KULTURSENSIBLEPFLEGE Andree Thieltges M.A.
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- Johannes Hermann
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1 Institut Arbeit und Wirtschaft Universität / Arbeitnehmerkammer Forschungseinheit: Qualifikationsforschung und Kompetenzerwerb zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008 KULTURSENSIBLEPFLEGE
2 Gliederung Kurzvorstellung des Projekts ProAktiv!-Transfer Relevanz des Themas Nachfrage: Situation und Entwicklung der Pflegebedürftigen Migrantinnen und Migranten Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarfe Angebot: Situation und Entwicklung der Beschäftigten mit Migrationshintergrund in der stationären und ambulanten Altenpflege in Bremen Allgemeine und spezifische Belastungen und Gefährdungen Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarfe
3 Was ist ProAktiv!-Transfer? Entwicklung und Durchführung von Arbeits- und Gesundheitsschutzstrategien Zielsetzung betriebsspezifisch präventiv Beteiligungsorientiert und nachhaltig Förderung Laufzeit bis
4 Handlungsfelder von ProAktiv!-Transfer:
5 Handlungsfeld: Coaching Unternehmensführung überzeugen Steuerungsgruppe bilden Ist-Analyse erstellen Kick-off- Veranstaltung für die Beschäftigten Gefährdungsbeurteilung durchführen Integration in das Qualitätsmanagement Wirksamkeitsüberprüfung Jahreszielplanung mit Maßnahmeplan Begleitende Workshops
6 Relevanz: Warum die Gruppe der älteren Migranten für die Pflegebranche immer mehr Bedeutung erlangt? Soziopolitisches Interesse: Schnittmenge von zwei zentralen gesellschaftlichen Entwicklungen Demographischer Wandel Ältere Migranten Zunahme von internationaler Zuwanderung
7 Relevanz: Warum die Gruppe der älteren Migranten für die Pflegebranche immer mehr Bedeutung erlangt? Entwicklung des Bevölkerungsanteils von Menschen mit Migrationshintergrund in Prozent 19,5% 17,9 % Quelle: Statistisches Bundesamt, Ergebnisse des Mikrozensus 2011
8 Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung insgesamt nach Altersgruppen in den Jahren Quelle: Statistisches Bundesamt, Ergebnisse des Mikrozensus 2010
9 Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Alter von 65+ Jahren nach Herkunftsländern Quelle: Schimany, Rühl, Kohls (2012): Ältere Migrantinnen und Migranten. Forschungsbericht 18. Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
10 Relevanz: Warum die Gruppe der älteren Migranten für die Pflegebranche immer mehr Bedeutung erlangt? * Bei Wanderungsüberschuss von Personen per Anno Quelle: Kohls, Martin (2012): Pflegebedürftigkeit und Nachfrage von Pflegeleistungen von Migrantinnen und Migranten im demographischen Wandel. Forschungsbericht 12. Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
11 Nachfrage nach Pflegeleistungen von Migrantinnen und Migranten Ambulant: 9% aller Pflegebedürftigen die ambulant versorgt werden haben einen Migrationshintergrund: Ca. 50% der ambulanten Pflegedienst haben keine Kundinnen und Kunden mit Migrationshintergrund Rund 25% der ambulanten Pflegedienste haben weniger als 5% Kundinnen und Kunden mit Migrationshintergrund Enorme Unterschiede zwischen Ost-und Westdeutschland: 71% der ambulanten Pflegedienste in Ostdeutschland haben keine Kundinnen und Kunden mit Migrationshintergrund. Ambulante Pflegedienste, die Migrantinnen und Migranten betreuen, können in rund eine Drittel der Betreuungsfälle Menschen mit derselben Muttersprache einsetzen. In 62% der Fälle gelingt dies nicht.
