Linguistische Stützverbanalyse an Hand von Igor Mel čuks Lexikon Funktionen
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- Sigrid Krause
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1 Stützverbkonstruktionen Linguistische Stützverbanalyse an Hand von Igor Mel čuks Lexikon Funktionen Ein Vortrag von: Christine Enzinger, Yubin Wang & Christian Schömmer Hauptseminar: Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze Dozent: Daniel Schnorbusch LMU München
2 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 1 Agenda I. Beispiele für Stützverben II. Igor Mel čuk - Biographie III. Funktionseinteilung 1. Standard Funtionen 2. Nicht-Standart Funktionen IV. Lexikontheorie 1. Beispiele für Standard Funktionen 2. Ableitungen 3. Relationen V. Stützverbanalyse 1. Beschreibung der Argumentstruktur des präd. Nomens 2. Analyse der Diathese in Stützverbkonstruktionen 3. Lexikalische Analyse i. OPER ii. FUNC iii. LABOR
3 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 2 Beispiele für Stützverben Beispiele 1 (nach Gregor Erbach/ Brigitte Krenn.) 1. in Gang kommen 2. in Gang bringen 3. in Gang sein 4. in Blüte stehen 5. zur Aufführung bringen 6. zur Diskussion stehen 7. in Verwahrung sein 8. Sie hat ihn in ihrer Gewalt 9. in Wut geraten 10. in Frage kommen 11. ins Gleichgewicht kommen 12. aus dem Gleichgewicht geraten 13. zur Ruhe kommen 14. jemanden in Gewissheit wiegen. 15. jemanden in Ruhe lassen 16. ins Schwitzen kommen 17. zum Schwitzen bringen Beispiele 2 (Beispiele inspiriert von Peter von Polenz) 1. X kommt zur Einigung mit 2. in Erstaunen versetzen 3. in Aufregung geraten 4. sich in Abhängigkeit befinden 5. im Streit liegen mit 6. im Sterben liegen 7. im Kampf liegen 8. zur Verfügung stehen Beispiele 3 (Auf Basis des Süddeutsche Zeitung Korpus am CIS) 1. Die USA leiden unter einer Rezession 2. Otto leidet unter Magenbeschwerden 3. Die Sanierungsarbeiten gehen in die Endrunde 4. Das BGB gelangt hier nicht zur Anwendung 5. Es kommt zu einer Angleichung der Betriebsgröße
4 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 3 Biographie Igor Mel čuk geboren: 1932 momentan: Professor am Institut für Linguistik & Übersetzung an der Universität Montreal Absolvent der Staatsuniversität Moskau in Philologe Seit 1956: Arbeit am Institut für Sprachwissenschaften in Moskau Seit 1974: Mitwirken an der Entwicklung der Meaning-Text Theorie Autor von Cours de morphologie générale in 5 Bänden Nach Unterstützung der Regimekritiker Andrey Sinyavsky und Yury Daniel wurde er vom Institut entlassen Emigration aus der Soviet Union 1976 Seit 1977: Leben und Arbeiten in Kanada
5 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 4 Einsatzbereich Mechanismen für: Syntaktische Transformationen Lexikalische Disambiguierung Lexikalische Auswahlverfahren bei automatischer Textgenerierung Anwendungsbereiche: Textanalyse automatische Übersetzung Texterzeugung
6 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 5 Standard- vs. Nicht-Standard Funktionen 2 Unterteilungen: 1. Standard Funktionen (standard lexical functions): Große Anzahl von Lexemen im Argumentbereich und Wertebereich Gültigkeit für große Wortschatzbereiche lt. Mel čuk ist z.b. Funktion Magn eine Standard Funktion Intensivierungsrelation; Magn(Regen) = stark Magn(Wunde) = schwer 2. Nicht-Standard Funktionen: Zur Beschreibung von Kollokationen (Zusammengehörigen Worten), die sich paraphrasieren lässt (z.b. schwarzer Kaffee ) Nicht-Standard kein großer Gültigkeitsbereich
