Modul Linguistische Grundlagen Universität Leipzig. Gereon Müller. Institut für Linguistik 2017/2018

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1 ii Modul Linguistische Grundlagen Universität Leipzig Gereon Müller Institut für Linguistik Universität Leipzig 2017/2018

2 Contents Beschränkungen Semantik 70 Inhaltsverzeichnis 1 Sprache: Vorschau Sprache als Forschungsgegenstand Linguistik in Leipzig Phonetik: Die Sprachlaute Gegenstand und Probleme der Phonetik Ein vereinfachtes phonetisches Alphabet für das Deutsche Klassifizierung von Lauten Suprasegmentale Phonologie: Funktion und Verteilungsmuster der Laute Einleitung Segmente im Kontrast Phoneme und Allophone Sprachspezifische Muster Silben Silbische Phonologie Merkmale Derivationen und Regelordnung Morphologie: Die Analyse der Wortstruktur Grundannahmen Wörter und Wortstrukturen Derivation Komposition Flexion Kategorien der Flexion Synkretismus und Unterspezifikation Syntax: Die Analyse von Phrasen und Sätzen Grundlagen Phrasenstrukturgrammatik Bewegung Exkurs iii

3 2 Contents Kapitel 1 Sprache: Vorschau 1.1 Sprache als Forschungsgegenstand Forschungsgegenstand Sprache ist die zentrale Fähigkeit des Menschen, die ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Sprache wird von Kindern in kurzer Zeit und ohne erkennbare Schwierigkeiten erworben. Einzelsprachen sind hochkomplexe Systeme, die Informations-kodierende Symbole manipulieren und sie immer neu zusammensetzen. So entstehen fein strukturierte sprachliche Ausdrücke: Wörter Phrasen Sätze Grammatik: Regelapparat im Kopf (Sprache ist demgegenüber ein viel weiterer und weniger gut operationalisierbares Konzept: Sprache = Grammatik + X.) Lexikon: mentales Objekt Exkurs: Der Begriff der Einzelsprache Sprache ist kein genuin linguistischer Begriff: Fragen der Sprache sind letztlich Fragen der Macht. (Noam Chomsky) Oder auch: Eine Sprache ist ein Dialekt zusammen mit einer Armee und einer Flotte. Chinesisch = eine Sprache mit verschiedenen, stark unterschiedlichen Dialekten (Mandarin, Kantonesisch,...) 3

4 4 Linguistische Grundlagen Romanisch = nicht eine Sprache mit verschiedenen Dialekten (Französisch, Italienisch, Spanisch,...) Grewendorf et al. (1987, 24): Den Problemen im Zusammenhang mit Minderheitensprachen ist jeder schon einmal begegnet, und es ist bekannt, dass sich sog. exotische Sprachen primär in Räumen eines Imperialismus-Vakuums erhalten. Bereiche der Grammatik als Kern der Sprache Sprachliche Ausdrücke sind auf verschiedenen Ebenen der Grammatik repräsentiert; dies korreliert mit der Komplexität der Ausdrücke: Phonologie: Verknüpfung von Phonemen(abstrakten Lauten als kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten) zu größeren Einheiten: Morpheme. Morphologie: Verknüpfung von Morphemen (kleinsten bedeutungstragenden Einheiten) zu größeren Einheiten: Wörter. Syntax: Verknüpfung von Wörtern zu Phrasen, von Phrasen zu Sätzen. Semantik: Interpretation so erzeugter sprachlicher Ausdrücke unter Einbeziehung des Kontexts. Grammatiken als kreative Systeme 1 Sprecher, die eine Sprache im natürlichen Erstspracherwerb erworben haben (sog. native speakers), haben damit ein kreatives System zur Verfügung, das es erlaubt, immer wieder neue Morpheme, Wörter, Phrasen, Sätze zu produzieren und zu verstehen. (1) Nomina als Verben im Englischen: a. keep the aeroplane on the ground ground the aeroplane b. stab the man with a knife knife the man c. I wristed the ball over the net. d. She Houdini d her way out of the locked closet. (2) Beschränkungen: a. Julia summered in Paris. b. They honeymooned in Hawaii. c. *Jerome midnighted in the streets. d. *Andrea nooned at the restaurant. Hier und im Folgenden steht ein Stern * vor einer sprachlichen Einheit (Satz, Phrase, Wort) für Ungrammatikalität (bzw. Inakzeptabilität). (In der historischen Linguistik steht der Stern * auch für erschlossene, nicht belegte Formen.) Grammatiken als kreative Systeme 2 (3) Mögliche und unmögliche Wörter im Englischen: a. prasp b. flib c. traf d. *psapr e. *bfli f. *ftra Sprache: Vorschau 5 (4) Ein neues Wort: soleme a. Morphologie: (i) soleme: ein neu entdecktes Atomteilchen (ii) solemic: wenn etwas die Eigenschaften eines soleme hat (iii) solemicize: etwas solemic machen (iv) solemicization: Der Vorgang des solemic-machens b. Phonologie: (i) c wird in solemicize als s ausgesprochen, in solemic aber als k. (ii) Betonung: solemicize, nicht SOlemicize oder solemisize Grammatik und sprachliche Kompetenz Wenn ein native speaker die Grammatik einer Einzelsprache L erworben hat, verfügt er über sprachliche Kompetenz oder sprachliches Wissen, also ein Regelwerk, das alle (und nur die) grammatischen, wohlgeformten sprachlichen Einheiten L abzuleiten gestattet. Von der sprachlichen Kompetenz zu unterscheiden ist die sprachliche Performanz: Begrenzungen des Arbeitsgedächtnisses machen sehr lange Sätze in der Praxis schwierig; aus unterschiedlichsten Gründen gibt es in der tatsächlichen Sprachverwendung jede Menge Fehler und Geräusche. Aus dieser Festlegung des Begriffs Grammatik ergeben sich automatisch einige weitreichende Konsequenzen. Allgemeinheit: Alle Sprachen haben eine Grammatik 1 Ein Fehler: Sprache X hat keine Grammatik (Chinesisch, Swahili, deutsche Dialekte; in Amerika Acadisches Französisch, Cree, etc.). Ursache: Die betreffende Sprache hat eine andere Grammatik. (5) Walbiri (Australien, Ken Hale (1983)): a. Ngarrka-ngku ka wawirri panti-rni Mann-Erg PräsImpf Känguru jagen-nprät b. Wawirri ka panti-rni ngarrka-ngku Känguru PräsImpf jagen-nprät Mann-Erg c. Panti-rni ka ngarrka-ngku wawirri jagen-nprät PräsImpf Mann-Erg Känguru

