Erschwerte Inanspruchnahme von Suchtprävention durch sozioökonomisch benachteiligte Familien - Einblick in die laufende Studie
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- Silvia Lenz
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1 Erschwerte Inanspruchnahme von Suchtprävention durch sozioökonomisch benachteiligte Familien - Einblick in die laufende Studie Prof. Dr. Andreas Pfister Nikola Roth, MA Sabrina Wyss, MA 2. Stakeholderkonferenz Nationale Strategie Sucht Bern,
2 Späte Kindheit und frühe Adoleszenz (10-15 Jahre) als relevantes Fenster für Suchtprävention - sensible und wichtige Phase in Bezug auf den Konsum psychoaktiver Substanzen (Probierkonsum) - Eltern sind mit neuen erzieherischen Herausforderungen konfrontiert (Ablösung, Umformung Eltern-Kind-Beziehung) - Elterliches Monitoring mit positiven Effekten auf den jugendlichen Substanzkonsum (Alkohol, Tabak, Cannabis, Ecstasy) assoziiert (Tornay et al., 2013) - Familiäre Einflüsse auf Suchtentwicklungen von Kindern und Jugendlichen vielfach belegt (Laging, 2012; Thomasius & Bröning, 2012) Folie 2,
3 Sozioökonomisch benachteiligte Familien als wichtige Zielgruppe der Suchtprävention soziale UND gesundheitliche Benachteiligung Sucht(-Prävention) schwer erreichbar Verdoppelung gesundheitlicher Ungleichheit (Bauer, et al., 2008, S. 45) Folie 3,
4 Wissenslücken - Begrenzte Erklärungskraft von Multifaktorenmodellen - Wie kommt erschwerte Inanspruchnahme zu Stande? (Interaktion der Einflussfaktoren, Prozessperspektive) - Fehlen von qualitativen Studien (Einblick in Lebens- und Wirklichkeitskonstruktionen der Zielgruppen) - Frage/Problem: Wo kann die Praxis ansetzen, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen? Interaktionistische Perspektive («Concept of Candidacy», Mackenzie et al., 2013; Dixon-Woods et al., 2006) Folie 4,
5 Folie 5,
6 FRAGESTELLUNG Wie werden sozioökonomisch benachteiligte Eltern und ihre (prä- )adoleszenten Kinder in der deutschsprachigen Schweiz zu Kandidatinnen und Kandidaten von Suchtprävention ( Identification of Candidacy )? Vor dem Hintergrund welcher Konstellationen und (Lebens-)Umstände kommen diese Eltern und Kinder zum Schluss, dass für sie suchtpräventive Informationen, Unterstützungsangebote und/oder Kontakte zu (Fach- )Personen in Frage kommen oder nicht? Folie 6,
7 METHODISCHES VORGEHEN Grounded Theory - Strauss und Corbin (1996) - Iterativ-zyklisches Vorgehen: Die Auswahl der Familien folgt dem theoretischen Sampling Folie 7,
8 METHODISCHES VORGEHEN Datenerhebung: Problemzentriertes Interview Witzel (1985) Einstiegsfrage/Erzählanreiz: «Mich interessiert wie sie so leben. Was machen sie als Familie den ganzen Tag? Was beschäftigt Sie? Erzählen Sie doch einfach mal.» Weitere Themen: - Bewältigung von Entwicklungsthematiken - Gesundheit und suchtrelevantes Verhalten - Inanspruchnahme von Angeboten zur Gesundheitsförderung und Suchtprävention Datenauswertung: Theoretisches Codieren Strauss und Corbin (1996) Folie 8,
9 REKRUTIERUNG
10 Rekrutierung Kriterien für Inklusion in die Studie - Sozioökonomisch benachteiligte Familien mit (prä-)adoleszenten Kindern (10-14 Jahre) - Orientierung an der Armutsgefährdungsschwelle: Familieneinkommen bei 60% oder weniger des Median des Schweizerischen Äquivalenzeinkommens (Armutsgefährdungsschwelle) - Niedrige Schulbildung und niedriger Berufsstatus => hard-to-reach group CHF Folie 10,
11 Rekrutierungsstrategien 1. Rekrutierung im öffentlichen Raum 2. Rekrutierung Online 3. Schneeballsystem 4. Institutionalisierte Ansprache Folie 11,
12 Rekrutierung zentrale Erfolgsfaktoren Finanzieller Anreiz Komplexitätsreduktion Niedrigschwelligkeit Folie 12,
13 ANALYSE
14 Analysefokus: Lebenswelt der Familie Folie 14,
15 Analysefokus: Lebenswelt der Familie Folie 15,
