Sicherheitstipps beim T5 Geocaching

Transkript

1 Sicherheitstipps beim T5 Geocaching Eine kleine Anleitung zum sicheren Klettern für Geocacher Mit diesen Ausführungen möchte ich meinen Mitcachern ein paar Tipps an die Hand geben und versuchen sie vor Situationen zu bewahren, in die sie kommen könnten. Ich selbst habe schon einige Erfahrungen machen müssen, die nicht immer unbedingt lustig waren. Sie hätten sich vermeiden lassen, wenn ich mehr Grundkenntnisse, Erfahrung oder anderes Material dabei gehabt hätte. Es wird sicher Leute unter uns geben, die werden die eine oder andere Maßnahme für überflüssig halten. Aber die Erfahrung zeigt nun mal dass die meisten Unfälle entweder durch Unkenntnis oder durch Leichtsinn entstehen. Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, versuche ich an dieser Stelle all die Sachen zusammen zu tragen, die dieses Hobby etwas sicherer machen können. Grundsätzliche Vorüberlegung Eine gute Vorbereitung hilft Überraschungen zu vermeiden. Wenn man nicht genau weiß was einen erwartet, etwa weil über die benötigte Ausrüstung nichts oder nur wenig in der Cachebeschreibung steht, lohnt es im Vorfeld den Cache Owner zu kontaktieren. Dieser wird in den meisten Fällen sicherlich Auskunft darüber erteilen, was einen erwartet und welche Ausrüstung benötigt wird. So wird kein wichtiger Ausrüstungsgegenstand zu Hause vergessen und man ist vor Enttäuschungen vor Ort etwas sicherer. Im Zweifel kann es nicht schaden etwas mehr dabei zu haben, als benötigt wird. Allerdings muss man auch bedenken, dass man Alles irgendwie tragen muss. Gerade bei sehr umfangreichen Ausrüstungen und längeren Fußmärschen kann das Gewicht eine nicht zu verachtende Rolle spielen. Weiterhin sollte man bei der Vorbereitung darauf achten, dass man einen T5 Cache nie allein angehen sollte. Am besten man hat eine erfahrene Person dabei, die sich mit der Thematik auskennt. Im Zweifelsfall reicht aber schon ein Laie, der im Falle eines Falles zumindest Hilfe holen kann. Stell Dir vor Du hängst an einem Baum oder an einer Felswand und benötigst Hilfe. Im schlimmsten Fall liegt Dein Handy im Rucksack oder hat keinen Empfang. Und weit und breit keine Menschenseele... Weiterhin sollte man auch das Wetter im Auge behalten. Bei nassem und womöglich kaltem Wetter bestehen zusätzliche Gefahren, das Material leidet und wirklich Spaß macht es auch nicht. Lieber einen geplanten 5er um ein paar Tage verschieben. Für den Fall des Falles sollte man sich überlegen, wie man Rettungskräften beschreiben kann, wo man sich gerade befindet. Dies kann sehr, sehr wichtig sein da Rettungsdienste nicht immer etwas mit Koordinaten anfangen. Und mitten im Wald ist es mitunter gar nicht so einfach. Im Notfall kann es um lebensrettende Minuten gehen. 1

2 Vorbereitung / Training Der Umgang mit Seil und Gurt ist eine Übungssache die eine Menge Erfahrung erfordert. Selbstüberschätzung kann leider schnell zu einer Tragödie führen. Jeder der einen T5 Cache angeht, sollte über ein gewisses Grundwissen verfügen und die notwendigen Techniken schon einmal unter entschärften Bedingungen durchgeführt haben. Da meines Wissens nach in Deutschland keine speziellen und professionellen T5 Kurse angeboten werden, ist man auf vereinzelte Anfängerevents und/oder durch Selbsterlernung mit Hilfe anderer erfahrener Cacher angewiesen. Dies sind leider nicht die idealsten Voraussetzungen. Es ist also wichtig sich das nötige Grundwissen anzueignen, praktisch umzusetzen und immer wieder zu üben. Schließlich muss im Ernstfall jeder