BÖLW-Herbsttagung am in Berlin Wenn das Gentechnik-Moratorium fällt wie handelt die Lebensmittelwirtschaft?
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- Sofie Lenz
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1 BOLW Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW-Herbsttagung am in Berlin Wenn das Gentechnik-Moratorium fällt wie handelt die Lebensmittelwirtschaft? Bleiben die VerbraucherInnen bei ihrer Ablehnung? Powerpoint-Präsentation des Vortrages von Dr. Jürgen Hampel, Leiter Bereich Technik, Gesellschaft, Umweltökonomie, Akademie für Technikfolgenabschätzung, Stuttgart.
2 T i t e l Bleiben die Verbraucher/-innen bei ihrer Ablehnung der grünen Gentechnik? Dr. Jürgen Hampel BÖLW-Herbsttagung
3 Problem der Vorhersehbarkeit Keine linearen Entwicklungen Zukunft ist offen Aber: Einstellungsmuster und Kausalbeziehungen sind über die Zeit hinweg stabil Gründe für Akzeptanz oder Ablehnung können aufgezeigt werden
4 Kontext: International Research Group on Biotechnology and the Public Datenbasis: Methodologische Anmerkungen Eurobarometer-Surveys von 1996, 1999 und 2002 zur Untersuchung der Wahrnehmung der Gentechnik in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, N= Fokusgruppen in mehreren Europäischen Ländern
5 Keine europäische Technikfeindschaft Europäer erwarten mehrheitlich, dass neue Technologien einen positiven Einfluss auf ihr Leben haben werden Zwei Ausnahmen: Kernenrgie Gentechnk Technikwahrnehmung Nationale Unterschiede (Höchster Technikoptimismus in Spanien, niedrigster in Deutschland)
6 Technikoptimismus durchschn. Anzahl positiv bewerteter Technologien 0-7 Spanien Luxemburg Schweden Italien Europa Frankreich Dänemark Finnland Belgien Portugal Niederlande Ver. Königreich Irland Griechenland Österreich Deutschland 3,5 5,5 5,2 5,2 4,9 4,6 4,6 4,6 4,6 4,6 4,5 4,5 4,5 4,4 4,4 4, Datenbasis: EB58.0, 2002
7 Gentechnik im Zentrum gesellschaftlicher Kontroversen Nov. 1996: Import gentechnisch modifizierter Sojabohnen Februar 1997: Geburt des Klonschafs Dolly, Auslöser der europäischen Debatten zur biomedizinischen Forschung Herbst 1998: Pusztai-Fall Europäisierung und Globalisierung der Auseinandersetzungen 1998: EU-Moratorium Debatten über Stammzellforschung in zahlreichen europäischen Ländern 2003: Forderung der USA und anderer Länder, das EU- Moratorium wieder aufzuheben
8 Die Lage der Gentechnik Mitte der 1990er Jahre Anzeichen für eine Entspannung Gentechnisch modifizierte Tomatenpaste wurde im Vereinigten Königreich verkauft, ohne Kritik hervorzurufen Beginn des Bioregio-Wettbewerbs in Deutschland Umfragen zeigten aber, dass die Öffentlichkeit gentechnisch veränderten Lebensmitteln nach wie vor kritisch gegenüberstand
9 Bewertung der Gentechnik 1996 bis 2002 (Europa) Biotechnologie Gentechnik 60% 60% 50% 49% 40% 44% 40% 39% 42% 32% 20% 26% 15% 23% 21% 27% 13% 20% 27% 24% 27% 22% 19% 25% 23% 0% 13% 11% 11% 10% 8% 10% 24% 19% 22% 11% 25% 0% Wird verbessern Keine Auswirk Wird verschlecht Weiß nicht
10 Bewertung der Gentechnik 1996 bis 2002 (Deutschland) Erwartungen an die Gentechnik (Deutschland) 50% 40% verbessert mein Leben 30% 20% 31,9% 32,0% 27,5% 26,6% 22,3% 22,0% 18,3% 19,4% 26,1% 27,3% 23,9% 22,7% keine Auswirkungen verschlechtert mein Leben 10% k.a. 0%
11 Gentechnik und Öffentlichkeit Es gibt keine Anzeichen für eine öffentliche Hysterie Gentechnik ist nur sehr begrenzt Thema von Alltagskommunikation, mehr als die Hälfte der Europäer spricht nie über dieses Thema Mehr Kommunikation über Gentechnik in Deutschland, Dänemark und Schweden, weniger Kommunikation in Belgien, Griechenland, Irland, Portugal und Spanien Keine allgemeine Aufmerksamkeit
