch, russisch oder brasilianisch. Doch es gibt schon deutliche kulturelle Unterschiede in den Stücken und Darbietungsformen, die einen internationalen Austausch auch seitens der Zirkus-Fachlichkeit lohnenswert machen. Beispiele dafür sind der in Israel andere Umgang mit dem Publikum, bzw. der Umgang des Publikums mit den ArtistInnen, oder die vermehrt eingefügten Tanzeinlagen im arabisch-drusischem Zirkus. Neben dem Erlernen akrobatischer Fähigkeiten erfuhren die TeilnehmerInnen durch das Training den Geist der Toleranz, des gegenseitigen Respekts und des Verantwortungsbewusstseins - die Voraussetzung für gemeinsame künstlerische Arbeit. Sie lernten, ihre Ängste zu überwinden, die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und wurden in ihrem Selbstbewusstsein durch den Erfolg gestärkt. Die Freude am Gemeinsamen schuf eine wichtige Grundlage für das wachsende Vertrauen, denn die Zirkuskultur lebt von gegenseitigem Respekt, Toleranz und Vertrauen. Zum Lernen übereinander gehört die Sprache und auch hier ist die Methode Zirkus im Vorteil, denn im Zirkus stellt die Sprache keine unüberwindbare Grenze dar - ob in Kreuzberg, Jerusalem oder Maghar. Wenn junge AkrobatInnen aus verschiedenen Ländern und Kulturen menschliche Pyramiden bauen, mit Bällen jonglieren oder am Trapez turnen, ist nicht nur das Publikum davon überzeugt, dass sie sich mit Händen und Füßen verstehen. Sicher hat dabei das Machbare auch Grenzen, denn selbstverständlich gibt es bei Circolibre auch Diskussionen, Auswertungsrunden und Konflikte, die einer verbalen Kommunikation bedürfen. Doch das wichtigste Ziel jeder internationalen Begegnung, den interkulturellen Austausch, sieht die Circolibre-Gruppe neben gemeinsamen Exkursionen vor allem durch das Zusammenleben in den Gastfamilien erreicht, wo die Lebensrealität am stärksten gespürt und mit den GastgeberInnen besprochen werden kann: Hier sind Vera & Anja aus der Gastfamilie von Hallel!... gegen Uhr sind wir ins Auto gestiegen und nach Giv at Ela zu Jonathans Familie gefahren, um dort mit gut 20 Leuten Pessach zu feiern. Nachdem uns alle mehr oder weniger begrüßt haben, saßen wir gelangweilt auf dem Sofa. Der Tradition nach mussten wir alle die Geschichte von Moses lesen und viele Bräuche erfüllen. Nach wirklich viel komischem Essen, wie gefülltem Fisch, gab es auch leckeres Essen. Ihr wollt wissen was? Ihr werdet es nicht glauben, aber es gab SCHNITZEL!!! Wenn man schon richtig voll gefressen war, fingen sie an den Nachtisch aufzutischen (Brotkuchen) und viele Lieder zu singen...

22 22 _ Circolibre Hallo hier ist Charlien! Also ich erzähle was von meiner arabischen Gastfamilie, weil die einfach mal der Hammer war. Katja und ich hatten so Glück, dass wir so eine perfekte Familie hatten. Es ging schon am Anfang los. Wir wurden total herzlich und warm empfangen. Als wenn wir uns schon Jahre kennen würden. Die Familie hat sich so um uns gekümmert, als wären wir ihre echten Töchter. Wir haben jeden Tag total leckeres Frühstück bekommen und selbst unsere Sachen hat sie gewaschen. Und wenn wir unser Bett machen wollten, ist unsere Gastmama schon richtig böse geworden, da sie es machen wollte, um uns die Arbeit abzunehmen. Sie ist immer voll früh mit uns aufgestanden, obwohl sie noch länger hätte schlafen können. Und weil das alles so schön war, war der Abschied besonders hart. Wir haben sogar ein Geschenk bekommen. Aber das tollste war, dass sie noch einen Ausflug mit Katja und mir gemacht haben. Und zwar dahin wo meine Oma geboren wurde. Die ganze Vielfalt internationaler Jugendarbeit in einem Zirkus: Jugendbegegnungen, internationaler Freiwilligendienst, Fachkräfteprogramme und europäische Vernetzung Seit 2004 führt die Projektgruppe Circolibre (des Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi) jährlich mehrere Fachkräfte- und Jugendaustausch-Programme im Nahen Osten und Deutschland durch. Dabei wird bewusst mit Zirkussen aus den verschiedenen Regionen, unabhängig des politisch-kulturellen Kontextes, in dem sie leben, zusammen gearbeitet. Von Anfang an wurden zwei Projekte parallel durchgeführt. Begegnungsprogramme mit Jugendzirkussen aus Israel wurden realisiert und Zirkusprojekte in der Westbank durchgeführt, jeweils mit dem Ziel der Unterstützung von Zirkusgruppen und des Austausches mit den Menschen. Da sich eine Zusammenarbeit zwischen Israelis und PalästinenserInnen als schwierig erwies, ließ Circolibre die Projekte separat laufen, wollte die Aktivitäten aber nicht vor den Partnern oder der Öffentlichkeit verheimlichen, und den Kontakt auf beiden Seiten nicht missen. So wurden gemeinsame Begegnungen dennoch möglich in Berlin lernten sich Israelis und Palästinenser beim Besuch des internationalen Jugendfestivals von Circus Cabuwazi in den Jahren 2005 und 2007 kennen. Im September 2006 kamen Eslam Gabi (aus Nablus) und Aaron Tobiass (aus Jerusalem) als erste Europäische Freiwillige von den Zirkuspartnern in Israel und der Westbank für ein Jahr nach Berlin. Das Engagement, finanziert über den Europäischen Freiwilligendienst, wird auch 2007 und 2008 mit neuen Freiwilligen weitergeführt. Seit seiner Gründung im Jahr 1996 organisiert Cabuwazi regelmäßig Austauschprogramme mit anderen Kinder- und Jugendzirkussen aus Europa. Auch die Jugendzirkusszene in Europa hat die Notwendigkeit europäischer Zusammenarbeit erkannt und im Herbst 2005 das Network for international Circus Exchange NICE in Berlin gegründet. Die Vorteile dieser Vernetzung sollen sich durch eine Vielzahl und Vielfalt gemeinsamer Programme, vor allem für die teilnehmenden Jugendlichen auswirken, aber auch die Kooperation untereinander vereinfachen. Schatzkiste: ein Ethik-Code! Ein Ethik-Code ist eine öffentliche Selbstverpflichtung auf eine verbindliche Grundlage aller Entscheidungsprozesse und Tätigkeiten. Der Ethik-Code ist ein Bezugsrahmen, aus dem im Einzelfall konkrete verhandelte Verhaltens- und Handlungsanweisungen abgeleitet werden können. Bekannte Beispiele sind die Ethik-Codes bei den Profi Radfahrern der Tour de France oder den Models der italienischen Modebranche. Der Ethik-Code von Circolibre ist etwas Besonderes und wohl eher selten im Feld der internationalen Jugendarbeit. Ein gutes Beispiel, das Vorbild für viele OrganisatorInnen von Jugendbegegnungen sein kann. Hier einige Auszüge des 15-Punkte-Ethik-Codes:

23 Circolibre _ 23 Alle Freiwilligen und MitarbeiterInnen von Circolibre verpflichten sich auf folgende Grundsätze: 1. Das grundlegende Ziel von Circolibre ist, mit den Mitteln des Zirkus Freude und Freundschaft zu leben. Wir begeben uns deshalb an sozial und politisch ausgegrenzte oder benachteiligte Orte auf der ganzen Welt, um spielerisch und staunend, lachend und sehr ernsthaft innere und äußere Grenzen zu überwinden. 4. Wir nehmen nicht aus finanziellen Gründen an Projekten von Circolibre teil. Wir sollten keinen ökonomischen Nachteil erleiden, aber auch keinen Vorteil erzielen. Für einen besonderen Aufwand kann eine Entschädigung gezahlt werden Beim Zusammenstellen eines Programms/Workshops nehmen wir Rücksicht auf die Sensibilität der Menschen, ihre Kultur und die spezielle Situation, in der sie leben. 11. Wir informieren uns im Vorfeld einer Reise über die politische Lage, die Gesetze, die Kultur, die medizinische Situation und sonstige Besonderheiten des Landes. Wir setzen uns mit unseren eigenen (persönlichen) Identitäten sowie den jeweiligen kultu- rellen und politischen Unterschieden auseinander, um uns sensibel und einfühlsam im anderen Land bewegen zu können. 12. Wir erstellen Dokumentationen und Auswertungen unserer Projekte und Aktivitäten, um unsere Erfahrungen weitergeben, verarbeiten und verbreiten zu können. Von unseren Reisen wollen wir das persönlich Erlebte und Gefühlte weitererzählen. 13. Circolibre finanziert sich über Spendengelder, Mitgliederbeiträge, Sponsorengelder, Benefizveranstaltungen, Fördermittel u.a. Wir achten auf die ethische, menschenrechtliche und umweltpolitische Einstellung unserer Sponsoren und Partner. Kontakt Circus Cabuwazi Bouchéstr. 75, Berlin Fon: info@cabuwazi.de

24 24 _ Es war einmal... Es war einmal... Eine Geschichte europäischer Jugendlicher, die nicht aufhören können, Geschichten zu erzählen. Titel /// la fabbrica dei racconti; erase otra vez; le vite possibili Programmform /// multilaterale Jugendbegegnung(en) Künstlerische Sparte /// Theater, Literatur Zeit /// , Polignano a Mare, Italien , EL Escorial, Spanien , Polignano a Mare, Italien Teilnehmer/innen /// Pro Maßnahme 8-9 deutsche und TN aus den Partnerländern förderung /// (in Abhängigkeit der 3 Einzelprojekte): Jugend in Aktion, BMFSFJ über BKJ, weitere partner /// Italien: Residue Teatro, Rom; Spanien: Aciocation 217 Matterhorn, Madrid; Bulgarien: art in action, Sofia; Portugal: Ocre, Lissabon träger /// Offener Kunstverein e.v. Seit 1997 führt der Offene Kunstverein Potsdam regelmäßig europäische Jugendbegegnungen durch oder beteiligt sich an denen der Partnerorganisationen. So konnten in den vergangenen Jahren etwa 200 Jugendliche an internationalen künstlerischen Begegnungen teilnehmen. Immer waren es anspruchsvolle, inspirierende Projektinhalte die sowohl in bildender als auch in darstellender Kunst ihren Ausdruck fanden. Vom Schauspiel mit bespielbaren Großplastiken bis zur Performance oder eigenen Filmproduktionen, konnten immer wieder neue künstlerische Techniken vermittelt werden, die im Rahmen der Jugendbegegnungen das Medium für interkulturelles Lernen und europäische Verständigung bildeten. Es war einmal... la fabbrica dei racconti Polignano a Mare, Süditalien, April 2007: Eine Gruppe von 40 Jugendlichen findet einen gemeinsamen Rhythmus: Am Morgen ice-breaking games, die alle miteinander bekannt machen: Durch Bewegung und kleine theatralische Übungen. Auch die bisher im Theater Ungeübten bekamen Mut, trauten sich was. Zwei Tage lang wurden Geschichten erzählt, nein, sie wurden gespielt, durch die Form des Erzähl-Theaters, der Mime, des gemeinsamen Bewegungs-Repertoires der Menschheit, das sprachliche Grenzen durchbricht. Die Geschichten mussten im Vorfeld der Begegnung durch die Teilnehmenden gesammelt werden Legenden und Sagen der Regionen, vermitteltet von den Großeltern oder lokalen MigrantInnen. Geprobt wurde in einem Sozialzentrum; hier treffen sich meist nur ältere Menschen, um gemeinsam den Tag zu verbringen neugierig schauten sie nun den Proben der jungen Leute zu und am Samstagabend wurde dann gemeinsam das Tanzbein geschwungen. Am Sonntag das Kennenlernen der näheren Umgebung die spanische Gruppe hat ein Stadt-Spiel entwickelt, das die Teilnehmenden bis weit nach Mitternacht in alle Winkel der schönen Altstadt am Meer treibt. In den folgenden Tagen wurden in mehreren kleinen Gruppen Geschichten zu Szenen verdichtet und an verschiedenen Orten in der Altstadt ausprobiert. Es entsteht eine neue Sprache aus deutschen, englischen, italienischen, spanischen und bulgarischen Elementen Musik kommt dazu; unplugged, sparsam; ein bisschen Mundharmonika, Schlagzeug und die Geräusche der Stadt. Nach einer Woche ist es soweit Es war einmal era una vez once upon a time die kleine Stadt am Meer erlebt zum ersten Mal eine internationale Inszenierung in ihren Gassen, auf Plätzen und Terrassen. Es wird erzählt vom Dummkopf und den Feen; von den Drei Gleichen, vom Zarewitsch; von Heiligen und Helden; von bösen Königen und ihrer Bestrafung - am Ende eine Prozession durch die Stadt und glückliche TeilnehmerInnen des Projekts tanzten zusammen mit den BewohnerInnen von Polignano de Mare. Tags zuvor waren wir irgendwo verbuddelt, irgendwo im Alltag, irgendwo in Potsdam. 24 Stunden später: Wir alle sind Teilnehmende an einem internationalen Jugendprojekt in Süditalien. Neben uns noch SpanierInnen, BulgarInnen und ItalienerInnen. Wir verstehen uns, lernen voneinander, werden unglaublich schnell Freunde. Spätestens am zweiten Tag legt sich dieses multinationale Potpourri junger Menschen wie ein schützender Schleier um mich, um jeden so fühle ich. Die empfundene Schwere der deutschen Provinz fällt von mir ab wie

25 Es war einmal... _ 25 vertrockneter Blätterteig, alle Knoten im Kopf lösen sich. Spätestens am vierten Tag habe ich das Gefühl, dass trotz langer, konzentrierter Arbeit unsere Gruppe eine völlig andere Kraft bekommt magische Energie. Abends geht man nicht mehr durch kalte geschäftige deutsche Straßen, nein wir schweben durch einen italienischen Traum, durch die schneeweiße Altstadt auf den Klippen, durch verwinkelte Gassen, sehen hier und da herunter auf einen samtblauen Ozean. Wir proben in der Altstadt, machen Performance vor PassantInnen. Obwohl das Schauspiel am Tage merklich an den physischen Kräften zehrt, werden die Nächte kürzer: Jeder erkennt den Wert der Zeit, die wir hier verbringen. Auf dem Papier ist es ein Theaterprojekt, in meinem Kopf wird es immer mehr ein Geschenk. Das Meer wird wärmer, das Essen immer besser, liebevoll zubereitete italienische Speisen: Ist das Projektverpflegung oder ein Restaurantbesuch? Langsam überkommt mich Unbehagen: Ich will nicht weg, noch nicht. Die Aufführung des erarbeiteten Stücks wird großartig. Am Morgen der Rückreise gibt es Tränen. Im Zug nach Rom bin ich etwas schwermütig. Dann sagt jemand, dass das Projekt unser Leben verändert hat. Ich denke: Ja, hat es gut so! (Maximilian Buschner, Teilnehmer) Es war noch einmal... Erase otra vez El Escorial, Spanien, Oktober 2007: Die spanischen PfadfinderInnen haben eine Fortsetzung organisiert! Wieder war der Weg des gemeinsamen Ausdrucks das Theater auf der Straße. Das Thema dieses Mal: Vorurteile und Tabus. Die Gruppe tauschte ihre persönlichen Erfahrungen aus und sprach über verschiedene Vorurteile im eigenen Land. Zwei Tage wurde wieder damit verbracht, sich das vor dem Projekt gesammelte Material gegenseitig vorzustellen (Interviews, Videos, Ideen) und versucht, eine klare Vorstellung davon zu bekommen, was gesagt werden soll und welche Botschaft auf der Straße vermittelt werden kann. Nach einigen Tagen harter Arbeit in drei gemischten Gruppen gab es drei Aufführungen, zwei davon in El Escorial und eine in Madrid. Es war eine besondere Erfahrung für mich, auf dem Plaza de España in Madrid zu spielen. Dort war ich so oft in meinem Leben! Ich komme aus Madrid und ich wohne seit einem Jahr in Deutschland. Zum ersten Mal konnte ich mit ausländischen Augen meine Stadt ansehen - mit den Augen von Menschen aus vier verschiedenen Ländern. Für einige TeilnehmerInnen war der Geschmack des Wassers komisch. Andere deutsche Jugendliche hatten den Eindruck, dass die typische spanische Tapas Bar einem Dönerladen in Deutschland glich: keine Kerzen, viele Spielautomaten, kleines Bier (caña) und sehr gute Kleinigkeiten zu essen. Es ist interessant zu sehen, wie wir alles aufgrund unserer eigenen Erfahrungen wahrnehmen. Mit Menschen anderer Nationalität Theater zu spielen ist anders: Wir haben unsere Muttersprache nicht zur Verfügung und so müssen wir uns mit Hilfe von etwas anderem ausdrücken, und das ist für mich die Essenz von Theater dieser Art und in dieser besonderen Situation: die Magie der wortlosen Kommunikation. (Nathalie Fribourg, Teilnehmerin, Europäische Freiwillige beim Offenen Kunstverein Potsdam) Es war wieder einmal... le vite possibili Polignano a Mare, Süditalien, Dezember 2007: Die Italiener haben wieder eingeladen, schon bekannte, aber auch neue Partnerorganisationen und TeilnehmerInnen sind der Einladung gefolgt! Der 3. Teil der Fabbrica dei racconti war diesmal auf der Suche nach dem Glück der vite possibili (der möglichen Leben). Ein erster Schritt des Projektes war wiederum die intensive thematische Auseinandersetzung in der Vorbereitung - Immigration im eigenen Land, im Leben anderer Menschen aus der unmittelbaren Umgebung. In dem Interviewmaterial gab es überraschend viele Parallelen: das Bewusstsein nationaler Identität ist eine Seltenheit, obwohl auch wiederholt das Phänomen der Bewusstwerdung der Identität des Herkunftslandes in der Ferne auftrat. Für keinen Interviewpartner war die Frage nach Heimat und Identität leicht zu beantworten. Immigration ist und bleibt ein ungelöstes Problem. Grenzen zwischen den Menschen und zwischen den

26 26 _ Es war einmal... Ländern stellen ein im Kern unlösbares Problem dar. Bei der Projektarbeit gelang es, aus diesem Dilemma kreative Impulse abzuleiten, auf der Grundlage einer Präsentationsform mit offenem Ende. Deutschland wurde im Allgemeinen geschätzt für seine Sauberkeit und Rechtsstaatlichkeit, die Deutschen gelten weiterhin als eher humorlos und rational, aber freundlich. Diese Einschätzungen erwiesen sich teilweise als Vorurteil. Wir als junge Deutsche reagieren auf derartige Wesenszuschreibungen eher mit Widerwillen. (Philip Baumgarten, Teilnehmer) Es wird einmal... Spur der Spiele Potsdam, Deutschland, Juli 2008: Junge Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern sollen Aktionsformen von künstlerischem Spiel entdecken, aufspüren und kommunizieren. Neben dem Kennenlernen von verschiedenen Spielformen und Spielweisen soll die Frage gestellt werden: Wie wird in unterschiedlichen europäischen Kulturen gespielt, gibt es kulturelle Unterschiede des Spielens? Aber da beginnt schon wieder eine weitere Geschichte, sie soll ein anderes mal erzählt werden... Schatzkiste: Ownership Besitztumsgefühl Wurde das erste Projekt noch durch MitarbeiterInnen des Vereins vorbereitet und maßgeblich begleitet, gab es im zweiten und dritten Teil (die vorher nicht geplant waren) einen beispielhaften Wechsel des Besitztumsgefühls und damit auch der inhaltlichen und organisatorischen Verantwortung, weg von den Hauptamtlichen hin zu den Jugendlichen. Es wurde ihr Projekt, sie wollten sich wieder begegnen und ihre Erfahrungen vertiefen. Nur so, durch die Weitergabe von Verantwortung und das möglich machen von eigener Gestaltung, kann eine Folgegeneration von internationalen ProjektteamerInnen und -organisatorinnen entstehen. Der Erfolg dieses mehrteiligen Projekts, die Kontinuität der Begegnungen hat uns selbst auch sehr überrascht. Der Wille der Jugendlichen, weiter machen zu wollen und die Intensität der thematischen Auseinandersetzung im Vorfeld war überwältigend. Es war wie eine magische Kraft, die von dem ersten Projekt in Italien ausgegangen ist. (Ulrike Schlue) Kontakt Offener Kunstverein e. V. Ulrike Schlue Hermann-Elflein-Str. 10, Potsdam Fon: okev@okev.de

27 Die Wirklichkeit _ 27 Die Wirklichkeit mit eigenen Augen sehen Titel /// Fremde. Die Wirklichkeit mit eigenen Augen sehen, Beninisch deutsches Kulturatelier Programmform /// bilaterale Jugendbegegung (Rückbegegnung geplant für 2008) Künstlerische Sparte /// Musik, Tanz, Foto Zeit /// , Abomey-Calavi, Benin Teilnehmer/innen /// 13 Deutsche und 16 beninische Jugendliche zwischen 17 und 26 Jahren förderung /// BMFSFJ durch BKJ, Botschaft Benins in Berlin, Deutsche Botschaft in Cotonou partner /// GALOP Solidarité (Benin) träger /// LKJ Sachsen e. V. Benin, ein kleines Land im Westen Afrikas. Afrika, der fremde Kontinent. Bilder entstehen im Kopf. Bilder, geprägt durch Berichte, Meldungen, Nachrichten aus den Medien. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Helfen Mittel der Kunst, die Wirklichkeit genauer, intensiver, mit allen Sinnen wahrzunehmen und dann auch besser zu verstehen? In der Begegnung zwischen Deutschland und Benin wurde über verschiedene Tanz- und Musikformen und mit den Mitteln der Fotografie das Fremde erspürt, beobachtet, erfahren, bis es etwas vertrauter geworden ist. Dem Unbekannten entgegen kommen Die Reise nach Benin begann noch in Deutschland. Die dreizehn Leipziger TanzschülerInnen der Musikschule Johann Sebastian Bach haben sich intensiv darauf vorbereitet. Bei den gemeinsamen Vorbereitungstreffen haben sie Bilder aus dem Land angeschaut; auf der Karte nach berühmten Orten, die sie besuchen wollten gesucht; Listen zusammengestellt, was unbedingt mitgenommen und beachtet werden muss und Erfahrungsberichten der Projektleiterin über Afrika gelauscht. Sie haben sich auch vorbereitet, Armut und Not zu begegnen. Sie wollten nicht nur Gäste und BeobachterInnen sein, haben Spenden für ein Kinderprojekt in Benin gesammelt. Dabei versuchten sie sich in die Situation der Kinder hinein zu fühlen und die Welt mit ihren Augen zu betrachten: Was brauchen die Kinder am meisten? Worüber würden sie sich freuen?. Die Auseinandersetzung damit, was es in Benin nicht geben könnte und was Kindern und Jugendlichen eine Freude bereiten würde, ohne dass das Gefühl des Almosenempfangens entsteht, war ein wichtiger Schritt, um die Perspektive der anderen Seite anzunehmen, um sie respektieren und verstehen zu können. Andere Seite berühren Das Erleben der Fremdheit der afrikanischen Wirklichkeit an sich war eine wichtige interkulturelle Erfahrung. Die Exkursionen, Unternehmungen, Marktbesuche eröffneten die Möglichkeit, sich ein Bild über das Land und dessen Lebensformen zu machen. Auch die Begegnungen mit Menschen, die sehr hart arbeiten und dennoch fast nichts besitzen und trotzdem Zufriedenheit und Fröhlichkeit ausstrahlen, hat viele zum Nachdenken gebracht. Die Jugendlichen brachten diese enorme Erlebnisflut in ihren Tagebüchern, Gesprächen, Diskussionen und in der gemeinsamen kreativen Arbeit zum Ausdruck. In Benin haben wir die Wirklichkeit gesehen unsere Wirklichkeit, als EuropäerInnen mit europäischem Blick. Ein wenig konnten wir in die Wirklichkeit unserer beninschen Freunde eintauchen, konnten sie schmecken, fühlen, riechen, ihren Rhythmus, ihr Tempo leben. Im gemeinsamen Tun haben wir gespürt, wie nah wir einander in Wirklichkeit sind. Dazu waren die Workshops in modernem und afrikanischem Tanz und Perkussion sowie Fotografie und die gemeinsamen Unternehmungen wunderbare Gelegenheiten. (Marit Vissiennon) Entdecken Die Wirklichkeit erschließt sich jedoch nicht nur über Äußeres. Dazu gehört auch das Wissen darüber, wie das Leben organisiert ist, wie Schule und der Übergang in Ausbildung und Beruf funktionieren und welche Lebensperspektiven sich Jugendlichen in Benin bieten. Und das kann nur in einem unmittelbaren Austausch entdeckt werden.

