Presseerklärung des Ganztagsschulverbandes Landesgruppe Hamburg

Transkript

1 GANZTAGSSCHULVERBAND GGT e.v. LANDESVERBAND HAMBURG Ganztagsschulverband GGT e.v., Poßmoorweg 22 ; Hamburg GESCHÄFTSSTELLE HAMBURG Goldbek-Schule Poßmoorweg Hamburg Tel.: 040/ Fax:040/ goldbek-schule@bsb.hamburg.de Hamburg, den Presseerklärung des Ganztagsschulverbandes Landesgruppe Hamburg Stopp! Hamburg ist mit der flächendeckenden Einführung der GBS in den Grundschulen auf einem verhängnisvollen Weg! Durch eine ungerechte Ressourcenverteilung bei GBS und GTS wird der Ausbau echter Ganztagsschulen verhindert! In ganz Deutschland sind sich die Bildungspolitiker einig darüber, dass vermehrt Ganztagsschulen eingerichtet werden müssen, weil sie den Bedürfnissen der berufstätigen Eltern entgegen kommen und durch ihre andere und kindgerechtere Rhythmisierung und dem Mehr an Zeit bessere Möglichkeiten zur Förderung aller Kinder bieten. Denn nach wie vor hängt der Bildungserfolg eines Kindes in Deutschland noch viel zu sehr vom Elternhaus ab.

2 Nun wirbt der Senat zurzeit damit, dass Hamburg flächendeckend mit Ganztagsschulen ausgestattet sei und deshalb im bundesweiten Vergleich beim Ganztagsschulausbau ganz weit vorne liege. Tatsächlich wurde aber vor allem die GBS in den Grundschulen eingeführt, die Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen. Bei diesem Modell übernimmt ein Jugendhilfeträger am Nachmittag die Betreuung der Schüler und damit die Verantwortung. Der Unterricht und die Lehrerstunden werden wie zuvor in die Zeit von 8.00 bis Uhr gepresst. Eine Verzahnung findet nicht statt. Bundesweit wird dieser Hamburger Weg mit dem Ausbau der GBS aber sehr kritisch gesehen, dies konnten wir auf etlichen Tagungen schon feststellen. Die typischen Merkmale einer echten Ganztagsschule sind die Verzahnung von Vor- und Nachmittag, ein qualitativ hochwertiges Kursangebot und eine Rhythmisierung, in der Lernen und Erholungsphasen währen des Tages sich abwechseln. All dies kann GBS nicht leisten! Mit der Einführung der GBS sind nun die Perspektiven verdreht worden. Die echte Ganztagsschule, die von Bildungspolitikern und auch von den Sozialdemokraten bundesweit mehrheitlich gewünscht wird, wird zugunsten eines Betreuungsmodells ohne pädagogische Qualität und nachhaltige Wirkung zurück gedrängt! Der Ganztagsschulverband spricht sich nicht generell gegen GBS aus. Mit der GBS ist eine Option verbunden, für die Idee der Ganztagsschule zu werben und den Weg zu einem richtigen Ganztagsschulsystem zu ebnen.

3 Für einige Grundschulen könnte es zu einem Einstiegsmodell werden mit der späteren Option doch noch eine echte Ganztagsschule einzurichten. Wichtig dafür ist aber, dass die Öffentlichkeit nicht getäuscht wird über den offensichtlichen Etikettenschwindel, der vorliegt, wenn GBS als Ganztagsschulen bezeichnet werden! GBS ist tatsächlich die Bezeichnung für Halbtagsschulen mit einem Hort am Nachmittag, der in den Räumen der Schulen stattfindet. GBS bedeutet, dass die Verantwortung für Vor- und Nachmittag geteilt wird, dass keine wirkliche Verzahnung stattfindet, dass keine Rhythmisierung möglich ist. Bei der GBS dominiert der Betreuungsaspekt und bei einer GTS mit einem rhythmisierten Modell - die Bildung. Die Kooperation mit außerschulischen Trägern stellt ohne Zweifel eine Bereicherung für die schulische Arbeit dar. Diese ist aber auch in einer GTS möglich und in einer richtigen Kooperation der Jugendhilfemitarbeiter mit den Lehrerinnen und Lehrern, mit einer echten Verzahnung von Vor- und Nachmittag, kann sie sehr viel fruchtbarer und nachhaltiger werden. Besorgniserregend und auch bildungspolitisch bedenklich ist daher die Tendenz, die ersichtlich wird: Es werden nicht, wie zunächst auch von uns als Verband angenommen, immer mehr GBS in GTS umgewandelt, sondern die Tendenz geht eher dahin, dass zunehmend mehr GBS eingerichtet werden.

