Wein-Jahrgang Im Burgund: Geduld und Maßarbeit

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1 Wein-Jahrgang Im Burgund: Geduld und Maßarbeit N 16. November 2007 ach den Zweifeln und Sorgen angesichts eines herbstlich anmutenden Sommers (siehe "Klimatische Bedingungen") machte sich im Burgund gleich zu Beginn der Weinbereitung Erleichterung breit, weil die verkosteten Traubenmoste eine große Qualität aufwiesen. Diese schöne Überraschung belohnt die Bemühungen der burgundischen Winzer, die nicht gezögert haben, bei der Weinernte eine wirkungsvolle Sortierung vorzunehmen, die einer regelrechten Maßarbeit gleichkam. Durch die kühlen Temperaturen und die sorgfältige Arbeit der Fachkräfte konnte den schwierigen klimatischen Bedingungen getrotzt werden. Am Rebstock ebenso wie im Gärkeller haben die Winzer jede Beere ausgewählt und deren weiteres Schicksal während der Weinbereitung angepasst, um nur das Beste der Pinot Noirs und der Chardonnays, der wichtigsten Rebsorten des Burgunds, zu bewahren! Der Trend des Jahrgangs 2007 geht dahin, Weine anzubieten, die sehr aktuell sind und gleichzeitig den großen klassischen Modellen des Burgunds treu bleiben. Weinneulinge können sich mit dem Genuss dieser Weine vertraut machen, während eingefleischte Weinliebhaber in jeder Cuvée den Geist der großen Burgunderweine ebenso wie das Talent jedes Weinbereiters wiederfinden. Diese komplexen, aber zugänglichen Weine wird man ziemlich schnell trinken können, denn sie sind bereits jetzt angenehm beim Verkosten. Weißweine: reintöniger Genuss Nachdem er bis Mitte September von den Sonnenstrahlen verwöhnt wurde, legt der weiße Jahrgang 2007 einen bemerkenswert typischen Charakter an den Tag. Dieses Jahr enthüllt der Chardonnay im Burgund alle seine Facetten. Die durch eine charakteristische Mineralität geprägten Chablis-Weine bewahren vor der malolaktischen Gärung ihre Spritzigkeit. Im Südburgund konnten die später geernteten Weißweine des Mâconnais und der Côte Chalonnaise an Fülle und Nuancenreichtum gewinnen. In der Côte de Beaune und Côte de Nuits spiegeln die vorherrschende Eleganz und Harmonie die Subtilität jedes Terroirs wider und knüpfen so an die klassischen Jahrgänge des Burgunds an. Rotweine: knackige Frische Der Jahrgang 2007 wartet mit Noten von frischen und köstlichen roten Früchten auf. Die intensiven Aromen der ersten Nase finden ihr Pendant am Gaumen durch die Fülle, Vollmundigkeit und den seidigen Abgang dieser Genussweine. Die Reife der Beerenhäute hat den sorgfältig arbeitenden Weinbereitern ermöglicht, die Extraktionen mäßig zu halten und so eine feine Struktur aufzubauen. Darüber hinaus wird die bei der Ernte vorhandene Säure, die auf eine relativ hohe Konzentration von Apfelsäure zurückzuführen ist, während der malolaktischen Gärung abgebaut, und trägt so zur Ausgeglichenheit am Gaumen bei. 1

2 Die Weine weisen eine schöne kirschrote Farbe mit bläulich rotem Schimmer auf, die charakteristisch für frische Jahrgänge ist. Crémant de Bourgogne Die niedrigen Sommertemperaturen ermöglichten eine gute Reife der Trauben für die Crémants de Bourgogne. Gleichzeitig blieb das ideale Säureniveau bewahrt, durch das die charakteristische Frische erzielt werden kann, die diese Schaumweine auszeichnet. Der Säuregehalt wird es darüber hinaus möglich machen, Cuvées zu bereiten, die für eine längere Reifung auf der Flasche in horizontaler Lage bestimmt sind. Diese guten Bedingungen legen die Annahme nahe, dass der Jahrgang 2007 Crémants de Bourgogne von hoher Qualität ergeben wird. 2