28 28 _ Die Wirklichkeit Im Miteinander das Andere entdecken, den Wahrheitsgehalt gängiger Klischees überprüfen, die Barriere vor dem Anderen, Fremden etwas kleiner werden zu lassen, war Ziel dieser Jugendbegegnung. Musik, Tanz und Fotografie als künstlerische Ausdrucksmittel wurden vor allen genutzt, um den Kontakt und die Begegnung Miteinander zu befördern und den Blick für die Realität für einander zu schärfen. Neben den (unerwarteten) wunderbaren Entdeckungen der Gemeinsamkeit und der Vertrautheit, bereicherten auch anderen Facetten des interkulturellen Lernens die Erfahrungen der Jugendlichen. Ich habe durch diesen Kanal des Kulturaustauschs mit unseren deutschen Freunden ein gewisses Bild vom europäischen Kontinent und besonders von Deutschland entdeckt und ein beeindruckendes Bild ist, wie die jungen Deutschen auf der Zeit reiten. Diese Kultur ist ganz verschieden von der Kultur der Gummizeit in Benin. Das war eine Gelegenheit, zu versuchen, eine Antwort auf meine Fragen zu finden wie: Warum hat Europa alle diese gesellschaftlichen Probleme, obwohl sie Wohlstand haben und auch die Gelegenheit, die positiven Tatsachen ihrer Kultur zu analysieren und daraus wirklich eine Lehre für unsere sozial-kulturelle Entfaltung zu ziehen? (André Oke Loko, Benin) Im Fotografie-Workshop ging es um das genaue Wahrnehmen und das gemeinsame Auswerten der fotografierten Realität. Am Anfang arbeiteten die Teilnehmenden in nationalitätsgemischten Gruppen und später gingen sie getrennt auf Motivsuche, um 'typisch afrikanisches' festzuhalten. Bei der Präsentation zeigte jede Gruppe zunächst ihre Fotos. Danach gab es Reaktionen und Assoziationen durch die andere Gruppe sowie Erläuterungen der Fotografien, was sie mit dem konkreten Foto verbinden. Es war der Abend mit den intensivsten interkulturellen Erfahrungen und Auseinandersetzungen. Für beide Seiten war es frappierend zu bemerken, wie unterschiedlich die Blickwinkel auf ein und dasselbe Bild sein können und wie jene durch die eigene Kultur vorgeprägt sind. Das Erlebte mitteilen Die Abschlusspräsentation der Kulturwerkstatt fand im Rahmen einer Gala im Palais de Congrès in Cotonou statt, zu der eine Vertreterin des Jugendministeriums sowie der deutsche Botschafter anwesend waren. Sie würdigten dabei die Bedeutung dieses in seiner Form seltenen Brückenschlags. Die Präsentation zeigte in einer Choreografie, in der Elemente des modernen Tanzes mit beninschen Tanzschritten verbunden wurden, das Aufeinanderzugehen der Jugendlichen beider Kontinente. Die Fotoausstellung, Erfahrungen und Erkenntnisse der TeilnehmerInnen in Kunst verpackt wurden auch nach Deutschland gebracht, um sie im Rahmen entwicklungspolitischer Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft Leipzig den Familien, Freunden und der Öffentlichkeit vorzustellen. Veränderung vollziehen Die Auswirkungen bei den TeilnehmerInnen reichen von der Faszination von Land und Leuten über die Erweiterung des eigenen Horizonts und spürbare Verhaltensänderungen bis hin zu entstandenen Freundschaften. Die Jugendlichen tragen ihre Faszination in ihre Familien-, Freundes- und Bekanntenkreise und sorgen damit in kleinem Rahmen für die Verbreitung eines positiven Afrikabildes. Das Reisen in ein Entwicklungsland hat die Auseinandersetzung mit den Fragen des Reichtums und der Armut und nach den wichtigen Dingen im Leben zur Folge. Gerade für junge Menschen in der Orientierungsphase ist das eine unersetzliche Möglichkeit, sich grundsätzlichen Lebensfragen zu stellen. Das Erleben von Situationen, für die es keinen durch Sozialisation erworbenen Handlungsplan gibt, bringt den Einzelnen an Grenzen, gibt ihm aber auch die Chance diese Situation leben zu lernen. Durch die Projekterfahrung wurden die Jugendlichen motiviert, wieder bei einem Afrikaprojekt mitzumachen oder sogar sich freiwillig auf diesem Kontinent zu engagieren. (Marit Vissiennon)

29 Die Wirklichkeit _ 29 Schatzkiste: Umsetzung des interkulturellen Lernens Der Prozess des interkulturellen Lernens wurde in dem gesamten Projektzeitraum professionell angeleitet und begleitet. Die deutschen Teilnehmenden wurden beim Vorbereitungstreffen auf die fremde Kultur vorbereitet und sensibilisiert, offen mit dem Erleben von nicht vertrauten Situationen umzugehen. Das Eintauchen in die andere Kultur wurde durch eine Vielfalt der Impulse und unmittelbare Begegnung mit Jugendlichen angeregt. Durch die Möglichkeiten der verbalen und künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Erlebten in der deutschen und in der internationalen Gruppe konnten die Beobachtungen und Eindrücke der Teilnehmenden aus verschiedenen Perspektiven reflektiert werden. Die Zusammenarbeit in den Workshops und die Auseinandersetzung mit der subjektiven Sicht der Dinge hat verdeutlicht, dass nicht nur Beobachtungen und Vergleiche zum Kennenlernen der anderen Kultur führen. Dass vor allem die Offenheit, eigene kulturelle Vorprägung wahrzunehmen und Mut, sie zu hinterfragen notwendig sind, um andere Kulturen verstehen und respektieren zu können, wurde den Jugendlichen spürbar nahe gebracht. Kontakt Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (LKJ) Sachsen e.v. Marit Vissiennon Sternwartenstr.4, Leipzig Fon: vissiennon@lkj-sachsen.de

30 30 _ Medienwelten Medienwelten: open your eyes open your mind! Titel /// Open your eyes! Open your mind! Programmform /// Multilaterale Jugendbegegnung (Erstbegegnung der Partner) Künstlerische Sparte /// Video, bildende Kunst, neue Medien Zeit /// , Peseckendorf, Deutschland Teilnehmer/innen /// 22 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahre aus Deutschland, Rumänien, Schweden, Slowenien, Ungarn förderung /// EU Programm Jugend in Aktion LVWA Landesjugendamt Sachsen-Anhalt partner /// Rumänien: HAIR ASOCIATION Youth Foundation BUZAU, Schweden: A-net Youth forum, Slowenien: Vöter The wind association for extending information and knowledge, Ungarn: Pillar Foundation träger /// Jugendbildungsstätte des Paritätischen Peseckendorf, Integral ggmbh Die Leute gehen heute lieber ins Kino, sehen fern oder hängen vor der Playstation, statt Romane zu lesen. Also müssen Autoren sie auf ihre Bücher aufmerksam machen. Provokation ist eine Möglichkeit, ihnen zu sagen: Wacht auf, beobachtet eure Umwelt, macht euch euer eigenes Bild, werdet euer eigener Regisseur. (Frederic Beigbeder) Die Gruppe ist angereist. Die meisten Jugendlichen haben eine lange Fahrt hinter sich aus Rumänien, Schweden, Slowenien und Ungarn. Heute ist der erste Tag der internationalen Jugendbegegnung, die Claudia leitet. Das Juli-Wetter lädt ein zum Arbeiten auf der sonnigen Wiese am Teich, im Schatten der hundertjährigen Bäume. Das Schloss bietet eine malerische Kulisse für die Eröffnung. Zur Begrüßung möchte Claudia das Zitat aus dem Roman von Frederic Beigbeder 39,90 vorlesen. Dieses Buch hatte sie bewegt und inspiriert, ein Projekt gegen die der Medien ins Leben zu rufen. Claudia Martsch ist 19 Jahre alt, Freiwillige im FSJ Kultur Sachsen-Anhalt in der Jugendbildungsstätte Peseckendorf und kann es immer noch nicht fassen, dass es ihr gelungen ist, diese Begegnung zu organisieren. Hier ist ihre Projektgeschichte. September 2006 Wie alle Freiwilligen des FSJ Kultur konnte auch Claudia im Rahmen ihres Freiwilligenjahres ein eigenes Projekt umsetzen. Dies sollte nach ihrer Vorstellung am Anfang eine Buchbesprechung zu 39,90 werden. Da aber das Problem der Medien als vierte Macht im Staat keine rein nationalstaatliche Herausforderung darstellte und eine Buchbesprechung wenig kreative Beteiligung ermöglichte, hatte sie sich nach einer Beratung mit dem Team der Bildungsstätte für die Form einer europäischen Jugendbegegnung, eines internationalen Jugend-Medien-Workshops entschieden. Die Idee war da, wie sollte es weiter gehen? Wo ist am Besten anzufangen, für jemanden, der noch keine Erfahrungen in der Organisation von internationalen Jugendbegegnungen hat? Der erste Weg führte sie zu ihren beiden MentorInnen der Bildungsreferentin und dem Leiter der Bildungsstätte: Claudias Idee war toll. Schon seit geraumer Zeit wollten wir als Jugendbildungsstätte wieder verstärkt eigene Aktivitäten im Bereich der internationalen Jugendarbeit durchführen. Leider fehlten uns bisher oft die Personen und Ressourcen. Ermutigt durch ein Seminar des Landesjugendamtes und getragen durch die Idee unserer neuen FSJlerin haben sich diese Möglichkeiten dann erschlossen. Als Bildungsstätte konnten wir sozusagen die Hardware für die Begegnung liefern Unterkunft, Verpflegung, Räume. Aber dadurch, dass wir außer unseren Workcamps im Sommer kaum internationale Maßnahmen durchgeführt haben, fehlte uns die Software: Partner im Ausland, ausreichende Fördermittel und Erfahrungen in der Programmgestaltung. Wir sind jedoch als Jugendbildungsstätte Peseckendorf Mitglied in der Arbeitsgruppe EXCHANgE Sachsen-Anhalt. Das Projektbüro der Arbeitsgruppe hat uns dann einige wichtige Tipps gegeben, bei der Beantragung der Fördermittel geholfen und die Möglichkeit vermittelt, an einem Contact-Making-Seminar in Tours/Frankreich teilzunehmen. (Torsten Boek, Leiter der Jugendbildungsstätte Peseckendorf) Oktober 2006 Zu dem Contact-Making-Seminar einer Art Partnerbörse für Organisationen, Verbände und Initiativen, die Partner für internationale Jugendbegegnungen suchen in Tours konnte Claudia nicht selbst fahren, doch die Bildungsreferentin aus Peseckendorf knüpfte dort nicht nur die wichtigen Kontakte für Claudias Begegnung, auch weitere Absprachen und Projektpartner für die Bildungsstätte wurden gesichert. Vor allem die europäische Dimension und Tragweite des Projektes wurde dort erörtert, organisatorische Fragen, das Profil der Gruppe, Ziele und Methoden besprochen und schon weitestgehend festgelegt.

31 Januar 2007 Claudia hatte mittlerweile alle Anträge geschrieben und eine Gruppe von vier deutschen TeilnehmerInnen organisiert. Diese Jugendlichen haben von nun an gemeinsam die Detailarbeit für das Projekt geleistet: s an die Jugendlichen der anderen Gruppen geschrieben, das Programm für die Begegnung vorbereitet und sich inhaltlich durch Besuche an der FH Magdeburg und bei der größten Lokalzeitung vorbereitet. Da Claudias MitstreiterInnen auch ein FSJ Kultur absolvierten, nutzten sie die Seminare im Rahmen des Freiwilligendienstes als Plattform für ihre Absprachen. Die Gruppe hat die Flyer für die Jugendbegegnung entwickelt, Zeitungsartikel in der lokalen Presse veröffentlicht und Gespräche mit SchülerInnen der Europaschule Oschersleben und lokalen Jugendeinrichtungen geführt. April 2007 Die Partnerorganisationen standen bereit und die TeilnehmerInnen freuten sich auf die Zeit im Sommer. Nun wäre es an der Zeit gewesen in die gemeinsame Detailplanung zu gehen und ein Vorbereitungstreffen der Partner durchzuführen. Leider hatte aber das neue EU-Programm Jugend in Aktion einige Startschwierigkeiten, so dass bis Juni keine verbindlichen Förderzusagen gegeben werden konnten. Das Risiko war für Claudias Bildungsstätte und die europäischen Partner zu hoch, da alle erst einmal selbst für die Kosten hätten aufkommen müssen. So wurden halt die Vorbereitungen per Telefon und intensiviert. Nicht ideal, aber für die Beteiligten der einzige Weg. Juli 2007 Das Projekt hat begonnen und Claudia hat die Passage aus 39,90 von Frederic Beigbeder vorgetragen. Die Reaktionen waren noch etwas verhalten, niemand traute sich so richtig zu reden. Doch Claudia ist vorbereitet. Sie weiß, dass es in den nächsten zwei Tagen erst einmal darum geht, eine offene, gute Gruppenatmosphäre zu schaffen. Es wird sich kennen gelernt gegenseitige Interview- Poster entstehen, Teamübungen im Hochseilgarten werden durchgeführt und das gemeinsame Programm ausführlich erläutert. Dann geht es zum Thema. Mitgebrachtes Werbematerial aus der Heimat wird vorgestellt, Informationen über Medien und Werbung im Internet werden recherchiert. Jetzt ist es wichtig, darüber ins Gespräch zu kommen. Dabei hilft ein interaktives Gruppenspiel: What s Europe for you? soll die Bedeutung eigener und europäischer Werte hinterfragen. Eine Woche ist fast schon vergangen. Die Gruppe hat sich gefunden, das Thema ist erkundet und seit zwei Tagen haben sich die TeilnehmerInnen in vier Kleingruppen aufgeteilt, wovon sich je zwei Gruppen mit dem Medium Video und zwei mit dem Medium Print/ Poster beschäftigen. In den Gruppen wurde zuerst das Medium erläutert und ausprobiert. Danach wird Material gesammelt Interviews in der Gruppe, beim Offenen Kanal, in einer Werbeagentur und einer Druckerei. Das Erlebte wird abends zwischen den Gruppen ausgetauscht und in der Freizeit reflektiert. Es war besonders interessant, den Stellenwert der Medienwerbung in den verschiedenen Ländern zu beleuchten, die Unterschiede im östlichen und westlichen Europa zu entdecken und uns selbst zu fragen, ob und wie unser Verhalten dadurch beeinflusst wird. Vor allem vor diesem Hintergrund muss die Medienkompetenz Jugendlicher als eine der wichtigsten Kulturtechniken des 21. Jahrhunderts stärker als bisher gefördert werden. (Claudia Martsch) Der Tag der Präsentation der Ergebnisse. Es ist keine öffentliche Aufführung. Gäste wurden nur von den Förderinstitutionen, Kooperationspartnern und befreundeten Verbänden eingeladen. Die Jugendlichen beachteten die Gäste kaum. Es ist ihr Abend Spannung, was die anderen Gruppen geschaffen haben und wie ihre eigene Präsentation ankommt. Bis in die frühen Morgenstunden waren die Filme geschnitten und an den Szenen gefeilt worden. Den schwarzen Theatersaal erhellen nun Scheinwerfer. Gefördert durch eine spartanische Moderation sind die Filme und Poster der Mittelpunkt des Abends. Bestaunt vom Publikum, bejubelt von den TeilnehmerInnen. Danach ein reger Austausch: Reflexion, Lob, Selbstkritik. Und dann wird gefeiert! Die entstandenen Poster und Filme werden nicht die Welt verändern, doch sie haben die Jugendlichen verändert, die sie erstellt haben. Vor der Schlosskulisse wird am letzten Tag schnell noch ein Gruppenfoto zur Erinnerung gemacht. Verwirrung kurz vor dem Abschied, alle schauen Claudia an was nun, wie geht es weiter. Claudia tröstet ihre TeilnehmerInnen als hätte sie selbst diese Abschiedssituationen

32 32 _ Medienwelten schon oft erlebt: Es gibt ein nächstes Mal. Hier in Peseckendorf oder anderswo, Europa ist jetzt kleiner und vertrauter geworden. Schatzkiste: Fachliche Unterstützung auf allen Ebenen Internationale Jugendarbeit braucht Motivation, Vertrauen und ein unterstützendes, fachliches Umfeld, um neue Generationen von Projektverantwortlichen und TeamerInnen bilden zu können. Durch die Möglichkeit, ein eigenes Projekt innerhalb ihres Freiwilligen Sozialen Jahres im Bereich Kultur durchführen zu können, wurde Claudia motiviert, ein Thema, das sie beschäftigt, mit anderen zu teilen. Nicht überall ist es innerhalb des FSJ selbstverständlich, diese Freiheit zu haben. Das Team der Bildungsstätte Peseckendorf hat ihr das Vertrauen entgegen gebracht, ein internationales Projekt fast eigenständig umsetzen zu dürfen. Es wurden seitens der MentorInnen Zeit und Ressourcen investiert, die nicht nur dem Projekt zu Gute kamen, sondern auch der Einrichtung genutzt haben. Die fehlenden Partnerorganisationen und Fördermittel konnten durch die Zusammenarbeit der Bildungsstätte mit der Arbeitsgruppe EXCHANgE Sachsen-Anhalt gewonnen werden, einer Art regionalem Netzwerk für internationale Jugendarbeit. EXCHANgE konnte Erfahrungen mit dem EU-Programm Jugend in Aktion weitergeben und durch die Vernetzung mit anderen regionalen Strukturen in Europa, im Rahmen des Netzwerks YER Youth in European Regions, den Kontakt zu potentiellen Partnern bei einem Contact-Making- Seminar vermitteln. So sollte ein Unterstützungssystem aussehen. Die Zusammenarbeit der Fachkräfte auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene haben es Claudia ermöglicht, innerhalb einer doch relativ kurzen Zeit ihr Projekt zu verwirklichen. Kontinuität? Für Claudia ist das keine Frage: natürlich macht sie weiter. Die Semesterferien im Sommer sind schon fest für das Folgeprojekt eingeplant. Sie wird dann als erfahrene Teamerin die neue FSJlerin bei ihrem Projekt in Peseckendorf unterstützen und einige neue Bücher hat sie auch schon gelesen Kontakt Jugendbildungsstätte des Paritätischen Peseckendorf, Integral ggmbh Torsten Boek/Renate Kriegel Kastanienallee 32, Peseckendorf Fon: jugendbildungsstaette@mdlv.paritaet.org

33 Somos _ 33 Somos... viel wertvoller als all das Geld der Welt Titel /// Internationale Jugendzirkusbegegnung Somos Programmform /// Bilaterale Jugendbegegnung mit mehreren Hin- und Rückbegegnungen Künstlerische Sparte /// Zirkus Zeit /// , Köln, Wiesbaden, weitere Orte Teilnehmer/innen /// 33 im Alter zwischen 12 und 20 Jahren, davon 18 aus Deutschland und 15 aus Nicaragua förderung /// BMFSFJ über BKJ, Stadt Köln und Stadt Wiesbaden partner /// Nicaragua: Circus Colorinto des Jugendzentrums Centro de Menores, Corinto träger /// Con.Action e.v./kinder- und Jugendzirkus Radelito Aber bitte nicht zu Hause nachmachen! ruft der Zirkusdirektor den Kindern im Publikum zu, als sich einige der jungen ArtistInnen aus Deutschland und Nicaragua barfuss über Glasscherben bewegen. Davor gab es schon grazilen Seiltanz, coole Jonglage, charmante Clownerie und waghalsige Menschenpyramiden. Zum Abschluss noch die Einradshow und wieder geht einer der vielen Auftritte des gemeinsamen Austauschprogramms zwischen dem Kinder- und Jugendzirkus Radelito aus Köln und dem Zirkus Colorinto aus Corinto erfolgreich mit viel Applaus zu Ende. Doch wer das knapp zweistündige Programm begeistert angesehen hat, kann sich im Entferntesten nicht vorstellen, welche Arbeit und welches Engagement aller Beteiligten dahinter verborgen ist. Bereits 2005 waren 15 Kölner Jugendliche zu Gast in Nicaragua. Ihr Ziel: Zusammen mit den Jugendlichen des Betreuungs- und Ausbildungszentrums Centro de Menores einen Jugendzirkus in Corinto ins Leben zu rufen. Neben vielen Ideen, ihren Fähigkeiten und der Offenheit für etwas Neues, gab es jede Menge Zirkusrequisiten im Gepäck, die sie durch eigenes Fundraising besorgt hatten. Dann im Oktober 2006 der Rückbesuch: Drei Wochen lang waren die 15 Colorintos mit den Radelito FreundInnen aus Köln zusammen. Dabei standen nicht nur gemeinsame Zirkusproben und -aufführungen im Programm. Die Unterkunft und Betreuung in den Familien, die Teilnahme am Köln-Marathon, der Besuch eines Artisten- Gottesdienstes und viele andere Aktivitäten gestalteten die Maßnahme als Höhepunkt der Partnerschaft. Zusammenarbeit mit einem Land aus Lateinamerika SkeptikerInnen, die es immer gibt, kennt auch das Somos-Projekt: Was soll die ganze Spielerei, die Menschen der Entwicklungsländer haben überhaupt keine Chance auf einen Beruf in diesem Bereich. Von eurem Zirkuskram können sie nicht satt werden. Doch erfolgreiche Kooperation und Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Schwellenländern verläuft meist nicht in geradlinigen Kausalitäten. Oft sind es die auf längere Zeit und auf Bewusstseinsveränderung angelegten Projekte, die dort wo relative Not bestimmend ist, zu nachhaltigen Veränderungen führen. Bildung und Kultur sind Investitionen in die Infrastruktur der Lebensverhältnisse. Der Kölner Zirkus Radelito hat mit seiner Partnerschaft gezeigt, dass es darum ging, positive Kräfte, Zuversicht und Freude zu vermitteln. Davon war auch der zur Begrüßung aus Berlin angereiste Botschafter Nicaraguas Alvaro Mollona beeindruckt gewesen: Die jungen Menschen haben durch die Zirkusarbeit eine neue Lebensperspektive erhalten. Die Radelitos sind auf dem Gebiet ihrer kulturellen Entwicklungszusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht allein. Sie bekommen und geben Unterstützung in einem informellen Netzwerk von Personen, Vereinen und Institutionen, die sich auch mit Lateinamerika und Nicaragua beschäftigen. Neben den Menschen aus dem näheren Umfeld von Radelito, sind dies vor allem die Stadt Köln mit ihrem Städtepartnerschaftsprogramm und InWent Internationale Weiterbildung und Entwicklung ggmbh mit ihrem ASA Programm für entwicklungspolitischen Jugendaustausch. Die OrganisatorInnen sind überzeugt davon, dass sie mit ihrem Programm Jugendliche für ein längerfristiges Engagement in entwicklungspolitischen Fragen gewinnen können. Acht der Somos-

34 34 _ Somos TeilnehmerInnen haben ein von InWent unterstütztes MultiplikatorInnen-Training besucht, so dass sie im Sommer 2007 als solche nach Nicaragua reisen konnten. Mittlerweile gibt es ständig Jugendliche bei den Partnern in Nicaragua, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland oder ein ASA-Programm dort absolvieren. Radelito redet nicht nur über die UN-Dekade Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, sondern setzt eigene Aktivitäten im Sinne dieser um. Doch das wirklich Beeindruckende an der Ressourcengewinnung des Radelito-Projekts, ist die Eltern- und Ehemaligenarbeit. Ohne die Zusammenarbeit und die Beteiligung dieser Ressourcengruppe würden dem Projekt nicht nur Mittel, Materialien, Unterkunft und Transport fehlen, es würde auch ein Großteil des Charakters verloren gehen: Herzlichkeit, Gastfreundschaft und generationsübergreifender Zusammenhalt. Verständnis und Respekt lernt man nicht aus Büchern, sondern durch gemeinsame Erlebnisse. Ich habe hier etwa 20 neue Freunde kennen gelernt und alte Freunde wieder getroffen es war kein Projekt, es war ein großes Familientreffen. Das war einfach viel wertvoller als all das Geld der Welt. (Eine Teilnehmerin im Evaluationsbogen) Schatzkiste: Fundraising, Eltern- und Ehemaligenarbeit Allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass sich das Somos-Projekt sehr kostenintensiv gestalten wird. Allein mit den Fördersätzen der öffentlichen Zuwendungsgeber konnte das nicht finanziert werden. Es mussten alle verfügbaren Register der alternativen Mittelbeschaffung gezogen werden. Hier zahlte sich die kontinuierliche Zirkusarbeit aus, denn Radelito hatte etwas zu bieten: eine tolle Show. Im April 2006 stellte der renommierte Zirkus Roncalli dem Schulzirkus Radelito für eine Aufführung sein Zirkuszelt zur Verfügung. Über 1000 KölnerInnen kamen, bestaunten die Leistungen der Jugendlichen und zahlten dafür. Damit war der Grundstein für die Reisekosten der nicaraguanischen Jugendlichen nach Köln gelegt. Um das Folgeprogramm 2007 in Nicaragua abzusichern, wurde diese Form des Fundraising im Mai 2007 erfolgreich wiederholt. Hier zeigt sich ein Vorteil des internationalen Jugendkulturaustauschs: Es entstehen meist Produkte, die, auch wenn nicht entscheidend für die pädagogischen und interkulturellen Ziele, einem breiten Publikum präsentiert werden können. Viele Eltern nutzen auch ihre Freizeit, um während des Projekts einfach mal so vorbei zu kommen. Unkompliziert da sein, mit anpacken oder nur zusehen, hier mal ein Kuchen, eine Dose Süßes, Handschuhe und Socken aus dem Sonderangebot, mal eben 5 Ladungen Wäsche waschen, tocknen, bügeln. Immer alles mit einem freundlichen Lächeln, mit Begeisterung und Zuwendung. Andere Eltern haben mit ihren Autos die Jugendlichen gefahren, zwei sind Krankenschwestern und haben uns medizinisch versorgt und ehemalige TeilnehmerInnen haben Requisiten geschweißt und die Videodokumentation übernommen. (Georg Steinhausen) Kontakt Con.Action e.v./kinder- und Jugendzirkus Radelito Hans van Ooyen, Georg Steinhausen, Karl Lichtenberg Olefstr. 2, Köln Fon: conactionkoeln@aol.com