5 6 Linguistische Grundlagen d. Ngarrka-ngku ka panti-rni wawirri Mann-Erg PräsImpf jagen-nprät Känguru e. Panti-rni ka wawirri ngarrka-ngku jagen-nprät PräsImpf Känguru Mann-Erg f. Wawirri ka ngarrka-ngku panti-rni Känguru PräsImpf Mann-Erg jagen-nprät Allgemeinheit: Alle Sprachen haben eine Grammatik 2 Beobachtung: Walbiri hat gegenüber dem Englischen eine sehr (aber nicht ganz, vgl. das Element in der zweiten Position) freie Wortstellung; aber dafür verfügt es über spezielle Marker wie ngku, die die grammatische Funktion eines Nomens festlegen (Subjekt oder Objekt). Dasselbe gilt auch für Varietäten einer Sprache, die von der Standardsprache abweichen (Dialekte, Soziolekte, Idiolekte). Auch hier gibt es eine Grammatik; sie sieht nur etwas anders aus. Gleichheit: Alle Grammatiken sind gleich gut Die Grammatik des Englischen ist weder besser noch schlechter als die des Thai, oder die des African American English Vernacular (AAVE). Die Grammatik des Standarddeutschen ist weder besser noch schlechter als die der sächsischen oder pfälzischen Umgangssprache. (6) a. Wir haben nächste Woche pädagogischer Planungstag. b. Hol mir mal der Eimer. c. Ich wünsch Ihnen noch ein guter Tag. Die moderne Linguistik ist deskriptiv, nicht präskriptiv. Eine präskriptive Linguistik ist keine Wissenschaft. Universalität: Grammatiken gleichen sich in elementaren Eigenschaften (7) Stellung der Negation in den Sprachen der Welt: a. Not Pat is here. (selten) b. Pat not is here. c. Pat is not here. d. Pat is here not. (selten Ist Deutsch eine Ausnahme? Nein.) (8) Stellung von Verb, Subjekt und Objekt in den Sprachen der Welt: a. Australians like cricket. (Englisch, Französisch) b. Australians cricket like. (Türkisch, Koreanisch) c. Like Australians cricket. (Walisisch, Irisch, Chamorro) Sprache: Vorschau 7 d. Like cricket Australians. (selten; Malagasy) e. Cricket like Australians. (selten; Hixkaryana) f. Cricket Australians like. (selten; Warao, Apurinã) (Wo steht das Deutsche?) Unzugänglichkeit: Das grammatische Wissen ist unbewusst 1 Grammatisches Wissen unterscheidet sich fundamental von bewusst erworbenem Wissen (Rechnen, Straßenverkehrsordnung, Texteditor, Excel/Access, Geographiekenntnisse, usw.): Es wird ohne Unterrichtung erworben und bleibt im Großen und Ganzen das ganze Leben über unbewusst. Tatsächlich ist es uns unmöglich, die grammatischen Regularitäten explizit zu machen, die unserer Muttersprache zugrunde liegen. (Wäre dies möglich, wäre es das Ende der Forschung in großen Teilen der Linguistik.) Drei Beispiele: (9) Präteritalbildungen im Englischen: a. hunted id b. slipped t c. buzzed d Unzugänglichkeit: Das grammatische Wissen ist unbewusst 2 (10) Konsonantencluster im Englischen: a. pint *paynk b. fiend *fiemp c. locked *lockf d. wronged *wrongv e. next *nextk f. glimpse *glimpk Regel: Wenn ein Vokal lang ist und zwei Konsonanten vorangeht, oder wenn ein Vokal kurz ist und drei Konsonanten vorangeht (also wenn die Silbe eine bestimmte Schwere hat), dann muss der letzte Konsonant immer mit angehobener Zungenspitze gebildet werden. Unzugänglichkeit: Das grammatische Wissen ist unbewusst 3 (11) a. Each boy who(m) the woman interviewed thinks that he is a genius. (Beide Lesarten sind möglich: Ambiguität) b. The woman who intervied each boy thinks that he is a genius. (Nur die eine Lesart ist möglich.) (12) a. Ein Mann liebt jede Frau. (Beide Lesarten sind möglich.)

6 8 Linguistische Grundlagen b. Eines der Bücher hat jeder von uns gelesen. (Beide Lesarten sind möglich.) c. Jeder von uns hat eines der Bücher gelesen. (Nur die eine Lesart ist möglich.) (13) Maria glaubt, dass sie schwanger ist. (Beide Lesarten sind möglich) (13) Sie glaubt, dass Maria schwanger ist. (Nur eine Lesart ist möglich.) Sprachschutz Weil die Sprachwissenschaft nicht präskriptiv ist, gibt es für Sprachschutz keinen Platz. (14) a. Du brauchst das nicht (zu) machen. b. Er hat ja dieselbe/die gleiche Krawatte wie ich. c. Sie hat zwei Kinder, Fritz und Karl. Dieser ist arbeitslos, jener studiert noch. d. ein lila(nes) Kleid, eine zu(e)(n)e Tür, ein okaye(ne)r Vorschlag e. der Bruder Fritzens, Fritzens Bruder, der Bruder von Fritz, dem Fritz sein Bruder f. Ihr habt zu der Zeit in Hamburg gearbeitet./ihr arbeitetet zu der Zeit in Hamburg. g. Wir sollten mal wieder brainstormen. Die sind total abgespaced. h. Das macht/ergibt schon Sinn! Biologische Spezialisierung Die sog. Sprachorgane des Menschen waren und sind unabhängig notwendig für primäre Überlebensfunktionen des Organismus insgesamt; sie sind aber sehr gut an die Bedürfnisse der Sprachproduktion angepasst. Organ Überlebensfunktion Sprachfunktion Lungen führen CO 2-Austausch durch sichern Luftversorgung für Sprache Stimmbänder erzeugen Verschluss produzieren Stimmhaftigkeit für des Lungenzugangs Sprachlaute Zunge bewegt Nahrung zum Hals artikuliert Vokale und Konsonanten Zähne zerkleinern Nahrung stellen Artikulationsorte für Konsonanten zur Verfügung Lippen versiegeln die Mundhöhle artikulieren Vokale und Konsonanten Nasenhöhlen sind beteiligt an der Atmung ermöglichen nasale Resonanz Ein neues Forschungsergebnis: Identifikation des FoxP2-Gens als relevant für Muskelbewegungen im Mundraum, die wesentlich der Sprachproduktion dienen ( Sprachgen ); vgl. Enard et al. (2002). Abgesehen hiervon muss die Sprachfähigkeit aber speziell im menschlichen Gehirn verankert sein ( Sprachzentrum, Universalgrammatik ). Konsequenzen der Sprachfähigkeit Sprache: Vorschau 9 Verfügbarkeit eines solchen symbolischen Systems ist notwendig für Ausdruck des Denkens Effiziente Kommunikation Darüber hinaus u.u. für: Argumentieren Problemlösen Entscheidungen treffen Mathematische Kompetenz... Bedeutung des Forschungsgegenstands Sprache ist unerlässlich für die Entwicklung sämtlicher kultureller Errungenschaften des Menschen. Der Versuch, das Phänomen Sprache zu verstehen, bleibt eine der wesentlichen Aufgaben der Grundlagenforschung im Bereich dessen, was uns zum Menschen macht. Interdisziplinäre Herangehensweise Beobachtung: Das Phänomen der Sprache ist direkter Beobachtung nicht zugänglich. Der direkten Beobachtung zugänglich sind: Produkte einer Einzelsprache: ußerungen, Texte, Grammatikalitätsurteile Effekte der Manifestation im Gehirn: neurokognitive Korrelate Konsequenzen der selektiven Störung: Aphasien Konsequenz: (i) Diese Produkte der Sprachfähigkeit bilden die Basis der Theoriebildung. (ii) Keiner der Evidenztypen ist gegenüber den anderen primär. (iii) Das Phänomen Sprache muss interdisziplinär erforscht werden, mit dem Fernziel einer der Konvergenz auf einer einzigen Interpretation.

