Operative Therapiemöglichkeiten bei Epilepsie
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- Helga Böhm
- vor 6 Jahren
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1 Operative Therapiemöglichkeiten bei Epilepsie Reutlingen, Krankenhaus Rummelsberg ggmbh Dr. med. Frank Kerling Rummelsberg 71, Schwarzenbruck Tel Fax
2 Epilepsie ist eine häufige Krankheit: Betroffene in Deutschland Tendenz steigend MS: Parkinson: Auftreten von Epilepsie in verschiedenen Lebensaltern Alter (Jahre) Cloyd, et al. Epilepsy Res 2006 Annegers et al., Epilepsia 1995
3 Was sind die Einschränkungen durch Epilepsie? Einschätzung Patienten/Ärzte Ungewissheit vor Anfällen Autofahren Gedächtnis Unkontrollierte Anfälle Furcht vor Verletzungen MedikamentenNW Notwendigkeit Medeinnahme Abhängigkeit Schlechtere (Aus)-Bildung MedikamentenWW Für Ärzte wichtiger Für Patienten wichtiger Einschätzung der Einschränkungen durch Patienten und Ärzte (Mc Auley 2010)
4 Vor der Therapie steht die zutreffende Diagnose! Ist es wirklich Epilepsie? Arztgespräch mit Befragung der Patienten und Angehörigen Die Epilepsiediagnose ist meist eine klinische Diagnose MRT, EEG liefern wichtige Informationen und sind obligat zur Einordnung der Ätiologie
5 Die Qual der Wahl: Epilepsiemedikamente mit Jahr der ersten Einführung in die Behandlung Bromid 1857 Phenobarbital 1912 Phenytoin 1938 Carbamazepin 1962 Valproat 1973 Vigabatrin 1983 Gabapentin 1986 Felbamat 1995 Lamotrigin 1993 Tiagabin 1998 Topiramat 1998 Oxcarbazepin 1999 Levetiracetam 2000 Pregabalin 2004 Zonisamid 2005 Rufinamid 2007 Stiripentol 2007 Lacosamid 2008 Eslicarbazepinacetat 2009 Retigabine 2011 Perampanel 2012
6 Nach dem 2. Medikament sind die Erfolgsaussichten geringer. Kwan P. & Brodie M.J. Seizure 2000; 9:
7 Wann kommen die Patienten zur Operation?? ZEE-Patienten (operiert, , n= 200, Daten bis 7/98): Alter bei Aufnahme in ZEE (Median): 30 Jahre Zeitraum Erstmanifestation - Phase I (Median): Zeitraum Phase I - 1. Operation (Median): 17 Jahre (0-58) 103 Tage (0-1496)
8 Was nun???? Ziele mit Patienten besprechen (Anfallsfreiheit? Keine Anfälle tagsüber? Keine tonisch-klonischen?) Wenn zwei Medikamente der ersten Wahl erfolglos eingesetzt wurden gilt die Epilepsie als therapieschwierig Vorstellung in Epilepsiezentrum zu empfehlen!!
9 Gründe, warum eine pharmakoresistente Epilepsie nicht hingenommen werden sollte: Störungen von Gedächtnis und Konzentration 1 Nebenwirkungen der Medikamente 1 Höchste Sterblichkeit bei Patienten mit schwer behandelbarer Epilepsie 2 Schwere Verletzungen 3 Höhere Rate an Depressionen 4 1 Meador KJ. Neurology. 2002;58(suppl 5):S21-S26. 2 Lhatoo SD, et al. Postgrad Med J. 1999;75: Annegers JF, et al. Epilepsia. 1998;39: Epilepsy Foundation. Epilepsy Behav. 2002;3:2-3.
10 Wiebe et al, 2001: Epilepsiechirurgie ist der Goldstandard bei schwer behandelbarer Temporallappenepilepsie Seither keine weitere vergleichbare Studie!
