Gute Gründe, Lehrlinge auszubilden
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- Waldemar Meyer
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1 SABINE ARCHAN ARTHUR SCHNEEBERGER Gute Gründe, Lehrlinge auszubilden. Der Nutzen der Lehrlingsausbildung besteht im Prinzip aus den Vorteilen, die ausbildende Betriebe in und nach der Lehrzeit gegenüber jenen haben, die nicht ausbilden:. Nach der Lehrzeit ergeben sich vor allem folgende Vorteile: - Branchen- und betriebsspezifisch ausgebildete Fachkräfte ohne Einschulungszeiterfordernis - Auswahlmöglichkeit unter den Lehrabsolventen - Reduktion von Suchkosten - Reduktion von Einschulungskosten - Identifikation mit dem Betrieb - Imageverbesserung in der Region (Ausbildungsbetrieb übernimmt gesellschaftliche Verantwortung).2 In der Lehrzeit ist erfahrungsgemäß bei Jugendlichen mit ausreichender fachlicher Eignung und Neigung von produktiver Mitarbeit im Betrieb auszugehen: Die Lehrbetriebe können bei entsprechender Organisation und funktionierender Auswahl der Lehrlinge innerhalb der Lehrzeit einen produktiven Einsatz der Lehrlinge zu einem mit dem Lehrjahr wachsenden Anteil erreichen. Den Bruttokosten der Ausbildung stehen damit auch Erträge durch produktive Mitarbeit der Lehrlinge gegenüber. Dies setzt aber ohne Zweifel fachliche Eignung und Neigung der Lehrlinge voraus. 2. Die Lehrlingsausbildung ist der häufigste Weg in qualifizierte Arbeit im marktorientierten Sektor. 47% aller Erwerbspersonen in Österreich (vgl. Tab. ) haben eine Lehre gemacht. Die Lehrabsolventen bilden trotz aller Schulexpansion in den letzten Jahrzehnten nach wie vor die unverzichtbare, qualifizierte Mittelschicht der Betriebe, aber auch den Selbständigennachwuchs für die Klein- und Mittelbetriebe. Auch die neue Informations- und Wissensgesellschaft basiert in ihrem Erfolg nicht nur auf den wissensintensiven Dienstleistungsund Beratungsberufen. Über die Hälfte der Beschäftigten sind qualifizierte Umsetzer, deren Rekrutierung und Qualifizierung die Domäne der Lehre ist. Nachfolgend einige Belege hierzu: 2. Trotz aller Schulexpansion stellten die Lehrabsolventen im Jahr % (vgl. Grafik ) der Facharbeiter (der praktischen Werkstattelite ). 2.2 Auf der Ebene Meister/Vorarbeiter entfielen 200 7% auf Lehrabsolventen und 4% auf Fachschulabsolventen (vgl. Grafik 2), von denen ein Teil wiederum die nach der Lehre besucht hat (zb Werkmeisterschule). 2. Unter den Angestellten auf Fachkräfteebene wiesen 200 rund 70% einen Lehrabschluss auf, während die BMHS nach wie vor auf nur 8% kamen. 2.4 Unter den Angestellten mit mittlerer Tätigkeit (n=8.000) stellten 200 die Lehrabsolventen mit Erwerbspersonen die höchste Zahl % der Selbständigen in der gewerblichen Wirtschaft (vgl. Grafik ) haben zu Beginn ihrer Berufstätigkeit eine Lehre durchlaufen. Hinzu kommen noch jene, die nach der Lehre einen weiteren Abschluss gemacht haben. Dies beweist, dass die Lehrlingsausbildung aufgrund der Verbindung von früher Praxiserfahrung plus ergänzender Berufsschule und Weiterbildung eine sehr gute Basis für die unternehmerische Tätigkeit ist und damit das wichtigste Reservoir für die Entwicklung der klein- und mittelbetrieblichen Unternehmen darstellt.. Eigene Ausbildung spart auf jeden Fall Suchkosten am Arbeitsmarkt sowie die Kosten für die Einarbeitung von betriebsfremd Qualifizierten. 4. In dem Maße, in dem Lehrberufe branchenspezifische Schwerpunkte aufweisen, erhöht sich der
