Motivierung von Klienten Prof. Dr. Rainer Sachse
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- Lieselotte Michel
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1 Institut für Psychologische Psychotherapie Staatlich anerkanntes Ausbildungsinstitut Leitung: Prof. Dr. Rainer Sachse Motivierung von Klienten Prof. Dr. Rainer Sachse
2 Motivierung von Klienten Klienten müssen im Therapieprozess zu einer konstruktiven Mitarbeit motiviert sein. Nur dann sind sie bereit, Interventionen von Therapeuten umzusetzen, insbesondere dann, wenn diese anstrengend sind, wenn diese aversiv, peinlich oder selbstwertbedrohend sind, wenn diese mit Risiken behaftet sind.
3 Motivierung von Klienten Klienten sind oft im Therapieprozess gar nicht änderungsmotiviert PD zu wenig änderungsmotiviert Und zeigen daher: keine ausreichende Compliance keine ausreichende Initiative Es ist daher wesentlich, dass Therapeuten die Motivation von Klienten steigern
4 Arten therapierelevanter Therapie-Motivation Motivation Kosten-Reduktions-Motivation Änderungs-Motivation
5 Arten therapierelevanter Therapie-Motivation Alibi-Spiel Pseudo-Compliance Motivation Kosten-Reduktions-Motivation Extrinsisch: ich tue etwas, um Folgen zu reduzieren Folgen können auch durch andere reduziert werden Verantwortungs-Übergabe
6 Arten therapierelevanter Änderungs-Motivation Motivation Intrinsisch: ich tue etwas für mich selbst Nur ich kann es tun
7 Arten therapierelevanter Motivation Änderungs-Motivation setzt voraus, dass eine Person Kosten wahrnimmt dass sie die Kosten für persönlich relevant hält dass sie die Kosten auf sich selbst attribuiert: auf Verhalten, Schemata, internale Determinanten
8 Kosten Gewinne Veränderung VK VG Beharrung BK BG VK: Veränderungskosten VG: Veränderungsgewinne BK: Beharrungskosten BG: Beharrungsgewinne
9 ÄM = SEE (BK +VG) - ME (VK + BG) Änderungs-Term (TÄ) Beharrungs-Term (TB)
10 Kosten salient machen: Strategien Therapeut weist immer wieder auf die Kosten hin: Konflikte mit Interaktionspartnern, Gesundheitskosten, mangelnde Freizeit, Anstrengung, Ärger, Ängste, weniger Spaß als andere etc.
11 Strategien Kosten relevant machen: Therapeut macht deutlich, wie stark die Kosten dem Motivations-System des Klienten widersprechen: Wie stark ihn die Konflikte belasten, wie stark ihn die Gesundheitsprobleme belasten, wie stark er sich nach Freiheit und Alternativen sehnt, die er aber nicht bekommt usw. Motto: Again, again and again..
12 Klient erzeugt Kosten Strategien Therapeut macht deutlich, dass der Klient die Kosten durch sein Verhalten, seine Interpretationen, seine Erwartungen u.a. erzeugt: Ihre Partnerin ist verärgert, weil Sie xy getan haben. Ihr Herz macht Probleme, weil Sie sich ständig überlasten usw. Achtung: diese Interventionen können konfrontativ wirken!
13 Motivierung: Kosten Problem -Klienten blenden Kosten aus -Klienten rechnen sich Kosten schön -Klienten können Kosten aushalten - Kosten lassen von selbst nach Lösung Kosten salient machen Kosten relevant machen Deutlich machen, dass Klienten nicht Kosten hat, sondern Kosten erzeugt
14 Ziele Ein Therapeut sollte nicht nur über Kosten motivieren: Kosten schaffen eine Tendenz von etwas weg. Sie geben der Tendenz aber auch keine Richtung auf etwas hin. Daher sollte ein Therapeut mit dem Klienten erarbeiten, was er positiv durch Veränderungen gewinnen kann Aber: Ziele sind oft vom Klienten zu Therapiebeginn noch nicht gut bestimmbar. Sie entwickeln sich daher meist im Lauf der Therapie(Alienation).
