Neues multidisziplinäres Versorgungzentrum für Menschen mit Essstörungen und deren Angehörige

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1 Pressekonferenz Land Oberösterreich, Oberösterreichische Gebietskrankenkasse und Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg Neues multidisziplinäres Versorgungzentrum für Menschen mit Essstörungen und deren Angehörige Dienstag, 15. September 2015 Als Gesprächspartner/-innen stehen Ihnen zur Verfügung: Dr. Josef Pühringer Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Albert Maringer Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse Prim. a Dr. in Hertha Mayr Leiterin des Departments für Psychosomatik an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg 1/7

2 Neues multidiziplinäres Versorgungszentrum für Menschen mit Essstörungen und deren Angehörige Mit September ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Essstörungen und deren Angehörige geschaffen worden. Bei dem neuen multidisziplinären Versorgungszentrum (MVZ) handelt es sich um ein spezielles, ambulantes Angebot, das durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Expert/-innen gekennzeichnet ist. Das MVZ ist ein gemeinsames Projekt von Land OÖ, der OÖGKK und der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg. Das Versorgungszentrum ist Teil des Departments für Psychosomatik in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg. Land Oberösterreich initiierte ersten integrierten Gesundheits- und Sozialplan für Menschen mit Essstörungen Essstörungen wie Magersucht, Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder Esssucht sind komplexe, ernstzunehmende psychische Erkrankungen. Dennoch hält sich der Irrglaube, dass dies ein Problem pubertierender Mädchen sei. Dies ist zwar immer noch die Hauptgruppe, es ist jedoch längst belegte Realität, dass Essstörungen in allen Gesellschaftsschichten, bei beiderlei Geschlecht und in jeder Altersstufe zu finden sind. Laut Sozialplan Essstörungen des Amtes der OÖ. Landesregierung von 2013 leiden in Oberösterreich etwa 770 Personen an Magersucht, an Bulimie und rund Menschen an Esssucht. Jährlich kommen etwa 70 Personen mit Magersucht und 90 mit Bulimie dazu. 2/7

3 Mit dem neuen multidisziplinären Versorgungszentrum schaffen wir eine wichtige Anlaufstelle sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen, sagt Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Dr. Josef Pühringer. Damit konnte ein weiterer wichtiger Baustein in der Versorgung realisiert werden. Durch die Situierung des MVZ in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg werden nicht nur räumliche Strukturen optimal genutzt, sondern auch das fachliche Know-how im Bereich der Essstörungen an einem Ort gebündelt. Das MVZ bietet eine weiterführende Ergänzung in diesem Behandlungsbereich. Schon bisher gab es im Bereich der Essstörungen Leistungen der OÖGKK: Pro Jahr steht z. B. ein Kontingent von Psychotherapie-Stunden speziell für Patient/-innen mit Essstörungen zur Verfügung. Darüber hinaus leisten auch die Vertragsärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie einen wertvollen Beitrag. Die OÖGKK unterstützt außerdem im Rahmen der schulischen Gesundheitsförderung Schulen finanziell, die bei Anlassfällen Hilfe von Expert/-innen brauchen. OÖGKK-Obmann Albert Maringer: Wir sind froh, dass es in Oberösterreich mit dem MVZ Essstörungen jetzt zusätzlich eine multiprofessionelle Versorgung gibt. Damit helfen wir Menschen, die einen hohen Leidensdruck haben. Auf Initiative des Landes OÖ wurde für Oberösterreich erstmals ein integrierter Gesundheits- und Sozialplan für Menschen mit Essstörungen erstellt. LH Dr. Pühringer: Ziel war es dabei die unterschiedlichen Behandlungs- und Betreuungsangebote gut aufeinander abzustimmen sowie der Früherkennung und Prävention auch einen entsprechenden Platz einzuräumen. Damit ist es gelungen, eine bereichsübergreifende Planung für die Versorgung dieser Zielgruppe vorzunehmen. 3/7

4 Folgende Angebote bzw. Maßnahmen wurden in Kooperation von Gesundheitsressort, Sozialressort und Sozialversicherung bereits gesetzt: Informationen zum Thema Essstörungen auf einer eigenen Website Fort- und Weiterbildungsangebote für Haus- und Fachärzt/-innen Sensibilisierungsmaßnahmen für Betroffene und deren Angehörige in den psychosozialen Beratungsstellen, welche gleichzeitig auch als Anlaufstelle für die Schulen fungieren Wohntherapeutisches Angebot des Diakonie Zentrums Spattstraße Vermittlung von auf Essstörungen spezialisierten Psychotherapeut/-innen über die Clearingstelle für Psychotherapie der OÖ Gebietskrankenkasse (Telefon: ) Essstörungen: OÖ Gesundheitspartner ziehen an einem Strang Das neue MVZ ging aus dem österreichischen Gesundheits- und Sozialplan hervor und ist das Ergebnis von intensiven Verhandlungen zwischen dem Land OÖ und der Sozialversicherung, allen voran die OÖGKK. Bei Essstörungen handelt es sich um komplexe Krankheitsbilder, die ein hohes Potenzial aufweisen, chronisch zu werden. Fast immer gehen sie mit Begleiterkrankungen wie Depression, Ängsten, Zwängen oder Abhängigkeiten einher. Für die bestmögliche Behandlung braucht es ein spezialisiertes Zentrum, in das Patient/-innen aus einer größeren Region kommen können. 4/7