Knoten sitzen, denn jede Unsicherheit kann weit reichende Folgen haben. So sollte man immer wieder mal alle wichtigen Knoten üben und diese auch im Schlaf beherrschen. Die wichtigsten wären da: Achterknoten, Neunerknoten, Prusik, Sackstich. Wikipedia und andere Seiten im Internet halten da eine Menge Informationen und Anleitungen bereit. Aber Vorsicht: Nicht jeder bewährte Seemannsknoten hat sich beim Klettern bewährt oder ist gar geeignet. Weiterhin sollte man von Zeit zu Zeit ein paar praktische Übungen durchführen. Gerade dann wenn schon etwas Zeit seit dem letzten 5er verstrichen ist, um die erlernten Fähigkeiten immer wieder mal aufzufrischen. Dazu bietet es sich an, einen nicht all zu hohen Ast eines Baumes, einen Balken in der Scheune oder ähnliches als Trainingsort zu wählen. Etwa 3-4 Meter Höhe reichen vollkommen aus. Hier kann man dann in Ruhe den Aufstieg, Abstieg und Umbau des Geräts üben. Im Folgenden nun eine Übersicht der Dinge, die man immer wieder mal trainieren sollte: - korrektes Anlegen des Klettergurts (ja auch hier kann man Fehler machen, wie etwa verdrehte Beinschlaufen, nicht zurück schlaufen usw.) - Knoten verinnerlichen - korrekte Verwendung des Sicherungsgeräts (z.b. richtiges Seileinlegen usw.) - richtige Auswahl und korrekte Verwendung von Karabinern - Wurftechniken üben - Fixpunkte errichten - korrekte Platzierung des Seiles - positionieren des Seilschoners - Aufstieg - Umbau des Sicherungsgeräts - Ablassen, Abseilen Bei dieser Gelegenheit sollte man auch immer einen prüfenden Blick auf sein Material werfen: - Sichtkontrolle aller Ausrüstungsgegenstände - falls erforderlich diese reinigen - beschädigtes oder verschlissenes Material austauschen - Seil ordentlich zusammenlegen und am besten im Seilsack liegend lagern - keine Knoten im Seil belassen! - andere Gegenstände ordentlich verstauen und trocken verwahren 2

3 Seileinbau / Fixpunkte Je nachdem um was es sich für einen Cache handelt, muss das Seil sicher und den Erfordernissen entsprechend positioniert und befestigt werden. Ich möchte nun auf die einzelnen Möglichkeiten eingehen: Abseiler von Brücken, Felswänden, Steinbrüchen etc. Bei diesem T5 Typ kommt es darauf an, einen besonders stabilen Punkt für eine Befestigung des Seils zu wählen. Hier wird typischerweise der Fixpunkt an einem Baum, einem Pfosten, einem Geländer etc. gewählt. Der Befestigungspunkt sollte einen vertrauenserweckenden Eindruck machen und nicht total verrostet sein, wackeln oder anscheinlich unterdimensioniert sein. Sollte kein völlig überzeugender Punkt gefunden werden, kann man auch mehrere Punkte etwa zu einem Kräftedreieck verbinden, um die gewünschte Sicherheit zu gewährleisten. Man legt nun um jeden Befestigungspunkt eine Bandschlinge, knotet in das Seilende bzw. Seilmitte einen Achter- oder besser einen Neunerknoten und verbindet die Enden mit einem Schraubkarabiner. Dieser Karabiner muss zugeschraubt werden und darf auch nicht querbelastet werden! Läuft das Seil über Kanten, scharfen Fels oder durch Dreck, sollte es mit einer stabilen Unterlage oder einem Seilschoner geschützt werden. Neben speziellen Seilschonern aus dem Fachhandel tut es auch ein altes Stück Teppich / PVC oder ein Stück (am besten dickwandigen) Schlauchs. Aufstieg am Seil bei Bäumen, unter Brücken etc. In diesem Fall muss das Seil aus einer gewissen Entfernung positioniert werden. Die üblichste Methode ist die mit Wurfsack und Pilotschnur. An Bäumen sollte man darauf achten, das Seil am besten an einem stabilen Ast über der dem Cache