Überblick: Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre
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- Ilse Peters
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1 1 Überblick: Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre
2 Stammbaum der Volkswirtschaftslehre Überblick Ideengeschichte der Volkswirtschaftslehre 2 Grafik in Anlehnung an Zeitpunkte 3/93
3 3 1 Klassik (klassischer Liberalismus) Adam Smith John Maynard Keynes David Ricardo Jean Baptiste Say Karl Marx Friedrich August von Hayek Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
4 4 1 Klassik (klassischer Liberalismus) Hauptvertreter der Klassik: Adam Smith ( ) David Ricardo ( ) Jean B. Say ( ) Hauptwerk: Inquiry to the Nature and the Causes of the Wealth of Nations (1776) von Adam Smith
5 5 1 Klassik (klassischer Liberalismus) Die Klassiker legten ihrer Theorie folgende Annahmen zugrunde: Vollständige Flexibilität von Preisen, Löhnen, Zinsen Rasche Anpassung der Wirtschaftssubjekte an veränderte Bedingungen Marktmechanismus (Gesetz des Angebotes, Gesetz der Nachfrage) garantiert stabiles Gleichgewicht Geld dient nur Transaktionszwecken! Es wird nicht gehalten.
6 6 Die unsichtbare Hand des Marktes Adam Smith schreibt, dass Bäcker, Fleischhauer etc. ihre Ware nicht aus Sympathie zu angemessenen Preisen anbieten, sondern aus Wegen der Konkurrenz am Eigeninteresse. Markt => Preise am Markt gebildet => niedrige Preise => mehr Chancen am Markt Der Markt lenkt die Wirtschaftssubjekte wie eine unsichtbare Hand lenkt, sodass sie letztlich und ohne es zu wissen, dem Allgemeinwohl dienen, obwohl (oder eben weil!) sie wirtschaftlich egoistisch handeln.
7 7 Klassisches Modell besteht aus 3 Märkten Arbeitsmarkt Arbeitnehmer/innen bieten ihre Arbeitskraft an, Unternehmen fragen die Arbeitskraft nach Preis der Arbeit = Lohn Gütermarkt Güter und Dienstleistungen werden angeboten und nachgefragt Preise bilden sich durch Angebot und Nachfrage frei Geldmarkt Geldmenge in der Wirtschaft
8 8 Die Wirtschaft regelt sich selbst Wenn zu hohe Produktion: Güterpreise sinken Investitionen nicht nötig => Zinsen sinken Wegen niedrigerer Zinsen wird weniger gespart, aber dafür mehr nachgefragt => das zu viel Produzierte wird nachgefragt! Wenn zu geringe Produktion: Güterpreise steigen Investitionen nötig => Zinsen steigen => es wird mehr gespart und weniger nachgefragt
9 9 Wichtig ist, sich 2 Merkmale der Klassiker zu überlegen Was ist der Zins? Er ist der Preis für das Geld. Er bildet sich, indem manche Wirtschaftssubjekte sparen (S) wollen, andere aber Investitionen (I) tätigen wollen und dafür Kreditmittel benötigen. Woher kommen die Investitionen? Aus den Ersparnissen werden Investitionen ermöglicht. Daher: S = I
10 10 Wirtschaftspolitik der Klassiker: Staat soll nicht in die Wirtschaft eingreifen! Staat soll Recht und Sicherheit garantieren! Staat ist quasi nur ein Nachtwächter Begleitende philosophische Strömung: Liberalismus Kritik: Unsozial, Elend der Arbeiter => Aufkommen von Sozialismus, Kommunismus, kirchlicher Soziallehre Wirtschaft sich selbst überlassen => Keine Lösung für Great Depression 1929 möglich
11 11 2 Sozialismus Adam Smith John Maynard Keynes David Ricardo Friedrich August von Hayek Jean Baptiste Say Karl Marx Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
12 2 Sozialismus 12 Gemeinsame Ziele des Sozialismus: Eigentum an Produktionsmitteln => Gesellschaft Erwerbswirtschaft => Bedarfsdeckungswirtschaft Gleichwertigkeit aller Menschen Wichtigste Vertreter: Karl Marx ( ) Lenin ( ) Victor Adler ( ) Eduard Bernstein ( )
13 13 Gemeinsame Ziele 3 Christliche Soziallehre Beachtung ethischer Grundsätze aus der Bibel Verneinung extremer Auffassungen von Kapitalismus und Kommunismus Wichtigste Vertreter Leo XIII. ( ) Karl Freiherr v. Vogelsang ( ) Adolf Kolping ( ) Heinrich Pesch ( )
14 14 Christliche Soziallehre beruht auf 4 Säulen Personalitätsprinzip Solidaritätsprinzip Subsidiaritätsprinzip Gemeinwohlprinzip
15 15 Wichtigste Aussagen des Solidarismus Rücksicht auf Gemeinwohl Schaffung einer Verteilungsordnung Bedarfsdeckungsprinzip
16 16 4 Österreichische Schule der Nationalökonomie Adam Smith John Maynard Keynes David Ricardo Friedrich August von Hayek Jean Baptiste Say Karl Marx Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
17 17 4 Österreichische Schule der Nationalökonomie Gemeinsame Ziele: methodologischer Individualismus Auftreten gegen staatliche Einflüsse Bilder: Wikipedia Commons public domain