7 10 Linguistische Grundlagen Status der Linguistik Aufgrund der Natur ihres Forschungsgegenstands vereint die Linguistik Eigenschaften verschiedener Wissenschaftstypen in sich: 1. Geisteswissenschaft 2. Humanwissenschaft 3. Naturwissenschaft Zwei wichtige Forscher Die Linguistik (= moderne Sprachwissenschaft) geht in ihrer gegenwärtigen Form wesentlich zurück auf zwei Forscher: 1. Ferdinand de Saussure (Sprache als symbolisches System) 2. Noam Chomsky (Sprache als kognitives System) Noam Chomsky ist Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und als politischer Aktivist und Publizist fast noch berühmter als als Sprachwissenschaftler. Er ist der am meisten zitierte lebende Autor; die Bezeichnung als greatest living intellectual (New York Times) wird weithin akzeptiert. Zentrale Eigenschaften von Grammatiken natürlicher Sprachen Rekursion Hierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrücke mit der Möglichkeit wiederkehrender Muster innerhalb der Struktur. Doppelte Artikulation Separierung sprachlicher Ausdrücke in (a) minimale Einheiten, die Bedeutung tragen (Morpheme), und (b) minimale Einheiten, die Bedeutung unterscheiden (Phoneme). Kompositionalität Die Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich allein aus der systematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile. Andere Symbol-manipulierende Systeme haben diese Eigenschaften nicht (natürliche Systeme, z.b. Bienentanz) oder nur zum Teil (künstliche Systeme, z.b. Programmiersprachen). Rekursion Sprache: Vorschau 11 Rekursion Hierarchische Strukturierung komplexer sprachlicher Ausdrücke mit der Möglichkeit wiederkehrender Muster innerhalb der Struktur. (15) a. [[Die [Freundin [meiner [kleinen Tochter]]]] [glaubt, [dass [die Sonne] [scheinen wird]]]]. b. Das ist ein Buch mit einer alten Geschichte über einen Bruder eines Kalifen eines fernen Landes. c. Man sagt, sie habe geglaubt, dass man dort der Meinung sei, dass die Geschichte, die man dem Kalifen erzählt hatte, nicht stimme. (16) die Freundin meiner kleinen Tochter a. N + A = [ N A N] (kleinen Tochter) b. D + [ N A N] = [ D D [ N A N]] (meiner kleinen Tochter) c. N + [ D [ N A N]] = [ N N [ D D [ N A N]]] (Freundin meiner kleinen Tochter) d. D + [ N N [ D [ N A N]]] = [ D D [ N N [ D D [ N A N]]]] (die Freundin meiner kleinen Tochter) Rekursion erlaubt es, mit begrenzten Mitteln beliebig viele sprachliche Ausdrücke zu erzeugen: Sprache ist Ausdruck der kreativen Möglichkeit, unendlichen Gebrauch von endlichen Mitteln machen zu können ( infinite use of finite means ), Wilhelm von Humboldt über Noam Chomsky in dessen Cartesian Linguistics von Doppelte Artikulation Doppelte Artikulation Separierung sprachlicher Ausdrücke in (a) minimale bedeutungstragende Einheiten(Morpheme), und (b) minimale bedeutungsunterscheidende Einheiten (Phoneme). (17) Du verdanktest diesen Büchern viel. a. /d/-/u/ /f/-/e/-/ö/-/d/-/a/-/n/-/k/-/t/-/@/-/s/-/t/ /d/-/i/-/z/- /@/-/n/ /b/-/y/-/ç/-/@/-/ö/-/n/ /f/-/i/-/l/ b. Du ver-dank-te-st dies-en Büch-er-n viel Doppelte Artikulation erlaubt es, mit einem kleinen Inventar von einfachen Zeichen (Phonemen, z.b. im Deutschen 35-37) eine potentiell unendlich große Zahl von Informations-kodierenden Symbolen zu erzeugen. Alternative zur doppelten Artikulation: Die minimalen bedeutungstragenden Einheiten sind nicht zusammengesetzt, sondern Primitive.

8 12 Linguistische Grundlagen Konsequenz: Kein Morphem steht in irgendeinem Form-Zusammenhang mit irgendeinem anderen Morphem; (17-b) wäre etwas wie (18). (18) ů- Kompositionalität Kompositionalität Die Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks ergibt sich allein aus der systematischen Kombination der Bedeutungen seiner Teile. (19) [[Kein [Mensch [in Leipzig]]] [kennt [Robert Förster]]]. a. Robert Förster = Robert Förster b. kennt = {<x,y>: x kennt y} c. kennt R.F. = kennt + R.F. = {x: x kennt Robert Förster} d. Leipzig = Leipzig e. in = {<x,y>: x ist in y} f. in Leipzig = in + Leipzig = {x: x ist in Leipzig} g. Mensch = {x: x ist ein Mensch} h. Mensch in Leipzig = Mensch + in Leipzig ={x: x ist ein Mensch und x ist in Leipzig} i. kein = {<P,Q>: P Q = Ø} (P, Q: {x:...x...}) j. kein Mensch in Leipzig = kein + Mensch in Leipzig = {Q: kein Mensch in Leipzig hat Q} k. Kein Mensch in L. kennt R.F. = kein Mensch in Leipzig + kennt R.F. = wahr genau dann, wenn {x: x kennt Robert Förster} {Q: kein Mensch in Leipzig hat Q} Optimales Design Kompositionalität erlaubt es, noch niemals vorher gehörte Sätze beliebiger Komplexität problemlos zu verstehen. Konklusion: Sprache hat in mancherlei Hinsicht Züge optimalen Designs. 1.2 Linguistik in Leipzig Tradition Spätes 19. Jhd./frühes 20. Jhd.: Leipzig als Weltzentrum für die Erforschung der Sprache Sprache: Vorschau 13 Junggrammatische Forschung: Karl Brugmann, Wilhelm Streitberg, August Leskien, Eduard Sievers, Wilhelm Braune Strukturalismus: Jan Baudouin de Courtenay, Nikolaj Trubetzkoy, Leonard Bloomfield, Ferdinand de Saussure (hat in Leipzig promoviert!) Dependenzgrammatik: Lucien Tesnire Psychologie: Wilhelm Wundt, Ottmar Dittrich Tradition 2 Zweite Hälfte des 20. Jhd: Leipzig als einziger Ort der DDR mit einem Studiengang Allgemeine Sprachwissenschaft und international sichtbarer universitärer Forschungstätigkeit. Einige Professoren: Rudolf Růžička, Gerhard Helbig, Wolfgang Fleischer, Theodor Frings, Manfred Bierwisch Anita Steube (Gründung des Instituts für Linguistik in den Neunzigerjahren) Sprachforschung in Leipzig >30 Professuren zur Sprachwissenschaft in 3 geisteswiss. Fakult. Sprache als zentrales Forschungsobjekt von >20 Professuren in Psychologie, Informatik, Biologie, Medizin, und Philosophie 2 der deutschlandweit 4-5 permanenten außeruniversitären Forschungsinstitute mit Sprache als Schwerpunkt: Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Grammatik und Verarbeitung verbaler Argumente Viele außeruniversitär finanzierte Drittmittelprojekte zu aktuellen Forschungsthemen, z.b. zu Hierarchieeffekten in algischen und Kiranti- Sprachen, zu Portmanteau-Morphemen, zu neurophsyiologischen Korrelaten von Flexionsmorphologie, zum strukturellen Priming im Deutschen, zur Dokumentation bedrohter Sprachen in Bolivien (der Arawak-Sprachen Paunaka und Baure), zur lokalen Modellierung nicht-lokaler Abhängigkeiten in der Syntax, usw.