11 Ziel der prächirurgischen Diagnostik Charakterisierung einer strukturellen zerebralen Läsion mittels Bildgebung Charakterisierung der räumlichen Beziehung zur epileptogenen Zone (EPZ) Resektion der EPZ führt zur Anfallsfreiheit Bei Hippocampussklerosen/Kavernomen/LEAT große Übereinstimmung Läsion/EPZ Bei FCD führt Entfernung der Läsion seltener zu Anfallsfreiheit -> ausgedehntere EPZ
12 Prächirurgische Diagnostik Bildgebung (MRT, SPECT, PET, Spectroskopie) Neuropsychologie Video-EEG: nicht invasiv, bei ausgewählten Fällen invasiv
13 Gute Operationskandidaten Ein Herd Herd nicht wichtigen funktionstragenden Arealen Herd im Schläfenlappen Läsion im MRT (außer höhergradige Gliome)
14 Chance auf Anfallsfreiheit abhängig von der Lage des Herdes
15 Bei aller Bedeutung der Bildgebung. die Anamnese nicht vergessen! Visuelle Auren Akustische Auren Olfaktorische Auren Gustatorische Auren Vertiginöse Auren (Drehschwindel) Epigastrisch Tachykardie, Bradykardie Iktualer Harndrang Sexuelle Aura (emotionslos) Iktuale Gänsehaut Iktuale Aphasie Automatismen Primärer visueller Kortex Gyrus temporalis superior Mediales Temporalhirn und orbitales Frontalhirn Frontales und parietales Operculum, Inselrinde Gyrus temporalis superior Schläfenlappen, Inselregion, selten extratemporal Frontotemporal Temporal Frontal/temporal/parietal Temporal Dominante Hemisphäre Broca- oder Wernicke-Region n.amygdala (operculum), anterior gyrus cinguli
16 Prächirurgische Diagnostik: Neuropsychologie In der operativen Behandlung der Epilepsien muss es Ziel sein, den Patienten nicht nur symptomorientiert zu behandeln, sondern seine kognitive Leistungsfähigkeit zu bewahren und damit einen Beitrag zur Verbesserung der psychosozialen und sozioökonomischen Situation des Patienten zu leisten.
17 Gedächtnisstörung bei links temporaler Epilepsie Beeinträchtigtes verbales Lernen Test: Lernen von Wortpaaren 8 z.b. 8 Wortpaare 7 4 leicht assoziierbare 6 4 schwer assoziierbare 5 Metall - Eisen Salat - Stift 4 etc Durchgang 3. Durchgang Gesunde Patient mit linkstemporaler Epilepsie
18 Gedächtnisstörung bei rechts temporaler Epilepsie Beeinträchtigtes figurales Lernen Test: Wiedergabe der REY Figur
19 Wada Test Betäubte Hemisphäre Zu testende wache Hemisphäre Über einen transfemoralen Katheter werden 150 mg Amobarbital in die rechte bzw. linke A. carotis interna direkt injiziert. Durch die Betäubung je einer Hirnhälfte kann die Sprach- und Gedächtnisfunktion der kontralaterale wachen Hirnhälfte isoliert getestet werden.
20 Multidisziplinäre Epilepsiekonferenz Neurologen, Neurochirurgen, Nuklearmediziner, Neuroradiologen, Neuropsychologen unter Berücksichtigung ophthalmologischer und psychiatrischer Befunde: interne Konsensfindung! Besprechen des weiteren Vorgehens mit entsprechender Aufklärung
21 Mögliche Probleme nach Operation Sprach- und/oder Gedächtnisstörungen Gesichtsfeldausfälle: Je nach Ausmaß klinisch bedeutsam (Fahrtauglichkeit, etc.): Abhängig von Größe und Ort der Operation Paresen: Oft gutes Potential zur Rückbildung, z. T. passager Sensibilitätsstörungen Aphasie: Oft gutes Potential zur Rückbildung, z. T. passager, Relevanz auch abhängig vom Beruf und dem Ausgangsniveau Psychiatrisch: Psychosen, Depressionen
22
23 Vorgehen bei schwieriger fokaler Epilepsie Keine Anfallskontrolle durch mindestens 2 Medikamente der 1.Wahl in alleine und mindestens eine Kombination mit einem Medikament der neueren Generation Prächirurgische Diagnostik einschließlich MRT, Video-EEG, Neuropsychologie Patient nicht geeignet für Gehirn-OP Patient geeignet für OP Vagus-Nerv- Stimulation Oder neue Medikation Oder tiefe Hirnstimulation Hirnoperation
24 Zusammenfassung Epilepsiechirurgie ist eine Option bei bestimmten Patienten Nach zwei erfolglosen Medikamenten prächirurgische Abklärung Verbesserte Bildgebung kann helfen den Fokus zu finden Empfehlung für Operation fällt immer multidisziplinär (Neurologen, Neuropsychologen, Neurochirurgen, etc.) Op-Empfehlung immer Abwägung von Chancen und Risiken (zu befürchtende Ausfälle?) Bei negativer Empfehlung gibt es weitere Möglichkeiten (neue Medikamente, Stimulation) Nach erfolgreicher Epilepsiechirurgie kann man im Einzelfall über ein Ausschleichen der Medikamente diskutieren
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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