A Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete 15. Jg.

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1 A Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete 5. Jg. Official Journal of the Academy of Education of the Society for Neuropediatrics (Gesellschaft für Neuropädiatrie) Herausgeber: Ulrike Schara, Essen; Thomas Lücke, Bochum Originalien / Übersichten Ketogene Ernährungstherapien: Welche Variante für welchen Patienten? Ernährung neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher Stellenwert der Bromtherapie im Kindes alter. Ist das älteste Antiepileptikum wieder oder immer noch indiziert? Inhaltsangaben / Abstracts Abstracts der. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.v. und. Fortbildungsakademie.-. April 06, Bochum Essen Mitteilungen Pressemitteilungen Kongresse Vorschau. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie und. Fortbildungsakademie.. April 06 Bochum Essen Neonatale Neurologie Neuromuskuläre Erkrankungen Neurometabolische Erkrankungen Multisystemerkrankungen Chronisch krank in der Neuropädiatrie NLM: Wissenschaftlicher Beirat: M. Blankenburg, Stuttgart H. Bode, Ulm E. Boltshauser, Zürich C. G. Bönnemann, Philadelphia U. Brandl, Jena H.-J. Christen, Hannover F. Ebinger, Paderborn S. Friedrichsdorf, Minneapolis/St. Paul Jutta Gärtner, Göttingen F. Heinen, München G. F. Hoffmann, Heidelberg C. Hübner, Berlin O. Ipsiroglu, Vancouver Angela M. Kaindl, Berlin R. Korinthenberg, Freiburg G. Kurlemann, Münster E. Mayatepek, Düsseldorf P. Meinecke, Hamburg B. Neubauer, Gießen C. Panteliadis, Thessaloniki Barbara Plecko, Zürich B. Schmitt, Zürich Maja Steinlin, Bern Sylvia Stöckler-Ipsiroglu, Vancouver V. Straub, Newcastle upon Tyne Ute Thyen, Lübeck Ingrid Tuxhorn, Cleveland S. Unkelbach, Volkach/Main T. Voit, Paris B. Wilken, Kassel B. Zernikow, Datteln Redaktion: U. Schara, Essen T. Lücke, Bochum

2 VOTUBIA Hemmt mtor, schützt Ihre TSC-Patienten Der einzige mtor-inhibitor zugelassen bei TSC SEGA und TSC AML* Zielgerichtet gegen die Ursache von TSC Hohe, schnelle, anhaltende Wirksamkeit Überzeugendes Sicherheitsprofil * TSC SEGA: Patienten mit subependymalem Riesenzellastrozytom aufgrund einer tuberösen Sklerose, die eine therapeutische Maßnahme benötigen, für die aber ein chirurgischer Eingriff nicht angemessen ist. TSC AML: Erwachsene Patienten mit renalem Angiomyolipom assoziiert mit einer tuberösen Sklerose, bei denen ein Komplikationsrisiko vorliegt (aufgrund von Faktoren wie Tumorgröße, vorhandenes Aneurysma oder multiplen bzw. beidseitigen Tumoren), die jedoch nicht gleich operiert werden müssen. VOTUBIA Tabletten zum Herstellen einer Suspension zum Einnehmen (= Suspensionstabletten) nur zugelassen bei TSC SEGA. Fachinformation VOTUBIA Tabletten, Stand: November 05; Fachinformation VOTUBIA Tabletten zum Herstellen einer Suspension zum Einnehmen, Stand: November 05 Votubia,5 mg/ -5 mg/ -0 mg Tabletten; Votubia mg/ - mg/ -5 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen Wirkstoff: Everolimus. Zus.: - Tabletten: Jede Tablette enthält: Arzneilich wirksamer Bestandt.:,5 mg/5 mg/0 mg Everolimus. Sonst. Bestandt.: Butylhydroxytoluol (E ), Magnesiumstearat, Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Crospovidon (Typ A), Lactose. - Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Jede Tablette enthält: Arzneilich wirksamer Bestandt.: mg/ mg/5 mg Everolimus. Sonst. Bestandt.: Butylhydroxytoluol (E ), Magnesiumstearat, Lactose- Monohydrat, Hypromellose, Crospovidon (Typ A), Mannitol, mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid. Anw.: - Tabletten: Erwachsene Patienten mit renalem Angiomyolipom assoziiert mit einer tuberösen Sklerose (TSC), bei denen ein Risiko für Komplikationen vorliegt (aufgrund von Faktoren wie Tumorgröße oder vorhandenem Aneurysma oder multiplen bzw. beidseitigen Tumoren), die jedoch nicht unmittelbar operiert werden müssen. Patienten mit subependymalem Riesen zellastrozytom (SEGA) aufgrund einer tuberösen Sklerose (TSC), die eine therapeutische Maßnahme benötigen, für die aber ein chirurgischer Eingriff nicht angemessen ist. - Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Patienten mit subependymalem Riesenzellastrozytom (SEGA) aufgrund einer tuberösen Sklerose (TSC), die eine therapeutische Maßnahme benötigen, für die aber ein chirurgischer Eingriff nicht angemessen ist. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Rapamycin-Derivate oder einen der sonstigen Bestandt. Nebenw.: Sehr häufig: Infektionen d. oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Sinusitis, Otitis media, Pneumonie (einschl. Pneumocystis-jirovecii-(carinii)-Pneumonie [PJP, PCP], einige Fälle m. tödl. Ausgang). Hypercholesterinämie. Stomatitis, Mundulzera, aphthöse Stomatitis. Akne. Amenorrhoe, unregelmäßige Menstruation. Häufig: Harnwegsinfektionen, Pharyngitis, Cellulitis, Streptokokken-Pharyngitis, virale Gastro enteritis, Gingivitis, Herpes zoster. Neutropenie, Anämie, Leukopenie, Lymphopenie, Thrombozytopenie. Hyperlipidämie, verminderter Appetit, Hypertriglyzeridämie, Hypophosphatämie, Hyperglykämie. Reizbarkeit, Aggression. Kopfschmerzen, Dysgeusie. Hypertonie, Lymphödem. Husten, Epistaxis. Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen, Zahnschmerzen, Blähungen, Obstipation, Gastritis. Hautausschlag, erythematöser Hautausschlag, Erythem, akneförmige Dermatitis, Hauttrockenheit, Pruritus, Alopezie. Proteinurie. Vaginalblutungen, Menorrhagie, Ovarialzysten, verzögerte Menstruation. Müdigkeit, Pyrexie. Laktatdehydrogenase im Blut erhöht, Anstieg des luteinisierenden Hormons im Blut, Gewichtsverlust. Gelegentl.: Virale Bronchitis. Überempfindlichkeit. Schlaflosigkeit. Pneumonitis. Zahnfleischschmerzen, Glossitis, Lippenulzera. Angioödem (mit u. ohne gleichz. Einn. von ACE-Hemmern). Makulärer, makulopapulöser u. generalisierter Hautausschlag. Rhabdomyolyse. Anstieg des follikelstimulierenden Hormons im Blut. Weitere Nebenwirkungen unter Everolimus: Hepatitis-B-Reakti vierung (auch m. tödl. Ausgang), Nierenversagen (einschl. letalem Ausgang), Erhöhung des Serumkreatinins, Blutungsereignisse (selten tödl. Ausgang in onkolog. Indik.), febrile Neutropenie, Herzinsuffizienz, Dyslipidämie, Lungenembolie, tiefe Venenthrombose, Wundheilungsstörungen, Hyperglykämie. Warnhinw.: Enthält Lactose. Verschreibungspflichtig. Weitere Angaben: Siehe Fachinformationen. Stand: November 05 (MS /5.7). Novartis Pharma GmbH, Roonstr. 5, 909 Nürnberg. Tel.: (09 ) 7-0, Fax: (09 ) Everolimus SUSPENSIONSTABLETTEN

3 Zeitschrift für Neurologie des Kindes- und Jugendalters und ihre Grenzgebiete Offizielles Organ der Fortbildungsakademie der Gesellschaft für Neuropädiatrie e. V. Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt ein Supplement der Shire Deutschland GmbH, Berlin, bei. Wir bitten um Beachtung. Begründet von Prof. Dr. Fuat Aksu, Datteln (Herausgeber 00 0) Inhalt Contents Originalien/Übersichten Original/Review articles Ketogene Ernährungstherapien: Welche Variante für welchen Patienten? Ketogenic diets: which type is optimal for which patient? A. Della Marina et al.... Ernährung neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher Nutritional management of the disabled child A. Schmidt-Choudhury et al Stellenwert der Bromtherapie im Kindes alter. Ist das älteste Antiepileptikum wieder oder immer noch indiziert? The importance of bromide treatment in paediatric epileptic patients. Is the oldest antiepileptic drug reused or is it still medically indicated? G. Kurlemann et al Inhaltsangaben Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Abstracts der. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.v. und. Fortbildungsakademie,.-. April 06, Bochum Essen Abstracts of the th Annual Meeting of the Society of Neuropediatrics und th Academy of Education,.-. April 06, Bochum Essen... 7 Mitteilungen Communications Pressemitteilungen Press releases... Kongresse Congress announcements... 5 Vorschau Preview Heft /06 Impressum Herausgeber: U. Schara, Essen, T. Lücke, Bochum Wissenschaftlicher Beirat: M. Blankenburg, Datteln H. Bode, Ulm E. Boltshauser, Zürich C. G. Bönnemann, Philadelphia U. Brandl, Jena H.-J. Christen, Hannover S. Friedrichsdorf, Minneapolis/ St. Paul F. Ebinger, Paderborn Jutta Gärtner, Göttingen F. Heinen, München G. F. Hoffmann, Heidelberg C. Hübner, Berlin A. M. Kaindl, Berlin R. Korinthenberg, Freiburg G. Kurlemann, Münster E. Mayatepek, Düsseldorf P. Meinecke, Hamburg B. Neubauer, Gießen O. Ipsiroglu, Vancouver C. Panteliadis, Thessaloniki B. Plecko, Zürich B. Schmitt, Zürich M. Steinlin, Bern S. Stöckler-Ipsiroglu, Vancouver V. Straub, Newcastle upon Tyne U. Thyen, Lübeck I. Tuxhorn, Bielefeld S. Unkelbach, Volkach/Main T. Voit, Pais B. Wilken, Kassel B. Zernikow, Datteln Layout: Grafikstudio Schmidt-Römhild, Marc Schulz Anschrift der Herausgeber und der Redaktion: Prof. Dr. med. Ulrike Schara, Neuropädiatrie, Universitäts klinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Hufelandstraße 55, 57 Essen, Tel.: 00/7-508/-76, ulrike.schara@uk-essen.de; Prof. Dr. med. Thomas Lücke, St. Josef-Hospital, Universitätskinderklinik der Ruhr-Universität Bochum, Alexandrinenstraße 5, 79 Bochum, Tel.: 0/ /7, luecke.thomas@ ruhr-uni-bochum.de Anschrift zur Einreichung der Manuskripte: Verlag Schmidt- Römhild, Redaktion Neuropädiatrie, Marc Schulz, Mengstraße 6, 55 Lübeck, Tel.: 05/ mschulz@schmidt-roemhild.com Anschrift von Verlag und Anzeigenverwaltung: Max Schmidt-Römhild KG, Hausadresse: Mengstraße 6, 55 Lübeck, Großkundenadresse: 57 Lübeck, Telefon: 05/70-0 Fax 05/70-5, anzeigen@schmidt-roemhild.com Erscheinungsweise: x jährlich Januar, April, Juli, Oktober Bezugsmöglichkeiten: Einzelheft,80 zzgl. Versandkosten; Jahresabonnement 8,50 zzgl. Versandkosten (, Inland, 6,50 Ausland) Anzeigenpreisliste: Nr. vom. Januar 06 Namentlich gekennzeichnete Beiträge brauchen sich nicht unbedingt mit der Meinung des Herausgebers und der Redaktion zu decken. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Fotos lehnt der Verlag die Verantwortung ab. 06 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. ISSN Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

4 Originalien/Übersichten Ketogene Ernährungstherapien: Welche Variante für welchen Patienten? A. DELLA MARINA, B. LEIENDECKER, A. WIEMER-KRUEL, A. DRESSLER, C. MAKOWSKI, R. MADELEYN 5, G. WOHLRAB 6, A. KRIEGESMANN-LOCKE 7, S. SCHOLL-BÜRGI 8, J. KLEPPER 9 Universitätsklinikum Essen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Bereich Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, D-5 Essen Klinik für Kinder und Jugendliche, Epilepsiezentrum Kork, D-7769 Kehl-Kork AKH-Universitätsklinikum Wien, Klinik für Kinder-/Jugendheilkunde, A-090 Wien Kinderklinik München-Schwabing, Kinderklinik der StKM und der Technischen Universität München, D-8080 München 5 Die Filderklinik, D-7079 Filderstadt 6 Universitäts-Kinderspital, CH-80 Zürich 7 Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Kinderzentrum, Krankenhaus Mara, Epilepsiezentrum Bethel, D-67 Bielefeld 8 Medizinische Universität Innsbruck, Department für Kinder- und Jugendheilkunde, Pädiatrie I, Schwerpunkt Angeborene Stoffwechselstörungen, A-600 Innsbruck 9 Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, D-679 Aschaffenburg Zusammenfassung Die Auswahl verschiedener ketogener Diäten, klassische ketogene Diät (kkd), modifizierte Atkins-Diät (MAD) und low glycemic index -Therapie (LGIT), lässt vermuten, dass diese gleichwertig seien. Daraus resultiert möglicherweise eine ineffektive Behandlung zugrundliegender Erkrankungen. Inwieweit die milderen Formen der ketogenen Diäten (MAD, LGIT) und eine niedrigere Ketose die richtige Option bei bestimmten therapierefraktären Epilepsieformen und Epilepsiesyndromen wie auch bei angeborenen Stoffwechselstörungen sind, ist bisher unklar. Die vorhandene Literatur wurde im November 0 durch eine Expertengruppe, bestehend aus Neuropädiatern/Innen und Ernährungsfachkräften, mit Expertise in der Anwendung ketogener Diäten ausgewertet. Empfehlungen zur Auswahl einer geeigneten ketogenen Diät bei bestimmten Epilepsieformen und Epilepsiesyndromen (West-Syndrom, Dravet-Syndrom, Myoklonisch-astatische Epilepsie, FIRES) wie auch angeborenen Stoffwechselstörungen (Glukosetransporter-Typ-Defekt und Pyruvat-Dehydrogenase-Mangel) mit Berücksichtigung des Alters der Patienten wurden erstellt. Weiter wurden diätetische Maßnahmen bei unzureichender Anfallskontrolle wie auch zu hoher oder zu niedriger Ketose erarbeitet. Schlüsselwörter Ketogene Diäten Indikationen West-Syndrom Myoklonisch-astatische Epilepsie Glut-Defekt PDH-Mangel Dravet-Syndrom FIRES Diätetik Ketogenic diets: which type is optimal for which patient? Abstract The possibility to select between different types of ketogenic diets (classic ketogenic diet (kkd), modified Atkins Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

5 Diet (MAD), low glycemic index therapy (LGIT)) suggests that these may be equivalent in their efficiency. This may results in an ineffective treatment of underlying diseases. It is unclear, to which extent milder ketogenic diets (MAD, LGIT) and a lower ketosis are sufficient options for certain refractory forms of epilepsy and epilepsy syndromes as well as inborn errors of metabolism. The current literature was evaluated in November 0 by an expert group consisting of neuropediatricians and nutrition professionals with expertise in the use of ketogenic diets. Recommendations for a most appropriate ketogenic diet type in special forms of epilepsy and epilepsy syndromes (West Syndrome, Dravet Syndrome, Myoclonicastatic epilepsy, FIRES) and inborn errors of metabolism (glucose transporter type deficiency and pyruvate dehydrogenase deficiency) with regard to the age, were generated. Furthermore, dietary measures in case of failed seizure control as well as excessive or insufficient ketosis were elaborated. Keywords Ketogenic diets indications - West syndrome myoclonic-astatic epilepsy Glut-deficiency PDH-deficiency FIRES dietetics Bibliography Neuropaediatrie 06; 5: 5, Schmidt-Roemhild-Verlag, Luebeck, Germany: ISSN 69-87; NLM ID 0669; OCoLc Einleitung Bis vor einigen Jahren stand nur eine Form der ketogenen Diät (KD) zur Verfügung, die klassische ketogene Diät (kkd), meistens mit einem ketogenen Verhältnis (KV) : oder :. Da inzwischen zunehmend erfolgreich die modifizierte Atkins- Diät (MAD) und vereinzelt die low glycemic index -Therapie (LGIT) eingesetzt werden, stellt sich die Frage, welche Aspekte bei der Entscheidung für eine der ketogenen Diäten berücksichtigt werden sollten. Die ketogenen Diäten sind inzwischen eine wichtige therapeutische Option bei bestimmten Epilepsiesyndromen und werden zunehmend eingesetzt bei West- Syndrom, Dravet-Syndrom und Myoklonisch-astatischer Epilepsie (MAE, Doose- Syndrom) (). In den letzten sechs Jahren wird auch das Bild der Fieber-induzierten refraktären epileptischen Enzephalopathie (FIRES) als zusätzliche wichtige Indikation diskutiert (). Bei einigen angeborenen Stoffwechselstörungen, wie Glukosetransporter-Typ-(Glut)-Defekt und Pyruvat- Dehydrogenase-(PDH)-Mangel, sind ketogene Diäten die Therapie der Wahl. Beim Glut-Defekt wird, aufgrund der besseren Compliance insbesondere bei Jugendlichen und Erwachsenen, eine MAD als Option favorisiert. Im Folgenden werden verschiedene Kriterien bezogen auf die zugrunde liegende Erkrankung und/oder das Alter des Patienten aufgezeigt, die als Hilfestellung dienen können, um für den jeweiligen Patienten die optimale KD zu finden. Dies gilt sowohl zu Beginn der Behandlung als auch im Verlauf, wenn eine KD an neu aufgetretene Veränderungen (z. B. fehlende Anfallsreduktion, zu hohe oder zu niedrige Ketose) angepasst werden soll. Im November 0 hat sich in Fulda erneut eine Expertengruppe zusammengefunden und eine entsprechende Literatur-Recherche durchgeführt. Die daraus resultierenden Empfehlungen und Managementstrategien sind in diesem Artikel zusammengefasst. Material und Methoden Aus einer MEDLINE-Suche (Zeitpunkt der Erhebung: November 0) zu den Suchbegriffen West Syndrome and ketogenic diet, Dravet Syndrome and ketogenic diet, myoclonic atonic/astatic epilepsy and ketogenic diet, FIRES and ketogenic diet, GLUT-deficiency and modified Atkins diet und PDH-deficiency and ketogenic diet wurden 9 repräsentative Originalarbeiten ausgewertet. Vier weitere Publikationen aus 05 wurden aufgrund ihrer Aussagekraft in die Liste aufgenommen (,, 5, 5). Reviews, Abstracts, Kasuistiken und Kommentare wurden nur als Ausnahme zugelassen (wichtige Einzelfall- und Kohortenbeobachtung, neue pathophysiologische oder therapeutische Ansätze zur Diskussion). Insgesamt 5 Arbeiten erfassten ketogene Diäten und West-Syndrom, sechs ketogene Diäten und Dravet-Syndrom, acht ketogene Diäten bei MAE, sieben ketogene Diäten und FIRES, fünf PDH-Mangel und ketogene Diäten und acht Glut-Defekt und MAD. Die methodische Bewertung erfolgte in Anlehnung an das AWMF-Regelwerk zur Erstellung von Leitlinien (). Die Bewertung der Literatur zu Nebenwirkungen der KD erfolgte gemäß der Deutschen Leitlinien- Bewertungs-Instrument-(DELBI)-Kriterien (). Ergebnisse. West-Syndrom und ketogene Diäten Wie auch bei anderen Epilepsieformen werden ketogene Ernährungstherapien Originalien/Übersichten auch bei Kindern mit West-Syndrom (infantile Spasmen, Hypsarrhythmie) erst bei Therapieresistenz eingesetzt, d. h. wenn die Behandlung mit den Medikamenten der ersten Wahl (Steroiden und/oder Vigabatrin) erfolglos war (9). Andererseits zeigt der frühzeitige Einsatz der ketogenen Diäten die höchste Effektivität, vor allem bezüglich der Rate der Anfallsfreiheit (, 9, ). Datenlage Insgesamt wurden vier prospektive (5,, 7, 50) und zehn retrospektive Studien (, 7, 8,, 5, 6,, 8, 5, 6) ausgewertet, bei denen jeweils mindestens fünf Kinder mit kkd therapiert wurden (Gesamtzahl 0 Patienten). In einer dieser Studien wurde aus einem Kollektiv von 0 Patienten bei 8 Kindern die kkd als Ersttherapie eingesetzt (), vor Vigabatrin oder Steroiden. Die Behandlung infantiler Spasmen mit MAD wurde bislang nur in einer prospektiven Studie mit 5 Kindern beschrieben (5). Einschränkend muss jedoch erwähnt werden, dass das Altersspektrum von 6 Monaten bis Jahren (medianes Alter Monate) meist bereits jenseits des Säuglingsalters lag. Bei ketogenen Diäten als erste Therapieoption als kkd (KV variabel : :), zeigte sich ein rascher Therapieerfolg mit Anfallsfreiheit zum Teil bereits nach zwei Wochen (0/8 = 55 %) (). Zwei Studien mit Kindern mit pharmakoresistenten infantilen Spasmen zeigten nach einem Monat Anfallsfreiheit in 5 % (6/8) (8) bei kkd bzw. in % (/9) bei MAD (5). In fünf weiteren Studien (, 50, 7, 6, ) wurde die Responderrate nach Monaten analysiert: Anfallsfreiheit wurde in 8 % 6,6 % erreicht und unter Berücksichtigung einer Anfallsreduktion > 90 % zwischen und 6 % (, 7, 6). Mit längerer Behandlungsdauer (6 Monate) erhöhte sich die Rate mit Anfallsfreiheit bei Hong et al. noch von 8 % auf 8 % (). Weitere Studien (7, 6,, 5) ergaben eine Anfallsfreiheit zwischen 7 % () und 60 % (6) bei den eingeschlossenen Patienten. In einer weiteren prospektiven, randomisierten Studie zeigten sich im Vergleich kkd versus adrenocorticotropes Hormon (ACTH) (5) keine signifikanten Unterschiede in der Ansprechrate: es blieben acht Kinder nach Monaten kkd und neun unter ACTH-Therapie anfallsfrei. Die Stabilität des Therapieerfolges konnte auch in Langzeitbeobachtungen von bis Monaten mit anhaltend anfallsfreiem Verlauf in % der Kinder gezeigt werden (5, ). Die Rückfallquote mit erneutem Auftreten infantiler Spas- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 5

6 Originalien/Übersichten men erscheint mit.5 % niedrig (6) und liegt unter Berücksichtigung aller erneut auftretender Anfallsformen bei % (, 6). Dies ist durchaus mit den Rezidivraten nach Steroidtherapie (5 %) vergleichbar (0). Bei der Bewertung der vorliegenden Studien ist kritisch anzumerken, dass es sich ätiologisch und altersmäßig um heterogene Gruppen handelt. Des Weiteren wurde die Auswirkung der Therapie auf den EEG-Verlauf nicht bei allen Studien kommentiert. Empfehlung: Nach aktueller Datenlage sind die ketogenen Diäten Therapieoptionen bei infantilen Spasmen, die auf Therapie mit Steroiden und Vigabatrin nicht angesprochen haben. Diese Stellungnahme entspricht der AWMF-Leitlinien zur BNS- Epilepsie () bzw. dem 00 publizierten US-Konsensusbericht (9). Zum Einsatz der ketogenen Diäten als erste Therapieoption liegen aktuell noch zu wenige Daten vor und kann daher nicht empfohlen werden. Aufgrund des Alters der betroffenen Kinder (meistens Säuglinge) wird die kkd (unter Monaten :) empfohlen, bei älteren Kindern ist MAD möglich.. Dravet-Syndrom und ketogene Diäten Bei Kindern mit Dravet Syndrom kommt es selten zu Anfallsfreiheit, so dass neben der Reduktion der Anfallsfrequenz zusätzliche Therapieziele eine möglichst gute mentale Entwicklung und Lebensqualität sein sollten. Als Standardtherapie gelten Valproat (VPA), Clobazam (CLB), Benzodiazepine, Topiramat (TPM), Bromid und Stiripentol, das als einziges plazebokontrolliertes Medikament in dieser Patientengruppe untersucht wurde (zur Therapie mit VPA und CLB) (0). Datenlage: Insgesamt wurden sechs Studien ausgewertet, von denen fünf retrospektiv (6, 7,,, 7) und eine prospektiv () waren. Die beiden argentinischen Arbeiten von Caraballo beschrieben den Behandlungsverlauf bei Kindern mit Dravet- Syndrom retrospektiv (6, 7). Von den 6 Patienten, die länger als ein Jahr die kkd bekamen (KV :), wurden zwei Patienten (,5 %) anfallsfrei, zehn Patienten (6,5 %) hatten eine Anfallsreduktion von 75 % 99 %, vier Patienten (5 %) eine zwischen 50 % 7 %. Die Patienten hatten verschiedenen Anfallstypen und befanden sich unter verschiedenen antikonvulsiven Therapiestrategien, eine standardisierte Entwicklungsanalyse erfolgte nicht. Die Lebensqualität wurde ganz allgemein als verbessert angegeben. Dressler et al. dokumentierte über sechs Monate den Verlauf bei acht Kindern mit Dravet-Syndrom im Rahmen einer retrospektiven Studie, die auch andere Epilepsieformen beinhaltete (). Fünf der acht Patienten verbesserten sich signifikant (> 50 % Anfallsreduktion), die Ratio der kkd wurde nicht angegeben. Laux et al. (7) berichteten retrospektiv über 56 Patienten mit Dravet-Syndrom, die mit kkd (KV : oder :) behandelt wurden. Auch hier kam es bei etwas mehr als der Hälfte (56 %) zu einer mehr als 50 % igen Anfallsreduktion, bei 0 % zu einer mehr als 90 % igen Anfallsreduktion (Zeitraum 6 Monaten 5,6 Jahre). Eine Verbesserung von Vigilanz, Kognition und Verhaltensaspekten wurde bei 5 Patienten (75 %) beobachtet. Eine weitere retrospektive Studie mit Patienten zeigte eine höhere Effektivität mit einer Anfallsreduktion um > 50 % bei 70 % der Patienten nach Monaten und bei 60 % der Patienten nach Monaten unter der kkd (KV :, :). Insbesondere wurde eine bessere Kontrolle der generalisierten tonisch-klonischen Anfälle und der epileptischen Staten erreicht (). Die kkd zeigte etwas niedrigere, aber teils auch eine bessere Effektivität im Vergleich zu Standard -Antikonvulsiva nach einem Zeitraum von Monaten: Stiripentol+VPA+CLB (89 %), Bromid (78 %), VPA mono (8 %), TPM (5 %). Nabbout et al. untersuchten bis dato als einzige prospektiv 5 Kinder mit Dravet-Syndrom (). Alle Kinder erhielten eine Therapie mit VPA, CLB und Stiripentol, ergänzend eine : kkd (Alter > Jahre). Nach einem Monat zeigten 66 % der Patienten eine > 75 % ige Anfallsreduktion. Dieser Effekt blieb nach 9 Monaten bei 0 % (6/5 Kinder) und bei % nach einem Jahr erhalten. Ein Patient wurde anfallsfrei. Nach einer Zeit von mehr als 6 Monaten Besserung der Anfallsfrequenz konnten teilweise Antikonvulsiva, insbesondere VPA, vorsichtig reduziert werden. Bemerkenswert war, dass sich Hyperaktivität und Verhaltensstörungen mit Impulsivität und Aggressivität bei der Mehrzahl der Patienten besserte. Empfehlung: Bei Behandlungszahlen von insgesamt 5 Patienten, allerdings bei unterschiedlichen Endpunkten der jeweiligen Studie ( Monate Beurteilungszeitraum), kann von einem eindeutig positiven Effekt der ketogenen Diäten beim Dravet- Syndrom ausgegangen werden (6 % der Patienten hatten Anfallsreduktion von > 50 %). Bei Therapieresistenz auf Antikonvulsiva (Stiripentol, VPA, CLB) sollte die KD als Behandlungsoption unbedingt angeboten werden. Die derzeitige Datenlage berücksichtigt nur die kkd, sicherlich bedingt dadurch, dass Patienten mit dieser Erkrankung schon im ersten Lebensjahr die ersten Anfälle entwickeln und die kkd in diesem Alter bevorzugt wird. Ähnlich wie bei anderen Epilepsieformen wird auch beim Dravet-Syndrom mit Einsatz von ketogenen Diäten eine positive Beeinflussung des Verhaltens und der Entwicklung bei der Mehrzahl der Kinder beschrieben.. Myoklonisch-astatische Epilepsie und ketogene Diäten Die myoklonisch-astatische Epilepsie (MAE) zählt zu den elektroklinischen Syndromen mit spezifischem Manifestationsalter (Klassifikation der ILAE []) zwischen dem 7. Monat und dem 6. Lebensjahr (7). Kennzeichnend sind eine normale Entwicklung vor Beginn der Anfälle und ein unauffälliger kernspintomographischer Befund. Es treten myoklonische, myoklonisch-atone (astatische) oder atone Anfälle auf. Die oft enzephalopathisch verlaufende Epilepsie ist häufig therapieresistent. Hier können eine kkd oder eine MAD wirksame Behandlungsoptionen sein. Datenlage: Insgesamt fünf retrospektive Studien (9,, 7, 5, 60), eine prospektive Studie (8) und zwei Übersichtsarbeiten (5, 8) wurden ausgewertet. Oguni (7) berichtete schon 00 in einer retrospektiven Analyse der Daten von 8 Patienten mit MAE, dass die am häufigsten eingesetzten Antikonvulsiva VPA, Ethosuximid (ESM), Clonazepam (CZP), Nitrazepam (NTZ), ACTH und eine KD waren. Von diesen Therapien war die KD bei den hiermit behandelten Patienten (6/8) die effektivste mit Anfallsfreiheit bzgl. myoklonisch-atoner Anfälle in 58 % der Patienten, gefolgt von ATCH, ESM, CZP, VPA und NTZ. Das gute Ansprechen der KD zeigte sich nicht nur bei myoklonisch-atonen, sondern auch bei tonisch-klonischen Anfällen und Dämmerzuständen. Ähnlichen Erfolg der KD zeigte Caraballo (6) in einer Studie zu 0 Patienten mit MAE, von denen elf prospektiv mit kkd (KV : zu Beginn, dann Anpassung an die Urinketone) behandelt wurden. Die Patienten hatten vor Diätbeginn im Durchschnitt fünf Antikonvulsiva erhalten. Nach 8 Monaten waren noch 6/ Patienten unter KD. Insgesamt konnte eine Responderrate (> 50 % Anfallsreduktion) in 55 % der MAE-Patienten erzielt werden, zwei Kinder wurden anfallsfrei, weitere zwei hatten eine %ige und zwei weitere eine 50 7 %ige An- 6 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