9 14 Linguistische Grundlagen Institut für Linguistik: Abteilungen Drei Abteilungen: 1. Grammatiktheorie (theoretisch, formale Analysen sprachlicher Phänomene in den vier Kernbereichen (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik), Herausarbeitung einfacher grundlegender Prinzipien, Beschränkungen und Regeln) 2. Psycholinguistik (experimentell, Sprachverstehen & Sprachproduktion, Spracherwerb, Sprachstörungen) 3. Sprachtypologie (empirisch, Vielfalt menschlicher Sprachen, universelle Tendenzen, areale Verteilungen, typologische Variablen, Sprachdokumentation) Ausgewählte Fragestellungen in Forschungsvorhaben 1 Grammatiktheorie: 1. Was ist die Natur von Merkmalen in den vier grammatischen Bereichen (also den kleinsten Einheiten, über die Regeln und Beschränkungen dieser Komponenten reden können)? 2. Sind Synkretismen (identische Endungen mit unterschiedlicher syntaktischer Funktion) in der Morphologie einheitlich erfassbar? 3. Warum gibt es das Phänomen der Bewegung in der Syntax, und welchen Lokalitätsprinzipien unterliegt es? 4. Wodurch unterscheiden sich ergativische und akkusativische Kodierungsmuster? 5. Wieviel von der Bedeutung eines Verbs im Satz ist tatsächlich im mentalen Lexikon gespeichert, wieviel wird aus dem Kontext erschlossen? 6. Sind grammatische Regeln und Beschränkungen verletzbar? Ausgewählte Fragestellungen in Forschungsvorhaben 2 Psycholinguistik: 1. Wird bei der Produktion einzelner Wörter auch die Information über die Wortart (z.b. Substantiv/Nomen) aktiviert? 2. Bereitet es mehrsprachigen Sprechern Schwierigkeiten, dass ein Wort in der einen Sprache maskulin und in der anderen Sprache feminin ist? Sprache: Vorschau 15 Ausgewählte Fragestellungen in Forschungsvorhaben 3 Sprachtypologie: 1. Wievele und welche Variablen braucht man, um alle bekannten Spielarten von Grammatiken erfassen und unterscheiden zu koennen? (Z.B. braucht man für Verbkongruenz eine Variable, die bestimmt, welche Merkmale betroffen sind, etwa Genus oder Person, eine Variable dafür, ob die Kongruenz nur von Subjekten im Nominativ oder auch von solchen in anderen Kasus ausgelöst werden kann, usw.) 2. Welche Faktoren bestimmen in welchem Maß die Verteilung der Werte solcher Variablen auf der Welt? Herkunft? Kontakt mit anderen Sprachen? Soziale Traditionen? Kombinationen davon? 3. Haben Unterschiede in diesen Variablen eine Folge für die Art und Weise, wie wir Sprache verwenden (z.b. wie wir Geschichten erzählen), wie wir denken (z.b. wie wir uns Dinge merken), wie wir Sprache verarbeiten oder wie wir sie als Kinder lernen? Korrelieren solche Unterschiede mit Unterschieden in sozialen und kulturellen Traditionen? Wie funktioniert linguistische Theoriebildung? 1. Auf der Basis empirischer Evidenz werden Generalisierungen vorgenommen (Daten werden idealisiert, Irrelevantes wird ausgeblendet). 2. Für die Generalisierungen werden unter Abstraktion auf der Basis von primitiven Konzepten (= theoretisches Vokabular) Theorien erstellt, die sie erfassen. (Die Axiome der Theorie verwenden die abstrakten Konzepte. Allgemein gilt: Abstrakte Konzepte sind einzig und allein dadurch gerechtfertigt, dass es Axiome gibt, die über sie reden.) 3. Von mehreren Theorien, die dieselben Daten erfassen, ist die einfachste und eleganteste zu wählen. 4. Die Theorie wird mit neuer empirischer Evidenz konfrontiert; auf der Basis neuer Generalisierungen wird die Theorie entweder verändert oder zugunsten einer neuen, besseren Theorie verworfen. Bemerkung: Dies ist mit dafür verantwortlich, dass für Laien der Zugang zu den Ergebnissen linguistischer Forschung nicht einfach ist. 3. Haben Hörer oder Leser des Deutschen einen Verstehensnachteil, wenn das Verb erst am Satzende kommt?

10 16 Linguistische Grundlagen Kapitel 2 Phonetik: Die Sprachlaute 2.1 Gegenstand und Probleme der Phonetik Lit.: Grewendorf et al. (1987, Kap. 2), O Grady et al. (1996, Kap. 2) Worum es geht Ziel: Es geht nicht darum, alle beliebigen Laute zu erfassen, die bei der lautlichen Produktion menschlicher Sprache auftreten (husten, räuspern, aehs, unwillkürliche Schnalzlaute, etc). Es geht darum, solche Laute einer Sprache zu erfassen und zu beschreiben, die systematisch vorkommen idealerweise solche Laute, die von der Sprache im Prinzip benutzt werden können, um Bedeutungsunterscheidungen auszudrücken. Die Klasse der möglichen Sprachlaute (oder Phone) ist endlich und universell; d.h., jedes Kind kann alle Phone menschlicher Sprache (inkl. z.b. von Schnalzlauten ( clicks )) ohne Probleme erwerben. Beispiel: Tor wird mit aspiriertem t gesprochen (t h ); Stein wird nur mit t gesprochen. Dieser Unterschied zwischen aspiriertem und nicht-aspiriertem t wird im Deutschen allerdings nicht benutzt, um Wörter zu unterscheiden. Im Thai dagegen ist Aspiration bedeutungsunterscheidend: tam mit Aspiration von t bedeutet tun; tam ohne Aspiration von t bedeutet zerstampfen. 17

11 18 Linguistische Grundlagen Phonetik: Teilgebiete Drei Arten der Phonetik: 1. Artikulatorische Phonetik: Erforschung der physiologischen Mechanismen der Sprachproduktion 2. Akustische Phonetik: Erforschung der physikalischen Eigenschaften der Lautereignisse (Schallwellen) 3. Auditive Phonetik: Erforschung der physiologischen Mechanismen der Sprachperzeption (d.h., des Hörens) Im Folgenden geht es hauptsächlich um die artikulatorische Phonetik; denn dieses Teilgebiet bildet die Grundlage für das grammatische Regelsystem der Phonologie (die Phonetik ist kein Regelsystem). Schwierigkeiten bei der Analyse Grundschwierigkeiten der Phonetik: Jede lautliche ußerung stellt ein Kontinuum dar: Die Kontraktionszustände der Muskeln des Sprechapparats weisen ein kontinuierliches Aufund Abnehmen auf. Es ist daher zunächst einmal überhaupt nicht trivial, auf der Basis einer gehörten ußerung die einzelnen Laute zu isolieren. Die Lautproduktion variiert von Sprecher zu Sprecher stark, und letztlich auch bei einem Sprecher von ußerung zu ußerung. Also: Wann dürfen zwei Laute als gleich gelten? In beiden Fällen hat ein native speaker einer Sprache kaum Schwierigkeiten: Sowohl die Segmentierung in Laute, als auch die Unterscheidung von verschiedenen Lauten kann im Großen und Ganzen zuverlässig bei muttersprachlichen ußerungen durchgeführt werden. Der Grund dafür liegt in der kategorialen Wahrnehmung von Lauten, die offenbar mit dem natürlichen Erwerb einer Sprache in der Kindheit verbunden ist. (1) Minimale Bedingung für die Verschiedenheit von Lauten: Zwei Laute sind dann verschieden, wenn es eine Sprache gibt, in der die ußerung dieser Laute bedeutungsdifferenzierend ist. (2) Gebrauch von D im IPA Sprache Schrift IPA Bedeutung Englisch this [DIs] dies Spanisch boda boda] Hochzeit Turkmenisch adak [adak] Fuß Phonetik 19 Die Symbole des IPA kodieren lautliche ußerungen auf der Ebene der Segmente; grundsätzlich könnte man auch die nächsthöhere oder die nächsttiefere Ebene kodieren (nämlich Silben oder Merkmale). 2.2 Ein vereinfachtes phonetisches Alphabet für das Deutsche Ein phonetisches Alphabet für das Deutsche: Vokale und Gleitlaute Vokale [a] Fall [fal] [A:] Dame [da:m@] [A] Fabrik [faböik] (nicht-nativ) [I] Schiff [SIf] [E] stellen [StEl@n] [i:] schief [Si:f] [E:] stählen [StE:l@n] [i] Schikane [Sika:n@] (nicht-nativ) [U] Rum [öum] [e:] stehlen [Ste:l@n] [e] steril [Steöi:l] (nicht-nativ) [u:] Ruhm [öu:m] [@] Hexe [heks@] [Y] dünn [dyn] [5] Winter [vint5] [y:] Düne [dy:n@] [y] Physik [fyzik] (nicht-nativ) [O] Rotte [öot@] [o:] rot [öo:t] [o] Monolog [monolo:k] (nicht-nativ) [œ] Hölle [hœl@] [ø:] Höhle [hø:l@] [ø] konom [Pøkono:m] (nicht-nativ) Gleitlaute [j] jung [jun] [w] blau [blaw]/[blau] IPA Einzelsprachliche Orthographien sind nicht geeignet, um alle Phone natürlicher Sprachen zu erfassen; man braucht ein System, das es erlaubt, jede ußerung einer beliebigen Sprache so zu transkribieren, dass ihre linguistisch relevanten Laut- Aspekte erfasst werden. Ein solches sprachunabhängiges Transkriptionssystem ist das International Phonetic Alphabet (IPA), das seit 1888 entwickelt wird. Ein Beispiel (phonetische Symbole, die die Phone kodieren, werden immer in eckige Klammern gesetzt):