7 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 6 Lexikontheorie Beispiele für Standard Funktionen: Funktion Beschreibung Beispiel SYN Beschreibung der SYN(Streichholz)=Zündholz Synonymie ANTI Gegensätzlichkeiten ANTI(Frieden)=Krieg GENER Hyperonymie GENER(blau)=Farbe CONV lat. Conversium CONV(gehören)=besitzen ABLE möglich machen ABLE 1 (essen)=fähigkeit zu essen ABLE 2 (essen)=essbar DEGRAD schlechter werden DEGRAD(Kleidung)=abtragen DEGRAD(Disziplin)=nachlassen
8 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 7 Lexikontheorie Ableitungen: S 0, A 0, Adv 0, V 0 syntaktische Ableitungen aus W 0, d.h. ein von W 0 abgeleitetes Substantiv (S), Adjektiv(A), Adverb(Adv) und Verb mit der gleichen Bedeutung wie das Grundwort. S 0 (W 0 ) = W 1 S 0 (bewegen) = Bewegung A 0 (W 0 ) = W 1 A 0 (Zeit) = zeitlich Relationen: S(beschäftigen) = Jemand 1 beschäftigt jemanden 2 S 1 (beschäftigen) = Arbeitgeber S 2 (beschäftigen) = Arbeitnehmer
9 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 8 Lexikontheorie Weitere Beispiele: S(verkaufen) = Jemand 1 verkauft. etwas 2 an jemanden 3 für etwas 4 S 1 (verkaufen) = V erkäufer S 2 (verkaufen) = W are S 3 (verkaufen) = Käufer S 4 (verkaufen) = P reis S(schenken) = Jemand 1 schenkt etwas 2 jemandem 3 S 1 (schenken) = Schenker S 2 (schenken) = Geschenk S 3 (schenken) = Beschenkter
10 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 9 Stützverbanalyse Zu Kollokatoren gehören auch Stützverbkonstruktionen Begriff: Basis und Kollokator Nomen der Stützverbkonstruktion entspr. Basis Verb der Stützverbkonstruktion entspr. Kollokator Wichtige Funktion für Stützverbverarbeitung: OPER Nomen ist Argument Stützverben sind Funktionswerte Beispiel: Eine Frage stellen Oper(Frage)=stellen
11 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 10 semant. Beschr. der Argumentstruktur des präd. Nomens Unterscheidung von 3 syntaktischen Beschreibungsebenen: 1. semantische 2. tiefensyntaktische 3. oberflächensyntaktische Unterscheidung in der nominalen Rahmenstruktur: 1. semantische Aktanten 1 (semantic actants, abk.: SemA) 2. tiefensyntaktische Aktanten (deep syntactic actants, abk.: DSyntA) 3. oberflächensyntaktische Aktanten (surface syntactic actants, abk.: SSyntA) word. 1 an actant is a complement of a word, describing a necessary participant of the situation referred to by the
12 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 11 Syntagmatische Funktionen Analyse der Diathese in Stützverbkonstruktionen Definition Diathese : Die Diathese (griech. Auseinanderstellen ) bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine morphologische Kategorie, deren Bedeutung sich durch das Verhältnis der Partizipanten unterscheidet. Mel čuk formalisiert syntaktische Realisierung des präd. Nomens welches Komplement des Stützverbs realisiert das Nomen Abbildung von Argumenten des Nomens auf die noch freien Komplementstellen des Stützverbs Lexikalische Funktionen 1. OPER 2. FUNC 3. LABOR Lexikalische Funktionen #2 1. REAL 2. FACT 3. LABREAL
