Resilienz für Profis
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- Leonard Feld
- vor 7 Jahren
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1 Vortrag Caritas Pirckheimer Haus Nürnberg, 12.April 2013 Resilienz für Profis Wie wir durch die eigene Haltung Burnout verhindern, wirkungsvoller werden und Spaß an der Arbeit haben Prof Dr. Elisabeth Nicolai, Helm Stierlin Institut Evangelische Hochschule Heidelberg Ludwigsburg 1
2 Wie wir durch die eigene Haltung Burnout verhindern, wirkungsvoller werden und Spaß an der Arbeit haben 1. Burnoutgefährdung 2. Das Konzept der Resilienz 3. Die Bedeutung protektiver Faktoren 4. 8 Faktoren der Resilienz 5. Burnoutprävention 6. Resilienzstärkung im Alltag 2
3 Sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen das Münchhausenprinzip Der eigene innere Sumpf:! aus negativen Gefühlen, inneren Verstrickungen und Fehlinterpretationen der Umgebung.! aus Wut, Trauer, Ärger, Machtlosigkeit gegenüber Ereignissen oder Personen bestehen.! aus Verzweiflung über Verluste, Depression und Resignation können soweit gehen, dass wir uns wirklich wie in einem Sumpf fühlen.
4 Wie kommt man eigentlich in den Sumpf?! Krisenhafte Ereignisse und schwierige Lebenslagen müssen verarbeitet werden! Das WIE entscheiden wir! Ereignisse und Emotionen sind nicht unmittelbar verbunden! Es gibt jeweils unsere ganz eigene Reaktion
5 Wie kommen wir ins sogenannte Burnout? An Stelle der Frage: Warum IST es so? tritt die Frage: Warum BLEIBT es so? (Simon 1995) 5
6 Vier Ursachenfelder des Burnout (Quelle: Geyerhofer, Stefan & Unterholzer, Carmen 2008, S ) 6
7 Risikofaktoren für Mitarbeiter des psychosozialen Versorgungssystems:! Dominierende Vorstellung der Machbarkeit durch gesteigerten Einsatz! Verringerung der personellen Ressourcen! Erschöpfung! Zynismus! Negative Selbst- und Fremdbeschreibungen! Ohnmacht, Verlust an Sinngefühl! Objektiv und subjektiv gestiegene Belastungen 7
8 Wie konstruieren wir uns selbst den Untergang?! Häufig: Nicht die Arbeitsbelastung ist das Problem, sondern die mangelnde Anerkennung (von uns selbst und von anderen)! Zentral: Die Einschätzung des eigenen Veränderungspotenzials am Arbeitsplatz 8
9 Also alles Konstruktion?!
10 Sumpf - Rettungsdienst (M.v.Münchhausen 2011)! Es gibt Wege sich selbst herauszuziehen! Manchmal braucht man Helfer, die einen dabei unterstützen, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen
11 Der Begriff der Resilienz! engl. resilience, technischer Begriff für die Eigenschaft von Werkstoffen nach starken Verformungen in die ursprüngliche Form zurückzufinden.! Resilienz: psychische Widerstandskraft! Michael Rutter (2000) definiert Resilienz als das Vermögen einer Person oder eines sozialen Systems (z.b. Familie), sich trotz schwieriger Lebensbedingungen auf sozial akzeptiertem Wege gut zu entwickeln. 11
12 Ursprünge des Konzeptes Die Kauai Studie Emmy Werner (1982), University of California: Alle Kinder (N=698) des Geburtsjahres 1955 auf der Insel Kauai (Hawai Archipel) Untersucht: " nach der Geburt, mit zwei Jahren, mit zehn Jahren, mit achtzehn und mit dreißig Jahren Ziel: physische, kognitive und soziale Entwicklung zu verfolgen 12
13 Die Risikofaktoren Ein Teil Kinder wuchs unter erschwerten Bedingungen auf. Wenn 4 oder mehr dieser Faktoren bis zum zweiten Lebensjahr aufgetreten waren, haben Kinder ein höheres Risiko psychisch instabil zu werden: # Chronische Armut # Geringe Schulbildung der Eltern, # Entwicklungsverzögerungen # Scheidung/Trennung der Eltern, # Tod von Familienangehörigen, # Geschwister Altersabstand <18 Mon., # psychische Erkrankungen der Eltern, # Alkohol- oder Drogenabhängigkeit der Eltern 13
14 Entwicklung der Kinder unter schwierigen Bedingungen 75% der Kinder zeigen Auffälligkeiten! mit 10 Jahren: schwerwiegende Lernund Verhaltensstörung! bis zum18.lj.: straffällig, psychiatrische auffällig 25% Resiliente Kinder! psychisch besonders widerstandsfähig (42 Mädchen, 30 Jungen)! trotz massiver, multipler Belastungen Entwicklung zu normalen, kompetenten, störungsfreien Personen 14
15 Ergebnisse der Kauai Studie zu protektiven Faktoren der Risikokinder Förderliche Umweltbedingungen:! 4 oder < Kinder, Altersabstand <2 Jahre! Positive Eltern-Kind-Beziehung! Weitere Versorgungspersonen neben Mutter! Außerhäusige Berufstätigkeit der Mutter! Zugang zu sozialen und Bildungseinrichtungen! Strukturen und Regeln! Gleichaltrige Freunde! Emotionale Unterstützung durch Nachbarn/ Verwandte! Beratung durch Lehrer/innen Intrapersonale Schutzfaktoren des Kindes! Hohes Aktivitätsniveau! gutmütiges Temperament, freundlich auf andere reagierend! Autonomie, Eigenständigkeit! Aufmerksamkeits- und Impulskontrolle! Selbstwirksamkeitsgefühl! Internale Kontrollüberzeugungen 15
