Hessen-Massachusetts-Austauschprogramm. Fall Semester 2016

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1 Hessen-Massachusetts-Austauschprogramm Fall Semester 2016 UMass Boston Anne Heimer Goethe Universität Frankfurt am Main

2 1.Bewerbung Der Bewerbungsprozess an der Goethe Universität Frankfurt am Main besteht aus einem mehrstufigem Verfahren (der Prozess variiert von Institution zu Institution). Die Bewerbungsunterlagen sind sehr umfangreich, weswegen mit dem Anfertigungsprozess frühstmöglich begonnen werden sollte. Für die Ablegung eines Toefl Tests bestehen lange Anmeldefristen und für das Motivationsschreiben sollte man sich möglichst viel Zeit nehmen, da diesem meinem Eindruck nach für die Entscheidung eine große Bedeutung zukommt. Kommen die Bewerbungsunterlagen gut an folgt ein Interview mit Vertretern des International Ofiice und einem Dozenten (Fachbereich American Studies). Das Gespräch wird auf Englisch geführt und ist von fünfzehn-minütiger Dauer. Nach einer Zusage der eigenen Universität wird auf die positive Rückmeldung der Gasthochschule gewartet. Diese wird nach Überstehen aller vorangegangenen Schritte mit großer Wahrscheinlichkeit auch positiv sein. 2. Vorbereitung 2.1. Flug-, Visumsorganisation Tipp >Die günstigsten Flüge nach Boston gibt es bei AirLingus. Diese Airline kann ich sehr weiterempfehlen, da alle Flüge reibungslos abliefen und auch der Service angenehm war. Wenn man früh genug bucht, kann man sogar Flüge (Frankfurt > Boston; über Dublin) für unter 300 Euro ergattern! Den Visaantrag kann man beim Gernalkonsulat der Vereinigten Staaten von Amerika in Frankfurt stellen. Diese Lokalität ist ein Vorteil, in dem sonst aufwändigen Prozess. Leider ist mein Reisepass, zwei Wochen vor Abflug, auf dem Weg vom Konsulat zu meiner Wohnung der Post verloren gegangen, was mich einige Nerven kostete! 2.2 Wohnsituation und tipps Die Wohnungssuche in Boston gestaltet sich schwierig, da die UMass Boston keine dorm rooms hat. Es gibt private Apartments in direkter Nähe der Universität: Peninsula Apartments und Harbor Point Apartments, welche allerdings an einen Mietvertrag geknüpft sind und Einzelzimmer nicht gerade auf der preiswerten Seite sind (ca Dollar). Wirkliche Unterstützung erhält man weder von deutscher noch von amerikanischer Seite. Über Craig s List sollte man sehr vorsichtig sein, da es sich hier häufig um Betrug handelt. Savin Hill ist grundsätzlich eine gute Adresse und auch in direkter Uni-Nähe. Allerdings ist natürlich immer Glück mit im Spiel, je nachdem bei wem man einzieht. In Savin Hill gibt es eine inoffizielle Maklerin, Mary Lynch, die auch mit der UMass Boston zusammen arbeitet. Sie bleibt oft die letzte Möglichkeit für ausländische Studierende, die sich die privaten Apartments nicht leisten können, oder an keinen Mietvertrag gebunden sein wollen. Man sollte allerdings sehr vorsichtig sein und darauf bestehen, sich mehrere Angebote schicken zu lassen, da Frau Lynch meist mit dem Teuersten anfängt und die Studierenden unter Druck setzt dieses zu nehmen, da es das letzte mögliche Zimmer sei. Ich habe mein erstes Zimmer (bei Maureen Maurotta in Savin Hill) auch über Mary bekommen. Nach drei Monaten musste ich allerdings umziehen, da meine Vermieterin Alkoholprobleme hatte, man die Küche nur unter Aufsicht benutzen durfte und Männer ohne jegliche Informationen über Personen und Dauer ihres

