Wenn AD(H)S sich nicht auswächst AD(H)S im Jugendalter
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- Joachim Lange
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1 Wenn AD(H)S sich nicht auswächst AD(H)S im Jugendalter Suzette Everling Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeutin
2 Definition von AD(H)S AD(H)S liegt vor, wenn unaufmerksames und impulsives Verhalten mit o. ohne deutliche Hyperaktivität ausgeprägt ist, nicht dem Alter und Entwicklungsstand entspricht und zu deutlicher Beeinträchtigung in verschiedenen sozialen Bezugssystemen und im Leistungsbereich von Schule und Beruf führt.
3 Diese Auffälligkeiten sollen länger als 6 Monate bestehen und beeinträchtigende Symptome von Hyperaktivität-Impulsivität und Unaufmerksamkeit sollen bereits vor dem Alter von 7 Jahren vorhanden gewesen sein.
4 Die Symptome sollen nicht ausschliesslich im Rahmen einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung (z.b. Autismus- Spektrum) oder Psychose auftreten und nicht besser durch andere somatische oder psychiatrische Störungen erklärt werdenkönnen(dsm-iv).
5 AD(H)S ist keine Modekrankheit AD(H)S ist ein neurobiologisches heterogenes Störungsbild mit Besonderheiten in der Informationsverarbeitung des zentralen Nervensystems und der Impulskontrolle. Noch weitere psychische Störungen oder Entwicklungsauffälligkeiten können hinzukommen.
6 AD(H)S-Begleiterkrankungen Oppositionelle Störung des Sozialverhaltens (ca. 50%) Störung des Sozialverhaltens (ohne oppositionelle Verhaltensstörung) (30-50%) Affektive, vor allem depressive Störungen (10-40%) Angststörungen (20-30%)
7 Lernstörungen, Teilleistungsschwächen (10-25%) Legasthenie (ca. 20%) Einschlafstörungen (ca. 50%) Somatisierungsstörungen (20-25%) (G.Lehmkuhl, 2007)
8 Mythos Kinderkrankheit Mythos: ADHS verschwindet im Jugendlichen-Alter, das Problem wächst sich aus. Nein: Studien belegen, dass zwischen 70 und 80% der Kinder mit der Diagnose ADHS, auch als Jugendliche noch Symptome haben. Mythos: ADHS ist eine reine Kinder-und Jugendkrankheit. Nein: Aufgrund von Forschungsergebnissen kann man davon ausgehen, dass 50-65% aller Kinder mit einem ADHS auch noch Symptome im Erwachsenenalter haben werden. (Barkley 2005)
9 Terminologie ADD ADHD ADS AD(H)S TDA TDAH THADA Attention Deficit Disorder Attention Deficit Hyperactivity Disorder Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts- Syndrom (Störung) Trouble Déficitaire de l Attention Trouble Déficitaire de l Attention avec Hyperactivité Trouble d Hyperactivité Avec Déficit de l Attention
10 AD(H)S Jugendliche. sind in ihrer Konzentrationsfähigkeit erheblich eingeschränkt sind leicht ablenkbar oft motorisch unruhig oder verträumt haben einen oberflächlichen, sprunghaften Wahrnehmungsstil können Reizeinflüsse nicht gut sortieren und organisieren reagieren impulsiv und ecken dadurch mit ihrem Verhalten an