7 D R A V E T - S Y N D R O M Originalien/Übersichten Diacomit 50 mg/500 mg Hartkapseln Wirkstoff: Stiripentol,Verschreibungspflichtig Zusammensetzung: arzneil. wirksamer Bestandteil: Hartkapsel Diacomit 50 mg enth. 50 mg (E) Stiripentol (Stiripentol); Hartkapsel Diacomit 500 mg enth. 500 mg (E) Stiripentol (Stiripentol) Sonstige Bestandteile Hartkaps. Diacomit 50 mg: Povidon K9/; Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) entspricht 0,6 mg Natrium pro Hartkaps.; Magnesiumstearat, Gelatine, Titandioxid (E 7); Erythrosin (E 7); Indicogarmin (E ). Sonstige Bestandteile Hartkaps. Diacomit 500 mg: Povidon K9/; Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) entspricht 0, mg Natrium pro Hartkaps.; Magnesiumstearat, Gelatine, Titandioxid (E 7). Anwendungsgebiete: Diacomit ist indiziert für die Anwendung in Verbindung mit Clobazam u. Valproat bei refraktären generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Patienten mit schwerer myoklonischer Epilepsie im Kindesalter (SMEI, Dravet-Syndrom), deren Anfälle mit Clobazam u. Valproat nicht angemessen kontrolliert werden können. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegenüber Stiripentol od. einen der sonst. Bestandteile; Vorgeschichte mit Psychosen in Form deliranter Anfälle. Warnhinweise u. Vorsichtsmaßnahmen f. d. Anwendung: Hemmung v. Cytochrom P50-Isoenzymen: Cave Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln! Vor Behandlungsbeginn u. alle 6 Monate Blutbild u. Leberfunktion kontrollieren. Bei eingeschränkter Leber- u./od. Nierenfunktion Anwendung nicht empfohlen. Anwendung b. Kindern zwischen 6 Monaten u. Jahren sowie d. Wachstumsrate v. Kindern in Komb. m. Natriumvalproat sorgfältig überwachen. Schwangerschaft u. Stillzeit: Diacomit sollte während d. Schwangersch. nur nach sorgf. Nutzen-Risik. Abbwägung eingesetzt werden. Stillen während Behandl. nicht empfohlen. Kind sorgfältig beobachten wenn Diacomit Behandl. während des Stillens fortgeführt wird. Verkehrs- u. Rk. Hinweise: Diacomit kann d. Verkehrstüchtigkeit u. die Fähigkeit zum Bedienen v. Maschinen beeinträchtigen. Nebenwirkungen: Sehr häufi g: Anorexie; Appetitverlust; Gewichtsverlust (v.a. in Komb. mit Natriumvalproat); Schlafl osigkeit; Benommenheit; Ataxie; Hypotonie; Dystonie. Häufi g: Neutropenie (persistierende schwere Neutropenie bildet sich nach Absetzen i. allg. spontan zurück); Aggressivität; Reizbarkeit; Verhaltensstörungen, ablehnendes Verhalten; Übererregbarkeit, Schlafstörungen; Hyperkinesie; Übelkeit; Erbrechen; erhöhte γ-gt (v.a. in Komb. mit Carbamazepin u. Valproat). Gelegentlich: Diplopie (bei Anwendung mit Carbamazepin); Lichtempfi ndlichkeit; Hautausschlag; Hautallergie; Urtikaria; Müdigkeit. Selten: auffällige Leberfunktionswerte.Weitere Hinweise siehe Fach- und Gebrauchsinformation. Desitin Arzneimittel GmbH, Weg beim Jäger, 5 Hamburg, Stand: Juni 0 Diacomit 50 mg/500 mg Pulver Wirkstoff: Stiripentol, Verschreibungspflichtig Zusammensetzung: arzneilich wirksamer Bestandteil: Beutel Diacomit 50 mg Pulver enth. 50 mg (E) Stiripentol (Stiripentol); Beutel Diacomit 500 mg Pulver enth. 500 mg (E) Stiripentol (Stiripentol) Sonstige Bestandteile Diacomit 50 mg Pulver: Povidon K9/; Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) und Carmellose-Natrium, entspricht 0, mg Natrium pro Beutel; sprühgetrockn. Glucosesirup (500 mg pro Beutel); Aspartam (E 95),5 mg pro Beutel; Tutti-Frutti-Aroma (enth., mg Sorbitol pro Beutel); Hyetellose; Erythrosin (E 7); Titandioxid (E 7). Sonstige Bestandteile Diacomit 500 mg Pulver: Povidon K9/; Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) und Carmellose-Natrium, entspricht 0, mg Natrium pro Beutel; sprühgetrockn. Glucosesirup (000 mg pro Beutel); Aspartam (E 95) 5 mg pro Beutel; Tutti-Frutti-Aroma (enthält,8 mg Sorbitol pro Beutel); Hyetellose; Erythrosin (E 7); Titandioxid (E 7). Warnhinweise u. Vorsichtsmaßnahmen f. d. Anwendung: siehe oben. Diacomit 50 mg/500 mg Pulver enthält Aspartam u. kann daher für Menschen mit Phenylketonurie schädlich sein; Pat. mit Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Diacomit Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr mg/500 mg Pulver aufgrund seines Gehaltes an Glucose nicht einnehmen; aufgrund des Gehaltes an Sorbitol sollten Pat. mit hereditärer Fructoseintoleranz Diacomit 50 mg/500 mg nicht einnehmen. Hinweis: Informationen zu Nebenwirkungen, Gegenanzeigen siehe oben. Weitere Hinweise siehe Fach- und Gebrauchsinformation. Desitin Arzneimittel GmbH, Weg beim Jäger, 5 Hamburg, Stand: Juni 0

8 Originalien/Übersichten fallsreduktion. Zwei Patienten konnten sowohl Diät als auch Antikonvulsiva ohne Rezidiv beenden. Ein ähnliches Ergebnis zeigte eine retrospektive Analyse von Patienten mit MAE, von denen anfallsfrei wurden (9). Eine kkd wurde bei 0/ Patienten eingesetzt, nachdem fünf Antikonvulsiva zuvor ohne Effekt blieben und im Durchschnitt 7 Monate nach Epilepsiebeginn verstrichen waren. Von den behandelten Patienten wurden 5/0 anfallsfrei. Insgesamt waren nach 6 Monaten 67 % aller Patienten anfallsfrei. Zusammenfassend wurden ESM, Levetiracetam (LEV), Lamotrigin (LTG), VPA, TPM als erfolgversprechend beschrieben, am effektivsten zeigte sich allerdings die KD. Ein Übersichtsartikel von Bergqvist 0 zeigte nochmals, dass die MAE sehr gut auf eine KD anspricht (5). Bergqvist empfiehlt, die KD früher im Verlauf der Erkrankung einzusetzen und auch eher eine kkd als eine MAD. Sie bezog sich hierbei auf eine Publikation von Kossoff (), in der er berichtete, dass besonders Kinder mit MAE vom Wechsel von einer MAD auf eine kkd profitierten und diese daher bevorzugt werden sollte. Wiemer-Kruel et al. zeigte in einer multizentrischen Studie mit 0 Patienten mit MAE unter MAD eine identische Wirksamkeit der MAD, verglichen mit einer kkd (unpublizierte Daten aus dem Epilepsiezentrum Kehl-Kork) (60). Zu dem Thema MAD und MAE gab es nur eine Arbeit von Simard-Tremblay et al. (5). Von insgesamt neun Patienten mit MAE, die zuvor mehr als zwei Antikonvulsiva erhalten hatten, wurden sechs mit einer MAD und drei mit einer kkd (KV :) behandelt. Bei sieben Patienten konnten durch die Diäten andere Antikonvulsiva reduziert werden. 7/9 Patienten wurden anfallsfrei, fünf davon unter einer MAD und zwei unter einer kkd. Die Anfallsfreiheit variierte von bis 6 Monaten. Trotz Absetzen aller Medikamente behielten zwei Patienten eine > 90 %ige Anfallsreduktion (jeweils ein Patient unter kkd und MAD). Zusammenfassend kamen Simard- Tremblay et al. zu dem Schluss, dass initial mit einer MAD begonnen und dann ein Wechsel derer, die nicht adäquat auf die MAD ansprechen, auf eine kkd erfolgen sollte. Während bei Simard-Tremblay /9 Patient eine Mutation im SLCA-Gen hatte, konnte diese in einer größeren Kohorte von 8 Patienten bei Patienten (5 %) nachgewiesen werden (). Empfehlung: Anhand der Literatur und eigener Erfahrungen scheinen ketogene Diäten bei MAE, sei es als kkd oder MAD, eine lohnende Therapieoption. Ein Glut-Defekt sollte bei Patienten mit MAE ausgeschlossen werden. Folgendes therapeutisches Vorgehen wäre empfehlenswert: VPA als erstes Antikonvulsivum, bei Therapieversagen zusätzlich ESM. Falls sich hierunter kein positiver Effekt einstellt, Beginn einer MAD (oder einer kkd) und gleichzeitig Beginn einer desensibilisierenden LTG-Therapie. Versuch einer VPA-Reduktion unter weiterer Aufdosierung von LTG, so dass eine Kombination aus ESM, LTG und MAD resultiert.. FIRES und ketogene Diäten FIRES betrifft meistens Kinder im Alter von Jahren, die vor Beginn der Anfälle altersentsprechend entwickelt waren (). Es ist mit einer sehr schlechten Prognose verbunden, bis zu 0 % der Patienten versterben, % der Patienten entwickeln nach der akuten Phase der Erkrankung eine mentale Behinderung (5). Eine multimodale antikonvulsive Therapie bleibt in der akuten Phase der Erkrankung häufig erfolglos. Mehrere Studien mit geringen Patientenzahlen zeigten die kkd als eine mögliche und effektive Option in der Unterbrechung des Status epilepticus unterschiedlicher Ätiologie sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen (). Datenlage: Insgesamt vier retrospektive Arbeiten betreffen KD und FIRES (9, 5,, 55), zusätzlich ein Kommentar (). Die Beobachtungsstudie von Nabbout () ist die erste, die einen eindeutigen Effekt der KD bei der Diagnose FIRES belegen kann. Sie zeigte bei 7/9 Patienten, die zusätzlich zu verschiedenen Antikonvulsiva auf eine kkd eingestellt wurden, innerhalb von Tage nach Ketose-Eintritt eine Unterbrechung des Status. Sechs Patienten setzten die kkd für weitere 6 Monate fort und blieben darunter zunächst stabil mit Wiederauftreten der Anfälle (Frequenz /Woche) ein bis sechs Monate nach Beginn. In dieser Gruppe kam es zu einem tödlichen Ausgang bei einem Patienten, bei dem kkd zuerst den Status unterbrechen konnte, dann aber die Diät drei Tage danach beendet wurde (Teamwechsel auf Intensivstation), was einen erneuten refraktären Status und Tod des Patienten zur Folge hatte. In weiteren zwei retrospektiven Studien (6, 5) wurden insgesamt sieben Patienten mit KD (KV nicht angegeben) behandelt, bei drei mit Erfolg. Zwei weitere Patienten wurden insbesondere in Bezug auf die mentale Entwicklung vom Singh (55) beobachtet, nachdem der Status mit KD erfolgreich unterbrochen wurde (beim zweiten Patienten erst nach dem zweiten Anlauf). Ein Patient zeigte eine Intelligenzminderung (IQ 6), ein zweiter nur eine moderate Einschränkung des Arbeitsgedächtnisses und Anzeichen der Hyperaktivität. Empfehlung FIRES ist eine sehr seltene epileptische Enzephalopathie, die allerdings mit einer hohen Mortalität verbunden ist. Obwohl die Datenlage nicht durch große Zahlen belegt ist, zeigt sich derzeit ein eindeutiger Effekt der Ketose auf die Unterbrechung des Status (/8 Responder). Die kkd sollte auf jeden Fall eingesetzt werden, insbesondere da auch die negativen Effekte auf die mentale Entwicklung nach Barbiturat-Narkose vermutet werden (6). Diese Patienten bedürfen meistens intensivmedizinische Betreuung und werden über die Sonde ernährt, so dass mit kkd als Formulanahrung, schnell eine Ketose erreicht werden kann. 5. Stoffwechselstörungen und ketogene Diäten Der Einsatz von ketogenen Diäten bei angeborenen Stoffwechselstörungen wird vor allem bei Glut-Defekt und PDH- Mangel als Therapie der Wahl empfohlen. Bei beiden Stoffwechselstörungen wird mit den ketogenen Diäten die Pathophysiologie der Erkrankung umgangen. Auch bei anderen angeborenen Stoffwechselstörungen wurden ketogene Diäten inzwischen (erfolgreich) eingesetzt, auf der einen Seite, um die zugrunde liegende Pathophysiologie zu behandeln (wie beispielsweise bei mitochondrialen Erkrankungen oder einigen Glykogenosen) oder um die Symptome der Stoffwechselstörungen (meist zerebrale Krampfanfälle zu therapieren (5). Bisher wurden überwiegend klassische ketogene Diättherapien bei angeborenen Stoffwechselstörungen (wie dem Glut-Defekt) eingesetzt. Datenlage zu modifizierter Atkins-Diät bei Glut-Defekt: Bei mehr als 0 Patienten mit Glut- Defekt wurde statt kkd eine primäre Therapie mit einer MAD beschrieben (0,,, 9, 8, 5, 56). Die MAD wurde ab dem Kleinkindesalter eingesetzt. Alle Patienten zeigten eine Besserung der klinischen Symptomatik (wie bei kkd), wobei die Bewegungsstörungen allerdings nicht vollständig reversibel waren. Datenlage zu ketogenen Diäten bei Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex- (PDHc)-Mangel: Pyruvatoxidationsdefekte umfassen neben Störungen im PDHc-Komplex, einem Multienzymkomplex mit drei Untereinheiten, auch Störungen des Py- 8 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

9 ruvattransportes in die Mitochondrien, Störungen der Regulation des PDHc und einen Mangel von Kofaktoren (57). Allen gemeinsam ist die gestörte Oxidation von Pyruvat, daraus folgend eine reduzierte Energiegewinnung aus Glukose und ein Anstau von Pyruvat und sekundären Metaboliten wie Laktat. Pyruvatoxidationsdefekte sind klinisch sehr heterogen. Allein für den Mangel der Alphauntereinheit des PDHc (X-chromosomal vererbt) kann die klinische Symptomatik von neonataler Enzephalopathie bis zur intermittierenden Schwäche und Ataxie reichen (57). Prinzipiell sind ketogene Diäten aufgrund der zugrunde liegenden Pathophysiologie bei den Pyruvatoxidationsdefekten, die nur die Pyruvatoxidation betreffen, Therapie der Wahl. Besondere Vorsicht ist dagegen bei Pyruvatoxidationsdefekten geboten, bei denen neben dem PDHc auch andere Enzymkomplexe betroffen sind (57). Bisher wurde beim PDHc-Mangel kkd ab dem Säuglingsalter auch mit einem niedrigeren KV eingesetzt (ein Patient, KV ca. 0,9:(6); sieben Patienten, KV variierend (59); 8 Patienten, KV variierend (58); ein Patient, KV zwischen : : (6) und ein Patient, KV zwischen : bis : ()). Erschwerend für den Vergleich der eingesetzten KD ist das Fehlen von klinischen und laborchemischen Endpunkten für einen Therapieerfolg. Empfehlung Die Wirksamkeit der kkd bei Patienten mit Glut-Defekt ist eindeutig und sollte im Säuglingsalter die Therapie der Wahl sein. Die MAD stellt eine Therapie option für Patienten mit Glut-Defekt vor allem nach dem. Lebensmonat dar. Ketogene Diäten stellen trotz fehlender Studien mit größeren Patientenkollektiven aufgrund der Pathophysiologie die Therapie der Wahl beim PDHc-Mangel dar und sollten mit Kofaktoren wie beispielsweise Thiamin kombiniert werden. Es existieren keine Empfehlungen zur optimalen Zusammensetzung der eingesetzten ketogenen Ernährung. Ein individualisiertes Vorgehen scheint bei dieser Patientengruppe besonders wichtig. Das Monitoring der Laktat-Konzentration und anderer Laborparameter kann im Bedarfsfall hilfreich sein, um die Kohlenhydratzufuhr anzupassen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Diätetik Aktuell sind drei Formen der KD möglich: kkd (Fettanteil 8 90 %), MAD (Fettanteil %) und LGIT (Fettanteil ca. 60 %). Bezüglich der einzelnen Details zu diesen Diäten verweisen wir auf die aktuelle AWMF-Leitlinie (). Kriterien zur Auswahl der ketogenen Diäten zu Beginn Alter Im Säuglingsalter wird die kkd eingesetzt. Dabei muss die altersentsprechende Eiweißzufuhr beachtet werden, um ein gutes Gedeihen zu gewährleisten. Da in dieser Altersgruppe der Eiweißbedarf hoch ist, kann die Diät in den meisten Fällen nur im Verhältnis : durchgeführt werden. Trotzdem erreichen Säuglinge damit in der Regel eine ausreichende Ketose. Für eine risikoarme Zubereitung der Flaschennahrung empfiehlt sich die Verwendung einer Formulanahrung. Die beiden anderen ketogene Ernährungsformen (MAD, LGIT) finden in diesem Alter keine Anwendung, da nur die Kohlenhydrate berechnet werden mit der Folge, dass eine optimale Eiweißzufuhr nicht gewährleistet ist. Ab dem Kleinkindalter sind sowohl die kkd als auch die MAD geeignet. Wichtige Kriterien für die Entscheidung sind die Ernährungsgewohnheiten, das soziale Umfeld und die Compliance. Da die kkd fettreicher, in der Durchführung schwieriger und zeitlich aufwändiger ist, empfiehlt sie sich nur bei Patienten und Familien, die die dafür erforderlichen Voraussetzungen mitbringen. Die MAD ist eine gute Alternative bei nahezu gleicher Wirksamkeit, ist unkomplizierter in der Durchführung und wird wegen ihres geringeren Fettgehalts auch besser akzeptiert. Jugendliche und Erwachsene werden in der Regel auf die MAD oder, allerdings seltener, auf die LGIT eingestellt, da sie meistens nicht bereit sind, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern und die kkd mit ihren Einschränkungen durchzuführen. Sondenernährung Patienten mit einer Naso-gastral-Sonde oder PEG erhalten kkd. Die Ernährung kann, unabhängig vom Alter, problemlos mit einer Formulanahrung durchgeführt werden. Allergien Bei Patienten mit Allergien ist eine besonders gründliche Anamnese erforderlich. Nur so lässt sich feststellen, ob sich die bereits angewandte Diät aufgrund der Lebensmittelauswahl mit einer KD kombinieren lässt, praktikabel ist und auch vom Patienten akzeptiert wird. Kriterien zur Anpassung der ketogenen Diäten im Verlauf Zu beachten: Änderungen, z. B. Diät oder Medikation, sollten nacheinander Originalien/Übersichten durchgeführt werden, um die Ursache für Verbesserungen/Verschlechterungen beurteilen zu können! Anfälle Da ein Zusammenhang zwischen der Anfallssituation und den Ketonkonzentrationen im Blut und Urin bestehen kann, sind die Empfehlungen zur Optimierung der ketogenen Diätform teilweise identisch. Sollte sich die Anfallssituation nicht verbessern, gibt es folgende Möglichkeiten, eine Optimierung zu erreichen: Überprüfung des Ernährungsprotokolls auf Diätfehler Kohlenhydratgehalt der Medikamente berücksichtigen Steigerung des Verhältnisses auf maximal : (nicht bei Säuglingen!) Zusatz von MCT-Fetten (Steigerung in kleinen Schritten, dabei auf die Verträglichkeit achten) Bei einer Verbesserung der Anfallssituation sind folgende Vorgehensweisen möglich: Bei guter Compliance die Diät unverändert fortsetzen Reduktion der Antikonvulsiva Bei der kkd: Senkung des Verhältnisses der Diät in kleinen Schritten Bei der MAD: Schrittweise Erhöhung der Kohlenhydratmenge auf maximal 0 0g/Tag Bei zu hoher Ketonkörperkonzentration (ß-Hydroxybutyrat im Blut) sind folgende Maßnahmen hilfreich: Überprüfung der Energiezufuhr ist sie zu niedrig? Auf die Einhaltung der Mahlzeiten achten Bei der kkd: Senkung des Verhältnisses der Diät in kleinen Schritten (um 0,5 Verhältnis) Bei der MAD: Schrittweise Erhöhung der Kohlenhydratmenge Bei Verwendung von MCT-Fetten deren Menge reduzieren oder ganz darauf verzichten Bei zu niedriger Ketonkörperkonzentration (ß-Hydroxybutyrat im Blut), dann bieten sich folgende Möglichkeiten an: Überprüfung des Ernährungsprotokolls auf Diätfehler Kohlenhydratgehalt der Medikamente/ Zahnpflegeprodukte berücksichtigen Überprüfung der Energiezufuhr ist sie zu hoch? Steigerung des Verhältnisses auf maximal : Zusatz von MCT-Fetten (Steigerung in kleinen Schritten, dabei auf die Verträglichkeit achten) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 9

10 Originalien/Übersichten Säugling (bis Jahr) kkd : MAD LGIT kkd : Kleinkind (bis 5 Jahre) Schulkind/ Adoleszent kkd : MAD LGIT kkd : Erwachsene kkd : kkd : MAD LGIT kkd : kkd : MAD LGIT Epilepsie Stoffwechsel West-Sy. ( ) Dravet-Sy. MAE FIRES Glut-Defekt PDH-Mangel Tab.: Auswahl der ketogenen Diäten in Abhängigkeit vom Alter und der Diagnose kkd: klassische Ketogene Diät, MAD: modifizierte Atkins-Diät, LGIT: low glycemic index -Therapie, Sy: Syndrom, MAE: myoklonisch-astatische Epilepsie, FIRES: Fieber-induzierte refraktäre epileptische Enzephalopathie, Glut-Defekt: Glukosetransporter-Typ-Defekt, PDH-Mangel: Pyruvat- Dehydrogenase-Mangel Empfehlung (Take-Home-Message): In der Tabelle sind die Empfehlungen, welche der ketogenen Diäten für welchen Patienten geeignet ist, basierend auf der Literatur-Recherche und zugrunde liegender Diagnose zusammengefasst. Literatur:. AWMF (0) Leitfaden zur Erstellung des Leitlinienreports für Autoren von Sk-, Se- und S Leitlinien. AWMF (0) Leitlinie der Gesellschaft der Neuropädiatrie: Ketogene Diäten S-Leitline 0/0. AWMF (0) Leitlinie der Gesellschaft der Neuropädiatrie: Therapie der Blick-Nick-Salaam- Epilepsie (West-Syndrom) S-Leitlinie 0/0. Berg AT, Berkovic SF, Brodie MJ et al. (00) Revised terminology and concepts for organization of the epilepsies: Report of the Commission on Classification and Terminology. Epilepsia 5: Bergqvist AG (0) Myoclonic astatic epilepsy and the use of the ketogenic diet. Epilepsy Res 00: Caraballo RH (0) Nonpharmacologic treatment of Dravet syndrome: Focus on the ketogenic diet. Epilepisia 5: Caraballo RH, Cersósimo RO, Sakr D et al. (005) Ketogenic diet in patients with Dravet syndrome. Epilepisa 6: Caraballo RH, Cersósimo RO, Sakr D et al. (006) Ketogenic diet in patients with myoclonic-astatic epilepsy. Epileptic Disord 8: Caraballo RH, Reyes G, Avaria MF et al. (0) Febrile infection-related epilepsy syndrome: a study of patients. 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11 Originalien/Übersichten Danksagung Diese Publikation enthält die wesentlichen Diskussionsergebnisse aus dem Workshop Ketogene Ernährungstherapien: Welche Variante für welchen Patienten?, der vom November 0 in Fulda stattfand. Unser besonderer Dank gilt Frau Dr. oec. troph. Beate Szczcerbak und Frau Luida Döhl von der Firma Nutricia GmbH für Organisation und Finanzierung des Workshops. Wir danken auch allen teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen: PD Dr. med. Birgit Assmann, Susanne Baum, Sabine Blochmann, Anika Bokelmann, Dr. med. Georg Classen, Dr. med. Claudia Dreiwes, Dr. med. Klaus Goldhahn, Dr. med. Hans Hartmann, Dr. med. Thomas Herberhold, Dr. med. Christoph Hertzberg, Dr. med. Sven Hethey, Dr. med. Nicole Heussinger, Dr. med. Anne Hofmann-Peters, Alexander Höller, Dr. med. Gesa Illing, Esther Krutzky, Frauke Lang, Uta Meyer, Dr. med. Karen Müller- Schlüter, Simone Nöbel, Ulrike Och, Dr. med. Martin Piepkorn, Edith Riemann, Petra Sager, Dr. med. Juliane Spiegler, Agnes Voges, Sarah Weimer, Mandy Ziegert. the Children`s Hospital of Philadelphia. Epilepsia Res 8: Kitamura Y, Okumura A, Hayashi M et al. (0) Oxidative stress markers and phosphorus magnetic resonance spectroscopy in a patient with GLUT deficiency treated with modified Atkins diet. Brain Dev : Kossoff E (0) The fat is in the fire: ketogenic diet for refractory status epilepticus. Epilepsy Curr : Kossoff EH, Bosarge JL, Miranda MJ et al. (00) Will seizures control improve by switching from the modified Atkins diet to the traditional ketogenic diet? Epilepsia 5: Kossoff EH, Laux LC, Blackford R et al. (008) When do seizures usually improve with the ketogenic diet? Epilepsia 9: 9-. Kossoff EH, Pyzik PL, McGrogan JR et al. (00) Efficacy of the ketogenic diet for infantile spasms. Pediatrics 09: Kramer U, Chi CS, Lin KL (0) Febrile infectionrelated epilepsy syndrome (FIRES): pathogenesis, treatment, and outcome: a multicenter study on 77 children. 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Neurology 9: Wiemer-Kruel A, Sager P, Weimer S, Bast T (0) Ermutigende Behandlungsergebnisse mit einer modifizierten Atkins-Diät bei Kindern mit myoklonisch-astatischer Epilepsie eine retrospektive monozentrische Datenanalyse. Poster, Ligatagung Bonn 6. Wijburg FA, Barth PG, Bindoff LA et al. (99) Leigh syndrome associated with a deficiency of the pyruvate dehydrogenase complex: results of treatment with a ketogenic diet. Neuropediatrics : Woo SB, Lee KH, Kang HC et al. (0) First report of glucose transporter deficiency syndrome in Korea with a novel splice site mutation. Gene 506: 80-8 Korrespondenzadresse Dr. Adela Della Marina Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie Klinik für Kinderheilkunde I Universitätsklinikum Essen Hufelandstr Essen Tel.: Fax: adela.dellamarina@uk-essen.de Interessenskonflikte: Der korrespondierende Autor weist auf folgende Beziehung hin: Jörg Klepper, Adela Della Marina und Bärbel Leiendecker geben an, Honorare für Vortragstätigkeit für die Firma Nutricia GmbH, Erlangen, erhalten zu haben. Der vorliegende Artikel wurde selbstständig und ohne Einflussnahme Dritter von den aufgeführten Autoren verfasst. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 5

12 Originalien/Übersichten Ernährung neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher A. SCHMIDT-CHOUDHURY, S. TYMAN Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, Katholisches Klinikum Bochum, St.-Josef-Hospital Zusammenfassung Moderne medizinische Möglichkeiten führen dazu, dass immer mehr schwer kranke Kinder, wie z. B. extrem kleine Frühgeborene oder auch Kinder mit neurodegenerativen Erkrankungen bis in das Jugend- oder Erwachsenenalter hinein überleben. Hierbei kann es zu Residualzuständen kommen, die mit schweren mentalen und motorischen Einschränkungen einhergehen. Die ganzheitliche medizinische Versorgung dieses Patientenkollektives beinhaltet auch eine Optimierung der Ernährung. Häufig stellt dies jedoch eine große Herausforderung für Familien, Betreuer und Ärzte dar. Neben organischen Ursachen für eine Fehlernährung behinderter Kinder haben eine Reihe von psychosozialen und nicht nutritiven Faktoren einen Einfluss auf die Längen- und Gewichtsentwicklung in diesem Patientenkollektiv. Dazu gehören z. B. Schwere und Art der neurologischen Erkrankung, eingeschränkte Mobilität und eingeschränkte kognitive Fähigkeiten. Darüber hinaus spielen die Einstellung des Betreuerteams und die Haltung der Familie zu Art und Applikationsformen der Ernährung eine bedeutende Rolle. Der häufig immer noch beobachtete schlechte Ernährungszustand von Kindern und Jugendlichen mit schwerer Behinderung wird häufig durch inadäquate Kalorienzufuhr bezogen auf den Bedarf, Störungen der oralen motorischen Dysfunktion, gesteigerten Energieverlust oder durch im Verlauf nicht erkanntem veränderten Energiebedarf bedingt. Zusätzlich gibt es kaum wissenschaftlich gut untermauerte Daten zu Handlungsempfehlungen bezogen auf die Art der Nahrungsapplikation, die Kalorienzufuhr oder zu Zielkörpermaßen. Im Folgenden soll unter Einbeziehung der verfügbaren Datenlage dargelegt werden, welche Ernährungsprobleme im Kollektiv der behinderten Kinder und Jugendlichen häufig auftreten und wie diese verhindert, diagnostiziert und behoben werden können. Schlüsselwörter Kalorienbedarf Mangelversorgung behinderte Kinder- Sondenernährung Nutritional management of the disabled child Abstract Due to highly sophistic medicine available in a lot of countries, a significant higher number of severely sick children survive, e. g. very low birth weight premature infants or newborns with neurodegenerative diseases. This results in a higher number of handicapped children and adolescents suffering from mental retardation and motor function impairment. Caring for the nutritional needs in these patients often is very challenging for their caretakers. Apart from somatic causes of malnutrition a lot of psychosociological factors have to be taken into account including extent of neurological impairment and motility disorders. The attitude of parents, caretakers, doctors and other professionals involved concerning the route of food supply, e. g. orally vs. tube feeding influences the course of nutrition or malnutrition. Unfortunately there are still a lot of undernourished severely impaired children. This is due to factors like inadequate caloric intake, impaired oral motor function, loss of energy or underestimated caloric needs. There is not enough evidence to establish practical guidelines on nutritional needs, routes of applications etc. in children with e. g. cerebral palsy or other diseases resulting in severe neurological impairement. In this article we will describe nutritional problems that frequently occur in severe neurologically impaired children, how to diagnose, treat or prevent malnutrition. Keywords Caloric intake malnutrition disabled children tube feeding Bibliography Neuropaediatrie 06; 5: 5 59, Schmidt-Roemhild-Verlag, Luebeck, Germany: ISSN 69-87; NLM ID 0669; OCoLc Einleitung Ernährungsprobleme treten bei Kindern und Jugendlichen mit sehr unterschiedlichen Erkrankungen, die zu einer Behinderung führen können, auf. Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffes behindertes Kind. Dieser schließt verschiedene Patientenkollektive ein, wie z. B. Kinder und Jugendliche mit eingeschränkter Intelligenz, die im Rahmen verschiedenster Syndrome vorkommen kann, aber auch Patienten mit völlig anderen Krankheitsbildern, wie z. B. schweren angeborenen Stoffwechselstörungen oder auch spastischer Zerebralparese. Die Prävalenz neurologisch beeinträchtigter Kinder in Europa ist schwer feststellbar. Es gibt hierzu wenig publizierte Daten und die Definition der Behinderung ist von Zentrum zu Zentrum sehr unterschiedlich, daher sind die vorhandenen Daten nicht gut miteinander vergleichbar. Im Folgenden wird nicht näher auf Patienten mit angeborenen Stoffwechselerkrankungen eingegangen, hauptsächlich sollen die Facetten der Ernäh- 5 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

