Wohngeld: Prioritäres Instrument der sozialen Wohnungspolitik?
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1 Wohngeld: Prioritäres Instrument der sozialen Wohnungspolitik? Dr. Ralph Henger IW-Immobilien-Symposium, 12. Juni 2015, Berlin
2 Kompetenzfeld Finanz- und Immobilienmärkte Kontakt Forschungsschwerpunkte Dr. Ralph Henger Senior Economist Wohnungspolitik und Immobilienökonomik Immobilien- und Unternehmensfinanzierung Geldpolitik und Finanzmarktökonomik 2
3 Inhalt Instrumente der sozialen Wohnungspolitik Funktionsweise des Wohngeldes Wohngeldreform 2016 Schlussfolgerung 3
4 Steigende Belastung in den Ballungszentren Ausgaben für Wohnen sind der größte Ausgabeposten der privaten Haushalte Bezahlbarer Wohnraum in den Metropolen knapp Belastung in Großstädten hoch und in Ostdeutschland erhöht Soziale Absicherung des Wohnens zentraler Bestandteil der Wohnungs- und Sozialpolitik Wohnkostenbelastung 2014 in Prozent = Wohnkosten einschließlich kalte und warme Nebenkosten / verfügbares Einkommen Quelle: Statistisches Bundesamt, F+B Karte: Regiograph 4
5 Wohngeld führt ein Nischendasein Ausgaben von Bund und Ländern zur Sozialen Sicherung des Wohnens im Jahr 2013 (in Mrd. Euro) , ,0 Wohngeld * Kosten der Unterkunft und Heizung Quelle: Statistisches Bundesamt, Eigene Recherche 1,8 Soziale Wohnraumförderung KdU* 5
6 Direkte Förderung der Haushalte besser Objekt- vs. Subjektförderung Objektförderung Soz. Wohnraumförderung Subjektförderung Grundsicherung / Wohngeld Adressiert Zugangsproblem Direkte Ausweitung des Wohnangebots Geringe Zielgenauigkeit Hohe Kosten Ineffizient Adressiert Zahlungsproblem Hohe Zielgenauigkeit Ausweitung des Wohnkonsums Verringerung der Arbeitsanreize Subjektförderung klar im Vorteil, da effizienter und zielgenauer Aber: Objektförderung hat wohl dosiert als Ergänzung seine Berechtigung 6
7 Inhalt Instrumente der sozialen Wohnungspolitik Funktionsweise des Wohngeldes Wohngeldreform 2016 Schlussfolgerungen 7
8 Charakteristika des Wohngeldes Ziel: Unterstützung einkommensschwacher Haushalte für ein angemessenes und familiengerechtes Wohnen Zuschuss zur Miete (Mietzuschuss) oder zu Aufwendungen für Wohneigentum (Lastenzuschuss) Leistungen sind abhängig von Haushaltsgröße Einkommen Wohnkostenbelastung (Miete, Annuität) regionalen Mietniveaus (Höchstbeträge differenziert nach sechs Mietenstufen) Seit 2005 haben Grundsicherungsempfänger nach SGB II und XII keinen Anspruch mehr auf Wohngeld Ergänzend wird der Kinderzuschlag (KIZ) gewährt 8
9 Fast die Hälfte sind Rentner Struktur der Wohngeld-Empfänger-Haushalte 2012 Reine Wohngeldhaushalte nach sozialer Stellung des Antragstellers am 31. Dezember 2012 in Prozent Quelle: Wirtschaft und Statistik Wohnen in Deutschland, S
10 Wohngeld-Empfänger Quote 2012: 1,9 Prozent Vergleichsweise geringe Quote im Vergleich zur Grundsicherung (Quote: 10,7 %) Fasst doppelt so hohe Quote in Ostdeutschland (3,2 % im Vergleich zu 1,7 %) Einpersonenhaushalte überwiegen (56%) Leistungszuschuss spielt wichtige aber insgesamt untergeordnete Rolle (9%) <1% Quelle: Statistisches Bundesamt Karte: Regiograph 10
11 Mietenstufen definieren Höchstbeträge Räumliche Differenzierung der Leistungen Sechs Mietenstufen berücksichtigen regionale Unterschiede (für alle Kommunen mit mehr als Einwohner) Höchstbeträge legen maximal anerkannte Bruttokaltmiete fest durchschnittliche monatliche Miete der Wohngeldhaushalte: 6,3 pro m² (2012) Beispiel Vierpersonenhaushalt: Mietenstufe I: 490 (~5,7 /m²) Mietenstufe VI: 693 (~8,1 /m²) 11