11 Sie sind dadurch in allen Lebensbereichen erheblich beeinträchtigt.
12 Die Folge ist,. dass neben den schulischen Leistungen auch das Familienleben und Freundschaften leiden können dass diese Jugendlichen es häufig schwer haben, in der Gemeinschaft mit peers Anschluss zu finden dass sie zu Aussenseitern werden dass ihr Selbstwertgefühl oft sehr niedrig ist
13 Drei Subtypen (DSM-IV) 1) hyperaktiv-impulsiv 2) unaufmerksam(träumer) 3) Misch-Typus
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16 Was verbirgt sich unter der Spitze des Eisbergs? AD(H)S Bindungsstörung Störung des Sozialverhaltens Trotz und oppositionelles Verhalten Angststörungen Umschriebene Entwicklungsstörungen Schlafstörungen Tics und Tourette Syndrom Affektive Störungen Tiefgreifende Entwicklungsstörungen / Asperger Syndrom Enuresis und Enkopresis Abhängigkeitserkrankungen Beeinträchtigung von Peerbeziehungen und sozialer Fertigkeiten Negativer Einfluss auf schulische und berufliche Bildung Konflikt mit Polizei und Justiz
17 Soft signs I (Subtile Symptome) Feinmotorik Mimik Gestik Stimmungslabilität
18 Soft signs II Störung der Wahrnehmung: auditiv (oft auditiver Speicher=Kurzzeitgedächtnis zu klein) visuell (Gegenstände werden übersehen) propriozeptiv (ungeschickt, tollpatschig) soziale Signale (feine Stimmungsänderungen nicht bemerkt) Schmerz, Hyper-, Hyposensibilität
19 Soft signs III Zentrale Regulationsstörungen: Temperatur Hunger Schlaf Blasenkontrolle Schlagartiges Ermüden
20 AD(H)S als Risiko 30-66% leiden auch im Erwachsenenalter 18-36% zeigen dissoziales Verhalten Mehr Ausbildungs-und Karriereprobleme Wenig Freunde, mehr Partnerprobleme Mehr Unfälle Drogenabusus häufiger
21 Mehr riskante Sexualkontakte Depressionen, Angststörungen, Suizide häufiger
22 AD(H)S in der Adoleszenz Unaufmerksamkeit (Reduktion der Hyperaktivität) Null-Bock-Mentalität Leistungsverweigerung Oppositionell-aggressives Verhalten Stark vermindertes Selbstwertgefühl Ängste
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24 Depressionen Präferenz für soziale Randgruppen Erhöhte Risikobereitschaft Häufiger Verkehrsunfälle Neigung zu Delinquenz, Alkohol, Drogen, Nikotin Vermehrt Frühschwangerschaften
25 Positive Eigenschaften der AD(H)S-Persönlichkeit Hilfsbereit Gerechtigkeitssinn Kurzzeitige Höchstleistungen bei hoher innerer Motivation, dann unermüdlich und stressresistent Kreativ, fantasievoll Eigene Ziele werden hartnäckig verfolgt Risikobereit
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27 Voraussetzung für eine gute Therapie isteinegutediagnostik
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29 Zielsetzung Sichern der Diagnose Differentialdiagnostische Abgrenzung Erfassen der qualitativen und quantitativen Ausprägung der individuellen Symptomatik Erkennen individueller Umgebungsbedingungen (Aggravationsumstände und Ressourcen)
30 Dies schliesst auch ein: Die 5 Bereiche der multimodalen Sozialpädiatrischen Diagnostik: Entwicklungsstand/Intelligenz Körperlicher-neurologischer Befund Psychischer Befund Psychosozialer Hintergrund Ätiologische Abklärung
31 und die 6 Axen des multiaxialen Klassifikationssystems der Kinder-und Jugendpsychiatrie: Klinisch psychiatrisches Syndrom Umschriebene Entwicklungsstörungen Intelligenzniveau Körperliche Symptomatik Aktuelle assoziierte abnorme psychosoziale Umstände Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung
32 Zusammenstellung diagnostischer Verfahren Anamnese (Fragebögen): -Eigenanamnese (Schwangerschaft, Geburt, Entwicklung, Vorsorgeheft, Schulhefte, Zeichnungen) -Familienanamnese (Erkrankungen in der Familie, Verhaltensauffälligkeiten, Abhängigkeiten,.) -Sozialanamnese (Wohn-und Familiensituation, berufliche Situation und Bildungsweg der Eltern, Tagesablauf, Erziehungsstil, Stärken/Hobbies -Fremdanamnese (Vorbefunde, Berichte, Zeugnisse)
33 Klinische Untersuchungen: - Ganzkörperuntersuchung - Gewicht, Länge, BMI, Blutdruck, Puls - neurologisch-motoskopische Untersuchung - Beurteilung des geistigen und psychischen Entwicklungsstandes - Hörtest, Sehtest
34 Verhaltensbeobachtung: Während aller Untersuchungen und der Anamnese Video-Beobachtung: -Erkennen subtiler Symptome und der Interaktion - Beratung der Eltern und Elterntraining - Einschätzung des Therapieerfolges
35 Fragebögen: -Anamnesebögen (z.b. von Skrodzki - SDQ (Strength-and Difficulties-Questionnaire) screent auch auf assoziierte Störungen; für Patienten, Eltern, Lehrer - CBCL, ILK zur Erfassung der Lebensqualität - ADHS-spezifische Fragebögen: DSM-IV (Eltern, Lehrer) DCL-HKS, FBB-HKS (Fremdbeurteilungsbogen HKS)
36 SBB-HKS (Selbstbeurteilungsbogen ab 11 Jahre) Conners, VBV (Verhaltensbeurteilungsbogen f. Vorschulkinder) usw.
37 Sonderpädagogische Untersuchung: Aufmerksamkeit, Impulsivität, Motivation, Wahrnehmung, Grob-und Feinmotorik, Körperschema, Entwicklung, Dominanz, Lernund Arbeitsverhalten, Angst, Depression, Eltern-Kind-Lehrer-Kind-Beziehung, Ressourcen, Verhalten, Raum-Zeitwahrnehmung usw.
38 Psychologische Untersuchung: Entwicklung, Intelligenz, Befindlichkeit, Persönlichkeit, Aufmerksamkeit, Angst, Depression, Verhalten, Teilleistungen, Lernund Arbeitsverhalten usw. Es gibt keinen AD(H)S-spezifischen Test!
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40 Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
41 Therapieziele: Verringerung der Kernsymptomatik Altersadäquate psychosoziale Entwicklung und Integration Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung Genügend stabiles Selbstwertgefühl Gewährleistung einer begabungsentsprechenden Schul-und Berufsausbildung
42 Multimodaler Behandlungsansatz (Goepel 2004) (je nach Komplexität, Schweregrad und Ressourcen kombinierbar) Kindzentriert Elternzentriert Schulzentriert Verhaltensebene Selbstinstruktion Soziales Kompetenztraining Selbstmanagement Emotionale Ebene Psychotherapeutische Interventionen bei Angst, Depression, Stimmungsschwankungen Wahrnehmungstraining Sensorische Integration Psychomotorik Auditives Training Visuelles Training (Ziel: Verminderung problematischer Verhaltensweisen durch Verbesserung der Eltern- Kind-Interaktion) Verhaltensebene Psychoedukation Verstärkerprogramme Elterntraining Medikation (z.b. Methylphenidat) Verhaltensebene Psychoedukation Strukturierter Unterricht Verhaltensmodifikation Orthopädagogie (LRS) Elternarbeit höchste Effektivitätsstufe in wissenschaftl. Studien
43 Unwirksame Verfahren bei AD(H)S: Festhaltetherapie (Ziel: Verbesserung der Bindungsfähigkeit) Kinesiologie (Ziel: Kooperation beider Gehirnhälften) Homöopathie (Ziel: Immunstimulanz) Bachblütentherapie (Ziel: Verbesserung der Befindlichkeit durch 38 Essenzen Diätetische Massnahmen (Ziel: Reduktion allergischer Reaktionen) Spieltherapie (Ziel:Stabilisierung des Selbstwertgefühls, Aufarbeitung von Traumata) Tomatis-Methode
