Partizipation im Hilfeplanverfahren. M. Kriener FH Münster7 FB Sozialwesen
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- Stanislaus Reuter
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1 Partizipation im Hilfeplanverfahren M. Kriener FH Münster7 FB Sozialwesen
2 Was erwartet Sie? Input: Warum Partizipation in der Hilfeplanung? Versuch einer Typisierung der Hilfeplanungspraxis Zwei ausgewählte Partizipationsansätze Klitzekleiner Blick in die Empirie Förderliche Aspekte für eine starke Partizipation Dann sind Sie dran und bemurmeln mit Ihrem Nachbarn/in Ihre Einschätzung. Anschließend Austausch und Diskussion 2 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
3 Partizipation in der Hilfeplanung ist unverzichtbar, weil Partizipation ein Recht (UN-Kinderrechtskonvention, 8 und 36) ist. Partizipation in einer demokratischen Gesellschaft Einflussnahme und Machtausgleich sichert; in der Interaktion zwischen Fachkraft und Adressaten zielt der Beteiligungsanspruch auf die Kontrolle bestehender Asymmetrie. Dienstleistungsansatz unterstreicht, dass die Ko-Produzentenschaft konstitutiv für soziale Dienstleistungen ist. die Kindheitsforschung verdeutlicht hat: Kinder sind Akteure in eigenen Lebenskontexten mit eigenen Ideen und Vorstellungen, die Selbstwirksamkeit erleben können müssen.. das Hilfeplanverfahren seinen Anspruch als Steuerungs- und Planungsinstrument für eine gelingende Hilfe nur einlösen kann, wenn die Adressaten/innen hier einflussreich zum Tragen kommen. Partizipation ist also keine Frage mehr des OB, sondern nur noch des WIE 3 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
4 Zwei Prinzipien im Widerstreit. Kernfrage: Wer definiert das Problem und die Lösung für das Problem? Fachkräfteprinzip Diagnose Bedarf Klient fachliche Indikation Adressatenbeteiligung Aushandlung Bedürfnis Kunde Wunsch nach Hilfe Strukturbedingt dominierend notwendige Bemächtigung 4 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
5 Standards sichern Partizipation/Empowerment der Adressat/innen 100 Typisierung zur Partizipationspraxis Partizipation empowernd 50 Partizipation mit Anspruch 0 Partizipation situativ Standards sichern Qualität bzgl. Zusammenwirken Fachkräfte, soz.päd. Diagnose/ Fallverstehen, Fortschreibung, Dokumentation 5 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
6 Typ 1 Partizipation situativ Hallo Christian, wir treffen uns ja heute, um zu besprechen, wie..." keine Strukturvorgaben zur Adressaten/innenbeteiligung eher abhängig von den Haltungen der beteiligten Fachkräfte wird eher situativ ausgestaltet eher Einsatz von Gesprächsmethoden im Einzelfall gelingt Aushandlung, häufig sehen sich Kinder, Jugendlichen und Eltern bei diesem Typ als wenig einflussreich 6 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
7 Typ 2 Partizipation mit Anspruch Hallo Christian, in zwei Wochen findet das Hilfeplangespräch statt. Ich würde dich gerne in der Vorbereitung unterstützen..." Partizipation der Adressaten/innen ist über Standards strukturell verankert (z.b. werden in Vorlagen explizit Sicht und Ziele der Adressaten/innen erfragt; sollen Genogramm, Netzwerkkarte, Ressourcenkarte gemeinsam mit ihnen erstellt werden etc.). Durch Ziel- und Ressourcenorientierung sollen Adressaten/innen sich als Subjekte angesprochen fühlen und Selbsthilfekräfte gestärkt werden. Mit Kinder, Jugendlichen und Eltern werden HPGs vor- und nachbereitet, z.t. methodisch differenziert. Kinder und Jugendliche werden ermuntert, eine Vertrauensperson ins HPG mitzubringen. Solche Partizipationsstandards sind zwischen JA und Trägern (Leistungsanbieter) abgesprochen oder auch gemeinsam entwickelt. Aber Partizipationsstandards orientieren sich eher am Entscheidungsfindungsverfahren der Fachkräfte. 7 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
8 Bsp. Typ 2: Zielkreis - Jugendhilfezentrum St. Anton, Riegel ( 1. Schritt: Was läuft in den 4 Entwicklungsfeldern des Kindes /Jugendlichen bereits gut? 2. Schritt: Ziele, Wünsche und Erwartungen des junge Mensch sowie der am Entwicklungsprozess Beteiligten 3. Schritt: Kind/Jugendliche rückt die für sie/ihn zentralen Ziele in den Mittelpunkt. 4. Schritt: Restliche Beteiligte stellen, weitere ihnen ebenso wichtige Aspekte für die Entwicklung dazu werden in der Vorbereitung ggf. mit Eltern und im HPG bearbeitet.. 8 von 17 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