12 Bausteine des verfügbaren Einkommens Budgetlinienmodell am Beispiel eines Ehepaars mit 2 Kindern Verfügbares Einkommen Kinderzuschlag Wohngeld Grundsicherung Kindergeld (Netto)Erwerbseinkommen Beispiel: Bruttokaltmiete: 570, KdU 651, Höchstbetrag: 556 (Mietenstufe III) Quelle: IW Köln (Rechtsstand 2015) (Brutto)Erwerbseinkommen 12
13 Inhalt Instrumente der sozialen Wohnungspolitik Funktionsweise des Wohngeldes Wohngeldreform 2016 Schlussfolgerungen 13
14 Wohngeld-Reform 2016 Begründung Notwendige Reform, letzte Anpassung 2009 Anpassung an regional unterschiedliche Mietentwicklung Inflationsbedingter Kaufkraftverlust des Wohngeldes Jährliche Anhebung der Grundsicherungsleistungen (Regelsätze) seit 2011 anhand der Lohn- und Preisentwicklungen Deutliche Anhebung der Leistungen um 22 % Haushalte profitieren Keine Wiedereinführung des Heizkostenzuschuss (gültig 2009 / 2010), aber Berücksichtigung der steigenden Energiekosten 14
15 Steigende Marktmieten Veränderungen in % QI.2010 QIV.2014 Sehr dynamische Entwicklung der Mieten in Wachstumsregionen Flächendeckend liegen die Mietpreissteigerungen auf dem Niveau der Inflation (1,4 % p.a.) Ursachen: demografischer Wandel und Niedrigzinsumfeld Probleme mit der Wohnversorgung für einkommensschwache Haushalte auf 12 bis 15 Großstädte und Hochschulstandorte begrenzt Marktmieten Mehrfamilienhäuser Quelle: F+B Karte: Regiograph 15
16 Zweite Miete wird immer wichtiger Entwicklung seit % +9% +8% Marktmieten Heizkosten Nebenkosten Quelle: Statistisches Bundesamt (VPI für Heizkosten und Nebenkosten), F+B (Marktmieten) 16
17 Notwendige und überfällige Novelle Reformwirkungen auf Ausgaben und Reichweite des Wohngeldes Ausgaben in Mio Hartz-IV-Reform 2005 Haushalte in Tausend Wohngeldreform Quelle: Wohngeldstatistik (2005 bis 2012), IW-Mikrosimulationsmodell (2013 bis 2019) Wohngeldreform 2016 Ohne Reform Ohne Reform 17
18 Reformwirkungen Insgesamt Haushalte profitieren - Durchschnittlicher Wohngeldanspruch steigt auf 140 Durchschnittlicher monatlicher Wohngeldanspruch SGB II SGB XII 208 Durchschnittlicher monatlicher Wohngeldanspruch Durchschnittlicher monatlicher Wohngeldanspruch 0 56 Wechsler aus Grundsicherung bestehende Empfänger Hereinwachser Neubezieher Haushalte Haushalte Haushalte Quelle: IW-Mikrosimulationsmodell 18
19 Größere Reichweite durch Reform Beispiel: Ehepaar mit 2 Kindern im Jahr Verfügbares Einkommen Kinderzuschlag Wohngeld Grundsicherung Kindergeld (Netto)Erwerbseinkommen Beispiel: Bruttokaltmiete: 570, KdU 651, Höchstbetrag: 556 (Mietenstufe III) Quelle: IW Köln (Rechtsstand 2015) (Brutto)Erwerbseinkommen 19
20 Größere Reichweite durch Reform Beispiel: Ehepaar mit 2 Kindern im Jahr 2016 Verfügbares Einkommen Wechsler Kinderzuschlag Wohngeld Grundsicherung Kindergeld (Netto)Erwerbseinkommen Hereinwachser Beispiel: Bruttokaltmiete: 570, KdU 651, Höchstbetrag: 656 (Mietenstufe III) Quelle: IW Köln (Rechtsstand 2016) (Brutto)Erwerbseinkommen 20
21 Beispiel: Ehepaar mit 2 Kindern Wohngeldrechtliches Einkommen, Mietenstufe III Wohngeldanspruch Mietzuschuss Wohnkostenbelastung Höchstbetrag: 656 Höchstbetrag: % 60% 35% 50% 30% 25% 40% 20% 30% inkl. Heizkosten % 10% 5% 0% % 10% 0% Wohngeld 2015 Wohngeld
22 Inhalt Instrumente der sozialen Wohnungspolitik Funktionsweise des Wohngeldes Wohngeldreform 2016 Schlussfolgerungen 22
23 Schlussfolgerung Wohngeld ist ein sehr effizientes sozialpolitisches Instrument Wohngeld bewirkt angemessenen Wohnkonsum und wirtschaftlichen Umgang mit Energie Wohngeld hat klare Vorteile ggü. KdU-Leistungen -> DAHER: Stärkung des Wohngeldes als vorrangige Leistung! Dynamisierung des Wohngelds Anhebung der Wohngeldleistungen in Richtung Grundsicherung Vereinfachung der Abgrenzung zwischen dem Wohngeld und alternativen Transferleistungen 23
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