12 Kommunikation über Gentechnik 0% 20% 40% 60% 80% 100% Nein, nie 35% 51% Ja, ein- opder zweimal Ja, gelegentlich 16% 22% 25% 33% Europa Deutschland Ja, häufig 6% 7% Datenbasis: EB 58.0, Europa
13 Anwendungen der Gentechnik, die vor dem Interview bekannt waren 0% 20% 40% 60% 80% 100% Gentests 66% 69% Xenotranspl. 61% 65% GM Nahrung Klonen menschl. Zellen 64% 64% 62% 69% Europa Deutschland GM Nutzpflanzen 59% 61% GM Enzyme 32% 32% Datenbasis: EB 58.0, Europa
14 Bewertung gentechnischer Anwendungen Medizinische Anwendungen werden eher unterstützt als Anwendungen in der Landwirtschaft Geringste Unterstützung für die Anwendung der Gentechnik in der Lebensmittelproduktion Enorme Bewertungsunterschiede zwischen verschiedenen medizinischen Anwendungen: mehr Unterstützung für Gentests und das Klonen menschlicher Zellen als für Xenotransplantationen
15 Bewertung von Anwendungen der Gentechnk GM Lebensmittel 26% 17% 25% 19% 12% GM Nutzpflanzen 17% 15% 28% 25% 16% Xenotransplantionen 17% 15% 25% 24% 19% GM Enzyme 13% 13% 33% 24% 19% Klonen menschl. Zellen 11% 11% 23% 29% 27% Gentests 8% 9% 22% 29% 32% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Lehne voll und ganz ab Lehne eher ab weiß nicht Stimme eher zu Stimme voll und ganz zu Databasis: EB 58.0, Europa
16 Bewertung der modernen Biotechnologie in der Lebensmittelproduktion 1999 und Zustimmung Ablehnung Europa 1999 Europa 2002 Deutschland 1999 Deutschland 2002 Datenbasis: EB 52.1, EB 58.0, Europa
17 Wahrnehmung von Nutzen, Risiken und moralischer Akzeptabilität Die unterschiedliche Bewertung der Anwendungen der Gentechnik reflektiert Unterschiede in der jeweiligen Wahrnehmung von Risiken, Nutzen und moralischer Akzeptabilität Subjektiv sind Nutzen und Risiken die wichtigsten Kriterien für die Bewertung von Anwendungen der Gentechnik Drei Entscheidungslogiken sind dominant: Unterstützer, Risikotolerante Unterstützer und Gegner
18 Entscheidungslogiken Unterstützer: Die Anwendung ist nützlich, moralisch akzeptabel und nicht riskant Risiko-tolerante Unterstützer: Die Anwendung ist nützlich, moralisch akzeptabel und riskant Gegner: Die Anwendung ist weder nützlich noch moralisch akzeptabel, dafür riskant
19 Bewertungslogik Europa (bezieht sich auf rund 50% der Fälle) Genetische Tests 8% 42% 50% GM Enzyme 22% 35% 43% GM Saatgut 27% 36% 36% Klonen menschilcher Zellen 15% 53% 32% GM Lebensmittel 47% 29% 23% Xenotransplantationen 28% 44% 28% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Gegner Risiko-tolerante Befürworter Befürworter Datenbasis: EB 58.0, Europa
20 Bewertungslogik Deutschland (bezieht sich auf rund 50% der Fälle) Genetische Tests 15% 33% 52% GM Enzyme 22% 24% 54% GM Nutzpflanzen 33% 24% 44% Klonen menschilcher Zellen 33% 29% 38% GM Lebensmittel 52% 23% 26% Xenotransplantationen 26% 31% 43% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Gegner Risiko-tolerante Befürworter Befürworter Datenbasis: EB 58.0, Deutschland
21 Subjektive Bedeutung von Bewertungsdimensionen 0% 25% 50% 75% 100% Lebensmittel Nutzen 28% 26% 44% Klonen Nutzen 21% 24% 54% Lebensmittel Risiko 24% 32% 42% Klonen Risiko 36% 36% 27% Lebensmittel Ethik 50% 36% 12% Klonen Ethik 45% 36% 18% Am wenigsten wichtig Am zweitwichtigsten Am wichtigsten Database: EB 58.0, Europa
22 Risikowahrnehmung gentechnischer Anwendungen ist riskant Gentests 16% 19% 24% 26% 15% GM Enzyme 12% 17% 33% 24% 14% GM Nutzpflanzen 10% 17% 26% 27% 20% Klonen menschlicher Zellen 10% 15% 23% 29% 24% GM Lebensmittel 10% 14% 23% 25% 27% Xenotransplantionen 10% 14% 23% 28% 26% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Lehne voll und ganz ab Lehne eher ab Weiß nicht Stimme eher zu Stimme voll und ganz zu Database: EB 58.0, Europe
