duftete, so stellte ich sie mir vor.»zu Amys Geruch«, sagte ich zu meinem Gastbruder Derek,»möchte ich mich an verbotenen Stellen anfassen.

Transkript

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2 duftete, so stellte ich sie mir vor.»zu Amys Geruch«, sagte ich zu meinem Gastbruder Derek,»möchte ich mich an verbotenen Stellen anfassen.würdest du nicht lieber Amy an verbotenen Stellen anfassen?«, entgegnete er. Einmal fragte ich Amy nach ihrem Duft.»Es ist eine Kombination aus zwei Parfüms«, antwortete sie.»aber ich verrate dir nicht, welche.«also konnte ich ihren Duft nicht für Deutschland konservieren. Ich habe Amy seit Providence nie wieder gerochen. Ich mustere die Frau vor mir in der Schlange. Die Haarfarbe passt, die Größe auch. Als ich mich ein bisschen nach vorne lehne und mit der Nase fast ihren Hinterkopf berühre, besteht kein Zweifel mehr: Das ist Amys Cocktail. So lange her und immer noch so vertraut.

3 Ich nehme noch eine Nase von ihr, ich schnupfe sie hastig wie das Koks mit Kata auf der Toilette des East am letzten Wochenende. Alles dreht sich. Vor Schreck würde ich mich am liebsten setzen. Was macht sie hier in Deutschland? Wo will sie hin? Warum hat sie mir nicht Bescheid gesagt? Wieso dreht sie sich nicht um, damit ich endlich ihr Gesicht sehen kann? Mein Mund ist ganz trocken. Ich nehme allen Mut zusammen und bringe ein schüchternes»entschuldigung, aber «hervor, doch es ist viel zu laut hier, und der Sicherheitsbeamte winkt Amy zum Scanner. Amy. Einen Moment lang kommt es mir so vor, als ob ihr Hintern ihr süßer, kleiner Knackarsch, der mich früher schon immer so rasend gemacht hat inzwischen ein bisschen dicker geworden sein könnte. Im Profil erkenne ich jedoch deutlich: Ist er nicht. Sie

4 sieht so makellos aus wie vor zwei Jahrzehnten. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich will ihr hinterher, aber solange Johnny Controletti vom Airport-Security- Team mir kein Zeichen gibt, bleibt mir nichts anderes übrig, als in der Warteschlange zu verharren. Amy ist durch und steht jetzt auf der anderen, der sicheren Seite des Scanners am Band. Sie packt ihre Sachen zusammen und macht sich auf den Weg zum Gate. Diese schwungvollen Schritte in englischen Reithosen und braunen Stiefeln, das ist ihr Gang. Es fühlt sich an, als habe jemand ein Lasso um meine Hüfte geworfen und zöge kräftig daran. Ich muss mich zurückhalten, sonst sprinte ich los. Die Hubschrauber in meinem Bauch haben jedenfalls schon abgehoben.»darf ich?«, rufe ich Johnny Controletti zu

5 und wippe dabei von einem Bein aufs andere, als müsste ich mal auf die Toilette. Als er sich endlich zu mir dreht, heult die Sirene bei der Abfertigung nebenan los.»hilfe, sie bringen mich um! Hilfe! Hilfe!«Der Mann, der bäuchlings auf dem Boden liegt und heiser schreit, ist offenbar betrunken. Während er brüllt, versprüht er weiße Speichelbläschen. Ein anderer Sicherheitsmann hat ihm die Arme auf den Rücken gedreht und fixiert ihn mit dem Knie. Johnny eilt seinem Kollegen zu Hilfe.»Lassensiemichlos«, lallt der Betrunkene.»Ich kann meine Beine nicht spüren «Die Abwicklung kommt aufgrund des Aufruhrs jetzt an allen Schaltern zum Erliegen. Ich habe den Check immer noch nicht passiert, und von Amy ist nichts mehr zu sehen. Auf den Schreck gönne ich mir noch einen Schluck und noch einen, hier ist

6 alles egal, keiner kümmert sich um mich, und irgendwie muss ich die Wartezeit schließlich überbrücken. Es dauert fast fünf Minuten, bis der Besoffene von zwei Beamten weggeschleppt wird wie ein verletzter Fußballspieler vom Platz. Als ich endlich den Hampelmann mache, schlägt der Scanner Alarm. Völlig ohne Grund, schließlich habe ich den Flachmann noch schnell in der großen Tonne neben dem Band entsorgt. Das bringt mir eine Leibesvisitation von Johnny Controletti höchstpersönlich ein. Mit festen Griffen tastet er mich ab. Meine Fahne lässt er sich nicht anmerken.»vielen Dank«, sage ich, als er fertig ist. Er erwidert meine aufreizende Freundlichkeit mit einem müden Lächeln, das mir sagen soll: Ich weiß, dass du es nicht ehrlich meinst, du Penner.