Erst die Knochen, dann die Seele? Welche Prioritäten für die humanitäre Nothilfe?
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- Gretel Klein
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1 Erst die Knochen, dann die Seele? Welche Prioritäten für die humanitäre Nothilfe? Psychosoziale Aspekte der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen Dr. Tankred Stöbe Vorstandsvorsitzender Ärzte ohne Grenzen Notfallpädagogische Jahrestagung Karlsruhe März 2014
2 Was ist Ärzte ohne Grenzen? 1971 in Frankreich gegründet: Ärzte & Journalisten Weltweit in >70 Ländern, >350 Projekte Human. Prinzipien: neutral, unabhängig, überparteilich 1/3 Ärzte, 1/3 Med. Fachkräfte, 1/3 Nicht-Mediziner Einnahmen: MSF-D 82 Mio., MSF-Intl. >950 Mio. Einnahmen >85% Privatspenden Ausgaben >80% Projektinvestitionen
3 Was ist humanitäre Hilfe? (I) Bedingungslose Hilfe für Menschen in größter Not unabhängig ihrer religiösen, kulturellen oder politischen Zugehörigkeit Im Grundsatz friedfertig aber nicht antimilitärisch oder pazifistisch Fragt nicht danach Wer hat recht in diesem Krieg? sondern Wer braucht Hilfe wegen diesem Krieg? Ist keine Lösung für einen Konflikt. Ist essentielle Hilfe in Abwesenheit einer Lösung.
4 Was ist humanitäre Hilfe? (II) Ethik vom Anderen, vom Schwächsten ausgehend Ich bin verantwortlich für den Anderen, ohne Gegenseitigkeit zu erwarten. Direktkeit des dem Tode-Ausgesetztseins und Befehl an mich, den Nächsten nicht im Elend sein zu lassen. Ich bin derjenige, der über die Mittel verfügt, um auf diesen Ruf zu antworten. Emmanuel Levinas, , französischer Philosoph
5 Bangladesch 2014 In 2013 insges Konsultationen 45 % of the clients >4 sessions 35% of clients 2 to 4 sessions 20% of clients wt single session
6 Philippinen
7 Irak / Syrien
8 Gaza / Palästina 2005 I MSF-Studie: Medizinisch-psychologisches Notfall- Programm 01/2005, 1378 Patienten behandelt zw. 01/01 07/04 (Gaza u. Westjordanland) In Gaza: 503 Patienten, 45% sind <15 Jahre
9 Gaza / Palästina 2005 II 18% erlitten 1 traumat. Erlebnis, 53% 2-3 Traumata, 28% 4 Traumata Traumatisch Erlebnisse: Kampfhandlungen (70%), Opfer oder Zeuge von Gewalt (25%), Tod innerhalb der Familie (5%) Hauptbeschwerden: Angststörungen 29%, Depression 18%, PTSD 15%, Akute Stressreaktion 11% Ausprägung: Mild 15%, Mittel 48%, Schwer 37% Behandlung: durchschnittl. 6 Konsultationen über 10 Wochen Heilung oder Besserung: 92%, gleich od. unklar je 4%
10 MSF und Mental Health Seit Ende 1980er: psychologische Auswirkungen auf Mitarbeiter Erkenntnis: Wenn eigene Mitarbeiter vom Anblick des Leides gestresst werden, wie viel schlimmer muss es für die Betroffenen sein? Erste Einsätze 1990: Gaza-Streifen, 1993: Kosovo, 1994: Ruanda 1996: Teil der Sterategieplanung: Expertenanspruch für MH Seit 1999: Integriete MH-Aktivitäten in reguläre MSF-Programme Heute > Mental Health Konsultationen/Jahr
11 Aktuelle Untersuchung Counselling in humanitarian settings: a retrospective analysis of 18 individual-focused non-specialised counselling programmes Conflict and Health 09/ Hintergrund: Individuelle Konsultationen in medizinisch-humanitären Programmen, die von Konflikt und Gewalt betroffen sind. Wer erreicht diese Konsultationen und warum? Methoden: 18 MH-Projekte von MSF in 2009 in 8 Ländern. Klienten bewerten Beschwerde-Ausmass (1-10 Skala; 1 Schlimmsten).
12
13 Ergebnisse I Precipitating event, n = * N (%) Conflict and violence 4955 (33.5%) Psychological violence 2618 (17.7%) Physical violence (intentional) 196 (1.3%) Intentional abuse in detention 320 (2.2%) Witnessing, hearing about abuse, injury or death 780 (5.3%) Displacement, migration and related problems 401 (2.7%) Deprivation or discrimination 640 (4.3%) Sexual abuse or trauma 823 (5.6%) Domestic discord or violence 3675 (24.8%) Other precipitating events 5355 (36.2%) No traumatic event 4035 (27.2%) Separation and isolation 458 (3.1%) Other 862 (5.8%) *155 patients had missing values.
14 Ergebnisse II Main presenting complaint, n = N (%) Anxiety-related 5207 (35.0%) Family-related 2339 (15.7%) Mood-related 2105 (14.1%) Physical complaints 2043 (13.7%) Konsultationen mit Klienten. 67% Frauen. Mittleres Alter 33 Jahre. Für 91% der Klienten waren die Probleme durch Konsultationen gelöst oder reduziert (Beschwerde-Ausmass verbesserte sich um 4,7 Punkte, p<0.001). Risikofaktoren für schlechtere Ergebnisse: wenige Sitzungen, Nicht- Konflikt-Gebiete, schwere MH-Erkrankungen
15 Vielen Dank! Fragen?
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