15 Ziele Probleme Klienten haben Probleme, positive Zielzustände zu antizipieren Vor allem: Langfristige Zielzustände Klienten haben Probleme weitreichende Folgen positiver Zielzustände wahrzunehmen. R C 1 C 2 C 3 C 3 Lösungen Therapeuten sollen positive Folgen von Veränderungen salient machen bzw. mit den Klienten erarbeiten Therapeuten sollten die persönliche Relevanz von positiven Folgen salient machen bzw. erarbeiten Therapeuten sollten deutlich machen, dass Klienten die positiven Folgen erreichen können unmittelbar langfristig Weitere Implikationen Positive Zustände
16 Strategie Positive Folgen salient machen: Therapeuten sollten deutlich machen (oder mit dem Klienten erarbeiten) welche Folgen eintreten, wenn ein Klient sein Verhalten (o.ä.) ändert: - Wie dann Interaktionspartner (kurz- und langfristig) reagieren, welche Folgen diese wiederum hat, was sich dann langfristig daraus ergibt - Was resultiert, wenn der Klient zufriedener wird: was daraus folgt, was er dann tun kann usw.
17 Positive Folgen relevant machen Der Therapeut macht deutlich, wie befriedigend die positiven Folgen für den Klienten wären, was die Zielerreichung für ihn bedeuten würde, wie er sich dann fühlen würde, welche Ressourcen das in ihm freisetzen würde
18 Nach Atkinson ist T = E x V Erreichbarkeit V = Value wird durch das vorherige Vorgehen gesteuert E = Expectancy = Selbst-Effizienz-Erwartung muss ebenfalls vom Therapeuten systematisch gesteigert werden, um die Motivation zu steigern: Durch Steigerung der Handlungskompetenzen, durch Vermittlung von Zutrauen in den Klienten, durch Ressourcen-Aktivierung
19 Motivation Was möchte ich? Entscheidung Was will ich (wirklich)? Volition Wie setzte ich das, was ich will in der Realität um? Klärung von Vermeidungsund Annäherungszielen Treffen einer Entscheidung Umsetzung in der Realität
20 Motivation Vermeidungsziele: Was stört mich? Was will ich ändern Annäherungsziele: Was will ich erreichen? Welche Ziele strebe ich an? Problem: Kosten sind schnell klar Ziele müssen erarbeitet werden Entscheidung Wofür entscheide ich mich? Was will ich? Bildung von Entschlossenheit Konfliktfreiheit Problem: Mangelnde Entschlossenheit Volition Wie setze ich Vermeidungsziele und Annäherungsziele in der Realität um? Folgen: -Ausdauer -Abschirmung von Intentionen -Angehen von Hindernissen -Akzeptierung von Kosten
21 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Alle Motivations-Techniken können vom Therapeuten im normalen therapeutischen Dialog vermittelt werden Sie können aber auch im speziellen Motivations- Techniken vermittelt werden Als eine solche Technik kann das Ein-Personen- Rollenspiel (EPR) verwendet werden
22 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Dazu werden drei Stühle verwendet: 1 Klient Therapeut 2 3 Thera- peut Super- visor
23 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Im EPR wird der Klient dazu angeleitet, sein eigener Therapeut zu sein. Der Klient disputiert Annahmen mit sich selbst (nicht mit dem Therapeuten) und der Klient prüft ständig, ob er alternative Annahmen akzeptieren und in sein Überzeugungs-System integrieren kann. Der Therapeut leitet dazu das EPR an: Er ist einerseits Therapeut für den Klienten, andererseits nimmt er die Rolle eines Supervisors ein, wenn der Klient sein eigener Therapeut ist. Das EPR eignet sich gut zur Motivierung von Klienten.
24 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Das EPR eignet sich aber nicht nur gut dafür, die Motivation des Klienten zu steigern Es eignet sich insbesondere gut dazu, den Klienten über den Rubicon zu bringen, also Entscheidungen herbeizuführen
25 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Klient Therapeut Dazu ist es wesentlich, den Klienten auf der Therapeutenposition nicht nur zu einer kognitiven Repräsentation anzuregen, sondern ihn stark zu emotionalisieren.