16 Analyse: Mögliche Hürden - Öffnungszeiten der Anbieter - Anfahrt - Kinderbetreuung - Zeitdruck - Mögliche Kosten Folie 16,
17 Analyse erste Eindrücke Innerfamiliäre Kommunikation und Grenzziehung nach aussen: «Wir lösen das Problem miteinander((mhm)), Konflikt miteinander, egal was ist. Ich habe gesagt, kommt einfach und redet ((ja)), das ist mir so wichtig.» (Andrea Koller, Mutter) «Ich bin wirklich so a-, sagen wir mal das Mamikind, wo alles eigentlich s`mami fragt oder so aber (1) eigentlich wohl fühle ich mich halt "a chli" mehr mit der Mami» (Alina Koller, Tochter) Folie 17,
18 Analyse erste Eindrücke Relevanz des Gesundheitsverständnisses: «Mh rauchen, ich denke es war schon eine Thema in der Schule, ja, einmal, aber dann nachher nichts, nichts mehr. Weil die Grosse bei mir ist eine Mädchen, und da ist sie gar nicht interessiert für so Sachen, und ihr ist gar nicht eine Thema. Dann für mich, weiss nicht, war es so wie zu früh. Aber jetzt vielleicht, wo Leandro noch wächst, vielleicht muss ich schon, ja. Wenn ich sehe, dass alles normal ist, muss ich gar nicht mich so viel grosse Sorgen machen. Und... und wenn ich sehe dann, dass nicht normal ist, und dass zu viel bei ihm, ich muss schon frühzeitig für das sorgen, ja.» (Ilanah Rami, Mutter) Folie 18,
19 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? Kommentare? Anregungen? Folie 19,
20 Fragen für die Diskussion - Welche Relevanz nehmen sozioökonomisch benachteiligte Personen in Ihrer Präventions- und Gesundheitsförderungspraxis ein? (Personen, die unter der Armutsschwelle leben) - Wie stellen Sie sicher, dass diese Personengruppen auch erreicht werden und Zugang zu den Angeboten haben? (Methoden, Strukturen usw.) - Inwieweit verfolgen Sie in Ihrer Praxis einen intersektionalen und diversitätssensiblen Zugang? Berücksichtigen Sie gleichzeitig vertikale (sozioökonomischer Status) und horizontale (Gender, Alter, Beeinträchtigung, Migration usw.) Differenzierungskriterien? Folie 20,
21 Literaturverzeichnis Bauer, U., Bittlingmayer, U. H. & Richter, M. (2008a). Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit. Die Herausforderung einer erklärenden Perspektive. In U. Bauer, U. H. Bittlingmayer & M. Richter (Hrsg.), Health inequalities. Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit (Gesundheit und Gesellschaft, 1. Aufl., S ). Wiesbaden: VS, Verlag für Sozialwissenschaften. Dixon-Woods, M., Cavers, D., Agarwal, S., Annandale, E., Arthur, A., Harvey, J. et al. (2006). Conducting a critical interpretive synthesis of the literature on access to healthcare by vulnerable groups. BMC medical research methodology, 6, 35. Laging, M. (2012). Zielgruppe Familie. Eine Herausforderung für die Suchtprävention. projugend (2), Mackenzie, Mhairi, Conway, Ellie, Hastings, Annette, Munro, Moira & O Donnell, Catherine (2013). Is Candidacy a Useful Concept for Understanding Journeys through Public Services? A Critical Interpretive Literature Synthesis. Social Policy & Administration 47 (7), Folie 21,
22 Literaturverzeichnis Strauss, A. & Corbin, J. (1996). Grounded Theory. Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Aus dem Amerikanischen von Solveigh Niewiarra und Heiner Legewie. Weinheim: Beltz - Psychologie Verlags Union. Thomasius, R. & Bröning, S. (2012). Familiäre Einflüsse auf Entstehung und Verlauf von Suchterkrankungen. SuchtMagazin (1), Tornay, L., Michaud, P.-A., Gmel, G., Wilson, M. L., Berchtold, A. & Surís, J.-C. (2013). Parental monitoring: a way to decrease substance use among Swiss adolescents? European Journal of Pediatrics, 172 (9), Witzel, A. (1985). Das problemzentrierte Interview. In G. Jüttemann (Hrsg.), Qualitative Forschung in der Psychologie. Grundfragen, Verfahrensweisen, Anwendungsfelder (S ). Weinheim: Beltz. Folie 22,
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