Rede anlässlich der Präsentation des Lehrmaterials für die Berufs- und Praxisorientierung am 11. Januar 2008
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- Willi Falk
- vor 6 Jahren
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1 Präsident Konrad Steininger Fachverband Schreinerhandwerk Bayern Rede anlässlich der Präsentation des Lehrmaterials für die Berufs- und Praxisorientierung am 11. Januar 2008 Sehr geehrter Herr Staatsminister Schneider, sehr geehrter Herr Rektor Huber, liebe Lehrerinnen und Lehrer, lieber Schülerinnen und Schüler! sehr geehrte Vertreter der Medien! Zunächst möchte ich mich bei Ihnen, Herr Rektor Huber und Ihrem ganzen Team sehr herzlich für die freundliche Aufnahme heute in Ihrer Schule bedanken. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass gerade die Spitze des Bayerischen Schreinerhandwerks an einem Freitagvormittag mitten in die Unterrichtszeit platzt. In diesem Zusammenhang darf ich uns auch kurz vorstellen: Ich bin der Präsident des Bayerischen Schreinerhandwerks, und betreibe eine Schreinerei in Dingolfing mit acht Mitarbeitern Bernhard Daxenberger ist unser Vizepräsident. Er hat ein Unternehmen mit rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Seeon Und schließlich ist auch der Obermeister der Schreinerinnung München hier anwesend: Walter Schrödl. Er hat einen Betrieb in Dachau, mit ebenfalls rund acht Mitarbeitern. Danken möchte ich natürlich besonders auch Herrn Staatsminister Schneider. Zum einen dafür, dass er sich heute selbst die Zeit genommen hat, an dieser Präsentation teilzunehmen. Und zum anderen dafür, dass wir von seinem Haus, dem Bayerischen Kultusministerium und dabei insbesondere von der Abteilung IV unter der Leitung des Ministerialdirigenten Dr. Wittmann, der heute ebenfalls hier anwesend ist, massiv unterstützt worden sind. Und damit sind wir beim eigentlichen Anlass der heutigen Veranstaltung: Wir möchten heute erstmals unser neues Lehrmaterial für die Berufs- und Praxisorientierung für die Bayerischen Hauptschulen vorstellen und den ersten Ordner symbolisch an Sie Herr Schneider, als den Bayerischen Kultusminister überreichen. 1
2 Was steckt eigentlich hinter unserer Aktion und warum nehmen wir sie so wichtig? Das Schreinerhandwerk ist nicht nur eines der größten Handwerke in Bayern. Es hat auch eine Jahrhunderte alte Tradition und ist dennoch ein hoch moderner Beruf, der sich einerseits mit modernster Technik und andererseits mit den aktuellen Design- und Gestaltungsfragen auseinandersetzt. Leider ist gerade diese innovative Seite der Schreiner zu wenig bekannt. Oft werden wir nur mit dem Meister Eder und seinem Pumukl verglichen. Das ist zwar sympathisch, entspricht jedoch ebenso nicht mehr der Realität wie die Vorstellung, dass wir nur mit dem Werkstoff Holz arbeiten. Stattdessen beschäftigen wir uns mit zahlreichen zusätzlichen Materialien: Von Stein und Glas angefangen über verschiedene Metalle bis hin zu modernen Kunststoffen. Und unser Werkzeug ist zwar immer noch der Hobel, jedoch mindestens ebenso wichtig sind hochmoderne Maschinen und der Computer. Viele unserer Mitbürger wissen gar nicht mehr, von welchen Schreinerprodukten sie tagtäglich umgeben sind, mit welchen Schreinerprodukten sie jeden Tag Kontakt haben. Unser Handwerk ist sehr leistungsfähig: Allein in Bayern beschäftigen rund 8600 Betriebe etwa Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter mehr als 5500 jungen Menschen in der Ausbildung. Unser Jahresumsatz beträgt dabei ca. 3,5 Mrd. Euro. Wir sind sehr standortgebunden und bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt: Als Kunde aber auch als Mitarbeiter: Die hohe Leistungsfähigkeit des Schreinerhandwerks kann nur gehalten werden, wenn es uns auch gelingt, zahlreiche junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern. Und das ist unser Ziel, auch mit diesem neuen Lehrmaterial: Wir wollen ein Angebot