13 Originalien/Übersichten rungsprobleme schwer körperlich und geistig behinderter Patienten mit einer Zerebralparese aufgezeigt werden, da es sich hierbei um das am besten untersuchte Kollektiv handelt. Die Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen mit Zerebralparese Auch der Begriff Zerebralparese ist prinzipiell ein Sammelbegriff. Er beschreibt eine Gruppe von Patienten mit nichtprogressiven Bewegungs- und Haltungsstörungen, die mit Hirnunreife assoziiert sind. Wenn unter den behinderten Kindern nur die mit Zerebralparese betrachtet werden, ergibt sich in industrialisierten Ländern eine Inzidenz von ca. :000 Lebendgeborenen. Somit ist die Zerebralparese (ZP) eine der häufigsten körperlichen Beeinträchtigungen bei Kindern. Auch nach Versorgung in hochspezialisierten neonatologischen Zentren entwickeln noch viele der überlebenden extrem kleinen Frühgeborenen eine Zerebralparese (). % der Kinder mit ZP haben ein eingeschränktes Längenwachstum. 8- % haben Übergewicht (basierend auf Trizeps-, Hautfaltendickemessung und längenbezogenes Gewicht). Über 50 % (in einigen Untersuchungen sogar %) der Kinder mit ZP haben Ernährungsschwierigkeiten; bei Quadriplegie sogar bis zu 85 % (Angaben von Eltern, Observation oder auch Videofluoroskopie). Oftmals geht das Erleben der Fütterungsschwierigkeiten (schlechtes Saugen, Erbrechen, Würgen) der Diagnose ZP voraus. Die Prävalenz der Unterernährung steigt mit steigendem Alter, niedrigerem IQ und Schwere der neurologischen Beeinträchtigung (). Valide Daten zur Ernährungssituation von Kindern mit Zere bralparese für Deutschland liegen nicht vor. Überwachungsstrategien in der Langzeitversorgung von Patienten mit Zerebralparese Die regelmäßige Evaluation des Ernährungszustandes behinderter Patienten im Kindes- und Jugendalter ist ein essenzieller Bestandteil der Betreuung, da ernährungsbedingte Morbidität und Mortalität bei behinderten Patienten deutlich erhöht sind. Sie erfordert das Erkennen nutritiv bedingter Komorbiditäten (Abb. ) und beinhaltet die frühzeitige Beteiligung eines multidisziplinären Teams (Abb. ). Der frühe Einsatz des multidisziplinären Teams soll die unerwünschten Folgeprobleme, die mit Unterernährung und Fütterungsschwierigkeiten assoziiert sind, verhindern. Dazu gehören z. B. häufiges Inanspruchnehmen des Gesundheitssystems, häufige Arztbesuche oder auch die verminderte Teilnahme an häuslichen und schulischen Aktivitäten. Darüber hinaus kann eine Ernährungsintervention eine Vielzahl von Verbesserungen der individuellen Gesundheitssituation bewirken wie in Abbildung dargestellt. Obwohl es zur Evaluation des Ernährungszustandes im Kindes- und Jugendalter mehrere sogenannte screening tools als Vorsorgeabfrage einer drohenden Fehlernährung gibt (6), existieren hierzu keine guten evaluierten Fragebögen für das Kollektiv schwer neurologisch behinderter Kinder. Hilfreich kann jedoch sein, den Versorgern des Kindes Schlüsselfragen zu stellen (Abb. ), deren Antworten dann ggf. zu einer Weiterleitung in ein spezialisiertes Zentrum führen sollten. Wege zur Optimierung des Ernährungszustandes Nutritive Komorbiditäten Oberstes Ernährungsziel soll die Vorbeugung oder ggf. die Beseitigung von Malnutrition durch adäquate Zufuhr der zur Aufrechterhaltung des Metabolismus und des Flüssigkeitshaushalts nötigen Substrate inklusive ausreichender Energiezufuhr sein. Zusätzlich sollen ausreichende Energiespeicher zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit aufgebaut werden. Alle an der Betreuung behinderter Patienten beteiligten Disziplinen sollten diese in Abbildung 5 aufgeführten Ernährungsziele im Auge behalten. Dabei gilt es Die Überwachung des Ernährungszustandes behinderter Kinder und Jugendlicher beinhaltet die rechtzeitige Identifikation bzw. idealerweise die Verhinderung von: Unterernährung Wachstumsrückstand Übergewicht Spurenelement-/Vitaminmangel Osteopenie Abb.: Häufige nutritive Komorbiditäten, die erfasst und behandelt werden müssen Überwachung des Ernährungszustandes durch frühen Einsatz eines multidisziplinären Teams Idealerweise sollen Patienten mit schweren Erkrankungen, bei denen die Gefahr der Entwicklung einer Ernährungsstörung wahrscheinlich ist, frühzeitig und in regelmäßigen Abständen einem Team aus folgenden Disziplinen vorgestellt werden: Ärzte Pflegekräfte Ernährungsberater Ergo-/Esstherapeuten Sprachtherapeuten Psychologen Sozialarbeiter Abb. : Zusammensetzung eines interdisziplinären Betreuungsteams Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 5

14 Originalien/Übersichten Verbesserung des Gesundheitszustandes durch Ernährungsüberwachung und -modifikation Adäquate Ernährung kann Aufholwachstum erzeugen Gewicht normalisieren Gesundheit und Lebensqualität verbessern die Hospitalisationsfrequenz vermindern Irritabilität und Spastizität verringern Wachheit fördern Entwicklungsprozesse verstärken Wundheilung und periphere Zirkulation verbessern das Aspirationsrisiko senken Abb. : Mögliche Vorteile einer Ernährungsmodifikation Abb. : Schlüsselfragen zur Identifikation von Ernährungsproblemen Abb. 5: Angestrebte Ernährungsziele immer zu berücksichtigen, wie die vom Expertenteam vorgeschlagene Ernährungsmodifikation mit den Bedürfnissen des Individuums und gleichzeitig mit den Möglichkeiten des/der Versorger in Übereinstimmung gebracht werden kann, da sonst eine Veränderung nicht realistisch durchgeführt werden kann. Auch die Art der Nahrungsapplikation und der Nahrungszubereitung muss den Gegebenheiten angepasst werden, insbesondere muss dabei berücksichtigt werden, ob der Patient ohne Aspirationsgefahr selber essen kann, ob sich eine Schluckstörung entwickelt, bei der die Aufnahme solider Kost zunehmend ein Problem wird oder ob Fütterzeiten endlos lang werden (). Auch eine behandlungsbedürftige Obstipation oder eine gastroösophageale Refluxerkrankung müssen erkannt und behandelt Schlüsselfragen zur Identifikation von Ernährungsproblemen Wie lange dauert das Füttern pro Mahlzeit? > 0 min Ist die Fütterungssituation für Kind und/oder Versorger mit Stress verbunden? ja, wenn für einen von beiden Nimmt das Kind adäquat zu? auch Gewichtsstillstand - Monate Gibt es Anzeichen für Atemprobleme? ja Verschluckt oder überstreckt sich das Kind bei der Nahrungsaufnahme? ja Modif. n. Arvedson JC, European J Clin Nutr, 0 Ernährungsziele Vorbeugung und Beseitigung von Malnutrition Adäquate Zufuhr der zur Aufrechterhaltung des Metabolismus und des Flüssigkeitshaushalts nötigen Substrate inklusive ausreichender Energiezufuhr Ausreichende Energiespeicher zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit (Infektionen) werden, da sie untherapiert auch einen erheblichen Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Patienten haben. Faktoren, die einen ungenügenden Ernährungszustand behinderter Patienten bewirken können Die Gewichts- und Längenentwicklung kann durch eine Reihe von nutritiven und nicht nutritiven Faktoren beeinflusst werden. Zu den nicht nutritiven Faktoren zählen z. B. Schwere und Art der neurologischen Erkrankung, Einschränkung der Mobilität sowie kognitive Faktoren. Der häufig anzutreffende unzureichende Ernährungszustand wird meistens durch eine Kombination aus folgenden Faktoren bedingt: inadäquate Kalorienzufuhr bezogen auf den Bedarf, orale motorische Dysfunktion, gesteigerter Energieverlust, veränderter Energiebedarf. Im Folgenden sollen diese Ursachen mangelhafter Ernährung ausführlich beleuchtet werden. Inadäquate Energiezufuhr Inadäquate Energiezufuhr ist die Hauptursache für Unterernährung, Minderwuchs und Übergewicht bei neurologisch beeinträchtigten Patienten. Kinder mit Zerebralparese nehmen weniger Energie mit der Nahrung auf als unbeeinträchtigte Kinder. Dies liegt zu einem großen Teil daran, dass sie ihre Wünsche wie Hunger, Nahrungspräferenzen oder Sättigung nicht äußern können. Somit sind die Betreuer für die Regulierung der Energiezufuhr verantwortlich. Diese überschätzen jedoch oft die Energiezufuhr und unterschätzen die Fütterungszeiten. Da das Füttern der Patienten sehr zeitaufwändig ist, können Nahrungsmenge und somit Energiezufuhr unabsichtlich deutlich unterhalb der des Bedarfs liegen. Untersuchungen hierzu konnten zeigen, dass es nach Steigerung der Energiemengen in einem Patientenkollektiv mit ZP, in dem zuvor nachweislich eine hypokalorische Tagesmenge zugeführt wurde, zu einer deutlichen Gewichts- und Längenzunahme kam (). Eine enge Überwachung bleibt nach Nahrungsmodifikation nötig, damit es nicht zu einer überproportionalen Gewichtszunahme kommt (). Orale motorische Dysfunktion Fütterungsprobleme treten bei Kindern mit Zerebralparese sehr häufig auf. Reilley 5 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

15 Originalien/Übersichten et al. veröffentlichten bereits vor vielen Jahren eine Untersuchung, in der sich zeigte, dass 90 % aller Kinder im Vorschulalter mit Zerebralparese Fütterungsprobleme hatten. In der genaueren Analyse wurde von 57 % der Kinder berichtet, dass sie nicht gut saugen konnten, 8 % hatten Schluckprobleme und 80 % wurden mindestens einmal als Säugling oder Kleinkind nicht oral mit Nahrung versorgt. Interessanterweise gingen die Fütterungsprobleme in 60 % der Fälle der Diagnosestellung Zerebralparese voraus. Häufig angegebene Beschwerden von Eltern waren: schwaches Saugen, Probleme beim Einführen solider Kost, Schwierigkeiten, Flüssiges zu trinken, Schwierigkeiten, zu beißen und zu kauen, Würgen und Husten beim Füttern (). Dies zeigt wie wichtig eine sorgfältige Ernährungsanamnese durch alle Betreuer in einem Risikokollektiv, das eine ZP entwickeln könnte, ist, insbesondere damit Warnzeichen erkannt und Interventionsmaßnahmen entsprechend rechtzeitig eingeleitet werden können. Zusätzlich werden traumatisch erlebte invasive Eingriffe wie z. B. Sondieren, Intubation, Absaugen, Bougieren o. ä. als ursächlich für jegliche Abwehr von Nahrungsaufnahme angesehen. Die Abhängigkeit vom Betreuer und die durch die orale motorische Schluckstörung bedingte Ineffektivität der Fütterung bezogen auf die Menge an Nahrung, die zugefüttert wurde, und auf die Nahrungsmenge, die wieder ausgespuckt wurde, sowie der nötige Zeitaufwand beeinflussen den Ernährungszustand der Patienten erheblich! Kinder mit ZP brauchen im Vergleich zu gesunden Kindern - bis -mal länger, pürierte Kost zu schlucken und bis zu 5-mal länger, feste Kost zu kauen und zu schlucken. Die Verlängerung der Gabe von Mahlzeiten führt nicht notwendigerweise zur Kompensation der Fütterungsineffektivität. In einer Publikation wurde von 8 % der Eltern eine tägliche Fütterungsdauer von über Stunden angegeben, von 6 % bis zu 6 Stunden! (). Fütterung wird in solchen Situationen von Kind und Eltern oftmals als unangenehm erlebt. Die Wahrnehmung der Eltern-/Betreuergefühle ist aufgrund der Abhängigkeit der Patienten von ihnen extrem wichtig. Die Kinder zeigen oft eine Unfähigkeit, die Lippen richtig zu formen (den Mund zu schließen), speicheln und schieben die Zunge vor, somit geht viel Nahrung verloren. Aufgrund nicht vorhandener oraler Sensibilität, unkoordinierter Bewegungen oder der nicht altersgerechten oralen Motorik gelingt die Bolusformation bei fester Nahrung nicht. Hilfstellungen bei orofazialen Störungen Koordination: Pädiater, Neuropädiater, Logopäden, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten Familienkonstellation mit einbeziehen! Welche Kompetenz besitzen die Eltern intellektuell, sozial, zeitlich, psychisch? Hilfsmittel: Verschiedene Sauger, Becher, Haltevorrichtungen Korrekte Lage, Haltung des Kindes in der Fütterungssituation Korrekte Füttertechnik Z. B. kein Füttern des Kindes ohne vorangegangenes Signal, verschiedene Konditionierungstechniken Ggf. aber auch Sonde! Dann intensive Begleitung der Eltern (praktisch und psychologisch) und weitere orofaziale Stimulation! Abb. 6: Maßnahmen zur Diagnostik und Therapie orofazialer Störungen Häufige gastroenterologische Probleme bei behinderten Kindern und Jugendlichen Gastroösophageale Refluxerkrankung Diagnostik: Ösophagogastroskopie, ph-impedanzmessung Therapie: z. B. Protonenpumpeninhibitoren Verzögerte Magenentleerung Ggf. Prokinetika Dumping-Syndrom bei Sondenernährung Auf Schweißausbrüche nach Sondieren achten Ggf. Blutzuckermessung Obstipation Stuhlweichmacher, wie z. B. Macrogol, rechtzeitig einsetzen Abb. 7: Häufige gastroenterologische Probleme bei behinderten Kindern und Jugendlichen Die Initiation des Schluckreflexes ist verzögert, die Nahrung bleibt in der Vallecula oder im Sinus piriformis hängen und die Aspirationsgefahr steigt. Es ist daher wichtig, so früh wie möglich das Vorhandensein einer oralen motorischen Störung zu erkennen, damit rechtzeitig eine Verbesserung erzielt werden kann und die Gefahr möglicher Aspirationen erkannt wird. Wie in Abbildung zusammengefasst, ist die Zusammenarbeit einer Reihe von Experten zur Diagnostik der Nahrungsaufnahmestörung und zur Anleitung mit verschiedenen Hilfsmitteln oder Füttertechniken hier sinnvoll. Ebenso gilt es, verschiedene Grundsätze wie z. B. korrekte Lage des Patienten beim Füttern, kein Füttern des Kindes ohne vorausgegangenes Signal, dass Hunger vorhanden ist oder Konditionierungstechniken zu berücksichtigen, soweit dies abhängig vom kognitiven Zustand des Patienten aus möglich ist. Es gibt jedoch Patienten, bei denen der Einsatz einer zusätzlichen oder alleinigen (Patienten mit progredienter Schluckstörung und erheblicher Aspirationsgefahr) Ernährungssonde notwendig wird. Wie weiter unten dargelegt, bedingt dies jedoch eine intensive Vorbereitung sowie eine praktische und psychologische Begleitung der Eltern und Betreuer (Abb. 6). Gesteigerter Nährstoffverlust und veränderter Energiebedarf Kinder, die noch selber essen können, haben oft eine schlechte Hand-zu- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 55

16 Originalien/Übersichten Evaluation des Ernährungszustandes Anamnese: Grunderkrankung mit Ausprägungsgrad Assoziierte Erkrankungen Entwicklungsstand/orale Motorik Medikation Stuhlverhalten Ernährungsverhalten!!! GÖRK? Körperliche Untersuchung: Größe, Gewicht, Vitalparameter, Hautfaltendicke Beobachtung, genereller Eindruck Abdomen (Skybala?, Distension) WS: Kyphoskoliose, sakrale Anomalien Neurologisch: Tonus, Reflexe, Funktionen Oral: Aufstoßen, Speicheln, Schleim Zeichen der Mangelernährung: Uhrglasnägel, Nagelrillen, Hautturgor, -beschaffenheit, Hämatome, Dekubiti Laboruntersuchungen: Differenzialblutbild Elektrolyte, Harnstoff Gesamteiweiß, Albumin Eisen, Ferritin, Transferrin ggf. Vitamine, Spurenelemenete Antikonvulsiva-Spiegel Schilddrüsenfunktion Weitere Untersuchungen (fakultativ): Knochenalterbestimmung (li. Hand) ggf. Knochendichtemessung (Normwerte?!; sollte evaluierten Studien vorbehalten bleiben) Endoskopie des oberen GIT, -h-ph-metrie-impedanzmessung Breischluck Abb. 8: Checkliste zur Evaluation des Ernährungszustandes Mund-Koordination, dabei geht viel Essen verloren. Dies kann leicht übersehen werden. Nachgewiesenermaßen leiden über 75 % der Patienten mit Zerebralparese und anderen schweren Behinderungen an einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GÖRK). Über Erbrechen kommt es oft zu einem erheblichen Verlust von Nährstoffen. Dies wird immer noch zu häufig übersehen, fälschlich werden Verhaltensänderungen, wie z. B. neu aufgetretene Aggressivität, abwehrende Kopfbewegungen oder dystone Bewegungen, der Grunderkrankung zugeordnet, obwohl sie auch Ausdruck von Schmerzen im Rahmen einer GÖRK mit z. T. schwerer Ösophagitis sein können. Daher sollte auch der Kinder- und Jugendgastroenterologe Teil des betreuenden Expertenteams (Abb. ) sein. Weitere Motilitätsstörungen des Gastrointestinaltraktes sind eine nicht selten vorkommende verzögerte Magenentleerung sowie die Obstipationsneigung, die zu erheblichen Bauchschmerzen mit nachfolgender Nahrungsverweigerung führen kann. Somit gilt es, auch diese Symptome abzufragen und ggf. zu behandeln (Abb.7). Wie bei anderen mit Unterernährung einhergehenden chronischen Erkrankungen auch, sind behinderte Kinder und Jugendliche im Rahmen schwerer Infektionen bei bereits bestehender Mangelversorgung mit Nährstoffen durch den Katabolismus schwer gefährdet. Der Energiebedarf steigt in solchen Situationen stark und kann ohne Ernährungssonde oft nicht adäquat zugeführt werden. Zusätzlich können verschiedene Medikamente, die für die Therapie der Grunderkrankung notwendig sind, den Appetit beeinflussen und unerwünschte Wirkungen auf den Gastrointestinaltrakt haben und somit das Ernährungsverhalten beeinflussen. Dies wird häufig nicht berücksichtigt. Evaluation des Ernährungszustandes Jeder Patient mit schwerer Behinderung, der betreut wird, sollte in regelmäßigen Abständen einer Untersuchung seines körperlichen Zustandes und einer Einschätzung seiner Ernährungssituation unterzogen werden. Mangels gut standardisierter Evaluationshilfen steht das Betreuerteam jedoch häufig vor der Frage, wie dies praktisch gehen soll, wie der Energiebedarf ermittelt werden kann und was als optimales Wachstum für ein schwer behindertes quadriplegisches Kind angesehen werden kann. Im Folgenden soll aufgrund zwar nur spärlich, aber vorhandener Datenlage hierzu eine Empfehlung gegeben werden. Zunächst sollten eine eingehende körperliche Untersuchung, eine Basis-Laborwertkontrolle und je nach Symptomatik oder Vorbefunden ggf. eine Reihe weiterer, hier fakultativ genannter, Untersuchungen durchgeführt werden (Abb. 8). Insbesondere ist hier zu beachten, dass fast immer eine primäre Osteope nie vorliegt, durch Inaktivität und häufig mangelnde Zufuhr von Vitamin D und Kalzium steigt die Häufigkeit von Frakturen, die schon bei leichten Umlagerungsmaßnahmen bei schwer retardierten, immobilen Patienten auftreten können. Die Ermittlung des Basis-Kalorienbedarfs im hier besprochenen Patientenkollektiv ist äußerst schwierig. Das erste Hindernis ist bereits das Erfassen der anthropometrischen Daten. Für die Zerebralparese gibt es zwar Perzentilen, die Länge behinderter Patienten ist jedoch meistens aufgrund von Gelenkkontrakturen, Skoliose, Muskelspasmen oder auch durch mangelnde Kooperation bei kognitivem Defizit nicht zuverlässig bestimmbar. Besonders wichtig ist daher die Kinetik des Wachstums oder des Gewichtsverlaufes, nicht so sehr die absolute Länge oder das absolute Gewicht. Alternativ können jedoch zur Körperlängenschätzung die Längenmaße von Unterarm, Tibia oder Kniehöhe im Sinne 56 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

17 Originalien/Übersichten einer sogenannten Längensegmentmessung genutzt werden. Wie in Abb. 9 dargestellt, kann aufgrund dieser Maße eine Längenschätzung erfolgen, die dann wiederum in Formeln zur Berechnung des Energiebedarfs eingesetzt werden kann (Abb.0). Ausführliche Analysen von Patientengruppen in großen Studien zeigten, dass der Energiebedarf behinderter Kinder sehr unterschiedlich ist und vor allen Dingen in Abhängigkeit folgender Faktoren variiert: Schwere der Beeinträchtigung, Mobilität, Ausmaß metabolischer Veränderungen und Vorhandensein von Fütterungsschwierigkeiten (). Man kann versuchen, den basalen Energiebedarf mittels indirekter Kalorimetrie und Einsatz der dabei erhaltenen Werte in Formeln auszurechnen, dies ist jedoch in der täglichen Praxis nicht realistisch durchführbar und bleibt Studienzentren vorbehalten. Praktikabel erscheint eine Einschätzung der ungefähren Bedarfsmenge anhand der Kalorienzufuhr pro Länge (gemessen oder geschätzt anhand der Segmentlängenbestimmung wie in Abb.0 und dargestellt). Wie bereits oben erwähnt, dient dies aber nur einer ungefähren Anfangseinschätzung, die keinesfalls als starres Schema anzuwenden ist. Wichtig bleibt die Wachstumsund Gewichtszunahmekinetik. Weitere Messungen wie Körpermassenzusammensetzung, z. B. mittels Bioimpedanzanalyse, oder knemometrische Methoden zur Verlaufsbeurteilung können hilfreich sein, es liegen hierfür jedoch nicht genügend Daten vor, um dies standardisiert für das Patientenkollektiv der schwer behinderten Kinder und Jugendlichen in der Praxis anzuwenden. Nahrungsauswahl und Art der Nahrungsapplikation Die Art der zuzuführenden Nahrung hängt vom Alter, dem klinischem Zustand und dem geschätzten Energiebedarf sowie den Möglichkeiten, die der Patient bezüglich der Nahrungsapplikation hat (oral vs. enteral), ab ). Oftmals möchten Eltern und Betreuer im Falle einer ausschließlichen Ernährung mittels Sonde selbst gekochte Nahrung pürieren und diese verfüttern. Gegen eine zusätzliche Gabe selbst gekochter Nahrung ist dann nichts einzuwenden, wenn sie in Maßen verwendet wird und der überwiegende Anteil aus industriell dafür hergestellter Sondennahrung besteht. Wenn keine Kuhmilchallergie besteht, sollte eine altersadäquate Kasein-basierte Formulanahrung gewählt werden. Für Patienten, die zusätzlich Längenschätzung durch Segmentmessung Segmentmessung Längenschätzung Standardabweichung Oberarmlänge (OAL) L = (,5 x OAL) +,8,7 Tibialänge (TL) L = (,6 x TL) + 0,8, Kniehöhe (KH) L = (,69 x KH) +,, Abb. 9: Längenschätzung durch Segmentmessung n. Stevenson et al (Lit Ref 8) Bestimmung des Energiebedarfs neurologisch beeinträchtigter Kinder Längenbezogene Kalorienzufuhr (Krick et al., Dev Med Child Neurol, 99:, 8-87) 5 kcal/cm für Kinder ohne Beeinträchtigung der motorischen Funktionen kcal/cm für Kinder mit motorischer Beeinträchtigung, die gehfähig sind kcal/cm bei Kindern, die nicht gehfähig sind Abb. 0: Längenbezogener Energiebedarf neurologisch schwer behinderter Kinder zur enteralen Ernährung mittels Sonde auch orale Nahrung zu sich nehmen, steht eine Vielzahl an Produkten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen als Flüssignahrung oder in Brei-/Puddingform zur Verfügung. Bei Gebrauch hochkalorischer Nahrung (,5 kcal/ ml) muss auf ausreichende zusätzliche Flüssigkeitszufuhr geachtet und je nach Grunderkrankung berücksichtigt werden, dass der Eiweißgehalt u. U. zu hoch sein kann. Bei faserreicher Formula kann zwar die Obstipationsneigung verbessert werden, es kann jedoch bei schneller Volumensteigerung oder gerade erst erfolgter Nahrungsumstellung zu starker Blähungsneigung kommen. Ob eine Nahrungszufuhr überwiegend durch Bolusgaben mittels Sondieren aus der Hand in geeigneten Abständen oder mittels Dauerpumpeninfusion über die Nahrungspumpe erfolgt, muss individuell entschieden werden. Bei Kindern ohne sauren Reflux oder verzögerter Magenentleerung wird die Bolusfütterung bevorzugt, da sie die physiologischere Form der Ernährung darstellt, den Kindern und Betreuern mehr Flexibilität lässt und für mobile Patienten angenehmer ist. Bei Kindern, die Bolusfütterungen nicht tolerieren, oder bei Patienten, die eine jejunale Sonde haben, erfolgt die Nahrungszufuhr per kontinuierlicher Infusion. Wenn sehr große Volumina nötig sind, können Bolus-Fütterungen und z. B. nächtliche Infusion kombiniert werden. Häufig wird über Tag neben oraler Nahrung in Abhängigkeit des Ausmaßes an erhaltener Fähigkeit, diese aufzunehmen per Bolus sondiert und in der Nacht über einige Stunden eine Infusionspumpe angeschlossen. Zu berücksichtigen sind dabei Faktoren wie: Verträglichkeit der Nahrungsmengen, Fahrten zur Schule oder in Einrichtungen, häusliche Situation und Verfügbarkeit von zusätzlichen Hilfspersonen, wie ambulantem Pflegedienst o. ä. In jedem Fall muss die Umstellung auf ein neues Ernährungsregime unter strenger, zunächst meist stationärer Überwachung erfolgen. Durch Einführen hoher Kalorienmengen im Bolus kann es zu Phänomenen wie deutlich beschleunigter Magenentleerung mit schweren Folgen kommen. Dazu gehören z. B. Kreislaufprobleme mit Schweißausbrüchen bis hin zum Kollaps in der Frühphase oder Hypoglykämien im Verlauf, die häufig unerkannt bleiben können. Im Falle ausgeprägter Kachexie muss ein enteraler Nahrungsaufbau unbedingt stationär unter Überwachung eines erfahrenen Ernährungsteams erfolgen, da der zu rasche Nahrungsaufbau zum sogenannten Refeeding-Syndrom, einem gefährlichen Krankheitsbild mit ausgeprägter Elektrolytverschiebung infolge erhöhter Insulinausschüttung, insbesonde- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 57

18 Originalien/Übersichten Die perkutane enterale Gastrostomie (PEG) ist ein: minimal invasiver nichtchirurgischer Eingriff bereitet wenig Unannehmlichkeiten kann bereits einige Stunden nach Applikation zur Ernährung genutzt werden mögliche Kontraindikationen: abdominale Voroperationen Aszites Hepatomegalie/Splenomegalie/portale Hypertension Abb. : Die perkutane enterale Gastrostomie (PEG) Besonderheiten bei PEG-Anlage Operative Anlagen: bei Kindern mit PEG-Kontraindikationen +/- Fundoplicatio/verschiedene Techniken Sondenanlagen unter Durchleuchtung Gastrojejunostomie/Jejunostomie bei Kindern, die: gastrale Ernährung nicht tolerieren (Erbrechen) schwersten gastro-ösophagealen Reflux haben ständig aspirieren keine guten Kandidaten für eine Fundoplicatio sind schon eine nichterfolgreiche Anti-Refluxplastik hatten Abb. : Besonderheiten bei PEG-Anlage re bezogen auf extra- und intrazelluläre Konzentrationen von Kalium, Magnesiumund Phosphat mit multiplen Folgen bis hin zum plötzlichen Herzversagen führen kann. Nach Initiierung einer neuen Ernährungsform unter Verwendung von Sondenkost ist eine regelmäßige Vorstellung in einem Team mit Ernährungsberatungskompetenz wichtig. Die somatischen Parameter müssen engmaschig kontrolliert werden. Die Entwicklung von Übergewicht muss unbedingt vermieden werden. Der Prozentsatz an übergewichtigen behinderten Kindern und Jugendlichen nimmt deutlich zu (). Dies gilt es unbedingt zu vermeiden, da Übergewicht für diese Patienten zum einen ebenso die Risiken der Entwicklung eines metabolischen Syndroms birgt wie bei nicht-behinderten Patienten und da das Übergewicht sich zum anderen nachteilig auf die Pflegesituation auswirkt. Effektive, nachhaltige Interventionen zur Übergewichtsreduktion sind bisher für adipöse behinderte Kinder und Jugendliche nicht publiziert worden. Zukunftsziel müsste es sein, dass effektive Präventions- und Interventionsstrategien zur Übergewichtsreduktion entwickelt werden, um die soziale Teilhabe behinderter Kinder und Jugendlicher im Rahmen ihrer Möglichkeiten nicht noch weiter zu gefährden. Sondenernährung Indikationsstellung und Ethische Probleme Für Eltern und Betreuer neurologisch schwer beeinträchtigter Kinder ist es sehr häufig ein großes Problem, die Notwendigkeit der Gastrostomie zu akzeptieren. Die Entscheidungsfindung sollte unter Berücksichtigung elterlicher Wünsche jedoch zum Wohl des Kindes getroffen werden. Ein Insistieren des medizinischen Teams auf das Sondenlegen verstärkt die elterlichen Versagensgefühle, insbesondere bei Müttern, deren Ur-Instinkt, ihr Kind zu sättigen, nicht erfüllt wird. Umfassende Untersuchungen zu diesem Thema zeigten, dass nicht nur Eltern, sondern auch professionelle Betreuer angesichts der Empfehlung zur Ernährung via PEG- Sonde zunächst negative Gefühle angaben (5). Die Mehrzahl der Befragten gab dann aber rasch eine Verbesserung der Ernährungssituation nach PEG-Anlage an, jedoch wurde die Ernährung via PEG primär als unnatürlich erlebt. Oftmals wird im Übergang zur Anlage einer perkutan gelegten Nahrungssonde eine orogastrale Sonde bevorzugt. Dieses Verfahren ist zwar minimal invasiv, dient jedoch nur zur Kurzzeittherapie unterernährter Kinder. Auf längere Sicht betrachtet, ist die Dislokationsgefahr groß, es kann bei längerer Lage zu intestinalen Perforationen, zu Nasenverstopfung, Sinusitiden und zu Schleimhautirritationen bis hin zu Druckulzera kommen. Ein Gastrostoma stellt eine gute Alternative für Kinder dar, die hartnäckige Fütterungsprobleme und eine mangelnde Gewichtszunahme haben. Die Langzeit- Therapie ist viel komfortabler und es besteht nur eine geringe Dislokationsgefahr. Die Nahrungszufuhr über ein Gastrostoma begünstigt die Gewichtszunahme erheblich, verbessert den Gesundheitszustand und verkürzt die Fütterungszeiten. Studien zeigen, dass sich sich bei Kindern mit dem kürzesten Intervall zwischen Beginn der neurologischen Auffälligkeit und Anlage des Gastrostomas zur Nahrungszufuhr das beste Ansprechen zeigte. Zusätzlich hatten Kinder, die bereits im ersten Lebensjahr ein Gastrostoma erhielten, eine größere Chance, mit ihrem Gewicht und ihrer Länge über die 5. Perzentile zu gelangen. Eine Ernährungsintervention 8 Jahre nach diagnostizierter schwerer neurologischer Erkrankung begünstigte zwar die altersbezogene Gewichtsentwicklung, nicht jedoch die altersbezogene Längenentwicklung. Daher sollte die Indikationsstellung eher frühzeitig erfolgen. Eine PEG-Anlage ist ein minimal-invasiver nichtchirurgischer Eingriff, der nur in geringem Ausmaß Unannehmlichkeiten bewirkt. Selten gibt es Kontraindikationen oder Besonderheiten, die eine Sondenanlage nicht erlauben oder die bedingen, dass die Ernährungssonde operativ erfolgen muss (Abb., ). Schlussfolgerungen und Ausblicke Das Thema Ernährung behinderter Kinder ist sehr komplex. Adäquate Beratung von Patienten und deren Familien muss durch geschultes Personal erfolgen. Die einzelnen Fachdisziplinen müssen eng miteinander kooperieren. Insbesondere muss in Fachkreisen bei allen Mitgliedern des interdisziplinären Teams Aufmerksamkeit für die Problemstellung geschaffen werden. Zur Verbesserung der Ernährungssituation der hier beschriebenen Patientenkollektive haben die Autorinnen ein mehrstufiges Projekt initiiert, das mit der Erfassung des Ist-Zustandes der Ernährungsproblematik 58 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