zu werfen, dann kommt man auch ohne Verrenkungen gut an die Dose. Man sollte darauf achten, dass man selbst aber auch andere Personen nicht vom Wurfsack getroffen werden, da dieser je nach Flugbahn sehr unkontrolliert zurückkommen kann. Unter Brücken etwa hat man meist keine Möglichkeit das Seil höher zu bekommen wie vielleicht wünschenswert wäre. Sollte man nun den Cache nicht oder nur sehr schlecht erreichen können kann man oben angelangt entweder die Trittschlinge verkürzen oder mit einer Leiter aus Bandmaterial die Distanz noch verkürzen. Sehr wichtig: Nie über den Umlenkpunkt des Seiles klettern! Ein Sturz könnte fatale Folgen haben. Aber auch hier gilt das Seil mit einem Seilschoner vor Kontakt mit Ästen oder Beton- und Metallträgern zu schützen. Dieser muss nun am Seil mit einem Stück Reepschnur und Prusik Knoten befestigt und mit hochgezogen werden bis er die richtige Position erreicht. Klassisches Abseilen sowie Auf- und Abstieg am Seil Nachdem nun das Seil befestigt ist kann die eigentliche Arbeit beginnen. Vorher möchte ich aber noch 2 Dinge an Herz legen: 3

4 1. Grundsätzlich empfehle ich immer einen Helm zu tragen. Egal ob an einer Felswand oder einem Steinbruch Dreck und Steine von oben herab rieseln oder man sich den Kopf an einer Brücke oder an einem Ast anhaut, ein Helm sollte obligatorisch werden. Empfehlenswerte Modelle gibt es bereits ab 40 und wer noch keinen speziellen Kletterhelm besitzt, kann sich notfalls auch mit einem Fahrrad- oder Skaterhelm behelfen. 2. Nie allein und mit redundanter Sicherung. Wie schon eingangs erwähnt, sollte man niemals allein auf T5 Suche gehen. Ist die Begleitperson selbst Kletterer, sollte man es sich angewöhnen, vor dem Aufstieg oder Abseilen, eine Partnerkontrolle wie beim Sportklettern durchzuführen. z.b. ob der Gurt richtig sitzt, die Karabiner zugeschraubt sind, das Seil richtig verläuft, Knoten i.o. sind usw. Außerdem sollte man sich angewöhnen, mit einem zweiten Seil (am besten einem Dynamikseil) den gerade Kletternden zusätzlich zu sichern. Bei einem Baum oder unter einer Brücke kann man dieses zusätzliche Seil einfach mit hochziehen. Bei einem reinem Abseiler empfiehlt sich eine Umlenkung mit Hilfe einer Bandschlinge und einem Karabiner an einem geeigneten, stabilen Objekt. Der Partner kann dann ähnlich wie beim Toprope mit einem HMS Karabiner, Achter oder Tube sichern. Diese Maßnahme erhöht nicht nur die Sicherheit sondern gibt gerade Anfängern ein viel besseres Gefühl. Abseilen Beim Abseilen besteht immer die Gefahr, das man bei einem eventuellen Fehler gleich nach dem loslassen bzw. losgehen in die Tiefe stürzen kann. Man sollte daher den korrekten Sitz des Gurtes, des Karabiners und des Sicherungsgeräts besonders genau prüfen und vom Kletterpartner bestätigen lassen. Muss man dabei vor dem einbinden über ein Geländer o.ä. klettern, sollte man sich vorher mit einer Bandschlinge zwischensichern und diese erst kurz vor dem Ablassen entfernen. Will man sich von seinem Standpunkt bis auf den Boden ablassen, sollte man vorher sicherstellen, dass auch das Seil lang genug ist. Auf jeden Fall ist auch immer in das Seilende ein Knoten zu binden. Sollte das Seil nämlich zu kurz sein, würde der Knoten das Seil daran hindern, aus dem Abseilgerät zu gleiten. Außerdem tendiere ich stark dazu, beim reinen Abseilen auf ein Grigri etc. zu verzichten und stattdessen einen Abseilachter oder Tube zu benutzen. Ein Grigri birgt immer die Gefahr das Seil falsch herum einlegen zu können oder das herab fallende Steinchen die