18 18 Wichtigste Vertreter: Carl Menger ( ) Eugen Böhm v. Bawerck ( ) Ludwig v. Mises ( ) Friedrich A. v. Hayek ( ) Joseph A. Schumpeter ( )
19 19 Viele der heute diskutierten politischen Themen basieren auf Ideen der Österreichischen Schule (Stichwörter): Unternehmergeist Freie und funktionierende Märkte Privateigentum Preissystem (Grenznutzen)
20 20 5 Keynesianismus Adam Smith John Maynard Keynes David Ricardo Friedrich August von Hayek Jean Baptiste Say Karl Marx Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
21 21 Ausgangslage Great Depression Grafik: Brad De Long
22 22 Johan Maynard Keynes ( ) Hauptwerk A General Theory of Employment, Interest and Money von J. M. Keynes Hauptvorschläge Multiplikatormodell Expansive Fiskalpolitik Expansive Geldpolitik Optimistische Stimmung
23 23 Klassiker Löhne flexibel Keynes Löhne nicht flexibel Angebot schafft Nachfrage schafft Nachfrage Angebot Konsum hängt vom Zins Konsum hängt vom ab Einkommen ab Geld wird nicht gehalten Geld wird gehalten (z. B. zur Spekulation) Investitionen hängen Investitionen hängen vom Zins ab vom Einkommen und von Erwartungen ab
24 24 Bedeutende Keynesianer
25 25 Probleme und Risiken von Keynes Theorie Probleme der Theorie selbst Liquiditätsfalle Investitionsfalle Crowding out Probleme bei der Umsetzung Anwendung von Keynes Wirtschaftspolitik zur falschen Zeit Vergessen auf Rückzahlung der Staatsschulden Anhäufung hoher Staatsschulden
26 Liquiditäts- / Investitionsfalle 26 Bank of Japan Basic Discount Rate 7,00 6,00 5,00 Zinssatz (Discount Rate) 4,00 3,00 2,00 1,00 0, Datum der Zinsänderung Zahlen:
27 27 6 Monetarismus Adam Smith John Maynard Keynes David Ricardo Friedrich August von Hayek Jean Baptiste Say Karl Marx Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
28 28 Ausgangslage Weltweit extrem angestiegene Inflation in den Industrienationen Ö 1974: 9,5 % Inflation USA 1974: 10,5 % Inflation Cover des Magazins Time April 1974
29 29 Milton Friedman ( ) Hauptwerk Capitalism and Freedom von Milton Friedman Hauptvorschläge Gegen lenkende Eingriffe des Staates Für stabiles Preisniveau Geldmenge soll entsprechend dem potentiellen BIP jährlich mit festem %-Satz wachsen
30 30 Keynes Löhne nicht flexibel Für diskretionäre Geldpolitik Konsum hängt vom Einkommen ab Geld wird gehalten (z.b. zur Spekulation) Investitionen hängen vom Einkommen und von Erwartungen ab Monetaristen Löhne flexibel, privatwirtschaft stabil Gegen diskretionäre Geldpolitik Konsum hängt vom langfristig erwarteten Einkommen ab Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bleibt stabil Langfristig determinieren Produktionsfaktoren das Wirtschaftswachstum
31 31 Quantitätstheorie M x V = P x Q V = Geldumlaufgeschwindigkeit, kurz-/mittelfristig konstant Q = Output, reales BIP, langfristig durch Produktionsfaktoren determiniert, Volkswirtschaft wird von selbst stets maximalen Output produzieren M = Geldmenge P = Preisniveau Wenn V konstant und Q mehr oder minder vorgegeben ist, kann eine Veränderung von M sich nur auf P auswirken Geldmenge ist daher keine geeignete Möglichkeit, die Wirtschaft positiv zu beeinflussen (<> Keynes!)
32 32 Wichtige Vorschläge der Monetaristen: Wachstum der Geldmenge soll sich am Wachstum des potentiellen BIP orientieren Wachstum der Geldmenge darf dann nicht mehr verändert werden (also Absage an die diskretionäre Geldpolitik) Damit soll Preisstabilität garantiert werden Dadurch soll sich die Wirtschaft optimal selbst entfalten können
33 33 Monetarismus in der USA Monetarismus wird Oktober 1979 bis Dezember 1982 in den USA angewandt Ergebnis: Inflation ca. halbiert aber Arbeitslosenrate ca. verdoppelt Politisch war der Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht länger akzeptierbar
34 34 7 Supply Side Economics Adam Smith David Ricardo John Maynard Keynes Friedrich August von Hayek Jean Baptiste Say Karl Marx Jude Wanniski Milton Friedman Eigene Grafik
35 7 Supply Side Economics 35 Hauptvertreter Robert Mundell (1932 ) Arthur Laffer (1940 ) Jude Wanniski ( ) Hauptwerk The Way the World Works von Jude Wanniski Hauptvorschläge Ausrichtung auf die Produzenten Deregulierung Beachtung der Laffer Curve Laffer Curve
36 36 Entwicklung US-Budget Eigene Grafik, Zahlen: econstats
37 Umsetzung der Supply Side Economics 37 US-Präsident Ronald Reagan Reaganomics In GB: Premierministerin Margaret Thatcher In Ö: Supply Side-Ansätze waren etwa zur Zeit der Regierung unter Bundeskanzler ( ) Wolfgang Schüssel erkennbar
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