19 Originalien/Übersichten Abb : Pilotprojekt zur Erfassung der Ernährungssituation schwer neurologisch behinderter Kinder und Jugendlicher mit Unterstützung der Stiftung Kinderzentrum Ruhrgebiet neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher in Deutschland beginnt (Abb. ). Ziel ist in der Folge adäquate Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Literatur. PB Sullivan, 0. Nutrition and growth in children with cerebral palsy: setting the scene. European Journal of Clinical Nutrition (67), S S. S.Reilly et al., 996. Prevalence of feeding problems and oral motor dysfunction in children with cerebral palsy: a community survey. J Pediatr (9), KL Bell and L Samson-Fang, 0. European Journal of Clinical Nutrition (67), S S6. T Reinehr et al., 00. Adipositas bei behinderten Kindern und Jugendlichen. Eine therapeutisch vergessene Patientengruppe. Dtsch Arztebl Int 07 (5), Petersen et al., 006. Eating and feeding are not the same: caregivers perceptions of gastrostomy feeding for children with cerebral palsy. Dev Med Child Neurol Sep 8 (9), JM Hulst et al., 00. Clinical Nutrition (9) 06 Dutch national survey to test the STRONG kids nutritional risk screening tool in hospitalized children 7. Schmidt-Choudhury, 0. Ernährung des behinderten Kindes. Kinder- und Jugendarzt () Ausgabe S. 89 ff. 8. Stevenson R., 996 Dev.Med. Child. Neurol 8 (9), Anmerkungen Die Autorin hat eine Zusammenfassung zum Thema dieser Publikation in der Zeitschrift Kinder- und Jugendarzt unter der Rubrik Highlights aus Bad Orb veröffentlich, deren Inhalt sich teilweise mit dem Inhalt dieses Manuskriptes deckt (7). Korrespondenzadresse PD Dr. Anjona Schmidt-Choudhury Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung Klinik für Kinder-und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, Katholisches Klinikum Bochum St.-Josef-Hospital Alexandrinenstr.5 79 Bochum a.schmidt-choudhury@ klinikum-bochum.de Interessenkonflikte Die Verfasserin hat Vorträge zu diesem Thema bei Veranstaltungen gehalten, die von der Fa. Nutricia unterstützt wurden. Wenn Sie an einem regelmäßigen Bezug der Zeitschrift Neuropädiatrie in Klinik und Praxis interessiert sind, dann rufen uns einfach an. Abo-Service: Telefon 0 5/70-67, Fax 0 5/70-8 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 59

20 Originalien/Übersichten Stellenwert der Bromtherapie im Kindes alter. Ist das älteste Antiepileptikum wieder oder immer noch indiziert? G. KURLEMANN A, R. KEIMER A, S. RAMM, B. FIEDLER Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Albert-Schweitzer-Campus, Gebäude A, 89 Münster Stauferklinikum Mutlangen, Kinderklinik, Neuropädiatrie, Wetzgauer Str. 85, 7557 Mutlangen Dr. Ebeling & Assoc. GmbH, Rütersbarg 6, 59 Hamburg A: zu gleichen Anteilen Zusammenfassung Kaliumbromid ist das älteste heute noch verwendete Antiepileptikum, das in seiner jetzt klar eingegrenzten Indikation, dem Dravet-Sydnrom, einen berechtigten Platz hat. Verschiedene ältere und neuere Studien mit zusammen über.500 Patienten weisen dabei darauf hin, dass Kaliumbromid als Add-on in dieser Indikation anderen gebräuchlichen Antiepileptika in der Unterdrückung von generalisierten tonisch-klonischen Anfällen und in der Prävention des Status epilepticus überlegen sein kann. Im Unterschied zu den Grand-mal-Anfällen sprechen Myoklonien im Allgemeinen nicht auf Kaliumbromid an. Auch das EEG bleibt weitgehend unbeeinflusst. Aufgrund der heute üblichen niedrigen Dosierungen von 0 70 mg/kg Körpergewicht und der Möglichkeit regelmäßiger Kontrollen der Serumspiegel sind schwere Nebenwirkungen selten geworden. Die unerwünschten Wirkungen der Bromidtherapie sind angesichts des langjährigen medizinisch-therapeutischen Einsatzes gut bekannt und betreffen in erster Linie den Magen-Darm-Trakt, die Haut und das Nervensystem. Schlüsselwörter Kaliumbromid tonisch-klonische Anfälle - Dravet - Syndrom Status epileptikus Nebenwirkungen The importance of bromide treatment in paediatric epileptic patients. Is the oldest antiepileptic drug reused or is it still medically indicated? Abstract Potassium bromide is the oldest antiepileptic drug still in use today. In its clearly defined indication, i.e. Dravet syndrome, bromide has a justified place in modern antiepileptic therapy. Various older and newer studies with together more than 500 patients indicate that potassium bromide given add-on in this indication is superior to other standard antiepileptic drugs in the suppression of generalised tonic clonic seizures and in the prevention of status epilepticus. In contrast to generalised tonic clonic seizures myoclonic jerks usually do not respond. As well, EEG is generally not affected by this drug. Due to the currently administered low doses of 0 to 70 mg potassium bromide/kg body weight and the possibility of regular monitoring of serum concentrations serious adverse reactions have become rare. Owing to its use since decades side effects of bromide are well known and affect primarily the gastrointestinal tract, the skin and the nervous system. Keywords Potassium bromide Dravet syndrome GTCS status epilepticus side-effects Bibliography Neuropaediatrie 06; 5: 60 70, Schmidt-Roemhild-Verlag, Luebeck, Germany: ISSN 69-87; NLM ID 0669; OCoLc Einleitung Die erste Erwähnung von Bromid in der englischsprachigen Literatur findet man im Lancet im Mai 857. Gleich zu Beginn führte ein Irrtum zu der Entdeckung seiner antiepileptischen Eigenschaften, die immer Sir Charles Locock zugeschrieben wird, aber eigentlich auf den jungen deutschen Arzt Otto Graf zurückgeht. Otto Graf nahm in einem Selbstversuch -mal täglich 66 mg Kaliumbromid über Tage ein und berichtete 8 über eine resultierende temporäre Impotenz, die nach Absetzen von Kaliumbromid wieder verschwand. Locock las in der Zeitschrift British and Foreign Review einen Beitrag über diesen Selbstversuch und setzte daraufhin Kaliumbromid in einer Dosierung von -mal täglich 66 mg bei einer jungen Frau mit bislang therapieresistenter hysterischer Epilepsie ein, da zu jener Zeit epileptische Anfälle als Onanie-Folge galten. In den anschließenden Behandlungsmonaten blieb die Patientin anfallsfrei. Auf der Sitzung der Royal Medical & Chirurgical Society berichtete Locock dann 857 über bzw. 5 Frauen mit hysterischer Epilepsie, von denen nur eine nicht auf die Gabe von 66 mg Kaliumbromid täglich ansprach. Damit begann die moderne medikamentöse Epilepsiebehandlung. Borax (Perborat) löste 90 Bromid ab (). Es ist heute noch als Bleichmittel und Lebensmittelzusatz (E85) bekannt. Seit 950 wurde Borax in Kombination mit KBr und Phenobarbital sowie später auch mit Hydantoin gegeben. Auch heute noch werden ca. 0 % der Epilepsiepatienten trotz aller Therapieoptionen nicht anfallsfrei. Eine Statistik der WHO spricht von 50 Mio. Menschen mit aktiver Epilepsie,,5 Mio. davon in Entwicklungsländern (). Die neuen Antiepileptika sind oft nicht effizienter als die alten und zeigen Nebenwirkungen oft erst spät nach der Einführung. Auf viele alte Antiepileptika kann 60 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

21 Originalien/Übersichten BEI KRAMPFANFÄLLEN GIBT ES KEIN PERFEKTES TIMING ABER BUCCOLAM, UM DEN ANFALL ZU VERKÜRZEN, DIE INTIMSPHÄRE ZU WAHREN. Ambulant: Bukkal im Anfall. WAHL Auf dem Kindergeburtstag. Zum Glück BUCCOLAM dabei. BUCCOLAM das einzige bukkale Midazolam einfach appliziert schnell wirksam rasch eliminiert sozial akzeptabel. NICE clinical guideline 7 (January 0); Fachinformation BUCCOLAM, Stand der Information /05. Klimach VJ. Seizure 009;8: 6 BUCCOLAM,5 mg/5 mg/7,5 mg/0 mg Lösung zur Anwendung in der Mundhöhle Wirkstoff: Midazolam Zusammensetzung: Jede vorgefüllte Applikationsspritze für Zubereitungen zum Einnehmen enthält,5 mg/5 mg/7,5 mg/0 mg Midazolam (als Hydrochlorid) in 0,5 ml/ ml/,5 ml/ ml Lösung. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure (zur ph-wert- Einstellung und Umwandlung von Midazolam in das Hydrochloridsalz) und Natriumhydroxid (zur ph-wert-einstellung). Anwendungsgebiete: Behandlung länger anhaltender, akuter Krampfanfälle bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen (zwischen Monaten und < 8 Jahren). BUCCOLAM darf von Eltern/Betreuungspersonen nur dann verabreicht werden, wenn bei dem Patienten Epilepsie diagnostiziert wurde. Bei Säuglingen im Alter von bis 6 Monaten sollte die Behandlung in einer Klinik erfolgen, in der Überwachungsmöglichkeiten und eine entsprechende Reanimationsausrüstung vorhanden sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Benzodiazepine oder einen der sonstigen Bestandteile, Myasthenia gravis, schwere respiratorische Insuffizienz, Schlafapnoe-Syndrom, stark eingeschränkte Leberfunktion. Nebenwirkungen: Häufig: Sedierung, Somnolenz, Bewusstseinstrübung, Atemdepression, Übelkeit und Erbrechen. Gelegentlich: Pruritus, Hautausschlag und Urtikaria. Sehr selten: Aggressivität, Agitiertheit, Zornausbrüche, Verwirrtheit, euphorische Stimmung, Halluzinationen, Feindseligkeit, Bewegungsstörung, Tätlichkeiten, Anterograde Amnesie, Ataxie, Schwindel, Kopfschmerzen, Krampfanfall, paradoxe Reaktionen, Bradykardie, Herzstillstand, Blutdruckabfall, Vasodilatation, Apnoe, Dyspnoe, Laryngospasmus, Atemstillstand, Obstipation, Mundtrockenheit, Müdigkeit, Schluckauf. Verschreibungspflichtig. Shire Services BVBA, Rue Montoyer 7, B-000 Brüssel, Belgien. Stand der Information: Dezember 05 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 6

22 Originalien/Übersichten man weiterhin nicht verzichten, sie sind unersetzbar (). Kaliumbromid (KBr) wird immer noch weltweit angewendet. Es hat zusätzlich eine große Bedeutung in der Epilepsiebehandlung in der Veterinärmedizin. Pharmakologie KBr ist ein weißes Pulver mit salzigem Geschmack. Es kommt in der Natur als Bromsalz vor. Das Tote Meer hat den höchsten Bromsalzgehalt mit 5, g/l. Es hat eine gute Wasserlöslichkeit, was für die Anwendung per Sonde günstig ist. Oral aufgenommen wird es nach h im oberen Dünndarm resorbiert. Die Konzentration ist im Liquor geringer als im Serum. Die Ausscheidung erfolgt zu 95 % über die Nieren. Die Substanz hat eine Halbwertszeit bei Erwachsenen von 8, bei Kindern von 6 8 Tagen. Ein steady state wird bei Erwachsenen nach 6 Wochen, bei Kindern bereits nach Wochen erreicht. Wirkmechanismus Der Wirkmechanismus von KBr ist nicht ganz klar (, 5). Sowohl Suzuki (9) als auch Meierkord (9) zeigen in Ihren Untersuchungen, dass es eine Zunahme der GABA-ergen Inhibition bewirkt. Bromide sensitivieren den GABA-A-Rezeptor gegenüber dem Neurotransmitter und verstärken rezeptor-vermittelte Ionenströme. Bromid-Ionen passieren den rezeptor-assoziierten Ionenkanal schneller als Chlorid-Ionen, steigern dadurch die Hyperpolarisation und senken damit die Erregbarkeit nachgeschalteter postsynaptischer Neurone. Hierauf beruht möglicherweise der gute Effekt von KBr beim Dravet-Syndrom. Ohno () zeigte in einer Studie an SCNA-mutierten Ratten, dass es durch die Mutation zu einem Ungleichgewicht der GABA A-rezeptor-vermittelten Transmission kommt, die möglicherweise durch KBR stabilisiert wird. Praktische Anwendung von Kaliumbromid Dosierung KBr wird in Einzeldosen eingenommen, am besten nach dem Essen mit viel Flüssigkeit. Es gibt auf dem Markt nur eine Tablettenstärke mit 850 mg. Aufgrund seines trägen Verhaltens muss es bei geplanter niedriger Enddosis nicht langsam eingeschlichen werden. Dies wird aber doch oft gemacht, um den anfänglich möglichen Sedierungseffekt gering zu halten. Man hat einen großen Dosierungsspielraum, der bezogen auf das Körpergewicht und das Alter unterschiedlich ist und mg/kg KG beträgt. In der Literatur (Tab. ) findet sich eine mittlere Dosierung von 6 mg/kg (Bereich 8 mg/kg KG). Deshalb kann man die Tablettenmenge auch praktikabel gestalten, indem man entsprechende Bruchteile einer Tablette gibt. Nur bei kleinen Kindern muss man z. B. pulverisieren lassen. Serumspiegelbestimmungen sind möglich und in manchen Fällen sinnvoll. Wichtig ist der patientenbezogene individuelle therapeutische Bereich, der bei jedem Patienten unterschiedlich sein kann. Serumspiegel Mit den in der Tab. aufgeführten Dosierungen werden mittlere Serumspiegel zwischen 56 ug/ml und.50 ug/ ml erreicht. Die Erfahrung der Autoren ist, dass bei Serumspiegeln um.000 ug/ ml relevante Nebenwirkungen sehr selten sind. Spiegelbestimmungen von KBr werden nicht in allen Labors routinemäßig durchgeführt. Für eine dringliche Einschätzung der Serumkonzentration kann die bestehende Korrelation zwischen Bromid- und Chlorid-Ionen herangezogen werden. Matsufuju (8) hat aufgrund seiner Untersuchung einen guten Bezug zwischen Bromid und Chlorid im Serum festgestellt. Folgende Formel lässt eine gute Abschätzung der Bromidkonzentration zu: BR (µg/ml)= xCl (meg/l). Die Wirksamkeit bestimmter Blutspiegel bei verschiedenen Epilepsieformen wird in der Literatur sehr unterschiedlich bewertet. Während man in älteren Arbeiten noch hohe mittlere Serumspiegel bis ca..000 mg/l beschreibt, liegen die Werte bei neueren Untersuchungen meist zwischen mg/l. Wie immer muss man den individuellen therapeutischen Bereich anhand der Klinik herausfinden. Für eine gute Verträglichkeit sollte die Kochsalzzufuhr der Patienten auf stabilem Niveau gehalten werden. Eine erhöhte Aufnahme von Chlorid über die Nahrung führt zu einer verminderten Rückresorption von Bromid in der Niere. Dadurch sinkt der Bromidspiegel, was das Auftreten von epileptischen Anfällen begünstigen oder auslösen kann. Umgekehrt kann die Umstellung auf eine salzarme Diät zu einem erhöhten Serumspiegel mit der Gefahr einer Bromintoxikation führen. Diese Probleme treten nicht so selten bei Kindern auf, wenn die Eltern im Rahmen von Magen-Darm- Erkrankungen vermehrte Kochsalz geben (zuckerhaltige Getränke + Salzstäbchen). Es ist also sehr wichtig, dass man Patienten bzw. Eltern über diesen Sachverhalt Autoren mittl. Dosierung mg/kg range mg/kg Ernst et al., mg/kg mg/kg Woody, 990 mg/kg 50 mg/kg Steinhoff et al., 99 8, mg/kg 6 70 mg/kg Oguni et al., mg/kg 0 00 mg/kg Tagayanagi et al., 00 8 mg/kg mg/kg Kagitani-Shimono et al., mg/kg 0 50 mg/kg Korinthenberg et al., mg/kg 5 50 mg/kg Lotte et al., 0 6, mg/kg 0 06 mg/kg Caraballo et al., 0 65 mg/kg 0 80 mg/kg Mittelwert 6, mg/kg Tab. : Dosierungsempfehlungen für Kaliumbromid 6 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

23 informiert. Die nicht selten gegebenen sog. Schüsslersalze sind aufgrund ihrer niedrigen Chlorid-Konzentration bei regelrechter Anwendung harmlos (Tab. ). Interaktionen Wesentliche Interaktionen mit anderen Antiepileptika sind nicht beschrieben. (Tab. ). Zu beachten ist, dass bei einer Kombination mit Phenobarbital zusätzliche Sedierungseffekte möglich sind. Nebenwirkungen Bromismus war früher nicht selten und wird in der älteren Literatur noch wähnt. Seit der Abkehr von Überdosierungen ist das Krankheitsbild zunehmend in Vergessenheit geraten und wird heute (fast) nicht mehr gesehen. Hyperexzitabilität, Ataxie, Tremor, Halluzinationen, Psychose, und Koma können Symptome dieser Nebenwirkung sein. Die Therapie besteht in der Beschleunigung der Elimination durch Originalien/Übersichten Diurese und zusätzlicher NaCl-Gabe, um den Bromidspiegel zu senken. Weitere mögliche Nebenwirkungen betreffen vor allem die Haut. Beschrieben werden unspezifische Dermatitiden, Akne und das sog. Bromoderma tuberosum (Abb. ). Die Bromakne ist vor allem im Gesicht, Brust, Rücken und an den Streckseiten der Extremitäten lokalisiert. Es handelt sich um ein akutes oder subakutes akneiformes Krankheitsbild, das Autoren mittl. Serumspiegel (mg/l) range (mg/l) Ernst et al., mg/l mg/l Woody, mg/l.0 mg/l Steinhoff et al., mg/l mg/l Oguni et al., mg/l mg/l Tagayanagi et al., mg/l mg/l Kagitani-Shimono et al., mg/l k. A. Korinthenberg et al., mg/l mg/l Lotte et al., 0.56 mg/l mg/l Caraballo et al., mg/l mg/l Mittelwert.7 mg/l Tab. : Mittlere KBr Serumspiegel in der Literatur Add-on mit VPA PB CBZ ESM PHT CLB LEV TPM Ergebnis Korinthenberg et al keine Interaktionen Ernst et al. + + keine Interaktionen Steinhoff et al keine Interaktionen Oguni et al. + NW verschwinden bei Reduktion Caraballo et al NW verschwinden bei Reduktion Lotte et al bei add-on: Epilepsie eher besser Add-on mit STP RUF LTG ZNS FBM VGB STM KD* Ergebnis Korinthenberg et al. keine Interaktionen Ernst et al. keine Interaktionen Steinhoff et al. keine Interaktionen Oguni et al. NW verschwinden bei Reduktion Caraballo et al NW verschwinden bei Reduktion Lotte et al bei add-on: Epilepsie eher besser *KD = Ketogene Diät Tab. : Interaktion KBr mit anderen AED Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 6

24 Originalien/Übersichten initial durch rote follikuläre Papeln oder Pusteln gekennzeichnet ist. Typischerweise fehlen Komedonen. Später können sich konfluierende, eitrig einschmelzende, rote oder braun-schwarze, von Krusten bedeckte schmerzhafte Knoten bilden, dem sog. Bromoderm. Dieses Bromoderm kann begleitet sein von einer nekrotisierenden Entzündung des subkutanen Fettgewebes im Sinne einer Pannikulitis. Während die Bromakne häufig durch gute Hautpflege und Dosisreduktion rückläufig sein kann, macht das Bromodern ein Absetzen der Therapie notwendig. Das Bromoderm kann auch bei niedrigen Serumspiegeln auftreten. Therapeutisch wird eine Behandlung mit lokalen Desinfektiva empfohlen, teilweise werden auch orale Steroide eingesetzt (0). In der Regel heilen die Hautveränderungen dann auch folgenlos ab. Bis 00 sind Bromodermfälle in der Literatur beschrieben. Seltenere Nebenwirkungen können sich durch eine Sekretionssteigerung muköser Drüsen manifestieren mit Bromschnupfen, Konjunktivitis, Sinusitis, Verschleimung (vor allem bei mehrfach behinderten Patienten), Bronchitis bis zum Asthma bronchiale. Gastrointestinale Probleme bei hohen Dosen führen gelegentlich zu Magenschmerzen und Erbrechen, wohl bedingt durch die hohe Osmolarität des Präparates. Ebenfalls sind vereinzelte Fälle von Magenulcera bekannt, die eine Behandlung mit H-Blockern notwendig machen. Es ist daher sehr wichtig, dass die Medikation nach den Mahlzeiten und mit viel Flüssigkeit eingenommen. Insgesamt ist das Nebenwirkungsprofil von KBr nicht schlechter im Vergleich mit anderen Antiepileptika. Von 999 0, also über einen Zeitraum von Jahren, wurde 57 Nebenwirkungen gemeldet, mehr als / einmalig (Abb. ). Schwangerschaft Die Fachinformation empfiehlt einen Konzeptionsschutz während der Therapie. Die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist kontraindiziert, da Kaliumbromid die Plazenta passiert und über die Muttermilch ausgeschieden wird. Therapiekosten In der Zeit knapper finanzieller Ressourcen wird viel über die Therapiekosten von Epilepsien diskutiert. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ( de) hat 0 für den Gemeinsamen Bundesausschuss im Zusammenhang mit der Nutzen-Kosten-Analyse von Perampanel die Jahrestherapiekosten für verschiedene Antiepileptika verglichen (). Die Behandlungskosten beziehen sich auf einen Menschen von etwa 75 kg. Berechnet man die Jahreskosten für KBr nach dieser Methode liegen diese mit 69 an 8. Stelle. Damit gehört KBr sicher zu den preisgünstigen Antiepileptika (Tab. ). Abb. : Bromoderm unter Kaliumbromidbehandlung Mit freundlicher Genehmigung: Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult, Zentrum für Kinder und Jugendliche, Chefarzt Prof. Dr. Hans-Jürgen Christen Frühe Daten zum therapeutischen Nutzen von Bromid Die erste wissenschaftliche Publikation über den erfolgreichen Einsatz von Kaliumbromid in der Behandlung der Epilepsie folgte 86 durch Samuel Wilks. Bis 90 wurde die antiepileptische Wirksamkeit in insgesamt publizierten Fallserien mit insgesamt 8 Patienten mitgeteilt. Bei einer Behandlungsdauer von 5 Monaten bis 9 Jahren schwankte die Anfallsfreiheit zwischen 0 % und 9 %, im Mittel wurden 5,5 % der Behandelten anfallsfrei, 8,6 % (9 % bis 8 %) erlitten weniger Anfälle und 0 % (5 % bis 5 %) erfuhren keine Besserung, wobei die Daten oft lückenhaft und nicht unseren heu- 6 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

25 Originalien/Übersichten tigen Maßstäben entsprechend berichtet wurden (zusammenfassende Darstellung der historischen Zahlen Tab. 5. In dieser Zeit avancierten Bromsalze zu dem führenden und lange Zeit einzigen antiepileptisch wirksamen Behandlungsprinzip. Da es zu der damaligen Zeit nicht möglich war, die Serumspiegel zu bestimmen, wurde die Dosis häufig erst dann für wirksam befunden, wenn auch Nebenwirkungen auftraten, was zu exzessiv hohen Bromiddosen führte. Vier bis sechs Gramm Bromid pro Tag waren nicht ungewöhnlich, aber auch bis 0 g täglich nicht ungewöhnlich; viele Patienten lebten mit toxischen Dosen in ständiger Vergiftungsgefahr. Als Folge geriet Bromid zunehmend in Verruf und nach der Einführung von Phenobarbital im Jahre 9 weitgehend in Vergessenheit, was leider fälschlicherweise durch die Angst der Überdosierung mit entsprechenden Nebenwirkungen auch heute noch beruht. Publizierte Studien der jüngeren Zeit In Epilepsiezentren blieb Bromid jedoch in Gebrauch. 95 berichteten Livingston und Pearson über ihre Erfahrungen in der Behandlung von 96 Kindern mit symptomatischer Epilepsie und deutlichem neurologischem Restschadenssyndrom, von denen 0 therapieresistent gegenüber herkömmlichen Antiepileptika waren und 9 erstmalig Brom in Form verschiedener Salze einnahmen: Kinder unter 6 Jahren erhielten 600 mg Bromid -mal täglich, ältere Kinder.000 mg -mal täglich. Zudem wurde auf eine salzarme Kost geachtet. Unter dieser Behandlung wurden 6 Kinder ( %) anfallsfrei, bei weiteren 9 Kindern (0 %) verringerte sich die Anfallsfrequenz um mehr als 75 %. Einen vergleichbaren Response zeigten die zuvor therapieresistenten Kinder: 8 (7,5 %) wurden anfallsfrei, bei 9 (8,6 %) nahmen die Anfälle um mehr als 75 % ab. Grand-mal-Anfälle profitierten deutlich besser als andere Anfallsformen. Die Autoren schlussfolgern, dass es sich bei Bromid in den eingesetzten Dosierungen um ein wertvolles und gut verträgliches Antiepileptikum für Epilepsien von Kindern mit schwerer Hirnschädigung handelt (5). Medikament Jahrestherapiekosten* Perampanel.58, Eslicarbazepin.,76 Gabapentin 77,8 Lacosamid.9,77 Lamotrigin 99,8 Levetiracetam 9,6 Oxcarbazepin 589,58 Pregabalin.76,69 Topiramat 80, Valproinsäure 5,8 Zonisamid.8,77 Kaliumbromid 69,00 Tab : Therapiekosten im Vergleich Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Perampanel Nutzenbewertung gemäß 5a SGB V Auftraggeber: Gemeinsamer Bundesausschuss * Die Therapiekosten beziehen sich auf ein durchschnittliches Körpergewicht von 75,6 kg entsprechend der amtlichen Repräsentativstatistik Mikrozensus 009 Abb. : Im Zeitraum von gemeldete Nebenwirkungen durch Kaliumbromid Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 65

26 Originalien/Übersichten Autor Probanden (n) weiblich (%) anfallsfrei (%) Anfallsminderung (%) Unverändert (%) Nachbeobachtungszeit Locock, 857 oder < Monaten Wilks, < 0 Monaten M Donnel, unbekannt Williams, Wochen Radcliffe, oder 6 00 oder unbekannt Clouston, Wochen Echeverria 6? - - unbekannt Hammond, 87 86?, 5 5 unbekannt Voisin, 87 96? 65 6, 9 Jahre Otto, 875 oder Jahre Bennett, 88 00? 8 5 unbekannt Turner, 90 7? Jahre Tab. 5: Effekt von Kaliumbromid auf epileptische Anfälle (erste Mitteilungen ), modifiziert nach (9) Boenigk et al. (985) fragten sich 985, ob Bromide heute als antiepileptische Substanzen noch nützlich sind und publizierten die Behandlungsergebnisse von Kindern, Jugendlichen und einzelnen jungen Erwachsenen (5, Jahre bis Jahre) mit Grand-mal-Epilepsie (n= ), Grand-mal-Epilepsien kombiniert tonischen, psychomotorischen Anfällen und Absencen (n=7) und myoklonisch-astatischen Anfällen (n=, Lennox-Gastaut- Syndrom) mit Therapieresistenz unter den damals verfügbaren Antiepileptika. Kaliumbromid wurde add-on gegeben, in einem Fall als Monotherapie. Bei Serumkonzentrationen von 0,5,9 mg/ml (photometrische Bestimmung) wurden % der Behandelten anfallsfrei und 5 % erfuhren eine wesentliche Besserung im Sinne einer mindestens 50%igen Reduktion der Anfallsfrequenz. Auch in dieser Studie zeigte sich ein besseres Ansprechen der Grand-mal-Epilepsien auf Bromid als gemischte Epilepsieformen. Eine Verschlechterung der Anfallssituation erfuhren 5 Patienten, vornehmlich trat eine Aktivierung von epileptischen Myoklonien auf. Serumspiegel über,5 mg/ml führten zu Vigilanzminderung bei 5 Patienten, eine Akne-Zunahme (Brom akne?) wurde bei Patienten beobachtet. Interaktionen mit anderen Antiepileptika ergaben sich nicht. Auch Boenigk et al. schlussfolgerten, dass Kaliumbromid die Grand-mal- Epilepsie im Kindes- und Jugendalter in der Add-on-Gabe positiv beeinflusst (). Ernst et al. (988) werteten retrospektiv die Daten von 6 Kindern im Alter von Jahr bis Jahren mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie bei Therapieresistenz für Phenobarbital, Primidon und Valproat unter add-on Kaliumbromid aus: 9 Kinder litten an generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (GTCS) (Gruppe ) und Kinder mit zusätzlichen myoklonischen und myoklonisch-astatischen Anfällen sowie Absencen (Gruppe ). Bei Kindern traten die GTCS-Anfälle aus dem Schlaf heraus auf (Gruppe ) und weitere Kinder litten an komplex-partialen Anfällen mit sekundärer Generalisierung (Gruppe ) (0). Nur in Gruppe mit GTCS wurden % der Kinder anfallsfrei, % reduzierten die Anfälle um 75 %, und 6 % der Kinder um %. In der Gruppe wurde kein Kind anfallsfrei, % bzw. 6 % profitierten mit einer Anfallsreduktion um 75 % bzw. 50 %. Gruppe und profitierte nicht von Brom add-on zur Basistherapie. In Übereinstimmung mit dem Bericht von Boenigk et al. (985) blieb das EEG unbeeinflusst. Nebenwirkungen der Gabe von Kaliumbromid zeigten sich bei Patienten in Form von Akne (n=), Ataxie und Vigilanzverminderung (n=5) sowie Appetitverlust und Gewichtsabnahme (n=), die bei Dosisreduktion komplett reversibel waren. Möglicherweise litten die Kinder in Gruppe unter einem Dravet- Syndrom, insbesondere die, die anfallsfrei wurden (0). Woody (990) berichtet über den Einsatz von Brom add-on in einer mittleren Dosis von mg/kg KG/Tag ( 50 mg/kg KG) bei Kindern im Alter von Jahren bis 7 Jahren mit therapieresistenter Epilepsie unterschiedlicher Dauer; folgende Epilepsie-Syndrome wurden behandelt: fotosensitive Epilepsie (n=), Landau- Kleffner-Syndrom (n=), LGS (n=) und symptomatische Epilepsien (n=6). / wurden anfallsfrei (fotosensitive Epilepsie und ein Kind mit symptomatischer Epilepsie; / Kindern (LGS n=, symptomatische Epilepsie n=) reduzierten ihre Anfälle bis zu 95 %, 5/ Kindern zeigten keinen Benefit von Brom. Brom wurde gut vertragen, / Kindern hatten dosisabhängig Nebenwirkungen mit Dysarthrie und Anorexie, diese Symptome sistierten nach Dosisreduktion (). Steinhoff und Kruse (99) bewerteten Brom bei 60 Kindern und Jugendlichen mit pharmakoresistenter Grandmal-Epilepsie, 5 in Monotherapie, 55 add-on zur Basistherapie, verglichen mit einer gleich großen Kontrollgruppe. 7 % wurden anfallsfrei, % reduzierten die GTCS um mehr als 50 %, % respondierten nicht. Die Bromdosis betrug im Mittel 8. mg/kg KG (6 70 mg/kg KG). Es bestand eine weiche Korrelation zwischen der Höhe des Serumspiegels und der Responderrate. In /60 Patienten musste Brom abgesetzt werden: Bromoderma (n=), Zunahme der Anfälle (n=) und Neurotoxizität (n=8), wobei diese Nebenwirkung mehr unter den Non-Respodern auftrat als unter den Respondern 66 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

