Chemikalienschutzhandschuhe richtig auswählen

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1 Chemikalienschutzhandschuhe richtig auswählen Die Auswahl der Handschuhe richtet sich nach den zu erwarteten Risiken bei einem bestimmten Gefahrstoff bei einer bestimmten Tätigkeit Vollschutz: Haben Sie direkten Kontakt mit der Chemikalie? Kurzzeit- und Dauerkontakt sind hierbei gleich zu behandeln, da die Chemikalie selbst nach kurzzeitigem Kontakt auf dem Handschuh verbleibt und auf diesen weiter einwirkt. Sie benötigen Vollschutz! Spritzschutz: Benötigen Sie nur Spritzschutz (z.b. beim Pipettieren )? Spritzschutz- Handschuhe werden definiert als Chemikalien- Schutzhandschuhe für den nicht beabsichtigten Kontakt mit Chemikalien, wobei die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Kontaktes sehr gering ist. Nach erfolgtem Kontakt ist der Handschuh sofort abzulegen. Eine Wiederverwendung ist ausgeschlossen. Allgemeine Nomenklatur Kennzeichnung DIN EN Diese Kennzeichnung alleine ist nicht ausreichend!!! Nicht jeder Handschuh ist für jede Chemikalie geeignet. Kennzeichnung A J L (siehe rechts) Bei der Prüfung mit einer standardisierten Chemikalienreihe wurde in mindestens drei Fällen eine Durchbruchzeit (Permeationszeit) von mehr als 30min erreicht. Also : es gibt keinen universellen Schutz, zusätzliche Ermittlung der Durchbruchzeit der zu verwendenden Chemikalie ist notwendig! Achtung: eine Durchbruchzeit für den primären Alkohol Methanol von z.b. 120 min, bedeutet nicht, dass dies auch für den primären Alkohol Ethanol gilt.

2 Kennbuchstabe Prüfchemikalie Klasse A Methanol Primärer Alkohol B Aceton Keton C Acetonitril Nitril D Dichlormethan Chloriertes Paraffin E Kohlenstoffdisulfid Schwefelhaltige organische Verbindung F Toluol Aromatischer Kohlenwasserstoff G Diethylamin Amin H Tetrahydrofuran Heterozyklische und Etherverbindungen I Ethylacetat Ester J n- Heptan Aliphatischer Kohlenwasserstoff K Natriumhydroxid 40% Anorganische Base L Schwefelsäure 96% Anorganische Säure Permeationszeit ist die Zeit, welche ein Gefahrstoff zur Durchdringung des Handschuhes auf molekularer Ebene bis auf die Haut benötigt. Permeationszeit (min) Permeationslevel A 5-10 B

3 Penetration ist die Durchdringung des Handschuhs durch eine Substanz aufgrund von Fehlstellen im Material (Löcher, Risse etc.). Kennzeichnung Geprüfter Schutz vor biologischen Risiken (Bakterien und Pilze) Ein Schutz gegenüber Viren lässt sich daraus nicht ableiten, hier ist ein separates Zertifikat erforderlich (die im UKB angewendeten Untersuchungshandschuhe verfügen über dieses Zertifikat) AQL Level (Acceptable Quality) (Annehmbare Qalitätsgrenzlage) gibt an, wie hoch der maximale Anteil aller fehlerhaften Teile sein darf, der bei einer Stichprobe als zulässige Qualität angesehen wird. Level AQL Standard 1 (maximal) 0,65 höchster 2 (sehr hoch) 1,5 medizinisch 1 (hoch) 4 industriell In der nachfolgenden Tabelle werden exemplarische Methoden mit gängigen Chemikalien aufgeführt. Sie dient zur Orientierung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Achtung ist geboten bei individuellen Applikationen und Methodenanpassungen. Die Auswahl des Handschuhs muss der Art der zu verrichtenden Tätigkeit entsprechen muss auf die verwendeten Chemikalien abgestimmt sein muss auf die Handgröße angepasst sein Die Tragedauer muss so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich sein. Die Auswahl eines geeigneten Handschuhs ist nicht nur vom Material, sondern auch von weiteren Qualitätsmerkmalen (z.b. Schichtdicke) abhängig. Da die verwendeten Chemikalien meist eine Zubereitung aus mehreren Stoffen darstellen, ist die Beständigkeit der Handschuhmaterialien nicht vorausberechenbar und muss deshalb vor dem Einsatz überprüft werden. Bitte beachten Sie die produktbezogenen Sicherheitsdatenblätter.