35 Eine Woche Hip-Hop Fieber _ 35 Eine Woche Hip-Hop-Fieber Titel /// Hip-Hop-Camp Movement 2006 Programmform /// trilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Hip-Hop (Musik, Tanz, Bildende Kunst) Zeit /// , Passau Teilnehmer/innen /// 29 Jugendliche im Alter zwischen 18 und 27 Jahren, davon 21 aus Deutschland und 8 aus Tschechien und Österreich förderung /// BMFSFJ über BKJ, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfond, Europäischer Fond für regionale Entwicklung (EFRE), Stadt Passau, weitere partner /// Tschechien: Divadlo Archa, Sidliste pod Ralskem Österreich: e-luma, Salzburg träger /// United Scene Group e. V. Am Ende waren nicht nur die Jugendlichen begeistert von den Fertigkeiten, welche die ReferentInnen ihnen vermittelten. Auch diese selbst zeigten sich begeistert darüber, dass die TeilnehmerInnen so enthusiastisch mitgemacht hatten: Hip-Hop-Workshops mit internationaler Beteiligung gibt es öfter. Modellhaft an Movement war, dass die künstlerische Arbeit mit interkulturellen Reflexionseinheiten kombiniert wurde: kulturelle Standards und Gruppenrituale wurden sichtbar gemacht und diskursiv bearbeitet. Fragen wie Grundwerte der Subkultur Hip-Hop lösten dabei interessante Diskussionen aus, welche einige Perspektivenwechsel ermöglichten. (Andreas Dittlmann) Movement 2006 Die jungen KünstlerInnen, MusikerInnen und TänzerInnen aus Deutschland, Tschechien und Österreich trafen sich eine Woche lang, um über verschiedene Elemente der Hip-Hop-Kultur theoretisch in einen Diskurs zu treten und praktisch Techniken auszutauschen. In Rap, Graffiti, Breakdance, Beatbox oder in der DJ-Performance konnten sich die TeilnehmerInnen nicht nur üben, sondern bekamen auch die Möglichkeit, ihr Können vor Publikum unter Beweis zu stellen. Die hierbei entstandenen privaten Kontakte und Freundschaften dienen als Grundlage für einen langfristigen, kulturellen Dialog und für wechselseitiges Kennenlernen der Kulturräume. Höhepunkt der Woche war dann das Live-Konzert, bei dem neben den aus Tschechien angereisten Czeckers (Beatbox, Rap) auch die lokalen Größen Breakfast (Breakdance) und der Beatboxer Joker ihren Auftritt hatten. Doch weder die Müdigkeit noch das durchwachsene Wetter konnten die Teilnehmenden am letzten Tag davon abhalten, sich auf den Wänden der Hall of Fame künstlerisch auszudrücken. Den ganzen Sonntag über kamen Neugierige und Szenegänger vorbei, um spontane Aktionen zu erleben und den KünstlerInnen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Das Vermitteln von interkulturellen Kompetenzen stand beim Hip- Hop-Camp im Vordergrund. Die TeilnehmerInnen haben sich durch die Auseinandersetzung mit der Hip-Hop-Kultur an das interkulturelle Handlungsfeld angenähert. Die eigenen Ausdrucksformen (Musik, Tanz, Kunst) wurden weiterentwickelt und spezifiziert. Hip-Hop-Kultur zeigt, dass kulturelle Globalisierung nicht automatisch zur kulturellen Vereinheitlichung führt. Denn bestimmte Formen in den vier Ebenen des HipHop zirkulieren weltweit, zum Teil vermarktet über den Mainstream der Popmusik, zum Teil zirkulieren sie im globalen Underground. In den lokalen Szenen bildeten und bilden sich dann die jeweiligen Stile heraus. Teil des Gesamtprojekts Junge Impulse an der D-CZ Grenzregion Movement 2006 reihte sich in eine Vielzahl anderer wohlklingender Projekte der kulturellen Jugendbildung ein, die durch die USG (United Scene Group) umgesetzt wurden: Waldart, Rumble Reagee, die Wildnis in mir, sprich code: dilna slov, Herr der Rauten, Nebelklänge, Himmelsnest oder Heavy Gates of Europe, so ihre Titel. Das Gesamtprojekt Junge Impulse an der D-CZ Grenzregion war ein strategisches Instrument zur (inter-)kulturellen Regionalentwicklung, welches im Zusammenspiel verschiedener Träger und

36 36 _ Eine Woche Hip-Hop Fieber Anbieter kultureller Bildungsarbeit der Region ausgearbeitet wurde. Es wurde durch ein Bündel von Impulsmaßnahmen die regionale Identität hinsichtlich der stattfindenden Transformationsprozesse, insbesondere für Jugendliche durch die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen stabilisiert. Hauptziel des Projekts war somit die Förderung der interkulturellen Kompetenzen von Jugendlichen im deutsch-tschechisch Grenzraum, durch Vernetzung der Angebotslandschaft für kulturelle Bildung mit unterschiedlichen Schwerpunktzentren (Musik, bildende Kunst, Medienarbeit, Tanz, Theater). Das Vorhaben war mit den Einzelintentionen Impulsgeber dafür, dass KünstlerInnen und Kulturinitiativen motiviert wurden, eigene Kinder- & Jugendprojekte entsprechend ihren Möglichkeiten in Angriff zu nehmen. Es war aber auch als Gedankenanstoß für LehrerInnen, ErzieherInnen und engagierte Eltern gedacht mit dem Ziel, deren Motivation zu fördern, mit ihren Kindern kulturelle Angebote verstärkt wahrzunehmen und eigene Initiativen mit den gegebenen Möglichkeiten zu entwickeln. Die USG war Träger, Koordinator und Moderator in diesem Prozess. Schatzkiste: interkulturelle Regionalentwicklung durch kulturelle Bildung Ich glaube, der Unterschied zu anderen Projekten ist, dass wir nicht aus der Jugendarbeit heraus kommen, sondern in der Regionalentwicklung unsere Wurzeln haben. Wir wollten innerhalb des Drei-Länder-Ecks Deutschland-Tschechien-Österreich mit unseren Projekten einen Impuls geben, eine Bewusstseinsveränderung innerhalb der Bevölkerung erreichen, dass sich diese Region als gemeinsame Europäische Region versteht und nicht nur Bayerischer Wald, Südböhmen und Oberösterreich für sich. Diesen regionalentwicklungspolitischen Ansatz haben wir versucht mit der Methode und Dimension des Künstlerischen verschiedenen Zielgruppen zu vermitteln. Das Hip-Hop- Camp Movement 2006 war ein Projekt von vielen. (Andreas Dittlmann) Insgesamt hat die United Scene Group seit ihrer Gründung im Jahr 1996 mehr als 100 verschiedene künstlerische Jugendprojekte mit internationaler Beteiligung in der Drei-Länder-Region durchgeführt. Dabei war es für die USG und ihre Partner selbstverständlich und keineswegs uneigennützig, auch andere Regionen und Länder in diesen Austausch einzubeziehen. Dittlmann: Es war am Anfang sehr schwierig für uns, Jugendliche aus Bayern für eine Begegnung zu begeistern, die nur mit Tschechen oder Österreichern läuft. Außerdem kann man das Verständnis nachbarschaftlicher Gemeinsamkeiten viel stärker herausarbeiten, wenn man sich mit der Kultur eines Koreaners oder US-Amerikaners konfrontiert sieht. Kontakt United Scene Group e.v. Andreas Dittlmann Niebelungenstr. 07, Passau Fon: info@usg-online.de

37 Von essbaren Büchern _ 37 Von essbaren Büchern Titel /// 14. Europäische Sommerwerkstatt: Bücher (und Buchobjekte in Beziehung zur Umgebung) Programmform /// trilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// , Weimar Zeit /// , Köln, Wiesbaden, weitere Orte Teilnehmer/innen /// 32 Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren aus Polen, Schweiz, Deutschland förderung /// DPJW durch BKJ partner /// Polen: InSEA (International Society for Education through Art) Verband der Kunsterzieher, Schweiz: Pro-Juventute träger /// IG Papiergraben/Ferienpass Die Europäische Sommerwerkstatt ist ein vom Kinderbüro der Stadt Weimar angeregtes internationales Jugendkulturprojekt. Sie findet jährlich in Weimar statt und seit 10 Jahren wird von dem polnischen Künstler Wieslaw Karolak eine inhaltliche Projektidee im Vorfeld mit seinen StudentInnen erarbeitet und dann beim Projekt gemeinsam mit Teilnehmenden aus verschiedenen europäischen Ländern umgesetzt waren es Jugendliche aus Polen, der Schweiz und Deutschland im Alter von 12 bis 15 Jahren. geschrieben: Über die Erfahrung des Fremdseins, das Gefühl, erste Freundschaften knüpfen zu können und das Erlebnis der Gemeinschaft in einer neuen Gruppe. Die verschieden Übungen passten haargenau in die unterschiedlichen Phasen kurzzeitpädagogischer, interkultureller Gruppendynamik. Beispiele: Meine Krawatte erzählt Die Begegnung beginnt. Ein mulmiges Gefühl entsteht: ein fremdes Land, eine Gruppe von unbekannten Menschen. Der erste Schritt ist schüchtern und vorsichtig, alle bekannten Fremdwörter verstecken sich in den tiefsten Ecken und wollen nicht raus kommen. Ohne Wörter anzufangen ist leichter. Die Krawatten werden gestaltet. Auf ihnen finden Hobbys und Eigenschaften Platz, die man den Anderen mitteilen möchte. Bunte Blumenwiesen, scharfe Chilis, eine Geige unter dem Mond und ein Hilfeschrei von einer einsamen Insel erzählen Geschichten ihrer BesitzerInnen. Mit dieser Unterstützung fällt auch das Vorstellen leichter. Die Knoten der Krawatten und die ersten Kontakte werden gemeinsam geknüpft. Eine kreative Werkstatt ist eine Art non-formaler Bildungssprozess. Dieser methodische Ansatz ist effektiver als traditionelle Unterrichtsmethoden und stellt den gemeinsamen Prozess der kreativen Gestaltung in den Vordergrund und nicht das materielle Produkt. Die Werkstatt als Methode der kreativen Arbeit ist ein europäisches Vermächtnis. (Wieslaw Karolak, Kunstakademie Lodz, Polen) Bücher und Buchobjekte in Beziehung zur Umgebung war das Thema der aktuellen Sommerwerkstatt. Die Teilnehmenden haben sich gemeinsam auf den Weg der Bücher begeben. Auf diesem Weg begegneten sie Büchern über Menschen, Gruselgeschichten und Gegenständen. Durch die gemeinsame interkulturell-künstlerische Arbeit sind die jungen BuchproduzentInnen in ihre verschiedenen Welten gegenseitig eingetaucht und haben eigene Lebensbücher Ich-Du-Wir An einem langen Tisch, bespannt mit einem weißen Tuch, sitzen sich die TeilnehmerInnen einander gegenüber. Die leere Kontur eines Kopfes schaut jeden Teilnehmenden aus dem Tischtuch an. Der Blick wird auf den Gegenübersitzenden gerichtet und die entstandenen Eindrücke finden um die Kontur herum Platz: Fröhlichkeit oder eher Nachdenklichkeit, Liebe für Musik oder eher Leidenschaft für Sport. Dann werden die Plätze getauscht. Nun vervollständigt man das vom Anderen begonnene Portrait. So entstehen die Portraits der Teilnehmenden in Interaktion miteinander. Nicht als realistisches Bild, sondern als eine phantasievolle und kreative Darstellung. Anschließend wird der Blick auch auf die PlatznachbarInnen gerichtet. Auf dem Tischtuch beginnt ein buntes Tauschen: Liebe zur Musik wandert zu dem Nachbarn und seine Leidenschaft fürs Basketball spielen wird

38 38 _ Von essbaren Büchern empfangen; ansteckendes Lachen wird im Austausch für blühende Fantasie abgegeben. Der Fluss der Noten fließt, Herzchen und Wolken bilden Girlanden, Straßen der Farben füllen die Tischlandschaft. So entsteht ein geschlossenes und verbundenes Bild als Buch der Portraits der ganzen Gruppe. Das stumme Betrachten und Staunen geht über in Erläuterungen, Erklärungen, Austausch viele Wege führen zueinander. Das große gemeinsame Bild Gemeinsam soll ein Bild gestaltet werden, an dem alle einen gleichen Anteil haben wie auf dem Papier, so auch im Leben. Auf dem farbig-quadratischem Blatt werden mit verbundenen Augen Ornamente und Figuren gemalt. Danach wird jedes Bild in zwei gleiche Dreiecke zerschnitten. Jeder Teilnehmende sucht sich ein Bild mit Formen und Farben, die zu seinem Bild passen und klebt es zusammen. Diese Teile werden wiederum mit anderen passenden Teilen zusammengefügt. So entsteht nach und nach ein großes, von allen gefertigtes gemeinsames Bild(erbuch), in dem sich alle nach einigem Suchen als Teil einer festen Gemeinschaft wieder finden. Das Buch der geheimnisvollen und mysteriösen Geschichten Das Gemeinschaftsgefühl blüht in allen Prachtfarben. Die täglichen Spaziergänge durch Weimar eröffnen neben vielen Orten der Kultur auch merkwürdiges: Höhlen und Grotten, finstere Gänge und Keller, skurrile Skulpturen. Die Idee, ein Buch mit geheimnisvollen Geschichten zu gestalten, entsteht. Vor dem Beginn der Bucherstellung wird geübt, Vertrauen zueinander aufzubauen und Eigenes loslassen zu können. Ein Sehender führt die Hände seines Partners mit verbundenen Augen. Gemeinsam zeichnen sie. Danach bekommt jede Gruppe von jeweils fünf TeilnehmerInnen (aus verschiedenen Ländern) ein leeres Blatt mit fünf Feldern. In der Mitte zeichnet jemand eine Geschichte und erklärt sie. Die Anderen nehmen die Figuren auf und führen die Geschichte weiter. Ein hohes Maß an Kooperation, die Fähigkeit, sich zu verständigen und Kompromisse schließen zu können, kommen zum Vorschein. Sehr aufmerksam, mit großem Interesse und Stolz, werden die entstandenen Ergebnisse begutachtet. Das Buch der Gegenstände was uns die Dinge sagen können Es kommt die Zeit, das Erlebte in der Gruppe in die eigene Welt einfließen zu lassen. Die Teilnehmenden gestalten ein eigenes Buch. Sie hören der Geschichten der Gegenstände aus ihrem Umfeld und schreiben sie in ihr persönlichen Buch, was auch eine einfallsreiche Form z.b. der Konturen des Gegenstands annimmt. Alle Bücher werden ausgestellt und von den AutorInnen vorgelesen. Bücher zum Essen Viele neue Eindrücke, Gefühle, Erlebnisse und Erfahrungen haben die TeilnehmerInnen aus den drei Ländern in den letzten Tagen erhalten. Eine bunte Mischung, die Zeit zum Sortieren braucht, den Platz im alltäglichen Leben zu finden, um sich in etwas Nachhaltiges, Wertvolles zu transformieren. Aber zuerst wird gebacken. Aus gemeinsam hergestelltem Salzteig werden vielfältige und phantasievolle Pizzas zubereitet. Der Belag der Pizzas die Eindrücke der Sommerwerkstatt werden nach eigenem Geschmack ausgesucht. Die Fahnen der Länder, historische Bauten und Sehenswürdigkeiten der Stadt, Herzen und viel Eiscreme ergeben eine leckere Mischung. Nicht alle gebackenen Kreationen sprechen für sich. Die KöchInnen erläutern, tauschen sich aus. Das Buch der Persönlichkeiten Zeit und Erfahrung verändert. Finde ich mich wieder? Gipsmasken der Gesichter werden angefertigt. Sie werden mit den dazugehörigen Krawatten an einem Stock befestigt und auf der Wiese in einer Reihe aufgestellt. Das sind wir! Durch die stummen weißen Masken irgendwie gleich, aber durch unsere Einzigartigkeit anders und unverwechselbar.

39 Von essbaren Büchern _ 39 Ein ganz normales Kind(er)leben international, nicht immer problemlos, grenzenlos. Es ist ein kleiner Baustein beim Bau des Hauses Europa. Das Erleben der Gemeinschaft durch Tun, der Weg der kleinen Schritte. Kulturprojekte ermöglichen eine besonders kreative Lernsituation. Kreativität, Phantasie, Erfahrungen, Fertigkeiten und Fähigkeiten werden auf ein gemeinsames Ziel hin eingesetzt. In der Sommerwerkstatt wurden vielfältige Möglichkeiten künstlerischen Experimentierens ausprobiert und künstlerische Techniken nicht isoliert vermittelt, sondern vorrangig die sozialen Funktionen des gemeinsamen Gestaltens und Lernens gefördert. (Steffi Engelstädter) Schatzkiste: Den Gruppenprozess unterstützende künstlerische Übungen Ein internationales Jugendprojekt mit Teilnehmenden zwischen 12 und 14 Jahren benötigt andere Methoden als Begegnungen, an den Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren oder älter teilnehmen. Unter der Anwendung der kreativen Werkstatt als künstlerische Methode wurde der Gruppenprozess in allen Begegnungsphasen effektiv genutzt, um Interaktion und interkulturelles Lernen zwischen den Teilnehmenden zu gestalten. Respektvoll und schrittweise fanden Vorstellung und Kennenlernen der Teilnehmenden statt. In späteren Phasen wurden die Interaktion und Kommunikation stärker gefördert, der Blick vom Ich auf das Wir gerichtet. Beim Gestalten haben die Teilnehmenden durch gemeinsame Portraits die vielfältigen Facetten der Persönlichkeit von anderen und gemeinsame Berührungspunkte entdeckt. Sie haben unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit erlebt: aus den eigenen Bildern ein Gruppenbild gestaltet, die Ideen von Anderen in kreative Gruselgeschichten ergänzt und ihr eigenes Buch der Gegenstände geschrieben. Auch der Reflexion des Erlebten wurde, wie einem guten Buch, genug Zeit gelassen. Ein Lehrbuch zum Einsatz bildender Kunst in internationalen Jugendbegegnungen mit jüngeren Zielgruppen. P.S. Die geplante Übergabe der entstandenen Bücher an die Anna-Amalia- Bibliothek, die vor drei Jahren teilweise einem verheerenden Brand zum Opfer fiel und Ende 2007 wieder eröffnet wurde, hat nicht stattgefunden. Die TeilnehmerInnen wollten ihre Bücher mit nach Hause nehmen. Kontakt IG Papiergraben/Ferienpass Steffi Engelstädter Goetheplatz 9 b, Weimar Fon: info@papiergraben.de

40 40 _ Die Angst vor dem Fremden Die Angst vor dem Fremden Titel /// Ein grenzenloses Miteinander Programmform /// bilaterale Jugendbegegnung, deutsch (Schwerin)/deutsch (Duisburg) französisch Künstlerische Sparte /// Theater, Tanz, Musik, Video, bildende Kunst Zeit /// , Schwerin Teilnehmer/innen /// 40 Jugendliche von Jahren aus Deutschland und Frankreich förderung /// DFJW über BKJ, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern und weitere partner /// Association de Promotion de L Ingénierie Socio-Alternative, Marseille, Frankreich träger /// Schule der Künste Schwerin e. V. Wer an Grenzen denkt, stellt sich Betonmauern, Stacheldrahtzäune und grimmige Grenzbeamte vor. Doch diese sichtbaren Grenzen verschwinden so langsam in Europa. Die Grenzen sind schlauer geworden. Sie verstecken sich in vielen unverständlichen Sprachen, in großen Entfernungen, im oft demotivierendem Umfeld, in gespürter Chancenlosigkeit und in der Angst vor dem Fremden. Der Herausforderung, diese Grenzen zu überwinden, stellten sich fünfzig Jugendliche aus Marseille, Duisburg und Schwerin im Jugendkulturprojekt Ein grenzenloses Miteinander. Durch verschiedene künstlerische Aktionen und Erlebnisse wollten sie bestehende Barrieren überschreiten und gemeinsam für ein Ziel eintreten eine Welt ohne Intoleranz und Rassismus. Um dies zu ermöglichen, standen den Teilnehmenden engagierte JugendarbeiterInnen, hilfsbereite SprachassistentInnen und erfahrene KünsterInnen zur Seite. Das gemeinsame Ziel vereint In den vierzehn Tagen dieser Jugendbegegnung stand die Zusammenarbeit mittels künstlerischer und kulturpädagogischer Arbeitsformen im Vordergrund. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich in zahlreichen Kunstsparten auszuprobieren und gemeinsam eine Vorstellung auf der Freilichtbühne in Schwerin auf die Beine zu stellen. Unterstützt von Fachleuten haben sie ebenso in Eigenregie eine Webpräsentation, einen Dokumentarfilm und eine CD erstellt. Der Weg führte die deutschen und französischen Teilnehmenden durch Diskussionen, Auseinandersetzungen und ließ sie in die Welt der Jugendkultur mittels Theater, orientalischem und modernem Tanz, Rap, Hip-Hop, Audiobearbeitung, Video, Malerei, Grafik und plastischem Gestalten eintauchen. Die international gemischten Gruppen haben in einer Woche verschiedene künstlerische Beiträge für ein interdisziplinäres Bühnenprogramm vorbereitet. Jeden Tag kam die Gruppe in einer großen Runde zusammen, um zurück zu schauen, das Entstandene in der Gemeinschaft zu genießen und die Veränderungswünsche sowie choreografischen Ideen in die weitere Arbeit optimal einfließen zu lassen. Somit konnte das Projekt zu keinem Zeitpunkt an den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmenden vorbei geführt werden. Bereits zum Ende der ersten Projektwoche wurde die Gruppenarbeit beendet und in die Gesamtproben für die Durchführung der Abschlussveranstaltung überführt. Alle Teilnehmenden zeigten in dieser Arbeit ein hohes Engagement, Begeisterung und große Ausdauer. Die intensive Projektarbeit wurde durch Erlebnisse bei gemeinsamer Freizeit aufgelockert. Es wurden lokale Sehenswürdigkeiten besucht und in einer Nachtaktion die Schweriner Sternwarte erkundet. Museumsbesuche, Sommernachts-Disco, Lagerfeuer, eine Bade- und Bootstour sowie der Grillabend fehlten auch nicht. Fataler Tag zwei Tag zwei begann prima. Alle Räume der Jugendkunstschule waren mit Leben erfüllt. Im Tonstudio agierten französische und deutsche RapperInnen, im Ballettsaal wurde sowohl orientalisch als auch Breakdance getanzt und auf der Probebühne trainierten die SchauspielerInnen. Doch nach den Workshops, auf dem Fußweg zur Jugendherberge, wurde die internationale Gruppe von einheimischen, mit Steinen bewaffneten Jugendlichen überfallen und durch den Schlossgarten gejagt. Rassismus, bis dahin nur eine Erscheinung irgendwo

41 Die Angst vor dem Fremden _ 41 außerhalb der heilen Welt der internationalen Begegnung, war plötzlich real. Nach dem rassistischen Übergriff auf die ProjektteilnehmerInnen standen alle unter Schock. Die Gewalt erzeugte bei vielen Jugendlichen eine enorme Angst, so dass einige keinen Schritt mehr vor die Tür der Jugendherberge setzen wollten die Fortsetzung des Projekts war gefährdet. Die Diskussion in der großen Runde am Abend konfrontierte die Teilnehmenden mit einer bitteren Wirklichkeit und erinnerte aber zugleich an die wichtige friedensstiftende Rolle einer internationalen Begegnung. Die gemeinsame Auffassung aller Beteiligten war eindeutig: Wir machen weiter! Nicht nur die Jugendlichen wurden durch diesen Zwischenfall zum couragierten Handeln bewegt. Viele VertreterInnen der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, breite Schichten der Öffentlichkeit und der Bevölkerung wurden sensibilisiert. Nationale und internationale Presse hatten es zu ihrer Pflicht gemacht, über das Projekt und das Geschehen zu berichten. Insbesondere die beteiligten Jugendlichen kamen im Rahmen der Berichterstattung deutlich zu Wort. Die OrganisatorInnen des Projekts legten in den Gesprächen mit den MedienvertreterInnen konsequent darauf Wert, dass die Inhalte der Begegnung im Mittelpunkt der Interviews standen und nicht nur der Überfall. und Atelierarbeit einmal aus der Nähe anschauen. Die Vorstellung ging reibungslos über die Bühne und am Ende waren sich alle einig: Die turbulenten, manchmal recht kräftezehrenden Tage der Vorbereitung haben sich wirklich gelohnt. Im Anschluss spielten verschiedene Jugendbands der Region. Trotz einsetzenden Regens blieben ihnen die Fans und die ProjektteilnehmerInnen die gesamte Zeit treu. Die Premiere-Party rundete das einmalige Erlebnis einer gelungenen internationalen Aktion ab und verkündete den bevorstehenden Abschied, der sicherlich keinem leicht viel. Ein rassistischer Überfall, ein schier unüberschaubarer Presseansturm, unzählige Sponsoren und viele freundliche und hilfsbereite Schweriner BürgerInnen diese zwei Wochen führten die Jugendlichen wahrlich durch ein Wechselbad der Gefühle. Mit ihren eigenen Worten hat es Sinem aus Duisburg auf der Bühne auf den Punkt gebracht: Am Anfang waren wir Jugendliche aus unterschiedlichen Regionen, aber jetzt, jetzt sind wir eine Familie. Ein internationales Projekt schafft Verständigung über kulturelle Unterschiede hinweg und hilft auch, die eigenen Grenzen im Kopf zu überwinden. Diese Tage haben den TeilnehmerInnen Eindrücke vermittelt, die sie ein Leben lang bewahren werden. Und im nächsten Jahr treffen sich alle wieder in Marseille. Jetzt erst recht muss dies gemacht werden. Wir haben uns vorgenommen hier zwei Wochen zu verbringen, um etwas Tolles auf die Beine zu stellen, da werden wir uns nicht von ein paar Leuten, die es nicht anders oder besser kennen, irritieren lassen. (Yadigar Uzun, Teilnehmerin) Kulturfest auf der Freilichtbühne Die ausführliche Berichterstattung hat nicht zuletzt dazu beigetragen, dass sehr viele Gäste kamen, um das bunte Treiben, den orientalischen und modernen Tanz, die Hip-Hop-ArtistInnen, Theatersketche Trotz einem geringen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund gibt es in Mecklenburg-Vorpommern eine verstärkte rechtsradikale Tendenz, die auf Ängsten vor Fremden aufbaut. Und gerade hier, in einer infrastrukturell abgeschnittenen Region bilden internationale Jugendbegegnungen eine einmalige Chance, junge Menschen mit kosmopolitischen Standpunkten und Ideen vertraut zu machen, ihr Interesse für die Länder und Menschen Europas, deren Geschichte zu wecken und aufzuzeigen, dass weniger die Unterscheidungsmerkmale als die bestehenden Gemeinsamkeiten Zusammenarbeit und Zusammengehen befördern. Gerade mittels solcher Veranstaltungen