27 und bei höheren Bromdosen (>00 mg/kg KG). Im Vergleich zur Kontrollgruppe unter Phenobarbital bzw. Phenytoin war der Therapieeffekt leicht besser, ohne statistisch signifikantes Niveau (7). Korinthenberg et al. (007) werteten retrospektiv den Kaliumbromideinsatz bei Patienten im Alter von 0 Jahren mit pharmakoresistenter Grand-mal- Epilepsie (GTCS) unterschiedlicher Genese aus. Der Einsatz von Kaliumbromid erfolgte add-on zu unterschiedlicher Basistherapie, / Patienten wechselten zu einer Brommonotherapie. Die Bromdosis betrug am Ende der Aufdosierung im Mittel 75 mg/kg KG ( 0 mg/kg). 9 % der Patienten unter Brom addon wurden anfallsfrei, % reduzierten die GTCS >50 %, 8 % blieben unverändert, während 7 % eine Anfallszunahme um >5 % zeigten. Die Autoren konnten keine Korrelation zwischen der Bromserumkonzentration und der Effektivität nachweisen; der Nachweis epilepsietypischer Potentiale im EEG ging bei % der Patienten zurück. Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Somnolenz nahmen mit Dauer der Therapie zu (von 5 % auf 8 %), ebenso wie Bromakne, periorale Dermatitis und geschwollene Augenlider ( % auf,7 %) ohne sichere Korrelation zur Höhe der Brom-Serumkonzentration (). Stephani et al. (00) berichten über eine retrospektive Einschätzung der Effektivität von Kaliumbromid bei 9 Kindern mit frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie durch Ärzte und Eltern. Die mittlere Bromiddosis betrug 66, ± 6,5 mg/ kg KG mit einer mittleren Serumkonzentrationen von.6, ± 5, mg/l. 9 Kinder erhielten Bromid in Monotherapie, 8 Kinder Kaliumbromid add-on zu einer breiten Palette von Antiepileptika. Das Alter der Patienten lag bei Beginn der Anwendungsbeobachtung bei 8, Jahren (,5, Jahre). 75 % der Ärzte und Eltern beurteilten den Effekt von Kaliumbromid als gut bis sehr gut, mit einer Adhärenz von bis zu 90 %, was die gute Tolerabilität unterstreicht. Im Urteil der Ärzte hatte sich die Lebensqualität nach Initiierung der Bromidtherapie bei 76,5 % der Kinder gebessert, bei, % war sie konstant geblieben. Die korrespondierenden Urteile der Eltern lauten 68,7 % (Besserung) bzw. 8,9 % (Konstanz). 6/89 Kinder wurden anfallsfrei ( %). An Nebenwirkungen wurden in einem prospektiven Teil der Anwendungsbeobachtung berichtet: Ataxie n= (, %), Müdigkeit: n= (8,6 %), Verlangsamung/Apathie: n= (7, %), gastrointestinale Symptome: n= (, %), Gewichtsverlust/ Inappetenz: n= (, %) (8). Zusammengefasst sehen seit Beginn der Bromtherapie 857 alle Autoren einen hohen Nutzen für die Behandlung der Grand-mal-Epilepsie auch im Kindesalter. Nach Vermeidung der initialen hohen Bromdosen sind unter den aktuellen Therapieregimen mit 0 60 mg Brom/kg KG die Nebenwirkungen drastisch rückläufig und Brom ist zu einem gut verträglichen Antiepileptikum geworden. Indikation Dravet-Syndrom Das Dravet-Syndrom (frühkindliche Grand-mal-Epilepsie) ist eine seltene und schwerwiegende Epilepsieform mit einer Inzidenz zwischen :0.000 und :0.000, die in der Regel im ersten Lebensjahr beginnt. Die Entität umfasst die schwere myoklonische Epilepsie des frühen Kindesalters (Severe Myoclonic Epilepsy in Infancy [SMEI]) und seine Borderline-Variante (Severe Myoclonic Epilepsy-Borderline [SMEB]). Bei Krankheitsbeginn treten prolongierte fiebergebundene Anfälle auf kombiniert mit Staten in der Kleinkindzeit. Es folgen afebrile Grand-mal-Anfälle und erratische Myoklonien. Das Dravet- Syndrom ist weiter gekennzeichnet durch seine Therapieresistenz und ist verbunden mit einer Retardierung der körperlichen und geistigen Entwicklung. Heterozygote Mutationen des SCNA-Gens, welches die Alpha-Untereinheit eines neuronalen Natriumkanals kodiert, und mikrochromosomale Deletionen in der Region, die das SCNA-Gen beinhaltet, sind die häufigste genetische Ursache des Dravet- Syndroms (). Der Arbeitsgruppe um Doose (998) ist es zu verdanken, in Deutschland das Bewusstsein für eine Bromtherapie beim beim Dravet Syndrom zu schärfen: entsprechend den Daten seiner umfassenden retrospektiven Analyse von 0 Kindern mit pharmakoresistenter frühkindlicher fiebergebundener Grand-mal-Epilepsie wurden nur % der Patienten trotz intensiver und kombinierter antiepileptischer Therapie anfallsfrei. Valproat und Barbiturate erwiesen sich dabei nur als ungenügend oder nicht wirksam. Einzig Kaliumbromid zeigte sich als die Substanz, die in der Lage war, eine ausreichende Besserung herbeizuführen (7, 0). Oguni et al. (99) untersuchten den Effekt von Brom als Add-on-Therapie bei Kindern mit Severe Myoclonic Epilepsy (SME, Dravet-Syndrom) und Kindern mit der Borderlinevariante dieses Epilepsie-Syndromes. Die Kinder waren zwischen 8 und 8 Monate alt; nach drei Monaten zeigten 6 % eine >75 % Reduktion ihrer GTCS und % eine Reduktion um %. Allerdings ließ der initiale gute Originalien/Übersichten Therapieerfolg nach Monaten nach, jetzt konnten nur noch 7 % den initialen Erfolg von >75 % halten und 9 % hielten eine Anfallsreduktion von %. Myoklonische und fokale Anfälle respondierten nur ausnahmsweise. Die Bromdosis betrug im Mittel 58 mg/kg KG (0 00 mg/kg). Nebenwirkungen traten bei / Kindern auf in Form von Müdigkeit, Appetitverlust, Hautveränderungen (). Tanabe et al. (008) analysierten retrospektiv 99 Kinder im Alter von 7 Monaten mit einem Dravet-Syndrom und therapieresistem Verlauf. Hauptziel der Arbeit war die Frage nach dem Management des Status epilepticus beim Dravet-Syndrom. Nebenbefundlich konnte gezeigt werden, dass Brom die am besten wirksame Substanz zur Kontrolle der epileptischen Anfälle überhaupt war. Bei einer Kaliumbromiddosis von im Mittel 59,6 mg/kg KG (0 00 mg/kg) in Kombination mit anderen Antiepileptika respondierten,7 % der Kinder exzellent,,7 % moderat und 6,7 % hatten keinen Effekt. Verglichen mit Valproat und Zonisamid, die am häufigsten angewandten Antiepileptika, war Kaliumbromid im Effekt beiden Substanzen signifikant überlegen (). Lotte et al. (0) kommen zu ähnlichen Ergebnissen in einer retrospektiven Studie zur Frage des Stellenwertes von Brom in der Behandlung des Dravet-Syndroms. Patienten im Alter von Jahren mit einer SCNA-Mutation erhielten Brom in einer Add on-therapie zu unterschiedlichen Antiepileptika zur Behandlung ihrer Epilepsie in einer mittleren Dosis 6, mg/ kg KG (0 06 mg/kg) über 59 (im Mittel 7) Monate. Nach Monaten waren % anfallsfrei, 6 % respondierten mit einer Reduktion der Anfälle >75 %, 9 % >50 % und 6 % <50 %; dieser initiale Therapieeffekt ließ nach Monaten auf % vs. 5 % vs. 9 % vs. 6 % nach (7). Vergleichbare Ergebnisse mit Wirkverlust nach Monaten berichten auch Oguni et al. (6). Aras et al. (05) präsentieren die Therapiedaten von 7 Dravet Patienten aus 5 europäischen Ländern, erhoben über eine Befragung der Eltern; die Kindern waren überwiegend zwischen und 8 Jahren alt. Zu den am häufigsten eingesetzten Antiepileptika zählten Valproat, Clobazam und Stiripentol in Kombination bei % der Patienten. % erhielten Brom, in der Gruppe mit häufigen GTCS 8 %. Daten zur Effektivität wurden leider in dieser Elternbefragung nicht mitgeteilt (). Aktuell wurde von Shi et al. (06) in einer retrospektiven Analyse an einem Kollektiv von 76 Kindern mit einem Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 67

28 Originalien/Übersichten Dravet-Syndrom die Wirksamkeit der antiepileptischen Therapie untersucht, stratifiziert nach genetisch positivem Befund (60 Kinder (58 %) mit einer SC- NA-Mutation). SCNA-positive Kinder wurden im Mittel mit,0 ±,0 Antiepileptika, SCNA-negative Kinder im Mittel mit,6 ±,8 Antiepileptika behandelt. Valproat war das am häufigsten verwendete Antiepileptikum (bei 79 Patienten) und führte zu Responderraten von 5, % bzw., % bei SCNA-positiven bzw. SC- NA negativen Kindern. Für Bromid, das bei 70 Kindern in einer Tagesdosis von 0 70 mg/kg KG eingesetzt wurde, lagen die Responderraten bei 7, % (SCNApositiv) bzw. 9, % (SCNA-negativ). In beiden Gruppen wurde Brom immer add on zu Antiepileptika eindosiert, am häufigsten zusammen mit Valproat. Während die Responderraten für Clonazepam, Clobazam, Phenobarbital und Zonisamid zwischen 0 50 % lagen, hatte Carbamazepin entweder keinen oder einen verstärkenden Effekt auf die Anfallssituation bei Patienten mit SCNA-Mutation. Bromid war das wirksamste Antiepileptikum, das darüber hinaus bei einer mittleren Behandlungsdauer von 9,5 Monaten eine gute Verträglichkeit zeigte. Nur zwei Patienten brachen die Behandlung wegen ausgeprägten Appetitverlustes ab (6). Aktuelle eigene Daten Kürzlich haben wir die Daten von 7 Kindern mit unterschiedlichen Epilepsiesyndromen, die mit Kaliumbromid behandelt wurden, hinsichtlich seines Nutzen und seiner Risiken untersucht. 5 dieser Kinder mit generalisierten tonischklonischen und schwer klassifizierbaren Anfällen erhielten Kaliumbromid als addon zu Valproat, Phenobarbital, Topiramat oder Levetiracetam in einer Dosis von mg/kg KG in zwei Einzelgaben täglich. 0 Kinder wurden anfallsfrei, bei 5 Kindern zeigte sich kein überzeugender Effekt. Als unerwünschte Wirkungen traten Müdigkeit und bei jeweils einem Kind Bromakne und Bromhusten auf, die nach Beendigung der Bromtherapie sofort sistierten. Bei Kindern mit Dravet-Syndrom wurde Kaliumbromid ebenfalls als add-on zu Valproat, Clobazam, Stiripentol, Levetiracetam oder Ethosuximid verabreicht. Unter dieser Therapie traten bei 7 Kindern keine großen Anfälle mehr auf, bei Kindern zeigte sich ein mäßiger Effekt und bei den verbleibenden Kindern blieb auch Kaliumbromid ohne überzeugende Wirksamkeit. Bemerkenswert war ferner der fehlende Effekt auf Myoklonien. Nebenwirkungen traten bei Kindern mit Dravet-Syndrom in den verwendeten Tagesdosen von 0 65 mg/kg KG verteilt auf Einzelgaben nicht auf. In einer Befragung der Eltern des Dravet-Syndrom e. V. Deutschland zum Einsatz von Brom zur Behandlung der Epilepsie ihrer betroffenen Kinder haben von 77 Eltern 0 geantwortet. Kinder erhielten kein Brom. Kinder waren anfallsfrei unter VPA und LEV; Kinder wurden unter KBR als Mittel der. Wahl anfallsfrei in Monotherapie sofort anfallsfrei bei einer Dosis 75 bzw. 85 mg/kg KG Brom ohne Nebenwirkungen. Der Effekt ist anhaltend und nicht nachlassend. 5 Kinder erhalten KBR add-on in einer Dosis von 7 9 mg/kg KG, von denen bei Kindern kein Effekt erzielt wurde, Kinder nicht anfallsfrei wurden und Kinder anfallsfrei wurden und zwar nicht nur bezogen auf die GTCS. An Nebenwirkungen beobachteten die Eltern überwiegend Müdigkeit, Hautveränderungen traten nicht auf. Indikation Malignant Migrating Partial Seizures in Infancy In kasuistischen Mitteilungen wird seit 000 über den z. T. herausragenden positiven Effekt von Brom in der Behandlung der Malignant migrating partial seizures in infancy (MMPSI) berichtet. Okuda et al. (000) konnten bei Säuglingen im Alter von und Monaten durch Einsatz von 80 mg Brom/kg KG die Anfälle komplett bzw. zu 95 % supprimieren, nachdem zuvor die gängigen Antiepileptika erfolglos waren (). Djuric et al. (0) berichten über zwei Säuglinge mit MMPSI, die durch die Kombinationstherapie Brom (80 mg/kg KG), Levetirazetam (60 mg/ kg KG) und Stiripentol (00 mg/kg KG) und beim zweiten Kind noch zusätzlich Clobazam zwar keine Anfallsfreiheit erzielen, wohl aber eine deutliche Anfallsreduktion herbeiführen konnten, wenngleich die Entwicklung der Kinder sich nicht verbesserte, was dem zugrunde liegenden Syndrom geschuldet ist (8). Fasulo et al. (0) erzielten bei einem 6 Monaten alten Säugling mit MMPSI annähernde Anfallsfreiheit durch Eindosierung von Brom, nachdem zuvor Levetirazetam die Anfälle signifikant aktiviert hatten (). Auch Ünver et al. (0) erzielten Anfallsfreiheit mit 80 mg Brom/kg KG in Monotherapie bei einem Monate alten Säugling (). Caraballo et al. (0) erzielten Anfallsfreiheit bei einem von sechs Kindern unterschiedlichen Alters mit MMPSI und bei fünf Kindern eine deutliche Anfallsreduktion durch Brom add on in einer mittleren Dosis von 65 mg/kg KG (0 80 mg/kg) zu einer unterschiedlichen Basismedikation, die aber in keinem Fall Stiripentol enthielt (6). Fazit Kaliumbromid ist das älteste heute noch verwendete Antiepileptikum, welches nicht vergessen werden darf. Es hat aber gerade beim Dravet-Syndrom einen wichtigen Platz in der Behandlung der Grand-mal-Anfälle. Bei korrekter Anwendung sind Nebenwirkungen selten und nicht häufiger und gravierender als bei anderen Antiepiletika. Die mögliche Hauptnebenwirkung einer begleitenden Müdigkeit zu Therapiebeginn muss mit dem Patienten bzw. den Eltern besprochen werden. Sie kann durch langsames Eindosieren oft vermieden werden. Die Bestimmung von Serumspiegeln erleichtert eine Steuerung der Therapie. Bei fehlender Wirksamkeit kann KBr wegen seiner langen HWZ rasch abgesetzt werden. Möglicherweise ist die Kombination Stiripentol und Brom gerade beim Dravet Syndrom ein sinnvoller Therapieansatz, wenn Brom in Monotherapie keinen befriedigenden Therapieerfolg bringt. Kasuistische Mitteilungen weisen zudem darauf hin, dass ein frühzeitiger Therapieversuch mit Brom add-on oder auch in Monotherapie bei Kindern mit therapieresistenter malignant migrating partial epilepsy lohnend sein kann. Literatur. Aras LM, Isla J,Mingorance.Le Meur A (05) The European patient with Dravet syndrome: results from a parent-reported survey on antiepileptic drug use in the European population with Dravet syndrome. Epilepsy & Behavior : Balcar VJ, Erdöl SL, Joo F, Kasa P, Wolff JR (987). Neurochemistry of GABAergic system in cerbral cortex chronically exposed to bromide in vivo. J Neurochem 8: Boenigk H-E, Lorenz J-H, Jürgens U (985). Bromide heute als antiepileptische Substanzen noch nützlich? Nervenarzt 56: Brodie MJ (00). Antiepileptic drug therapy the story so far. Seizure 9: Brodie MJ (0). Road to refractory epilepsy: the Glasgow story. Epilepsia 5, Suppl : Caraballo R, Pasteris MC, Fortini PS, Portuondo E (0). Epilepsy of infancy with migrating focal seizures: six patients treated with bromide. Seizure (0): Doose H, Lunau H, Castiglione E, Waltz S (998). Severe idiopathic generalized epilepsy of infancy with generalized tonic-clonic seizures. Neuropediatrics 9: Djuric M, Kravljanac R, Kovacevic G, Martic J (0). The efficacy of bromides, stiripentol and levetiracetam in two patients with malignant migrating partial seizures in infancy. Epileptic Disord : Eadie MJ (0). Sir Charles Locock and potassium bromide. J R Coll Physicians Edinb : Ernst J-P, Doose H, Baier W (988). Bromides were effective in intractable epilepsy with ge- 68 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

29 Originalien/Übersichten Ich habe ADHS. Und ich habe was dagegen. 8:0 UHR** :00 UHR** 0:00 UHR** Elvanse verbessert die ADHS- Kernsymptomatik signifikant und besitzt eine nachgewiesene Wirkdauer von Stunden nach Einnahme.* Mehr über Elvanse sowie weitere Informationen zu ADHS finden Sie unter: Bitte lesen Sie vor der Verordnung von Elvanse die Fach- und Gebrauchsinformation, insbesondere bezüglich Missbrauch und Abhängigkeit, Untersuchungen vor Behandlungsbeginn und laufender Überwachung, kardiovaskulärer oder psychiatrischer unerwünschter Ereignisse, Tics, langfristiger Unterdrückung des Wachstums (Längenwachstum und Gewicht), Krampfanfällen, Sehstörungen, Ver ordnung und Abgabe sowie Anwendung zusammen mit anderen Sympathomimetika. * Untersucht bei Kindern im Alter von 6 Jahren. ** Bei Einnahme um 7:00 Uhr. Elvanse Fachinformation, Stand Januar 05. GUT DURCH DEN TAG TROTZ ADHS Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Abschnitt.8 der Fachinformation. Elvanse 0 mg / 50 mg / 70 mg Hartkapseln Wirkstoff: Lisdexamfetamindimesilat. Zusammensetzung: Hartkps. enth. 0/50/70 mg Lisdexamfetamindimesilat, entspr. 8,9/,8/0,8 mg Dexamfetamin. Sonstige Bestandteile: Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose Natrium, Magnesiumstearat, Gelatine, Titandioxid, schwarze Drucktinte (Schellack, Eisen(II,III) oxid). Zusätzl. Erythrosin (Elvanse 0/70 mg), Brillantblau (Elvanse 50/70 mg). Anwendungsgebiet: Im Rahmen einer therapeut. Gesamtstrategie zur Behandl. von ADHS bei Kindern ab 6 Jahren, wenn das Ansprechen auf eine zuvor erhaltene Behandlung mit Methylphenidat als klinisch unzureichend angesehen wird. Behandlung durch Spezialisten. Diagnose nach DSM IV o. ICD 0. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit geg. Wirkstoff, sympathomimetische Amine o. sonst. Bestandteile; kürzliche o. laufende Einnahme v. MAO Inhibitoren; Hyperthyreose, Thyreotoxikose; Erregungszustände; symptomat. Herz Kreislauf Erkrankung; fortgeschrittene Arteriosklerose; mittelschwere bis schwere Hypertonie; Glaukom. Nebenwirkungen: Verminderter Appetit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Gewichtsabnahme, Agitiertheit, Angst, Libido vermindert, Tic, Affektlabilität, psychomotorische Hyperaktivität, Zähneknirschen, Aggression, Schwindel, Unruhe, Tremor, Somnolenz, Tachykardie, Palpitationen, Dyspnoe, Durchfall, Obstipation, Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hyperhidrose, Hautausschlag, erektile Dysfunktion, Reizbarkeit, Müdigkeit, Zerfahrenheit, Fieber, Blutdruckanstieg, Überempfindlichkeit, Logorrhoe, Depression, Dysphorie, Euphorie, Dermatillomanie, Manie, Halluzinationen, Dyskinesie, verschwommenes Sehen, Mydriasis, Raynaud Syndrom, Urtikaria, anaphylaktische Reaktion, psychotische Episoden, Krampfanfall, Kardiomyopathie, eosinophile Hepatitis, Angioödem, Stevens Johnson Syndrom. Weitere Angaben: s. Fach u. Gebrauchsinformation. Verschreibungspflichtig, BtM. Shire Pharmaceutical Contracts Ltd., Basingstoke, Vereinigtes Königreich. Stand der Information: Februar 05. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 69

30 Originalien/Übersichten neralized tonic-clonic seizures and onset in early childhood. Brain Dev 0: Fasulo L, Saucedo S, Cáceres L, Solis S, Caraballo R (0). Migrating focal seizures during infancy: a case report and pathologic study. Pediatr Neurol 6: 8.. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Perampanel Nutzenbewertung gemäß 5a SGB V (Dossierbewertung), Jensen JP (006). The rise and fall of borax as an antiepileptic drug. Arch Neurol 6: Korinthenberg R, Burkart P, Woelfle C, Schulte Moenting J, Ernst JP (007). Pharmacology, efficacy, and tolerability of potassium bromide in childhood epilepsy. J Child Neurology : Livingston S, Pearson PH (95). Bromides in the treatment of epilepsy in children. Am J Dis Child 86: Locock C (857). Royal Medical and Chirurgical Society. Lancet May. Anmietung geeigneter Räumlichkeiten Tagungsbüro Teilnehmerverwaltung Hotelbuchungen Industrieausstellung Referentenbetreuung 7. Lotte J, Haberlandt E, Neubauer B, Staudt M, Kluger J (0). Bromide in patients with SC- NA-mutations manifesting as Dravet syndrome. Neuropediatrics : Matsufuji H (000). Bromide-induced pseudohyperchloridemia. Pediatr Neurol :. 9. Meierkord H, Grünig F, Gutschmidt U, Gutierrez R, Pfeiffer M, Draguhn A, Brückner C, Heinemann U (999). Sodium bromide: effects on different patterns of epileptiform activity, extracellular ph changes and GABAergic inhibition. Naunyn-Schmiedeberg s Archieve of Pharmacology 6: Nabatame S, Saito Y, Sakuma H, Komaki H, Nakagawa E, Sugai K, Sasaki M, Uchiyama K, Kosaka M (00). Bromoderma in a patient with migrating partial seizures in infancy. Epilepsy Res 9: Oguni H et al., Bromide therapy for pediatric seizure disorder intractable to other antiepileptic drugs. J Child Neurol. 990; 5: Oguni H, Hayashi K, Oguni M, Mukahira A, Uehara T, Fukuyama Y, Umezu R, Izumi T, Hara M. KONGRESS ORGANISATION Ihr leistungsstarker Partner mit über 0-jähriger Erfahrung Kompetent bei der Durchführung von Kongressen Tagungen Seminaren Symposien (auch via Satellit) im gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland. Lassen Sie sich von uns beraten! Bereitstellung modernster Technik und Kommunikationssysteme Drucksachen, Herstellung und Versand Rahmenprogramm PR unterstützende Aktivitäten (99). Treatment of severee myoclonic epilepsy in infants with bromide and its borderline variants. Epilepsia 5: Ohno Y, Sofue N, Ishihara S, Mashimo T, Sasa M, Serikawa T(00). Scna missense mutation impairs GABAA receptor-mediated synaptic transmission in the rat hippocampus. Biochem Biophys Res Commun.00: 7.. Okuda K, Yasuhara A, Kamei A, Araki A, Kitamura N, Kobayashi Y (000). Successful control with bromide of two patients with malignant migrating partial seizures in infancy. Brain Dev : Potschka H (0). Wirkungsmechanismus von Antiepileptika. ZFE 5: Shi XY, Tomonoh Y, Wang WZ, Ishii A, Higurashi N, Kurahashi H, Kaneko S, Hirose S; Epilepsy Genetic Study Group, Japan (06). Efficacy of antiepileptic drugs for the treatment of Dravet syndrome with different genotypes. Brain Dev 8: Steinhoff B J, Kruse R (99). Bromide treatment of pharmaco-resistant epilepsies: A clinical study. Brain Dev : Stephani U, Boenigk HE, Borousiak P, Burkart P, Ernst JP, Knapp R, Kornmerker E, Kurlemann G, Ramm S (00). Bromidtherapie der frühkindlichen Grandmal-Epilepsie. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis : Suzuki S, Kawakami K, Nakamura F, Nishimura S, Yagi K, Seino M (99). Bromide in the therapeutic concentration, enhances GABA-activated currents in cultured neurons of rat cerebral cortex. Epilepsy Research9: Takayanagi M, Yamamoto K, Nakagawa H, Munakata M, Kato R, Yokoyama H, Haginoya K, Iinuma K (00). Two successful cases of bromide therapy for refractory symptomatic localizationrelated epilepsy. Brain Dev : Tanabe T, Awaya Y, Matsuishi T, Iyoda K, Nagai T, Kurihara M, Yamamoto K, Minagawa K, Maekawa K (008). Management of and prophylaxis against status epilepticus in children with severe myoclonic epilepsy in infancy (SMEI; Dravet-Syndrome) a nation-wide questionnaire survey in Japan. Brain Dev 0 (0): Ünver O, Incerik F, Dündar H, Kömür M, Ünver A, Okuyaz C (0). Potassium bromide for treatment of malignant migrating partial seizures in infancy. Pediatric Neurol 9: WHO, Epilepsy. factsheets/fs999/en/. Woody R C (990). Bromide therapy for pediatric seizure disorder intractable to other antiepileptic drugs. J Child Neurol 5: Korrespondenzadresse Prof. Dr. Gerhard Kurlemann Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Albert-Schweitzer-Campus Gebäude A 89 Münster Hansisches Verlagskontor Kongressgesellschaft mbh Mengstraße 6 55 Lübeck Tel. 0 5/70-05 Fax. 0 5/ kongresse@schmidt-roemhild.com Interessenkonflikt G. Kurlemann und R. Keimer geben an, dass sie für die Firma Dibropharm gegen Honorar 0 ein Symposium veranstaltet haben. S. Ramm und B. Fiedler haben keinen Interessenkonflikt. 70 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

