Selbstbestimmt Leben mit Demenz aus gerontologischer Perspektive
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- Josef Ursler
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Selbstbestimmt Leben mit Demenz aus gerontologischer Perspektive Impuls Im Rahmen des Fach- und Begegnungstages Demenz bunt und kreativ! am Bildungswerk Irsee
2 Selbstbestimmung Wie drückt sich das Selbst aus jenseits rein rationaler Zugänge? Wie zeigt sich Selbstbestimmung ganz pragmatisch im Alltag? Wie kann der graduelle Ausdruck der Selbstbestimmung gerade auch im Verlauf der Demenz wahrgenommen werden? Durch welche Interventionen Maßnahmen, Aktivitäten, Kommunikationsweisen etc. kann Selbstbestimmung durch die Begleitenden gestützt werden? (Quelle: Stuttmann (o.j.): Hürden. URL: (modifiziert M.W.)
3 Pragmatischer alltäglicher Ausdruck der Selbstbestimmung Das Selbst drückt sich u.a. aus durch Selbstbestimmung wird gewahrt durch Körperliche Wahrnehmung und Verhalten Kognition; Emotion Soziale Interaktion Geistige, spirituelle Dimension Beobachtung des eigenen Verhaltens Bewertung des eigenen Verhaltens - der eigenen Rolle Äußerungen/Deutungen und Feedback/Reaktionen der Mitmenschen Rollenerwartungen (Stigmatisierung?) Emotionaler und kognitiver Vergleich mit anderen Menschen Veränderlich und stabil zugleich da auf eigenen Erinnerungen und Erfahrungen basierend Verunsicherung des Selbst / Diskrepanzerlebnisse gehören zur Erfahrung dazu mit und ohne Demenz! Abels 2017, S ; Rauthmann 2016, S. 27f.; Garz 2006, S Erfüllung und Stärkung der eigenen Selbstwirksamkeitserwartung und Selbsttätigkeit Bestätigung der Selbstwirksamkeitserwartung, Selbsttätigkeit Nutzung und Versicherung der eigenen Rolle Nutzung u. Versicherung der eigenen Rolle Nutzung personaler (körperlicher) und sozialer Ressourcen Nutzung personaler (körperlicher) und sozialer Ressourcen Nutzung kreativer Ausdrucksformen (Bewegung/Tanz, Malen, ) Wertschätzendes Feedback Rückgriff auf vorhandene und neu erlernte Bewältigungsstrategien Nutzung kreativer Ausdrucksweisen (Bewegung/Tanz, Malen, ) Rückversicherung und Bezug auf Biografie, Lebensmotto, Überzeugungen, Motive, Handlungsmaximen, Spiritualität Bezug auf Biografie, Spiritualität, Lebensmotto, Überzeugungen, Motive, Handlungsmaximen
4 Pragmatische Unterstützung der graduellen Selbstbestimmung Graduelle Selbstbestimmung Selbst wählen, entscheiden und ausführen (sich als selbstwirksam und selbsttätig erfahren) Im konkretisierten Möglichkeitsrahmen wählen (Biografie/Erfahrungen als Grundlage) Stellvertretende Erfahrung der Selbstwirksamkeit machen (Wahrnehmung der Handlung anderer als Beispiel für erfolgreiche Problembewältigung) Assistenz bei der Durchführung erhalten Stellvertretende Ausführung wahrnehmen und erfahren (eigene Ausarbeitung, in Auseinandersetzung mit Weingärtner 2005; s.a. Walther 2006)
5 Pragmatische Unterstützung der graduellen Selbstbestimmung Graduelle Selbstbestimmung Selbst entscheiden lassen (sich als selbstwirksam und selbsttätig erfahren) Möglichkeitsrahmen konkretisieren (Biografie/Erfahrungen als Grundlage) Stellvertretende Erfahrung der Selbstwirksamkeit (Wahrnehmung der Handlung anderer als Beispiel für erfolgreiche Problembewältigung) Pragmatische Möglichkeiten der Begleitung Konkrete Auswahl möglich machen (gemeinsamen Verständnisrahmen sichern): verbal, sichtbar, in greifbarer Nähe und damit erreichbar Achten auf Körperbewegung, die eine Entscheidung andeutet Vereinfachtes Fragen/reduzierte Auswahl: Vorauswahl, nur zwei mögliche Getränke Weitere Auswahlstufe: ein mögliches Getränk Achten auf Bewegungsimpuls, der eine Entscheidung andeutet Impuls setzen, indem gegenseitig zugeprostet wird, die Betreuenden selbst trinken; unterstützende Ermunterung: Erfahrung der Wirksamkeit am Beispiel, Modelllernen Achten auf Bewegungsimpuls, der eine Entscheidung andeutet Assistenz bei der Durchführung Stellvertretende Ausführung Geführte bzw. assistierte Bewegung (z.b. Hand an Glas) Achten auf körperliche Erlaubnis; Achten auf Bewegungsimpuls, der die Weiterführung oder Abbruch der Handlung andeutet Vorsichtiger, wertschätzender, im Tempo und durch Verbalisierung angemessener Zugang zur Handlung möglichst mit dem Menschen Achten auf körperliche Signale des Wohlgefühls oder der Missempfindung (Atmung, Muskeltonus, Mimik, Gestik, Laute) Achten auf Bewegungsimpulse, die eine Abwehr oder Unterstützung der Handlung andeuten. (eigene Ausarbeitung, in Auseinandersetzung mit Weingärtner 2005; s.a. Walther 2003)
6 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und weiterhin einen bunten und kreativen Fach- und Begegnungstag! Prof. Dr. Martina Wolfinger Dipl. Sozialpädagogin; Gerontologin (univ.) Leitung der Weiterbildung angewandte Gerontologie Katholische Stiftungsfachhochschule München Campus Benediktbeuern
7 Quellen Abels, Heinz (2017): Identität. Über die Entstehung des Gedankens, dass der Mensch ein Individuum ist, den nicht leicht zu verwirklichenden Anspruch auf Individualität und Kompetenzen, Identität in einer riskanten Moderne zu finden und zu wahren. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Wiesbaden: Springer VS. Online verfügbar unter Garz, Detlef (2006): Sozialpsychologische Entwicklungstheorien. Von Mead, Piaget und Kohlberg bis zur Gegenwart. 3., erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. Nussbaum, Martha C. (2010): Die Grenzen der Gerechtigkeit. Behinderung, Nationalität und Spezieszugehörigkeit. Berlin: Suhrkamp. Rauthmann, John F. (2016): Grundlagen der Differentiellen und Persönlichkeitspsychologie. Eine Übersicht für Psychologie-Studierende. 1. Auflage. Wiesbaden: Springer (essentials). Online verfügbar unter Walther, Helmut (2006): Selbstverantwortung Selbstbestimmung Selbstständigkeit Bausteine für eine veränderte Sichtweise von Menschen mit einer Behinderung. In: Lebenshilfe Bundesvereinigung (Hg.): Vom Betreuer zum Begleiter. Eine Neuorientierung unter dem Paradigma der Selbstbestimmung. 8., Aufl. Marburg: Lebenshilfe-Verlag. Weingärtner, Christian (2005): Selbstbestimmung und Menschen mit schwerer geistiger Behinderung. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Sozialwissenschaften in der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Eberhard- Karls-Universität Tübingen. Online verfügbar unter
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