9 Typ 3 Partizipation empowernd Hallo Christian, in zwei Wochen willst Du Dich mit Familie, Freunden, Verwandten zum Familienrat treffen, um eine Lösung zu finden, wie es weitergehen kann..." Partizipationsstandards zielen auf Bemächtigung der Adressaten/innen, Kinder, Jugendliche und Eltern werden in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt; Die Adressaten/innen werden umfassend informiert, über das Verfahren, fachliche Einschätzung der Fachkraft, ggf. Kontrollnotwendigkeiten, mögliche professionelle Angebote) Vertrauenspersonen bzw. Personen aus dem Netzwerk wirken bereits in der Entscheidungsfindung mit. Das Hilfeplangespräch wird als Heimspiel organisiert und ausgestaltet. Kinder und Jugendliche haben häufig eine Unterstützungsperson an ihrer Seite. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Bei Bedarf werden inhaltlich- fachliche Zuständigkeit der Fachkraft und neutrale Moderation getrennt. Partizipation ist als gemeinsame Prämisse von JA und Anbietern abgestimmt und in ihrer Umsetzung konkretisiert. 9 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
10 Bsp. Typ 3: Familienrat - Familien und ihr Netzwerk sind Entscheidungsträger (vgl. Peter Hansbaueru.a. (2009): Familiengruppenkonferenz. Eine Einführung. Weinheim und München Kernfamilie + Koordination organisieren Familienrat Vorbereitungsphase Informationsphase Familienphase + Koordination moderiert + Fachkraft bringt ihre Sicht ein + Familiengruppe erhält alle wichtigen Infos + Familiengruppe berät und stellt einen Plan auf Ohne Fachkräfte! Zentrale Prinzipien: + neutrale Koordination + Einbezug des sozialen Netzwerkes + Sicherung des Kindeswohl + FR als Heimspiel 10 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren Entscheidungsphase + Koordination moderiert + Familiengruppe stellt Plan vor + Fachkraft stimmt zu, sofern keine Kindeswohlgefährdung Überprüfungsphase (+ 3 Monate) Familiengruppe Koordination 10 Fachkraft
11 Partizipation lernen und leben Ausgewählte Evaluationsergebnisse Kinder/Jugendliche sind unzureichend über das HPV und ihre Rechte informiert; sie wissen oft nicht um die Möglichkeit einer Unterstützungsperson ; meistens deutlich mehr Fachkräfte als Personen aus der Lebenswelt; Kinder/Jugendliche schätzen ihre eigene Rolle beim Jugendamt sehr viel geringer ein, als die der Eltern; Kinder/ Jugendliche finden sich häufig in den Ausführungen der Fachkräfte ungenügend wieder; für Adressaten ist Vertrauen und Anerkennung entscheidend. (Pluto 2007) Beteiligung der Kinder gelang insgesamt am besten, wenn sie eine Unterstützungsperson an ihrer Seite hatten, die nicht zu nah in Beziehung zum Kind stand (z.b. Elternteil) und gute Kontakte im Netzwerk hatte und wenn sie in ihre Aufgabe eingewiesen worden war. (Nordic Research Report 2009) Für Adressaten/innen sind prozessbezogene, weiche Faktoren wichtig als Motivation und Unterstützungsleistung (z.b. erlebte Wertschätzung, Atmosphäre, Teilnehmer/innen aus dem eigenen Netzwerk, verständliche Information und Sprache etc.). (Müller 2011) Wenn Personen aus dem sozialen Netzwerk in die Hilfeplanung einbezogen waren, waren Hilfen zur Erziehung (auch stationäre) immer durch Unterstützungleistungen aus dem Netzwerk flankiert. (Hansbauer u.a. 2009) 11 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
12 Partizipation lernen und leben Starke Partizipation oder worüber reden wir? Verständnis (eigenes, im Team, der Organisation und Kooperationspartnern) reflektieren und überprüfen: Wie stark beteiligen wir die Adressaten/innen? Wie stark wollen wir sie beteiligen? Förderlich für eine starke Partizipation: Hilfeplangespräch zum Heimspiel machen. Mit Adressaten/innen Ort, Zeit, Teilnehmer/innen, Ausgestaltung etc. entscheiden; Prozessqualität betonen: Wertschätzung, Transparenz, Verständlichkeit, Atmosphäre Soziales Netzwerk der Kinder, Jugendlichen und Eltern beteiligen; Kindern und Jugendlichen eine Unterstützungsperson zur Seite stellen bzw. offensiv anregen (am besten aus dem Netzwerk). Adressaten/innen Möglichkeit geben, sich vor anstehenden Entscheidungen ausgestattet mit allen notwendigen Informationen ohne Fachkräfte zu verständigen. 12 von 13 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
13 Jetzt sind Sie dran Sind Sie interessiert an Veränderung der Partizipationspraxis in Ihrem Arbeitsbereich? Wo wollen Sie Partizipation noch stärken? Welche Umsetzungsschritte/Ansätze halten Sie dabei für förderlich? Schreiben Sie bitte zu den letzten beiden Fragen, ein oder zwei Aspekte jeweils auf eine Moderationskarte! 13 von 17 Dipl.Päd.in Martina Kriener Partizipation im Hilfeplanverfahren
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