12 20 Linguistische Grundlagen Ein phonetisches Alphabet für das Deutsche: Konsonanten Konsonanten [p] Pein [pain] [b] Bein [bain] [f] fein [fain] [v] Wein [vain] [m] mein [main] [t] Teich [taiç] [d] Seide [s] reißen [öaisn] [z] reisen [öaizn] [n] nein [nain] [ö] rein [öain] (Zäpfchen-r) [r] (gerolltes r) [l] Leinen [S] Tasche [Z] Loge [ç] reich [öajç] (ich-laut) [x] Rauch [öaux] (ach-laut) [k] König [kø:nik] [g] Gans [gans] [N] singen konkret [konköe:t] [h] Haus [haus] [P] in [PIn] (Knacklaut) Für das Englische: [T] through [Tôu:] [D] this [DIs] [2] but [b2t] 2.3 Klassifizierung von Lauten Warum klassifiziert man Laute? Die ähnliche Artikulation verschiedener Laute spielt für phonologische Regeln (also Regeln der Grammatik) eine wichtige Rolle. Ein Beispiel: Englisch erwerbende Kinder wissen bereits im Alter von 2-3 Jahren (also ohne Bezug auf die Schreibung nehmen zu können), wie man den regulären Plural von Substantiven aus dem Singular bildet. (3) Pluralbildung im Englischen: a. Füge ein [s] an alle Wörter, die auf [p], [t], [k], [T] oder [f] enden: caps, cats, sacks, myths, muffs b. Füge ein [z] an alle Wörter, die auf [b], [d], [g], [v], [D], [l], [ô], [y], [w], [m], [n], [N] oder einen Vokal enden: cabs, cads, bags, dives, lathes, mills, cars, boys, cows, cans, rams, things, zoos. c. Füge ein an alle Wörter, die auf [s], [z], [S], [Z], [ts] oder [dz] enden: buses, causes, bushes, garages, beaches, badges. Ist die Zugehörigkeit eines Lautes zu einer der drei Regeln vom Zufall bestimmt? Hin zu natürlichen Klassen von Lauten (4) Präteritumsbildung im Englischen: a. Füge ein [t] an Verben, die auf [p], [k], [T], [f], [s], [S] enden: reaped, peeked, unearthed, huffed, kissed, wished, pitched. Phonetik 21 b. Füge ein [d] an Verben, die auf [b], [g], [D], [v], [z], [Z], [n], [m], [N], [l], [ô], [y], [w] oder einen Vokal enden: grabbed, hugged, seethed, loved, judged, manned, named, longed, killed, cared, tied. c. Füge ein an Verben, die auf [t] oder [d] enden: stated, clouded. Die Klassen von Lauten, über die die beiden Regeln im Englischen (Pluralbildung, Präteritumsbildung) reden, sind sehr ähnlich. Das Kind muss gar nicht die Laute einzeln für jede Regel lernen; es lernt nur allgemeine Merkmale, die jeweils einer Klasse von Lauten gemein sind. Im vorliegenden Fall: stimmlos gegenüber stimmhaft. Einfache Regeln (5) Erste Variante: a. Füge ein [s] im Plural und ein [t] im Präteritum an alle Wörter, die auf einen stimmlosen Laut enden. b. Füge ein [z] im Plural und ein [d] im Präteritum an alle Wörter, die auf einen stimmhaften Laut enden. (6) Zweite Variante: a. Füge den passenden stimmlosen Laut an alle Wörter, die stimmlos enden. b. Füge den passenden stimmhaften Laut an alle Wörter, die stimmhaft enden. (7) Dritte Regel: a. Füge ein Schwa ein, wenn die ersten beiden Regeln zu einer Verdopplung von [t], [d], [s] oder [z] führen. b. ndere einen stimmlosen Konsonanten hinter einem Vokal in einen stimmhaften Konsonanten. Nebenbemerkung: Diese Regelinteraktion ist auf sehr einfache Weise in einem optimalitätstheoretischen System mit verletzbaren und zueinander geordneten Beschränkungen darstellbar (vgl. die Phonologie-Vorlesung im Modul ). Optimalitätstheoretische Analyse der englischen Präteritumsbildung 1 Annahme: zwei Präteritum-Suffixe: [t], [d]; [@] kann davor eingefügt werden. (8) Beschränkungen (verletzbar und geordnet): a. Ident-Stimm/Prät: Ein Präteritum-Suffix ist bzgl. [±stimmhaft] identisch mit dem vorangehenden Laut.

13 22 Linguistische Grundlagen b. NonIdent-Stamm/Prät: Ein Präteritum-Suffix ist nicht mit dem vorangehenden Laut identisch. c. Silbenzahl/Prät: Präteritumsbildung verändert nicht die Silbenzahl. (9) Ordnung: a. Ident-Stimm/Prät NonIdent-Stamm/Prät Silbenzahl/Prät Optimalitätstheoretische Analyse der englischen Präteritumsbildung 2 kiss + Prät Id-Stimm/Prät NonId-Stamm/Prät Silb/Prät [kis]-[t] [kis]-[d] *! [kis]-[@t] *! * [kis]-[@d] *! kill + Prät Id-Stimm/Prät NonId-Stamm/Prät Silb/Prät [kil]-[t] *! [kil]-[d] [kil]-[@t] *! * [kil]-[@d] *! state + Prät Id-Stimm/Prät NonId-Stamm/Prät Silb/Prät [steit]-[t] *! [steit]-[d] *! [steit]-[@t] *! * [steit]-[@d] * Wie klassifiziert man Laute? Phonetische Merkmale Die Bildung eines Lautes geht immer einher mit der Modifikation eines Luftstroms. Dieser Luftstrom kommt im einfachsten Fall aus der Lunge (er ist pulmonisch); im Prinzip kann er aber auch eine andere Quelle haben (glottalisch oder velarisch). Die Bewegung des Luftstroms ist im einfachsten Fall nach draußen, also egressiv; sie kann aber auch nach innen gehen, dann ist sie ingressiv. Ingressive Laute sind z.b. Implosive (wie in [áa:áe:] ( entfremden ) vs. [ba:be] ( Heuschrecke ) aus dem Hausa) oder Clicks (wie in [ a a] klettern im Zulu). Standardsituation: Die Luft geht bei der exspiratorischen Lautbildung aus der Lunge durch die Glottis (Stimmritze) und entweicht dann durch den Mund oder die Nase. (10) Kriterien für die Klassifikation von Lauten: a. Zustand der Stimmbänder b. Weg des Luftstroms (Mund/Nase) c. Artikulationsort bzw. artikulierendes Organ d. Artikulationsart Zustand der Stimmbänder Der Luftstrom passiert die durch die Stimmbänder gebildete Glottis. Phonetik 23 Sind die Stimmbänder weit auseinander, passiert der Luftstrom die ffnung ungehindert: stimmlose Laute. Sind die Stimmbänder zusammen, werden sie von der durchströmenden Luft zum Schwingen gebracht: stimmhafte Laute, inkl. alle Vokale. Merkmal: [+stimmhaft] vs. [ stimmhaft] (11) Minimalpaare: a. packen backen b. Torf Dorf c. Pein Bein d. platt Blatt e. Teich Deich f. Kreis Greis g. Fall Wall h. finden winden Weg des Luftstroms Wir wissen, was Pein von Bein unterscheidet, aber was unterscheidet mein von Bein? (Beide Konsonanten sind [+stimmhaft].) [m] ist ein nasaler Laut (die Luft entweicht nicht durch den Mund, sondern durch die Nase); [b] ist das nicht. Wie kommt ein nasaler Laut zustande? Das Velum (Gaumensegel, weicher Gaumen) ist beweglich. Ist es gehoben, geht keine Luft in die Nase: orale Laute. Ist es gesenkt, geht der Luftstrom nicht durch den Mund, sondern durch die Nase: nasale Laute. Merkmal: [+nasal] vs. [ nasal] Bezeichnungen (vgl. Abbildung) (12) a. bilabial (labium Lippe) b. labiodental (dentes Zähne) c. dental (dentes Zähne) d. alveolar (alveoli Zahntaschen, Zahndamm)