26 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Eine Emotionalisierungstechnik besteht darin, den Klienten gegen seine Schemata aufzuhetzen : Supervisor: Sie Therapeut wollen, dass der Klient endlich damit aufhört, sich von dem Schema beeinträchtigen zu lassen. Sie haben die Schnauze von dem Schema gestrichen voll und sagen dem Klienten Es reicht!
27 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Dazu tritt der Supervisor hinter den Therapeuten und souffliert dem Therapeuten Klient Therapeut Supervisor
28 Ein-Personen Personen-Rollenspiel Er schreit modellhaft das Schema an: er will den Klienten damit veranlassen, sich aktiv gegen das Schema zur Wehr zu setzen. Und er bekräftigt den Therapeuten dafür, wenn dieser emotional wird und feuert ihn an
29 Trägheitstendenz In der Psychotherapie muss man davon ausgehen, dass es nicht nur eine Änderungstendenz, sondern auch eine Trägheitstendenz gibt Eine Tendenz dahin, alles so zu lassen, wie es ist oder auf den Erlöser zu warten Eine solche Trägheitstendenz wirkt der Änderungstendenz entgegen T G = T A - T T
30 Trägheitstendenz In die Trägheitstendenz gehen verschiedene Faktoren ein: Die Anstrengungs-Kalkulation (AK) bestehend aus Der Anstrengungsbereitsschaft (AB): dem Ausmaß an Anstrengung, den ein Klient für eine Änderung zu leisten bereit ist Der angenommenen Anstrengung (AA): dem Ausmaß an Anstrengung, den der Klient glaubt für eine Veränderung aufwenden zu müssen Wobei AK= AB-AA
31 Trägheitstendenz Den Gewinnen des dysfunktionalen Zustandes z.b.: Wegfall von C - : Aufgrund der Probleme kann sich der Klient vor unangenehmen Aufgaben drücken oder aversive Situationen (z.b. Bewerbungen) vermeiden C + : Aufgrund von Spiel-Verhalten erhält der Klient Zuwendung, Versorgung, Unterstützung usw.
32 Trägheitstendenz Da T G = T A - T T ist es eine wichtige Motivationstechnik, an der Senkung von T T zu arbeiten, also: Das Spiel-Handeln zu reduzieren, damit Bekräftigungen dysfunktionalen Handelns entfallen Auf das System einzuwirken, damit dieses ungünstiges Handeln nicht mehr mit dem Wegfall von C- oder C+ bekräftigt Durch Ressourcen-Aktivierung, Trainings etc. die Annahme zu reduzieren, die Veränderung sei extrem anstrengend
33 Trägheitstendenz Am schwierigsten zu ändern, ist nach unserer Erfahrung die Anstrengungsbereitschaft von Klienten Am ehesten erscheint es dadurch möglich zu sein, Kontingenzen zu schaffen, die zeigen, dass sich die Anstrengung lohnt: wahrscheinlich ist aber ein spezifisches Training in kleinen Schritten in einem angepassten Kontext nötig
34 Trägheitstendenz Im Einzelfall kann die Trägkeitstendenz sehr hoch sein, wie z.b. bei erfolglosen Narzissten: Ihre Anstrengungsbereitschaft ist sehr niedrig Aufgrund angenommener Probleme und realer Probleme (keine Kompensation!) ist die angenommene notwendige Anstrengung sehr hoch Sie können sich vor Aufgaben (Job) und aversiven Zuständen (Bewerbung) effektiv drücken Sie erhalten (meist durch die Mutter) Zuwendung und Unterstützung
35 Trägheitstendenz Damit ist T T so groß, dass ein Therapeut kein angemessenes T A dagegen setzen kann Hier würden nur Maßnahmen zur Reduktion von T T helfen, die im System aber nicht möglich sind Therapeuten müssen damit Grenzen der Motivierung von Klienten akzeptieren
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