Der Große Hechtwagen & die rote Tatra-Straßenbahn vom Straßenbahnhof Bühlau

Transkript

1 1 Der Große Hechtwagen & die rote Tatra-Straßenbahn vom Straßenbahnhof Bühlau Dia Christian Kauer + mit den Kinderstraßenbahnen

2 2 Die Dresdner Kinderstraßenbahnen als Einleitung Oben: Mit solchen Straßenbahnen-Sonderfahrten wurden die Schüler in der Nachkriegszeit zum Theater der Jungen Generation befördert (Foto Christian Kauer). Heutzutage gibt es für die Kinder auch noch ein Halloween-Spektakel im Tunnel der Standseilbahn:

3 3 Die Kindertagesstätte Bautzner Landstraße 92 der Landeshauptstadt Dresden befindet sich seit 2014 auf dem früheren Gelände der Wagenhalle des Straßenbahnhofes Bühlau. Typische Straßenbahnen, die hier beheimatet waren, sind der Große Hechtwagen von 1931 bis 1969 und die Tatra-Straßenbahnen von 1969 bis Diese Wagen sollen in diesem bunten Bilderbuch gezeigt werden. Die Fotoquellen sind an den Bildern angegeben, wenn diese nicht von Th. Mösche sind. Unteres Bild der Titelseite von Christian Kauer. Oben der neue Kindergarten 2014 von der Südseite Unten der Straßenbahnhof auf diesem Gelände mit den Hechtwagen der Linie 11 im Jahr 1942

4 4 Kurz vor dem Abriss des 1899 eingerichteten und 1920 bis 1930 umgebauten alten Straßenbahnhofes Bühlau im Jahr 2011 besucht ein historischer Straßenbahnwagen aus Trachenberge die Gleise HH hinter der Halle im Straßenbahnhof Bühlau. ( Foto oben aus Sammlung von Christian Kauer). Genau an diese Stelle hat die Stadtverwaltung heute im Jahr 2014 eine Kinder-Spiel-Straßenbahn zur Erinnerung an die Geschichte des Kindergartengeländes aufgestellt und auch Teile dieser Straßenbahngleise erhalten:

5 5 Die Spielstraßenbahn (ca. 2,50 m hoch) auf dem Originalgleis HH im Grasrasen:

6 6 Da kann doch der Wunsch nach einem späteren Verkehrsberuf entstehen!