machen, damit die Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung, die Möglichkeiten, die Realität in unseren Betrieben und auch die Chancen, die sich bei uns ergeben authentisch kennenlernen können. Wir sind eben seit langem nicht mehr Meister Eder und sein Pumuckl. Wir sind ein Beruf, in dem sich traditionelle Handwerkskunst mit Hightech verbindet. Es gibt vielfältige Bereiche in denen wir tätig sind: Vom klassischen Möbelbau über gesamte Einrichtungen, Küchen, bis hin zu Treppen Fenstern, Türen Wintergärten aber auch Messebau, Ladenbau usw. So sind z.b. die zahlreiche Logen in der Allianzarena von unseren Betrieben ausgebaut worden und auch der berühmte Adler im Reichstag wurde von einer Schreinerei angefertigt. Wir stehen auch zur Hauptschule: Rund 80 % unserer Lehrlinge haben die Hauptschule absolviert und wir sind fest davon überzeugt, dass gute Hauptschüler in unserem Beruf große Chancen haben. Bis hin zur Weiterbildung zum Meister, unter Umständen sogar ein Studium. Letztlich besteht jedoch die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu führen, wie ich es und meine Kollegen hier tun. 2
3 Vor einigen Monaten hat das Kultusministerium mit hochrangigen Vertretern der Bayerischen Wirtschaft einen Pakt als Bekenntnis zur Hauptschule geschlossen: Er trägt die Überschrift: Hauptschule und Wirtschaft gemeinsam zum Erfolg! Wir vom bayerischen Schreinerhandwerk stehen voll hinter dieser Aussage. Wir wollen jedoch nicht nur Absichtserklärungen abgeben wir handeln auch: Als Beweis sehen wir diesen neuen Ordner an. Wir wollen damit jedoch nicht nur neues Papier produzieren. Wir möchten die Absichtserklärungen in die Praxis umsetzen. Wir möchten letztlich, dass es zum unmittelbaren Kontakt von den Schülerinnen und Schülern zu unserem Beruf und zu den Betrieben kommt. Dafür haben wir diese Hilfestellung mit Unterstützung des Kultusministeriums erarbeitet. Jetzt habe ich schon soviel über den Hintergrund unserer Aktion geredet, jetzt möchte ich Ihnen das Lehrmaterial hier auch ganz kurz Vorstellen. Der Ordner beinhaltet zehn vollständige Unterrichtseinheiten, die auf den aktuellen Lehrplan der Hauptschulen abgestimmt sind. Dabei werden Themen behandelt wie: - Die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des Handwerks für Bayern - Welche Arten es von Schreinern gibt, welche Produkte sie fertigen, wie eine derartige Produktion z.b. von Fenstern oder von einer Küche abläuft - Die Bedeutung von Umweltfragen in unserem Handwerk - Der Schreiner als Unternehmer und vieles mehr Jedes Kapitel ist dabei gleich aufgebaut: Es gibt einen Einführungsteil für den Lehrer mit dem notwendigen Hintergrundwissen zu dem einzelnen Thema. Und darauf aufbauend gibt es dann Arbeits- und Aufgabenblätter, die die Schülerinnen und Schüler einzeln oder im Team bearbeiten können. Für die Lehrerinnen und Lehrer gibt es natürlich auch die entsprechenden Lösungsblätter damit keine Fragen offen bleiben. Dabei geht es nicht nur um reine Theorie. Zur Bearbeitung der Themen ist zum Teil auch das Surfen im Internet notwendig oder der Besuch einer Schreinerei. Wir schlagen dabei auch vor, eine Betriebsexkursion zu machen oder auch ein Praktikum beim Schreiner zu absolvieren. Auch dafür sind entsprechende vorbereitende Unterlagen im Ordner enthalten. Ich bin sicher, dass dieser Ordner eine Fundgrube für einen interessanten Unterricht ist. Wir werden den Ordner übrigens laufend aktuell halten. Die Lehrerinnen und Lehrer bekommen einen eigenen Zugang zu unserem Internet, in dem wir ihnen zukünftig dann Aktualisierungen und weitere Ergänzungen zur Verfügung stellen werden. 3