23 Nutzenwahrnehmung gentechnischer Anwendungen... ist nützlich GM Lebensmittel 21% 17% 21% 23% 18% GM Nutzpflanzen 10% 13% 23% 30% 24% Xenotransplantationen 12% 11% 20% 28% 29% GM Enzyme 9% 11% 29% 24% 27% Klonen menschlicher Zellen 7% 8% 17% 27% 41% Gentests 4% 6% 17% 29% 45% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Lehne voll und ganz ab Lehne eher ab Weiß nicht Stimme eher zu Stime voll und ganz Database: EB 58.0, Europe
24 Gentechnisch veränderte Lebensmittel Nur eine Minderheit ist zum Konsum gentechnisch veränderter Lebensmittel Konsumbereitschaft hängt vom erwarteten Nutzen ab Vorteile für die Umwelt und die Gesundheit sind wichtiger als ein finanzieller Vorteil Die Mehrheit der Europäer denkt, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel riskant sind Die Mehrheit der Europäer denkt, dass sie bestimmen können, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumieren oder nicht
25 Bereitschaft, gentechnisch veränderter Lebensmittel zu konsumieren bei... in % weniger Fett billiger bess. Geschm. umweltfr. Prod. Europa Deutschland weniger Pestizide Datenbasis: Eurobarometer 58.0, 2002
26 Bewertung landwirtschaftlicher Anwendungen der Gentechnik GM Food bedroht die Ordnung der Welt 18% 15% 67% Kann selbst über Konsum entscheiden 22% 18% 59% Bekämpft den Welthunger 35% 18% 47% Nur gut für die Industrie, nicht für den Verbraucher 34% 20% 46% GM Food schädigt Gesundheit 27% 27% 46% Gentechnisch veränderte Pflanzen schädigen Umwelt 27% 28% 45% Zukünftige Forschung wird Risiken bewältigen 31% 28% 41% Erfolgreiche Genfood-Industrie gut für Wirtschaft 33% 27% 39% Bringt Nutzen für den Verbraucher 53% 17% 31% Ich denke, es ist sicher, Genfood zu essen 53% 21% 26% Regulierung ist ausreichend für den Gesundheitsschutz 47% 28% 25% Keine Gefahr für künftige Generationen 54% 27% 20% 0% 25% 50% 75% 100% Lehne eher ab Weiß nicht Stimme eher zu Database: EB 58.0, Europe
27 Individuelle Merkmale Geschlecht: Frauen äußern sich kritischer als Männer Alter: Jüngere urteilen positiver als Ältere Religiosität: Sehr religiöse Menschen stehen der Gentechnik besonders kritisch gegenüber Bildung: Personen mit hoher Bildung bewerten Gentechnik positiver als weniger gebildete Personen Die traditionelle Differenz zwischen eine gentechnikkritischen Norden und einem gentechnikfreundlichen Süden hat sich aufgelöst
28 Vertrauen Menschen bringen Verbraucher- und Umweltorganisationen das meiste Vertrauen entgegen Wissenschaftliche und politische Akteure genießen dagegen nur wenig Vertrauen. Nichtsdestoweniger denkt die Mehrheit der Europäer wie der Deutschen, dass Wissenschaftler für die Gesellschaft eine wichtige Arbeit erledigen (doing a good job for society) In einigen anderen Ländern (Deutschland, Irland, Luxemburg, Niederlande, Finnland) steigt mit zunehmender Bildung der Anteil derjenigen, die nicht glauben, dass weitere Forschung in der Lage sein wird, die Risiken der Gentechnik erfolgreich zu bewältigen. Dies gilt besonders für die höchste Bildungsgruppe. Missbrauchsverdacht
29 Unbehagen an der technischen Entwicklung Manipulation von Natur und Gott spielen Kolonisierung der Lebenswelt Funktionalisierung des Lebens Dominaz ökonomischer Rationalität Fremdbestimmung und Kontrollverlust Mangel an Vertrauen in wissenschaftliche Eliten Eigeninteresse wissenschaftlicher Akteure Mangel an Unabhängigkeit
30 Die Zukunft der Grünen Es findet sich Akzeptanz für die grüne Gentechnik in der Gesellschaft Allerdings: akzeptierte Begründungen sind eher abstrakt und kaum kommunikationsfähig (z.b. geringerer Schadstoffgehalt) Verbreitet starke Ablehnung nicht auf der sicheren Seite Problem: Aufmerksamkeit Gentechnik
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