Mechanik blockieren. Anders bei Caches, bei denen man nur ein Stück abseilt und dann wieder am Seil aufsteigen muss (z.b. über Wasser). Hier bietet sich ein Gerät a la Grigri oder ID an, da man ohne umbinden zu müssen gleich wieder mit Handsteigklemme und Trittschlinge aufsteigen kann. Beim Abseilen mit einem Achter oder Tube ist auf jeden Fall darauf zu achten, dass eine zusätzliche Prusik Sicherung vorhanden ist (Prusik unterhalb des Achters / Tubes, mit einem Karabiner in der Beinschlaufe befestigt. Achtung: Die Sicherung muss so kurz ausgelegt werden, dass sich der Prusik Knoten nicht in den Achter/Tube ziehen kann). Bei Benutzung eines Achters / Tube ohne eine zusätzliche Prusik Sicherung würde ein Loslassen des Seiles einen Absturz bedeuten. Wichtig bei langen Haaren, dass diese sich nicht ins Abseilgerät ziehen können. Am besten vorher die Haare nach hinten zusammen binden. 4

5 Aufstieg/Abstieg am Seil Aufstieg und Abstieg ohne umzubinden Hierbei kombiniert man eine Handsteigklemme mit Fußschlaufe mit einem Sicherungsgerät a la Grigri/Eddy/ID etc. Beim Aufstieg muss abwechselnd mit Bein- und Handkraft gearbeitet werden. Beim Ablassen wird die Handsteigklemme entfernt und im Gurt gesichert (Vorsicht, dass sie Niemandem auf den Kopf fällt). Anschließend muss man mit der einen Hand der Hebel des Sicherungsgerätes betätigen und mit der anderen Hand das lose Seilende umfassen und zum bremsen benutzen. Außerdem sollte man sich langsam und gleichmäßig ablassen. Einerseits damit Abseilgerät und Seil nicht zu heiß werden (der Schmelzpunkt des Seiles kann je nach Material zwischen 150 und 400 Grad betragen), andererseits dass sich nicht durch ruckartiges Ablassen ungewollte Kräfte aufbauen. Eine weitere Methode wäre der Auf- und Abstieg ausschließlich mit der Prusik Methode, die aber sehr selten Angewendet wird weil sie mitunter recht anstrengend und langsam ist. Aufstieg und Abstieg mit Umbau Hier verwendet man in der Regel eine Bruststeigklemme (z.b. Croll) und einen Handgriff mit Fußschlaufe. Bei korrektem Sitz der Klemme wird für den Aufstieg nur Beinarbeit notwendig, die Bruststeigklemme läuft einfach mit. Vor dem Abstieg muss aber in ein Abseilgerät umgebunden werden und zwar bevor die Bruststeigklemme geöffnet wird. Ist man fertig umgebunden, muss anschließend die Klemme entlastet und das Seil aus dieser entnommen werden. Nachdem man noch den Handgriff sicher verstaut hat, kann man sich auch hier langsam und gleichmäßig ablassen. Beim Einsatz eines Abseilachters oder Tubes auch hier die Prusik Sicherung nicht vergessen! Auf jeden Fall muss immer darauf geachtet werden, dass man zu jedem Zeitpunkt voll gesichert ist. Das heißt dass erst dann eine Sicherung gelöst werden darf, wenn die andere voll wirksam ist. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile und ihre Anhänger. Ich persönlich würde keine Methode grundsätzlich favorisieren oder ablehnen sondern im Einzelfall abwägen. Im Zweifelsfall würde ich die Methode wählen, die mir persönlich am sichersten vorkommt. Jeder Cache ist nun mal anders. Es kann allerdings auch nicht schaden verschiedene Techniken auszuprobieren und zu üben. Das bringt zusätzliche Sicherheit und Routine. Ich hoffe Euch mit meinem Ausführungen etwas zu sensibilisieren und dazu anzuregen darüber nach zu denken, dass die Gesundheit das wichtigste Gut ist das man besitzt. Solltet Ihr noch Fragen und oder Anregungen haben, kontaktiert mich einfach unter geo@rokop.org. Hals- und Beinbruch! Rokop, Roman Kopecny, geo@rokop.org Version 1.1 vom