3 Aufenthaltes, mehrere Wochen auf dem Sofa übernachteten. Wie sich herausstellte, war dieses Problem dem International Office der UMass Boston bekannt, da in den letzen Semestern öfter die Polizei zu meiner Vermieterin kommen musste. Dies wurde mir allerdings am Anfang des Semesters nicht mitgeteilt, obwohl die Universität über unseren Wohnort informiert war. Die Vermieterin Vicky in Quincy nahm mich auf. Sie ist eine sehr herzliche Person, die ich weiterempfehlen würde. Im Wohnpreis mit enthalten ist das Essen, wenn gewollt dreimal am Tag, was bei den enormen Lebensmittelpreisen ein großes Plus bedeutet. Allerdings muss man sich im Klaren sein, dass ihr Haus von bis zu 20 Gästen bewohnt wird und man keinen Einfluss darauf hat, wie viele Personen im eigenen Zimmer schlafen. Tipp > Peninsula oder Harbor Point Apartments ein Zimmer teilen, da die Nähe doch ein großer Vorteil ist und das Studentenleben der UMass Boston hier stattfindet. Auch die Unabhängigkeit von einem Vermieter ist sehr angenehm. Allerdings muss man sich darüber bewusst sein, das es Mietverträge nur über ein Jahr gibt. Man muss also einen Vertrag übernehmen, oder im Anschluss an das Auslandssemester untervermieten Krankenversicherung und Impfungen Ich habe die Reisekrankenversicherung des ADACs abgeschlossen und war sehr zufrieden. Die UMass Boston schreibt einige Impfungen vor, von denen ich glücklicherweise die meisten bereits hatte. Bei mir wurde bei meiner Abgabe des ausgefüllten Impfzertifikats im Health Center nicht allzu streng kontrolliert (was aber von Mitarbeiter zu Mitarbeiter abweichen kann). Tipp > schon früh mit den Impfungen anfangen, da einige Impfstoffe im Abstand mehrerer Monate verabreicht werden müssen 3. UMass Boston

4 Die UMass Boston ist eine im Süden von Boston gelegene, öffentliche Universität. Der Campus besteht aus ein paar älteren Gebäuden, die nicht so schön sind. Neue Gebäude bieten durch ihre großen Fenster einen Ausblick auf das Meer, da der Campus auf einer Halbinsel liegt. Ich wurde für Politikwissenschaften an der UMass Boston angenommen. Im political science department lieft die Belegung der Kurse reibungslos, im Vergleich zu anderen Fachbereichen wie zum Beispiel im business department. Die allgemeine Organisation des International Office war häufig sehr schleppend und oftmals wurden Antworten erst nach zahlreichen Anfragen getätigt. Während des Semesters besuchte ich vier Bachelor Kurse. Der Arbeitsaufwand war gut zu schaffen. 100 und 200 Level Kurse sind Einführungen, daher würde ich empfehlen 300 Level und 400 Level Kurse (soweit vorhanden) zu belegen. Beeindruckt hat mich die Qualität des akademischen Personals an der UMass Boston, da einige meiner Professoren einen Ivy League Hintergrund hatten und sehr engagiert für den Erfolg ihrer Studenten arbeiteten. Eine aktive Teilnahme an Seminaren mit zehn Teilnehmern wird begrüßt, wodurch eine sehr postive Lernstimmng entsteht. Im Vergleich zu Deutschland müssen hier Studenten kleinere Aufgaben, Hausarbeiten und Tests in regelmäßigen Abständen während des Semesters absolvieren. Dies erfordert manchmal eine gute Zeiteinteilung, ist allerdings entspannter als eine Hausarbeitenund Klausurenphase am Ende des Semesters und vervielfältigt den Lerneffekt um einiges. Da die Erfahrungsberichte der letzten Jahre die Umass Boston als eine Commuter -Uni, mit wenig Campus Life beschrieben, ging ich mit wenigen Erwartungen an die Bostoner Uni. Und obwohl ich diesen Fakt bestätigen kann (es gibt nunmal noch keine Dorms), war meine Erfahrung: It s what you make of it! Viele Studenten wohnen in Harbor Point oder Peninsula Apartments, wo dann auch die wochenendliche Partylaune existiert. Internationale Studenten kann man bei der Orientierungsveranstaltung sehr leicht kennenlernen. Hier habe ich einige (hoffentlich) lebenslange Freundschaften geschlossen und viel über andere Kulturen erfahren, zu denen ich sonst womöglich keinen

