Ulrich Schmitz. Computerlinguistik

Transkript

1 Ulrich Schmitz Computerlinguistik

2 Ulrich Schmitz Com puterlinguistik Eine Einführung Westdeutscher Verlag

3 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schmitz, Ulrich: Computerlinguistik: eine Einführung/ Ulrich Schmitz. - Opladen: Westdt. Verl., 1992 ISBN ISBN (ebook) DOI / Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Alle Rechte vorbehalten 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN

4 Inhalt vorwort Einladung zur ComputerlInguistik Wozu dies Buch? Was treibt und was treiben Computerlinguisten? Anwendungsbeispiele Computer und Sprachwissenschaft Technik und Sprache Die Fachbezeichnung Das Fachgebiet und seine Nachbarn Die Forschungsaufgaben und Problembereiche Der Studiengang Die Berufsperspektive Erreichtes und Erhofftes Grundriß eines natürlich-sprachlichen Systems

5 2. Wissenschaft und Technik: das Leben im Griff Hase und Igel: Macht und Grenzen der Wissenschaft Technikwissenschaften und die sprechende Maschine Identität, Abbildung und Simulation..., Schema Schema, frame und script Computertechnische Realisierung (zugleich elementare Einführung in PROLOG) Diskussion: Die Widerborstigkeit des einzelnen Falls Lebendige Wirklichkeit und formales Modell Menschliche Sprache und mathematische Form Abstrakte Sprachform und ganzes Leben Teile und Ganzes Phonetik und Orthographie Morphologie, Lexikon und Weltwissen Parsing und Syntax Parsing: Wie erkennt man die Struktur eines Satzes? Syntax: Ist Syntax ein autonomes System eindeutiger Regeln? Semantik Textkohärenz Pragmatik Pragmatische Regeln Sprachliche Regelverstöße Prüfstein Maschinelle Übersetzung Prüfstein Metapher Rückblick

6 4. Kommunikation zwischen Mensch und Maschine Sind Computersprachen Sprachen? Menschen handeln, Maschinen operieren über Computer sprechen...,.. 1., Mit Computern sprechen Die Maschine als Lehrer Die Maschine als Wissensdiener... " Mensch-Maschine-Kommunikation Texte von Menschen und Maschinen Automatische Textgenerierung Texterzeugung durch Menschen und Ma.«<:hinen Zum Beispiel Fernsehnachrichten Material und Bauweise des natürlich-sprachlichen Textes Künstliche Intelligenz und Textsimulation Ein Automat zur Erzeugung von Nachrichtentexten Illustration des Verfahrens Simulation und Kritik der Wirklichkeit Computer als Werkzeug Reduktion durch Technik..., Begrenzter Nutzen..., Zum Schluß Literatur Personenregister Sachregister... "...,

7 de te fabula narratur

8 Vorwort Was tun Computerlinguisten? Sie untersuchen Aufbau, Bedeutung und Verwendung menschlicher Sprache, um Computer zu intelligenten Werkzeugen menschlicher Kommunikation zu machen. Da beißen sich zwei Absichten: das klassische geisteswissenschaftliche Erkenntnisinteresse und der technische Anwendungszweck geraten in eine produktive Auseinandersetzung. Deren Themen und Positionen bilden den Leitfaden unserer Einladung zur Computerlinguistik. Denn da gibt es doch einen Unterschied zwischen sprechenden Menschen und sprechenden Maschinen, oder? Menschen reden oft recht wirr, Maschinen aber ziemlich ordentlich; Computer kennen sich schon aus, bevor sie sprechen, Menschen oft nicht einmal hinterher. Und doch hat man sich, lange bevor es Computer gab, menschliche Sprache oft so vorgestellt, wie sie im Computer tatsächlich funktioniert, nämlich als ein willfähriges Instrument zur Übermittlung mehr oder minder eindeutiger Informationen. Computerlinguistik zieht nur die technische Konsequenz aus der Annahme, man könne Sprache beherrschen wie ein Blasinstrument. Wer Computerlinguistik anschaut, schaut auch sich selbst an: wie gehen wir mit Sprache um, was denken wir über sie? "De te fabula narratur", von dir handelt die Geschichte; und manchmal erzählt sie sich, wie das lateinische Passiv nahelegt, sozusagen von selbst. Automatisch sprechen, gibt's das? Das erste Kapitel eröffnet das Thema, sagt, was das Buch will und wo es lang geht. Es gibt eine Einführung in die Einführung und so denn eine ganz komprimierte übersicht über Ziele, Aufgaben, Anwendungen, Probleme, Geschichte, allerwichtigste Literatur, interdisziplinäre Einordnung, akademische Einbindung, Leistungsfähigkeit und Denkweise der Computerlinguistik. Das zweite Kapitel legt dar, wie ein klassisch rationalistischer Begriff von Sprache und das technische Ziel, sprachfähige Maschinen zu bauen, einander die Bälle zuspielen. Wir erlauben uns ein paar philosophi- 9

9 sche Höhenflüge über Erkenntnisweisen und Weltbeherrschung und überlegen, wie sehr unser Leben immer gleichen, schematischen Erwartungen und Abläufen folgt. Die könnten wir nämlich programmieren, und auf ganz elementare Weise lernen wir das denn auch gleich - natürlich nicht ohne uns zu vergewissern, was wir damit gewonnen oder auch verloren haben. Wir behaupten, daß technische Ziele und Phantasien einerseits der sprachwissenschaftlichen Forschung gehörig auf die Sprünge helfen, andererseits aber auch den Begriff und die Leistung von Sprache ungehörig beschneiden. Im drinen Kapitel führen wir den Gedankenfaden des zweiten ins engere Gebiet der Sprache fort und gehen alle sprachlichen Dimensionen daraufhin durch, wie sehr wir Regeln folgen und wie weit man sie im Computer darstellen kann. Mit dieser Leitfrage durchwandern wir die Kemgebiete der Computerlinguistik. Wie stets gehen wir exemplarisch vor; indem wir ausgewählte Ansätze referieren und diskutieren, verschaffen wir uns ein solides Grundwissen und die gebührende kritische Distanz dazu. Bis hierher haben wir darüber nachgedacht, wie weit man menschliche Sprachfähigkeit auf Computern nachbauen kann. Im vierten Kapitel fragen wir, welche Art von Sprache zu Computern paßt und wie man mit Computern und über sie spricht Nachdem wir nun auf vielfache Weise betont haben, daß Maschinen auf deutlich beschränktere Art mit Sprache umgehen als Menschen, zeigt das fünfte Kapitel im Zusammenhang automatischer Texterzeugung an einem Beispiel, daß Menschen tatsächlich mit Sprache oft schon so umgehen, wie Maschinen es auch können. Das abschließende sechste Kapitel hält ganz kurz Rückschau und Ausblick und fragt nach den Chancen und Grenzen des Versuchs, Maschinen das Sprechen zu lehren. Dies ist eine Einführung in die Computerlinguistik. Viele andere Wege sind denkbar. Das Buch geht aus ei~gen Lehrvemnstaltungen hervor, die ich 1990 und 1991 für geisteswissenschaftlich orientierte Studentinnen und Studenten an der Universität Duisburg hielt Wenn man hier und da noch den Ton einer gesprochenen Vorlesung hören sollte, würde ich mich freuen. Ich danke meinen Studenten für aufmerksames Zuhören und rege Diskussionen; und ich danke a11 meinen Kollegen, die mir die Vertretung einer Professur für Computerlinguistik im WS 1990/91 ermöglichten, insbesondere dem damaligen Dekan, Herrn Prof. Dr. Herbert Kaiser. 10