Wohnanlage an der Grißstraße in Tisis (Neubau)

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1 Wohnanlage an der Grißstraße in Tisis (Neubau) 1 Factbox Adresse Grißstraße 50 in Tisis Bauherr / Bauherrin Domus Wohnbau GmbH, Neustadt 16 Vorgangsweise Geladener Realisierungswettbewerb mit 4 Teilnehmern Planung Fink + Thurnher Architektengemeinschaft, Bregenz Nettonutzfläche 960 m² Kubatur m³ Baufertigstellung 2008 Kosten 1,325 Mio netto

2 2 Objektbeschreibung Das Projekt entstand aus einem geladenen Wettbewerb mit vier Teilnehmern. Diese Vorgangsweise bietet dem Bauträger die Möglichkeit unter mehreren Optionen die optimale auszuwählen. Im konkreten Fall ging es darum, mögliche Erschließungsvarianten einander gegenüber zu stellen. Der Vorsitzende des Fachbeirates, Arch. Andreas Meck, war im Preisgericht des Wettbewerbes vertreten. In seiner Stellungnahme vom 10. Juli 2006 beschreibt der Fachbeirat das aus diesem Verfahren siegreich hervor gegangene Projekt folgendermaßen: [...] Ein kompakter und städtebaulich eindeutig gesetzter dreigeschossiger Baukörper schafft einen Hof zur bestehenden, südlich gelegenen Wohnbebauung. Der Entwurf orientiert sich sowohl in Höhenlage als auch in der Architektursprache an der Nachbarbebauung. Dabei wird die Topographie geschickt genutzt, um ein zusätzliches Wohngeschoss nach Westen hin zu erzeugen. Die Wohnungen sind über einen überdachten Atriumhof erschlossen, der durch mehrgeschossige Lufträume und eine Belichtung durch ein großes Oberlicht ein hohes Maß an Attraktivität erwarten lässt. Die Grundrisse sind gut organisiert, alle Wohnungen besitzen große Loggien. Die Parkplätze sind offen unter das Gebäude eingeschoben. Es handelt sich bei der vorgelegten Konzeption um ein ambitioniertes Projekt, das souverän auf Gelände und Umgebung reagiert. Die ausgereiften Grundrisse, die Erschließung über das Atrium und die großzügigen Loggien und Dachterrassen lassen eine hohe Wohnqualität erwarten. [...] Insgesamt ein gelungenes Projekt, der Fachbeirat empfiehlt daher das Projekt zur Umsetzung. Abb. oben: Lageplan (Norden ist links) Abb. unten links: Schnitt Abb. unten rechts: Ostansicht

3 3 Abb. Oben links: Ebene 1 Abb. Oben rechts: Ebene 0 Abb. mitte links: Ebene +1 Abb. mitte rechts: Ebene +2 Abb. Links: Ansicht von Westen (vom Käferriedweg aus) Abb. unten: Nachbarbebauung am Käferriedweg (HNr. 54)

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5 Statement von Ing. Manfred Rädler, Bauherr 5 Anlass für das Bauvorhaben Grißstraße war der Ankauf der Liegenschaft aus einem Offertverkauf über ein Notariatsbüro in Feldkirch. Für uns ist das eine sehr gute Möglichkeit zu Baugrundstücken zu gelangen, da solche Angebote im Gegensatz zu den Grundstücken, die unter der Hand verkauft werden und wo wir keine Erwerbsmöglichkeit haben, öffentlich sind. Anlässlich der Besichtigung des Grundstückes konnte ich mir auch einen Überblick über das Bestandsobjekt, ein sehr kleines Holzhaus in schlechtem Bauzustand, verschaffen. Die trotz der Nähe zur Liechtensteinerstraße sehr ruhige Lage - oberhalb, also zur Liechtensteinerstraße hin, befinden sich noch zwei Reihen Wohnbebauung - und Ausrichtung des Grundstückes nach Südwesten haben mich dazu bewogen, im Offertwege einen entsprechend guten Preis für das Grundstück abzugeben und es in der Folge zu erwerben. Ein für die Bebauung wichtiges Thema ist natürlich die Aussicht und die Grünlage im Nahbereich des Tisner und Tostner Riedes, das als Naherholungsgebiet für Personen jeden Alters große Bedeutung hat. Eine gewisse Rolle hat auch die Grenznähe zu Liechtenstein gespielt, also eine Wohnlage, die für Grenzgänger interessant sein kann. Das Objekt selbst wurde dann in einem internen Wettbewerb mit vier Architekturbüros ausgeschrieben, wobei es den Teilnehmern überlassen blieb, den Bestand mit einzubeziehen oder abzubrechen. Die Sanierung des Holzhauses wurde aber aus verständlichen Gründen von keinem der Büros in Betracht gezogen. Es wurden unterschiedliche Lösungen mit und ohne Tiefgarage angeboten. Von der Jury, an der auch ein Mitglied des Fachbeirates teilnahm, wurde schließlich das Projekt des Architekturbüros Fink-Thurnher aus Bregenz ausgewählt, das dann den Gremien der Stadt vorgestellt wurde. Seitens des Fachbeirates wurde die Zustimmung sehr schnell gegeben, auch die Bauverhandlung war unproblematisch, sodass sehr bald mit dem Wohnungsverkauf gestartet werden konnte. Es war eine gute Zeit noch vor der aktuellen Wirtschaftskrise, weshalb der Verkauf der Wohnungen sehr gut funktioniert hat und mit dem Bau bald begonnen werden konnte. Anfänglich konnten wir uns mit dem innen liegenden Stiegenhaus nicht so richtig anfreunden, weil wir vorher zumeist Projekte mit Laubengangerschließung realisiert hatten, es hat sich dann allerdings als große Qualität der Anlage erwiesen, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil hier in Zusammenarbeit mit den Architekten und einem Lichtplaner mit Mitteln der Farbgebung gearbeitet wurde. Nach einiger Zeit der Nutzung erhalten wir diesbezüglich von den Bewohnern nur positive Rückmeldungen. Zum Wohngebäude gehört eine im Osten vorgelagerte Carport-Anlage, die insofern gut in die Gesamtanlage passt, als sie auf kurzem Wege über die Grißstraße von der Liechtensteinerstraße her erschlossen werden kann. Eine Tiefgaragenzufahrt hätten wir demgegenüber um unser Gebäude herum über den Käferriedweg führen müssen. Der von vielen Radfahrern und Spaziergängern benutzte Käferriedweg wird von unserer Seite her nicht mit Autos belastet. Nach Einschätzung der Bewohner ist es eine ausgesprochene Wohfühlanlage und ich denke nicht, dass aus den gewonnenen Erfahrungen heraus heutzutage viel anders gemacht werden würde. Neu wäre möglicherweise die Einstellung zu Fragen der Energie und Nachhaltigkeit. Damals gab es noch keine Diskussion über Gaspreise, und der Einsatz einer Gasheizung ist von der Einfachheit der Inbetriebnahme und Wartung her natürlich auch heute noch ein gewisser Vorteil. Bei einer Neuplanung würde die Diskussion über die zeitgemäße Heizung vermutlich intensiver geführt werden. Auch im Nachhinein scheint mir das aus dem Wettbewerb als Favorit hervor gegangene Projekt für das beste, und ich halte es für ein von den Kunden auch nachgefragtes Qalitätsmerkmal, ein geschlossenes Stiegenhaus anbieten zu können.