5 Zugang gehabt hätte. UMass Boston ist eine sehr internationale Universität, was ich sehr zu schätzen lernte. Desweiteren kann man mit ein wenig Eigeninitiative natürlich auch amerikanische Freundschaften schließen. Gerade durch kleine Seminargrößen und der persönliche Auslandsfaktor macht es einem leicht, Studenten kennenzulernen, wenn man aktiv vorgeht. > Ich habe in meinem Auslandssemester sehr viel gelernt. Besonders als Politikwissenschaftsstudent mit dem Nebenfach American Studies war der Austausch mit Dozenten und Studenten in und außerhalb der Seminarräume sehr bereichernd. Den Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 2016 war wohl einer der wichtigsten und spannendsten seit einigen Jahrzehnten und ich bin sehr dankbar, diesen hautnah miterleben zu dürfen. 4. Leben in Boston Boston ist eine wunderschöne Stadt. Zum Studieren der perfekte Ort, da es eine Großstadt ist und dennoch für ausländische Studenten überschaubar bleibt. Universitäten gibt es hier wie Sand am Meer, und damit auch viele Studierende. Historisch und architektonisch hat Boston einiges zu bieten und ist womöglich die beste Anlaufstelle um die amerikanische politische und historische Wiege kennenzulernen. Bostons Lage an der Ostküste ist auch von großem Vorteil. Im Sommer kann man sich am Strand vergnügen, ins benachbarte Cape Cod fahren, in 4-5 Stunden mit dem Bus (megabus: 19 Dollar) nach New York City fahren, was sich auch wunderbar für einen Tagestrip lohnt. Desweiteren ist die kanadische Grenze schnell zu erreichen. Auch zu empfehlen ist das Reservat Blue Hills direkt außerhalb der Stadt. Kayak fahren auf dem Charles River, eine Tour ins benachbarte Cambridge, um Harvard oder MIT live zu erleben lohnen sich immer. Auch in sportlicher Hinsicht hat die Metropole in Massachusetts so einiges zu bieten: Boston Celtics (Basketball), Red Sox (Baseball), Bruins (Ice Hockey), sowie die New England Patriots (American Football; die allerdings nicht direkt in Boston spielen). Über die Uni kann man günstig an Tickets kommen. Selbst wenn man nicht großer Fan dieser Mannschaften oder einer gewissen Sportart ist, lohnt es sich immer zu einem Spiel zu gehen, um einen Eindruck in die amerikanische Sportkultur zu bekommen. Ich habe Boston sehr ins Herz geschlossen und es zählt definitiv zu einer meiner Lieblingsstädten in den USA. Ich habe bisher niemanden getroffen, der dies anders sieht. Tipp > Für eine Studentenvergünstigung für den öffentlichen Verkehr in Boston (MBTA) muss man einen Antrag bei der Universität stellen. Die Frist hierfür ist Anfang August, worauf man nicht aufmerksam gemacht wird und im Nachhinein keine Chance mehr hat diesen zu bekommen.

6 5. Finanzielle Aufwendungen Beim finanziellen Aufwand für ein Semester muss man von mindestens Dollar (ohne zusätzliche Reisen) ausgehen. Toefl Test und Visumsantrag betragen zusammen ca. 600 Dollar. Ein Zimmer in Boston ist für 800 Dollar aufwärts zu finden. Sollte es ein Angebot mit Essen geben, empfehle ich dieses zu bevorzugen, da die Lebensmittelkosten sonst einen gewaltigen Teil des Auslandssemesters einnehmen werden. Boston gilt als zweit teuerste Stadt der US Ostküste. Die Studiengebühren werden zwar durch das Austauschprogramm übernommen, allerdings muss man zusätzlich noch Fees von 685 US Dollar an die Universität aus eigener Tasche zahlen. Desweitern sind benötigte Bücher sehr teuer. Tipp > Auf kostengünstigeren Alternativen im Internet und den Ausleihservice von Amazon zurückzugreifen, da der Bookstore der Universität zwar bequem, aber viel zu teuer ist. Andere Stipendien sind häufig nur mit einem Bafög-Hintergrund oder 1 1/2 Jahre im Vorraus möglich. Über das International Office gibt es desweiteren die Möglichkeit auf ein DAAD und Fulbright Stipendium, welche allerdings nur einer kleinen Anzahl der Austauschstudenten ermöglicht werden kann. 6. Reisen Der Standort Boston eignet sich sehr gut, um andere Städte und Nationalparks der USA oder Kanadas zu besichtigen. Ich hatte die Möglichkeit Florida, New Hampshire, Cape Cod, Chicago und New York City (Sommer und Weihnachtszeit) zu besichtigen. Verlängerte Wochenenden oder die Zeit vor oder nach des Semesters (man darf 30 Tage außerhalb der Visabegrenzung sich im Land aufhalten) eignet sich ideal hierfür. Man sollte allerdings auch bedenken, dass man seine Zeit in Boston nicht zu kurz wählt und zu viel reist. Genießt die Zeit in dieser wundervollen Stadt mit den neu gewonnen Freunden! 7. Fazit Ein Auslandssemester an der UMass Boston kann ich jedem wärmstens empfehlen. Die Hindernisse auf meinem Weg (Visaantrag, Wohnungssituation in Boston) haben mich herausgefordert und persönlich wachsen lassen. Ich habe meine Zeit in Boston sehr genossen und lebenslange Freundschaften schließen können. Auch akademisch hat mich die Zeit in Amerika sehr viel weitergebracht und mir viele Ideen für meine Bachelorarbeit gegeben. Es ist sehr interessant das eigene Fach aus einer anderen Perspektive im Ausland zu betrachten und von der Diversität des Studentenkörpers und auf Augenhöhe mit Dozenten der UMass Boston zu lernen (ich kann nur von meinem Fachbereich Political Science sprechen).