7 7 Straßenbahnen für Kinder in Dresden Zuerst erzählt Dieter Röber zur Geschichte der seit 2011 im DDR-Museum in Pirna ausgestellten Kinderstraßenbahn Lottchen : Nachdem die beträchtlichen Schäden, die die Verkehrsbetriebe im 2. Weltkrieg erlitten hatten, einigermaßen behoben waren und der noch vorhandene Wagenpark instand gesetzt war, begann in der DDR 1950 die Entwicklung neuer Straßenbahnwagen. Zunächst wurden von der Waggonfabrik Werdau die sogenannten LOWA-Wagen gebaut. Die Bezeichnung wurde abgeleitet von Vereinigung Volkseigener Betriebe Lokomotiv- und Waggonbau (VVB LOWA), der das Werdauer Werk angehörte. Diese zweiachsigen Wagen werden als Typ ET 50 (Einheitstriebwagen 1950) und EB 50 (Einheitsbeiwagen 1950) bezeichnet. Schon 1954 wurde die VVB LOWA aufgelöst und die Produktion von Straßenbahnwagen in den VEB Waggonbau Gotha verlagert. Dort wurden die Einheitswagen bei gleichem Erscheinungsbild der oval-eckigen Stirnfront - mit technischen Verbesserungen als ET 54 / EB 54 weitergebaut. Ab 1957 wurde ein neuer Straßenbahnwagentyp mit den gefälligen abgerundeten Ecken und der Bezeichnung T 57 und B 57 der Gotha-Wagen produziert. Zu dieser Familie gehören auch die Wagen der Kinderstraßenbahn Lottchen. Der heute im DDR-Museum Pirna ausgestellte Triebwagen wurde 1960 gebaut und im damaligen Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) auf den normalspurigen Neubaustrecken mit der Wagennummer 816 eingesetzt. Ab 4. August 1967 kam er in Dresden mit der Nummer 1599 zum Einsatz. Da er als Zweirichtungswagen ohne Wendeschleifen auskommt, verkehrte er zuletzt insbesondere auf der Linie 1 nach Cossebaude. Dort war wegen der beengten Platzverhältnisse das Wenden durch Kuppeln erforderlich und der Einsatz von neuen Tatra-Wagen nicht möglich. Mit der Einführung der EDV- Nummern in Dresden erhielt er 1971 die Wagennummer Der Beiwagen kam schon 1957 vom Werk direkt nach Dresden und erhielt die Wagennummer 1399, (ab 1971: ). Mit der Einstellung der Strecke nach Cossebaude am 1. Dezember 1990 waren die Gotha-Wagen entbehrlich. Das an der Strecke der Linie 1 liegende Theater Junge Generation, die Dresdner Verkehrsbetriebe und das damalige Dezernat für Bildung, Jugend und Sport beschlossen die Schaffung einer Kinderstraßenbahn als deutschlandweit einmaliges Projekt. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Künstlerische Gestaltung des damaligen Freizeitpalastes (ehemals Pionierpalast, jetzt Jugend und Kunstschule Dresden Schloss Albrechtsberg) bemalten Trieb- und Beiwagen und am 11. Mai 1991 konnte die Kinderstraßenbahn Lottchen eingeweiht werden. Sie erhielt ihren Namen nach Erich Kästners bei Kindern besonders beliebter Erzählung Das doppelte Lottchen.

8 8 Für die Gotha-Wagen war der 12. Juni 2010 der letzte Einsatztag als Kinderstraßenbahn. Seit 1991 wurden insgesamt über Fahrgäste befördert. Als Ersatz für die Kinderstraßenbahn vom Typ Gotha wurde der Fahrschulwagen vom Typ T4D umgerüstet und am 2.Juli 2010 als neues Lottchen eingeweiht. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass ab 11. Mai 1991 ein anderer Zug als Lottchen verkehrte. Der erste Triebwagen des Lottchens wurde 1957 geliefert und hatte die Nummer 1578 (EDV-Nr.: ). Er musste aber aus technischen Gründen 1994 stillgelegt werden und bekam seinen Standplatz vor dem Theater Junge Generation als Werbeträger für die Aufführung des Musicals Linie 1. Am 9. Oktober 2008 wurde er an die Woltersdorfer Straßenbahn überstellt, die ihn wieder für den Personenverkehr herrichten will. Der erste Beiwagen stammte aus Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), wurde 1960 gebaut und hatte dort die Nummer 926. Er kam ab 7. Juli 1967 in Dresden mit der Nummer 1466 (EDV-Nr.: ) zum Einsatz wurde er aus dem Verkehr gezogen und verschrottet. Mit Beendigung des Liniendienstes erhielten die Gotha-Wagen neue Nummern im Verzeichnis der Dresdner Verkehrsbetriebe. Der erste Triebwagen wurde als und der dazugehörige Beiwagen als bezeichnet. Die in Pirna ausgestellten Wagen hatten die Nummern (Triebwagen) und (Beiwagen).