6 6 Im Gebäude sind insgesamt 13 Wohnungen auf vier Geschossen untergebracht. Die erdgeschossigen, zum Käferriedweg hin orientierten Wohnungen haben einen Garten, und im rückwärtigen Gebäudeteil sind die Kellerabteile situiert. Durch die geschickte Einbettung in den gegen Südwesten zu abfallenden Hang präsentiert sich das Gebäude zur Grißstraße hin als dreigeschossig, und auch in der Ansicht vom Käferriedweg her nimmt man infolge des zurück springenden Dachgeschosses im Bauvolumen nur drei Geschosse wahr. Das ist der Grund, warum unser Gebäude mit der umliegenden dreigeschossigen Bebauung sehr gut harmonisiert und insgesamt ein ruhiges Ortsbild gegeben ist. Das in der Nachbarschaft seit dem Jahre 2002 bestehende Projekt Grißstraße 54 wurde vom selben Architekturbüro Fink-Thurnher geplant, was für uns auch der Anlass war, dieses Büro für die Teilnahme am eigenen Wettbewerb einzuladen. Erfreulicherweise war das dann auch der Wettbewerbssieger, was dazu beigetragen haben mag, dass eine gewisse Formensprache, die in den benachbarten Gebäuden bereits ihren Ausdruck gefunden hatte, bei uns weiter geführt wurde. Die beiden Projekte sind einander sonst in keiner Weise ähnlich, aber die Proportionierung wurde beibehalten und das kommt im Ortsbild sicher positiv zum Ausdruck. Diese Kontinuität in der äußeren Erscheinung war wohl auch für den Fachbeirat ein wichtiges Kriterium unserem Projekt vorbehaltlos zuzustimmen. Ich finde die Stellungnahmen des Fachbeirates immer sehr befruchtend für mich und die beauftragten Planer, weil hier ein hochqualifizierter Partner zur Verfügung steht. Ich bereite allerdings auch alle meine Projekte bereits intern gut auf, beispielsweise durch die Veranstaltung kleiner geladener Wettbewerbe, wo dann aus einem Spektrum von Möglichkeiten die optimale Lösung ausgewählt werden kann. Nachdem ich schon einige Jahre Mitglied im Planungsausschuss bin und die Diskussionen mit dem Fachbeirat unmittelbar miterlebe, habe ich ein geschultes Auge für qualitätsvolle Architektur entwickelt und kann den Entscheidungen des Fachbeirates nur Positives abgewinnen. Ich kann es nur begrüßen, dass es die Institution Fachbeirat, so wie sie jetzt ist, gibt, und hoffe, dass dies auch weiterhin so bleibt. Ich vermisse beim einen oder anderen Bauträger und Mitbewerber schon manchmal das Engagement für Architektur und bin der Meinung, dass der Grund für die Mehrfachvorlagen vor den Fachbeirat darin liegt, dass man unausgereifte Ideen unbedingt durchbringen will. Es erscheint mir wichtig sowohl für die späteren Bewohner als auch für das Image unserer Stadt, dass Wohnprojekte auch eine gewisse Architekturhandschrift erkennen lassen. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo gute Architektur vom Fachbeirat nicht sofort erkannt und befürwortet worden wäre. Ich kann nur vorschlagen, den eingeschlagenen Weg beizubehalten, und denjenigen, die drei oder vier Wiedervorlagen erleben, den Rat geben, selber über die Bücher zu gehen.