Qualitätsmerkmale, für die Beratung
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- Gerda Krämer
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1 Qualitätsmerkmale, für die Beratung Ein Beitrag zur Entwicklung der Beratungsqualität in Bildung, Beruf & Beschäftigung Offener Koordinierungsprozess zur Qualitätsentwicklung Peter C. Weber, Universität Heidelberg Tagung Berlin, 19. Januar 2012 Forum A Qualitätsmerkmale guter Beratung Definition, Ausgestaltung, Messbarkeit
2 wir sollten uns klar machen, dass es darum geht durch bessere Zusammenarbeit von Praxis, Forschung und Politik mehr für die Menschen zu erreichen (eine Beraterin) 2 2
3 Grundlagen 3
4 Ein gemeinsames Beratungsverständnis entwickeln und breit diskutieren Die Qualitätsmerkmale sind ein Ergebnis des offenen Koordinierungsprozesses Ein gemeinsames Beratungsverständnis wurde entwickelt und dient als Grundlage Einige Eckpunkte: Beratung erfordert Professionalität und entsprechende Rahmenbedingungen, Beratung ist eine freiwillige, prozesshafte, interessensensible und ergebnisoffene Interaktion. Im Zentrum der Beratung stehen die Ratsuchenden mit ihren Interessen, Ressourcen und Lebensumständen. Beratung geht über Informationsvermittlung hinaus, ist eine subjektiv relevante Reflexion, Information und Wissen aber notwendige Bedingung! Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung referiert auf Zielstellungen, die in der modernen Gesellschaft für das Individuum und die Gesellschaft relevant sind! Beratung als public good... aber hoch individualisiert 4 und auf
5 Qualitätsmerkmale Wozu? Verschiedene Funktionen von Qualitätsmerkmalen Fokussierung auf besonders wichtige beratungsspezifische Aspekte, Beschreibbarkeit und Kommunizierbarkeit der Organisation und ihrer Leistung, Vergleichbarkeit der Angebote untereinander, für Ratsuchende und bspw. Verantwortliche, Reflexion der Beratung durch die Beratenden, Ableitung von Maßnahmen zur Qualitätsmessung (wirkt Beratung?) und Qualitätsentwicklung (wie kann Beratung verbessert werden?), Festsetzen von inhaltlichen, professionsbezogenen Referenzpunkten, z.b. für die Akkreditierung oder Vergabe von Gütesiegeln, Unterstützung der fachpolitischen Gestaltung der Beratungsangebote, Herstellen von Forschungsbezügen und bessere Koordination und Fokussierung von Forschung. Der internationale Vergleich und die Erprobung zeigen, dass Qualitätsmerkmale sehr unterschiedlich und auch selektiv genutzt werden (können). Qualitätsmerkmale sind ein Fokalpunkt für die weitere Diskussion... 5
6 Qualitätsmerkmale - Beispiele und Nutzung für die Messung und Erfassung von Qualität 6
7 Kriterien für die entwickelten Qualitätsmerkmale Die Entwicklung von Qualitätsmerkmalen erfolgte strukturiert und fundiert, eine additive, beliebige Auflistung von Standards wurde vermieden, möglichst viele Experten sowie relevante nationale und internationale Modelle wurden einbezogen um eine hohe Anschlussfähigkeit zu gewährleisten, Theorien und gesicherte Befunde aus der Forschung sind zentrale Bezugspunkte für die einzelnen Merkmalsgruppen, Die Qualitätsmerkmale sind auf eine handhabbare Anzahl beschränkt, eine Differenzierung, z.b. für spezifische Beratungsfelder und unterschiedliche Breite oder Tiefe der Beratung ist möglich. 7
8 Zuordnung der Qualitätsmerkmale Ü Merkmale G Merkmale Gesellschaftlicher Kontext Organisationaler Kontext O - Merkmale Beratungs-System Lösung Klärung Beziehung Ratsuchenden-System Berater-System P - Merkmale B Merkmale 9
9 Übergreifende Merkmale (Ü) Übergreifende Merkmale (Ü) sind solche Merkmale, die für Beratung als professionelle, hochwertige, kommunikative Dienstleistung wesentlich sind. Im Einzelnen: Ü1: Orientierung am Ratsuchenden Ü2: Transparenz der Beratung Ü3: Ethische Grundlagen Ü4: Orientierung an kontinuierlicher Qualitätsverbesserung Worum geht es? Es gibt Merkmale die alle weiteren Merkmale übergreifen, ihnen voraus gehen. Sie beziehen sich auf alle Ebenen des Kontextmodells. 10
