VORARLBERGER NACHRICHTEN IMMOBILIENBEILAGE DER VORARLBERGER NACHRICHTEN FREITAG/SAMSTAG, 24./25. DEZEMBER 2010

Transkript

1 IMMOBILIENBEILAGE DER VORARLBERGER EIN OFFENES UND NATURNAHES HEIM Wer tagtäglich Häuser für andere plant, hat bei den eigenen vier Wänden besonders hohe Ansprüche. Wolfgang Fetty setzt dabei auf Transparenz und lässt den Innenraum mit der Natur verschmelzen. EIN SCHRANK FÜR GENERATIONEN Im Palast von Hohenems erzählen Möbelstücke Geschichte. Ein historisches Stück hat Franz Clemens Waldburg-Zeil (48) restauriert und zu seinem Lieblingsmöbelstück erklärt. NICHT BESITZEN, NUR BENUTZEN Architekt Reinhold Strieder aus Satteins hält wenig von der selbstdarstellerischen Einfamilienhaus-Baumania. Stattdessen wird das Besitzen immer mehr dem Benutzen weichen. UNTERSCHÄTZTE STURZGEFAHR Die Schneeräumung darf keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Was wenig bekannt ist: Eigentümer haben auch eine Schneeräumpflicht für das eigene Grundstück.

2 2 Leben & Wohnen MIT RAFFINIERTEN DETAILS GEWÜRZT Wie wohnen die, die ständig Wohnraum für andere schaffen? Ein Blick ins Einfamilienhaus von Planer Wolfgang Fetty in Lustenau.

3 Leben & Wohnen FAMILIENLEBEN Margot und Wolfgang Fetty mit Töchterchen Maria Loren am Kochen. Das Fenster geht zum Korridor zwischen Garage und Wohntrakt hin. 2 ROSA WOLKEN Die dreieinhalbjährige Maria Loren ist stolz auf ihr rosarotes Kinderzimmer. Die Kindermöbel, teils in kräftigem Pink, wirken fröhlich. 3 GROSSZÜGIG Absolut schlicht, fast schon zweckmässig ist das Schlafzimmer. Im Obergeschoss sind nicht die Wände, sondern die Decken aus Sichtbeton. 2 3 Wenn Wolfgang Fetty für andere Pläne ausdenkt, schüttelt er die Ideen mit einer Leichtigkeit aus dem Ärmel. Schließlich besagt schon der Name Planschmiede, wofür die Firma des selbstständig tätigen Ingenieurs steht. Doch mit dem Planen ist es offensichtlich so wie mit dem Kochen. Wenn es um den eigenen Geschmack geht, dann lässt sich bekanntlich streiten. Da will man einfach das Perfekte haben, zeigt sich der 37-jährige Lustenauer ehrlich. Jedes Detail wird da zweimal durchdacht. Ein Jahr dauerte daher die Planung für seine eigenen vier Wände. Und immer wieder habe ich verändert und nachgebessert. Ob sein Einfamilienhaus perfekt geworden ist? Viel Transparenz in der Planung Dafür wohne ich noch nicht lange genug hier, gibt der 37-jährige Ingenieur zu. Doch eines steht jetzt schon fest. Wohnen bedeutet für den Familienvater nämlich gerne daheim sein, und das ist er auch. Wer sich an den Herd stellt, hat meist die Zutaten schon hergerichtet. Wolfang Fettys Geheimrezept ist die Transparenz. Dazu gehören die raumhohen Fenster, die sich