5 Was das MVZ auszeichnet, ist der unkomplizierte Zugang, die Anbindung an bereits bestehende medizinische Strukturen und die Zusammenarbeit von Land und Sozialversicherung, so OÖGKK-Obmann Albert Maringer. Es ist ein gutes Beispiel dafür, was weitergeht, wenn die Institutionen an einem Strang ziehen. Die Kosten für das MVZ Essstörungen teilen sich je zur Hälfte das Land OÖ und die Sozialversicherung, wobei die OÖGKK 80 Prozent dieses Sozialversicherungsanteils übernimmt. Insgesamt steht pro Jahr ein Maximalbudget von rund Euro zur Verfügung. Das Pilotprojekt ist vorerst bis Ende 2016 vorgesehen und wird dann evaluiert. In einem ersten Schritt werden nur Erwachsene betreut. Im kommenden Jahr wird dieses Angebot für Kinder und Jugendliche ausgeweitet. Maringer: Das MVZ Essstörungen ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Gesundheitsreform zu erfolgreichen Kooperationen zwischen Land OÖ und den Sozialversicherungen führt. Niederschwelliges, kostenfreies Behandlungsangebot und wichtige Zusammenarbeit mit den Angehörigen Das neue MVZ ist wie vorab erwähnt Teil des Departments für Psychosomatik, an dem bereits ein tagesklinisches und vollstationäres Angebot für Menschen mit Essstörungen besteht. Ein erfahrenes multiprofessionelles Team aus Fachärzt/-innen, Psycholog/-innen, Psychotherapeut/-innen, Ergotherapeut/-innen, Sozialarbeiter/-innen und Pflegekräften behandelt Essstörungen nach aktuellen Leitlinien. Die Behandlungsangebote sind auf die Bedürfnisse und Ziele der Patient/-innen abgestimmt. 5/7

6 Wie kommt man zur Behandlung? Der/die Patient/-in oder Angehörige vereinbaren mit der Leitstelle MVZ einen Termin und erhalten entsprechende Informationen. Im Erstgespräch mit einem/r Ärzt/-in oder Psycholog/-in werden diagnostische und behandlungsrelevante Fragen geklärt und gemeinsam individuelle Behandlungsempfehlungen erarbeitet. Die Behandlungsdauer erfolgt in Absprache mit dem/der Patient/-in. Wöchentliche interdisziplinäre Besprechungen der Therapeut/-innen ermöglichen ein flexibles Vorgehen und eine optimal abgestimmte Behandlung. Ganz wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Angehörigen. Sie können sich auch Rat holen, wenn Betroffene noch nicht für eine Behandlung bereit sind, unterstreicht Prim. a Hertha Mayr, Leiterin des Departments für Psychosomatik an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg. Großer Wert wird zudem auf die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit zuweisenden Ärzt/-innen, Therapeut/-innen und psychosozialen Einrichtungen gelegt. Die Therapien finden vorwiegend nachmittags statt, wodurch es für die Betroffenen auch möglich ist, das Angebot berufsbegleitend zu nutzen. Es ist weder eine ärztliche Zuweisung erforderlich, noch fallen für die Patient/-innen und Angehörige Kosten an. Essstörungen erfordern eine frühzeitige und kontinuierliche Behandlung Die Auslöser von Essstörungen sind vielfältig. Neben genetischen Faktoren spielen familiäre Konflikte, traumatische Erfahrungen oder Störungen in der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung eine wichtige Rolle. 6/7

7 Häufig leiden die Patient/-innen unter geringem Selbstwert, Perfektionsansprüchen oder haben Probleme im Umgang mit Gefühlen, erklärt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen können eine altersgemäße körperliche und psychosoziale Entwicklung beeinträchtigen. Allgegenwärtige Schönheitsideale in TV und Hochglanzmagazinen tragen dazu bei, dass sich immer mehr Mädchen in immer jüngeren Jahren einer Diät unterziehen. Hungern ist nicht selten der Start in die Magersucht. Doch die wohl am weitesten verbreitete Essstörung ist die Esssucht, die quer durch alle Schichten und Altersstufen geht. Wunderdiäten und -pillen machen die Situation der Betroffenen jedoch meist nur noch schlimmer. In oberösterreichischen Spitälern werden jährlich rund 500 Patient/-innen mit Essstörungen behandelt. Der Weg zurück zu einem normalen Essverhalten ist lang. Häufig verläuft die Krankheit chronisch mit schwerwiegenden körperlichen, psychischen und sozialen Folgen. Wichtig ist, den Betroffenen eine frühzeitige und kontinuierliche Behandlung anzubieten. Dazu bedarf es einer engmaschigen Vernetzung der unterschiedlichen Einrichtungen, wie Hausarzt / Hausärztin, Beratungsstellen, niedergelassenen Therapeut/-innen, Spitalsabteilungen usw., da ein hohes Rückfallrisiko besteht. Für Fragen steht zur Verfügung: OÖGKK, Mag. Harald Schmadlbauer, Direktionsbüro und Kommunikation Tel: , harald.schmadlbauer@ooegkk.at Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, Mag. Ulrike Jachs, PR & Kommunikation Tel.: +43 (0) / , ulrike.jachs@gespag.at 7/7