10 Beispiel Merkmal Ü1 Orientierung an Ratsuchenden Die Indikatoren der Qualitätsmerkmale richten sich an unterschiedliche Akteure: Bsp. Beratende: Das Beratungshandeln orientiert sich an den Ratsuchenden und ihren individuellen Voraussetzungen, (,,,), Anliegen, (,,) Ressourcen und ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund. Bsp. Organisation: Die Inanspruchnahme der Beratung basiert auf Freiwilligkeit. Dies gilt auch in Sanktionskontexten, bei denen die Ratsuchenden u ber ihre Rechte und Pflichten aufgekla rt werden (...). Bsp. Fachpolitik: Die jeweils zusta ndigen politischen Akteure akzeptieren Beratung als Interventionsform zur Begleitung bei der Entwicklung von Lo sungen fu r bildungs- und berufsbezogene Fragestellungen, bei dem die Ratsuchenden im Mittelpunkt stehen. Die Organisationen und Berater nutzen sie z.b. um mit Hilfe einer Checkliste zu bestimmen, was für sie Relevanz und Priorität hat, in der fachpolitischen Diskussion können sie genutzt werden, um z.b. notwendige Ressourcen oder Rahmenbedingungen zu thematisieren. 11
11 Qualitätsmerkmale zum Beratungsprozess (P) In Bezug auf den Beratungsprozess (P) werden Merkmale beschrieben, die abgeleitet aus empirischen Befunden und der Beratungspraxis nachweislich wirksame Bestandteile wirkungsvoller Beratung sind (Grawe 2000; Haken u. Schiepek 2010; Schiersmann/Weber u.a. 2008). Dabei bleiben die Merkmale und Indikatoren offen für eine angebotsangemessene Ausgestaltung (in Bezug auf Breite und Tiefe, verschiedene Konzepte der Berater, verschiedene Ansätze und Methoden). Im Einzelnen: P1. Beziehung P2. Anliegensklärung P3. Zielkonkretisierung P4. Entwicklung von Lösungen Worum geht es? Beratungsqualität basiert auf gelungener und wirksamen Gestaltung von Beratungsprozessen! 12
12 Indikatoren zur Beziehungsgestaltung (P1) und Anliegensklärung (P2) Indikatoren zu P1, Gestaltung einer angemessenen Beziehung (Beispiele) (...) Schaffen eines geeigneten Rahmens und einer angenehmen Atmosphäre (...). Beratende machen (...) Aufträge, Rollen und Funktionen transparent (...). Die Ratsuchenden sind soweit wie möglich in die Steuerung des Beratungsprozesses einbezogen (...). Indikatoren zu P2, Klärung des Anliegens (Beispiele) Die Fragestellung, die zum Aufsuchen der Beratung geführt hat, wird besprochen. Die Erwartungen an das Beratungsergebnis werden ermittelt. Der Berater wendet angemessene Fragen, Techniken, Methoden an, um das Anliegen zu klären. Die Anliegensklärung endet mit einer angemessenen Form der Vereinbarung eines Kontraktes für die Beratung. (...). 13
13 Nutzung der Qualitätsmerkmale zum Prozess für Nachweise und Messung Entwickelt wurden Beobachtungs- bzw. Ratingbögen, die bspw. für die Prozessreflexion in kollegialen Settings oder in der Supervision sowie in der Weiterbildung genutzt werden können (Thiel/Schiersmann 2012), Entwickelt werden verschiedene Handreichungen und Instrumente für die Identifikation von Beratungskompetenz. Diese können für die Reflexion, aber auch für die Kompetenzerfassung oder die Identifikation von Weiterbildungsbedarfen eingesetzt werden ( (Weber/Improve 2012). 14
14 Qualitätsmerkmale zu den Beratenden (B) Die Merkmale zu den Beratenden (B) beschreiben die Notwendigkeit professioneller Kompetenzen und reflektierter Weiterentwicklung. Diese Qualitätsmerkmale stellen eine Verbindung zum die Kompetenzrahmen für Beratende dar. Sie verweisen darauf, dass die Beraterinnen und Berater in der Lage sein müssen, Qualitätsmerkmale umzusetzen und angebotsangemessen auszugestalten. Im Einzelnen: B1: Ausbildung, kontinuierliche Fortbildung und Orientierung an einem anerkannten Kompetenzprofil B2: Orientierung an Qualitätsmerkmalen Worum geht es? Ohne professionelle Beratende keine hochwertige und erfolgreiche Beratung! 15
15 Qualitätsmerkmale zur Organisation (O) In den Qualitätsmerkmalen zum Bereich Organisation (O) wird ausgeführt, welche Rahmenbedingungen Beratung benötigt. Wichtig ist die Differenzierung zwischen reinen Beratungsanbietern und Beratungsangeboten die innerhalb größerer Organisationen gemacht werden. Die Strukturierung orientiert sich am Modell von Glasl/Lievegoed (1996) und Baumgartner et al. (2004) Im Einzelnen: O1: Leitbild/Angebotsbeschreibung O2: Strukturen und Prozesse O3: Organisationskultur O4: Personelle und sachliche Ressourcen O5: Vernetzung Worum geht es? Beratung braucht Rahmenbedingungen! 16