42 42 _ Die Angst vor dem Fremden kann man der in breiten Teilen der Gesellschaft verwurzelten Affinität zu rassistischen und rechtsextremen Gedanken begegnen. Wenn wir über solche internationalen Projekte Kindern und Jugendlichen aufzeigen, dass kulturelle Vielfalt Chancen und keine Gefahr bedeutet, wird es eine Normalität. (Holger Reschke) Schatzkiste: Umgang mit Konflikten Ein wesentlicher Anspruch an interkulturelles Lernen in internationalen Jugendbegegnungen ist es, im Projekt vorhandenes Lernpotential aufzugreifen und zu nutzen. Auslöser hierbei sind oft in der Gruppe selbst zu finden. Sei es auch noch so lapidar, wie das andere Essverhalten, kulturell geprägte Vorurteile oder komisch erscheinende Rituale und Traditionen. In der Interaktion zwischen den Teilnehmenden kommen Situationen zum Vorschein, in denen verschiedene interkulturelle Auffassungen aufeinander prallen. Sie äußern sich durch Spannungen in der Gruppe, Missverständnisse oder Konflikte. Es gibt aber auch Lernpotenziale, die aus dem Umfeld des Projekts auf die Gruppe wirken. Auch wenn es etwas seltsam klingt, der rassistische Überfall auf die Gruppe am zweiten Tag des Projekts hat den Gruppenprozess unterstützt und Lernerfahrungen ermöglicht. Jedoch nur, weil die Fachkräfte und OrganisatorInnen das einzig Richtige getan haben sich mit dem Geschehenen in der Gruppe auseinander zu setzen. Sie haben nicht versucht, die Teilnehmenden zu schützen, in dem man alles regelt und offene Gespräche über Angst und Unsicherheit meidet. Nicht nur die Erfahrung, sondern vor allem ihre pädagogisch angeleitete Reflexion, trägt zum interkulturellen Lernen bei. Genauso lobenswert ist die Tatsache, dass die VeranstalterInnen der Verführung stand halten konnten, den Lernprozess und die Bedürfnisse der Teilnehmenden trotz der enormen Aufmerksamkeit der nationalen und internationalen Medien in den Vordergrund zu stellen. Kontakt Schule der Künste Schwerin e.v. Holger Reschke Platz der Jugend Schwerin Fon: sdkev@gmx.de

43 Jugendkunstschulen _ 43 Jugendkunstschulen zwischen Curriculum und Kunst Erfahrungen eines deutsch-finnischen Fachkräfteprogramms Titel /// Kulturelle Jugendarbeit als Bildungsprojekt Perspektiven zwischen Deutschland und Finnland Programmform /// Fachkräfteprogramm Künstlerische Sparte /// Interdisziplinär Zeit /// Finnland: , Helsinki, Hämeenlinna, Porvoo, Vantaa; Deutschland: , Berlin, Potsdam, Brandenburg Teilnehmer/innen /// 15 deutsche und 15 finnische Fachkräfte förderung /// BMFSFJ über BKJ, weitere partner /// Finnland: Suomen Lasten Ja Nuorten Kuvataidekoulujen Liito RY, Finnisch Association of Art schools for children and young people träger /// bjke Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e. V. Von Inspiration und Motivation berichten diejenigen, die durch einen Fachkräfteaustausch im eigenen und fremden Land neue Impulse für ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gewonnen haben. Konkrete Projektideen, Kooperationskontakte und ein befreiender Blick über den eigenen Tellerrand so die Kommentare der Reflektionsrunde der TeilnehmerInnen des Austauschprogramms für Fachkräfte der Jugendkunstschulen. Das Programm des Bundesverbands der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) und des finnischen Kunstschulverbands für Kinder und Jugendliche Suomen lasten Ja Nourten Kuvataidekoulujen liito RY führte die deutsche Delegation 2005 nach Finnland wurde den finnischen KollegInnen ein Einblick in die künstlerische Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland geboten in Finnland Das Programm in Finnland bot sowohl Einblick in Strukturen als auch in die konkrete praktische Arbeit der Kinder- und Jugendkunstschulen. Innerhalb des knapp einwöchigen Aufenthalts in Helsinki und Städten der Umgebung sind mehrere Jugendkunstschulen, eine Musikschule und das zuständige Unterrichtsministerium besucht worden. Dadurch war ein Einblick in die Praxis (Räume, MitarbeiterInnen, Medien, Angebote, Schwerpunkte), in die Arbeit einer Einrichtung in einer anderen Kunstsparte (Musikschule) und in die formalen Strukturen (Ministerium) möglich. Die deutschen Fachkräfte aus acht Bundesländern trafen in Finnland auf grundlegende Gemeinsamkeiten: begeisterte, engagierte, qualifizierte KünstlerInnen, KunstpädagogInnen, LehrerInnen, die in ihren Einrichtungen mit Kindern und Jugendlichen nach Wegen suchen sich künstlerisch auszudrücken. In Finnland liegt der Fokus der Jugendkunstschularbeit auf der Bildenden Kunst für Theater und Tanz gibt es eigene Einrichtungen. Das Konzept der Kunstschulen beruht auf einer landesweiten gesetzlichen Grundlage, die eine anteilige staatliche Finanzierung der lokalen Arbeit grundsätzlich ermöglicht. Kommunen, die eine Kunstschule oder eine ähnlich künstlerisch arbeitende Einrichtung mit definiertem Grundunterricht unterhalten, werden finanziell belohnt. Grundunterricht, Curriculum, LehrerInnen Begriffe, die in der außerschulischen Jugendbildung in Deutschland aufgrund der verdächtigen Nähe zur strengen Regelschulstruktur lieber gemieden werden, sind im finnischen Kunstschulsystem selbstverständlich. Das hat einen Perspektivwechsel der deutschen TeilnehmerInnen geradezu provoziert. Zahlreiche Diskussionen mit den finnischen KollegInnen, aber auch untereinander wurden hierdurch in sehr produktiver Weise ausgelöst. Die Teilnehmenden sind mit der Erwartung hin gefahren, einen ganz wichtigen Teil des tollen Pisa-Gewinner-Bildungssystems kennen zu lernen. Auf die immer wiederkehrende Frage der Deutschen, warum denn Finnland bei der PISA-Studie so gut abgeschnitten habe, begegnete uns eine breite Palette von Antworten. Sie reichte von Ratlosigkeit bis hin zu der von einer Musikschulleiterin vorsichtig vorgebrachten Idee reichte, dass die Natur in Finnland eine ganz besondere Rolle für die Entwicklung spiele und sicherlich auch Einfluss auf die Bildungs-

44 44 _ Jugendkunstschulen entwicklung habe. Was den schulischen Kunst- und Musikunterricht betrifft, sitzen Finnen und Deutsche jedoch im gleichen Boot: An den Regelschulen werden Kunst- und Musikunterricht immer weiter abgebaut. Es erschien, dass Kunst und Kultur zu den Pisa-Ergebnissen nicht so beigetragen haben, wie die deutschen KollegInnen dies erwartet (und natürlich gehofft) hatten. Naheliegender war eine grundsätzlich andere Haltung zu und Umsetzung von Bildung als eine der wichtigen Ressourcen des Landes. Davon lebte auch unsere Diskussion. (Mechthild Eickhoff) 2006 in Deutschland Die finnisch-deutsche Delegation besuchte sechs Einrichtungen in den Bundesländern Berlin und Brandenburg. In den Einrichtungen führten jeweils Fachleute (LeiterInnen, MitarbeiterInnen, KünstlerInnen, zuständige PoltikerInnen) durch die Häuser, erläuterten Konzepte und Organisationsformen. Unterschiedliche Modelle von Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen konnten miteinander verglichen werden. Durch die besondere Organisationsform der beiden Berliner Jugendkunstschulen Atrium und Pankow mit ihren Lehrerabordnungsstunden für den Betrieb der außerschulischen Jugendkunstschule entstanden rege Diskussionen über die Kooperation mit Regelschulen. In den Vordergrund rückten Vergleiche über die jeweilige finanzielle und personelle Situation vor Ort. Von besonderem Interesse war ein Kursbesuch in der Jugendkunstschule Pankow, der zum direkten Vergleich der Arbeitsweisen der KunstpädagogInnen anregte. Die Spartenvielfalt als Grundidee deutscher Jugendkunstschulen wurde vor Augen geführt. Deutlich wurde auch, dass sich deutsche Jugendkunstschulen in einem dichteren Netz von Kooperationen und inhaltlichen Ansprüchen, beispielsweise bezogen auf Schule, auf Integration oder Partizipation bewegen. Es gab viel Anlass für eine weiterführende Auseinandersetzung mit der Aufgabe und dem Auftrag, aber auch mit Freiheit und Flexibilität einer Kunstschule. Finnische Kunstschulen gestalten künstlerische Ausbildung, die Betonung liegt auf dem Handwerk und der künstlerischen Auseinandersetzung, nicht so maßgeblich auf der Persönlichkeitsbildung. Das Verständnis der Aufgabe der Kunstschulen dort ist nicht so politisiert wie unseres. Wir sind trainiert, auf Schlüsselkompetenzen durch kulturelle Bildung sofort einzugehen und das Bewusstsein, dass wir für präventive gesellschaftliche Arbeit wichtig sind, ist selbstverständlich und kann zu Angeboten wie Filzen für den Frieden führen. Wenn man intensiver an der Qualität der eigenen Arbeit forschen könnte und nicht immer gezwungen wäre Feuerwehr zu spielen, Richtungen zu wechseln oder mehrere Wege gleichzeitig zu gehen, fände ich das sehr wohltuend. (Mechthild Eickhoff) Fazit Internationaler Fachkräfteaustausch inspiriert die jeweils eigene Arbeit in besonderem Maß. Der persönliche Bezug schafft größere Verbindlichkeiten, ermöglicht präzisere Vorstellungen von der Wirklichkeit kultureller Bildung im anderen Land. Dies öffnet den eigenen Horizont, hinterfragt eigene Ansätze und Strukturen, beispielsweise auf die Notwendigkeit einer curricularen Basis für die Jugendkunstschulen in Deutschland oder eines geregelten Tarif -Systems zur Bezahlung der verantwortlichen Kräfte. Die Inspiration und Motivation der Fachkräfte, die durch den Austausch im eigenen und fremden Land gelungen ist, wirkt sich direkt auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus. Internationale Fachkräfteprogramme festigen die Rolle der teilnehmenden haupt- und ehrenamtlichen Fachkräfte als Schlüsselpersonen in ihren Einrichtungen und Organisationen. Auch werden die Qualifizierung durch Fachkräfteprogramme und die internationale Vernetzung zu wichtigen Qualitätskriterien für die eigene kulturpädagogische Arbeit. Weiterentwicklung Alle TeilnehmerInnen an den beiden Fachkräfteprogrammen betonten ihre Begeisterung für fachliche Kontakte dieser Art, die sich u.a. auch

45 Jugendkunstschulen _ 45 in konkreten Planungen für internationale Projekte mit finnischen Partnern niedergeschlagen hat. Ein Austausch im Bereich der digitalen Medien, eine Ausstellung, das Aufgreifen der Inhalte und Methoden der künstlerischen Medienarbeit des Partnerlandes für die eigene Arbeit sind nur einige Beispiele für Folgewirkungen und Kooperationsprojekte, die nach den beiden Programmen entwickelt wurden. Die beiden Trägerorganisationen der Fachkräfteprogramme haben ineinander jeweils einen zuverlässigen Partner entdeckt und arbeiten auch weiterhin an einem kontinuierlichen, am Bedarf der Einrichtungen orientierten Austausch zwischen finnischen und deutschen Kunstschulen. und fachlich systematisch in der Präsentation und Diskussion der deutschen Einrichtungslandschaft und des Kinder- und Jugendhilfesystems in Deutschland fort. Darüber hinaus wurden Kontakte geknüpft, gefestigt und langfristige, nachhaltige Kooperationskontakte geschaffen. In der nächsten Zukunft soll der Austausch von Jugendlichen und Fachkräften aus ganz Europa verwirklicht werden. Dafür wird das 2006 gegründete Netzwerk Arts4all von Jugendkunstschulen aus vielen Ländern Europas eine stärkende Rolle spielen. Auch die Initialzündung für die Gründung von Arts4all hat das deutsch-finnische Fachkräfteprogramm geliefert. Schatzkiste: Beidseitigkeit und Nachhaltigkeit als Beginn der europäischen Vernetzung Der Austausch der Fachkräfte aus finnischen und deutschen Kunstschulen ermöglichte es, Einrichtungen und Arbeitsinhalte vor Ort zu erleben, miteinander zu vergleichen, gemeinsame Projekte auf der Ebene der Fachkräfte und der Jugendlichen anzustoßen, sowie auf gleicher Augenhöhe konkrete Fachthemen zu diskutieren. Was mit dem Besuch in Finnland begonnen wurde, setzte sich inhaltlich Kontakt bjke Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen e. V. Mechthild Eickhoff Kurpark 5, Unna Fon: Mechthild.Eickhoff@bjke.de

46 46 _ Auf Friedenssuche Auf Friedenssuche mit der Videokamera eine deutsch-israelische Jugendbegegnung in Konfliktzeiten Titel /// Frieden hat ein Gesicht Programmform /// Bilaterale Jugendbegegung (Hin- und Rückbegegung) Künstlerische Sparte /// Film / Video, Literatur, Neue Medien, Foto Zeit /// Holon, weitere Orte, Israel Leipzig, Berlin, Dresden, Deutschland Teilnehmer/innen /// 20 (je 10) Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren förderung /// Jugendwettbewerb Frieden für Europa Europa für den Frieden des Fonds Erinnerung und Zukunft in Trägerschaft von MitOst e. V., BMFSFJ über AEJ partner /// Israel, Stadtverwaltung Holon/NGO I & EYE (Israeli and European Youth Exchanges) träger /// Landesjugendpfarramt Sachsen Sie lauschten den Ausführungen des Redners auf den Golan-Höhen von vergangen Zeiten und Kriegen, vom Leben Jugendlicher zwischen Schule, Familie und Armee und von der ewig komplizierten politischen Lage. Für sie hat in den vergangenen zwei Wochen Frieden ein Gesicht bekommen: Es sind die verschiedenen Gesichter innerhalb ihrer Gruppe, geformt durch die gemeinsame inhaltliche Auseinandersetzung, die Interviews auf den Straßen und die Projektarbeit an ihrem Dokumentarfilm. Nur einige Wochen später, zwischen der Hin- und Rückbegegnung, beginnt erneut ein kriegerischer Konflikt im Grenzgebiet von Israel und Libanon. Die Vorstellung, dass dort, wo sie noch vor kurzem mit ihren neuen Freunden campierten, der Alttag nun wieder von Raketen bestimmt wird, lässt die Gesichter des Friedens erblassen. Sie sind 10 Jugendliche aus Sachsen, die im Mai und August 2006 an einer internationalen Jugendbegegnung der Evangelischen Jugend Sachsen teilgenommen haben, um Spuren des Friedens zu suchen in Deutschland und in Israel. Über 30 Anmeldungen hat Projektleiter Thomas Feist für diese Maßnahme erhalten, da fiel es schwer eine Auswahl zu treffen. Dies gelang durch einen Fragebogen, den alle InteressentInnen ausfüllen mussten, dabei spielte es keine Rolle, ob jemand nun getauft und konfirmiert war oder nicht, allein die Darlegung des Interesses für das Projekt war ausschlaggebend (Thomas Feist) Tagebuchauszug einer Teilnehmerin am Tag der Ankunft in Israel: Menschenmasse /// junge Wilde und jetzt /// so Stille /// sitzen auf dem noch /// sonnenwarmen Asphalt. /// Yitzhak-Rabin-Platz /// vor 10 Jahren hier Schüsse Drama Ende des Friedensprozesses? /// /// Junge Musiker singen die alten, traurigen Lieder. /// alle sitzend. Massen. /// ein Menschenmeer schweigt still /// vor der /// flackernden Kerze im Bildschirm. /// Singen stumm die Melodien. /// Weit /// der Blick. /// nach hinten gerichtet /// auch nach vorne? /// /// Und paradox /// heute hier die Trauernden, Sirenenalarm in dem das Land erstarrt, /// night of sad songs und weinende Mütter, die ihre Geschichten erzählen von verlorenen Söhnen /// morgen die Helden, für das Vaterland gestorben, in den Tod für uns gegangen der Sinn hatte für die Unabhängigkeit Israels?! /// /// und im /// Palästinenser-Gebiet wird /// heute gejubelt /// und morgen getrauert. /// /// (Caroline Richter, Teilnehmerin)

47 Auf Friedenssuche _ 47 Ist Frieden mehr als die Abwesenheit von Krieg? Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand die Begegnung mit einfachen und doch besonderen (Mit-)Menschen und die Suche nach den biographischen Kriterien, die sie zu dem werden ließen, was sie sind. Durch die geringe Distanz zwischen diesen Gesichtern des Friedens und ihnen selbst fanden die Jugendlichen Anknüpfungspunkte für eigenes Handeln und Engagement für den Frieden. Es wurden Menschen getroffen, die wie du und ich sind Gesichter des Friedens mitten aus der Gesellschaft. Gerade die Nähe des Handelns im Alltag des Normalbürgers hat aufgezeigt, dass Frieden im Zusammenleben von Menschen und beispielhaftes Handeln für den Frieden auch heute, auch für junge Menschen, machbar ist. Das Thema Frieden beschäftigte die Gruppe auf verschiedenen Ebenen. Neben einem friedvollen Zusammenleben, welches ethischen Grundsätzen folgt, wurde auch der soziale Frieden, Frieden zwischen arm und reich sowie zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten, Frieden zwischen verschiedenen Volksgruppen, Ethnien und Konfessionen aufgearbeitet. Somit konnte zum einen der Facettenreichtum des Begriffs aufgezeigt und zum anderen das Betätigungsfeld für junge Menschen weiter geöffnet werden. Die Realität im Film einfangen und nicht den Frieden glorifizieren Der im Rahmen des Projekts produzierte Dokumentarfilm wurde in Teamwork zwischen der Regisseurin Tabea Sternberg und den Jugendlichen erarbeitet. Ein Film eignet sich hervorragend, um die TeilnehmerInnen anzuregen, ihr Projekt von der Außenperspektive her wahrzunehmen. Es gelang, die Jugendlichen von Anfang an in den Realisierungsprozess des Films einzubinden, so dass die Arbeit an dem Film ein wichtiges Instrument der Identifizierung der TeilnehmerInnen mit ihrem Projekt wurde. Durch den Film ließ sich die Nachhaltigkeit des Projektes erheblich beeinflussen. In dem 30 Minuten langen Film haben die TeilnehmerInnen Menschen aus beiden Ländern interviewt und gefilmt. Dabei sollte keine Friedens-Glorifizierung betrieben werden. Ziel war es, die Realität kennen zu lernen und einzufangen, so die Regisseurin Tabea Sternberg. Ein Beispiel: im Film ist zu sehen, wie die Projektgruppe zwei israelische Bauern trifft, Siedler mit großen Gewächshäusern. Einer von ihnen vertraut seinen palästinensischen Arbeitern voll und ganz, der andere beschäftigt nach einem Überfall nur noch Thailänder. Während sich die Gruppe bei dem Aufenthalt in Israel neben dem Holocaust vor allem mit dem dortigen Konflikt beschäftigte, lag der Schwerpunkt der Friedenssuche bei der Rückbegegnung in Deutschland auf der friedlichen Revolution von 1989 und davor. Unter anderem schlug ein Pfarrer den Bogen von der damals durch ihn ins Leben gerufenen Aktion Schwerter zu Pflugscharen, die sich zu einer Protestbewegung unter Jugendlichen in der DDR entwickelte, bis hin zu den Ereignissen, die dann zum Mauerfall führten. Einige der israelischen TeilnehmerInnen äußerten sich, dass auch in ihrem Land noch so manche Mauer fallen muss. Acht TeilnehmerInnen erhielten den Kompetenznachweis Kultur Der Kompetenznachweis Kultur kann sehr gut auch im internationalen Bereich vergeben werden, dort, wo mit kulturell-künstlerischen Medien und Methoden gearbeitet wird. Ich bin überzeugt davon und das hat sich in meiner Praxis auch gezeigt, dass dies eine andere Art der Reflexion für Jugendliche darstellt, sich innerhalb eines solchen Projektes der eigenen Stärken bewusst zu werden immer vorausgesetzt, dass ein verbindlicher Rahmen und verbindliche Standards vorhanden sind. Für mich als Leiter dieser Maßnahme war das dialogische Verfahren des Kompetenznachweises eine wichtige Hilfe, um die Evaluation des Projekts gemeinsam und partnerschaftlich mit den Jugendlichen gestalten zu können. Damit ist für mich das Verfahren nicht nur für die persönliche Entwicklung der acht deutschen TeilnehmerInnen wichtig, die nach der Begegnung den Kompetenznachweis Kultur erhielten, es trägt ebenso wesentlich zur Auswertung der gesamten Jugendbegegnung bei. Schatzkiste: sehr gute, partizipative Öffentlichkeitsarbeit Was nicht in der Öffentlichkeit passiert, passiert nicht. Diesen Leitspruch der PR-ManagerInnen haben die OrganisatorInnen des Projekts sehr ernst genommen. Vor allem die eigens für das Projekt gestaltete Homepage stellt dies unter Beweis. Beeindruckend an der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist die Anzahl und Vielfalt der Medien, die über das Projekt berichtet haben. Hinzu kommt, dass für die Zeitungs-, Radio- oder Fernsehberichte nicht immer die gleichen TeilnehmerInnen etwas zum Besten gaben, sondern jene Aufgabe schon im Vorfeld in der Gruppe gut verteilt war. So wurde die Öffentlichkeit jugendgemäß informiert und die TeilnehmerInnen hatten damit auch die Chance, ihre Projektziele vor laufendem Mikro zu reflektieren und zu schärfen. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch eine Person des öffentlichen Lebens (hier die Bundesjugendministerin von der Leyen) ist ebenso ein nützliches Instrument im Baukasten der PR-Arbeit, das nicht nur großen Projekten oder Kampagnen vorbehalten ist. Kontakt Landesjugendpfarramt Sachsen Dr. Thomas Feist Schmidstr. 1, Leipzig Fon: info@international-sachsen.de