16 Drei Konstrukte zur Erklärung für den Aufbau von Resilienz! 1. Kompensationsmodell: Risikofaktoren können durch Schutzfaktoren in ihrer Wirkung vermindert (oder neutralisiert) werden.! 2. Herausforderungsmodell: Die positive Bewältigung von Risiken (oder Stressoren) steigert die Resilienzfähigkeit.! 3. Schutzfaktorenmodell (derzeit am häufigsten verwendet): Schutzfaktoren haben eine moderierende Funktion, wobei eine Wechselwirkung zwischen Risiko- und Schutzfaktoren unterstellt wird, d.h. Schutzfaktoren steigern beim Vorhandensein eines Risikos ihre Wirkung. 16
17 Stand der Forschung! Kompetenzprojekt der Universität Minnesota Verlaufsstudie an 205 Personen! Resilienz Verhaltensmerkmal! Typisch für Resiliente : - Bestehen enger Beziehungen zu Erwachsenen - Eltern nahmen erzieherischen Einfluss - Initiative u. Aktivität - zahlreiche Freundschaften, Gefühl der Selbstachtung u. Selbstwirksamkeit 17
18 Weitere Studien! Isle-of-Wight Studies von Michael Rutter (1990)! Mannheimer Risikokinderstudie von Manfred Laucht, G. Esser und M.H. Schmidt (2003)! Bielefelder Invulnerabilitätsstudie von Lösel und Bender (1999) 18
19 Ergebnisse verschiedener neuerer Studien Als Schutzfaktoren gelten: - stabile emotionale Beziehung zu einem Erwachsenen i. Kindheit - Soziale Unterstützung/Modelle für konstruktive Problemlösung - Frühe Konfrontation mit angemessener Leistungsanforderungen und Verantwortungsübernahme - Begabung zur Bewältigung von Traumata - Günstiges Temperament 19
20 Ist Resilienz angeboren? Oder erlernbar? Resilienz ist NICHT angeboren. Früh im Leben erwerben wir allerdings Das Vertrauen in andere Mitmenschen Das Gefühl von Selbstkontrolle Die Motivation, Herausforderungen bewältigen zu wollen Die emotionalen Grundlagen für intellektuelles Lernen Resilienz ist also ein lebenslanger Veränderungsund Anpassungsprozess
21 Antoine de Saint Exupéry : Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsse im Leben alles gelingen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Mißerfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen
22 8 Faktoren der Resilienz! Akzeptanz was geschehen ist, nehme ich an! Optimismus - der Glaube, dass die Situation wieder besser wird! Aktive Lösungsorientierung! Überzeugung der Selbstwirksamkeit die Opferrolle verlassen! Günstiger Attributionsstil- Schuldgefühl oder Verantwortung! Netzwerkorientierung - Hilfe und Unterstützung aus dem sozialen Umfeld oder von Profis! Zukunftsorientierung! Glaube / Spiritualität 22
23 Resilienz ist die Fähigkeit, Ihren Kummer zu kanalisieren, statt zu explodieren. die Fähigkeit, negative Gefühle in positive Emotionen umzugestalten die Fähigkeit, sich zu wehren die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu meistern die Fähigkeit, Rückschläge auszuhalten die Fähigkeit, die Wunden der eigenen Seele zu heilen der Wille, zu überleben die Disziplin, Herausforderungen anzunehmen führt schließlich dazu, dass Sie morgens im Spiegel Ihr ausgeglicheneres, fröhliches und kein verbittertes, trauriges oder zorniges Ich sehen (Doubek 2003, S.18)
24 Alles so schwer - was soll man da machen?! Gehen Sie auch in Ihrem Arbeitsprozess mit dem flow: Tuen Sie mehr von dem, was gut klappt und weniger von dem, was Sie frustriert.
25 Wie hilft man Kindern resilient zu werden?! Klare, transparente und konsistente Regeln und Strukturen! Wertschätzendes Klima, Wärme, Respekt und Akzeptanz! Hoher, aber angemessener Leistungsstandard! Positive Verstärkung von Leistungen und Anstrengungsbereitschaft! Positive Freundschaftsbeziehungen! Förderung von Basiskompetenzen(Resilienzfaktoren) IM JOB NÜTZEN DIESE PRINZIPIEN AUCH ERWACHSENEN
26 Selbstfürsorge der Profis Anregungen zur Resilienz-Stärkung! Konzentration auf die gegenwärtige Aufgabe! Klarheit der Gedanken! Sinn für Humor! Augenmaß in den Zielen! Kollegiale Unterstützungsnetzwerke bilden u. nutzen! Bejahung des eigenen Tuns! Konstruktivität in Beziehungen! Eine innere Haltung von Güte, Liebe, Dankbarkeit 26
27 Literatur! Geyerhofer, S., Unterholzer, C.: Burnout aus systemischer Sicht. In: Systeme 2008, Jg 22 (2), S ! Grünke, M.: Resilienzförderung bei Kindern und Jugendlichen in Schulen für Lernbehinderte. Eine Evaluation dreier Programme zur Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit. Pabst, Lengerich, Berlin 2003 ISBN ! Rampe, M.: Der R-Faktor. Das Geheimnis unserer inneren Stärke Verlag: Knaur ISBN ! Opp, G. / Fingerle M. (Hg.) - Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. Ernst Reinhardt Verlag: 2007, ISBN ! Wustmann, C.: Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. Beiträge zur Bildungsqualität. Herausgegeben von Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis. Weinheim und Basel: 2004 Beltz Verlag, ISBN ! Welter-Enderlin, R. / Hildenbrand, B. (Hg.) - Resilienz - Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl Auer Verlag: 2006, ISBN
28 Danke für Ihre/ Eure Aufmerksamkeit!! 28
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