9 10 Foto oben Thomas Mösche, Foto unten Christian Kauer

10 11 Die DVB-Kinderstraßenbahn wurde ausgetauscht [Text der DVB in Kooperation mit dem Jugendamt zum Austausch in 2010 :] Die bei den Jüngsten sehr beliebte Kinderstraßenbahn Lottchen ist in die Jahre gekommen und wird demnächst ausgetauscht. Statt des alten Einheitstriebwagens nebst Anhänger wird bald ein umgebauter Tatrawagen für die Kinder unterwegs sein. Das bisherige Lottchen wurde 1960 gebaut. Nach vielen Jahren im Liniendienst fuhr der kunterbunt bemalte Zweierzug vom Typ ET57/EB57 seit 1991 als Kinderstraßenbahn durch Dresden. Jetzt steht die nächste Überholung, die so genannte Hauptuntersuchung, an. Allerdings hat sich nach 50 Jahren der Gesamtzustand des Zuges so verschlechtert, dass eine erneute Zulassung nur mit großem Reparaturaufwand möglich wäre. Deshalb und um kein unnötiges Risiko bei der Kinderbeförderung einzugehen, haben sich die Straßenbahnexperten der DVB schweren Herzens für einen Austausch entschlossen. Ab Juli 2010 fährt ein rekonstruierter schwarz-gelber Tatra als neues Lottchen durch Dresden. Die neue Bahn hat eine zusätzliche Mikrofonanlage und mehr Sitzplätze. Dafür musste die mittlere Tür weichen, so dass statt drei nur noch zwei Türen vorhanden sind. Für die Kinderbahn, die nicht an jeder Station hält, reicht das völlig aus. Bis Juli bekommt sie noch eine tolle Außengestaltung mit Motiven der Comic-Helden Leo, Theo & Layla aus dem DVBInfo-Heft. Im Beisein der Oberbürgermeisterin oder ihrer Vertreter wird das neue Lottchen am 2. Juli 2010 in der Gleisschleife Webergasse in Betrieb genommen werden. Die Kinderstraßenbahn ist ein gemeinsames Projekt der DVB AG mit dem Jugendamt Dresden. Angeboten werden mehrere lehrreiche Stadtrundfahrten zu unterschiedlichen Themen und in verschiedenen Stadtteilen.

11 12 Das "Lottchen" kann von Kindereinrichtungen und Vereinen gebucht werden, aber auch von Privatpersonen für Geburtstage oder Schuleinführungen. Der ungewöhnliche Name der Kinderstraßenbahn Lottchen entstand in Anlehnung an Erich Kästners berühmtes Kinderbuch Das doppelte Lottchen. Das neue Tatra-Lottchen in Dresden

12 13 Das Tatra-Lottchen wartet im Straßenbahnhof Trachenberge auf den nächsten Einsatz

13 14 Das letzte alte Gotha-Lottchen wurde am 1. Mai 2011 im DDR-Museum Pirna als Denkmal enthüllt

14 15 Oben Lottchens alter Anhänger heute in Pirna Unten ein Vorläufer des Lottchens, der Sandmannexpress speziell für den Kinderwagentransport im Berufsverkehr der 70er/80er Jahre. Kleiner Hechtwagenzug (heute Straßenbahnmuseum) Foto von Dieter Röber am am Straßenbahnhof Klotzsche Sandmannexpress 1974