48 48 _ Name Stadt Land Art Name Stadt Land Art Titel /// Name Stadt Land Art Programmform /// Bilaterale Jugendbegegung Künstlerische Sparte /// Land-Art, Bildende Kunst, Foto, Installation Zeit /// , Brandenburg-Mötzow Teilnehmer/innen /// 10 litauische und 14 deutsche Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren förderung /// BMFSFJ über BKJ, Land Brandenburg/Landesjugendamt partner /// Litauen: Kinder- und Jugendkunstschule Dailes mokykla, Vilnius träger /// Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie Sonnensegel e. V. Seit 1987 hat sich das Projekt Sonnensegel mit seinem bildungspolitischen Ansatz und dem Bemühen, Kunst zu demokratisieren und für alle verfügbar zu machen, erfolgreich entwickelt und viele Erfahrungen in die internationale Zusammenarbeit im Bereich der kulturellen Kinder- und Jugendbildung einfließen lassen. In diesem Rahmen wurde auch die Partnerschaft mit der Kinder- und Jugendkunstschule in Vilnius, Litauen aufgebaut. Vor einigen Jahren haben wir zu einem Projekt unter dem Motto Willkommen in Europa litauische Jugendliche nach Deutschland eingeladen. Die Grundidee dabei war es, Kontakte mit einer Kunstschule der neuen EU-Staaten zu knüpfen. Wir empfanden eine Verpflichtung, mit osteuropäischen Partnern Kulturkontakte zu pflegen sowie den Dialog der Kulturen unter Jugendlichen zwischen Ost und West voranzubringen. Die litauischen Partner haben unsere KunstschülerInnem zu einer Rückbegegnung eingeladen, um sich mit dem Thema Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Architektur auseinander zu setzen. Aus diesen zwei Projekten hat sich der Wunsch entwickelt, nicht nur in den überholten Gastgeber- und Gastrollen zu arbeiten, sondern gemeinsam Konzepte und Programme im Vorfeld partnerschaftlich zu entwickeln. Und so war dieses Projekt ein absoluter Höhepunkt in der Zusammenarbeit unserer Kunstschulen. Vom Anfang bis zum Ende haben wir das Projekt miteinander international gestaltet. Die Jugendlichen standen im Vorfeld im Erfahrungsaustausch, haben Kontakte geknüpft und mit Hilfe der neuen Medien eine Konzeption erarbeitet. Erst dann haben wir, erwachsene KünstlerInnen und PädagogInnen, diesen Prozess aufgegriffen und unsere langjährigen KursteilnehmerInnen dabei unterstützt. Wir haben uns dafür wirklich Zeit gelassen. Gemeinsam sind wir zu der Überschrift gekommen Name- Stadt-Land. Es war ein Wunsch von beiden Seiten, sich mit der Natur zu beschäftigen und sich mit unseren künstlerischen Mitteln damit auseinander zu setzen. (Martina Stein) Spiel mit Steinen und Wasserschlangen Für die meisten TeilnehmerInnen war es die erste intensive Auseinandersetzung mit der Natur. Es hat bei den jungen KünstlerInnen den Sehsinn geschärft für die unendliche Fülle an Mustern, Formen und Farben, die die Umgebung bietet. Durch einen Filmbeitrag über Land-Art und Blicke durch Passepartouts in die Umgebung wurden die Jugendlichen angeregt, in der Natur künstlerisch zu arbeiten. Diese Signale aufzunehmen und sichtbar zu machen, war der nächste Schritt. Es entstanden Installationen auf Wegen, an Bäumen und am Wasser. Unter fachkundiger Anleitung der KunstpädagogInnen aus Deutschland und Litauen, wurden für die Kunstobjekte Blätter, Zweige, Steine und Farbpigmente benutzt. Mit Zahnstochern wurden die Baumblätter zu langen Schlangen verkettet, blutrot und rapsgelb betuscht und durch ein Flüsschen gezogen. Nur kurz wirbelte der unwirkliche Farbstrudel durchs Wasser, festgehalten von den Klicks kleiner Digitalkameras. Ein Labyrinth aus Steinen, eine kunstvolle Anordnung der Stöckchen und kleinen knorpeligen Äpfeln Versuche, das Außergewöhnliche in der Natur durch ein junges Auge zu entdecken und damit zu spielen. So entstanden vergängliche Gebilde, die nur wenige Tage oder gar Stunden überdauerten. Die Vergänglichkeit der Natur-Kunst wurde in Fotos festgehalten und in dieser Form in die Stadt getragen. Aus den Naturobjekten, Installationen, großformatigen Fotos und der begleitenden Fotodokumentation entstand eine von den

49 Name Stadt Land Art _ 49 Jugendlichen gestaltete Ausstellung in der St. Petri Kapelle am Dom Brandenburg an der Havel. Die Werke der jungen KünstlerInnen erfuhren eine deutliche Würdigung. Im Ergebnis eines Wettbewerbes zur Eröffnung des Altstädtischen Rathauses von Brandburg schmücken digital bearbeitete Bildausschnitte des Projektes heute den Vorraum der Oberbürgermeisterin. Land-Art Die Kunst-Bewegung Land-Art entstand in den USA der späten sechziger Jahre. Die Natur wird nicht nur abgebildet, sondern selbst als Medium verwendet. Die KünstlerInnen arbeiten mit den verschiedensten Materialien, die in der Landschaft zu finden sind, wie Sand, Lehm, Stein, Moos, Farn, Blätter, Holz oder Blüten. Angesichts der Vergänglichkeit der Kunstwerke, die meistens außerhalb des traditionellen Ausstellungsbereiches Galerie und Museum realisiert werden, bedienen sich die Land-Art-KünstlerInnen verschiedener Hilfsmittel zur Verbreitung ihrer Kunst. So halten sie ihre Werke insbesondere auf Fotografien und Filmen fest. Das wichtigste Ergebnis In der deutsch-litauischen Zusammenarbeit entstanden nicht nur sichtbare Werte. Das Wertvollste Erlebnisse, Erfahrungen, interkulturelle und soziale Kompetenzen ist unmöglich mit Video- oder Fotokamera festzuhalten. Das pädagogische Programm des Projektes umfasste mehr als nur die Auseinandersetzung mit der Natur mittels künstlerischer Aktivitäten. Sowohl die Arbeit in den national gemischten Gruppen als auch die der Freizeit bot den Jugendlichen ausreichend Möglichkeit, Geschichten über Deutschland und Litauen, das eigene Zuhause und den Alltag zu erzählen. Während der gemeinsam verbrachten Zeit, zahlreichen Exkursionen zu den kulturellen Sehenswürdigkeiten in Brandenburg, Potsdam und Berlin, sowie einem Wochenende in deutschen Familien haben die Teilnehmenden einander auf eine andere Weise kennen gelernt. Die Kooperation in den gemischt-nationalen Gruppen während der Workshops und die gemeinsame Gestaltung der Abschlussausstellung war dafür eine wichtige Voraussetzung. Wir waren fasziniert von der künstlerischen Professionalität und der angenehmen Art der litauischen Jugendlichen. Westeuropäische Jugendliche sind oft anspruchsvoll, anmaßend, laut, selbstbewusst. Diese jungen Leute waren auch selbstbewusst, aber eben anders bescheidender, zurückhaltender wir fanden das sehr sympathisch. (Armin Schubert) Schatzkiste: Wertvolle Erfahrung der gleichberechtigten Partnerschaft Sowohl die Teilnehmenden als auch die Fachkräfte profitieren vom Austausch am meisten, wenn die gemeinsame Begegnung in einer gleichberechtigten Partnerschaft vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet wird. Die Gestaltung eines Projektes vor dem Hintergrund der Bedürfnisse und der sozialen Realitäten der Teilnehmenden und die gemeinsame Planung aller Schritte, trägt nicht nur zur fairen partnerschaftlichen Aufteilung der Verantwortung des Projektes bei, sondern erhöht enorm das Zufriedenheitsgefühl aller Beteiligten und sollte in keinem Projekt der internationalen Jugendarbeit in irgendeiner Weise verhandelbar sein. Diese Art von Partnerschaft vermittelt nicht nur demokratische Werte von Beteiligung, Respekt und Annerkennung. Die Gleichberechtigung der Kulturen wird exemplarisch vor- und ausgelebt. Kontakt Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie Sonnensegel e. V. Armin Schubert, Martina Stein Gotthardtkirchplatz 4, Brandenburg Fon: info@sonnensegel.de

50 50 _ Zum Erfahrungsaustausch Zum Erfahrungsaustausch um die halbe Welt Titel /// Treffen Begegnung Festival. Kinder- und Jugendtheaterarbeit in Deutschland und in Japan Programmform /// Fachkräfteprogramm (mehrjährige Hin- und Rückbegegnungen) Künstlerische Sparte /// Theater, Spiel Zeit /// in Tokio, Kioto und Himeji ( Berlin, Hannover, Frankfurt/Main nicht im Beitrag beschrieben) Teilnehmer/innen /// 40 Fachkräfte der Kinder- und Jugendtheaterarbeit aus Deutschland und Japan förderung /// BMFSFJ über BKJ partner /// Japan Arts Council träger /// Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, BAG Spiel & Theater e. V. Der Fachkräfteaustausch mit dem Titel Deutsch-Japanisches Studienprogramm wird seit 1971 von IJAB Fachstelle für internationale Jugendarbeit gemeinsam mit großen Organisationen der deutschen Jugendarbeit jährlich organisiert. Der Austausch für die Fachkräfte im Theaterbereich konnte 2004 erstmalig durch die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater in Kooperation mit der BKJ durchgeführt und ab 2005 mit einem neuen Partner, dem Japan Arts Council, fortgesetzt werden. In den Jahren lag der Fokus des Programms auf der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen und 2009 sollen auf Wunsch der deutschen KollegInnen die bildenden Künste den Schwerpunkt des Fachkräfteprogramms bilden. Im Folgenden wird vorwiegend über den zweiten Teil 2007, das Programm in Japan 2007 berichtet. Einige Überlegungen beziehen sich aber auch auf die Erfahrungen der Jahre Geografie und Stationen des Studienprogramms Das Studienprogramm war eine besondere und fachlich reizvolle Gelegenheit, ein kulturell sehr entferntes Land von professioneller (fachlicher) Seite zu erleben und dort bleibende Eindrücke von verschiedenen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens und der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu sammeln. Die Programme der letzten Jahre führten vor allem in Städte und Regionen im Norden und Süden Japans und nach Tokio. Die Programme waren inhaltlich sehr anspruchsvoll und umfassten den Austausch mit FachkollegInnen öffentlicher und privater Grundschulen, Oberschulen, Schulen mit verschiedenen Schwerpunkten (u. a. Theater), Einrichtungen der außerschulischen Bildung und eines Künstlerdorfs mit theaterpädagogischem Konzept. Es gab Gelegenheiten, unterschiedliche Theaterhäuser und ihre jeweiligen künstlerischen Konzepte kennen zu lernen, traditionelles und zeitgenössisches Theater zu sehen und die Möglichkeit zum intensiven Meinungsaustausch mit Theaterfachleuten verschiedener Einrichtungen und Organisationen, mit LehrerInnen und RegisseurInnen. Theaterwerkstätten mit den SchülerInnen sowie die Teilnahme an den Workshops für traditionellen japanischen Tanz und japanisches Trommeln bereicherten den Aufenthalt durch unmittelbaren Kontakt zu Jugendlichen und einer tatsächlichen Berührung mit der japanischen Kunst. Dazu ermöglichten zweitägige Aufenthalte in Gastfamilien das unmittelbare Eintauchen in den Alltag des kulturell und geografisch fernen asiatischen Landes. Intensive Vorbereitung Um das vielfältige Angebot des Studienprogramms effizient nutzen zu können, bereiteten sich die TeilnehmerInnen in einem zweitägigen Seminar intensiv auf ihre Reise nach Japan vor. Verschiedene FachreferentInnen gaben eine Einführung in die Themen Kulturpolitik, kulturelle Bildung und Theaterarbeit in Japan. Ergänzt wurden die Fachbeiträge durch interkulturelle Trainings, die die TeilnehmerInnen auf die komplexen Kommunikationsstrukturen und ein entsprechendes Verhalten in Japan sowie auf den Familienaufenthalt vorbereiten sollten. Ehemalige ProgrammteilnehmerInnen teilten ihre Eindrücke mit und gaben praktische Hinweise. Gemeinsam wurden Landkarten studiert und ein paar Wörter Japanisch gelernt. Alle Teilnehmenden mussten sich ausgiebig in Arbeitsgruppen mit den Zielen und Auf-

51 Zum Erfahrungsaustausch _ 51 gaben des Fachkräfteprogramms auseinandersetzen. Das Vorbereitungsseminar war eine sehr wichtige und unersetzliche Vorstufe zum Programm, da das Studienprogramm für viele Beteiligte den ersten Schritt in den asiatischen Raum bedeutete. Die fachübergreifenden Aspekte und Themen, die sich durch das gesamte Programm zogen, konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Fragen nach den kulturellen Interessen der japanischen Jugendlichen, nach den Auswirkungen kultureller und gesellschaftlicher Umbrüche auf die Jugend in Japan, nach dem Stellenwert und den finanziellen Möglichkeiten der kulturellen (Jugend-) Bildung in Japan, nach den Besonderheiten der japanischen Kinder- und Jugendkultur sowie nach der Definition der Rolle von Kindheit und Jugend im Generationenverhältnis. Im Blick hatten die TeilnehmerInnen auch eine Recherche der infrastrukturellen Voraussetzungen für Jugendarbeit in Japan. Bei den Besuchen in theater- und spielpädagogischen Einrichtungen weckten besonderes Interesse der deutschen Fachkräfte die jeweiligen theater- bzw. spielpädagogischen Konzepte, die Aus-, und Weiterbildungsstrukturen in diesem Bereich, die Zielgruppen der Einrichtungen, die Auseinandersetzung mit Moderne und Tradition. Erkundet wurden auch Kooperationsformen, die mit Schulen und/ oder anderen Einrichtungen durchgeführt werden. Dieser Bereich war besonders unter der in Deutschland intensiven Diskussion zur flächendeckenden Einführung von Ganztagsschulen und von Kooperationsmodellen außerschulischer Träger mit verschiedenen Schulformen spannend. Diese_ und andere Schwerpunkte des Programms wurden von den Teilnehmenden während des Aufenthaltes in Japan dokumentiert, so dass sich jeweils einige Mitglieder der Gruppe mit einem Thema intensiver auseinander setzten, gezielt während der Besuche und Diskussionen Informationen sammelten, Interviews mit den japanischen und deutschen KollegInnen führten und ihre Erfahrungen für dieses spezielle Thema dann ausführlich in der Projektdokumentation beschrieben haben. Fachspezifische Fragen konzentrierten sich im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters auf die aktuellen Erfahrungen, inhaltliche Schwerpunkte und die Frage nach der Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters. Abgefragt und diskutiert wurden diesbezüglich die Ausprägung von Angebotsstrukturen, die sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Jugendlichen orientieren, z. B. zielgruppenorientierte Angebote für die Theaterarbeit mit Menschen mit Behinderungen oder mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Es galt herauszufiltern, wie in der Alltagskultur und speziell in der Theaterarbeit das Verhältnis von Tradition und Moderne geprägt ist. Diskutiert wurde auch die Frage nach den Erfahrungen im Bereich der Zusammenschau von Theater mit Kindern und Jugendlichen und von Theater für Kinder und Jugendliche. Wie also ist das Verständnis von Theater spielen und Theater sehen in Japan definiert. Von großem Interesse war es, zu diskutieren, inwieweit in Deutschland und Japan die neuen Medien bei der Theaterarbeit zum Einsatz kommen und wie verschieden theaterpädagogische Projekte in Zusammenarbeit mit Gruppen und Organisationen aus Entwicklungsländern von japanischen und deutschen KollegInnen gesehen werden (z. B. Arbeit mit Straßenkindern). Japanische Kultur bewegt sich im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Für die ProgrammteilnehmerInnen wirft dieses Verhältnis spannende Fragen nach dem eigenen Umgang mit Traditionen in der Theaterarbeit auf. Das traditionelle Theater Japans ist für deutsche Theaterfachleute eine Fundgrube bei der Diskussion um Begriffe wie Ritual und Performance. Auch die Fragen nach der Art und Weise der Kulturvermittlung sind für den Austausch von großem Interesse. Viele Lebensbereiche Japans sind mittlerweile unverkennbar westlich

52 52 _ Zum Erfahrungsaustausch geprägt. Die TeilnehmerInnen tauchten aber ungeachtet dessen in eine fremde Kultur ein, die neben vielfältigen fachlichen Eindrücken auf interkultureller Ebene interessante Erfahrungen und Beobachtungen, insbesondere bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur, garantiert. Die moderne Industriegesellschaft hat mit Beginn der 90er Jahre weit reichende gesellschaftliche Umbrüche in Japan hervorgebracht, die sich auf das Bildungssystem und die Struktur der Familie und Arbeitswelt massiv auswirken. Interessant ist es zu fragen, welche Rolle Kunst und Kultur in dieser gesellschaftlichen Auseinandersetzung einnehmen. (Ute Handwerg) Schatzkiste: Werkstätten im Fachkräfteprogramm Im Fachkräfteprogramm wurden die deutschen Theaterfachleute angefragt, als Beispiel der Jugendtheaterarbeit in Deutschland, Theaterwerkstätten mit japanischen SchülerInnen zu gestalten. Es gab zwar wenig Zeit für die Vorbereitung und Durchführung, keine optimalen Räumlichkeiten für die sechs Arbeitsgruppen und dazu viele erwachsene ZuschauerInnen und VertreterInnen der Medien. Trotzdem waren diese Werkstätten, so die deutschen Teilnehmenden, das Programmelement, das den unmittelbaren Kontakt mit Jugendlichen, eine Annäherung an ihre Meinungen, Interessen, Vorstellungen und Wünsche und somit einen interkulturellen Vergleich am intensivsten ermöglichte. Diese Erfahrung gab den OrganisatorInnen auf beiden Seiten den Anstoß, die Werkstätten mit Jugendlichen und Fachkräften zukünftig als konstantes Element in das Programm einzubauen, um ihnen einen intensiveren Diskurs über die unterschiedlichen Arbeitsformen sowie deutlichere Einblicke in die praktische theaterpädagogische Arbeitssituation zu ermöglichen. Das gemeinsame Erlebnis, der gemeinsame Arbeitsprozess bereicherte und intensivierte den Fachkräfteaustausch. Ein schönes Beispiel dafür, dass Fachkräfteprogramme der internationalen Jugendarbeit nicht immer nur aus langen Vorträgen, theoretischen Diskussionsrunden und Projekt-Besuchen bestehen müssen. Kontakt Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Rolf Witte Küppelstein 34, Remscheid Fon: witte@bkj.de BAG Spiel & Theater e. V. Ute Handwerg Simrockstraße 8, Hannover Fon: info@bag-online.de

53 Ein Zelt voller Leben _ 53 Ein Zelt voller Leben innovativ, interkulturell und integrativ Titel /// Deutsch-Französisch-Polnisches Jugendkulturtreffen im Circus Fantasia Programmform /// Trilaterale Jugendbegegnung (mehrjährig) Künstlerische Sparte /// Zirkus Zeit /// , Rostock Teilnehmer/innen /// 55 Jugendliche aus Deutschland, Polen und Frankreich förderung /// DFJW über BKJ, weitere partner /// Frankreich: Maison de Quartier du Carrè de Vieille/ du Jeu de Mail, Dunkerque; Polen: Polskie Stowarzyszenie Pedagogów I Animatoròw KLANZA, Lublin träger /// baf Behinderten Alternative Freizeit e. V. Aller guten Dinge sind drei: getreu diesem Motto startete im Juli 2007 für 10 Tage das dritte trilaterale Jugendzirkustreffen mit TeilnehmerInnen aus Dünkirchen, Warschau und Rostock im Zirkuszelt Fantasia Ein Zelt voller Leben. Der baf Behinderten Alternative Freizeit e. V. baut dieses Zelt jedes Jahr von Mai bis Juli im Rostocker Hafen auf und führt dort integrative Zirkusprojektwochen, offene Workshops und internationale Begegnungen durch. Der dritte interkulturelle Jugendaustausch im Circus Fantasia war im Besonderen erfolgreich durch die intensiveren und verbesserten Methoden und Strukturen in der sozialpädagogischen Arbeit, beim Spracherwerb sowie auf der Ebene der Partizipation der TeilnehmerInnen im Vergleich zu den Vorjahren. Die Kurstage liefen entsprechend einem bestimmten, bereits im Vorab klar durchstrukturierten Schema ab: innerhalb der Warmup Stunden variierten Gruppenspiele mit Sprachanimation, Spiele zur Gruppenfindung sowie Aggressions- mit Kommunikationsspiele. Danach trainierten die Jugendlichen in ihren Zirkusgruppen für die Abschlussshow. Inhalte der Kurse waren neben vielfältigen persönlichen und Gruppenentwicklungsmöglichkeiten Pantomime, Einrad, Jonglage, Clownerie und Equilibristik. Eine weitere neue Idee wurde mit der Einführung von freien Trainingsangeboten an den Nachmittagen umgesetzt. Dafür gab es weitere Kursangebote, wie Stabbau und -drehen, Dokumentation und Breakdance. Diese fanden großen Anklang bei den Jugendlichen. Im Verlauf der Trainingswoche entwickelte sich besonders während der Abendstunden ein ganz eigenes Flair auf dem Platz des Circus Fantasia. Es wurde jongliert, für die Feuershow trainiert, und viele RostockerInnen fanden durch die lockere, offene, kreative und multikulturelle Atmosphäre den Weg zum Stadthafen und zu uns ins Zelt. So wurden diese Stunden zu einem besonderen Höhepunkt des Projekts und darüber hinaus eine große Bereicherung für die nachhaltige Tätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Innovativ Die Teilhabe der Jugendlichen erfolgte in der Form, dass ihnen zunächst mehr Selbstverantwortung für die Zeit des Austausches übertragen wurde. So wurde als gut funktionierende Neuheit in diesem Jahr ein Zirkusrat mit jeweils zwei VertreterInnen eines Landes (Junge und Mädchen) gewählt, welcher die Interessen, Wünsche, Beschwerden und Bemerkungen der Gruppen bei den Teamsitzungen zu vertreten hatte, die täglich abends mit den SprachmittlerInnen und der Projektleiterin des baf e.v. stattfanden. Am letzten Tag fand eine zweistündige Aktionsevaluationsrunde statt, bei der die TeilnehmerInnen mittels eigens dafür entwickelter Spiele ihre Meinung kundtaten. Interkulturell Neben den erlernten Zirkustechniken erlangten die Jugendlichen eine andere Betrachtungsweise von sich und anderen, beschäftigten sich teilweise eingehender mit anderen Sprachen. Das Interesse für andere Länder und Reisen wurde geweckt. Auf individueller Ebene lernten sich die TeilnehmerInnen selbst besser kennen und Denkanstöße über Toleranz und Akzeptanz wurden gegeben.

54 54 _ Ein Zelt voller Leben Die zum Teil verschiedenen Auffassungen der nationalen Gruppen von Partizipation, Selbstvertrauen und -verantwortung wurden sowohl mit den Jugendlichen wie auch mit den TeamerInnen ausdiskutiert. Natürlich gab es auch Probleme zwischen den Gruppen. Letztlich gab es jedoch eine gute Basis, um Grenzen auszuloten, sich selbst zu behaupten, Ziele zu erreichen und sich auf dem Platz wohl zu fühlen. Integrativ Andere Kulturen und andere Menschen trotz individueller Beeinträchtigungen zu tolerieren und zu akzeptieren, ist nicht immer und nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit. Die Methode des baf e.v., die TeilnehmerInnen mit körperlich und geistig behinderten Menschen zu konfrontieren, führt häufig zu ungewünschten Reaktionen auf beiden Seiten und ist immer ein andauernder Prozess, der nicht mit der Anreise beginnt und nicht mit der Abreise endet. Deswegen ist es von Vorteil, diese Jugendaustauschprogramme auch mit den gleichen TeilnehmerInnen zu wiederholen. Nur dadurch sind diesbezügliche Entwicklungen erkenn- bzw. messbar. Normalerweise findet der engere, persönliche Kontakt zwischen den TeilnehmerInnen nach 2 bis 3 Tagen nach der Aufwärmphase statt. Die Kontaktaufnahme und -haltung zu und mit benachteiligten und behinderten Jugendlichen ist bei integrativen Maßnahmen schwieriger und dauert länger. Ein zusammenführendes Erlebnis und großer Durchbruch auf dieser Ebene war der Ausflug in den Affenwald, der erst am fünften Tag stattfand. Die Jugendlichen hatten sich gemeinsam und mit großer Mehrheit für dieses Ausflugsziel entschieden. Zur Überraschung der TeamerInnen waren alle drei Gruppen gleichermaßen begeistert und fasziniert von den Tieren. Unser Leitziel ist es, integrative Freizeitangebote zu entwickeln. Dabei ist die Zirkus- und spielpädagogische Arbeit ein Schwerpunkt. Wir reduzieren unseren Integrationsgedanken aber nicht nur auf geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche. Integration bedeutet für uns ebenso die Arbeit mit Jugendlichen aus gefährdeten Milieus und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen. So hatten einige unserer TeilnehmerInnen aus Polen familiäre Gewaltsituationen erlebt und leben in Heimen, unsere französischen Jugendlichen kommen fast ausschließlich aus schwierigen Wohnvierteln in den Außenbezirken von Dunkerque. (Stefan Brunst) Schatzkiste: Frei verfügbare, individuelle Freizeit innerhalb der Begegnung Interkulturelles Lernen erweist sich speziell in nicht organisierten Programmpunkten als sehr relevant, denn gerade hier findet die individuelle Kontaktaufnahme und Auseinandersetzung mit anderen Kulturen auf unterschiedlichsten Ebenen statt. Deshalb wurde innerhalb der Durchführung des Projekts nicht jede Minute verplant, sondern Zeit zum Nachdenken, Tagebuch schreiben und Loslassen gegeben. Leider wird zu häufig in internationalen Begegnungen jede Minute so pädagogisch wertvoll verplant, dass es kaum Rückzugsmöglichkeiten für individuelle Bedürfnisse gibt. Von stimulierender Gruppendynamik zu frustrierendem Gruppenzwang ist es oft nur ein kleiner Schritt, der aber für den individuellen Lernerfolg innerhalb der Begegnung entscheidend sein kann. Beim Projekt Circus Fantasia in Rostock wurde dies erkannt und das Programm, aufgrund der Erfahrungen aus vergangenen Begegnungen, entsprechend gestaltet. Kontakt baf Behinderten Alternative Freizeit e. V. Stefan Brunst Doberaner Str. 21, Rostock Fon: info@bafev.de