31 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Abstracts der. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie e.v. und. Fortbildungsakademie.-. April 06, Bochum Essen Editorial Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, vom. bis. April 06 findet die. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) und die. Fortbildungsakademie der GNP im "Pott" statt. Dazu laden wir Sie ganz herzlich ein. Erstmalig wird die Jahrestagung von zwei Leitern universitärer neuropädiatrischer Abteilungen des Ruhrgebietes gemeinsam ausgerichtet. Sie findet im "Pott" statt, wobei der wissenschaftliche Teil im RuhrCongress Bochum und der gesellschaftliche Teil auf der Zeche Zollverein in Essen stattfinden wird. Der Ruhr- Congress als Tagungsort bietet eine angenehme Atmosphäre für den kollegialen Austausch, ist zentral gelegen und gut erreichbar. Das Weltkulturerbe Zollverein - ehemals die "schönste Zeche der Welt" - gilt heute als das bekannteste Industriedenkmal und Zentrum der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet. Hauptthemen der Jahrestagung werden die neonatale Neurologie, neuromuskuläre Erkrankungen und neurometabolische Erkrankungen sein. Hier wird unter anderem von der Bedeutung moderner bildgebender Verfahren und innovativer Therapieansätze (von der Enzymersatztherapie über die Gentherapie bis zur Knochenmarktransplantation) die Rede sein. Zudem werden wir uns dem Aspekt der Multisystemerkrankungen bei den neuropädiatrischen Krankheitsbildern sowie dem chronisch kranken Kind in der Neuropädiatrie widmen. Dabei werden die Themen Schmerzbekämpfung, Ernährung komplex kranker Kinder, Quality of Life sowie Transition und auch die Palliativsituation im Vordergrund stehen. Aufgrund der doppelten Präsidentschaft und eines Veranstaltungsortes, der gut erreichbar in einem Ballungszentrum von über 0 Millionen Einwohnern liegt, rechnen wir damit, dass die Jahrestagung "Neuropädiatrie im Pott" viele Teilnehmer anziehen wird. Wir erwarten einen innovativen, interdisziplinären und visionären Kongress! Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Durchlesen der deutschsprachigen Abstracts! Prof. Ulrike Schara Tagungspräsidentin Prof. Thomas Lücke Tagungspräsident Poster P0-Postergruppe Epilepsie P0-0 West-Syndrom, schwere Entwicklungsverzögerung und okulomotorische Apraxie-ein erweitertes Spektrum bei STXBP-epileptischer Encephalopathie O. Maier, N. König, Ch. Künzle, G. Wirth-Barben, C. Courage, K. Hörtnagel, J. Lemke 5 Zentrum für Kinderneurologie, Entwicklung und Rehabilitation (KER-Zentrum), Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, Schweiz Augenarztpraxis, St. Gallen, Schweiz Medizinische Genetik, Universitätsspital Bern, Schweiz CeGat, Tübingen, Deutschland 5 Medizinische Genetik, Universitätskrankenhaus Leipzig, Deutschland Grundlage: Mutationen im STXBP Gen, kodierend für das Syntaxin binding protein, wurden beschrieben bei Ohthahara Synrom oder früher infantiler epileptischer Encephalopathie mit burst suppression Muster und bei anderen frühen epileptischen Encephalopathien wie zum Beispiel dem West-Syndrom. Methode: Wir beschreiben einen Patienten mit de novo STXBP Mutation und dem klinischen Spektrum mit West Syndrom, schwerer Entwicklungsretardierung und okulomotorischer Apraxie. Ergebnisse: Ein Monate alter Junge präsentierte sich in unserer Klinik mit infantilen Spasmen. Das Kind zeigte eine normale kognitive und motorische Entwicklung bis zum Alter von Monaten. Das EEG zeigte ein Hypsarrhythmie Muster im Wachen und im Schlaf. Unter hochdosiertem Vigabatrin stoppten die Anfälle und das EEG verbesserte sich. Das Kind blieb auch nach Beendigung des Vigabatrin im Alter von 6 Monaten anfallsfrei. Ab dem Alter von 0 Monaten entwickelte das Kind eine okulomotorische Apraxie. Die Entwicklungsuntersuchung im Alter von 9 Monaten zeigte einen schweren Entwicklungsrückstand entsprechend einem Entwicklungsalter von 5-6 Monaten. Die genetische Untersuchung (Epilepsie Panel) zeigte eine de novo Mutation im STXBP Gen: c.6g>a; p.e87e (het.). Der jetzt ½ jährige Junge hat eine schwere Entwicklungsverzögerung, eine motorische Koordinationsstörung und eine okulomotorische Apraxie, jedoch keine Anfälle. Schlussfolgerung: Eine okulomotorische Apraxie wurde bis jetzt nicht beschrieben bei Kindern mit STXBP Encephalopathie und ist möglicherweise ein neues klinisches Merkmal bei Patienten mit STXBP Mutationen. P0-0 Neonatal seizures and response to phenobarbitone. A three-years single-center experience D. Tibussek, S. Pfahl, T. Höhn, H. Sabir Department of General Pediatrics, Neonatology and Pediatric Cardiology, Heinrich-Heine University, Duesseldorf, Germany Hintergrund: Neugeborenenkrampfanfälle sind der häufigste neurologische Notfall auf Neugeborenen-Intensivstationen. Lange ist Phenobarbital Mittel der ersten Wahl zur Behandlung gewesen. Zuletzt ist ein deutlicher Trend Richtung Levetriacetam auch zur Primärtherapie erkennabar. Dies ist möglicherweise auf publizierte niedrige Response-Raten auf PBT und Sorge um neuronale Apoptose zu erklären. Wir untersuchten in unserem Zentrum die Therapie von Neugeborenenkrampfanfällen und Ansprechen auf Phenobarbital. Methode: Eine retrospektive Studie von Neugeborenen, die mit klinisch und/ oder elektrophysiologische diagnostizierten Krampfanfällen auf unserer Neugeborenenintensivstation aufgenommen wurden, wurde durchgeführt. Akten der Patienten wurden von einem Neonatologen und einem Neuropädiater gesichtet, um Krampfanfälle zu bestätigen und demographische Daten, Tag und Art der Anfälle, Ätiologie sowie Art, Dosierung, Dauer der Therapie und Therapieansprechen zu dokumentieren. Ergebnisse: Zwanzig Neugeborenen mit Krampfanfällen innerhalb der ersten 7 Lebensstunden wurden identifiziert. Ein breites ätiologisches Spektrum wur- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 7

32 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 de gefunden, bei Neonaten fand sich keine Ätiologie. Mittel der ersten Wahl war Phenobarbital (n=9) oder Levetiracetam (n=). Nach PBT zeigten von 9 Neonaten Anfallsfreiheit (6 %). PBT Medikamentenspiegel lagen bei allen Patienten <50mg/dll. Non-Responder waren Patienten mit schweren Grunderkrankungen (schwerste HIE (n=), schwerste Stoffwechselkrankheit (n=), Epileptische Encephalopathie (n=)), die auch auf weitere Add-on Therapie nicht ansprachen. Ein Patient erhielt nur Levetiracetam. Schlussfolgerung: Das Ansprechen auf Phenobarbital ist generell gut. Nonresponders waren Patienten mit schweren, zugrundeliegenden Erkrankungen, die auch auf Mittel der. oder.wahl nicht ansprachen, dabei auch Levetiracetam. Bis zur besseren Studienlage, die auch Langzeiteffekte von Levetiracetam untersucht, sollte Phenobarbital Mittel der ersten Wahl zur Behandlung von Neugeborenen-Krampfanfällen bleiben. P0-0 Fokale neonatale Anfälle bei Hypocalcämie O. Berthold, M. Nestler, A. von Moers, A. Panzer Epilepsiezentrum / Neuropädiatrie, Hedwig von Rittberg Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, DRK Kliniken Berlin Westend, Deutschland Hintergrund: Ein 7 Tage alter männlicher Säugling wurde wegen Zuckungen der rechten Körperhälfte vorgestellt. Wir sahen klonische Halbseitenanfälle, im Verlauf mit Wechsel der betroffenen Körperhälfte. Voll gestilltes 6. Kind syrischer Einwanderer, in Deutschland übliche Phytomenadion- und Colecalciferol- Prophylaxe. Methoden: Unauffälliges cmr, im EEG leichte globale Funktionsstörung, interiktal links und rechts einzelne Spikes, iktal linksseitige rhythmische Spikes mit klinisch rechtsseitigem Halbseitenanfall. Im Labor vermindertes ionisiertes Serumcalcium, erhöhtes Phosphat und Parathormon, Calcidiol unterhalb der Nachweisgrenze, LP und weitere metabolische Parameter normal. Ergebnisse: Die parenterale Gabe von Calciumgluconat führte zum raschen Sistieren der Anfälle. Nach der Umstellung auf enterale Substitution fiel das ionisierte Serumcalcium kurzzeitig erneut auf 0,9 mmol/l, es trat ein letzter fokaler Anfall auf. Bei der Mutter lag Calcidiol ebenfalls unterhalb der Nachweisgrenze, Phosphat und Parathormon waren erhöht. Wir gehen daher von einer konnatalen Hypocalcämie, bedingt durch mütterlichen Calcidiolmangel aus. Schlussfolgerung: Dieser Fall zeigt besondere Aspekte: fokale Anfälle als Ausdruck eines systemischen Problems wie der Hypocalcämie. Diesen Zusammenhang ließ schon der Seitenwechsel der Symptomatik vermuten, wie auch bei anderen bilateralen epileptischen Syndromen im frühen Säuglingsalter bekannt. Weiterhin stellt die familiäre Konstellation in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Risikofaktor für einen Colecalciferolmangel dar. Menschen dunkler Hautfarbe können in unseren Breiten häufig nicht genug Provitamin D in der Haut umwandeln, darüber hinaus trägt die Mutter unseres Patienten einen Kopfschleier, der die Sonnenexposition weiter reduziert. Daher ist bei entsprechender Anamnese und epileptischen Anfällen unabhängig von der Semiologie im frühen Säuglingsalter auch diese wichtige, gut behandelbare Differenzialdiagnose zu bedenken. P0-0 Hemisphärotomie bei familiär fokaler Epilepsie? Fallbericht einer seit Geburt pharmakorefraktären Epilepsie bei kortikaler Malformation K. Goldhahn, T. Polster, A. von Moers, A. Panzer Epilepsiezentrum / Neuropädiatrie, Hedwig von Rittberg Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, DRK Kliniken Westend, Berlin, Deutschland Epilepsiezentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland Hintergrund: Neuronale Migrationsstörungen können sich im Einzelfall bereits im frühen Säuglingsalter als schwere pharmakoresistente Epilepsien präsentieren. Ursächlich werden auch molekulargenetische Veränderungen wie Mikrodeletionen beschrieben. Insbesondere bei isoliert unilateraler Beteiligung muss eine neurochirurgische Therapie früh in Erwägung gezogen werden. Fallbericht: Wir berichten über einen weiblichen Säugling mit seit Geburt bestehenden hochfrequenten tonischen Anfällen bei bildmorphologisch linksfrontal betonter Malformation cortikaler Entwicklung, teils in Form einer Polymikrogyrie mit Ausdehnung bis nach parietal. Elektroenzephalographisch zeigte sich eine kontinuierliche isoliert linkshemisphärielle Hirnfunktionsstörung. Eingesetzt wurden B6, PB, PHT, LEV, STM, TPM, OXC, VGB, Steroid. Eine Anfallskontrolle wurde damit nicht erreicht; unter VGB und TPM zumindest Reduktion der Anfallsfrequenz. Bei der berufstätigen Mutter besteht seit dem 8. LJ eine Frontallappenepilepsie. Bei ihr und der Patientin Nachweis einer Mikroduplikation 7q, die mit Entwicklungsverzögerung sowie epileptischen Anfällen einhergehen kann. Weiterhin fand sich bei beiden eine bislang nicht beschriebene Veränderung im DEPDC5-Gen (c.7c>t;p.r9x). Mutationen im DEPDC5-Gen lassen sich bei Patienten mit familiär fokalen Epilepsien mit variablen Foci finden. Bei einigen dieser Patienten wurden assoziierte fokale cortikale Dysplasien Typ IIa nachgewiesen. Ergebnisse: Auch in Kenntnis der genetischen Befunde war die möglichst frühe epilepsiechirurgische Therapie bei Pharmakoresistenz und primär betroffener linker Hemisphäre vordringlich; Hemisphärotomie im Alter von 5 Monaten; histologisch: Fokale Cortikale Dysplasie Typ lla. Postoperativ kam es vereinzelt zu tonischen Anfällen und infantilen Spasmen. Wesentliche Entwicklungsfortschritte wurden erstmalig während der mehrmonatigen Rehabilitationsphase registriert. Auch nach schrittweiser Reduktion der AED zeichnet sich derzeit ( Jahr postoperativ) eine Anfallskontrolle bei fortscheitender Entwicklung des Kindes ab. Schussfolgerung: Genetische Befunde, die auf eine familiäre Epilepsie hinweisen, stellen bei eindeutigen Befunden in der MRT-Bildgebung mit kongruenten elektroklinischen Befunden keine Kontraindikation für eine operative Behandlung dar. P0-07 Studiengruppe: Personalisierte Therapie bei seltenen pädiatrischen Epilepsien C. von Stülpnagel-Steinbeis,, C. Betzler, G. Kluger,, PTIRPE - Study Group Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Paracelsus Medizinische Universität Salzburg Hintergrund: Im Säuglings-/ Kindesalter gibt es mehrere hundert seltene Krankheitsbilder ( orphan diseases ) mit epileptischen Anfällen bzw. epileptischen Enzephalopathien für die zunehmend ätiologisch ein genetischer Hintergrund gefunden wird. Aufgrund der Seltenheit dieser Erkrankungen mangelt es in der Literatur an Daten bzgl. ausführlicher Charakteristika der Epilepsien und v.a. zur antikonvulsiven Therapie. Methodik: Daher wurde vor 0 Jahren von klinischen Epileptologen die Personalized Therapy In Rare Pediatric Epilepsies-Study Group (PTIRPE-SG) initiiert. Primäres Ziel war der internationale Erfahrungsaustausch (retrospektiv, anonymisiert) über die Therapie der Epilepsie seltener Erkrankungen. Ergebnisse: Aktuell werden innerhalb von PTIRPE-SG (mehr als 50 Mitglieder aus Ländern) 0 orphan diseases (bedingt durch Einzel-Gen-Mutationen, numerischen oder strukturellen Chromosenanomalien, metabolischen Erkrankungen oder ätiologisch noch unklaren Syndromen) mit epileptischen Anfällen untersucht. Neben der Frage nach einer gezielten antikonvulsiven Therapie interessieren sich die einzelnen Gruppen in zahlreichen Kooperationen mit anderen Forschungsgruppen und Selbsthilfeorganisationen für verschiedene klinische und wissenschaftliche Fragestellungen. Beispielsweise wurden Kollektive mit großenfallzahlen zu CDKL5-, PCDH9-, SYNGAP-, SCNA-FOXG-Mutationen und Nikolaides-Baraitser-Syndrom zusammengetragen. Zurzeit werden u.a. personalisierte Therapieansätze mit Quinidin bei KCNT-Mutationen, Memantine bei GRINA/D-Mutationen und -Aminopyridin bei KCNA-Mutationen untersucht. Diskussion: PTIRPE-SG ermöglicht den raschen, internationalen Erfahrungsaustausch hinsichtlich Therapieerfahrungen bei seltenen Erkrankungen mit oft refraktären Epilepsien. In Kooperation mit anderen Gruppen können gezielte Therapieansätze etabliert oder verworfen werden. P0-08 Duplikation im KCNQ-Gen mit benignem Verlauf einer früh beginnenden infantilen Epilepsie Ch. Thiels,, S. Hoffjan,, C. Köhler,, T. Lücke, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum Institut für Humangenetik der Ruhr-Universität Bochum, CeSER: Centrum für seltene Erkrankungen Ruhr, Ruhr-Universität Bochum Methode/Hintergrund: Mutationen im KCNQ-Gen können in einem autosomal-dominanten Erbgang zu benignen neonatalen Anfällen führen oder eine frühkindliche epileptische Enzephalopathie verursachen. Wir beschreiben einen weiblichen Säugling, dessen Epilepsie im. LM mit Serien fokaler Anfälle mit Bewusstseinseinschränkung begann. Eine Duplikation der Exons 9 7 im KCNQ- Gen konnte nachgewiesen werden. Kasusistik:./ Kinder, deutscher, nicht-konsanguiner Eltern mit leerer Familienanamnese bzgl. Krampfanfällen bzw. Epilepsie. Schwangerschaft unauffällig, Geburt 7+0 SSW., unauffällige Neonatalperiode. Im. LM Beginn einer Epilepsie mit fokalen Anfällen mit Bewusstseinseinschränkung mit mehreren Anfällen pro Woche. Cranielle MRT unauffällig. Umfangreiche Stoffwechseldiagnostik und TORCH-Serologie ohne wegweisenden Befund. In der Epilepsie-Panel-Diagnostik (CeGaT Epi 0) gelang der Nachweis einer Duplikation der Exons 9 7 im KCNQ-Gen in Heterozygotie mit möglicher Pathogenität. Unter Levetirazetam 7 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

33 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 mind. 0mg/KG/tgl., mit einem Spiegel von ca 0μg/ml, bestand eingeschränkte Anfallsfreiheit, d.h. Anfallsrezidive bis zum 7. LM bei Fieber, im weiteren Verlauf auch unter ausschleichender Levetirazetam-Therapie keine weiteren Anfälle, auch im Rahmen von Infekten. Die psychomotorische Entwicklung ist weitestgehend normal; zwischenzeitlich hatte die Patientin aufgrund muskulärer Hypotonie Physiotherapie, die Meilensteine der Entwicklung sind altersgemäß erreicht. Schlussfolgerung: Die klinische Einordnung von bislang unbeschriebenen Variationen aus einer Panel-Diagnostik stellt sich initial, auch unter Berücksichtigung der in der Datenbank erfassten Befunde, oft schwierig dar. Bislang ist eine Duplikation im KCNQ-Gen einmalig bei Vorliegen einer benignen neonatalen Epilepsie beschrieben; diese umfasst die Exons -. Der Verlauf unserer Patientin mit einer Duplikation an anderer Stelle im KCNQ-Gen lässt die Vermutung auf einen ebenfalls benignen infantilen Verlaufstyp zu. P0-09 Kognitive Entwicklung von Kindern mit rolandiformen EEG-Mustern Erste Ergebnisse einer prospektiven Follow-up-Studie H. Neumann, F. Helmke, Ch. Thiels, C. Köhler, L. Selzer, M. Daseking, F. Petermann, T. Lücke Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Neuropädiatrie, Deutschland Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen, Deutschland Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Marl-Sinsen, Deutschland Zielsetzung: Bei Kindern mit rolandiformen EEG-Auffälligkeiten bestehen, bei i.d.r. normaler Intelligenzentwicklung, überproportional häufig Teilleistungsstörungen. Bisher wurden hauptsächlich retrospektive Studien zur kognitiven Entwicklung durchgeführt, v.a. mit schulpflichtigen Kindern. Begonnen wurde 0 eine prospektive Follow-up Studie mit Kindern ab dem 5. Lebensjahr. Methodik: T: Kurz nach Diagnosestellung wurden bisher 0 Patienten (6 Jungen, Mädchen, Alter: Jahre; 7 Monate - 0 Jahre; 5 Monate) bzgl. ihrer Intelligenzleistungen und weiterer kognitiver Teilleistungen untersucht. T: 9- Monate nach T wurden inzwischen 9 Patienten, die nach T unterschiedliche Therapien erhielten, nachuntersucht. Ergebnisse: Teilauswertung der laufenden Studie: T: Intelligenz: WISC-IV (Kinder > 6 Jahre; n= 6) (Mittelwert/ SD): Gesamt-IQ: 89,9 (,0); Index-Werte: Sprachverständnis: 88,8 (0,); Wahrnehmungsgebundes Logisches Denken: 9, (,7); Arbeitsgedächtnis: 87,6 (5,9); Verarbeitungsgeschwindigkeit: 98,7 (,). WPPSI-III (Kinder < 6 Jahre; n = ) (IQ): Gesamtergebnis: 90,5 (7,0); Verbalteil: 9,5 (,9); Handlungsteil: 9, (5,). Visuelle Wahrnehmung: FEW--/-JE (n=0) (Quotienten): Globale visuelle Wahrnehmung: 90,5 (,); Motorik reduzierte Wahrnehmung: 90,7 (5,6); Visuomotorische Integration: 9,7 (0,). Sprache: SETK -5/SET 5-0: Unterdurchschnittliche Leistungen (< Prozentrang 0) von der 0 Patienten. Aufmerksamkeit: TAP-/BASIC-Preschool-Untertests: Unterdurchschnittliche Leistungen aller Patienten in den durchgeführten Untertests (TAP: < Prozentrang 5/BASIC-Preschool: > Cut-off-Wert). T: Bei den 9 nachuntersuchten Kindern fanden sich im Vergleich zu T keine wesentlichen Befundänderungen. Schlussfolgerungen: Die untersuchten Patienten zeigen Teilleistungsstörungen bzgl. Aufmerksamkeit und Sprache sowie Intelligenztestleistungen im unteren Normbereich (mit besonderer Variabiliät der sprachlich-intellektuellen Leistungen von Kindern < 6 Jahren). 9- Monate nach Erstuntersuchung sind bei den untersuchten Patienten bisher keine Änderungen des kognitiven Leistungsprofils festzustellen. Schlüsselwörter: Rolandiforme EEG-Muster, Benigne Epilepsie des Kindesalters mit zentrotemporalen Spitzen, Rolando-Epilepsie, Kognitive Entwicklung, Kognitive Defizite, Teilleistungsstörungen P0-0 Jahre alter Junge mit West-Syndrom und neuer Mutation im STXBP-Gen ACR Barth, M. Koch, U. Noßwitz, N. Bechtel, L. Wiethoff-Ubrig, K. Rostásy Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln Wir berichten über einen vier-jährigen Jungen, der nach unauffälliger Schwangerschaft (Geburt in der. SSW, Geburtsgewicht 590 g, Vakuumextraktion) im Alter von Monaten Krampfanfälle entwickelte. Initial vereinzeltes Auftreten von Blickdeviationen nach oben rechts, Mundspitzen und intermittierendem Schulterzucken, im Verlauf deutliche Häufigkeitszunahme und Auftreten in Serien. Ab dem 8. Lebensmonat Ausbildung eines West-Syndroms mit typischer Klinik und EEG- Befund. Im Verlauf mehrfache Durchführung von Steroidpuls-Therapien sowie Gabe von Phenobarbital, Levetiracetam, Sultiam, Clobazam, Vigabatrin, Zonisamid, Valproat und Lamotrigin in unterschiedlichen Kombinationen mit jeweils zunächst insuffizienter Wirkung. Unter der Kombination von Vigabatrin, Topiramat und Valproat wurde Anfang 05 eine Anfallsfreiheit erreicht. Neben der epileptischen Enzephalopathie besteht eine zerebrale Bewegungsstörung mit Muskelhypotonie und ein Makrozephalus. In der Epilepsie-Panel-Diagnostik gelang der Nachweis einer bislang unbekannten heterozygten Mutation im STXBP-Gen (c.580g>a; p.glu9*), die höchstwahrscheinlich pathogen und damit ursächlich für die epileptische Enzephalopathie ist. Die Mutation bewirkt die Ausbildung eines vorzeitigen Stopp-Codons mit dem Resultat eines trunktierten Proteins oder eines nonsense mediated mrna-decay. Eine molekulargenetische Diagnostik der Eltern steht noch aus, in der Regel handelt es sich bei STXBP-Gen-Mutationen jedoch um dominante de-novo Mutationen. Erfreulicherweise ist der Patient seit 0/05 unter einer antikonvulsiven Zweifach-Medikation (Topiramat und Vigabatrin) anfallsfrei. Er macht seither zufriedenstellende motorische und kleine allgemeine Fortschritte, an den Händen gehalten ist er stehbereit, er schaut, keine aktive Sprache. Kinder mit einer epileptischen Enzephalopathie aufgrund einer STXBP-Mutation präsentieren sich in der Regel mit einem Otahara-Syndrom mit burst-suppression-muster. Auf Basis dieses Falls sollte auch bei Kindern mit einem West-Syndrom an diese Diagnose gedacht werden. P0- Anfälle nach Hemisphärektomie: Die Rolle der Insel T. Polster, T. Kalbhenn, C. Korenke, T. Cloppenborg, A. Herting, F. G. Woermann Kinderepileptologie, Krankenhaus Mara, Epilepsiezentrum Bethel, Bielefeld, Deutschland Klinik für Neurochirurgie, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Deutschland Klinik für Neuropädiatrie, Klinikum Oldenburg, Deutschland Gesellschaft für Epilepsieforschung, Krankenhaus Mara, Bielefeld, Deutschland Hintergrund: Die funktionelle Diskonnektion einer Hemisphäre gehört zu den wichtigsten epilepsiechirugischen Behandlungsoptionen therapierefraktärer struktureller Epilepsien im Kindesalter. Postoperative Anfälle, insbesondere, wenn sich elektroklinische Befunde geändert haben, werfen die Frage auf, ob die Hypothese einer unihemisphäralen, epileptogenen Zone nicht richtig war, oder ob die Diskonnektion aller relevanten Strukturen gelungen ist. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang insbesondere die Bedeutung des insulären Cortex. Methode: Kasuistik einer -jährigen Patientin mit struktureller Epilepsie der rechten Hemisphäre bei Nachweis einer focalen cortikalen Dysplasie Typ lla mit Literaturübersicht. Ergebnisse: Bei der Patientin bestand eine Epilepsie mit fokalen, überwiegend tonischen Anfällen seit dem ersten Lebenstag. Im MRT fanden sich Hinweise auf eine Malformation cortikaler Entwicklung rechts frontal. Eine Frontallappenresektion rechts erbrachte keine stabile Anfallsfreiheit. Im Verlauf überwiegend tonische Anfälle linke Seite, teils als status epilepticus, und seltenere atonische Sturzanfälle. Nach einer funktionellen Hemisphärektomie persistierten ausschließlich atone Sturzanfälle mit einem ictalen Muster in Form zentraler SWK mit Maximum links centro-parietal. Eine Resektion von insulärem Restgewebe rechts auf dem Basalganglienblock von weniger als xcm Ausdehnung führte zu kompletter Anfallsfreiheit; aktuelle Nachbeobachtungsdauer 8 Monate. Schlussfolgerung: Auch sehr umschriebene Anteile von insulärem Cortex sind über den Stammganglienblock mit der contralateralen Hemisphäre verbunden und können Ursache von persistierenden Anfällen nach hemisphäralen Operationen sein. Im voroperierten Gehirn ist der Rückschluss auf die Anfallsursprungszone auf Basis elektroklinischer Befunde erschwert, so dass die anatomische Beurteilung der Vollständigkeit der Diskonnektion das entscheidende Kriterium für eine Nachresektion darstellt. P0- Epilepsie und ihre Behandlung bei Nicolaides-Baraitser und Coffin-Siris Syndrom B. Hofmeister,5, S. Berweck,6, C. Betzler 5,6, H. J. Christen, S. Grunt 9, E. Haberlandt, B. Haeckl 6, T. Herberhold 6, K. Jansen 8, G. Kluger 5,6, S. Moiseeva 6, S. Schilling, C. von Stülpnagel-Steinbeis 5,6, P. Weber 7 Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, Deutschland Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Österreich 5 Schön Klinik Vogtareuth, Deutschland 6 Universitäts-Kinderspital beider Basel, Schweiz 7 Universitätsspital Bern, Schweiz 8 Landeskrankenhaus Innsbruck Universitätskliniken, Österreich 9 Universitätsklinikum Leuven, Belgien Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 7

34 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Hintergrund:Nicolaides-Baraitser Syndrom (NCBRS) und Coffin-Siris Syndrom (CSS) sind seltene, mit Intelligenzminderung und kongenitalen Malformationen (v.a. von Gesicht und Extremitäten) einhergehende Erkrankungen, die viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Sie werden durch Genmutationen im mammalian SWItch/ Sucrose Non-Fermentable (mswi/snf) -Komplex verursacht. Häufig treten Epilepsien auf, deren Charakteristik und Therapie bisher nur wenig beschrieben wurden. Methode: Retrospektive Fallsammlung von Patienten mit NCBRS und CSS im Rahmen der Personalized Therapy In Rare Pediatric Epilepsies Study Group (PTIRPE-SG) sowie über eine internationalen Selbsthilfe-Gruppe zur Frage Phänotyp, MRT und Therapie der Epilepsie. Ergebnisse: N= ( =9, =; NCBRS=, CSS=), Alter: - Jahre (Mittelwert: Jahre). Humangenetisch bestätigt: NCBRS /, CSS /. Epileptische Anfälle bestehen bei allen Patienten: in Fällen generalisiert, in einem fokal. Alter bei erstem Anfall: 9- Monate (Mittel: 7). MRT auffällig bei drei Patienten: NCBRS (n=, unspezifisch), CSS-Patienten (n=, schwere cortico-medulläre Differenzierungsstörungen bzw. Hydrozephalus). Antiepileptische Therapie (eingesetzt/wirksam/aggraviert): PB (8/7/), TPM (5//0), VPA (9/6/), CLB (//0), OXC (//0), PHT (//0), LEV (8//), CBZ (//0), STM (//), LTG (//), LCM (//), ESM (//0), PRM (//0), FBM (//0), NZP (//0), AZA (//0), RUF (/0/), VBG (/0/), VNS (//0), ketogene Diät (//0). Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass bei NCBRS und CSS häufig epileptische Anfälle auftreten mit folgenden Charakteristika:. Manifestation im Kleinkindalter;. überwiegend generalisierte Anfälle;. häufig unauffälliges MRT des Gehirns (trotz multipler sonstiger Malformationen); relativ gut behandelbar (in unserem kleinen Kollektiv v.a. mit PB, TPM). P0- Mutationen im COQ Gen und primärer Coenzym Q0 Mangel als Ursache einer schweren infantilen epileptischen Encephalopathie mit cerebellären Zysten S. Leiz, S. Petrova, U. Ahting, B. Alhaddad,, M. Baethmann, P. Freisinger, T. B. Haack, Neuropädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Dritter Orden München Institut für Humangenetik, Technische Universität München Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kreiskliniken Reutlingen Institut für Humangenetik, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg Hintergrund: Coenzym Q0 (CoQ0) spielt als Elektronentransporter eine wichtige Rolle in der mitochondrialen Atmungskette. Bisher sind in 8 von mindestens 5 an der CoQ0 Biosynthese beteiligten Genen Mutationen beschrieben. Der primäre CoQ0 Mangel manifestiert sich mit unterschiedlichen klinischen Phänotypen. Wir berichten über ein 5 Monate altes Mädchen mit Veränderungen im COQ Gen und einer schweren infantilen epileptischen Encephalopathie sowie cerebellären Zysten. Methode: Kasuistik Ergebnisse: Nach unauffälliger Schwangerschaft und Geburt wurden erste Anfälle im Alter von Monaten beobachtet. Im Verlauf Diagnose einer pharmakoresistenten epileptischen Encephalopathie mit multifokalen Anfällen, einer schweren Entwicklungsstörung und einer sekundären Mikrocephalie. Im EEG zeigten sich Veränderungen ähnlich wie bei Maligner Migrierender Partialepilepsie, in der cmrt cortikale Atrophie und cerebelläre Zysten. Bei erhöhtem Lactat im Liquor und Plasma wurden in der Muskelbiopsie nur geringe biochemische Veränderungen gemessen (leicht erniedrigte Komplex I- und Komplex IV-Aktivitäten), mikroskopisch mit u. a. COX negativen Fasern Hinweise auf eine Mitochondriopathie. Mittels whole exome sequencing konnten compound heterozygote Varianten im COQ Gen nachgewiesen werden. Erniedrigte Werte für CoQ0 im Muskel unterstützten die funktionelle Relevanz der bislang nicht vorbeschriebenen Varianten. Ein Therapieversuch mit hochdosierter CoQ0 Supplementation blieb ohne Erfolg. Schlussfolgerung: Ein Defekt der CoQ0 Biosynthese aufgrund biallelischer Mutationen im COQ Gen stellt eine sehr seltene Ursache von Störungen der Atmungskette dar und kann eine infantile epileptische Encephalopathie verursachen. Die prinzipielle Therapierbarkeit ist durch die Blut-Hirn-Schranke für CoQ0 limitiert. Cerebelläre Zysten sind bei Mitochondriopathien unseren Wissens nach bislang nicht bekannt. P0- Zehn Jahre nach der International Committee of Medical Journal Editors clinical trial registration initiative sind ein Viertel aller pädiatrischen Phase Studien im Bereich Epilepsie noch nicht publiziert: eine Querschnittsstudie A. Lampert,, G. F. Hoffmann, M. Ries Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universität Heidelberg Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Universität Heidelberg Pädiatrische Neurologie und Stoffwechselmedizin, Zentrum für Seltene Erkrankungen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, UniversitätsKlinikum Heidelberg Hintergrund: Selektives Publizieren von Ergebnissen klinischer Studien führt zu Verzerrungen evidenzbasierter klinischer Medizin. Das Ausmaß des Publikationsbias im Bereich der pädiatrischen Epilepsien ist bisher unbekannt. Aufgrund der beträchtlichen Ambiguität bei Therapieentscheidungen für pädiatrische Epilepsien führten wir eine Analyse der öffentlichen Verfügbarkeit von Phase Studienergebnissen antiepileptischer Behandlungen für Kinder und Jugendliche durch. Methode: Wir bestimmten zunächst die Proportionen veröffentlichter und unveröffentlichter Ergebnisse klinischer Phase Studien, die auf ClinicalTrials. gov als abgeschlossen registriert waren. Publikationen wurden sodann auf ClinicalTrials.gov, PubMed und Google Scholar gesucht, desweiteren wurden Studienleiter und Sponsoren kontaktiert. Die Analyse wurde gemäß den STROBE- Gütekriterien durchgeführt. Ergebnisse: Von den vor 0 abgeschlossenen pädiatrischen klinischen Phase Studien (N=99), waren 75 (76 %) veröffentlicht und ( %) unveröffentlicht. The unpublizierten Studien enthielten Daten von 7 Patienten. Die mittlere Zeitspanne zur Veröffentlichung betrug 5 σ ± 5,6 Monate, d.h. zweimal so lange wie durch FDAAA vorgegeben. Schlussfolgerung: Zehn Jahre nach der ICMJE clinical trials registration initiative gibt es immer noch ein beträchtliches Ausmaß an selektivem und verzögertem Publizieren, das möglicherweise den Evidenzgehalt für Behandlungen pädiatrischer Epilepsien verzerrt. P0-5 CDKL 5 Mutation: das Spektrum der Erkrankung aus Sicht der Selbsthilfe A. Panzer¹, S. Thorpe Bione² Epilepsiezentrum/ Neuropädiatrie, Hedwig von Rittberg Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, DRK Kliniken Berlin Westend, Deutschland CDKL5 Deutschland e.v. Hintergrund: Selbsthilfe organisiert sich in zunehmendem Maße nach genetisch zu diagnostizierenden Krankheitsbildern. Dies ermöglicht nicht nur einen Erfahrungsaustausch der Betroffenen untereinander sondern auch die Generierung von Daten zu Therapie und Verlauf sowie der Ätiopathogenese. Methoden: Zum. Familientreffen des Vereins CDKL5 Deutschland e.v. 05 wurden mittels Fragebogen die als wesentlich erlebten Probleme der Kinder aus Sicht der Familien wie auch eine Bewertung eingesetzter Therapieverfahren erfragt. Ergebnisse: Für Kinder mit CDKL5 Mutation wurde ein Fragebogen vollständig ausgefüllt: 9 weiblich, Alter 8 Monate - Jahre, erster dokumentierter Anfall binnen der ersten Lebensmonate. Initial tonisch-klonische Anfälle, im Verlauf Spasmen bei fast allen Kindern. VGB, PB, LEV, LTG sowie Steroide und Ketogene-Diät zeigten bei >50 % der behandelten Kinder einen (oft begrenzten) Effekt. Psychomotorische Entwicklung retardiert: etwa die Hälfte lernte freies Sitzen, ein Drittel geht gehalten einzelne Schritte. Ausgeprägte Bewegungsstereotypien zeigen /, 9/ sind besonders geräuschempfindlich, 5/ Schreien sehr viel. Bei / wird gestörter Schlaf als wesentliches Problem wahrgenommen, bei / die Ernährung. Schlussfolgerung: Die Daten aus Sicht der Familien bestätigen die bekannten klinischen Herausforderungen bei Kindern mit CDKL5 Mutation. Die Gruppe ist altersgemischt, epileptische Spasmen traten erst weit später auf als das übliche Prädilektionsalter und sprachen zumindest teilweise auf die bei West Syndrom eingesetzten Therapien an (VGB, Steroid, Ketogene-Diät). P0-6 In vitro Charakterisierung von KCNT-Mutationen pädiatrischer Patienten A. Neu, T. Bast, T. Dietel, S. Leiz, M. Wolff, S. Ruf, S. Schubert-Bast 5, J. Denecke, S. Hornig, W. Fazeli, J. Gellermann, R. Bähring UKE Hamburg Epilepsiezentrum Kehl-Kork Klinikum Dritter Orden München Uniklinik Tübingen 5 Uniklinik Heidelberg Hintergrund: Das KCNT-Gen kodiert für Kaliumkanäle, die vor allem im Gehirn und im Herzen exprimiert und durch intrazelluläres Natrium aktiviert werden. Gain-of-function-Mutationen im KCNT-Gen sind mit autosomal do- 7 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