15 16 Mit Europas modernster Straßenbahn über Bad Weißer Hirsch nach Bühlau und über Radebeul / Coswig nach Weinböhla Ab dem 20. Oktober 1931 wurde in Dresden ein völlig neuer Straßenbahnwagentyp auf den Linien 11 (Bühlau- Südvorstadt) und 15 (Niedersedlitz- Weinböhla bei Meißen) eingesetzt, nachdem vorher zwei dieser Wagen im Pendelverkehr ohne Anhänger zwischen Coswig und Weinböhla sowie auf einer eigens für den Hecht eingerichteten Eillinie Coswig Hauptbahnhof getestet worden waren. So verkehrten seit dem die Dresdner Linie 15 bis in den Kreis Meißen, und die Linie 11 nach Bühlau über Bad Weißer Hirsch (das entsprach der ordnungsgemäßen Ziel-Beschilderung der Vorkriegszeit) bis zum Spätsommer 1969 (ab gemischt mit Tatra-Wagen Bühlau - Plauen) mit dem großen Hecht. Im Volksmund wurde dieser vierachsige Wagen wegen der Wagenspitze mit dem einem Fischmaul ähnlichen Scheinwerfer Hecht getauft. Als später noch kleinere Zweiachser gleicher Form in den Dienst gestellt wurden, wurde zwischen großem und kleinem Hechtwagen unterschieden. Zum großen Hecht gab es auch einen speziell geeigneten Anhänger, den Stahlbeiwagen ; Vordem hatten die Wagen einen Holzaufbau unter der Blechverkleidung. Der Oberingenieur und Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, der spätere Professor Herr Alfred Bockemühl (wohnhaft in Oberloschwitz auf der Malerstraße) und sein Elektro-Oberwerkmeister, Herr Finger aus Bühlau/ Ullersdorfer Straße, hatten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung (1929) und den Bau der insgesamt 33 großen Hechtwagen in den Waggonbauwerken Bautzen und Niesky von 1930 bis Die spitz konstruierte Form der Wagen ergab sich aus dem maximal möglich angestrebten Überhang des Wagens vor und nach den Achsen in Gleisbögen. Der Starkstrom- Fahrschalter war unter dem Wagenboden angebracht und wurde von einer Fahrerkabine aus über Hilfsstromkreise mittels Druckknopfbettätigung des Fahrers fern gesteuert. Die elektrodynamische Motorbremsung wurde vom Fahrer mechanisch über ein Fußpedal ausgelöst (in der Bedienweise ähnlich wie bei den Tatra-Straßenbahnen). Nach dem Kriegsverlust von 8 Wagen wurden 1954 im Waggonbau Görlitz zwei Wagen neu aufgebaut. Technische Zeichnung DVB, von T.M. koloriert Für die 11 Bühlau- Coschütz waren in der Nachkriegszeit bis 1969 aus einem Bestand von 27 großen Hechtwagen pro Werktag maximal 20 Wagen vom Strbhf. Bühlau einsatzbereit. Bei einem Fahrplansoll von 22 Zügen für die Linie 11 war deshalb im Spitzenverkehr der zusätzliche Einsatz von zwei Zügen des Typs kleiner Hechtwagen (vom Strbhf. Waltherstraße) bzw. LOWA ET 50 ( Nr & 1552) vom Strbhf. Mickten) erforderlich.

16 17 Historische Bilderschau zum Großen Hechtwagen Zuerst Farb-Bilder von Ingolf Menzel mit dem historischen Hechtwagenzug des Straßenbahnmuseum Dresden e.v. Großer Hecht - Gedenkfahrt 2010 im Zuge der Linie 11

17 18 75 Jahre Unterschied an gleicher Stelle auf dem Weißen Hirsch SLUB Dresden/Deutsche Fotothek, unbekannter Fotograf [Auflage. kleiner 999]

18 19 Oben: Foto von Manfred E. Zabel an der Wendeschleife Bühlau vor 1969 Unten: Bild von Christian Kauer mit drei Museums-Straßenbahnen zu Besuch im Straßenbahnhof Bühlau: Roter Tatra, LOWA 1538 (als wirklicher Gast) und Großer Hecht: (ex Straßenbahnhof Bühlau)

19 20 Die Hecht-11 Südvorstadt -- Bühlau vor dem Krieg auf der Augustusbrücke in der Morgensonne Beide Bilder SLUB Dresden / Deutsche Fotothek [Auflage kleiner 999] Foto oben: Walter Hahn, Foto Postplatz unten unbenannter Fotograf

20 21 Linie 15 von Weinböhla kommend an der Haltestelle Köhlerstraße Foto von Ingolf Menzel am 4. September 2011 Die 11 am legendären Parkhotel Weißer Hirsch mit der Bar Roter Kakadu, Ansichtskarte aus den 60er Jahren, Abdruckgenehmigung Parkhotel

21 22 Die 1702 vor dem Verkehrmuseum am Foto Dieter Röber Unten: Kleiner Hechtzug als Sandmann-Express im Straßenbahnhof Klotzsche (Kinderwagenbeförderung Richtung Klotzsche) Foto Dieter Röber am Ingolf Menzel