44 Günstige Faktoren MTA Studie 1999/2003, Weiss 2003, Wilems 2003, Barkley 2003 Günstiges Soziales Umfeld Mutter keine Depression Schwach ausgeprägtes ADHS Stimulantien Keine Soziale Verhaltensstörungen Vater kein Alkohol IQ hoch
45 Langzeitprognose des ADHS % der ADHS-Kinder haben noch ADHS im Erwachsenenalter (Klein 1991,Hart 1995, Hechtman 1985, Wender 1995,Faraone 1998) 4-5 % ADHS im Erwachsenenalter (Murphy 1996, Heiligenstein 1998)
46 Delinquente Jugendliche Rösler 2001: Risiko für eine Delinquenz bei kindlicher ADHS ist im Jugendalter um das 5,98 fache erhöht
47 80 ADHS und Sucht Biedermann unbehandelte ADHS N=19 behandelte ADHS N=56 Kontrollgruppe N=137 0 Total Alkohol Nik Stim Kokain Mar
48 ADHS und Sucht Barkley 2003 Entscheidender Faktor für Suchtentstehung bei ADHS: Störungen des Sozialverhaltens in der Kindheit Medikamentöse Therapie hat evtl. Schutzfunktionen
49 Folgen Gesundheitswesen 50% in Motorradunfällen 1 33% Inanspruchnahme von chir. Ambulanz 2 2 4x mehr Autounfälle 3 5 Patient Familie 3 5x mehr Scheidungen/ Trennungen 11,12 2 4x mehr Geschwisterrivalität 13 Schule & Beruf 46% der Schule verwiesen 6 35% vorzeitig abgegangen 6 Niedrigerer beruflicher Status 7 Gesellschaft Höheres Suchtrisiko 8 Früherer Einstieg 9 Wahrscheinlichkeit geringer, als Erwachsener aufzuhören 10 Arbeitgeber Eltern nicht am Arbeitsplatz, Produktivitätsverlust DiScala et al. (1998) 6. Barkley et al. (1990) 9. Pomerleau et al. (1995) 12. Brown & Pacini (1989) 2. Liebson et al. (2001) 7. Mannuzza et al. (1997) 10. Wilens et al. (1995) 13. Mash & Johnston (1983) 3. NHTSA (1997) 8. Lojewski et al. (2002) 11. Barkley, Fischer et al. (1991) 14. Noe et al. (1999) 4+5. Barkley et al. (1993, 1996)
50 Effektive Prävention verlangt In der Schule (Neuhaus 1996) (Uli Stein) Eine ADHS-freundliche Lehrerpersönlichkeit Eine ADHS-freundliche Lernumgebung
51 ist ist konsequent, lässt lässt sich sich durch durch Motzen nicht nicht irritieren, fordert fordert angemessen ist ist klar klar und und echt, echt, kommuniziert eigene eigene Bedürfnisse ohne ohne Vorwurf ist ist sehr sehr strukturiert, aber aber gleichzeitig maximal flexibel, kann kann spontane Motivation nutzen nutzen ist ist freundlich, gelassen, zugewandt, belastbar Ein effektiver ADHS-Coach... (Neuhaus 1996) läßt läßtnicht auflaufen, verhilft zum zum Erfolg Erfolg hat hat Humor Humor kennt kennt die die Symptomatik sehr sehr gut, gut, kann kann die die Welt Welt mit mit den den Augen Augen eines eines Betroffenen betrachten und und sich sich gut gut in in die die Befindlichkeiten einfühlen, um um Widerstände zu zu vermeiden ist ist Modell Modellfür für andere andere Bezugspersonen gibt gibt kontinuierliches positives Feedback, honoriert die die Anstrengungsbereitschaft, ermöglicht eine eine differenzierte Beurteilung
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54 NEVER, NEVER, NEVER GIVE UP!
55 Vielen Dank!
Auswirkung chronischer Störungen auf die Schule Am Beispiel ADHS
Dr. med. Dirk Dammann Chefarzt Rehakinderklinik Wangen im Allgäu Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Sozialmedizin mailto: dirk.dammann@wz-kliniken.de Tel.: 07522 797 1624 Auswirkung chronischer
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