35 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 minanter Frontallappen-Epilepsie (ADNFLE) sowie mit infantiler Epilepsie mit migrierenden fokalen Anfällen (EIMFS) assoziiert. Beide Epilepsie-Syndrome können mit Komorbiditäten wie Intelligenzminderung, Verhaltensauffälligkeiten oder enzephalopathischem Verlauf einhergehen. Als Therapie-Option wird aktuell der KCNT-Kanal-Blocker Quinidin vorgeschlagen, mit dem in Einzelfällen gute Effekte beobachtet wurden. Ob das Ausmaß der veränderten Kaliumkanal- Leitfähigkeit mit dem klinischen Phänotyp oder dem Ansprechen auf Quinidin korreliert, ist bislang umstritten. Methode: Epilepsie-assoziierte Mutationen wurden heterolog in Xenopus- Oozyten exprimiert und mittels -Elektroden-Voltage-Clamp funktionell charakterisiert. Ergebnisse: 6 von 7 getesteten Epilepsie-assoziierten KCNT-Mutationen zeigten bei heterologer Expression eine bis zu 5-fache Zunahme der Kaliumleitfähigkeit. Wurden die mutierten Untereinheiten mit Wildtyp-KCNT-Kanälen koexprimiert, resultierte ein intermediärer Phänotyp mit meist - -facher Steigerung des Kaliumstroms. Bei alleiniger Expression der Mutation I5N konnten keine Kaliumströme gemessen werden. Wurde I5N aber mit Wildtyp-KCNT koexprimiert, resultierten auch hier gegenüber Wildtyp-KCNT gesteigerte Kaliumströme. Alle Epilepsie-assoziierten Mutationen zeigten eine vergleichbare Sensitivität gegenüber Quinidin, unabhängig vom klinischen Phänotyp oder dem Ausmaß der Steigerung der Kaliumleitfähigkeit. Schlussfolgerung: Die funktionelle Analyse von Epilepsie-assoziierten Mutationen zeigte einen Gain-of-function-Phänotyp für alle getesteten Mutationen bei Koexpression mit dem KCNT-Wildtypen. Die Empfindlichkeit gegenüber Quinidin ist für alle Mutationen vergleichbar und kann das unterschiedliche klinische Ansprechen der Patienten somit nicht erklären. P0-7 GNAO Mutation und Phänotyp Case Report eines außergewöhnlichen Falls T. Dietel, T. B. Haack,, G. Schlüter, I. Cordes 5, R. Trollmann 6, T. Bast Epilepsiezentrum Kork Institut für Humangenetik, Technische Universität München Institut für Humangenetik. Helmholtz Zentrum München MVZ Pränatalmedizin und Genetik Nürnberg 5 Kinder- und Jugendarztpraxis Neuropädiatrie Nürnberg 6 Kinder-und Jugendklinik Universitätsklinikum Erlangen Über eine Exomanalyse konnten de novo Mutationen im GNAO-Gen als Ursache einer epileptischen Enzephalopathie identifiziert werden. Bislang sind bei weiblichen Patienten mit variablem Phänotyp klinisch relevante Varianten berichtet worden. Neben Anfällen wurden Beeinträchtigungen der Motorik, Kognition und des Verhaltens beschrieben. Wir berichten über den Krankheitsverlauf eines aktuell -Jährigen Mädchens mit einer de novo Missense-Variante im GNAO-Gen, c.[607g>a];[=], p.[gly0 Arg];[=]. Am 9. Lebenstag traten tonische Anfällen mit bilateralen Anfallsmustern auf. Im Verlauf wurden in wiederholten Video-EEG-Untersuchungen Cluster vegetativ dyskognitiver Anfälle mit korrespondierenden Anfallsmustern ausschließlich links temporal erfasst. Die unabhängig davon auftretenden prolongierten Spasmen mit Versivbewegung nach links und Unruhephasen mit Opisthotonus und erhaltenem Bewusstsein ohne EEG-Anfallsmuster klassifizierten wir als nicht epileptische Spasmen. Interiktal wurde zu Beginn der Erkrankung ein enzephalopathisches Hirnstrombild beschrieben. Ab dem 7. Lebensmonat war das EEG durch eine diffuse Delta-/Thetaaktivität mit seltenen multiregionalen, bihemisphärischen epilepsietypischen Potentialen geprägt. Die Entwicklung war zu keiner Zeit altersgerecht. Sequenzielle MRT-Untersuchungen zeigten eine leichte Hirnatrophie, erbrachten aber keine Hinweise auf einen epileptogenen Fokus. Eindrücklich war der Befund des FDG-PET mit einem ausgedehnten Hypometabolismus li. temporal. Die temporalen Anfälle waren aufgrund der Häufigkeit beeinträchtigend und durch Bradykardien lebensbedrohlich, sodass bei breiter Therapieresistenz ein epilepsiechirurgisches Vorgehen diskutiert aber nicht umgesetzt wurde. Die Kombinationstherapie aus Lamotrigin und Zonisamid stoppte die epileptischen Anfälle war aber ohne Effekt auf die nicht epileptischen Spasmen. Eine Neumutation im GNAO-Gen führte in unserem Fall zu uniformen, unifokalen epileptischen Anfällen und nicht epileptischen Störungen der Willkürmotorik, die nur im Video-EEG-Monitoring zu klassifizieren waren. P0-9 Landau-Kleffner-Syndrom (epileptische Aphasie) H. Zellner, M. Baumann, S. Zotter, U. Albrecht, S. Baumgartner Sigl, A. Gedik, F. Zeiner, S. Egger, E. Heinz-Erian, M. Kößler, C. Lechner, A. Zschocke, E. Haberlandt Department für Kinder- und Jugendheilkunde, Pädiatrie I, Innsbruck, Austria Hintergrund: Das Landau-Kleffner-Syndrom ist eine epileptische Enzephalopathie, welche sich üblicherweise bei Kindern im Alter von -8 Jahren mit normaler Entwicklung manifestiert. Die Hauptsymptome sind eine auditorische Agnosie, gefolgt von Verlust der aktiven Sprache (Paraphasien, Wortverstümmelungen), schlussendlich eine komplette Aphasie, ein ausgeprägt epileptiformes EEG +/- klinische Anfälle. Das EEG-Muster zeigt häufige temporo-parietale Entladungen, welche in der Tiefschlafphase aktiviert werden. Vor oder während der Pubertät tritt eine vollständige Remission der EEG-Veränderungen und Anfälle ein. Die Sprachstörung kann jedoch auch nach Normalisierung des abnormen EEGs persistieren. Die Prognose ist ungünstig bei Aphasie bereits im Kleinkindalter und Persistenz der Sprachstörung länger als Jahre. Methode: Wir präsentieren eine Video-Aufzeichnung eines 9-jährigen Knaben mit zunehmenden Sprachverlust bei Landau-Kleffner-Syndrom, welcher sich unter antikonvulsiver Therapie mit Sultiam sowie einer monatlichen pulsatilen Corticoidtherapie deutlich verbessert hat. Ergebnisse: Ein 9 Jahre alter Knabe stellte sich aufgrund einer Verschlechterung der Spontansprache und des Sprachverständnisses ohne Besserung auf logopädische Maßnahmen vor. Klinisch fielen eine undeutliche Artikulation, ein leichtes Stottern, Wortfindungsstörungen und Paraphasien auf. Das situative Sprachverständnis war kaum gegeben, die Umsetzung von rein verbal vorgegebenen Instruktionen nicht möglich. Das EEG zeigte sehr häufige epilepsietypische Potentiale in Form von spikes/sharp-waves centrotemporal beidseits, die im Schlaf % der Ableitzeit einnahmen. Ein Landau-Kleffner-Syndrom wurde diagnostiziert und eine antikonvulsive Therapie mit Sultiam sowie eine monatliche Cortisonpulstherapie eingeleitet. In der kurzfristigen Kontrolle zeigte sich klinisch und im Wach-EEG bereits eine deutliche Verbesserung. Schlussfolgerung: In unserem Fall zeigte sich erfreulicherweise eine rasche Verbesserung der Klinik und des EEGs unter antikonvulsiver sowie Corticoidtherapie. P0-0 Reversible cmrt Veränderungen nach Status epilepticus. Zwei Fallberichte und eine Übersicht C. Finetti, Ch. Gerling, J.-U. Schlump, N. Utz, T. Schweiger Elisabeth-Krankenhaus Essen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderneurologisches Zentrum Helios Klinikum Krefeld, Klinik für Radiologie Universitätsklinik Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie Hintergrund: Zur Klassifizierung einer Epilepsie gehört in den allermeisten Fällen die Durchführung eines cmrt, um strukturelle Epilepsie auszuschließen oder zu detektieren. In Einzelfällen finden sich unspezifische Läsionen, die nicht als epileptogen eingeschätzt werden. Manchmal jedoch finden sich Auffälligkeiten, die nicht sicher zuzuordnen sind und bei denen differentialdiagnostisch an postiktale reversible Veränderungen gedacht werden muss. Methode: Wir berichten über zwei Kinder mit Nachweis eines reversiblen Ödems im cmrt nach epileptischen Anfällen. Fall : bei einem 7 Jahre alten Mädchen zeigten sich Tage nach dem. fokalen status epilepticus bei Occipitallappenepilepsie im cmrt eine parietooccipital beidseits geringe fleckige Signalanhebungen. Fall : bei einem Jahre alten Mädchen mit > 00 fokalen Anfällen pro Tag bei Frontallappenepilepsie zeigte sich im cmrt eine geringe fleckige Signalanhebungen im Gyrus fronatlis superior und medius rechts. Ergebnisse: Beide Kinder wurden medikamentös behandelt und waren nach kurzer Zeit anfallsfrei. Bei beiden Kindern wurde innerhalb von Monaten eine Kontrolle des cmrt durchgeführt. In beiden Fällen konnten die Veränderungen nicht mehr nachgewiesen werden. Die Verdachtsdiagnose eines postiktalen Ödems konnte somit bestätigt werden. Schlussfolgerung: Transiente cmrt Veränderungen bei epileptischen Anfällen kommen auch bei Kindern vor, sind aber selten. Differentialdiagnostisch müssen immer epileptogene Ursachen bedacht werden. Eine kurzfristige cmrt Kontrolle ist daher zwingend notwendig. In der Literatur existieren Fallbericht über transiente Diffusionsstörungen im Kortex, Thalamus oder Hippocampus nach epileptischen Anfällen bei Kindern und Erwachsenen. P0- CACNAA-Mutationen als Ursache sowohl für Epilepsie als auch verschiedene (paroxysmale) Bewegungsstörungen bei 8 Patienten: gemeinsame Therapieansätze? S. Moiseeva, G. Kurlemann, C. von Stülpnagel-Steinbeis,7, M. Staudt,6, S. Berweck, T. Herberhold, R. Korinthenberg, H. Philippi, M. Kalita 5, S. Ruf 6, I. Borggräfe 8, S. Hethey 9, J. Panzer 0, K. Schlachter, C. Kutzer, G. Kluger,7, C. Betzler,7 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 75

36 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön-Klinik Vogtareuth Neuropädiatrie, Epilepsiezentrum für Kinder, TSC-Zentrum, Muskelzentrum Universitätsklinik Münster Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg SPZ Frankfurt-Mitte, Universitätsklinikum Heidelberg 5 Sächsisches Epilepsiezentrum Radeberg, Kleinwachau 6 Neuropädiatrische Ambulanz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen 7 Institut für Transition, Rehabilitation und Palliation, PMU Salzburg 8 Dr. von Haunersches Kinderspital, LMU München 9 Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult, Hannover 0 USA, Division of Neurology, The Children s Hospital of Philadelphia Neuropädiatrie, Landeskrankenhaus Bregenz, Universitäten Innsbruck und Wien Kinderzentrum St. Martin, Regensburg Hintergrund: Das CACNAA-Gen kodiert für die alpha-a-untereinheit des spannungsabhängigen Ca-Kanals (CaV.). Mutationen sind beschrieben sowohl bei verschiedenen Epilepsien (Epi) als auch bei familiärer hemiplegischer Migräne (HM), Migräne (M), episodischer Ataxie Typ (EA), Ataxie (A), spinocerebellärer Ataxie Typ 6 (SCA6), paroxysmalem tonischen Aufwärtsblick (PTA), Autismus und Intelligenzminderung. Methodik: Retrospektive Fallsammlung von Patienten mit CACNAA-Mutationen im Rahmen der Personalized Therapy In Rare Pediatric Epilepsies Study Group (PTIRPE-SG) zur Frage Phänotyp und speziell bzgl. Therapie. Ergebnisse: N= 8 ( =0, =8), Alter: -0 Jahre (Mittel: 7, Jahre). Phänotypen: EA (n=), EA+Epi (n=), EA+M (n=), HM (n=), HM+Epi (n=), Epi (n=), PTA (n=), PTA+A (n=), A (n=), Koma-ähnliche Symptomatik nach leichtem Schädel-Hirn-Trauma (n=). Therapie (nicht wirksam / wirksam / aggraviert): TPM /5/ (EA, EA+ Epi, Epi, HM+Epi), VPA /5/0 (Epi, EA+ M, HM+Epi), OXC //0 (Epi, HM+Epi), PHT /0/0 (Epi), LEV //0 (PTA, Epi, HM+Epi), STM /0/0 (Epi, PTA), LCM //0 (Epi), ZNS //0 (Epi), VGB /0/0 (Epi), ESM /0/0 (Epi), Dopamin 0//0 (PTA), Acetazolamid //0 (EA, HM, EA+PTA), -Aminopyridin 0//0 (PTA+A, A), Flunarizin /0/0 (HM+Epi, HM), keine Dauermedikation n= (EA, PTA, Koma-ähnliche-Symptomatik, HM). Schlussfolgerung: Ähnlich wie bei anderen Genen (z. B. PRRT, SLCA) kommen bei CACNAA-Mutationen sowohl Epilepsien, (hemiplegische) Migräne, Ataxien und andere paroxysmale Bewegungsstörungen vor. Im Rahmen der fortlaufenden Studie innerhalb von PTIRPE-SG, bei sowohl noch unklarer Pathophysiologie als Genotyp-Phänotyp-Korrelation, sollen nach Therapieansätzen bei CACNA- Mutationen gesucht werden. In Kooperation mit experimentellen Untersuchungen ist von besonderem Interesse, ob die bekannten Therapieansätze bei HM, EA, PTA auch bei Epilepsien auf Grund von CACNA-Mutationen indiziert sein könnten. P0-Postergruppe Gefäße P0-0 Neonatales Moyamoya-Syndrom unklarer Ätiogenese H. Losch, M. Viemann, T. Kowald, G. C. Korenke Klinik für Neuropädiatrie und angeborene Stoffwechselerkrankungen, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Klinikum Oldenburg Hintergrund: Wir präsentieren den ungewöhnlichen Fall eines Zwillingsneugeborenen mit einem Moyamoya-Syndrom, das unmittelbar postnatal mit einem Status epilepticus klinisch auffällig wurde. Methode: Einzelfallbeschreibung Kasuistik: Nach unauffälliger Zwillingsschwangerschaft erfolgte die Geburt per primärer Sectio in der 7+ SSW ohne Probleme. Der. Zwilling fiel unmittelbar postnatal mit Muskelhypotonie, Schwäche und Sättigungsabfällen auf. Im Video-EEG waren häufige fokal beginnende sekundär generalisierende Anfälle mit einer Dauer von bis zu Minuten nachweisbar. Dopplersonografisch war kein Fluss in der rechten A. cerebri media nachweisbar. Im cmrt fehlten vollständig die rechte A. carotis interna und cerebri media, zusätzlich fanden sich ausgedehnte Defektzonen nahezu der gesamten linken Großhirnhemisphäre, sowie akute Ischämiezeichen im Versorgungsgebiet der A. cerebri media rechts. Damit stellten wir bei bilateralem Befall der großen Hirngefäße die Diagnose eines Moymoya-Syndroms mit ungewöhnlich frühem Beginn und schwerer Ausprägung. Stoffwechseldiagnostik und zytogenetische Chromosomen-Diagnostik waren unauffällig, auch fanden sich keine Besonderheiten in der Gerinnungsdiagnostik. Das Kind stabilisierte sich unter Phenobarbital und überlappend Levetiracetam- Therapie und zeigt sich im Alter von 6 Wochen bei leichter Reflexasymmetrie der unteren Extremitäten ansonsten klinisch unbeeinträchtigt. Schlussfolgerung: Eine vergleichbare klinische Konstellation fanden wir in der Literatur nicht. Die Ätiologie und weitere Prognose ist zur Zeit unklar und bedarf weiterer Diskussion. Geplant ist eine MRT-Kontrolle im Lebensalter von Monaten und im Verlauf nach weiterer Stabilisierung eine Angiografie mit Planung einer zerebralen Revaskulisierung. P0-0 Komorbidität von Thyreotoxikose und Sinusvenenthrombose - Ein Fallbericht A. Stefanica, G. Kurlemann, B. Fiedler, J. Althaus, H. Herbrüggen, U. Hanning Klinik für Kinder und Jugendmedizin - Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Münster, Deutschland Institut für Klinische Radiologie, Universitätsklinikum Münster, Deutschland Hintergrund: Die thyreotoxische Krise ist ein endokrinologischer Notfall mit mannigfaltigen klinischen Erscheinungen, inclusive schwerwiegender neurologischer Symptome. Ziel der Arbeit ist es, die publizierten Kasuistiken zur Komorbidität von Schilddrüsenerkrankungen und neurovaskulären Krankheiten zusammenzufassen. Methode: Basierend auf der Fallvorstellung eines zehnjährigen Mädchens mit Sinusvenenthrombose in zeitlicher Korrelation zu einer hyperthyreotischen Enzephalopathie führten wir eine Recherche sämtlicher vorbeschriebenen Fälle durch. Ergebnisse: Die zeitliche Korrelation zwischen Entgleisungen der thyreotropen Hormonachse und neurovaskulären Krankheiten wird in sämtlichen Publikationen zur Diskussion gestellt, ohne dass bislang ein kausaler Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Dabei wird eine signifikante Komorbidität von venösen oder arteriellen Okklusionen sowohl bei hyper-, als auch bei hypothyreotischer Stoffwechsellage beschrieben. Schlussfolgerung: Hyperthyreose und Sinusvenenthrombose sind zwei seltene Krankheitsbilder in der Pädiatrie. Bei Auftreten neurologischer Symptome unter entgleisten Schilddrüsenerkrankungen ist es aber indiziert zusätzlich zur metabolischen Enzephalopathie differenzitaldiagnostisch auch neurovaskuläre Krankheiten in Betracht zu nehmen. P0-0 Überblick der Kopfschmerzpatienten in einer Neuropädiatrischen Sprechstunde von 0-05 M. Kößler, M. Baumann, H. Zellner, E. Heinz-Erian, S. Egger, Ch. Lechner, S. Baumgartner, U. Albrecht, F. Zeiner, K. Rostasy, E. Haberlandt Universitätsklinik für Kinder und Jugendheilkunde, Innsbruck Pediatric Neurology, Witten/Herdecke University, Children s Hospital Datteln Kopfschmerz ist einer der häufigsten Gründe für eine Vorstellung an der Neuropädiatrischen Spezialambulanz. Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen liegt ungefähr bei 5 %. Diese Studie untersucht den ambulanten Workup einer neuropädiatrischen Ambulanz in Innsbruck in einem Zeitraum von zwei Jahren. Daten von 9 Kopfschmerzpatienten innerhalb einer monatigen Zeitspanne wurden untersucht. 78 % davon waren Mädchen. Ca. 50 % waren über 5 Jahre alt, 6 % unter 0 Jahre. Der Großteil wurde mit Migräne diagnostiziert. Allerdings zeigten viele Patienten ein Mischbild von Migräne und Spannungskopfschmerzen, oder wechselten die Typen. Eine große Gruppe (6 %) zeigte eine höhere Schulbildung. Über 60 % hatten eine positive Familienanamnese. Ein Zusammenhang von Kopfschmerzen und Übergewicht konnte in 0 % gesehen werden. Ein EEG wurde bei 78 % und ein Schädel MRT bei 60 % durchgeführt. Davon zeigten 8 Patienten Zufallsbefunde, alle ohne therapeutische Konsequenz. Wir konnten keine Malignität finden. Bei einer Patientin mit akuten Kopfschmerzen wurde später eine POLG Mutation diagnostiziert. 80 % der Patienten hatte mindestens eine Verlaufskontrolle. Immerhin ein Fünftel der Patienten nahm den letzten Termin nicht wahr. Bei Kindern und Jugendlichen kann sich der Kopfschmerztyp innerhalb von Monaten verändern, eine Klassifikation ist häufig schwierig. Das Ausmaß der Abklärung variert und hängt von der Präsentation des Patienten und der Anamnese ab. Zufallsbefunde beim cerebralen MRT sind häufig, meist ohne therapeutische Konsequenz. Bei dieser Studie wurden nur Patienten aus der Terminambulanz eingeschlossen, akute Fälle sind nicht repräsentiert. P0-05 Die Moyamoya-Angiopathie eine relevante Differentialdiag nose beim chronisch kranken Kind auch in Deutschland (?) M. Krämer Alfried-Krupp-Krankenhaus Essen 76 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

37 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Fragestellung: Die Moyamoya-Erkrankung ist sehr selten und deshalb weitgehend unbekannt, obwohl sie eine wichtige Differentialdiagnose darstellt. In Japan ist die Moyamoya-Angiopathie eine der häufigsten Ursachen für kindliche Schlaganfälle. Methodik: Im Folgenden soll ein Update zum internationalen Stand des Wissens bezüglich Moyamoya-Erkrankung und Moyamoya-Syndrom gegeben werden. Das Erkrankungsspektrum mit pathophysiologischen, genetischen und klinischen Aspekten auch bei europäischen Kindern und Jugendlichen soll dargestellt werden. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Moyamoya-Angiopathie ist in Japan und Korea bei Kindern und Jugendlichen nicht nur als Ursache von akuten Schlaganfälle, sondern auch von chronischen neuropädiatrischen Beschwerden bekannt. Dabei handelt es sich vor allem um rezidivierenden TIAs, Kopfschmerzen, choreatische Bewegungsstörungen, Anfallsleiden und Entwicklungsverzögerungen. In Europa ist das Erkrankungsspektrum sowohl in der Neuropädiatrie als auch in der Erwachsenneurologie in der Differentialdiagnostik weniger beachtet, von einer hohen Dunkelziffer mit häufigen Fehldiagnosen wird ausgegangen. Die Moyamoya-Erkrankung ist eine seltene Vasopathie, die durch eine progrediente Stenose der distalen A. carotis interna im C-Segment und der proximalen Arterien des Circulus arteriosus Wilisi gekennzeichnet ist. Der Name beschreibt das ausgedehnte Netzwerk von zerebralen Kollateralen. Während der Begriff Moyamoya-Erkrankung die idiopathische Vasopathie bezeichnet, benennt der Begriff Moyamoya-Syndrom das Phänomen im Rahmen von anderen assoziierten Erkrankungen. Bei der Aufdeckung der pathophysiologischen Hintergründe der Moyamoya-Erkrankung sind zunehmend auch genetische Analysen von Interesse. Die digitale Subtraktionsangiographie gehört zum Goldstandard bei der Diagnostik der Moyamoya-Erkrankung. Als operative Therapiemöglichkeiten werden die direkten von den indirekten Revaskularisationstechniken unterschieden. P0-07 Clusterkopfschmerz im Kindes- und Jugendalter zwei Fallberichte S. Braun, K. Marquard, M. Schroth, H. Wörle, M. Eckenweiler, R. Korinthenberg, M. Blankenburg Pädiatrische Neurologie, Psychosomatik und Schmerztherapie, Kinderschmerzzentrum Baden-Württemberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Olgahospital, Klinikum Stuttgart, Stuttgart, Deutschland Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg i.br., Deutschland Hintergrund: Clusterkopfschmerz ist im Kindes- und Jugendalter sehr selten und stellt eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Die Symptome können besonders im Kleinkindalter unspezifisch und sehr schwer zu erkennen sein. Wir beschreiben den klinischen Verlauf und die Therapie von einem Kleinkind und einer jugendlichen Patientin. Fallbeschreibung: Patient : Bei der Patientin kam es mit Jahren zu plötzlichen Kopfschmerzattacken mit Schwellung der Augenlider, Blässe, Phono- und Photophobie sowie Ängstlichkeit für jeweils 0-0 Minuten mehrfach tagsüber und nachts. Die Symptomatik erstreckte sich über ca. Jahre mit mehreren symptomarmen Perioden von einigen Wochen. Ein EEG, Video-EEG und CMRT war unauffällig. Ein Therapieversuch mit Indometacin war wirkungslos. Therapeutisch war eine O-Vorlage akut und eine prophylaktische Therapie mit Verapamil gut wirksam. Patient : Bei einer 5-jährigen Patientin kam es zu plötzlichen einseitigen stechenden Kopfschmerzattacken bis zu 8-mal täglich tags und nachts mit begleitender Nasenkongestion und Lakrimation ipsilateral sowie starker Unruhe. Ein CMRT und MRA war unauffällig. Die Akuttherapie mit 00 % O-Inhalation über eine Gesichtsmaske war nur mäßig wirksam. Therapieversuche mit Sumatriptan intranasal und subkutan, Indometacin sowie mit Methylprednisolon i.v. über drei Tage mit anschließendem Prednison p.o. waren wirkungslos. Unter einer Prophylaxe mit Verapamil und einer multimodalen Schmerztherapie kam es zu einer weitgehenden Rückbildung der Symptomatik. Schlussfolgerung: Zusammenfassend zeigen beide Fälle, dass sich der Clusterkopfschmerz abhängig vom Alter unterschiedlich präsentieren kann. Wichtig ist, auch bei jungen Kindern mit rezidivierenden Kopfschmerzattacken und autonomen Begleitsymptomen daran zu denken. In beiden Fällen war eine prophylaktische Therapie mit Verapamil wirksam. P0-08 Papillenödem und Kopfschmerzen Fälle einer seltenen behandelbaren Ursache A. T. Kruker, F. Bauder, D. Kaiser, T. Schmitt-Mechelke Neuropädiatrie, Kinderspital Luzern, Schweiz Pädiatrische Rheumatologie, Kinderspital Luzern, Schweiz Hintergrund: Chronische Kopfschmerzen sind ein häufiger Überweisungsgrund an Neuropädiater. Anamnese und klinische Befunde können zur Diagnose einer zwar seltenen, aber nicht zu verpassenden Ursache aufgrund einer chronischen meningealen Inflammation führen. Fallbeschreibung: Zwei Kinder im Alter von 5 resp. 6 Jahren wurden mit chronischen Kopfschmerzen, spontan regredienten Fieberepisoden und Papillenödem vorgestellt. Ein Kind zeigte zudem eine chronische Monarthritis des linken Knies (bakterielle Arthritis/Osteomyelitis ausgeschlossen), das andere Kind einen nichtjuckenden, rezidivierenden Hautausschlag seit Geburt. Der Liquoreröffnungsdruck war mit 0 bzw. cm HO bei beiden erhöht. Beim einen Kind bestand eine leichte bis mässige sensorineurale Hochtonschwerhörigkeit bds. Die molekulargenetische Untersuchung für periodische Fiebersyndrome ergab bei beiden Kindern eine Mutation im NLRP-Gen. Beide Patienten sprachen auf eine Behandlung mit Acetazolamid und Canakinumab an mit Verschwinden von Kopfschmerzen und Hautausschlag, Normalisierung des Liquoreröffnungsdrucks und der Höreinbusse. Schlussfolgerung / Diskussion: Bei beiden Patienten leicht unterschiedlichen Phänotyps wurde die Diagnose des chronisch infantilen neurologischen, cutanen und arthritischen Syndroms (CINCA) bestätigt, der schwersten Form der Cryopyrin-assoziierten periodischen Syndrome (CAPS). Betroffene Patienten können an chronischer Meningitis und Cochleitis, Fieberepisoden, neutrophilem Hautinfiltrat und Arthritis leiden. CINCA tritt typischerweise sporadisch durch de novo-mutationen im NLRP-Gen auf, welches für ein IL-β-aktivierendes Protein kodiert. Mit dem Ziel, Organschäden mit einer IL-β-blockierenden Therapie zu verhindern, ist die frühzeitige Diagnose eines CINCA bei Patienten mit Papillenödem und Kopfschmerzen zentral. P0-Postergruppe Inflammation P0-0 Akute hämorrhagische Leukenzephalitis mit Nachweis von Komplementaktivierung und Eculizumab-Therapie N. Spönemann, A. Della Marina, C. Dohna-Schwake, C. Möller-Hartmann, K. Keyvani, M. Florian, S. Lutz, P. F. Hoyer, U. Schara Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie und Nephrologie, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Essen Neuropädiatrische Rehabilitation, St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch Einleitung: Die akute hämorrhagische Leukenzephalitis (AHLE) ist eine rasch progredient verlaufende Erkrankung charakterisiert durch inflammatorische, hämorrhagische Demyelinisierung der weißen Substanz des ZNS. Sie ist mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Patient: Ein / Jahre alter Patient, der sich mit akuten Kopfschmerzen und Parästhesien der rechten Gesichtshälfte vorstellte. Bei der Aufnahme bestand zusätzlich eine vertikale Blickparese, der Patient wirkte schläfrig, jedoch erweckbar und adäquat orientiert. Innerhalb von zwei Tagen entwickelte er eine linksseitige Hemiparese und wurde stupurös. In der Bildgebung (kranielle MRT) zeigten sich zunehmende flächige, diffuse und hyperintense Läsionen beidseits cerebellär, in den Stammganglien und im Hirnstamm im Sinne einer progredienten Entzündung. Bei unauffälligen mikrobiologischen und virologischen Befunden und Verdacht auf eine autoimmune Genese der Enzephalitis, erfolgte zunächst eine Therapie mit Methylprednisolon, Immunglobulinen sowie Plasmapherese ohne klinische Besserung. In der Hirnbiopsie konnten charakteristische Veränderungen einer AHLE nachgewiesen werden. Beim zusätzlichen Nachweis einer Aktivierung des Komplementsystems im Blut und im Hirnbiopsat (Cd-Immunpositivität des Gefäßendothels sowie perivaskuläre Anfärbung in der weißen Hirnsubstanz als Zeichen der Destruktion der Bluthirnschranke) erfolgte elf Tage nach Beginn der Symptomatik ein individueller Heilversuch mit Eculizumab. Unter Dauertherapie verbesserte sich der klinische und neurologische Zustand des Patienten. Aktuell bestehen eine linksseitige Hemiparese mit vertikaler Blickparese, ataktische Bewegungsstörung und milde Beeinträchtigung der Kognition. Schlussfolgerung: Die AHLE ist aufgrund ihrer Seltenheit und hohen Mortalität bei weiterhin unklarer Ätiologie eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. Durch den Nachweis der Aktivierung des Komplementsystems wie in unserem Fall stellt der bisher experimentelle Einsatz von Eculizumab eine potenzielle Therapieoption dar. P0-0 Rotavirusenzephalitis mit schwerer Residualsymptomatik bei einem Kleinkind F. Antenbrink, T. Sandrieser, T. Hoppen, M. Lorey, T. Nüßlein Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, GK Mittelrhein, Kemperhof Koblenz, Deutschland Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, GK Mittelrhein, Kemperhof Koblenz, Deutschland Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 77