55 Wolkenbruch _ 55 Wolkenbruch Pluie d été Titel /// Wolkenbruch Programmform /// Bilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Tanz, bildende Kunst Zeit /// , Berlin Teilnehmer/innen /// 28 Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahren förderung /// DFJW durch BKJ partner /// CCO Jean Pierre Lachaize, Lyon träger /// JugendKunst und Kulturzentrum Schlesische27 Der jährlich am Pfingstwochenende stattfindende Karneval der Kulturen um den Kreuzberger Büchnerplatz herum, ist ein Fest der Begegnung, der Integration, der Toleranz und des gegenseitigen Respekts. BerlinerInnen unterschiedlicher Nationalitäten sowie Gruppen aus In- und Ausland bilden in einer mehrstündigen Parade eine farbenprächtige Karawane. Bunte Formationen, sowie kreativ gestaltete mobile Bühnen für Musik und Performance sind tragende Elemente der Darbietung. Vor Rund einer Millionen BesucherInnen wird getanzt, musiziert, gespielt, improvisiert und gefeiert. Seit Bestehen des Karnevals der Kulturen (1996) sind auch die Teilnehmenden einer deutsch-französischen Jugendbegegnung dabei, organisiert vom JugendKunst- und Kulturzentrum Schlesische 27 und dem Projektpartner Centre Culturel Oecuménique Jean-Pierre Lachaise in Villeurbanne aus Frankreich. Zehn Tage lang bauten die 28 Jugendlichen gemeinsam an ihrem Umzugswagen, gestalteten ihre Kostüme aus verschiedenen Stoffen, bauten Tanzobjekte und entwickelten eine eigene Choreographie für den Umzug. Dann sollte der Karneval beginnen. Doch wie es sich für ein Wolkenbruch-Projekt gehört, wurden große Teile des Festes um den Büchnerplatz aufgrund von Sturmwarnungen abgesagt. Nur der eigentliche Umzug am Sonntag konnte stattfinden. Noch eine Woche vorher hätte niemand der Teilnehmenden sich vorstellen können, vor einer riesigen Menschenmenge in selbst gestalteten Kostümen vier Stunden durch die Straßen von Kreuzberg zu ziehen. Doch dies ist nur die halbe Geschichte, es passierte viel mehr. Ein Thema passend zum Tanzobjekt Da die TeilnehmerInnen des Projekts sehr verschieden in ihrer sozialen Herkunft, ihren Erfahrungen und ihren künstlerischen Fähigkeiten waren, war es den OrganisatorInnen wichtig, dass bei den künstlerischen Workshops alle Jugendlichen nach Möglichkeit die gleichen Ausgangsvoraussetzungen haben. Alle sollten sich beteiligen können, auf möglichst gleichem Niveau. In den vergangenen Jahren war es vorgekommen, dass z.b. erfahrene TänzerInnen, den anderen die Lust am Tanzen fast genommen hätten. Aus diesem Grund wurde bei der diesjährigen Begegnung wieder ein Tanzobjekt eingeführt: der Regenschirm, ausgewählt auf Grund der Thematik. Gleichzeitig erlaubte dieses Motto die individuelle und gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel, das in der Gestaltung der Kostüme, des Wagens und des Tanzes eine Bearbeitung fand. Das Tanzobjekt Regenschirm wirkte Wunder, da auch die schon etwas talentierteren TänzerInnen innerhalb der Gruppe am Anfang genauso unerfahren damit umgegangen sind, wie jene Jugendlichen, denen ihre Füße beim Tanzen im Weg standen. Kooperation zwischen beruflicher und kultureller Bildung: Lokal arbeiten wir eng mit verschiedenen Einrichtungen der beruflichen Bildung zusammen. Durch die Mitwirkung der Jugendlichen in künstlerischen Projekten werden sie in ihrer Selbstverwirklichung gestärkt. Ihr Selbstbewusstsein und die sinnliche Wahrnehmung sowie ihr kreatives Denken und Handeln werden durch kulturelle Bildung gefördert. Der Prozess, der in der lokalen Arbeit beginnt, wird durch interkulturelles Lernen während einer bilateralen Begegnung qualitativ ergänzt. Unsere Partner, die Ausbildungswerkstätten, unterstützen die Teilnahme der Jugendlichen an den internationalen Projekten, indem sie z.b. die Teilnahmebeiträge übernehmen. Der Erwerb von sozialen und interkulturellen Kompetenzen während der Projekte der internationalen kulturellen Bildung ergänzt die Bildungsangebote der Träger der beruflichen Bildung und trägt zum erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben bei. (Sandrine Ribeiro, Projektleiterin)

56 56 _ Wolkenbruch Jugendliche aus Stadt und Land Die französischen Jugendlichen waren bunt gemischt: StudentInnen, junge Arbeitslose und SchülerInnen. Für einige war der Reiz des Neuen, des fremden Landes, einer anderen Kultur und der deutschen Hauptstadt Berlin entscheidend. Für andere stand die künstlerische Herausforderung des Projekts an erster Stelle der Teilnahmemotivation. Die deutsche Gruppe war ganz anders gemischt zusammengesetzt: Die eine Hälfte der deutschen Jugendlichen kam aus Bad Freienwalde im ländlichen Brandenburg, wo sie eine Ausbildung zu HauswirtschaftshelferInnen absolvierten. Die andere Hälfte kam aus Berlin und besuchte im Rahmen einer Integrationsmaßnahme ein Ausbildungszentrum. Es war für die Jugendlichen beider Gruppen die erste internationale Begegnung. Für die TeilnehmerInnen aus Bad Freienwalde (einige hatten trotz ihrer Jugendlichkeit schon eine eigene Familie) waren jedoch die 50 km Fahrt nach Berlin bereits eine Weltreise und ein erster maßgeblicher Schritt auf der Leiter der Lernerfolge in diesem Projekt. Der wichtigste Schritt erfolgte für diese Gruppe jedoch am zweiten Tag: Gleich am Anfang des Austausches stellten wir fest, dass die Jugendlichen mit den größeren sozialen Problemen aus Brandenburg kamen und nicht wie von uns vorher vermutet, aus Kreuzberg. Oft vergesse ich, wenn ich in Kreuzberg arbeite, dass es auch auf dem Land soziale Brennpunkte gibt. Die TeilnehmerInnen aus Brandenburg hatten ein Gepäck voller Probleme, Ängste und Hemmungen mitgebracht, das ganz langsam beim Austausch zum Vorschein kam. Nach zwei Tagen nahmen wir eine allgemeine schlechte Stimmung unter den deutschen TeilnehmerInnen aus Bad Freienwalde wahr. Nach dem Frühstück versammelte ich die Gruppe, um den Grund dieser Unzufriedenheit zu erkunden. Ein Teil hatte sich gezwungen gefühlt, am Austausch teilzunehmen. Ihre LehrerInnen hatten dem 1. Jahrgang sehr deutlich gesagt, dass sie diese Erfahrung nicht verpassen sollten. Der andere Teil hatte Sehnsucht nach Hause. Einige von ihnen wollten das Projekt verlassen. Nach unserem Gespräch, in dem sich alle über ihre Probleme, Erwartungen und Motivationen ausdrücken konnten, wurde die Entscheidung getroffen, noch einige Zeit zu warten und zu sehen, ob sich ihre Stimmung aufhellen kann, bevor sie vorzeitig nach Hause fahren. Und die Stimmung wurde viel besser, alle blieben freiwillig beim Projekt. Es war ihre eigene Entscheidung. (Sandrine Ribeiro) Den Blödsinn mit übersetzen... In der Gruppe wurde Deutsch-Französisch miteinander kommuniziert. Es wurde darauf geachtet, dass beide Sprachen gleich stark zum Ausdruck kamen. Die TeilnehmerInnen hatten sehr geringe oder gar keine Kenntnisse der anderen Sprache, daher bekamen alle Jugendlichen ein kleines Heft mit einem Grundwortschatz für den täglichen Gebrauch in beiden Sprachen. In den Ateliers hingen Vokabellisten, um einen spezifischen Wortschatz zu vermitteln und die Selbstständigkeit der Jugendlichen bei der Kommunikation zu unterstützen. Die Sprachanimationen und die den Jugendlichen zur Seite stehenden DolmetscherInnen haben geholfen, die Welt der Partnersprache zu eröffnen und die Verständigung zu ermöglichen. In den halbstündigen Sprachanimationen, die jeden Morgen vor Beginn der Ateliers stattfanden, wurden in 15 verschiedenen, teils spielerischen Übungen die TeilnehmerInnen nicht nur für die Sprache der anderen sensibilisiert, sie trugen auch wesentlich zur Gruppendynamik bei, aber vor allem die Sprachanimation zeigt alle Möglichkeiten der Kommunikation, die nicht unbedingt mit Wörtern stattfinden: dann erfinden die TeilnehmerInnen ihre eigenen Wege, um sich verständlich zu machen, und damit sind sie sehr kreativ. In der Auswertung der Maßnahme durch die TeilnehmerInnen wurde angemerkt, dass diesen Übungen und allgemein der Sprachvermittlung noch mehr Zeit eingeräumt werden sollte. Besonders gefiel den Jugendlichen übrigens die konsequente Übersetzung der SprachmittlerInnen, die auch Witze und Blödsinn mit übersetzten und somit viel zur guten Stimmung in der Gruppe beitrugen.

57 Wolkenbruch _ 57 Schatzkiste: Freiwillige Teilnahme als Anspruch und Bedingung internationaler Jugendarbeit Jede Reise muss freiwillig sein, um zu vergnügen, sagte Ernst Bloch. Diese Freiwilligkeit, im übertragenen Sinne, ist eines der Wesensmerkmale außerschulischer Jugendbildung. Von Jugendlichen in diesem Fall BerufsschülerInnen die, auch wenn in guter Absicht der Lehrenden, zur Teilnahme an internationalen Begegnungen quasi verpflichtet werden, kann eine Offenheit für neue Lebenserfahrungen und interkulturelles Lernen nicht erwartet werden. Vor allem dann nicht, wenn eine freiwillige Beteiligung innerhalb ihrer eigentlichen Freizeit erfolgen soll oder sie mit erhobenem Zeigefinger motiviert werden. Die rechtzeitige und erfolgreiche Intervention des Projektteams hat den Problemen, Erwartungen und Motivationen der Jugendlichen Zeit und Raum gegeben. Erst nach dieser Auseinandersetzung trafen die TeilnehmerInnen zum ersten Mal die Entscheidung, bewusst an diesem Projekt teilnehmen zu wollen. Es ist für die Jugendlichen oft die erste Begegnung mit einem anderen Land. Sie lernen eine andere Welt kennen, entdecken Land und Natur oder Stadt und bekommen Impulse in andere Länder zu verreisen. Klischees in den Köpfen werden gesprengt. Sie sind einfach nicht mehr da. Die Türen in den Köpfen der Jugendlichen öffnen sich. Manchmal treten sie diese Türen ein. Manchmal nicht. Auf jeden Fall bleibt immer eine Spalte offen. (Sandrine Ribeiro) Kontakt JugendKunst und Kulturzentrum Schlesische27 Sandrine Ribeiro Schlesiche Str. 27, Berlin Fon: s.ribeiro@schlesische27.de

58 58 _ Einfach die Welt verändern Einfach die Welt verändern Titel /// Einfach die Welt verändern Junge Utopien in Europa Programmform /// Trilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Theater Zeit /// , Oldenburg Teilnehmer/innen /// 12 deutsche, 12 französischen und 11 lettischen Jugendliche im Alter von 15 bis 27 Jahren förderung /// DFJW über BKJ partner /// Frankreich: Centre Culturell Oecumeniqué Jean-Pierre Lachaize, Villeurbanne; Lettland: Pasaule musu Majas, Rezekne träger /// Jugendkulturarbeit e. V. Täglich eingehende Nachrichten von der bevorstehenden Klimakatastrophe, von überfischten Weltmeeren, dem Massensterben der Bienenvölker, von drohenden Überflutungen und zu erwartenden kriegerischen Auseinandersetzungen veranlassten fünfzehn Jugendliche aus Oldenburg dazu, nach positiven Visionen Ausschau zu halten. Wozu noch zur Schule gehen, warum über Familienplanung nachdenken, wenn doch alles bald vorbei zu sein scheint? In Form eines Brainstorming haben sie moralische, gesellschaftliche, technologische, biologische und utopische Visionen zusammengetragen. Die Ergebnisse wurden in einer internationalen Jugendbegegnung sowohl verbal, nonverbal und visuell mit Jugendlichen aus Frankreich und Lettland im Sommer 2007 diskutiert und nahmen eine künstlerische Form innerhalb von Theaterworkshops an. Die Aufführungen des Theaterstücks fanden im Stadtzentrum von Oldenburg im Rahmen eines Kultursommerprogramms statt. Bevor es losging Es verhält sich wie mit dem Huhn und dem Ei. Was war zuerst da die internationale Jugendbegegnung oder der internationale Freiwilligendienst? Den lettischen Partner lernten die Jugendlichen und Erwachsenen des Vereins Jugendkulturarbeit als erstes kennen. Im Internet lasen sie über eine interessante Jugendbegegnung in Bielefeld, setzen sich ins Auto und fuhren auf gut Glück von Oldenburg nach Nordrhein-Westfalen. Es ging gut die neu gewonnenen lettischen Partner begeisterten die Oldenburger Jugendlichen von einem Programm namens Europäischer Freiwilligendienst (EFD). Ein paar Monate später wurde auf einem BKJ-Treffen für das bilaterale FSJ-Kultur in Paris der Partner aus Villeurbanne/Frankreich gefunden. Gemeinsam stiegen sie nicht nur in den Freiwilligenaustausch ein, sondern vereinbarten, noch bevor der erste Freiwillige ausgetauscht wurde, eine trilaterale Jugendbegegnung mit dem Medium Theater in Oldenburg durchzuführen. Es ist nicht relevant, was zuerst da war, denn jetzt gibt es beides: jedes Jahr eine Jugendbegegnung und den Freiwilligenaustausch über FSJ Kultur und EFD mit Lettland und Frankreich. Eine tolle Symbiose. Schauplatz Sportplatz Im Rennplatzviertel von Oldenburg herrschte neun Tage lang ein sehr lebhaftes Bild: fünfunddreißig deutsche, lettische und französische Jugendliche belebten den Campingplatz am historischen See, das Freibad und den Sportplatz mit Lachen, Musik und multikulturellem Charme: Als Begegnungsort wurde ein Sportplatz am Rand des sozialen Brennpunktes Rennplatzviertel ausgewählt. Hier leben viele Kinder und Jugendliche aus Aussiedlerfamilien, MigrantInnen und Familien mit schwierigem sozialem Hintergrund. Gerade hier setzte die Maßnahme auch an und so lernten die Jungen aus dem Sportverein (die eigentlich nicht zum Projekt gehörten) die interkulturelle Geselligkeit der deutsch-französisch-lettischen Gruppe kennen und schätzen. Russischsprachige Jungen nahmen ihre Sprache wahr, kamen ins Gespräch und stellten massiv interessierte Fragen nach Möglichkeiten, Bedingungen und vor allem der Wiederholung des Projektes. (Dettmar Koch) über Sprache, Musik und begeisterte Nachbarn Fehlende Fremdsprachkompetenzen sind häufig ein Hindernis für

59 Einfach die Welt verändern _ 59 Jugendliche, um an internationalen Jugendbegegnungsprojekten teilzunehmen. Um dieses Hindernis zu umgehen, wurde im Projekt viel Wert auf die Sprachanimation, Sprachmittlung und Lust, sich einer Fremdsprache zu nähern, gelegt. Jeden Morgen wurde von allen drei Ländern abwechselnd ein Sprachanimationstraining organisiert. Spielpädagogische Übungen, Rhythmus und Gesang, gemeinsamer Spaß und Bewegung machten die einstündige Animation zum Gruppenvergnügen, aus dem Fragmente in das gemeinsame Theaterstück eingebaut wurden. Sowohl Kurzgedichte als auch ein gemeinsames Lied schlossen das Training jeweils ab. An den Abenden entwickelte sich als fester Bestandteil und auf Eigeninitiative der Teilnehmenden eine gesellige Runde, die ohne Animation, mit Gitarre und Bongo zum Mitsingen einlud. Diese Zeit hinterließ besonders auch bei Anliegern, bzw. Nachbarn des Camps einen sehr angenehmen Eindruck des internationalen Flairs im Stadtteil. Bei der Sprachanimation ist es wichtig, nichts zu verschulen, sondern mit Rhythmus und Musik anzufangen oder z.b. auch mit deutschen Volksliedern zu arbeiten. Wir haben Lieder gesungen und dies hat Interesse geweckt, die Wörter zu hinterfragen. Das Programm alleine reicht nicht. (Dettmar Koch) Schatzkiste: Partizipation auf verschiedenen Ebenen als Qualitätsmerkmal Jugendkulturarbeit Oldenburg e.v. arbeitet in enger Kooperation mit der Integrierten Gesamtschule Flötenteich und betreut dort verschiedene Arbeitsgruppen: eine Jugendtheatergruppe, zwei SchülerInnenfirmen und eine AG Jugendkulturmanagement. Alle diese und noch weitere SchülerInneninitiativen und Gruppen wurden in die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Projekts eingebunden. Die SchülerInnenfirma, die ihr Büro gleich neben dem des Vereins hat, gestaltete die Poster. Eine andere SchülerInnenfirma und eine Jugendwerkstatt unterstützen das Projekt beim Catering. Die SchülerInnen-Arbeitsgruppe Jugendkulturmanagement kümmerte sich nicht nur um technische Details der Begegnung (Unterkunft, lokaler Transport, etc.), sondern entwickelte ein eigenes Tool zur Evaluation des Jugendprojekts. Dazu besuchten sie Workshops über das Auswertungsprogramm internationaler Begegnungen der BKJ (GrafStat) und informierten sich über ein ähnliches Programm der Robert-Bosch-Stiftung. Schließlich nahm die Jugendtheatergruppe der Schule, die in der Begegnung entstandenen Theaterstücke und thematischen Diskussionen in ihr neues Programm auf, welches im Herbst Premiere feierte. Neben der inhaltlichen Teilhabe durch die Bestimmung und Gestaltung der Themen und Inhalte der trilateralen Begegnung, stellt die Einbindung der Jugendlichen aus den SchülerInnenfirmen in die organisatorisch-technischen Bereiche und in das Follow up des Projekts eine besondere Qualität dieser Begegnung dar. Kein Wunder, dass sie in der Projektauswertung zwar auch angaben, sich auf das Folgeprogramm 2008 in Lettland oder Frankreich zu freuen, aber eigentlich wollen sie viel lieber, so schnell wie möglich, eine neue Begegnung in ihrer Stadt umsetzen. Das wird dann wohl erst 2009 der Fall sein, denn die Erwachsenen brauchen eine Pause Partizipation zu ermöglichen, kann ganz schön schlauchen. Kontakt Jugendkulturarbeit e.v. Dettmar Koch Auf dem Hock 6, Oldenburg Fon: d.koch@jugendkulturarbeit.eu

60 60 _ KulturJokerInternational KulturJokerInternational = Freiwilligendienst im Ausland + kulturelle Jugendbildung Titel /// Kultur Joker International Programmform /// Internationaler Freiwilligendienst Künstlerische Sparte /// Foto, Video, Tanz, Musik Zeit /// 6 Monate (3 davon in Ausland), Sachsen-Anhalt und z. Zt. in Vietnam, Benin und Senegal Teilnehmer/innen /// 18 Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahren förderung /// BMFSFJ über BKJ/Programm >kek< Kultur, Engagement, Kompetenz partner /// Benin: Gymnasium La Fontaine de Vie in Lokossa (über Weltbürger Sachsen-Anhalt); Vietnam: zentraler Jugendverband Vietnams/VYCT in Hanoi (über LKJ Sa-Anh/ Netzwerk für deutsch-vietnamesische Jugendbegegnung Sachsen-Anhalt); Senegal: Forum pour un Développement Durable Endogène (FODDE) in Kolda (über Jugendwerkstatt Frohe Zukunft Halle) träger /// LKJ Sachsen-Anhalt e. V. Dein Interesse? (bitte nur ein Kreuz) ( ) ein Musikprojekt in Lokossa/Benin auf die Beine stellen... ( ) als Kultur-AssistentIn einen Deutschclub in Hanoi/Vietnam gründen... ( ) eine Organisation unterstützen, die Aufklärungsprojekte in Kolda/Senegal organisiert... Seit Ende der 90er Jahre scheint das Interesse junger Menschen aus Sachsen-Anhalt zu wachsen, Erfahrungen im Ausland zu sammeln, sich dort ehrenamtlich zu engagieren, wo andere Jugendliche nicht einmal beim Zappen am Fernseher hängen bleiben. Trotz der rapide wachsenden Anfrage, mangelte es jedoch an bezahlbaren Angeboten für den Freiwilligendienst im nicht-europäischen Ausland. Vor diesem Hintergrund entwickelte das Projektbüro EXCHANgE der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e. V. im Jahr 2005 den Freiwilligendienst Kultur-Joker-International. Dieses Programm ist eine Erweiterung des Kultur-Jokers beim Jugendinformationsdienst Sa-Anh (JISSA) im Rahmen des Programms der BKJvon kek Kultur, Engagement, Kompetenz, ein BKJ-Bundesmodellprojekt für generationsoffene Freiwilligendienste, das Jugendlichen von 18 bis 27 Jahren in Sachsen-Anhalt einen Freiwilligendienst in einer kulturellen Einrichtung der Region ermöglicht. Der Kultur- Joker-International erstreckt sich auf insgesamt sechs Monate und beinhaltet einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt in Senegal, Benin oder Vietnam. Das Programm ist mit einer Laufzeit von drei Jahren gestartet. Nach dem Ende des Kultur-Jokers-International, Mitte 2008, sollen Programmformat, Partner und Struktur modifiziert im Rahmen des weltwärts -Programms und der Aktion 3 des EU-Programms Jugend in Aktion weitergeführt werden. Vorbereitung: interkulturelle Einführung und Überlebenswortschatz aus erster Hand Die Begegnung mit fremden Kulturen und das Eintauchen in ein völlig unbekanntes Leben erfordern nicht nur Idealismus, sondern auch eine Portion kulturelle Sensibilität und menschliche Reife. Nach der Auswahl der Freiwilligen erfolgen durch das Projektbüro Einstiegs- Interviews und weitere Vorbereitungsgespräche. Die Jugendlichen werden intensiv auf ihren Auslandsaufenthalt sowie die Gegebenheiten vor Ort vorbereitet. Gemeinsam wird das Projekt geplant und Abläufe werden besprochen. Bei der Vorbereitung arbeiten die Freiwilligen eng mit hier lebenden MigrantInnen aus den jeweiligen Ländern zusammen. Sie erhalten eine interkulturelle Einführung aus erster Hand und sammeln einen Überlebenswortschatz. Die MentorInnen begleiten die Freiwilligen nicht nur bei der Vorbereitung, sondern pflegen ebenso einen intensiven Kontakt mit ihnen während ihres Aufenthaltes im Aufnahmeland. Einen internationalen Freiwilligendienst zu organisieren heißt, mit verschiedenen Herausforderungen umgehen zu müssen. So kann es passieren, dass es Schwierigkeiten in der Kommunikation gibt, dass Absprachen missverstanden werden oder Projektpläne modifiziert werden müssen. Bezogen auf Arbeitsmuster und Herangehensweisen

61 KulturJokerInternational _ 61 gibt es mitunter große Unterschiede zwischen den beteiligten Organisationen der verschiedenen Kulturkreise. Umso wichtiger ist es, Absprachen so konkret wie möglich zu gestalten und die Freiwilligen auf mögliche Herausforderungen und Verhaltensformen vorzubereiten. (Sylvia Gössel) Vor Ort: Projekte der Freiwilligen Die Jugendlichen sind für drei Monate in einem Land Afrikas oder Asiens und wirken dort an einem Jugendprojekt der Partner mit. In der Regel vermitteln sie etwas aus ihrer (Jugend)Kultur oder werden in Jugendprojekte der Partnerorganisationen integriert. In Senegal z.b. arbeiten die Freiwilligen bei Projekten der NGO FODDE (Forum pour un Développement Durable Endogène) mit, und können in einer Mittelschule vor Ort kreative Kurse geben. Die individuellen Projekte hängen direkt von den Interessen und Kompetenzen der Freiwilligen ab. So nahm eine der Jugendlichen mit LehrerInnen und SchülerInnen ein typisches senegalesisches Lied auf CD auf und ließ es dann in einem Kunstworkshop illustrieren. Gestern Abend fand ein Essen in einer Bar im Freien zur Begrüßung des ehemaligen Präsidenten der NGO Vreidenslanden statt. Dieser Präsident hat zur Entstehung von FODDE und ihrer Philosophie beigetragen, nämlich eine NGO von Senegalesen getragen für eine endogene Entwicklung im Senegal. Zur Unterhaltung war eine traditionelle Musikgruppe eingeladen mit hervoragenden Tänzern. Ich durfte sogar mit Tanzen in meinen rot-orangen afrikanischen Klamotten vom Schneider. Alle waren entspannt und es war eine schöne Zeit. Mir ist dann auch klar geworden, dass ich am liebsten nur bei NGOs arbeiten möchte. Inch Allah wie alle es hier sagen wird schon auch klappen. (Tina Tifi Mambi, Senegal) In Vietnam werden die Freiwilligen als Kultur-AssistentInnen in verschiedenen öffentlichen Jugendeinrichtungen eingesetzt Freizeitzentren, Jugendclubs oder studiumsvorbereitende Schulen. Sie tauschen sich über die neuesten Musikrichtungen aus und lernen Lieder, die sie z.b. während einer Weihnachtsfeier zum Besten geben. Da die Vermittlung kultureller Kompetenzen durch MuttersprachlerInnen auch in Vietnam immer wichtiger wird, gibt es ein großes Interesse der Jugendlichen dort, Menschen aus Europa auch im familiären Umfeld zu begegnen. Die Universität der Kultur, ein freiwilliger Club der angehenden Tourguides, ist echt eine klasse Sache, vor allem wenn wir als Besucher ein komplettes Kulturprogramm mit traditionellen Liedern, kleinen Filmen über touristische Attraktionen und kleine Vorträge über vietnamesische Besonderheiten, Spezialitäten und Sehenswürdigkeiten geboten bekommen. Da fühlt man sich mit seinem dürren Stichpunktzettel gleich ganz nackig! Ich wurde angefragt, einen kleinen Vortrag über den Charakter der Deutschen und über die Überraschungen, die Deutsche als Touristen im Ausland bereithalten, zu halten. Aber was soll s, die Studenten sehen sehr interessiert aus und hören nach meinem Eindruck auch gespannt zu. Das Englisch der Vietnamesen ist nämlich vielfach noch nicht so weit. Hier scheint s aber funktioniert zu haben und es gibt einen regen Gedankenaustausch. Später habe ich alle Lacher auf meiner Seite, als ich eine kleine, erst kürzlich erlebte Anekdote zum Besten gebe. (Tina Reinhardt) Nachbereitung: Erlebnisse werden kreativ bearbeitet Der enorme Fluss an Erlebnissen überwältigt jeden jungen Menschen, der mit einem anziehend exotischen und beängstigend fremden Land konfrontiert wird. Die Zeit zum Nachdenken, für Reflexionen und die Möglichkeit, sich mit jemanden auszutauschen sind genauso wichtig, wie die Erfahrungen selbst. Deshalb wurde angestrebt, immer zwei Freiwillige in ein Projekt gleichzeitig zu entsenden. Als ein beliebtes Mittel haben sich bei den Jugendlichen die neuen Medien erwiesen. Sie wurden genutzt, um die neuen, noch frischen Eindrücke einzufangen und dadurch diese mit Freunden oder Interessierten zu teilen.