3 I Klimatische Bedingungen Nach einem saisonuntypischen Wetterjahr rettet der September einmal mehr den Jahrgang! m Laufe der letzten Wochen wurden alle möglichen Bezeichnungen zur Beschreibung dieses neuen Jahrgangs verwendet: von früh bis heterogen über kapriziös, einzigartig, schwierig... Inspiriert wurden diese Mitteilungen von dem launischen Wetter! Ende August bangte man im Burgund um den Jahrgang, doch der klimatisch günstige September rettete ihn. Die Instabilität des Wetters stellte in diesem Jahr ein ständig wiederkehrendes Thema dar. Juli im April, September im Mai, August im September - die klimatischen Bedingungen glichen einem durcheinandergebrachten Puzzle. Jede Wetterschwankung hat Auswirkungen auf den Rebstock. So führten die außergewöhnlichen Bedingungen im April nach einem für das Burgund sehr untypischen Winter zu einem raschen Austrieb der Pflanze. So tauchte der Begriff "früh" auf. Der Vegetationszyklus behielt seinen Vorsprung während der Blüte und der Bildung des Fruchtansatzes trotz eines deutlichen Rückgangs der Temperaturen ab Mitte Mai und dem Einsetzen von beträchtlichen Niederschlägen ab Juni. Nach dieser Zeit der Ungewissheit waren die klimatischen Bedingungen während des Sommers chaotisch. Das herbstliche Wetter hielt an und erleichterte nicht die Reifung. Jede Traube hat sich daraufhin an ihr Mikroklima angepasst und es kam zu einer großen Heterogenität in den Weinbergen. Diese blieb bis zu der Weinlese bestehen. Begünstigt durch die Feuchtigkeit und optimale Bedingungen für deren Entwicklung versuchten sich die Rebkrankheiten im Weinberg auszubreiten. Glücklicherweise vermag die Natur bisweilen, selbst ein Gegengewicht zu bilden: Die sehr kühlen Sommertemperaturen haben dem Burgund ermöglicht, insbesondere vom Falschen Mehltau verschont zu bleiben. Dennoch haben die häufigen Regenfälle die Sache nicht leichter gemacht und die Winzer mussten ständig auf der Hut sein. Endlich hat dann der rettende September mit blauem Himmel und Nordwind die Situation wieder ins Lot gebracht. Die Trauben konnten abtrocknen und die Beeren haben von den Sonnenstrahlen profitiert, um sich von dieser verwöhnen zu lassen und ein ausgewogenes Gleichgewicht zu erreichen. Niederschläge im Jahr 2007: ein äußerst regenreicher Sommer... mm JANV FÉV MARS AVRIL MAI JUIN JUILLET AOÛT SEPT OCT NOV DÉC CUMUL 2006 CUMUL 2007 NORMALE ( ) 3

4 Mit einer Niederschlagsmenge, die im Durchschnitt um fast 77 % über dem jahreszeitlichen Mittel lag, ging der Monat Juli 2007 als einer der regenreichsten der letzten dreißig Jahre in die Annalen ein. August folgte mit dem gleichen Szenario und einem Mehr an Regen von etwa 92 % im Vergleich zum Durchschnittswert. In den ersten Septemberwochen - während die Weinlese voll im Gange war - kehrte dann eine schöne vorübergehende Beruhigung ein. Ende des Monats kam der Regen dann mit ganzer Kraft wieder zurück und holte schnell den Rückstand wieder auf. Das erklärt, warum die Niederschlagssumme über dem Durchschnittswert liegt. Temperaturen Juli und August 2007:... und dazu kühlste Temperaturen! Bis zum 14. Juli lagen die mittleren Temperaturen durchschnittlich etwa 3 C unter dem jahreszeitlichen Mittel. Die niedrigsten Temperaturen, die in den drei Departements gemessen wurden, lagen bei 9 C. Darauf folgte eine Woche mit großer Hitze und Temperaturen um die 30 C, bevor erneut eine kühle Periode eintrat. Das Augustwetter setzte auch in diesem Punkt den Trend vom Juli fort mit durchschnittlichen Temperaturen im Burgund, die 1 bis 2 C unter dem jahreszeitlichen Mittel lagen. Auch hier war etwa 9 C die niedrigste gemessene Temperatur. Dieses kühle Wetter vermochte eine massive Verbreitung des Falschen Mehltaus zu verhindern im Gegensatz zu anderen Weinbergen, in denen mildere Temperaturen herrschten. August versus September: nach dem Regen das schöne Wetter Eine Sonnenscheindauer von 196,6 Stunden im September (fast 10 Stunden über dem Durchschnittswert) gegenüber von nur 183 Stunden im August (fast 60 Stunden unter dem Durchschnittswert): Diese beiden Zahlen für sich allein genommen drücken bereits die enormen klimatischen Unterschiede zwischen diesen beiden Monaten aus und zeigen, dass wenn auch der August beklagenswert war, der Altweibersommer im September doch noch ermöglichte, das Beste aus dem Jahrgang zu holen. Im Bezug auf den Regen ist der Unterschied ebenfalls eklatant: 42 mm im September (30 mm weniger als der Durchschnittswert) gegenüber 109 mm im August (52 mm mehr als der Durchschnittswert). Der September war ungewöhnlich trocken. Dazu kam ein Nordwind, der das Abtrocknen der Beeren beschleunigt und deren Reifung am Ende des Zyklus gefördert hat. Der sonnige und trockene September hatte einen sehr positiven Einfluss auf den Jahrgang 2007 und hat diesen regelrecht "vor dem Ertrinken" gerettet. 4

5 Entwicklung des Zuckergehalts in den Beeren des Pinot Noir und Gamay: langsam, aber sicher Eine der Auffälligkeiten in Zusammenhang mit diesem Jahrgang ist der im Vergleich zum Jahrgang 2006 deutlich langsamere Anstieg des Zuckergehalts in den Beeren des Pinot Noir. Anmerkung: Der am Ende erreichte Zuckergehalt lag in der Nähe der Werte von 2006 für die Parzellen, bei denen mit der Ernte bis September gewartet werden konnte. Entwicklung des Zuckergehalts in den Beeren des Chardonnay: September veränderte die Situation Die Kurve zeigt gut die Veränderung im September und den raschen Zugewinn an den noch fehlenden Gramm Zucker, sodass die Chardonnays letztendlich in einem schönen Reifestadium geerntet werden konnten. Quelle: "Observatoire du millésime" des B.I.V.B 5