12 Nachfrage nach Pflegeleistungen von Migrantinnen und Migranten Stationär: Bei über der Hälfte der stationären Pflegeeinrichtungen liegt der Anteil der Versorgten mit Migrationshintergrund zwischen 0 und 9%. 7% aller stationären Pflegeeinrichtungen schätzen den Anteil der zu Pflegenden mit Migrationshintergrund auf 10%-19%. 37% der Einrichtung in Ostdeutschland und 24% in Westdeutschlandversorgen nach eigenen Aussagen keine Menschen mit Migrationshintergrund. Bei annähernd zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund ist deutsch die Muttersprache. 65% der Pflegebedürftigen werden von mindestens einer Pflegekraft mit dem selben kulturellen Hintergrund betreut. Für 14% der Pflegebedürftigen gilt dies nicht.
13 Entwicklungdeterminaten der Pflegebedürftigkeit von Älteren Migranten hinsichtlich institutionalisierter Pflegangebote Erhöhtes Gesundheitsrisiko Geringe Rückwanderung Größe Heterogenität bei der Gruppenzusammensetzung Ausdünnung des informellen Pflegesektors Weiterhin existierende sprachliche Barrieren Barrieren beim Zugang zu Informationen Kulturelle Barrieren bei der pflegerischen Versorgung Familiäre Barrieren Finanzielle Barrieren
14 Entwicklungstrend von Pflegebedürftigkeit bei Migrantinnen und Migranten In Zukunft: Mehr pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund die hinsichtlich ihres ethnischen, kulturellen und sozialen Hintergrunds, sowie ihrer sozioökonomischen Umstände neue Bedarfslagen generieren und Angebote einfordern. Mehr und ältere zugewanderte Personen mit vergleichsweise schlechtem Gesundheitszustand.
15 Entwicklungstrends von Pflegebedürftigkeit bei Migrantinnen und Migranten Professionelle Pflege gewinnt an Bedeutung, informelles Pflegepotenzial ist rückläufig: Verdopplung der Pflegebedürftigen bis 2030 Familiäres Betreuungspotenzial für Hochaltrige sinkt bis 2035 auf unter ein Drittel des heutigen Stands Veränderung der sozioökonomischen Bedingungen der und demographischer Wandel bei den pflegenden Familienmitgliedern
16 Handlungsempfehlungen für eine kultursensible Pflege- /Versorgungsgestaltung Versorgungsstrukturen: Weiterer Abbau von Informationsdefiziten durch Unterstützungsangebote mit Wegweiserfunktion Auf - und Ausbau, sowie nachhaltige Entwicklung von kultursensiblem Qualitätsmanagement des Pflegeangebots Auf- und Ausbau der aufsuchenden Angebote Verstärkte Miteinbeziehung des informellen Sektors in die Pflegeangebote: Kompensation des sich abschwächenden Pflegepotenzials der Familie Stärkung der Bedeutung häuslicher Pflege für Migrantinnen und Migranten
17 Forschungsbedarfe für eine kultursensible Pflege- /Versorgungsgestaltung Versorgungspraxis: Verstärkte Prozess-/Ergebnisevaluation von kultursensiblen Pflegeangeboten und der Wirksamkeit von interkultureller Öffnung bei Pflegeunternehmen Evaluation von Auf-und Ausbau der transnationalen Pflegeteams: Muttersprachliche/kulturelle Kenntnisse sind hinsichtlich ihrer Bedarfsorientierung zu überprüfen Sicherstellung der interkulturellen Handlungskompetenz des gesamtenpflegepersonals (Beschäftigte mit und ohne Migrationshintergrund) ggf. Qualifizierung von professionellen Kultur-und Sprachmittlern als Lotsen oder Dienstleister.