16 Nutzung der Qualitätsmerkmale zu Organisation für Nachweise und Messung Die QMM zur Organisation können auf unterschiedliche Weise für die interne oder organisationsübergreifende Erfassung von Managementaspekten genutzt werden. Für das O4 Merkmal wurden im Projekt beispielhaft Referenzgrößen und ein einfaches Erfassungssystem vorgeschlagen um, folgende Aspekte die Ausstattung der Beratungsräume, das Verhältnis der Berater zur Anzahl der Klienten, das Verhältnis von Beratungszeit zu sonstigen Aufgaben, die Mittel für Fortbildungen der Berater, zu erfassen und ins Verhältnis zu stellen. Eine solche Art des Vergleichens mit Referenzgrößen könnte bspw. sinnvoll innerhalb größerer Organisationen, innerhalb eine Teilfelds der Beratung oder in Projektkontexten sinnvoll eingesetzt werden. 17
17 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen (G) Sie stellen Bezug her zu fachlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z.b. Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Bildungssystem, Bildungsmöglichkeiten, rechtlichen Bedingungen) Sie beschreiben Maßstäbe, an denen sich die Wirksamkeit (Outputs, Outcomes) der Beratung orientieren kann. Im Einzelnen: G1: Vermittlung von Informationen/Fachwissen zu relevanten Rahmenbedingungen G2: Steigerung der Selbstorganisation des RS im System G3: Förderung der tatsächlichen Bildungs- und Berufsentwicklung G4: Bessere Chancen zur Teilhabe Worum geht es? Erfolg und die Erfassung von Wirkung von Beratung orientieren sich an Zielsetzungen, die gesellschaftlich begründet sind. 18
18 Indikatoren zur Bildungs- und berufsbezogene Entwicklung Indikatoren zu G3, Förderung der bildungs- und berufsbezogene Entwicklung (Beispiele) Die Beratung hat die Beteiligung an beruflichen Aktivitäten/ Bildungsaktivitäten erhöht oder stabilisiert. Die Beratung (...) hat einen erfolgreichen Übergang in eine Bildungsmaßnahme oder eine neue Beschäftigung, (...) unterstützt. (...) Die Beratung (hat) zur Verringerung von (...) Fehlinvestitionen und Fehlallokationen beigetragen, z.b. zu einem geringeren Abbruchrisiko, höherer Zufriedenheit mit einer begonnener Maßnahme, etc. geführt. Solche Zielbezogenen Indikatoren müssen kontextspezifisch formuliert werden! 19
19 Nutzung Qualitätsmerkmale zu den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Nachweise und Messung Für die Erfassung von Outcomes wurde durch die Auswertung international vorliegender Wirkungs-Studien ein Katalog von erprobten Items erstellt, der für die Zusammenstellung von Evaluation von Beratung dienen können, Auf dieser Basis wurden bereits mehrerer Pilotprojekte zur Wirkung (z.b. im Rahmen von Masterarbeiten) durchgeführt, Im Rahmen des Europäischen Beratungsnetzwerks ELGPN wird unterstützt durch das nfb eine Instrument zur Wirkungsmessung in Zusammenarbeit mit vielen Beratungsanbietern (in mehreren Ländern) durchgeführt, Zukünftig könnten Outcomes z.b. zu Übergängen in Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung, Einkommen, Verbleib stärker fokussiert werden. Die Frage von Social Returns of Investment wird möglicherweise eine größere Rolle spielen. 20
20 Ausblick
21 Ein Neues Muster durch Qualitätsmerkmale? Qualitätsmerkmale sind Fokalpunkte. An ihnen kann sich die Diskussion über gute Beratung in Bildung und Beruf ausrichten, Dabei geht es nicht um Gleichförmigkeit der Mittel sondern um eine gemeinsame Ausrichtung an Zielen und Orientierungspunkte, Auf diesem Weg sind wir ein gutes Stück voran gekommen, die Zukunft ist jedoch offen und kann unter Beteiligung alle gestaltet werden. 22
22 Herzlichen Dank. Kontaktieren Sie mich, wenn Sie Interesse an kritischer Diskussion oder Kooperation haben! Peter C. Weber
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