14 24 Linguistische Grundlagen e. palatoalveolar (palatum Gaumen) f. palatal (palatum Gaumen) g. velar (velum Gaumensegel, weicher Gaumen) h. uvular (uvula Zäpfchen) i. pharyngal (pharynx Rachen) j. laryngal (larynx Kehlkopf) k. apikal (apex Zungenspitze) l. koronal (corona Zungenkranz) m. dorsal (dorsum Zungenrücken) n. glottal (glottis Stimmritze) o. trachea Luftröhre p. oesophagus Speiseröhre Artikulationsstelle bzw. artikulierendes Organ [b], [d], [g] sind stimmhaft und oral. Unterschiede: Artikulationsstelle bzw. artikulierendes Organ. (13) a. Bilabiale: [p], [b], [m] (beide Lippen zusammen) b. Labiodentale: [f], [v] (Unterlippe an obere Zähne) c. Labiale: Bilabiale oder Labiodentale d. Interdentale: [T], [D] (vorderer Zungenteil zwischen Zähne) e. Alveolare: [d], [t], [n], [s], [z], [l], [r] (Zungenspitze an Zahntaschen; auch Dentale) f. Palatoalveolare: [S], [Z] (vorderer Teil der Zunge an vorderen Teil des Gaumens) g. Palatale: [ç], [j] (vorderer Teil der Zunge an harten Gaumen) h. Velare: [k], [g], [x], [N] (Zungenrücken (dorsum) an hinteren Gaumen (velum)) i. Uvulare: [ö] (inspiratorisch beim Schnarchen) j. Pharyngale: (Deutsch; solche Rachenlaute gibt es z.b. im Arabischen) k. Laryngale (Glottale): [h], [P] (vor jedem Vokal am Silbenanlaut) Artikulationsstelle und artikulierendes Organ: Überblick bilabial labiodentalalveolar palatoalveolarpalatal velar uvular Art.-stelle Oberlippe Oberzähne oberer Gaumen/ harter weicher Zäpfchen (labium) (dentes) Zahndamm (Alveolen) Gaumen Gaumen (uvula) (Alveolen) (palatum)(velum) Art.-organUnterlippe Unterlippe Zungenkranzvorder Teil Zungen- Zungen- Zungen- (labium) (labium) (corona) der Zunge rücken rücken rücken (dorsum) (dorsum)(dorsum) [p], [b], [m][f], [v] [t], [d], [s], [S], [Z] [ç], [j] [k], [g], [ö] [z], [n], [l], [r] [x], [N] Artikulationsart 1 Phonetik 25 Verschlusslaute (Plosive): Unterschied von [d] und [z]? [d] ist ein Verschlusslaut (Plosiv); hier wird der Luftstrom vollkommen gestoppt. Alle Nicht-Plosive heißen dauernde Laute, weil die Luft ohne vollständige Unterbrechung entweicht. Es gibt nasale und orale Verschlusslaute. Zu letzteren zählen: [p], [t], [k] (stimmlos) und [b], [d], [g] (stimmhaft). Der glottal stop (Knacklaut) ist ein glottaler Verschlusslaut. Frikative (Reibelaute, Spiranten): Der Luftstrom wird nicht vollkommen unterbrochen; es gibt aber eine artikulatorische Enge, bei der durch Reibung ein Geräusch entsteht. Unterlippe und Zähne: [f], [v] Zungenkranz und Alveolen: [s], [z] alveopalatal bzw. palatal: [S], [Z], [ç] velar: [x] uvular: ([K]) laryngal: [h] Artikulationsart 2 Affrikaten: Laute, die durch einen Verschluss erzeugt werden, der sofort wieder zu einem Frikativ gelockert wird. Umstritten ist, ob es sich um einen oder um zwei Laute handelt. [t] [ts], [ts] (Latschen, Zaun) [d] [dz] (Loggia) [p] [pf] (Apfel) [k] [kx] (Kind, schweizerdeutsch) Liquide: Dies sind r- und l-laute. Der Luftstrom wird behindert, aber nicht so stark, dass das für Frikative typische Reibegeräusch entsteht. [l] ist ein Lateral. Zungenspitze Alveolen, Zungenseiten gesenkt Luft kann vorbei. [ö] Vibrieren des Zäpfchens; nicht-lateraler Liquid. [r] Zungenspitze an Alveolen. Liquide sind eine natürliche Klasse, auf die Regeln sich beziehen können.

15 26 Linguistische Grundlagen Eine Regel mit Liquiden (Artikulationsart 3) (14) Eine Regel für den Silbenanlaut im Deutschen: Nach anlautendem [k], [g], [p], [b], [f], [pf] kann nur ein Liquid kommen. (15) Bestätigungen: a. [pr...] b. [br...] c. [fr...] d. [pfr...] e. [kr...] f. [gr...] g. [pl...] h. [bl...] i. [fl...] j. [pfl...] k. [kl...] l. [gl...] Artikulationsart 4 (16) Ausnahmen? a. [pn...] b. [ps...] c. [gn...] Gleitlaute: Bei Gleitlauten ( Halbvokalen ) entsteht kaum eine Behinderung des Luftstroms; die Zunge gleitet von einem Vokal zum nächsten hin. [j]: palataler Gleitlaut [w]: labiovelarer Gleitlaut Vokalismus im Deutschen 1 Vokale: keine orale Behinderung des Luftstroms. (17) Merkmale: [± konsonantisch], [±vokalisch] ([±silbisch]) a. Konsonanten: [+konsonantisch, vokalisch] b. Vokale: [ konsonantisch,+vokalisch] c. Gleitlaute: [ konsonantisch, vokalisch] d. : [+konsonantisch,+vokalisch] (18) Klassifikation von Vokalen: a. vertikale Zungenbewegung (Höhenbewegung der Zunge): hoch, mittel, niedrig b. horizontale Zungenbewegung (Positions des höchsten Zungenteils): vorne, hinten c. Lippenrundung: rund, nicht-rund (19) Merkmale: a. [±hoch], [±niedrig]: hoch, mittel, niedrig b. [±vorn]: vorne, hinten c. [±rund]: rund, nicht-rund Umlaut und ach/ich-laut Phonetik 27 Evidenz für Regeln, die auf das Merkmal [±hoch] zugreifen: Umlaut im Althochdeutschen. [i] ([j]), [u] der Folgesilbe bewirken Anhebung des Stammvokals. Die Regel für den Umlaut kann also einfach auf das Merkmal [+hoch] Bezug nehmen. (20) a. gast gest-i b. stëlan stil-u (Terminologie: In althochdeutschen bzw. mittelhochdeutschen Grammatiken ist Umlaut in der Regeln für den bloßen i-umlaut reserviert; der e/i-wechsel wird separat behandelt.) (Im modernen Deutsch funktioniert Umlaut etwas anders; er ist an bestimmte Suffix-Typen gekoppelt und kein rein phonologisches Phänomen, z.b. Buch Büch-er, Maus Mäus-chen. Vgl. die Morphologie-Vorlesung im Modul ).) Evidenz für Regeln, die auf das Merkmal [±vorn] zugreifen: Nach hinteren Vokalen kommt [x] (Bach, Buch, hoch), nach vorderen Vokalen kommt [ç] (ich, frech, riechen, Rehchen, röcheln, Früchte). Weitere Klassifizierungsmerkmale für Vokale Länge (Dauer) Gespanntheit (stärkere Muskelanspannung, geringere Mundöffnung) Zentralisierung (21) Gespanntheit und Länge gehen im Deutschen oft zusammen a. schief [i:] vs. Schiff [I] b. Huhn [u:] vs. Hunne [U] c. wohne [o:] vs. Wonne [O] d. Düne [y] vs. dünne [Y] e. Höhle [ø:] vs. Hölle [œ] Ausnahme: Vokale, die [+niedrig] sind. Es gilt also: Alle nicht-niedrigen Kurzvokale im Deutschen sind ungespannt. 1. [a], [A:]: Beide sind [+niedrig]; Kurzvokal wird weiter vorn gebildet und ist gespannter. 2. [E], [E:], [e:]: [E], [E:] sind [+niedrig]; [E:] ist nicht gespannt.