13 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 12 OPER Oper i (X) verknüpft ein s S aus einer Menge von Stützverben und ein prädikatives Lexem L, so dass folgendes gilt: a ) L ist ein direktes Objekt 2 von s S b ) Der Index i legt fest, welches Argument von dem Subjekt kodiert wird (L ist zu sich selbst immer das 0-te Argument) Beispiele: a ) Oper 1 (Aufmerksamkeit) direktes Objekt = schenken Stützverb Der Kapitän 1 schenkt dem Maat 2 Aufmerksamkeit 0. b ) Oper 1 ( F rage ) direktes Objekt = stellen Stützverb Er 1 stellt ihm 2 eine F rage 0. 2 Mel čuk versteht unter einem direkten Objekt ein Akkusativobjekt oder Objekte ohne Präposition oder morphologische Markierung
14 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 13 FUNC F unc i (X) verknüpft ein s S aus einer Menge von Stützverben und ein prädikatives Lexem L, so dass folgendes gilt: a ) L ist Subjekt von s S b ) Der Index i legt fest, welches Argument von L durch das direkte Objekt von s S kodiert wird. Beispiele: a ) F unc 1 (P lan) Subjekt = kommen Stützverb [von N] Der P lan 0 den Briefkasten zu sprengen 2 kam von Kevin 1. b ) F unc 2 (P lan) Subjekt = betreffen Stützverb [N] Kevins 1 P lan 0 betraf meinen Briefkasten 2.
15 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 14 LABOR Labor ij (X) verknüpft eine Menge von Stützverben und ein prädikatives Lexem L, so dass folgendes gilt: a ) L ist indirektes Objekt 3 von s S b ) Der Index i legt fest, welches Argument von L durch das Subjekt von s S kodiert wird. c ) Der Index j legt fest, welches Argument von L durch das direkte Objekt von s S kodiert wird. Beispiele: a ) Labor 12 (W ahrheit) indirektes Objekt = konf rontieren Stützverb Sie 1 konfrontierte ihn 2 mit der W ahrheit 0. 3 lt. Mel čuk sind alle Objekte, die keine direkten Objekte sind, Indirekte.
16 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 15 LABOR b ) Labor 12 (Kontrolle) indirektes Objekt = unter N s Kontrolle sein Stützverb Der Maat 1 ist unter des Kapitäns 2 Kontrolle 0. c ) Labor 12 (Erwägung) indirektes Objekt = ziehen in Stützverb Das Gericht 1 zog einen Schuldspruch 2 in Erwägung 0.
17 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 16 Problematik Einige Dinge werden in diesem Ansatz nicht berücksichtigt: Realisierung des präd. Nomens wird nicht genau formuliert. Es tritt auf... a )... sowohl als Präpositionalobjekte, als auch... b )... als Dativ- und Genitivobjekte Verwendung des Artikels wird nicht kodiert keine formale Unterscheidung zwischen: a ) Kritik üben b ) eine Frage stellen
18 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 17 Mel čuk Analyse Analyse eignet sich gut zur Darstellung semantisch leerer prädikativer Nomina 4 Mel čuks Technik eignet sich nicht nur zur Stützverbanalyse Formalisierung dessen, was schon in vielen Artikeln zuvor implizit angesprochen wurde. Übertragung auf andere Ansätze: Grund für geringe Rezeption: Verankerung in Meaning-Text Theorie (keine zentrale Stellung in der linguistischen Forschung) Möglichkeit, die Analyse ohne Abbildung semantischer Mitspieler auf syntaktische Funktionen wie Subjekt, direktes Objekt und indirektes Objekt zu definieren. (Deren Rolle ist noch umstritten) 4 lt. Langer
19 Linguistische und maschinelle Analyse komplexer Sätze - Stützverbkonstruktionen 18 Mel čuk Analyse Sondern: Abbildung auf Kasus der Komplemente (lt. Langer) Ein Formalismus, der in gewissem Maße Mel čuks Grundideen übernimmt, jedoch mit komplett anderen Beschreibungsprämissen arbeitet, ist die Frame-Semantik...
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