22 23 Dia Dieter Röber Foto oben Dieter Röber 1973 wurde der Große Hecht praktisch als Denkmal am Johanneum (Verkehrsmuseum) vor der Kulisse der zerstörten Frauenkirche aufgestellt. Unten Retoure ins Depot am , heute mit neuer Frauenkirche

23 24 Geschichte zur Bühlauer Hecht-11 Die Straßenbahnlinie 11 mit den Hechtwagen nach Bühlau scheint eine Legende zu sein. Von ihr schwärmen die Großväter (die früheren Kinder), damalige Fahrgäste, Fachleute und auch viele junge Leute, die Fans! Nie hat diese Linie eine andere Liniennummer als die 11 gehabt! (Hellerau hatte man schon einmal an Stelle der ebenfalls legendären 8 die 7 aufgezwungen.) Die 1948 eingesetzte Hecht- 10 nach Bühlau war im Verhältnis zur Stammlinie11 nur eine zusätzliche Verstärkungslinie, die frühere Als Kind habe ich, wie viele andere auch, gern in der linken Ecke neben der Fahrerkabine der Tätigkeit des Fahrers zugeschaut. Ich konnte sogar die Geräusche der in Abhängigkeit von Anfahren, Leerlauf und Bremsen unterschiedlich singenden, summenden oder knurrenden Motoren imitieren. Der Hirschberg mit 7,7% Gefälle (!) war für damalige Straßenbahnen (ohne Zahnstangen-Antrieb wie in der Schweiz oder in Südfrankreich) schon eine schwierig zu bewältigende Leistung. Aus Sicherheitsgründen wurde bergauf nur mit halber Geschwindigkeit bzw. Motorspannung (Serienschaltung) gefahren, und bergab durfte von Plattleite bis Mordgrundbrücke nicht schneller, als in drei Minuten gefahren werden. Der Herbst brachte mit dem Laubfall auf der Strecke zwischen Saloppe und Plattleite rutschige Schienenverhältnisse, die der Fahrer mit dem Treten des Sandstreuerpedals, ggf. auch des Schienenbremspedales, beim Anfahren oder Bremsen bewältigen musste. Für die Fahrgäste ergab das aber eigentlich einen aromatischen Geruch des von den durchdrehenden oder blockierenden Rädern fast verbrannten Laubes. Das war 11- Romantik. Nach dem Kriege (und teilweise auch heute noch) war die 11 im Spitzenverkehr stets überfüllt. Die letzten Einsteiger mussten, sich am äußeren Türgriff festhaltend, auf dem äußeren Trittbrett mitfahren; Der Schaffner drückte, noch auf der Straße stehend, eine außen am Wagen befindliche Abfahrtsklingel und zwängte sich dann auch noch auf dieses Trittbrett! Beim Abspringen, weil man sich doch nicht halten konnte oder die Haltestelle nahte, musste man vom innen an der Tür angebrachten Schild linke Hand am linken Griff! wissen und sich auch danach richten. In Erinnerung sind aber auch noch besonders legendäre Fahrgäste auf der 11. Da sind zumindest zu nennen die stets mit großem, hellem Hut und einem Kleid aus den 30er Jahren bekleidete und nie alternde Sängerin, die immer am Bühlauer Ringel zustieg; Und unvergessen und populär: Der Jodler aus Neubühlau (Oberbühlau)! (zum Jodler bitte Elbhangkurier 11/2003 und viele Folgehefte mit Leserzuschriften dazu einsehen!) Zum legendären Fahrpersonal der Hecht-11 zählen nach meinen Beobachtungen: die Herren Fahrer Enderlein (meist Pendel-11 nach Weißig) und Mörbe aus Weißig, Herr Göbel aus Blasewitz ( mit 74 Jahren anerkannt schnellster Fahrer auf der 11 ), Herr Trinks mit Beziehung zum Bühlauer Forsthaus, privat stets in Förster- Kleidung, Herr Müller-Güntzel sowie die Schaffner Gamaschen-Schubert (privat stets mit Zigarre über den Weißen Hirsch!) und Schubert-Paul (siehe Abschnitt zu diesem in Der Jodler aus Oberbühlau ). Schaffner Fritz von Semmenow, den Bruder eines Vorkriegs-Polizeipräsidenten, der mich immer mein lieber Freund nannte, will ich abschließend zur Legende der 11 besonders würdigen. Er ist, ich glaube schon weit nach dem Renteneintrittsalter (vielleicht bekam er gar keine Rente) als Schaffner auf der in den Straßenbahnhof Bühlau einrückenden 11 verstorben. Er hatte die 11, so wie viele, so geliebt, dass er bis zum Einrücken aufs Gleisende des Straßenbahnhofes durchgehalten hat. Auch der Straßenbahnhof Bühlau hat sein Dasein im Sommer 2011 völlig beendet:

24 25 Von Mai bis September 1969 wurden schrittweise die großen Hechtwagen auf der Linie 11 nach Bühlau von den neuen roten Tatrawagen mit zwar gleich hoher Fahrgeschwindigkeit, aber weit aus höherem Beschleunigungsvermögen abgelöst. Die 11 verkehrte nun nicht mehr von Bühlau nach Coschütz, sondern nach Plauen. Foto oben von Dieter Röber in Plauen, Foto unten von Dr. Klaus Hönicke in Weixdorf

25 26 Als die Dresdner Straßenbahn Rot wurde Dia von Dieter Röber Unten die rote Straßenbahn Typ Berolina um 1900, Dia Christian Kauer

26 30 Oben Foto von Uldo Juursalu Unten Foto Großzug von Olaf Hönicke am Zwinger

27 31 Zwei Fotos von Dr. Klaus Hönicke: Großzüge aus 2 Triebwagen mit 1 Beiwagen am Pirnaischen Platz und in der Freiberger Straße: Auf der 11 nach Bühlau konnten wegen des hohen Strombedarfes auf den Steigungsstrecken keine derartigen Dreiwagenzüge gebildet werden.

28 32 Das Straßenbahnmuseum Dresden e.v. wartet und pflegt die ersten roten Tatras (T4D oben rechts + T6A2), die auch auf Sonderlinien oder bei bestellten Sonderfahrten eingesetzt werden (Fotos TM)

29 33 Die letzten Einsätze der seit der Wende gelben Tatrabahnen seit 2009 bis ca erfolgen meist mit Großzügen aus drei Triebwagen mit Thyristorsteuerung! Die früheren Großzüge führten hinter zwei Triebwagen einen Beiwagen mit. Die Dreifachtraktion war in der DDR probeweise gefahren worden, aber die Stromversorgung gab am Berg die mit Beschleuniger-Widerstandsschaltung erforderliche Stromstärke nicht her.