16 28 Linguistische Grundlagen Vokalviereck [i:] [y:] [u:] hoch ([+hoch, niedrig]) [I] [Y] [U] [e:][ø:] [o:] mittel ([ hoch, niedrig]) [E] [œ] [O] [5] [E:] [a] [2] niedrig ([ hoch,+niedrig]) [A:] vorn } zentral {{ hinten } [+vorn] [ vorn] Alle gerundeten Vokale werden etwas hinter den ungerundeten Vokalen artikuliert. 2.4 Suprasegmentale Tonhöhe: Ton und Intonation Alle Laute haben auch suprasegmentale (oder prosodische) Eigenschaften: Tonhöhe ( pitch ) Lautstärke Länge Im gegenwärtigen Kontext ist die Tonhöhe von besonderem Interesse. (Sogar Konsonanten haben unterschiedliche Tonhöhe: [s] ist z.b. höher als [S].) Ton Tonhöhe spielt in natürlichen Sprachen bei zwei Phänomenen eine Rolle: 1. Ton (Bedeutungsunterscheidung in Wörtern) 2. Intonation (Bedeutungsunterscheidung in Phrasen) Manche Sprachen haben Ton in der Form von Registertönen: hoch, mittel, tief. (Bemerkung: [ì] ist ein ist ein stimmloser dental/alveolarer lateraler Frikativ; die senkrechten Verbindungslinien heißen Assoziationslinien.) Phonetik 29 (22) Autosegmentale Repräsentation von Ton im Sarcee (Athapaskan): H M L [miì] Motte [miì] Falle [miì]schlaf Ein Ton kann mit mehr als einer Silbe assoziiert sein: Mende (Niger-Kongo- Sprache; steht für hoher Ton ; ` steht für tiefer Ton ). (23) a. pélé ( Haus ) b. háwámá ( Taille ) c. kpàkàlì ( dreifüßiger Stuhl ) (24) Autosegmentale Repräsentation von Ton im Mende: H H L pe le hawama kpakali Konturtöne In manchen Sprachen ändert sich der Ton innerhalb einer Silbe: Konturtöne. Klassisches Beispiel: Mandarin (Sino-Tibetisch); hier gibt es Register- und Konturtöne. (25) H [ma] Mutter high tone (26) M H (27) M L H (28) H L Intonation [ma] Hanf mid rise [ma] Pferd fall rise [ma] schimpfen high fall Tonhöhenbewegung in ußerungen, die nicht mir Unterschieden in Wortbedeutungen einhergeht, heißt Intonation. Unterschiedliche Satztypen haben oft unterschiedliche Intonationsmuster (Aussagesätze, Fragesätze, Befehlssätze).

17 30 Linguistische Grundlagen (29) Ein englisches Beispiel: L H L Sam boughtanewva--cuumclea--nerbag (30) Ein deutsches Beispiel mit Unterschieden der Satzbedeutung: Hutkontur Alle Politiker sind nicht korrupt Kapitel 3 Phonologie: Funktion und Verteilungsmuster der Laute 3.1 Einleitung Einleitung Phonetik: Laute und ihre Merkmale geringe Abstraktion (Phon); kein Teil der Grammatik im engeren Sinne Phonologie: Funktion und Verteilungsmuster der Laute; was ist eine mögliche Folge von Lauten in einer gegebenen Sprache? starke Abstraktion (Phonem); genuine grammatische Komponente (1) Mögliche Wörter des Englischen bzw. Deutschen: a. slish, skrenk b. Schrant, Knumpe, Schergung, Knaffel, Spreuchel, Grolch, Mürbst, Krant, Pfraus (2) Unmmögliche Wörter des Englischen bzw. Deutschen: a. srish, sram, screpk (mögliche Reparaturen: [s@ris], [Es.ræm], [skôep@k]) b. Kelr, Ptrong, Kterz, Mgnose, Srindel, Rgochr Die Fähigkeit, mögliche von unmöglichen Lautfolgen in Wörtern des einer Sprache unterscheiden zu können, ist Teil des sprachlichen Wissens (der phonologischen Komponente der Grammatik einer Sprache). 31

18 32 Linguistische Grundlagen Ebenen der phonologischen Repräsentation Vier Typen phonologischer Einheiten Wd Wortebene σ σ Silbenebene s E g n t Segmentebene silbisch +silbisch silbisch silbisch +silbisch silbisch silbisch sonorant +sonorant sonorant +sonorant +sonorant +sonorant sonorant +koronal hoch +hoch +labial +reduziert +nasal +koronal Merkmals- ebene 3.2 Segmente im Kontrast Minimalpaare 1 Sprecher einer Sprache wissen, welche Segmente ihrer Sprache im Kontrast sind. Segmente sind dann im Kontrast (oder distinktiv, oder in Opposition), wenn sie allein Formen mit unterschiedlicher Bedeutung unterscheiden können. Wie man überprüft, ob zwei Segmente distinktiv sind: Bildung von Minimalpaaren. (3) Einige Minimalpaare im Deutschen: a. Schein Sein b. Pein Bein c. Tisch Fisch d. mein dein e. kopieren kapieren f. Designation Resignation g. Freunden Freundin h. Bund Band Minimalpaare 2 Kontraste unter Konsonanten im Englischen Labial Alveolar Palatoalveolar Velar Glottal Phonologie 33 Plosive und Affrikaten tap [p] pat [t] chug [ts] pick [k] tab [b] pad [d] jug [dz] pig [g] Dauernde Laute Interdental fat [f] thigh [T] sip [s] mesher [S] hip [h] vat [v] thy [D] zip [z] measure [Z] Nasale sum [m] sun [n] sung [N] Liquide wet [w] Minimalpaare 3 leer [l] rear [ô] yet [j] Der phonetische Kontext, in dem ein Laut erscheint, heißt die Umgebung ( environment ). Es gibt auch Paare mit Segmenten in beinahe vollständig identischen Umgebungen; hier handelt es sich um fast minimale Paare ( near-minimal pairs ). Auch so können Kontraste begründet werden. (4) Fast minimale Paare: a. shoulder [S@Uld@] vs. soldier [s@uldz@] b. author [O:T@] vs. either [i:d@] Wenn ein fast minimales Paar oder ein minimales Paar gefunden ist, sind zwei Segmente in der betreffenden Sprache distinkt. Segmente können allerdings im Prinzip auch distinkt sein, wenn kein (Fast-) Minimalpaar gefunden werden kann; z.b.: (5) a. [h] tritt im Englischen nur am Silbenanfang auf. b. [N] tritt im Englischen nur am Silbenende auf. Sprachspezifische Kontraste Laute, die in einer Sprache distinktiv sind, sind dies nicht unbedingt auch in einer anderen Sprache. (6) Beispiel 1: [e] vs. [æ], Englisch gegen Türkisch Englisch Türkisch [ben] Ben [ben] ich [bæn] Verbot [bæn] ich