62 62 _ KulturJokerInternational Wieder zurück in Deutschland. Das andere Leben fängt neu an. Um den Übergang von einer in die andere Welt zu meistern, setzen sich die Jugendlichen durch künstlerische Methoden mit ihren Erfahrungen auseinander. In der Zusammenarbeit mit der Entsendeorganisation gestalten sie eine Fotoausstellung, aus dem gesammelten Videomaterial entsteht ein Film, eine visuelle Präsentation oder eine schriftliche Reportage wird vorbereitet und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. So vermitteln sie ihre individuellen Erfahrungen anderen Jugendlichen mit offenen Augen und aufgeschlossenen Herzen, die von einer bereichernden Zeit im fernen Ausland bisher nur träumen. (Sylvia Gössel) Schatzkiste: Internationaler Freiwilligendienst und Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund Eine wichtige Besonderheit dieses Projektes ist die Einbeziehung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Dadurch entsteht eine Verknüpfung zwischen internationaler Jugendarbeit und der Jugendarbeit im Migrationsbereich, die dieses Projekt beispielhaft macht. Die Welt, die die Jugendlichen erforschen wollen und die Auswahl der Länder für den Freiwilligendienst ist groß. Im Fokus unserer Arbeit stehen Kulturen, die im alltäglichen Leben in Deutschland eine erhöhte Bedeutung haben, aber über die das Wissen im Allgemeinen sehr gering ist. Die größte MigrantInnengruppe in Sachsen-Anhalt sind VietnamesInnen. Eine Studie aus den Jahren 2001 bis 2003 hatte ergeben, dass gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund kaum in die Jugendarbeit des Landes Sachsen-Anhalt integriert sind. Wir streben in unserer Arbeit an, dieser Tendenz entgegen zu wirken. Auch in diesem Projekt entsendeten wir beispielsweise junge Deutsche und junge VietnamesInnen zusammen nach Vietnam. Bei dieser Freiwilligenkonstellation ist die Polarisierung wir Deutsche, sie Ausländer nicht mehr in dieser Form möglich. Die Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Identität findet intensiver statt. So wird nicht nur die Begegnung zwischen deutschen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ermöglicht, sondern auch die Sensibilität für die Situation junger MigrantInnen in Deutschland erhöht. (Sylvia Gössel) Kontakt LKJ Sachsen-Anhalt e.v. Sylvia Gössel Liebigstr. 5, Magdeburg Fon: sylvia.goessel@jugend-lsa.de

63 Olivers Traum _ 63 Olivers Traum Titel /// Olivers Traum ein interkulturelles und interdisziplinäres Tanztheaterprojekt mit Kindern Programmform /// Multilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Tanz, Theater Zeit /// , Lingen (Ems) Deutschland Teilnehmer/innen /// 44 Jugendliche (Aids-Weisen und Straßenkinder) im Alter von 12 bis 16 Jahren aus Afrika, Asien, Südamerika und Europa förderung /// BMFSFJ über BKJ, Niedersächsische Lotto-Stiftung, Deutsches Kinderhilfswerk, RWE, Stadt Lingen (Ems), weitere partner /// Europäisches Zentrum der International Amateur Theatre Association IATA/AITA; COMPA-Teatro Trono, Bolivien; Centro Social Sao José do Monte, Brasilien; People s Theatre Association, Bangladesh; Tender Talents Magnet School, Uganda; Theatergruppe Ernest Minoungou, Burkina Faso; Eylarduswerk Bad Bentheim träger /// TPZ Lingen e. V. Die Romanfigur von Charles Dickens Oliver steht wie kaum eine andere für Millionen von Kindern in dieser Welt, die als Waisen und ohne soziale Bindung aufwachsen. Der junge Oliver durchlebt gesellschaftliche Missstände und Gewalt, Kinderarbeit, Ausbeutung und Kriminalität. Oliver steht aber auch für Auflehnung, Stärke und Zivilcourage von Kindern. Ganz im Sinne dieses Leitbildes, aber ohne Bindung an die literarische Vorlage, wurde in knapp zehn Tagen eine Tanz-Theaterproduktion erarbeitet. Die 25 Kinder und Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren aus Brasilien, Bolivien, Burkina Faso, Uganda und Deutschland, die teilweise ohne Eltern oder in großer Armut aufwachsen oder traumatische Erlebnisse hinter sich haben, wurden nach Lingen eingeladen, um in der gemeinsamen künstlerischen Arbeit einander kennen zu lernen und sich mit ihren Lebenssituationen auseinanderzusetzen. Äußere Armut und innerer Reichtum Schon im ersten Austausch wurde deutlich, dass trotz erheblicher kultureller Unterschiede die Wünsche und die Sorgen der Teilnehmenden sich sehr stark ähnelten: Neben beruflichen Perspektiven von der Tierärztin bis zum Popstar, bei gleichzeitiger Angst vor fremdem, aber auch dem eigenen Kriminalitätspotenzial, waren die Anerkennung der eigenen Person und Fähigkeiten bzw. das Finden eines dauerhaften Zuhauses die unüberhörbaren Wünsche. In den Theaterübungen, Improvisationen, gemeinsamen Szenen und alles vereinenden szenischen Tanz- und Bildercollagen kamen ihre Lebenserfahrungen und Träume zum Ausdruck. Der Austausch der Erfahrungen hat die Erkenntnis ermöglicht, dass es auch andere Menschen gibt, die ein ähnliches Schicksal haben und wenn man sich mit ihnen auseinander setzt, dann ist das eigene Schicksal leichter zu ertragen. Die Kinder selbst gaben die Bestätigung für zuvor Geahntes: Die Beschäftigung mit ihrer Geschichte und ihren Geschichten war von vitaler Bedeutung. Viel virulenter als die Beschäftigung mit der Romanvorlage von Oliver Twist, die ohnehin nur die wenigsten Kinder kannten. Wir wollten etwas über ihre Wirklichkeit erfahren. Wir wollten die Kinder kennen lernen und mit ihnen gemeinsam eine Geschichte erzählen, die mit ihnen zu tun hat, aber in ästhetischer Distanz zu ihren Erfahrungen steht. (Tom Kraus) Kulturelle Bildung im sozialen Kontext Da es sich bei Olivers Traum um eine sechssprachige (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Russisch) Gruppe handelte, wurde die entstehende Inszenierung mit Mitteln und Zeichen des nonverbalen Bewegungs- und Tanztheaters gestaltet. Die Sprachen dabei waren der Tanz, das Theater und die

64 64 _ Olivers Traum Musik. Im gemeinsamen Spiel auf der Bühne entdeckten die Kinder und Jugendlichen ihre spielerische Kraft, Ausdrucksfähigkeit und künstlerischen Potenziale. Im gegenseitigen Austausch wichen die kulturellen Unterschiede einem verbindendem Gemeinschaftsgefühl. Neugierde, gegenseitiges Vertrauen und menschliche Wärme fand Platz in den Freiräumen zwischen den künstlerischen Workshops: Ein plötzliches Anlehnen, ein unvermitteltes Zur-Seite-Ziehen oder ein unmissverständliches Festhalten durchbrachen den Alltag. In dem vorsichtigen Annäherungsprozess verblassten Ängste vor dem Fremden und Unbekannten, verschwanden Hemmungen und Grenzen zwischen den Menschen. Das während der Workshoparbeit gewonnene Vertrauen der Teilnehmenden untereinander und zu den Regisseuren ermöglichte die persönliche Begegnung jenseits aller Kulturen und Sprachen. Ein Vorteil von Theaterpädagogik gegenüber dem professionellen Theater ist, dass Motive und Geschichten oft auf Grundlage der Sozialisationen der Akteure selbst generiert und von allen Beteiligten gemeinsam entwickelt werden können. Die ästhetisierte Vermengung von Selbst, Rolle und Geschichte verdichtet sich in gesellschaftlicher Relevanz. Dies ist ein soziokultureller und politischer Vorgang zugleich. (Tom Kraus) Eine bewegende Aufführung Die Ergebnisse des Projekts wurde im Rahmen des 9. Welt-Kindertheater-Festes in Lingen (Ems) vor 800 ZuschauerInnen mehrfach öffentlich vorgestellt. Die emotional berührenden Bilder der szenischen Collage ließen die harte Wirklichkeit der jungen Menschen erahnen, sie zeigten ihre Sorgen, Ängste und Träume, stellten sie aber nicht bloß, sondern verliehen ihnen eine große Würde. Die starke, unter die Haut gehende Aufführung machte deutlich, welche Kraft Theater haben kann. Das Publikum dankte ihnen mit Standing Ovations. Schlussbild. Ein Klangteppich. In Zeitlupe bewegen sich die Kinder rückwärts vom Publikum weg, scheinen sie den ZuschauerInnen langsam zu entgleiten, werden die Kinder unaufhaltsam von der Dunkelheit der Hinterbühne aufgesogen und schließlich von ihr verschluckt. Geht nicht weg, bleibt bei uns, waren die Gedanken und Gefühle einer Zuschauerin. (Tom Kraus) Das Bleibende und Weiterführende Olivers Traum war nicht nur ein einmaliges Theaterstück, das alle Beteiligten bewegte und tiefe Eindrücke hinterließ. Das Projekt traf auf eine breite Resonanz in der Öffentlichkeit und in den Fachkreisen der Kindertheaterarbeit. Es hat die künstlerischen und sozialpädagogischen Potenziale der internationalen Kindertheaterarbeit verdeutlicht und die Diskussion über die Bedeutung von Kunst und Theater im sozialen Kontext mit wertvollen Erkenntnissen bereichert. Bei internationalen Projekten entwickeln sich über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg nicht nur kontinuierliche Freundschaften, sondern auch langfristige Patenschaften für Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen oder in schwierigen Lebenssituationen. Die Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch auf internationaler Ebene tragen zur Bildung neuer Netzwerke auf allen Ebenen bei. So wurde z.b. in Bangladesch eine völlig neue Struktur der Theaterlandschaft von Kindern und Jugendlichen vornehmlich aus dem Milieu der Straßenkinder entwickelt, die mittlerweile mehr als 35 Gruppen zählt. Ebenso wurde der Grundstein für ein internationales Netzwerk der Kindertheaterhäuser gelegt. Das soll Mut machen, diese Wege der künstlerisch-kulturellen Bildung von jungen Menschen im interkulturellen Kontext weiter zu beschreiten. (Norbert Radermacher) Straßenkinder als Zielgruppe kultureller Bildung? Muss kulturelle Bildungsarbeit immer Zielgruppenarbeit sein? Bedeutet diese sicherlich gut gemeinte Einteilung in Teilnehmerspezies nicht gleichzeitig auch eine ungewollte Stigmatisierung des jeweiligen Klientels?

65 Olivers Traum _ 65 Das Geheimnis des Erfolgs von Olivers Traum lag in den Kindern selbst begründet. Allen Unkenrufen im Vorfeld des Projektes zum Trotz, war die Arbeitsatmosphäre geprägt von großer Lust auf Gestaltung, Neugier, Lebendigkeit und Disziplin zugleich. Fragen nach möglichen Sonderformen des Umgangs mit Waisen- und Straßenkindern wurden spätestens mit der ersten Begegnung hinfällig. Im spielerischen und achtsamen Umgang miteinander erfüllten sich alle Wünsche, mit denen die Beteiligten nach Lingen gereist waren. Und vielleicht sind Spiel und Achtsamkeit die ausschlaggebenden Parameter, die im Kontext kultureller Bildung vonnöten sind, damit Menschen sich wirklich einander begegnen können. (Tom Kraus) Schatzkiste: professioneller künstlerischer Anspruch würdigt Teilnehmende Das Projekt stellt eine gelungene Mischung aus hohen künstlerischen Ansprüchen und pädagogischen Zielen dar. Es gibt sich nicht zufrieden mit der Nutzung von künstlerischen Methoden zur Stärkung des Selbstbewusstseins, der Toleranz und der Förderung des kreativen Potentials junger Menschen. Professionelle KünstlerInnen aus Deutschland, Russland und Uganda, die über große Erfahrungen in der interkulturellen Arbeit verfügen, sind den Kindern zur Seite gestellt worden. Dadurch bekamen die jungen TeilnehmerInnen nicht nur die Möglichkeit des kreativen Ausdrucks, sondern erfuhren auch Respekt und Wertschätzung, die für sie von großer Bedeutung sind. Der hohe künstlerische Anspruch mit einer besonderen TeilnehmerInnengruppe und einem wichtigen, sozialpolitischen Thema trug dazu bei, dass dieses Theaterprojekt eine sehr starke öffentliche Resonanz erzielte. Kontakt Theaterpädagogisches Zentrum der Emsländischen Landschaft e.v. Universitätsplatz 5 6, Lingen Fon: info@tpz-lingen.de

66 66 _ Mit offenen Augen Mit offenen Augen im Jahrmarkt der Künste Titel /// Jahrmarkt der Künste Programmform /// Trilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Bildende Kunst Zeit /// , Ostróda, Polen Teilnehmer/innen /// 10 deutsche, 10 polnische und 10 litauische Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren förderung /// DPJW über BKJ partner /// Polen: Szkola Podstawawa Nr. 1, Ostroda; Litauen: Druskininku Senamiescio vidurine mokykla träger /// ATRIUM Jugendkunstschule Was unterscheidet eine internationale Jugendbegegnung von einer Klassenfahrt? Vor allem muss die Begegnung außerhalb des schulischen Rahmens durchgeführt werden, eine anerkannte außerschulische Partnerorganisation im Ausland soll vorhanden sein, LehrerInnen sind nicht erwünscht und eigentlich darf niemand jünger als 12 Jahre sein. Am Projekt Jahrmarkt der Künste in Ostróda/Polen haben 10 Jugendliche der 6. Klasse der Hannah-Höch-Ganztagsschule aus Berlin Reinickendorf teilgenommen. Sie trafen sich dort für acht Tage mit 10 gleichaltrigen SchülerInnen der polnischen Kleinstadt und 10 weiteren Kindern im Alter von 12 bis 14 Jahren, die eine Schule im litauischen Druskininkai besuchen insgesamt 30 Teilnehmende, plus zwei WorkshopleiterInnen, einer Sprachmittlerin und drei LehrerInnen. Wesensmerkmale internationaler Jugendbegegnungen sind: Eine gemeinsam strukturierte Lernerfahrung muss das Programm bestimmen, die eigenen und die anderen Kulturen sollen erkannt und reflektiert werden, die Begegnung muss organisatorisch gesichert und eine sprachliche Kommunikation gewährleistet sein. Das Auge heißt die Zeitung der Hannah-Höch-Ganztagsschule in Berlin Reinickendorf, in der die jungen RedakteurInnen über ihren Schulalltag, die Fortschritte bei den Umbauarbeiten am Schulgebäude und außergewöhnliche Ereignisse berichten. Die 38. Ausgabe ist einem besonderen Thema gewidmet: dem Jahrmarkt der Künste in Ostróda. Bilder und Geschichten schildern die Eindrücke der zehn Jugendlichen, die an der internationalen Begegnung in Polen teilnahmen. Das Literaturprojekt Deutsch-polnisches Buch an der Jugendkunstschule ATRIUM, welches die Kinder im Rahmen ihrer Schulzeit besuchen, gab die Anregung, eine künstlerische Jugendbegegnung gemeinsam mit polnischen und litauischen Jugendlichen zu gestalten. Die Schülerzeitung das Auge hat das Vorhaben von der Idee bis hin zur Auswertung begleitet und dokumentiert. Die größte Herausforderung, noch bevor das Projekt überhaupt begann: Es galt die Unsicherheit der Eltern zu überwinden, ihre Sprösslinge für eine Woche in das unbekannte, vorurteilsvolle Land fahren zu lassen. Im Gespräch mit den Verantwortlichen in der Schule und mit den LeiterInnen des ATRIUM haben die Erwachsenen ihren Ängsten Luft machen können. Erfahrungsberichte und eine Power-Point-Präsentation aus früheren Projekten, die Anwesenheit und Ansprache des Projektpartners aus Ostróda und die Vorstellung des spannenden Programms der Begegnung haben letzte Befürchtungen ausräumen können. Neben den inhaltlichen Aspekten war jedoch auch entscheidend, dass die Teilnahmegebühr aufgrund der Fördermittel und des Eigenbeitrags des ATRIUM für alle Eltern nicht zu hoch lag. Augenblicke Schon am Bahnhof in Berlin platzten die Kinder vor Neugierde und Freude auf ein spannendes Erlebnis. Für fast alle der TeilnehmerInnen war es die erste Reise ins Ausland oder die erste Reise ohne Eltern. Die Aufregung war dementsprechend groß, und dann: Die Reise begann mit einer Katastrophe: Wir verpassten den Zug und stiegen dann auch noch in einen Falschen ein. Als wir dann mit drei Stunden Verspätung ankamen, waren wir hundemüde. Die anderen Kinder haben uns groß angeguckt und getuschelt. Aber wir wollten nach

67 Mit offenen Augen _ Stunden Fahrt einfach nur ins Bett. (Lasse Riediger, Teilnehmer) Das Programm der Begegnung war sehr umfangreich. Vormittags fanden die verschiedenen Werkstätten statt, in denen eigene Produkte erarbeitet wurden, die auf dem Jahrmarkt in Ostróda am Ende des Projekts verkauft werden sollten: Keramik und Ton, Papierschöpfen, Wachskerzen gießen, Serviettentechnik, Weben, Steinschmuck basteln, Waldungeheuer aus natürlichem Material herstellen, Karten basteln und Aquarell malen. Aber auch Ausflüge in die nächste Großstadt (Olsztyn), in einen ethnografischen Park und auf einen Bauernhof bereicherten das Zusammenleben der TeilnehmerInnen. Unsere Kinder wurden aufgeteilt, so dass wir immer in gemischten Gruppen arbeiteten. Bei fröhlichen Liedern, Spielen und Tänzen wurden wir miteinander bekannt gemacht. Unsere Jungen stellten die ersten Kontakte her, in dem sie die litauischen und polnischen Jungen zum Fußballspiel einluden. Die polnischen Kinder luden dafür alle zu einer Geburtstagsfeier ein. Die Sprache, die alle etwas konnten, war Englisch. In den Workshops wurden in gemischten Gruppen viele Sachen für unseren Abschlussbasar gestaltet, der an der Strandpromenade von Ostróda am vorletzten Tag stattfand. Alle Gruppen zeigten ein kleines Programm und unsere selbst gefertigten Sachen wurden durch die TeilnehmerInnen verkauft. Von den Einnahmen konnten wir dann Pizza essen und alle bekamen noch ein Eis. (Marion Adler, Lehrerin) Ein anderer Blickwinkel Es gab viele kleinere und größere Herausforderungen, die die Kinder meistern mussten. Sie haben geübt, genügsam und anpassungsfähig zu sein. Die spartanische Unterkunft im 4-Bett-Zimmer in einem Internat war für die meisten Kinder das geringste Problem. Dafür hat das gewöhnungsbedürftige Essen und Trinken einige Diskussionen verursacht. Doch viel wichtiger war es, die Grenze der Kontaktaufnahme zu überwinden, mit anderen Kindern und mit den BesucherInnen, die auf dem Jahrmarkt die künstlerischen Kreationen erwerben wollten. Selbstbewusstsein, Mut, Bruchteile Englisch und ein paar gelernte Wörter Polnisch waren dabei sehr hilfreich. Bei so viel Neuem und Unbekannten waren die kreativen Werkstätten wie ein Stück Zuhause. Die Arbeit mit künstlerischen Methoden in der Gruppe war etwas Vertrautens, was nicht nur die Kinder aus drei Ländern näher in Kontakt brachte, sondern auch Sicherheit und Vertrauen gab, allen ungeplanten und ungeahnten Herausforderungen zu begegnen. Ein Schritt nach dem anderen. Immer mehr gelernt, über das Land, über die Kinder aus Polen und Litauen und über sich selbst. Rückblick Bei dem Nachtreffen der deutschen Gruppe in Berlin wurden Fotos angeschaut, Erinnerungen ausgetauscht und mit einem Seufzen an das schöne Sommererlebnis gedacht. Beim Betrachten der Gruppenbilder auf dem Anhänger eines Traktors beim Ausflug kamen Fragen über die Verkehrsregeln in Polen und Deutschland auf. Diese mündete in eine Diskussion über das Verbotene und Erlaubte, über die Gesetze und Regeln und vieles andere, was vor Ort noch nicht so bewusst war. Das Nachbarland ist vertrauter geworden. Die Nachrichten über Polen wecken mehr Aufmerksamkeit als vorher, es ist greifbarer geworden. Jetzt können sie den Namen des Landes mit Bildern, Gerüchen, Geschmäckern und vielen schönen Gedanken über das unvergessliche Erlebnis und außergewöhnlich gastfreundliche Menschen füllen. Blickfang Das Abschiedsgeschenk des litauischen Mädchens hat längst einen Platz auf dem Schreibtisch gefunden und erinnert daran, dass im Schubkasten der angefangene Brief wartet. Die letzte Herausforderung Fremdsprachkenntnisse verbessern gilt es noch zu überwinden. Vielleicht gelingt es, einen großen Schritt in diese Richtung bei der Rückbegegnung in Berlin zu machen.