4 Tätigkeiten/ Anwendungen v Umgang mit Körperflüssigkeiten und - ausscheidungen (Blut, Urin etc.) Handschuhtyp Nitril BestGen (KCL) v Zellkultivierung (Achtung bei Zusätzen wie gelöste zytotoxische Antibiotika) v Gezielter Umgang mit Bakterien, Pilzen, Parasiten und Viren v Flächendesinfektion mit gebrauchsfertigen Desinfektionsmitteln wie Frekanol, Bacillol, Descogen liquid, Pursept AF [1] v Agarosegelelektrophorese (1 % Ethidiumbromid- Stocklösung in H 2 O) v Arbeiten mit Zytostatika v Arbeiten mit 37 % Formaldehyd (ohne Methanol) (Permeationszeit 480 min) v Instrumentendesinfektion mit Korsolex (KCL) v Agarosegelelektrophorese mit in DMSO gelösten Farbstoffen v Nachweis von Proteinen: Polyacrylamidgelelektrophorese (u.a. SDS- PAGE) unter Verwendung o des Monomers Acrylamid Achtung: auch polymerisierte Gele können Reste des Monomers enthalten! v Fixierungstechniken unter Verwendung von Xylol, Toluol, Formalin, Formaldehyd, Paraformaldehyd (Permeationszeit 5 min) [2] v Vorbereitung von Zelllinien zur Kryokonservierung unter

5 Verwendung von DMSO v Gewebefixierung mittels Aceton (Permeationszeit 5 min) v Verwendung von Salzsäure (37 %) und Natronlauge (50 %); u. a. zur ph- Nivellierung Fortführung: v Arbeiten mit unknown compounds v S2- Infektionsversuche mit Tieren (doppeltes Paar!!) v S3- Arbeiten (doppeltes Paar!!) [2] v Arbeiten mit tiefkaltem flüssigen Stickstoff (Kryokonservierung, RNA- Isolierung) Kryohandschuhe (FIRMA??) [3] Tätigkeiten mit u.u. Vollkontakt Färbe- und Blotting- Techniken (z.b. Western Blot) Gefahrstoff/ Handschuhtyp Chemikalie Methanol Camatril 730 (KCL) max. Permeationszeit 5 min 30 min [4] ELISA- Techniken Glutaraldehyd Nitril Best Gen 480 min

6 Schwefelsäure 10%: 480 min 96%: 30 min Aufreinigung von Nukleinsäuren Phenol Chloroform Vitoject 890 (KCL) 5 min 5 min 480 min [5] Ethanol 30 min Isopropanol Nitril Best Gen 480 min Bildquelle:[1] [2] ellerbrock.de; [3] Kryo- Handschuhe. EN388, EN511; [4] [5] express.de Bitte beachten Sie auch den Hautschutzplan. Beim Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen von mehr als 2 Stunden muss eine arbeitsmedizinische Vorsorge (G24) der Haut aktiv angeboten werden. Beim Tragen von flüssigkeitsdichten Chemikalienschutzhandschuhen von mehr als 4 Stunden ist eine arbeitsmedizinische Vorsorge der Haut (G24) Pflicht. Sollte es beim Tragen von Schutzhandschuhen zu Juckreiz, Rötungen oder anderen Hauterscheinungen kommen, ist eine unmittelbare Kontaktaufnahme zum Betriebsärztlichen Dienst zur Abklärung empfohlen. Zudem besteht die Möglichkeit präventiv dünne Baumwollunterziehhandschuhe zu nutzen. Diese absorbieren die Feuchtigkeit und haben somit einen günstigen Einfluss auf den Hautzustand. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: den Betriebsärztlichen Dienst (Tel.: 19242) die Stabsstelle AU (Tel.: 15248)