30 34 Die Geschichte der Tatrawagen Im Vergleich zu den Autos, deren Zahl auf den städtischen Straßen auch in der DDR zugenommen hatte, musste die Straßenbahn schneller werden! Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) setzten daher nicht auf den Gothaer Großraumwagen, sondern rieten dem Ministerium in Berlin, die noch schneller beschleunigenden Tatrawagen ( bis v max 55 bis 66 km/h) aus Prag einzukaufen. Die DVB wurden dann Generalauftragnehmer für alle Tatrawagenlieferungen in die DDR- Städte. Die Arbeitsteilung des RGW hat das dann auch so festgeschrieben. 1964/65 kamen drei Tatrawagen T3 der Prager Verkehrsbetriebe (Nr ) in 2,50 Meter Breite nach Dresden zum Test, auch zum Mitfahren: Bild-Montage zum Prager T Bedingt durch die Dresdner Gleisabstände in Kurven waren aber nur 2,20 m breite Wagen zulässig. Rechts der erste T4D 1967 Nur Chemnitz und Schwerin mit Neubaustrecken konnten T3 (D) verwenden. ČKD Prag entwickelte daher aus dem T3 den T4 in 2,20 m, der T4D hieß; D für Deutschland. Der Prototyp des T4D Nr kam am nach Dresden und wurde im gesamten Liniennetz, auch mit Fahrgästen getestet. Insbesondere galt es erforderliche Erweiterungen der Gleisabstände im Bogen für das Begegnen dieser Wagen infolge des Überhanges durch großen Drehgestellabstand zu ermitteln. Im Januar/Februar 1969 kamen dann die ersten Serien T4D Nr. 1999, rückwärts folgende Nummern ff in den Linieneinsatz, beginnend auf den Linien 7 und 8 über die neue Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke (Carolabrücke) und ab Jahresmitte 1969 auf den Linien 11, 2 und schrittweise weiteren Linien. Für stark belegte Strecken reichte das Fassungsvermögen der in Doppeltraktion fahrenden zwei T4D nicht aus, so dass erstmalig ein Tatra- Beiwagen B4D nach Vorschlag der DVB in Prag entwickelt und dann im Großzugverband T+T+B eingesetzt wurde. Auf der Linie 6 z.b. genügten aber Mini- Züge T+B. Abgeleitet aus der damals moderneren Form des eckigen Tatra-Gelenkwagens KT4D (der T4D hat die Form aus den USA von 1929) wurde 1982 bis 85 ein neuer vierachsiger Tatrawagen T6A2 mit Beiwagen entwickelt und erprobt sowie von 1988 bis 1999 ausgeliefert. Nach Dresden kamen nur 1986 zwei T6-Testzüge T+T+B, von denen ein Triebwagen im Straßenbahnmuseum Dresden e.v. erhalten ist. Auch Berlin setzte den T6A2 neben dem KT4D ein. Die Farbe der T4D in Dresden war ursprünglich wie in Prag rot/beige. Am begann aber eine Umstellung auf die Dresden- typischen Farben Gelb/schwarz. Diese Umlackierung wurde, nachdem zur Wendezeit die roten Tatras teils mit recht schriller, unharmonischer Werbung fuhren, fortgesetzt ab 1991/92 mit teilmodernisierten Wagen T4D MS Nr ff. Mitte der 90er Jahre erhielten die T4D eine Gleichstromsteller-Steuerung in den Wagen Nr bis 295. Einige Triebwagen wurden zu Triebbeiwagen ohne Führerstand, mit Hilfsfahrschalter, umgerüstet. Von 1967 bis 1984 erhielt Dresden 572 T4D und 259 B4D.

31 35 Besonders an das echte Tatra-Rot aus Prag erinnert man sich gern! Mit dem plötzlichen Test von drei Tatra T3 aus Prag ab Dezember 1964 in Dresden haben die DVB den Entscheidungsträgern die Vorzüge der Tatras präsentiert. T3 in Praha Foto Norbert Kuschinski

32 36 Kleiner Anhang zu den Nachfolgern der Tatra-Straßenbahn Moderne Stadtbahn-Niederflur-Gelenkwagen mit barrierefreiem Einstieg prägen heute den Stadt- und Umlandverkehr Dresdens. Stadtbahn-Wendezüge (Zweirichtungswagen) werden bei Baustellenbetrieb und operativer Störungs-Regulierung eingesetzt.

33 37 Barrierefreier Zustieg in die Straßenbahn für Mütter mit Kinderwagen, für Alte und Behinderte, Rollstühle, Fahrräder und Traglasten. Das ist eine wesentliche Verbesserung in Dresden gegenüber der alten Tatra- Straßenbahn T4D mit ihren hohen Einstiegen!

34 38 Linie 8 vom Strbhf. Bühlau auf der Carolabrücke. Foto von Dr. Klaus Hönicke ISBN: Thomas Mösche 0351/ Eine der ersten Straßenbahnen heute fahrbereit beim Straßenbahnmuseum Dresden e.v.