4 Warum nun wird das Modell GBS sowohl von Jugendhilfeträgern als auch von Schulen so oft gewählt? Die Gründe liegen in der offensichtlichen Bevorzugung der GBS gegenüber den GTS hinsichtlich der personellen und finanziellen Ausstattung: Die GBS erhält im Gegensatz zur GTS u.a.: Implementierungszeiten für die Dauer von 2 Jahren in Höhe von pro Jahr für die Vorarbeiten zur Einführung Diese Zusatzarbeit muss von den Mitarbeitern der GTS ohne Vergütung erfolgen, obwohl hier im Vorfeld ein viel ausführlicheres Konzept erarbeitet werden muss! Dauerhafte Kooperationszeiten in Höhe von jährlich. Mehr Mittel für Investitionen (z.b. Möbel) als GTS. Ab 120 für die Nachmittagsbetreuung angemeldete Schüler wird eine ganze zusätzliche Leitungskraft für die Durchführung und Organisation des Nachmittags eingestellt. Bei den GTS gibt es keine Extraleitung. Die Kooperationspartner der GBS erhalten eine Vertretungsreserve von 17, 45 WAZ, die GTS erhalten nicht mal die Hälfte (7 Prozent) Kooperationspartner erhalten einen Frequenzausgleich für Auslastungsrisiken in Höhe von pro Schule. Bei einer Kooperation mit GTS erhalten Jugendhilfeträger für ihre Dienstleistung (z.b. die Ferienbetreuung) deutlich geringere Entgelte als die Kooperationspartner von GBS. Der Bericht des Rechnungshofes zur Kostensituation der verschiedenen Ganztagsmodelle macht den Unterschied deutlich und

5 zeigt, dass mit der GBS offensichtlich ein Betreuungssystem einseitig bevorzugt wird, das mit einer echten Ganztagsschule nichts zu tun hat. Es ist nachvollziehbar, dass sowohl Jugendhilfeträger als auch Schulen sich dann für das GBS Modell entscheiden, weil die zugewiesenen Ressourcen einfach besser sind. Die Mitglieder der Lehrerkollegien fühlen sich entlastet, wenn ihnen zusätzliche Aufgaben abgenommen werden für die sie in der GTS keine zusätzliche Stundenvergütung bekommen hätten. Und dies führt engagierte Kollegien in eine Sackgasse. Die Qualität aber leidet unter GBS! Es ist zu befürchten, dass bei einer großen Fluktuation der GBS Erzieher am Nachmittag und ohne eine inhaltliche Verzahnung des Vor- und Nachmittages die GBS Betreuung nicht zu einem besseren Bildungserfolg der Kinder beitragen wird. Dass es nach wie vor keine Qualitätsstandards für die Nachmittagsbetreuung gibt (obwohl diese bereits bei Einführung angekündigt wurden), ist bezeichnend. Gäbe es diese Qualitätsstandards schon, so könnten diese die Mängel des GBS-Modells offenlegen, dann wäre deutlich, was schon vielen klar ist: GBS ist eine Ganztagsschule light, durch sie wird der Ausbau der echten Ganztagsschulen verhindert! Dies kann nicht im Sinne der Bildungspolitik sein, nicht im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler,

6 nicht im Sinne ihrer Eltern, nicht im Sinne der Pädagoginnen und Pädagogen nicht im Sinne des sozialdemokratisch geführten Senats, und nicht im Sinne unserer Gesellschaft, die gut ausgebildete und mündige Schülerinnen und Schüler braucht! Der Ganztagsschulverband fordert deshalb, die Bevorzugung der GBS zu beenden und echte Ganztagsschulen zu fördern!