2 personalwirtschaftliche Nutzen für den Lehrbetrieb. Aufgrund der Bildungspolitik der Wirtschaftskammer konnten seit 996 in vielen Berufsfeldern Lehrberufe mit Schwerpunkten oder Fachrichtungen eingerichtet werden, zb Einzelhandel, Oberflächentechnik etc. 5. Durch die rasche Einrichtung neuer und modernisierter Lehrberufe ist die Zukunftsfähigkeit der österreichischen Lehrlingsausbildung in fachlicher Hinsicht gesichert. Seit 997 wurden 2 Lehrberufe überarbeitet oder neu eingeführt. 6. Die Wirtschaftskammer Österreich unterstützt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Schnittstelle Lehrlingsausbildung. Dies umfasst Realbegegnungen, Berufsinformation, aber auch an die Betriebe gerichtete Auswahlhilfen und Testverfahren, um möglichst geeignete und motivierte Lehrlinge in den Ausbildungsprozess zu führen. Darüber hinaus konnte eine Verlängerung der Probezeit (Erhöhung von zwei auf drei Monate) erreicht werden, wodurch das Risiko einer Fehlaufnahme erheblich reduziert werden kann. 7. Die Lehrlingsausbildung ermöglicht Jugendlichen neben der schulischen Ausbildung auch praxisorientiertes Lernen im Betrieb. Dadurch stellt die Lehrlingsausbildung ein Route für tüchtige Praktiker dar, die durch rein schulische Ausbildungsgänge nur ergänzt, nicht aber ersetzt werden kann. 8. Die Wirtschaftskammer Österreich hat, um verbleibende Nettokosten der Ausbildung zu reduzieren, eine Reihe von finanziellen Entlastungsmaßnahmen durchsetzen können: - Lehrlingsausbildungsprämie von EUR.000, für jedes Kalenderjahr (Wirtschaftsjahr), in dem das Lehrverhältnis aufrecht ist. Die Höhe der Prämie kann für Lehrlinge, die in sogenannten Mangelberufen tätig sind, durch Verordnung auf bis zu EUR 2.000, erhöht werden. - Keine Arbeitgeberbeiträge zur Krankenversicherung für Lehrlinge in den ersten drei Lehrjahren - Spezielle Regelung zur Unfallversicherung: Für Lehranfänger im Zeitraum 0. Juni 998 bis. Januar 2004 wird der allgemeine Beitrag zur Unfallversicherung aus Mitteln der Unfallversicherung gezahlt. - Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung ist grundsätzlich nur im letzten Lehrjahr zu entrichten. - Steuerfreibeträge: Es können insgesamt drei Teilbeträge zu je EUR.45,46 unter bestimmten Voraussetzungen geltend gemacht werden (befristet für Lehrverträge, die vor dem. Januar 200 abgeschlossen werden). 9. Lehrbetriebe, welche Jugendliche mit besonderem Förderbedarf in ein Lehrverhältnis aufnehmen, erhalten vom Arbeitsmarktservice einen pauschalierten Zuschuss. 0. Für außerbetriebliche Schulungen (zb von Ausbildern, aber auch Lehrlingen) konnte ein Erhöhung des Steuerfreibetrags von 9% auf 20% der vom Betrieb aufgewendeten Kurskosten erreicht werden.. Die Lehrlingsausbildung ist ohne Zweifel eine Investition in die Zukunft der Unternehmen und der jungen Menschen in Österreich. Der finanzielle und persönliche Einsatz der Lehrberechtigten und der Ausbilder ist kaum zu unterschätzen. Dies wird in Österreich in der Öffentlichkeit zunehmend erkannt. Mit dem Auftreten der Lehrstellenlücke wurde die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lehrlingsausbildung drastisch verdeutlicht. Bei entsprechender Organisation der Lehrlingsausbildung und angesichts der bislang erreichten Entlastungsmaßnahmen für Lehrbetriebe sollte die Ausbildung aber auch in Zukunft eine lohnende Investition für die Firmen und unsere Jugendlichen sein. 2. Am Ende der Lehrzeit besteht für den Lehrbetrieb und den Jugendlichen die Möglichkeit einer Wahl über den weiteren Berufs- und Bildungsweg. 