4 Dabei wird dann auch deutlich, dass nicht nur die großen Firmen wie BMW spannende Ausbildungsund Arbeitsplätze bieten können, sondern insbesondere auch ein Handwerk wie unseres. Übrigens nicht nur für Jungs. Erfahrungsgemäß sind die Mädchen, die bei uns eine Ausbildung abschließen, noch erfolgreicher. Wer Interesse am Schreinerberuf hat, kann ja vielleicht auch mal einen Eignungstest machen. Da zeigt sich, dass unser Beruf durchaus anspruchsvoll und herausfordernd ist. Wir machen in ganz Deutschland jedes Jahr einen derartigen Eignungstest und haben deshalb in den Ordner auch einen vollständigen Test aufgenommen. Vielleicht hat ja eine Klasse auch einmal Lust, den Test zu machen. Für den Lehrer gibt s dann auch wieder die Lösung. Und damit das ganze nicht nur auf dem Papier steht, haben wir auch einen Imagefilm gedreht, der in rund neun Minuten durchaus einen Überblick über unser Handwerk gibt. Auch dieser Film ist in dem Ordner enthalten. Ich will hier jedoch keine Unterrichtsstunde abhalten. Deshalb möchte ich es bei diesem Überblick belassen. Ich hoffe jedoch, dass ich darstellen konnte, dass uns die Ausbildung unserer jungen Menschen sehr am Herzen liegt. Wir engagieren uns hier sehr stark, weil wir davon überzeugt sind, dass unser Handwerk zahlreichen Jugendlichen wirklich eine Perspektive bieten kann und umgekehrt unser Handwerk mit gut ausgebildeten Nachwuchskräften auch selbst eine gute Perspektive hat. Denn Themen wie anspruchsvolles Wohnen mit Design, mit zahlreichen Komfortfunktionen aber auch das Thema Energieeinsparung im Hausbereich bieten für uns große Zukunftschancen mit hoch interessanten Aufgabenstellungen. Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen? Im Anschluss werde ich den ersten Ordner symbolisch an unseren Kultusminister Schneider überreichen. Und in den nächsten Monaten werden die Vertreter der Bayerischen Schreinerinnungen in ganz Bayern alle Hauptschulen besuchen und den Lehrerinnen und Lehrern rund Exemplare persönlich überreichen und erläutern. Auch das ist ein Kraftakt für unser Handwerk, der nochmals unterstreicht, wie wichtig wir unseren Nachwuchs nehmen. Und zum Abschluss möchte ich nochmals kurz zeigen, dass die Aussage, dass man in unserem Handwerk bereits frühzeitig viel erreichen kann, nicht nur so dahingesagt ist. So gibt es bereits für unsere Lehrlinge zahlreiche Wettbewerbe. Einer davon ist der sog. Leistungswettbewerb, bei dem die besten Lehrlinge zunächst auf Bezirks-, dann auf bayerischer und schließlich auf Bundesebene ermittelt werden. Und die Sieger des Bundeswettbewerbs im Schreinerhandwerk dürfen dann bei der Berufsolympiade teilnehmen, die weltweit ausgetragen wird. Im letzten Jahr fand diese Berufsolympiade in Japan statt. Und wir hatten wieder einen Vertreter aus Bayern dabei: Stefan Rauscher aus Roding. Wir wollten ihn eigentlich heute mitbringen, aber er stu- 4
5 diert inzwischen in Rosenheim Holztechnik und schreibt heute eine Prüfung. Deshalb haben können wir hier nur das Bild zeigen. Aber man sieht: Die beiden Vertreter des Schreinerhandwerks, Herr Rauscher und ein junger Schreinergeselle aus Hessen, haben beide eine Silbermedaille gewonnen. Die beiden Trainer, die man auf dem Bild noch sieht kommen übrigens ebenfalls aus Bayern und trainieren die deutschen Teilnehmer im Vorfeld jeweils mehrere Wochen in ihren Betrieben. Man sieht also, im Schreinerhandwerk kann man Erfolge erzielen und Erfahrungen machen, an die man im ersten Moment gar nicht denkt. Und damit sich die Schülerinnen und Schüler über diesen schönen Beruf zukünftig wirklich ein umfassendes Bild machen können, darf ich nun das erste Exemplar unseres Ordners an Sie, Herr Staatsminister Schneider, überreichen. Nochmals herzlichen Dank an Ihr Haus für die große Unterstützung bei der Erarbeitung dieser Unterlage, insbesondere an Herrn Dr. Wittmann und seinen Mitarbeitern. Ich bin sicher, dass wir den Pakt Hauptschule Wirtschaft mit Leben erfüllen können und freue mich auch auf eine weitere engagierte Zusammenarbeit zwischen uns, damit unserer Schülerinnen und Schüler mit Freude in ihr Berufsleben starten und damit Erfolg haben. 5
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