68 68 _ Mit offenen Augen Schatzkiste: Zusammenarbeit mit Schule und Ergänzung des schulischen Bildungsangebots/Verbindung zwischen Schule und Außerschulischem Die Jugendkunstschule ATRIUM arbeitet eng mit der Hannah-Höch- Ganztagsschule zusammen. Die Jugendlichen nehmen im Rahmen ihrer Schulzeit an den künstlerischen Bildungsangeboten des ATRI- UMS teil. Somit wird das schulische Angebot durch die Aspekte der kulturellen Bildung ergänzt, die im Schulalltag so nicht vermittelbar oder nicht leistbar sind (besonders in Zeiten der aktuellen Diskussion über die Notwendigkeit der Ganztagsschule). Auch der Praxis-Alltag anderer Träger der Kinder- und Jugendkulturarbeit zeigt, dass die Grenze zwischen Schule und außerschulischen Angeboten immer weniger erkennbar wird. Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit und den Einrichtungen der schulischen und beruflichen Bildung bereichert alle Beteiligten. Die schulischen Einrichtungen stärken ihr Profil und können eine breitere Palette an Aktivitäten anbieten, die außerschulischen erreichen Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Familien, die erst durch die Kooperationsprojekte auf ihre Angebote aufmerksam werden. Gerade sie profitieren von der Verbindung zwischen Schule und außerschulischer Bildung am meisten. Sie erhalten die Möglichkeit, an internationalen Projekten teilzunehmen und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Die Eltern werden in den Zeiten, die die Schule nicht anbietet, auf die Angebote mehr zugreifen. Es ist nur wichtig, dass die außerschulische Bildung ihre Kraft erhält. Politisch-kulturelle Bildung könnte in der Schule nicht geleistet werden. So muss miteinander gearbeitet werden. Die Begegnung hätte die Schule ohne Atrium gar nicht hingekriegt. Wir haben bei uns im Atrium die Werkstätten gemacht. Eltern sind darüber auf das Atrium aufmerksam geworden. Das Profil des Trägers wurde geschärft. Die Schule war stolz auf die Kooperation und dass das Projekt mit Hilfe des Atrium möglich war. Damit profiliert sich die Schule, indem sie mit einem wichtigen außerschulischen Träger Kooperation hat und dem Auftrag, über die Schule hinauszuwirken, nachkommt, durch qualitativ gute Partner. (Lutz Lienke) Kontakt ATRIUM Jugendkunstschule Lutz Lienke Senftenberger Ring 97, Berlin Fon: info@atrium-berlin.de

69 Step by Step _ 69 Step by Step the European Future is in YOUth! Titel /// Step by Step Camp 2007 European Future is in YOUth! Programmform /// Trilaterale Jugendbegegnung Künstlerische Sparte /// Musik, Video, Theater, neue Medien Zeit /// , Duisburg Rheinhausen Teilnehmer/innen /// 30 Jugendliche aus Deutschland, Türkei und Ungarn förderung /// EU Programm Jugend in Aktion, RT Medien partner /// Ungarn: Sellö Egyesület, Györ; Türkei: ÇADIG, Çanakkale träger /// SJD Die Falken KV Duisburg 1927 führten die Kinderfreunde, wie die damalige Kinderorganisation der Falken hieß, ein erstes Zeltlager durch, an dem zehn bis vierzehnjährige Jugendliche auch aus dem europäischen Ausland, beteiligt waren. Heute bekannte Konzepte der kulturellen Jugendbildung und des interkulturellen Lernens gab es noch nicht, war doch in der damaligen Zeit das Lebensalter der Jugend als pädagogisches Zielobjekt erst in dessen Entwicklungsphase. Doch Begriffe und Inhalte der Völkerfreundschaft, des Weltfriedens und der Solidarität waren schon damals, spätestens mit der Internationalisierung der Arbeiterjugendbewegung, das Ziel internationaler Jugendtreffen. In dieser Tradition, der eines klassischen Arbeiterjugendverbandes mit tiefen internationalen Wurzeln und solidarischer Verantwortung, sehen die Falken sich und ihren Kinder- und Jugendverband. Im Kreisverband Duisburg gehören internationale Begegnungen und Zeltlager ebenfalls seit langer Zeit zum Standard, doch das Projekt European Future is in YOUth! und das Step by Step Camp setzten neue Maßstäbe. Das Camp hat drei langjährige, bisher nur bilaterale Partner zusammengeführt, und mit den künstlerischen Formen Musik, Video, Theater und neue Medien versucht, die europäische Zukunft auszuloten. Heute wie damals treffen sich die Falken bei ihren Camps in Zelten. Doch auch wenn diese von außen noch als Zelte zu erkennen sind, hat sich das Innenleben der aktuellen Jugendkultur angepasst. Zwischen Musikzelt und Theaterzelt... findest du rechts vom Videozelt das Internetzelt und wenn die Besucherin nicht richtig zugehört hat, könnte sie auch im Küchenzelt, im Speisezelt, im Kinozelt oder im Raucherzelt landen, oder in einem der 15 Schlafzelte. Die Zeltstadt war beeindruckend. Insgesamt 28 große Zelte bildeten das Step by Step Camp 2007 auf der Wiese der Grundschule Am Borgschen Hof am ehemaligen Duisburger Industriestandort Rheinhausen. Nicht viele der 30 Jugendlichen aus der Türkei, Ungarn und Deutschland haben vorher schon einmal einen Rap gesungen, ein Video gedreht, ein Theaterstück gestaltet oder eine Homepage aufgebaut, erst recht nicht mit jungen Leuten aus anderen Ländern und vor allem nicht mit Hilfe der Brückensprache Englisch doch eben deswegen waren sie dabei. Sie wollten neue Horizonte entdecken und eine interkulturelle Gemeinschaft erleben. Dabei sollte das Thema Europa nicht als ein geografisch-touristisches Gebilde betrachtet werden. Die Jugendlichen haben sich mit den Lebensbedingungen in Familie, Freizeit, Schule und Berufsausbildung in den verschiedenen Ländern beschäftigt. Aber auch Themen des Verständnisses Europäischer Bürgerschaft und dessen Auswirkungen auf den lokalen Partizipationsrahmen der beteiligten Jugendlichen wurden in den Workshops behandelt. Different nations all together in the camp... ist der Refrain des entstandenen Songs, das Resultat des Musikzelts. Am Anfang stand der Beat, der Rhythmus des Songs, verschiedene Instrumente und Töne der drei Kulturräume und der gemeinsamen Projektzeit bildeten den Soundteppich. So sind am Anfang die Geräusche des Duisburger Bahnhofs zu hören, dann ein Stimmgewirr und mit dem Einsetzen der Bassgitarre und einer orientalischen Trommel wird in drei Sprachen ein guter Rap-Song dargeboten. Den TeilnehmerInnen war klar, dass der Rap Sprachgesang vor allem von Inhalten lebt. So hat die Arbeit an den Texten auch die meiste Zeit des gemeinsamen

70 Wirkens in Anspruch genommen. Zwei Tage lang wurden Ideen und Botschaften ausgetauscht, überarbeitet und der Rap-Melodie angepasst, jede Meinung, jeder Beitrag war wichtig. Und jede Gelegenheit zum Üben musste genutzt werden. So versammelte sich schnell ein kleines Publikum, wenn die Rapper Küchendienst hatten und beim Spülen einfach weiter probten. Die Videogruppe ging etwas leiser an ihre Arbeit. Bereits am ersten Tag stand fest, dass das Resultat eine Mischung aus Camp-Dokumentation und der Arbeit an eigenen Vorurteilen enthalten soll. Nach einer kurzen Einführung in die Magie der Kameraführung, des richtigen Lichts und dem Bau einer Mirkofon-Angel, bestimmten gegenseitige Interviews und die Begleitung der anderen Workshops das Gruppenleben. Die Teilnehmenden des Videozeltes haben ihren Fokus auf teils überspitzte, positive Vorurteile der anwesenden Kulturen gelegt, um damit eine Diskussion über Klischees und einseitige Wahrnehmung im Publikum anzuregen. Die individuelle Eigenverantwortlichkeit junger Menschen zu fördern, steht auf den Fahnen aller Partner des Projekts, das ist unser Bindeglied. Es ist die Einsicht, dass jeder einzelne nicht nur für das eigene Tun, sondern auch für die eigene Entwicklung verantwortlich ist. Wichtig dafür ist ein Handlungsrahmen, der die Grundlage für die Entwicklung dieser Fähigkeit bietet, in denen die Jugendlichen Erfahrungen sammeln, bündeln und vertiefen können. Hier bot das Step by Step Camp über die kulturellen Workshops hinaus, insbesondere durch organisatorische Notwendigkeiten und die Möglichkeiten des Zusammenlebens, ein geeignetes und gleichsam geschütztes Handlungsfeld. Ein Feld jedoch, in dem jeder individuell neu erfahrene Techniken und bislang unbeachtete kulturelle Kompetenzen ausprobieren konnte. (Frank Witzke) Befähigung zu kulturellen Techniken Etwas darf bei den Projekten der Falken Duisburg nie fehlen: der Anspruch auf Partizipation. Denn der Anspruch auf eigenverantwortliches Handeln zieht zwangsläufig die Beschäftigung mit Fragen der Teilhabe nach sich. Zunächst soll den jungen Menschen die Teilhabe an der Gesellschaft erschlossen werden, ein Anspruch der auch kulturelle Techniken und Traditionen mit einschließt. Vielfach sind diese Techniken und Traditionen erst bekannt zu machen, bevor ein Zugang überhaupt möglich werden kann. Eine Beschäftigung mit Kultur im weitesten Sinne, erhält jedoch im Rahmen einer internationalen Jugendbegegnung eine besondere Bedeutung. Der Bezug auf eine eigene kulturelle Identität bzw. deren notwendige Herausbildung oder Bewusstmachung ist zum Erwerb von interkulturellen Kompetenzen eine zwingend erforderliche Voraussetzung. Dazu gehört ein bewusster, vielleicht auch spielerischer Umgang mit eigener oder fremder Sprache, wie etwa beim Rap oder im Theater, genauso wie der Zugang zu Rhythmik, musikalischen Techniken und anderen Ausdrucksformen. Schatzkiste: vom Medium als Vehikel und nicht als Botschaft Es waren keine jungen Künstler, die zum Projekt kamen um ihre besonderen Fähigkeiten zu zeigen oder zu trainieren, sondern ganz normale Jugendliche. Sie haben sich nicht zu dem Projekt angemeldet, weil es dort den einen besonderen Workshop gab. Es konnte erkannt werden, wie die eigene Stimme im Rap aus drei verschiedenen Sprachen klingt, wie sich im Theater ein Charakter darstellt oder welches Licht im Dunkeln bei einem Videointerview benutzt werden kann. Das gemeinsame Probieren und Agieren stand im Vordergrund. Die Ergebnisse der Workshops im Step by Step Camp waren nicht für die Welt außerhalb der Zeltstadt bestimmt, doch innerhalb des Camps war der Rap der größte Hit und wird es für die TeilnehmerInnen ein Leben lang bleiben: ihr Song, bei dem sie zum ersten Mal im Leben ein künstlerisches Medium als eigene Ausdrucksform sahen. Es spielt jedoch für den Erfolg der interkulturellen Kommunikation innerhalb der Gruppe überhaupt keine Rolle, wie gut oder wie schlecht gesungen, gefilmt oder gespielt wurde, solang sich davor, während und danach die Jugendlichen über die Inhalte und ihre Gefühle ausdrücken können. Genau auf diese Phasen haben die OrganisatorInnen und TeamerInnen des Projekts geachtet. The medium is the message, erkannte der Medientheoretiker Marschall McLuhan (1962, The Gutenberg Galaxy). In einer internationalen Jugendbegegnung ist das Medium jedoch mehr ein Vehikel, welches die Botschaft zu transportieren hat (Krauß/Schmittinger in Otten/Treuheit, 1994). Kontakt SJD Die Falken KV Duisburg Frank Witzke Krummacherstr. 33, Duisburg Fon:

71 Informationen _ 71 Informationen Förderinstitutionen // Informationsquellen // Beratungsstellen DEUTSCHLAND Kinder- und Jugendplan des Bundes KJP Das Hauptinstrument der Jugendförderung, und somit auch der internationalen Jugendarbeit, (auf Bundesebene) ist der Kinder- und Jugendplan des Bundes. Es gibt verschiedene Wege, die Bundesmittel zu beantragen: das Direktverfahren, insbesondere von bundeszentralen Organisationen für ihre eigenen Projekte, das Zentralstellenverfahren von Trägern, die einem bundeszentralen Dachverband angehören (z.b. über die BKJ) und das Länderverfahren, durch das Bundesmittel über die Obersten Jugendbehörden der Länder an Träger auf der lokalen Ebene vergeben werden, wenn diese nicht einem bundeszentralen Dachverband angehören. Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch ConAct ConAct unterstützt bestehende Kontakte zwischen Deutschland und Israel und versucht, neue Ideen für den außerschulischen Jugendaustausch und den Austausch von Fachkräften der außerschulischen Jugendhilfe anzuregen. Dies geschieht durch die Vernetzung von Informationen, die Beratung zur Planung und Finanzierung von deutsch-israelischen Jugendbegegnungen und die Durchführung von Projekten zur Weiterentwicklung und Reflexion des deutsch-israelischen Jugendaustausches. Deutsch-Französisches Jugendwerk DFJW Das DFJW fördert den Jugendaustausch zwischen Jugendorganisationen, Sportvereinen, Sprachzentren, Berufsbildungseinrichtungen, Gewerkschaften, Schulen und Universitäten, Gemeinden und Partnerschaftskomitees in Deutschland und Frankreich. Das DFJW hilft seinen Partnern bei finanziellen, pädagogischen und sprachlichen Fragen des Austauschs. Es unterstützt sie bei der inhaltlichen Vorbereitung und Analyse der Begegnungen, es informiert und berät. Deutsch-Polnisches Jugendwerk DPJW Das DPJW ist eine binationale, deutsch-polnische Organisation mit der Rechtspersönlichkeit einer internationalen Organisation. Deutsche und polnische MitarbeiterInnen, die in zwei Büros in Potsdam und in Warschau tätig sind, sind für die Förderung des deutsch-polnischen Jugendaustausches zuständig. Zu den Aufgaben des DPJW gehört die finanzielle Unterstützung der Aktivitäten, die Hilfestellung bei der Partnersuche im jeweils anderen Land, Beratung in allen inhaltlichen und technischen Fragen des deutsch-polnischen Jugendaustausches und das möglichst genaue Informieren über das jeweilige Partnerland. Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Tandem Tandem bedeutet grenzüberschreitender Jugendaustausch zwischen Deutschland und Tschechien. Die Tandem-Büros in Regensburg und Pilsen koordinieren, vernetzen und fördern deutsch-tschechische Jugendbegegnungen, Fachkräfteprogramme und Fortbildungen für haupt- und ehrenamtlich Tätige in der Jugendarbeit sowie für LehrerInnen. Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch Die Stiftung fördert die Begegnungen deutscher und russischer Jugendlicher, mit dem Ziel, sie zum gemeinsamen Handeln anzuregen und damit zum Aufbau dauerhafter Beziehungen zwischen Deutschland und Russland beizutragen. Die MitarbeiterInnen der Stiftung stehen als AnsprechpartnerInnen, BeraterInnen und Förderer der Maßnahmen des schulischen, außerschulischen und beruflichen Austausches sowie der Sprachförderung zur Verfügung. Bund Deutscher Amateurtheater e.v. BDAT Der BDAT ist der öffentlich anerkannte und geförderte Dachverband für das organisierte deutsche Amateurtheater. Der BDAT bezuschusst und fördert nationale und internationale Spielbegegnungen, Festivals und Theaterprojekte.

72 72 _ Informationen Austausch im musikalischen Bereich Im Bereich Musik gibt es mehrere Zentralstellen bei BKJ-Mitgliedsorganisationen, die speziell für musikalische Projekte Zuschüsse aus verschiedenen Fördermitteln bewilligen können. das gegenseitige Verständnis junger Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen zu erweitern, ihre Beziehungen zueinander zu festigen und um Vorurteile abzubauen. Arbeitskreis Musik in der Jugend AMJ Zuständig für bi- und trinationale Chor-Projekte unter Beteiligung von Polen oder Frankreich. Deutsche Bläserjugend DBJ Zuständig für bi-, tri- und multinationale Bläser-Begegnungen. Jeunesses Musicales Deutschland JMD Zuständig für bi-, tri- und multinationale Jugend-Orchesterbegegnungen, allerdings nicht für deutsch-polnische Begegnungen. Verband deutscher Musikschulen VdM Zuständig für Begegnungen von VdM-Mitglieds-Musikschulen. Goethe-Institut Die Auslandsmusikarbeit der Bundesrepublik Deutschland ist unter dem Dach des Goethe-Instituts zusammengefasst. In den Bereichen Chor-, Amateur- und Jugendmusik sowie künstlerischer Nachwuchs unterstützt der Bereich Musik II des Goethe-Instituts die Repräsentation des deutschen Musiklebens im Ausland und den Austausch mit dem Ausland durch: Gastspielreisen und Austauschvorhaben, Teilnahme an internationalen Musikwettbewerben im Ausland, musikpädagogische Projekte in Entwicklungs- und Transformationsländern, Gastspielreisen von Musikensembles aus Entwicklungs- und Transformationsländern nach Deutschland, Informations- und Fortbildungsaufenthalte ausländischer MusikerInnen in Deutschland, internationalen Jugendaustausch im Bereich der Musik im Rahmen des Kinder- und Jugendplans des Bundes. Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.v. IJAB IJAB ist im Auftrag des BMFSFJ, der Europäischen Kommission, seiner Mitgliedsorganisationen und anderer zentraler Träger der Jugendarbeit auf den Gebieten der internationalen Jugendpolitik, Jugendarbeit und Jugendinformation tätig. Aufgabe ist die Förderung der internationalen Jugendarbeit und der jugendpolitischen Zusammenarbeit, um Datenbank für Internationale Jugendarbeit DIJA DIJA ist eine Online-Arbeitshilfe für Fachkräfte im Bereich der internationalen Jugendarbeit und solche, die es werden wollen. Mit ihrem vielfältigen und ständig erweiterten Informationsangebot unterstützt DIJA alle, die sich in der internationalen Zusammenarbeit engagieren. EUROPÄISCHE UNION JUGEND für Europa JUGEND für Europa, Deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND IN AKTION führt im Auftrag der Europäischen Kommission und des BMFSFJ das EU-Programm JUGEND IN AKTION dezentral durch und fördert internationale außerschulische Aktivitäten von Jugendlichen zwischen 13 und 30 Jahren sowie Initiativen junger Menschen. EU Programm JUGEND IN AKTION Bis einschließlich 2013 stellt das Aktionsprogramm der Europäischen Kommission insgesamt 885 Millionen Euro für Jugendgruppen, gemeinnützige Vereine und Einrichtungen der Jugendarbeit in 31 Ländern zur Verfügung. Damit möchte die EU Bürgersinn, Solidarität und demokratisches Engagement unter jungen Menschen stärken und ihnen zu mehr Mobilität und Zusammenarbeit in Europa verhelfen. Vor allem Jugendinitiativen, Jugendbegegnungen und der Europäische Freiwilligendienst sollen von den Fördergeldern profitieren. Die in den Projekten erworbenen Qualifikationen werden künftig europaweit mit einem Youthpass belegt. Eurodesk Eurodesk ist ein europäisches Informationsnetzwerk mit Nationalagenturen in 30 Ländern und 900 weiteren regionalen Servicestellen. Ziel des Netzwerkes ist es, Jugendlichen und MultiplikatorInnen der Jugendarbeit den Zugang zu Europa zu erleichtern. Vielfältige Informationen zu den Themen Jugend, Bildung, Ausbildung, Mobilität etc. sollen helfen, von einem zusammenwachsenden Europa zu profitieren und Chancen und Möglichkeiten grenzübergreifender Aktivitäten zu nutzen. In Zusammenarbeit mit seinen Partnern berät Eurodesk OrganisatorInnen, MultiplikatorInnen und Verantwortliche in der

73 Informationen _ 73 Jugendarbeit über Fördermöglichkeiten von Jugendmaßnahmen. Die Beratung bezieht sich primär auf europäische Förderprogramme und Förderprogramme des Bundes. Städtepartnerschaften Die Europäische Kommission fördert auch Projekte und Veranstaltungen sowie Konferenzen und Ausbildungsseminare im Rahmen von Städtepartnerschaften, die zur Annäherung der Völker und zur Stärkung des europäischen Bewusstseins beitragen. Am Förderprogramm der Europäischen Kommission können Städte und Gemeinden aus den Mitgliedsstaaten der Union sowie aus den Beitrittsländern teilnehmen. EUROPARAT Direktorat für Jugend und Sport des Europarats Das Direktorat für Jugend und Sport gehört zur Generaldirektion Bildung, Kultur und kulturelles Erbe, Jugend und Sport des Europarates. Es bietet finanzielle und pädagogische Unterstützung für internationale Jugendprojekte, die zum Ziel haben, gesellschaftliches Engagement Jugendlicher, Jugendmobilität zu fördern und die Werte der Menschenrechte, Demokratie und kulturellen Vielfalt zu verbreiten. Das Direktorat strebt an, Fachkompetenzen und Wissen über die Lebenssituationen, Hoffnungen und Ausdruckweisen der jungen EuropäerInnen zusammen zu tragen und zu verbreiten. Europäische Jugendzentren in Budapest und Straßburg Die europäischen Jugendzentren in Budapest und Straßburg sind beständige Strukturen für die Umsetzung der Jugendpolitik des Europarats. In diesen internationalen Trainings- und Begegnungszentren mit Übernachtungsmöglichkeiten finden die meisten Aktivitäten des Europarats im Jugendbereich statt. Budapest: Straßburg: Die europäische Jugendstiftung EYF Die europäische Jugendstiftung (European Youth Foundation, EYF) wurde 1972 vom Europarat gegründet, um internationale Jugendaktivitäten von nationalen und internationalen Jugendorganisationen finanziell zu unterstützen. Diese Aktivitäten sollen dazu beitragen, den Frieden, das gegenseitige Verstehen und die Kooperation zwischen den Menschen in Europa und der Welt zu fördern. Gefördert werden: internationale Treffen (Seminare, Camps, Festivals etc.), Dokumentations- und Informationsmaterial zu Jugendthemen, administrative Kosten internationaler, nichtstaatlicher Jugendorganisationen, Pilotprojekte. Mobilitätsfond für benachteiligte Jugendliche Der Internationale Eisenbahnerverband und der Europarat haben einen Fond (The Solidarity Fund for Youth Mobility, SFYM) gegründet, um die Mobilität benachteiligter Jugendlicher in Europa zu fördern. Eine Förderung ist zulässig bei Erfüllung folgender Kriterien: Gruppengröße von mindestens 10 Jugendlichen, Erstattung nur bei Reisekosten für ein internationales Projekt oder eine Begegnung, Reise muss per Bahn unternommen werden. Antragsfrist: mindestens einen Monat vor Antritt der Reise. STIFTUNGEN Robert Bosch Stiftung Junge Wege in Europa Der Förderwettbewerb Junge Wege in Europa bietet SchülerInnen und Jugendlichen aus Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa die Möglichkeit, ihre Ideen, Interessen und Zukunftserwartungen in gemeinsamen Projekten zu verwirklichen. Dabei können sie sich mit spannenden Themen beschäftigen sowie interessante Menschen und neue Orte kennen lernen. Junge Wege in Europa ist ein Programm der Robert Bosch Stiftung, das von MitOst e.v. durchgeführt wird. Die Ausschreibung des Förderwettbewerbs erfolgt zweimal jährlich im Herbst und im Frühjahr. Projektpartner aus Deutschland und Mittel- und Osteuropa können sich mit einem gemeinsam erstellten Projektplan für eine Förderung bewerben. Angesprochen sind Jugendliche im Alter von 13 bis 21 Jahren mit ihren LehrerInnen und BetreuerInnen. Allianz Kulturstiftung Der Blick auf die großen Potenziale, die in den Bereichen Jugend und Kultur in Europa liegen, ist das Leitmotiv der Allianz Kulturstiftung. In diesem Sinn fördert und unterstützt sie Kunst-, Kultur- und Bildungsprojekte im Geiste der europäischen Integration und mit besonderer Beteiligung der Jugend. Gemäß ihrem Stiftungszweck unterstützt die Allianz Kulturstiftung grenzüberschreitende Bildungs- und Kulturprojekte, die dem europäischen Integrationsprozess und der Herausbildung einer europäischen Identität förderlich sind. Eine wichtige Zielgruppe ihrer Arbeit stellt der akademische und künstlerische Nachwuchs dar, für den die Stiftung eigene Austausch- und Begegnungsprojekte entwickelt hat.

74 74 _ Die BKJ Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e. V. Als Zusammenschluss von mehr als 50 Institutionen, Fachverbänden und Landesvereinigungen fördert und stärkt die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) schulische wie außerschulische kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche auf Landes-, Bundes- sowie internationaler Ebene. Die BKJ vertritt jugend-, bildungs- und kulturpolitische Interessen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung und ist damit auch für die Bundesregierung zentraler Partner. Mit Modellprojekten, Tagungen, Publikationen, Wettbewerben und Fortbildungen liefert die BKJ Impulse für die Praxis und sichert durch wissenschaftliche Begleitung und Evaluation nachhaltig die Qualität Kultureller Bildung. Kulturelle Bildung International Die kulturelle Vielfalt ist ein Reichtum unserer Gesellschaft. Das Zusammenleben mit sehr unterschiedlichen kulturellen Traditionen und Werten stellt aber auch eine tägliche Herausforderung dar. Kulturelle Kinder- und Jugendbildung nutzt Unterschiede als Motor für spannende Entwicklungen. In künstlerisch-kreativen Prozessen und in der Begegnung mit verschiedensten Kulturen und Künsten werden Kinder und Jugendliche offen für soziales Miteinander und Solidarität. Kulturelle Vielfalt erleben heißt, über Ländergrenzen und Sprachbarrieren hinweg aktiv zum friedlichen Zusammenleben beizutragen und gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Ausland die kreativen Seiten des Themas Globalisierung zu entdecken. Der internationale Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch ist ein Schwerpunkt in der Arbeit der BKJ. Im gelebten Dialog mit Menschen anderer Nationalitäten eröffnen sich Kindern, Jugendlichen und Fachkräften fremde Welten und neue Sichtund Handlungsweisen. Diese Begegnungen ermöglichen es vor allem, wirklich neue Lebenserfahrungen in interkulturell geprägten Situationen zu sammeln. JugendkulturService International Unter dem Motto Wir fördern kreative und interkulturelle Kompetenz informiert, berät und qualifiziert die BKJ die OrganisatorInnen internationaler Jugendkultur-Projekte und Fachkräfte-Begegnungen. Darüber hinaus ist die BKJ finanzielle Förderstelle für die Zusammenarbeit mit vielen Partnernationen. Sie vermittelt Kontakte zu Partnerorganisationen im Ausland und berät bei Antragstellung, Projekt- und Finanzierungsplanung. JugendkulturPolitik International Auf europäischer und internationaler Ebene stärkt die BKJ zudem den Erfahrungsaustausch, die aktive Zusammenarbeit sowie die politische Lobbyarbeit für die Kulturelle Bildung. Sie hat Kontakte zu Partnerorganisationen in vielen Ländern und ist Mitglied in internationalen Netzwerken. Kontakt Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e. V. KulturService International/KulturPolitik International Küppelstein 34, Remscheid Fon: Fax: info@bkj.de

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76 Weitere Informationen erhalten Sie bei: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. Küppelstein 34, Remscheid Fon , Fax gefördert vom Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.v. Wir fördern kreative und interkulturelle Kompetenz

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