4 4 Leben & Wohnen Ich habe mich aus Überzeugung für ein Passivhaus entschieden. Mein Büro ist nämlich auf energieeffiziente und ökologische Sanierungen spezialisiert. ING. WOLFGANG FETTY wie eine harmonische Gewürzmischung geschmackvoll durchs Planungskonzept ziehen. Im Erdgeschoss ebenso wie im Obergeschoss. So entsteht eine unmittelbare Verbindung zur Natur im Spannungsfeld zwischen Innenraum und Umgebung. Wenn ich am Esstisch sitze, habe ich das Gefühl, ich sitze im Garten, erklärt Fetty, 50 Zentimeter weiter liegt schon der Schnee. Tatsächlich reicht Frau Holles Pracht bis zur Fensterfront, und der Unterschied zwischen drinnen und draußen macht einzig die Terrassentüre aus. Wer zwei Stühle weiter auf der gegenüberliegenden Seite des Esstisches Platz nimmt, hat sogar noch einen weiteren Blickwinkel. Von hier aus kann man nämlich zum nordostseitigen Fenster im an das Wohnzimmer angrenzenden Zimmer wieder hinaussehen. Die weltoffene Formsprache ist eben wie ein genüssliches Wok-Gericht, das auch das Auge mitessen lässt. Im ganzen Haus dominieren Sichtbeton, weiße Wände und ein Parkettboden aus gedämpfter Akazie. Einzig die Küchenwand weist einen zarten minzgrünen Ton auf. Blickfang ist jedoch vielmehr der aus Tafelfarbe gemalte schwarze Streifen, auf dem ein Herzlich-Willkommen- Schriftzug aus weißer Kreide freundlich begrüßt. Die Küche selbst ist ebenso wie der Rest des Hauses schlicht und elegant. Akzente setzen die zur Jahreszeit passenden Accessoires. Jetzt ganz klar ein Adventkranz, ein Lebkuchenhaus-Windlicht und in wenigen Stunden ganz klar der Christbaum. Ein besonders raffinierter Raum bleibt dem Gast des Hauses verborgen. Es gibt nämlich neben der Gästegarderobe auch noch eine Familiengarderobe. Die Trennwand stellt die einzige Trockenbauwand im ganzen Haus dar, so der Planer. Sie kann im Bedarfsfall gedreht werden, so dass ein vom Obergeschoss unabhängiges Wohnen im Erdgeschoss möglich ist. Ein Duschanschluss befindet sich zudem in der Toilette. Obwohl sich eine moderne Linie im ganzen Haus erkennen lässt, sind einige Möbel bereits gut 100 Jahre alt. Der Hausherr hat sie von seinen Großeltern geerbt. Sie stellen einen Hingucker dar, der sich trotz allem Gegensatz perfekt harmonisch einfügt. Eben wie Großmutters Brennsuppe, die ebenso lecker schmeckt wie die Haute Cuisine. 4 DATEN UND FAKTEN Einfamilienhaus (Passivhaus) in Lustenau, Margot und Wolfgang Fetty mit Maria Loren Wohnfläche: 147 m² Grundstück: 648 m² Architektur: Wolfgang Fetty, Planschmiede in Lustenau ( Planung: ein Jahr Bauzeit: Oktober 2009 bis Juni 2010 Energie: Passivhaus mit Photovoltaikanlage am Dach in Kombination mit einer Wärmepumpe und einer Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung Konstruktion: Das Haus wurde aus Tonziegeln (18er-Ziegel) gemauert und mit einer 26 bis 32 Zentimeter dicken Dämmung (Lambda Poor) versehen. Das Erdgeschoss ist außen mit einer Klinker-Fassade gestaltet, das Obergeschoss verfügt über einen nahezu betongrauen Putz. Die für die Statik notwendigen Wände im Haus sind aus Sichtbeton und somit auch ein Gestaltungselement. Der Baukörper selbst ist ein Rechteck, dem zur Straße hin die Garage vorgesetzt wurde. Auf das eingeschossige Modul folgt der zweigeschossige Wohntrakt. Garage und Wohnhaus sind durch einen verglasten Korridor voneinander getrennt. Von hier aus führt auch eine Stiege in den Keller.

5 Leben & Wohnen 5 6 Ich baue kein Haus mit großen Fenstern, um sie nachher mit Vorhängen zuzuhängen. WOLFGANG FETTY 7 5 FOTOS: MARKUS GMEINER 4 VIER KERZEN BRENNEN Familie Fetty verbringt erstmals Weihnachten im neuen Haus. Der Esstisch ist ein zentraler Punkt. Hier verschmelzen Wohnraum und Natur zu einer Einheit. 5 ROMANTISCHER BLICKFANG Ess- und Wohnzimmer sind durch eine Sichtbetonwand getrennt. Der Kaminofen dient höchstens während der Übergangszeit zum Heizen. Er ist vielmehr romantischer Blickfang im Wohnraum. Auch das Wohnzimmer verfügt über raumhohe Fenster. 6 KLINKERFASSADE Die Klinkerfassade im Erdgeschoss ist ein architektonischer Blickfang. Die Garge befindet sich vor dem Wohntrakt als eingeschossiges Modul. Alle Fenster sind raumhoch. 7 TRANSPARENZ Das Stiegenhaus ist schlicht, jedoch sehr elegant. Im ganzen Haus wurde Parkett in gedämpfter Akazie verlegt. Neben dem Sichtbeton dominiert im Haus die Farbe Weiß. Das große Fenster sorgt für Transparenz.