Reizgase, Inhalationstrauma (Toxisches Lungeödem)
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- Bastian Schmitt
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1 Reizgase, Inhalationstrauma (Toxisches Lungeödem) Definition Der Begriff Reizgase umfasst alle Gase, Dämpfe, Stäube sowie Rauch und Nebel, die nach einer Inhalation zu einer Schädigung der Atemwege oder des gesamten Organismus führen. Leitsymptom der Reizgasvergiftung ist die Atemnot, welche durch verschiedene Mechanismen ausgelöst werden kann: direkte Schädigung der Schleimhäute des Respirationstraktes, Auslösung einer Atemnot durch fehlbesetztes Hämoglobin direkte Schädigung des Organismus durch das Gift selbst Kommt es zu einer toxischen Schädigung der Alveolarmembran und der pulmonalen Kapillarwände, führt dies zu einem Austritt von Flüssigkeit aus der Lungenstrombahn in das Lungenzwischengewebe und die Alveolen. Die schädigenden Substanzen werden in der Regel über die Atemwege inhaliert (Reizgasintoxikation), es handelt sich in erster Linie um chemische Substanzen wie z.b, Art des Reizgases Eigenschaften Vorkommen (Beispiele) Chlor Gelbgrün, stechender Geruch Chem. Industrie, Schwimmbäder, Haushaltsreiniger Phosgen Farblos, schwach riechend Brandgase (Verbrennungen (nach Heu) von PVC), chem. Industrie Farblos, stechender Geruch Chem. Industrie, Kühltechnik, Ammoniak Haushaltsreiniger, Düngemittel Schwefeldioxid Farblos, nach faulen Eiern Papierindustrie, Verbrennen riechend fossiler Brennstoffe Schwefelwasserstoff Farblos, nach faulen Eiern Jauchegrube, Kläranlagen riechend Die akute Lebensbedrohung nach einer Reizgasinhalation entsteht durch die Ausbildung eines toxischen Lungenödems. Das toxische Lungenödem kann sich entweder unter Einwirkung des Reizgases direkt ausbilden oder sich erst nach einer Latenzzeit von einigen Stunden entwickeln ( sekundäres Ertrinken ). Merke: Deshalb ist bei jedem Verdacht auf Reizgasintoxikation eine entsprechende (stationäre) Überwachung für Stunden erforderlich. (Mitfahrverweigerung!!) Cave: Rettungsmaßnahmen unter besonderer Beachtung des Eigenschutzes!! Ersteller: Dieter Rothmann Seite 1 Datum:
2 Symptome Hustenreiz; Würgereiz; Augentränen; retrosternale (hinter dem Brustbein) Schmerzen; o Stichworte: Kohlenmonoxidvergiftung, Inhalationstrauma zunehmende, hochgradige Atemnot; Orthopnoe (schwerste Atemnot); o Häufig Einsatz der Atemhilfsmuskulatur zu sehen Zyanose (Blaufärbung); Haut: gräulich, schweißnass, kalt; o Stichwort: Schock brodeln, Rasseln (schon von weitem hörbar); o Stichwort: Lungenödem evtl. schaumig-rotes Sputum; Tachykardie; Blutdruckabfall bis hin zum Schock; Anfänglich oft spastische Atmung (asthma cardiale). Cave: Bei dem Verdacht einer Rauchgasintoxikation, muss immer an ein Inhalationstrauma gedacht werden. (Stichworte: Verbrannte Nasenhaare, Wimpern; Russ an den äußeren Atemorganen) Sollte sich ein Verdacht auf ein Inhalationstrauma verhärten, ist deren betroffene Fläche mit bis zu 15% der Körperoberfläche gleichzusetzen. Diagnose Anamnese, äußere Umstände: Zimmerbrand, Garage, Fahrzeuge mit laufendem Motor Inspektion: Verbrennungen? BAK o Blutdruck-, Pulsmessung EKG Pulsoxymetrie: o Cave: Fehlmessung bei zusätzlicher CO-Vergiftung! Dann falsch hohe Werte! Blutzuckeruntersuchung: Bei Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit und Krämpfen Giftgasnachweis durch Gasspürgeräte der Feuerwehr. In der Klinik: COHB-Bestimmung (Wie viel Hämoglobin ist mit Kohlenmonoxid besetzt?), Blutgasanalyse, Röntgenthorax (Hat sich Wasser in der Lunge gesammelt?) Ersteller: Dieter Rothmann Seite 2 Datum:
3 Therapeutische Maßnahmen: Lagerung: Oberkörper hoch lagern, Beine tiefe (Entlastung des Herzen) Atemwege freimachen/freihalten o Nach der Kontrolle der Vitalfunktionen evtl. Schocklage. Beruhigung o Stichworte: Atemnot, Schmerzen, Suizidale Absicht, Verlust des Eigenheimes Sauerstoffgabe: l O 2 /min o Sauerstoffkatheder, Sauerstoffmaske Ständige Kontrolle der Vitalfunktionen (BAK) Wärmeerhalt Evtl. Versorgung von Verbrennungen Erweiterte Maßnahmen Vorbereitung und anlegen eines venösen Zugangs (Vollelektrolytlösung) o Stichwort: Blutdruckabfall, regelmäßiges Monitoring Applikation von Kortikoiden (Pulmicort-Spray, Wirkstoff: Budesonid) o 5 Hübe alle 5 Minuten (am Besten den Patienten selbst sprühen lassen) evtl. je nach schwere, Vorbereitung der Intubation und Beatmung mit PEEP (präkl. max. 5 cmh 2 O) Applikation von ß 2 -Sympathomimetika (z.b. BronchoSpray, Wirkstoff: Salbutamol) o Cave: Notarztindikation, Ausreichende Anamnese und Ausschluss von Risikofaktoren (keine Maßnahme der Notkompetenz) Hinweis: Die Wirksamkeit der Kortikoidtherapie (Beispiel: Pulmicort, Wirkstoff: Budesonid), auch die i.v. Applikation, bei Reizgasinhalationstrauma sind derzeit noch unbewiesen (Fehlen an aussagekräftigen Studien); dennoch ist die Gabe eine allgemeine Empfehlung. Weitere Medikamente, welche evtl. durch den Notarzt eingesetzt werden: Kortison per i.v. Applikation (Medrate, Fortecortin) Euphyllong (Wirkstoff: Theophyllin) Diazepam (5-10mg) Morphium (5-10mg) o Morphium bewirkt neben der Sedierung auch eine therapeutisch relevante Entlastung des kleinen Kreislaufs) Lasix (Wirkstoff: Furosemid) (40-60mg) Ersteller: Dieter Rothmann Seite 3 Datum:
4 Pulmicort Wirkstoff: Budesonid Wirkung: Dosierung: Nebenwirkungen: Kontraindikationen - wirkt den Entzündungsmechanismen bei der Reizgasinhalation entgegen - 5 Hübe alle 5 Minuten oder 1 Hub jede Minute - Heiserkeit - leichte Reizung der Schleimhaut mit Schluckbeschwerden - Hustenreiz - Befall der Mund- und Rachenschleimhaut mit dem Pilz Candida albicans - Vereinzelt kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen und zu paradoxen Atemwegsverkrampfungen kommen - Lungenentzündung - bakterielle oder durch Pilze verursachte Atemwegsinfektionen Ersteller: Dieter Rothmann Seite 4 Datum:
5 Im Überblick Reizstoffinhalation und toxisches Lungenödem Definition: - Schädigung der Alveolarwand (Wand der Lungebläschen) mit anschließendem Flüssigkeitsübertritt in die Lunge durch inhalierte Giftstoffe Ursache: Folge: - Einatmen von bestimmte gasförmigen Substanzen in die tiefen Lungenabschnitte: Rauchgas bei Wohnungsbränden, CS-Gas (Abwehrgas) oder Chlorgas im Schwimmbad - Toxisches Lungenödem - Störungen des Gasaustausches in der Lunge - >> Sauerstoffmangel Symptome: - Atemnot, evtl,. Zyanose - Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen - Husten- und Würgereiz - Speichelfluss - Tachykardie - Oft brennender Schmerz retrosternal beim Einatmen - Schleimhautreizung evtl. auch an den Augen und im Mundbereich Maßnahmen: - BAK - Lagerung mit erhöhtem Oberkörper, bei gleichzeitiger Möglichkeit die Arme nach hinten aufzustützen (Atemhilfsmuskulatur) - Beruhigender Zuspruch (PEH) - Fenster und Kleidung öffnen - EKG-Ableitung (evtl. st-streckensenkung) - Pulsoximetrie - Evtl. Notarzt rufen - Sauerstoff Inhalation Ereiterte Maßnahmen: - Unterstützung bei der Anwendung von inhalativen Glucocorticoiden (Auxiloson/Pulmicort) zur Lungenödemprophylaxe - Ermittlung der Rauchgaszusammensetzung durch die Feuerwehr - Genaue Anamnese: Dauer der Rauchgasexposition, Vorerkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems Ersteller: Dieter Rothmann Seite 5 Datum:
6 Literaturhinweise Memorix-Notfallmedizin, S. Müller, Verlag: Chapman&Hall, 3. Auflage Rettungsmedizin, T. Ziegenfuß, Thieme-Verlag, 1997 Arzneimittelwirkungen, E. Mutschler, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart, 7. Auflage Ersteller: Dieter Rothmann Seite 6 Datum:
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