19 34 Linguistische Grundlagen Im Englischen ist Vokallänge nicht distinktiv: Es gibt keine Minimalpaare der Art [lus]:[lu:s]. (Im Deutschen ist das auch oft so, aber vgl. stellen vs. stählen In anderen Sprachen ist das ganz anders. (7) Beispiel 2: Kontraste kurzer und langer Vokale: Japanisch, Finnisch Japanisch [tori] Vogel [tori:] Schreintor [kibo] Skala [kibo:] Hoffnung Finnisch [tuli] Feuer [tu:li] Wind [hætæ] Bedrängnis [hæ:tæ:] ausweisen 3.3 Phoneme und Allophone Phonetische Variation Sprachliche ußerungen zeigen ein hohes Maß an phonetischer Variation. Einiges davon ist linguistisch irrelevant: Zahnspangen oder -klammern, Müdigkeit, Aufregung, Kaugummikauen, Trunkenheit, etc. Vieles davon ist aber auch systematisch. Die Variation tritt insbesondere bei phonetisch ähnlichen Segmenten auf und ist durch den phonetischen Kontext (die Umgebung) bedingt. Komplementäre Verteilung Beobachtung: Der Liquid l kann im Englischen auf zwei Weisen realisiert werden, nämlich stimmhaft oder stimmlos: [l] vs. [l ] (8) Stimmhafte und stimmlose l-realisierung im Englischen: A B blue [blue:] plough [pl ou] gleam [gli:m] clap [kl æp] slip [slip] clear [kl I@] flog [fl6g] play [pl ei] leaf [li:f] Konklusion: [l] und[l ] sind im Englischen in komplementärer Distribution: Sie können in einer gegebenen Umgebung nicht beide auftauchen. Wie kann das Auftreten beschrieben werden? Elsewhere Phonologie 35 (9) Komplementäre Verteilung von [l] und [l ] im Englischen: [l] [l ] nach stimmlosen Plosiven nein ja sonst ja nein Terminologie: sonst heißt auf Englisch elsewhere. Mit elsewhere ist immer gemeint, dass die Distribution größer ist, de facto unbeschränkt: [l] tritt eigentlich immer auf, es sei denn, der Kontext für ein [l ] ist gegeben. Also erscheint [l] nach stimmlosen Plosiven, nach stimmlosen Frikativen, und am Wortanfang. Bemerkung: Die zwei l-laute sind phonetisch unterschiedlich, aber phonologisch dasselbe. Phoneme und Allophone Durch Regeln vorhersagbare Laute, die phonetisch ähnlich sind und die nicht miteinander in Kontrast stehen, werden zu einer abstrakten phonologischen Einheit zusammengefasst, der kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheit einer Grammatik, nämlich dem Phonem. (10) Klassischer Phonembegriff: Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten. (11) Allophone: Die unterschiedlichen phonetischen Realisierungen eines Phonems heißen Allophone. Allophone sind in komplementärer Distribution. (12) Beispiel: a. Phonem: /l/ b. Allophon 1: [l] (elsewhere) c. Allophon 2: [l ] (nach stimmlosen Plosiven) Aufbau der Grammatik: Phoneme: zugrundeliegende Struktur, in / /-Notation. Phone (inkl. Allophone): Konkrete Realisierungen der Phoneme mit Hilfe von phonologischen Regeln. Fehlende Allophonie trotz komplementärer Distribution Wie gesehen lässt sich für [h] vs. [N] im Englischen kein Minimalpaar finden, weil [h] auf den Silbenanlaut und [N] auf den Silbenauslaut beschränkt ist. Die beiden Laute sind also in komplementärer Distribution. (13) a. *[N@Up] vs. [h@up] *[NeIt] [heit]

20 36 Linguistische Grundlagen b. [l6n] vs. *[l6h] [sin] vs. *[sih] Heißt das, dass [h] und [N] Allophone eines zugrundeliegenden Phonems sind? Nein, hier wird der phonemische Status per Default postuliert; [h] und [N] sind phonetisch einfach zu unterschiedlich; es ist rätselhaft, welche distinktiven Lauteigenschaften ein beiden Lauten zugrundeliegendes Phonem haben sollte ([h] und [N] sind hintere Konsonanten, aber davon gibt es noch mehr: [g], [k]). (14) Die Situation ist im Deutschen ganz ähnlich. [haus] Haus [din] Ding [u:hu] Uhu [henst] Hengst geheim Zunge Generalisierung: [h] steht am Wortanfang vor Vokal und vor betontem Vokal bzw. unbetontem gespannten Vokal; [N] steht nicht am Wortanfang, sondern am Wortende, vor Konsonanten und vor unbetonten ungespannten Vokalen. Freie Variation Es gibt aber auch Phoneme, die leicht unterschiedlich realisiert werden können (z.b. sprecherabhängig), ohne dass hier komplementäre Verteilung der Phone vorliegt. Hier spricht man von freier Variation. (15) /st6p/ mit drei /p/-realisierungen: a. [st6p!] (schnelle ffnung des Verschlusses) b. [st6p^] (längere Beibehaltung des Verschlusses) c. [st6pp] (längere Beibehaltung des Verschlusses) Zur Realität von Phonemen Phoneme repräsentieren eine Form sprachlichen Wissens. Auch wenn man niemals Phoneme hören kann (nur (Allo-) Phone), gibt es doch Evidenz für ihre kognitive Realität. Es ist wohl kein Zufall, dass es für [l] und [l ] nur einen Buchstaben im Englischen gibt. Sprecher des Englischen können den Unterschied zwischen [l] und [l ] kaum wahrnehmen (die Laute sind nicht distinktiv). Sprecher des Japanischen haben Schwierigkeiten mit der Unterscheidung von [l] und [r] im z.b. Englischen, denn im Japanischen sind [l] und [r] Allophone ein und desselben Phonems. Phonologie 37 Umgekehrt haben Sprecher des Englischen Schwierigkeiten, Vokallängenunterschiede im Japanischen auszusprechen und zu hören, weil Vokallänge im Englichen nicht distinktiv ist. Klassen und Generalisierungen in der Phonologie Phonologische Variation ist oft systematisch. Z.B. gelten die Regularitäten für /l/-realisierung im Englischen ganz ähnlich auch bei /r/. (Hier wird aus Einfachheitsgründen statt [ô] immer [r] notiert.) (16) Stimmhafte und stimmlose Allophone von /r/ im Englischen: A B brew [bru:] prow [pr au] green [gri:n] creep [kr i:p] drip [drip] trip [tr Ip] frog [fr6g] pray [pr ei] shrimp [SrImp] (17) Allgemeine Regel: Im Englischen haben Liquide hinter stimmlosen Plosiven stimmlose Allophone; ansonsten haben sie stimmhafte Allophone. Den Phonemen /r/ und /l/ ist gemeinsam, dass sie beide Liquide sind. 3.4 Sprachspezifische Muster Ich-Laut und Ach-Laut im Deutschen Die dorsalen Frikative [x] und [ç] sind im Deutschen komplementär verteilt(darstellung nach Meibauer et al. (2002)). (18) Dorsale Frikative: [x] vs. [ç] [x] [ç] [ç] [ç] Ach ich Milch Chemie Buch siech durch Bio-chemie hoch Becher manche Frau-chen Loch rächen München Dumm-chen Lache Flüche Rös-chen Sucht Küche Bauch Lölcher reich euch (19) Generalisierung: a. [x] steht nach hinteren Vokalen und nach zentralen Vokalen([ vorn]). b. [ç] steht nach vorderen Vokalen ([+vorn]), nach Konsonanten und am Morphemanfang (letzte Spalte; Morpheme sind noch nicht eingeführt).

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