18 Entwicklung der Berufsgruppen mit Migrationshintergrund in der ambulanten und stationären Altenpflege im Bundesland Bremen Quelle: Strukturdaten der Kernbetriebe von ProAktiv! bzw. ProAktiv!-Transfer
19 Geschlechterverteilung der Beschäftigten mit Migrationshintergrund in der Pflege im Bundesland Bremen Quelle: Strukturdaten der Kernbetriebe von ProAktiv! bzw. ProAktiv!-Transfer
20 Altersstruktur der Beschäftigten mit Migrationshintergrund im Bundesland Bremen Quelle: Strukturdaten der Kernbetriebe von ProAktiv! bzw. ProAktiv!-Transfer
21 Wandel der Arbeits-und Rahmenbedingungen in der ambulanten und stationären Altenpflege: Neue Pflegekonzepte sind unter den gleichen ökonomischen Bedingungen entstanden. Ausbau von Gemeinschaftsbetreuung (bspw. Wohnküchen). Die Berufsgruppe der Alltagsbetreuung wird geschickt genutzt. Verschiedene Berufsgruppen wie Hauswirtschaftskräfte, Servicekräfte, an-und ungelernte Pflegekräfte, Pflegefachkräfte, Ergotherapeuten, Sozialdienst, ehrenamtliche Kräfte arbeiten im Pflegeprozess ungeordnet zusammen. Verschiedene Vorgesetzte aus neugegründeten Tochterunternehmen, Arbeitsverträge, Arbeitszeiten, Einsatzorte, Arbeitsanweisungen und einem weitgefassten Tätigkeits- und Anforderungsprofil regeln den Pflegeprozess.
22 Auswirkungen auf den Arbeitsprozess/die Arbeitsorganisation Mangelnder Informationsfluss unter den Berufsgruppen Teamkonflikte Konflikte zwischen den einzelnen Berufsgruppen Unzureichende Arbeitszuordnung Geringe Wertschätzung Die Pflege nutzt die Alltagsbetreuung als personelle Ressource Unklare Arbeitsstrukturen Denken in Hierarchien Schnittstellen sind nicht geregelt Ausufernde Serviceanforderungen
23 Spezifische Belastungs-/Gefährdungspotenziale für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund Bei den Themen Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie Haut-/Infektionskrankheiten lässt sich keinhöheres/anderes Belastungs-/Gefährdungspotenzial bei Menschen mit Migrationshintergrund feststellen. Thema psychische Fehlbelastungen am Arbeitsplatz: Anzeichen dafür, dass andere Bewältigungsstrategien zu Einsatz kommen. Tendenz zu divergierende Aussagen/Urteile bei den Themen Wertschätzung /Anerkennung. Es gibt Hinweise auf die Existenz von kulturspezifische Gruppenbildung und Ausgrenzungsprozessen : bei Altenpflegeschülerinnen/-schülern durch Kommilitoninnen/Kommilitonen, in Altenpflegeunternehmen.
24 Allgemeine Handlungsbedarfe zur Reduzierung von Belastungen und Gefährdungen Ausdehnung der Gefährdungsbeurteilungen auf alle am Pflegeprozess beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Besonderer Fokus auf die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen Auf- und Ausbau eines integrierten Arbeits- und Gesundheitsschutz In die Arbeitsabläufe In das Qualitätsmanagement des Unternehmens
25 Handlungsbedarfe hinsichtlich der Aus-und Weiterbildung von Pflegekräften Vermehrte Evaluation und Anpassung der Weiterbildungsangebote: Individuelle Bedarfsorientierung/Vermeidung von Pauschalangeboten Wirksamkeitsüberprüfungen und nachhaltige Ressourcenplanung Integration der vermehrt benötigten Kooperations-und Kommunikationskompetenzen: Mediation und Konfliktmanagement Arbeiten mit und in transnationalen Teams Inhalte des Arbeits-und Gesundheitsschutz hinsichtlich des Anstiegs von psychischen Fehlbelastungen ausbauen: Verhaltens-und Verhältnisprävention
26 Handlungsbedarfe hinsichtlich spezifischer Belastungen und Gefährdungen von Beschäftigten mit Migrationshintergrund in der Altenpflege Forschungsbedarf: Mangel an Wertschätzung wird von den Beschäftigten mit und ohne Migrationshintergrund als Grundund Folgevon psychischen Fehlbelastungen in Pflegeunternehmen dargestellt. Gleichzeitig sind Anerkennung und Wertschätzung zentrale Begriffe/Kompetenzen für einen gelingenden Diversity-Prozess in den (Pflege-) Unternehmen.
27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Institut Arbeit und Wirtschaft Universität/Arbeitnehmerkammer Bremen Andree Thieltges Tel.:
Unterweisung eine eingesehene Pflicht und doch für beide Seiten lästig Muss das sein?
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