10 Merkmale guten Sportunterrichts
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- Jörn Solberg
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1 10 Merkmale guten Sportunterrichts 1. Positive Lehrerpersönlichkeit 2. Klare Strukturierung des Lehr- und Lernprozesses 3. Intensive Bewegungszeit mit kausalem Theorie-Praxis-Bezug 4. Sachgerechter Organisationsrahmen 5. Stimmigkeit der Ziel-, Inhalts- und Methodenentscheidungen 6. Methodenvielfalt 7. Individuelles Fördern 8. Förderung des selbstständigen Handelns 9. Klare Leistungserwartungen und -kontrollen 10. Regelmässige Nutzung des Schülerfeedbacks 1. Positive Lehrerpersönlichkeit Eine Lehrerpersönlichkeit ist dann positiv, wenn sie ein hohes Mass an Sach- und Sozialkompetenz ausstrahlt. Dies wirkt sich motivierend auf die Schüler aus und fördert sowohl den gesamten Lernprozess als auch die Freude am sportlichen Handeln. Der Lehrer verfügt über ein grosses Repertoire an Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen; ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst; versteht sein Fach als erziehenden Unterricht. Kleiden Sie sich dem Sportunterricht entsprechend. Legen Sie Wert auf Pünktlichkeit. Greifen Sie Vorschläge der Lerngruppe konstruktiv auf. Sie können nicht auf allen Gebieten fit sein, aber: Bilden Sie sich ständig fort. Zeigen Sie Humor, aber vermeiden Sie Ironie. 2. Klare Strukturierung des Lehr- und Lernprozesses Unterricht ist dann klar strukturiert, wenn ein roter Faden für alle Beteiligten jederzeit erkennbar ist. Die Unterrichtsstunde ist transparent in den Gesamtzusammenhang eingebunden. Der grundsätzliche Verlauf der Stunde wird zu Beginn kurz vorgestellt. Die einzelnen Unterrichtsschritte bauen logisch aufeinander auf. Die Aktionsformen sind gut durchdacht. Theorie und Praxis erfahren einen erkennbaren Implikationszusammenhang. Alle benötigten Lernmaterialien werden rechtzeitig bereitgestellt. Planen Sie ihren Unterricht langfristig und binden Sie auch die Schüler mit ein. Begründen Sie ihre methodischen Schritte, das macht die Handlungen verständlicher. Runden Sie die Stunde mit einer Abschlussreflexion ab. Gehen Sie dabei noch einmal auf die wesentlichen Aspekte (Ziele) ein. 1 mst/09 10
2 3. Intensive Bewegungszeit mit kausalem Theorie-Praxis-Bezug Sportunterricht ist in erster Linie Bewegungszeit. Diese muss dem Lernziel angemessen intensiv sein, aber auch reflektiert werden. Die Schüler müssen immer wissen, warum sie etwas tun. Die Theorie ist wichtig; sie sollte jedoch nur so lange dauern wie zur Reflexion des vorhergehenden Handelns oder zur Vorbereitung der nächsten Bewegungsphase notwendig ist. Möglichst alle Schüler sollen gleichzeitig in Bewegungsformen eingebunden sein. Theoriezeit ist auch Erholungszeit. Schaffen Sie die zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen für intensive Bewegung. Lassen Sie in Theoriephasen vor allem die Schüler zu Wort kommen. Schaffen Sie eine angenehme Gesprächsatmosphäre. 4. Sachgerechter Organisationsrahmen Ein Organisationsrahmen ist dann sachgerecht, wenn er den zur Verfügung stehenden Raum optimal nutzt, eine übersichtliche Materialecke besitzt, alle Sicherheitsaspekte berücksichtigt, Gruppeneinteilungen ökonomisch gestaltet und Medien so einsetzt, dass sie den Lernprozess sinnvoll unterstützen. Das Unterrichtsgeschehen läuft weitgehend reibungslos ab, es entstehen keine unnötigen Pausen. Gefahrenstellen sind sachgerecht abgesichert, Unfällen wird so weit wie möglich vorgebeugt. Die eingesetzten Medien sind angemessen und in ihrer Anzahl nicht zu aufwändig. Die Gruppeneinteilungen funktionieren schnell. Alle Anweisungen sind klar verständlich. Der gesamte Raum wird von der Lerngruppe angemessen genutzt. Setzen Sie Medien ein, die den Lernprozess sinnvoll unterstützen; vermeiden Sie eine Überforderung/Überfrachtung. Antizipieren Sie Gefahrenstellen und -situationen; besprechen Sie diese mit den Schülern. Verwenden Sie vereinbarte Rituale, das schont die Stimme und ist viel ökonomischer. 2 mst/09 10
3 5. Stimmigkeit der Ziel-, Inhalts- und Methodenentscheidungen Die Ziel-, Inhalts- und Methodenentscheidungen sind dann stimmig, wenn sie in einem klaren Kausalzusammenhang stehen. Wenn das vorher definierte Ziel erreicht wurde, war die Methode richtig. Erst muss das Ziel klar sein, danach fällt die Entscheidung für die Methode. Am Ende der Stunde sollte das Ziel von vielen /allen Schülern erreicht worden sein Stimmen Sie das Ziel der Stunde auf das Niveau der Lerngruppe ab. Die Ziele müssen erreichbar sein und einen angemessenen Aufforderungscharakter haben. Nutzen Sie die Erkenntnisse der Stunde für die Planung und Vorbereitung der nächsten Unterrichtsstunde/Unterrichtseinheit. 