2. Für den Lehrbetrieb ist bei Ausbildung in ausreichender Zahl die Möglichkeit der Auswahl der am besten qualifizierten und motiviertesten Lehrabsolventen in der Regel gegeben. Durch die Breite der Ausbildung und Förderung fachübergreifender Qualifikationen ist für die Jugendlichen die Mobilität am Arbeitsmarkt grundsätzlich gesichert. 2.2 Die Lehrlingsausbildung als System setzt voraus, dass sich alle Betriebe, die Bedarf an Fachkräften mit Lehrabschluss haben und die Voraussetzungen zur Ausbildung erbringen, an der Ausbildung beteiligen. Das hat bislang in Österreich weitgehend geklappt. Wenn die Lehrbetriebe quasi als Club fungieren, so dass ein Teil der Lehrabsolventen nach der Lehrzeit sich am Arbeitsmarkt verändert, Betriebe also dabei In- und Output haben, dann ist auch das Problem ungewollter Abwanderung entschärft. 2
3 SABINE NOWAK Gute Gründe, Lehrlinge auszubilden Tabellenanhang TABELLE : Qualifikationsstruktur nach Wirtschaftssektoren, 200, in Zeilen% Wirtschaftssektor Lehre BMS AHS BHS Hochschule, Univ.* Gesamt % % % % % % % In.000 Land- und Forstwirtschaft 4, 7,2,5,9,2 0, ,5 Vorwiegend marktorientierter 2, 47, 9,9 6, 9,2 6, , Sektor 2 Vorwiegend öffentlicher Sektor,4 22,0 7,5 9, 5,2 24,7 00 8,7 Insgesamt 20, 4,5,7 6,7 0, 9, , * inklusive hochschulverwandte Lehranstalten (Akademien der Lehrerbildung u.a.) Land- und Forstwirtschaft; Fischerei- und Fischzucht 2 Bergbau u. Gewinn. v. Steinen u. Erden; Sachgütererzeugung; Energie- und Wasserversorgung; Bauwesen; Handel; Instandh. u. Reparatur v. KFZ ua.; Beherbergungs- und Gaststättenwesen; Verkehr und Nachrichtenübermittlung; Kreditund Versicherungswesen; Realitätenwesen; Vermiet. bewegl. Sachen; Erbring. v. sonst. öffentl. u. pers. Dienstleistungen; Private Haushalte Öffentliche Verwaltung, Landesverteid., SV; Unterrichtswesen; Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen; Exterritoriale Organisationen u. Körperschaften Quelle: Statistik Austria; Mikrozensus 200
4 GRAFIK : Facharbeiter in der Wirtschaft nach höchster abgeschlossener Bildung, 200 5% 4% Höhere Schule od. mehr % Lehrlingsausbildung 88% Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus 200 GRAFIK 2: Vorarbeiter/Meister in der Wirtschaft nach höchster abgeschlossener Bildung 200 4% Höhere Schule oder mehr 0% 4% Lehrlingsausbildung 7% Quelle: Statistik Austria; Mikrozensus; eigene Berechnungen 4
5 GRAFIK : Selbständige in der gewerblichen Wirtschaft nach formaler Qualifikation, 200 Höhere Schule 22% Hochschule, Univ. 8% 8% 5% Lehre 47% Quelle: Statistik Austria; Mikrozensus 200 GRAFIK 4: Warum Betriebe ausbilden Nachwuchs entspricht den Anforderungen keine geeigneten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt Betriebsverbundenheit des Nachwuchses 80 Vermeidung personeller Fehlentscheidungen 7 Einarbeitungskosten Betriebsfremder zu hoch 58 produktiver Einsatz von Lehrlingen 42 Kosten für Personalsuche enfallen Quellen: BIBB, BA für Arbeit 5
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