6. Methodenvielfalt Methodenvielfalt liegt dann vor, wenn die Vielfalt der verfügbaren Vermittlungstechniken sachdienlich genutzt wird. Die Entscheidung, welcher Vermittlungsansatz (deduktiv oder induktiv) gewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Alter, Sicherheitsaspekte, didaktische Intention, Fertigkeits- und Wissensstand. Die methodischen Variationen sind der Sache und dem Lernprozess angemessen. Schaffen einer klaren Bewegungsvorstellung bei den Schülern. Die Notwendigkeit einer ganzheitlichen ( optisch-dynamischen ) Bewegungsvorstellung wird erkannt und umgesetzt. Ratschlag: Probieren Sie die vielfältigen methodischen Möglichkeiten aus und reflektieren Sie deren Erfolge; nur so können Sie auf Dauer situationsgerecht entscheiden. 7. Individuelles Fördern Individuelles Fördern ist dort gegeben, wo sich der Lehrer emotional dem Schüler zuwendet und durch innere Differenzierung auf die individuellen Lernbedürfnisse und Interessen der Schüler eingeht. Die methodischen Entscheidungen ermöglichen eine innere Differenzierung. Der Organisationsrahmen ist auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lerngruppe abgestimmt. Die Aktionsformen lassen eine Individualisierung erkennen. Sowohl die schwächeren als auch die stärkeren Schüler werden differenziert gefördert. Alle Personen der Lerngruppe werden ihren Fähigkeiten entsprechend angesprochen (z.b. in einem Stationenbetrieb). 3 mst/09 10
4 Arrangieren Sie den Unterricht so, dass unterschiedliche Schwierigkeitsgrade entstehen. Ermöglichen Sie Wiederholungen, Vertiefungen und Alternativen. Beachten Sie, dass von Ihnen festgelegte Gruppierungen einer Differenzierung / Individualisierung entgegen stehen können. 8. Förderung selbstständigen Handelns Selbstständiges Handeln ist dann erreicht, wenn die Gruppe in der Lage ist, ohne Lenkung von aussen ihr sportliches Handeln selbst zu arrangieren. Phasen des Unterrichts laufen auch ohne ständiges Eingreifen des Lehrers ab (z.b. Aufwärmarbeit, Aufbauen, Spiele). Der Beginn des Unterrichts ist weitgehend ritualisiert (Ablegen von Schmuck, Sammeln zur Besprechung, Aufbau von Arrangements). Die Schüler sind in der Lage, selbständig Gruppen nach festgelegten Kriterien zu bilden. Spiele laufen auch ohne das ständige Eingreifen des Lehrers regelgerecht ab. Die Schüler übernehmen festgelegte Rollen und Aufgaben (Schiedsrichter, Beobachtungen, Helfen und Sichern, Organisieren). Die Schüler werden ihren Kompetenzen gemäss an Unterrichtsentscheidungen beteiligt. Selbstständigkeit unterliegt einem Lernprozess und muss deswegen methodisch erarbeitet werden. Selbstständigkeit muss auch geübt werden, indem die Kontrolle des Lehrers in ihrer Intensität variiert. Selbstständigkeit heisst auch Verantwortung zu übernehmen, darf aber nicht die Schüler überfordern; der Lehrer darf die Schüler nicht sich selbst überlassen. Nutzen Sie die Möglichkeit von Ritualen (Handzeichen, Regeln). 9. Klare Leistungserwartungen und -kontrollen Leistungserwartungen sind verbale und nonverbale Mitteilungen und Vereinbarungen über die Lernziele, die Aufgabenstellung und die Methoden des Unterrichts. Leistungskontrollen sind vom Lehrer vorgegebene oder zwischen Lehrer und Schüler vereinbarte Verfahren der formellen und informellen Beurteilung des individuellen und kollektiven Lernfortschritts. Die Leistungsanforderungen werden klar formuliert, eventuell auch mit den Schülern gemeinsam erarbeitet. Die Leistungen beziehen sich nicht nur auf motorische, sondern auch auf kognitive und sozial-affektive Aspekte. 4 mst/09 10
5 Besprechen Sie die Anforderungen zu Beginn einer Unterrichtseinheit. Beobachten Sie Verhalten und Lernfortschritt auch während der Unterrichtseinheit (unterrichtsbegleitende Verfahren) und bewerten Sie nicht nur zum Schluss (punktuelles Verfahren). Stellen Sie die Leistungskontrollen nicht ständig in den Mittelpunkt des Unterrichts. 10. Regelmässige Nutzung des Schülerfeedbacks Schülerfeedback ist ein methodisch kontrolliertes Verfahren zur Qualitätssicherung im Unterricht durch die regelmässige Nutzung von Schülerrückmeldungen zum Lernprozess und Lehrerverhalten. In regelmässigen Abständen werden schriftliche und mündliche Feedbackverfahren angewendet. Es kann auch eine anonyme Evaluation stattfinden. Neben standardisierten Fragen muss auch Gelegenheit zur freien Meinungsäusserung gegeben sein. Die angesprochenen Ergebnisse müssen konstruktiv verarbeitet werden. Nutzen Sie Feedbacks regelmäßig, z.b. einmal im Halbjahr. Sprechen Sie mit den Schülern offen über die Ergebnisse. Stellen Sie nicht nur Fragen, sondern beteiligen Sie die Lerngruppe an Entscheidungen. (Reckermann, J. (2004) in: Betrifft Sport, 1/2004) qims.ch 5 mst/09 10
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