38 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Hintergrund: Bei Rotavirusinfektionen im Kindesalter finden sich in ca. -5 % der Fälle neurologische Komplikationen. Neben Krampfanfällen ist auch das Auftreten einer Enzephalitis / Cerebellitis beschrieben. Typische Befunde im Kernspintomogramm sind eine Signalanreicherung im Cerebellum und im Splenium des Corpus callosum. Methode / Ergebnisse: Wir berichten über den Fall eines vierjährigen Jungen, der im Alter von 5/ Jahren mit hochfieberhafter Gastroenteritis und cerebralem Krampfanfall in unserer Klinik aufgenommen wurde. Im Stuhl konnte Rotavirus-Antigen nachgewiesen werden. Im Verlauf entwickelten sich rasch klinische Zeichen einer Meningoenzephalitis und Cerebellitis (Somnolenz, muskuläre Hypotonie, motorische Unruhe, Schreiattacken, dyskinetische Bewegungen). Bei Nachweis einer Liquorpleozytose und einem pathologisch erhöhtem Albuminquotienten im Reiber-Schema gelang jedoch kein Erregernachweis. In der cerebralen Kernspintommographie zeigte sich in der FLAIR- und T-Wichtung eine Signalanreicherung im Cerebellum sowie im Splenium des Corpus callosum. Im Elektroencephalogramm Nachweis einer mittelschweren Allgemeinveränderung. Trotz intensiver stationärer und anschließend ambulanter Rehabilitationsmaßnahmen entwickelte sich im Verlauf eine ausgeprägte sprachliche, motorische und neuropsychologische Residualsymptomatik. Schlussfolgerung: Eine Rotavirus-Enzephalitis verläuft meist relativ benigne. Anhand des vorgestellten Patienten wird deutlich, dass im Einzelfall auch ein ungünstiger Verlauf mit ernsthafter Beeinträchtigung bei dieser eigentlich harmlosen Infektionserkrankung auftreten kann. P0-0 Der falsche Feind Folgen einer inadäquaten antiviralen Immunantwort für das ZNS T. Deba, J. Althaus, B. Fiedler, C. Groß, C. Hinze, R. Sträter, MA. Lee-Kirsch 5, H. Omran, G. Kurlemann Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Neurologie, Bereich Liquordiagnostik bei neurologischen Erkrankungen, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Pädiatrische Rheumatologie & Immunologie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Pädiatrische Hämatologie & Onkologie, Deutschland 5 Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, Molekulare Pädiatrie, Deutschland Hintergrund: Das Aicardi-Goutières-Syndrom (AGS) ist eine heterogene kongenitale autoinflammatorische Erkrankung. Pathogenetisch und klinisch ähnelt es einer chronischen (Virus-)Infektion des Säuglings mit schwerer ZNS-Schädigung und hoher Mortalität (bis 0 %). Eine effektive Therapie existiert bisher nicht. Zentrale pathophysiologische Bedeutung hat die intrazelluläre Akkumulation von Nukleinsäuren als Trigger einer Typ-I-Interferonantwort. Retroelemente, die mehr als 0 % unseres Genoms ausmachen, könnten eine Hauptquelle dieser pathogenen Nukleinsäuren darstellen. Eine französische Studie erprobt daher Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (RTI) zur Behandlung des AGS ( Methode: Wir behandeln zwei Patienten im Rahmen eines individuellen Heilversuchs mit einer RTI-Kombination. Ihre genetischen, klinischen und immunologischen Charakteristika haben wir sorgfältig untersucht und im Verlauf beobachtet. Ergebnisse: Eine bei Therapiebeginn Monate alte Patientin mit zwei homozygoten RNASEHB-Mutationen wird seit Monaten behandelt. Sie zeigt sich klinisch stabil bei deutlich reduzierter Irritabilität. Zudem normalisierten oder verbesserten sich Liquor-Zellzahl und -Eiweiß, Neopterin- und scd5- Konzentrationen sowie die Interferon-α-Aktivität. Ein zweiter, jetzt 6-monatiger Patient mit homozygoter SAMHD-Mutation wird seit dem 0. Lebensmonat behandelt. Es konnte der Rückgang seiner Livedo-ähnlichen Hautsymptome sowie intracerebraler Flussbeschleunigungen beobachtet werden. Beide Patienten zeigten wechselhafte Ergebnisse bei der wiederholten Interferon-Signatur- Analyse. Schlussfolgerung: Das schnell wachsende Verständnis der Pathophysiologie des AGS kann das Outcome der Patienten sowohl durch neue Therapieansätze, als auch durch eine frühere Diagnose, möglichst vor dem Auftreten irreversibler cerebraler Schädigungen ermöglichen. Nach unseren Beobachtungen stellt die Blockade der Transkription endogener Retroelemente durch RTI eine vielversprechende Therapieoption dar. Es ist jedoch eine große Herausvorderung beim seltenen AGS zwischen Therapieerfolg und natürlichem Krankheitsverlauf zu unterscheiden. Daher sind kontrollierte klinische Studien notwendig, um möglicherweise effektive Therapieoptionen zu identifizieren. P0-0 Gleichzeitiges Auftreten von Myelitis und Guillain Barre Syndrom (GBS) durch Mycoplasma pneumoniae Infektion mit guter Prognose T. Scheffner, C. Schell, T. Dütting, L. Jaggy, J. Grimm, P. Freisinger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum am Steinenberg Reutlingen, Deutschland Klinik für Neurologie und Frührehabilitation, Klinikum am Steinenberg Reutlingen, Deutschland Institut für Radiologie, Klinikum am Steinenberg Reutlingen, Deutschland Hintergrund: Mycoplasma pneumoniae können Ursache einer peripheren oder zentralen inflammatorischen Demyelinisierung sein. Der gleichzeitige Befall des peripheren und zentralen Nervensystems wurde bislang nur in wenigen Einzelberichten und kleinen Fallsammlungen beschrieben. Die Frühdiagnose ist schwierig, so dass die Häufigkeit möglicherweise unterdiagnostiziert ist. Methode: Wir stellen den klinischen, kernspintomographischen und elektrophysiologischen Verlauf eines -jährigen Jungen mit dem gleichzeitigen Auftreten einer Transversen Myelitis und eines GBS vor. Ergebnisse: -jähriger Junge mit nicht aufsteigender Schwäche beider Beine und eines Armes sowie distaler Sensibilitätsstörungen der Beine und Hände. Im MRT in T- Wichtung flächige langstreckige Signalanhebungen im Hals- und Brustmark ohne KM-Anreicherung. Liquor: Zellzahl 8 /, Eiweiß 5.8 mg/dl. Paresen, Sensibilitätsstörungen und Pleozytose waren durch die Myelitis erklärbar. Serologisch und im Rachenabstrich (PCR), konnten Mycoplasma pneumoniae nachgewiesen werden. Elektrophysiologisch konnten Pyramidenbahnläsionen zum linken Bein und Arm aber auch pathologische A-Wellen zum N. tibialis und N. ulnaris als Zeichen einer peripheren Demyelinisierung werden. Nach einer Woche zeigten sich im MRT verdickte Cauda- equina- Fasern mit KM-Aufnahme und in der Elektrophysiologie ausgefallene F-Wellen, so dass die Diagnose eines Overlap-Syndromes einer Transversen Myelitis und eines GBS, ausgelöst durch die Infektion mit Mycoplasma pneumoniae, gestellt wurde. Unter Doxycyclin kam es ohne immunologische Therapie zu einer raschen Besserung und kompletten Normalisierung. Schlussfolgerung: Der Fallbericht unterstreicht die Bedeutung von wiederholten elektrophysiologischen Untersuchungen bei akuten schlaffen Lähmungen. Erst Verlaufskontrollen von MRT, Liquor und Elektrophysiologie lassen das gleichzeitige Vorkommen einer Myelitis und eines GBS, erkennen. Die frühzeitige Diagnose hat therapeutische und prognostische Bedeutung Das Outcome kann gut sein. P0-05 Schleichender Verlauf einer akuten demyelinisierenden Enzephalomyelitis (ADEM) mit initial unauffälligem MRI-Befund A. Leiber¹, T. Guidi², O. Maier¹ ¹ Ostschweizer Kinderspital, Neuropädiatrie, St. Gallen, Switzerland ² Ostschweizer Kinderspital, Allgemeine Pädiatrie, St. Gallen, Switzerland Die akute demyelinisierende Enzephalomyelitis (ADEM) ist ein seltenes Krankheitsbild mit einem Altersgipfel zwischen dem 5. und 8. Lebensjahr. Klinisch präsentieren sich die Kinder mit multifokalen neurologischen Auffälligkeiten wie Pyramidenbahnzeichen, Ataxie, Hemiplegie, epileptischen Anfällen oder Sprachschwierigkeiten, kombiniert mit enzephalitischen Symptomen. Im MRI finden sich typischerweise bereits initial multiple asymmetrische Demyelinisierungsherde. Fallbericht: In unserem Spital wurde ein 8-jähriger Junge mit der typischen Klinik eines ADEM vorgestellt. Neben mehreren epileptischen Anfällen zu Beginn zeigte er eine Fazialisparese, eine verwaschene Sprache, ausgeprägte Kopfschmerzen, eine Ataxie und eine kognitive Beeinträchtigung mit Vigilanzminderung sowie subfebrile Temperaturen. In der initialen MRI-Untersuchung fand sich ein unauffälliger Befund ohne Hinweise für Demyelinisierung. Im weiteren Verlauf trat über einen Zeitraum von mehreren Wochen eine schleichende Zunahme der Vigilanzminderung auf. Der Junge schlief bis zu 0 Stunden täglich und war nur schwer erweckbar. Die initialen Symptome persistierten, hinzu kam eine Harninkontinenz. Eine erneute MRI-Untersuchung Wochen nach Erkrankungsbeginn zeigte multiple Demyelinisierungsherde sowohl zerebral als auch spinal. Unter Therapie mit Prednison trat innerhalb weniger Tage eine deutliche klinische Besserung ein. Schlussfolgerung: Die Diagnose eines ADEM wird in Zusammenschau von Klinik und MRI-Befund gestellt. Demyeliniserungsherde im MRI können in Bezug auf die klinische Präsentation jedoch verzögert auftreten. Bei initial unauffälligem MRI-Befund trotz typischer klinischer Präsentation sollte daher eine Wiederholung der MRI-Untersuchung im Verlauf erwogen werden. 78 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

39 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 P0-06 Listerienmeningitis unter Steroidpulstherapie G. Lischetzki, K. Ungerath, J. Heinemeyer Altonaer Kinderkrankenhaus, Neuropädiatrie, Deutschland Hintergrund: Ca. 0 % aller Epilepsie in der Kindheit sind nicht zufriedenstellend mit konventionellen antikonvulsiven Medikamenten zu behandeln. Steroidpulstherapie ist eine etablierte Therapie bei therapierefraktären Epilepsien. Grundsätzlich führt eine Steroidtherapie zu einer Immunsuppression. Unter einer gepulsten Therapie wird diese als geringer angenommen als eine kontinuierliche Therapie. Methode: Wir berichten von einem 8 Jahre alten Mädchen mit atypischer Partialepilepsie mit CSWS. Unter Einsatz konventioneller Antikonvulsiva konnte der CSWS nicht ausreichend behandelt werden. Unter einer Steroidpulstherapie (0mg Methylprednison/kgKG, oral) zeigte sich eine klinische Besserung der Symptome. Ergebnisse: Im Verlauf kam es zu einer Listerienmeningitis. Klinische Symptome zunächst Kopfschmerzen, Erbrechen gefolgt von einem fokal motorischen Anfall, dann Abduzensparese und Meningismus. Unter Leitlinien gemäßer antibiotischer Therapie Ausheilung ohne Residuen. Wir fanden keinen Hinweis auf eine zusätzliche Immunschwäche. Schlussfolgerung: Schwere Infektionen können auch unter einer Steroidpulstherapie auftreten. P0-07 Fallkasuistik: Intrakranielle Abszesse R. Schneider, U. Deutz, A. Schoberer, S. Trepels-Kottek, M. Schoberer, Th. Orlikowsky, G. Neuloh, M. Häusler Sektion Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Neurochirurgische Klinik, Uniklinikum RWTH Aachen Hintergrund: Intrakranielle Abszesse sind selten. Anhand von Kasuistiken werden aktuelle Diagnostik- und Therapieoptionen diskutiert. Methoden: Fallberichte über Jungen und Mädchen (Alter Monate Jahre) mit intrazerebralen (IZA; n=) bzw. sub- (SDA; n=) und epiduralen (EDA; n=) Abszessen, die seit 07/0 in unserer Klinik behandelt wurden. Ergebnisse: Das Kind mit EDA hatte lediglich eine druckdolente Stirnschwellung, das Kind mit SDA eine Aphasie, Halbseitenschwäche, Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen. Als Fokus bestand jeweils eine Pansinusitis. Im Abszess wurden Streptococcus intermedius bzw. Streptococcus constellatus plus Parvimonas micra nachgewiesen. Ein Junge mit IZA durch Aggregatibacter aphrophilius hatte Kopfschmerzen und Erbrechen als Erstsymptome. Der Säugling mit IZA entwickelte diesen in der Folge einer Citrobacter-Meningitis. Klinisch bestanden eine leichte Temperaturerhöhung und vermehrtes Schreien. Alle Patienten wurden neben neurochirurgischer Abszessdrainage empirisch anti-anaerob/aerob antibiotisch therapiert. Diese Therapie wurde im Verlauf an das Antibiogramm angepasst. Ein Kind benötigte zudem eine operative Sanierung der Sinus. Bei den Schulkindern folgte auf eine 6-8-wöchige intravenöse Behandlung eine 5-7-monatige oral-antibiotische Nachbehandlung unter regelmäßigen MRT-Verlaufskontrollen. Zwei Patienten haben klinisch keine Residuen, die beiden anderen zeigen kognitive Defizite (n=) bzw. eine Epilepsie (n=). Schlussfolgerungen: Die Symptomatik intrakranieller Abszesse ist unspezifisch, nur ein Kind hatte neurologische Ausfälle. Nach Diagnosestellung mittels MRT ist ein multidisziplinäres Vorgehen notwendig, zunächst bestehend aus einer empirischen, intravenösen anti-aerob /anaerob wirksamen Antibiotikatherapie, einer neurochirurgischen Abszessdrainage, ggf. gefolgt von einer erweiterten operativen Sanierung. Zur Steuerung der lang dauernden oral-antibiotischen Nachbehandlung sind engmaschige MRT-Verlaufskontrollen hilfreich. P0-08 Tuberkulöse Meningitis mit Hirnstammläsion Begleittherapie mit Thalidomid ein Case report M. Vogl, A. Della Marina, C. Möller Hartmann, F. Stehling Pädiatrische Pneumologie, Universitätskinderklinik Essen, Deutschland Pädiatrische Neurologie, Universitätskinderklinik, Deutschland Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Universitätsklinik Essen Wir berichten über einen Monate alten Patienten mit Rekurrenz einer intrakranialen Tuberkulose nach externer Deeskalation der Therapie mit Levofloxacin, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid. Initial zeigte sich unter der Therapie eine kontinuierliche Verbesserung der motorischen und mentalen Entwicklung bei ataktischer Bewegungsstörung. Im Verlauf kam es jedoch zu einer progressiven Vigilanzminderung. Die Magnetresonanztomographie (MRI) des Gehirns zeigte Zeichen eines erhöhten Hirndrucks bei Meningitis mit Kleinhirnabszess und Hirnstammläsion. Die chirurgische Dekompression konnte aufgrund einer massiven Granulombildung in den basalen Meningen nur inkomplett durchgeführt werden. Postinterventionell blieb der Patient zunächst komatös und zeigte Streckkrämpfe. Neben der erneuten Initiierung der jetzt Serum und Liquorspiegel gesteuerten- Therapie mit Rifampicin, Pyrazinamid, Prothionamid und Levofloxacin wurde eine Hochdosissteroidtherapie zur Reduktion des perifokalen Hirnödems begonnen. Tuberkulose Abszesse und Raumforderungen führen zu einer überschießenden Tumornekrosefaktor (TNF)-alpha abhängigen Zytokinreaktion. Daher wurde eine additive Therapie mit dem TNF-alpha Inhibitor Thalidomid eingeleitet, um eine unkontrollierte Granulombildung in der Hirnstammregion zu verhindern und die Steroidtherapie zu reduzieren. Fünf Monate nach Therapiebeginn zeigt die MR- Teine signifikante Verkleinerung der Hirnstammläsion und deutliche Besserung des neurologischen Untersuchungsbefundes Thalidomid reduziert die Sekretion von TNF-alpha. Die überschießende TNF alpha Sekretion in tuberkulösen Abszessen führt zu einer exzessiven Granulom und Nekroseformation im Rahmen einer intrakraniellen Tuberkuloseerkrankung. Die immunmodulatorische Wirkung von Thalidomid führte bei unserem Patienten zu einer deutlichen klinischen Verbesserung. Nebenwirkungen der Therapie konnten nicht identifiziert werden. Daher sollte bei intrakranieller Tuberkulose mit ausgeprägter Granulomformation eine Begleittherapie mit Thalidomid in Erwägung gezogen werden. P0-09 Rota-Virus Zerebellitis/Enzephalitis als seltene Komplikation einer Gastroenteritis J. Althaus, B. Fiedler, T. Deba, O. Schwartz, U. Hanning, G. Kurlemann Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Neuropädiatrie Universitätsklinikum Münster, Institut für klinische Radiologie Die Rotavirus-Infektion stellt, bei Kindern bis Jahre, die häufigste Ursache für virale Darminfektionen in den westlichen Industrieländern dar. Neben der typischen Symptomatik mit Erbrechen und Durchfall kommt es sehr selten zu einer Komplikation mit schwerer Beeinträchtigung des Bewußtseins und ausgeprägten Bewegungsstörungen im Rahmen einer Zerebellitis/Enzephalitis. Wir berichten von einer 6 Jahre alten Patientin mit klassischen Symptomen einer Gastroenteritis; aber innerhalb der ersten Stunden der Erkrankung eine Ataxie, eine verwaschene Sprache, epileptische Anfälle und Somnolenz aufweist. In der initialen Diagnostik mittels CT, Labor (inklusive Blutbild und klinischer Chemie), EEG und Lumbalpunktion zeigt sich ein unauffälliger Befund. Ein Therapieversuch mit i.v. Rehydrierung und antikonvulsiver Medikation ist frustran. Bei zunehmender neurologischer Verschlechterung im kurzfristigen Verlauf (Tag ) bildgebende Kontrolle mittels c-mrt, Stoffwechseldiagnostik und erneutem EEG ohne pathologischen Befund. Bei weiter bestehender Symptomatik ohne Befundbesserung erneute Durchführung einer Lumbalpunktion mit Nachweis einer geringfügigen Pleozytose (7Lymphozyten, 8 Granulozyten). Erneutes c-mrt am Tag 5 mit Nachweis einer Zerebellitis. Blutkultur negativ, Liquor ohne Erregernachweis, Stuhl Rotavirus positiv. Therapie mit Cortisonstoßtherapie über 5 Tage. Im Verlauf langsame Besserung der klinischen Symptomatik. Nach Jahr noch unsichereres Gangbild und dezent verlangsamte Sprache. Die Rota-Virus Zerebellitis/Enzephalitis stellt eine seltene Komplikation im Rahmen einer Rota-Virus Infektion dar. Bei einem schwerwiegenden Verlauf einer Gastroenteritis mit neurologischen Symptomen sollte jedoch daran gedacht werden. Im c-mrt sieht man häufig, nach einer Latenz von wenigen Tagen, eine Zerebellitis und eine Signalanhebung im Splenium. Der Pathomechanismus ist dabei noch unklar, ein direkter Virusnachweis im Liquor gelingt oft nicht. P0- Akut nekrotisierende Encephalopathie des Kindesalters infolge einer Primärinfektion mit HHV 6 - eine wichtige Differentialdiagnose der Mitochondriopathie. E. Salamano, P. Freisinger, J. Mayr, T. Hack, B. Weissbrich 5, K. Moser, J. Klepper, N. Heußinger Kinderklinik des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau, Deutschland Kinderklinik und Stoffwechselzentrum Klinikum Reutlingen, Deutschland Zentrum für Mitochondriale Stoffwechseldiagnostik, Salzburg, Österreich Institut für Humangenetik Helmholtz-Zentrum München, Deutschland 5 Institut für Virologie und Immunbiologie Universität Würzburg, Deutschland Hintergrund: Die akut nekrotisierende Encephalopathie des Kindesalters (ANEC) ist eine seltene durch neurotrope Viren verursachte Erkrankung. Sie manifestiert sich mit neurologischen Symptomen wie Krampfanfällen und Bewusstseinsstörungen und ist durch den Nachweis symmetrischer, v. a. die Tha- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 79

40 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 lami betreffende multifokale Läsionen des Gehirnes im cmrt, einer fehlenden Liquorpleozytose und erhöhtem Liquoreiweiß charakterisiert. Fallbericht: Wir berichten über einen bisher gesunden türkischen Jungen, bei dem es im Alter von Monaten im Rahmen eines hochfieberhaften Atemwegsinfekts zum Auftreten einer akuten andauernden Vigilanz- und Bewegungsstörung sowie eines generalisierten Krampfanfalls kam. Laborchemisch fand sich eine Laktatazidose bei unauffälligen Transaminasen, Entzündungsparametern und Liquorstatus, jedoch erhöhtem Liquoreiweiß. Das cmrt zeigte große bilaterale, diffusionsgestörte Thalamusläsionen. Die bei Verdacht auf Mitochondriopathie durchgeführte biochemische Analyse von Skelettmuskelgewebe zeigte eine unauffällige Aktivität der Atmungskettenkomplexe (RCC) I-IV. Die funktionelle Analyse der intakten Mitochondrien ergab eine leichte Verminderung der RCC II und III, weshalb eine Whole-Exom-Sequenzierung veranlasst wurde, die keine pathogene Mutation in einem bisher mit Mitochondriopathien assoziierten Gen zeigte. Die Erregerdiagnostik ergab bei Serokonversion und Anstieg der HHV6-DNA im Liquor eine Primärinfektion mit HHV6 und es konnte die Diagnose einer HHV- 6-getriggerten ANEC gestellt werden. Unter antiviraler Therapie mit Ganciclovir über Tage kam es zu einer Restitutio ad integrum und die Verlaufs- cmrt nach Wochen zeigte eine Befundregression. Diskussion: Die ANEC ist eine in westlichen Ländern seltene Erkrankung mit unklarer Pathogenese, stellt aber eine wichtige Differentialdiagnose der mitochondrialen Enzephalopathie dar. Eine frühe antivirale Therapie scheint die Prognose günstig zu beeinflussen. Normwertige Transaminasen sind möglicherweise ein Prädiktor für einen günstigen Krankheitsverlauf. P0- Enterovirusgetriggertes Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom bei einem 6 Monate alten Mädchen N. Greulich, J. Klepper, N. Heußinger Kinderklinik Aschaffenburg, Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, Deutschland Hintergrund: Das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom (OMS) ist eine immunvermittelte Erkrankung, die als primäre Erkrankung, paraneoplastisch oder parainfektiös auftritt und durch schnelle, unwillkürliche, ungerichtete Augenbewegungen, Myoklonien und Ataxie gekennzeichnet ist. Das OMS kann in jedem Alter auftreten, das mittlere Erkrankungsalter bei Kindern liegt zwischen 8 und Monaten. Fallbericht: Wir berichten über eine Patientin, mit einem im Alter von 6 Monaten neu aufgetretenen Intentionstremor des rechten Armes, bei der es innerhalb von vier Tagen zur Entwicklung einer generalisierten Dystonie kam. In der daraufhin durchgeführten MRT-Untersuchung und Lumbalpunktion konnten ein intracranieller Tumor sowie eine Dopaminstoffwechselstörung ausgeschlossen werden. Zwei Wochen nach Beginn der Symptomatik kam es zu einer klinischen Verschlechterung mit Entwicklung einer zunehmenden Vigilanzstörung und Irritabilität, eines Opsoklonus, einer Rumpfhypotonie sowie Tremor der Extremitäten und Verlust der Gehfähigkeit, sodass wir die Diagnose eine OMS stellten und nach Repunktion den Beginn einer Immunglobulintherapie veranlassten. Die Liquordiagnostik erbrachte neben dem Nachweis oligoklonaler Banden Zeichen einer polyklonalen B-Zell-Stimulierung. Zudem konnte Enterovirus-RNA nachgewiesen werden, so dass wir die Diagnose eines enterovirusgetriggerten OMS stellen konnten. Bei Vorliegen des Vollbildes eine OMS, wurde wiederholt ein Neuroblastom ausgeschlossen. Unter Monotherapie mit Immunglobulinen zeigte sich eine Befundbesserung, bei aber fehlender Remission begannen wir nach 6 Wochen eine Kombinationstherapie mit Corticosteroiden, die in vierwöchigen Abständen durchgeführt wurde. Hierunter kam es vier Monate nach Beginn der Symptomatik zu einer Restitutio ad integrum. Schlussfolgerung: Das Outcome von Patienten mit OMS ist unterschiedlich. Obwohl langfristig gesehen nicht motorische Symptome, sondern Lern- und Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund stehen, scheint ein frühzeitiger Therapiebeginn das neurologische Outcome positiv zu beeinflussen. P0- Gedächtnisstörungen als Leitsymptom - LGI-Antikörper-vermittelte limbische Enzephalitis M. Schimmel, C. G. Bien, M. C. Frühwald Klinikum Augsburg, I. Klinik für Kinder und Jugendliche, Deutschland Krankenhaus Mara, Bethel, Deutschland Einleitung: Die limbische Enzephalitis ist ein auto-antikörpervermitteltes Krankheitsbild, das insbesondere mit mnestischen Störungen, faciobrachialen dystonen Anfällen und neuropsychiatrischen Symptomen wie Affektlabilität einhergeht. Im Erwachsenenalter sind unter anderem gegen neuronale Oberflächenproteine gerichtete Leucine-rich Glioma Inactivated Protein (LGI)-Antikörper nachweisbar. Diese haben nach bisherigen Erkenntnissen einen direkten funktionellen Effekt auf das Zentrale Nervensystem. Die Erkrankung spricht in der Regel gut auf Immuntherapien an; eine Tumorassoziation ist selten. Fallbericht: Ein -jähriger Junge mit bekanntem Diabetes mellitus fiel mit massiven Gedächtnisstörungen vor allem des Kurzzeitgedächtnisses auf. Im Rahmen der Abklärung waren Kaliumkanalkomplex-Antikörper nachweisbar. In der Differenzierung wurden diese als LGI-Antikörper identifiziert. Im Verlauf berichtete der Junge von Episoden mit halbseitiger Blässe und Parästhesien des Gesichtes sowie einer Ptose. Eindeutige faciobrachiale dystone Anfälle konnten wir nicht beobachten. EEG und zerebrale MRT-Untersuchungen blieben auch im Verlauf unauffällig. Die neuropsychiatrische Symptomatik äußerte sich in einer Affektstörung bis zu suizidalen Gedanken und einer Kleptomanie. Nach dem Ausschluss paraneoplastischer Ursachen, wurde zunächst eine Methylprednisolon-Stoßtherapie durchgeführt ohne signifikante Besserung und persistierend hohen LGI-Antikörper-Titern (:000 bis :000). Wir eskalierten die Therapie mittels Plasmapherese, die zu einem deutlichen Abfall der LGI- Antikörper-Titer führte (:8-:50). Der Therapieerfolg wurde mit einer anschließenden immunsuppressiven Dauertherapie mit Mycophenolatmofetil konsolidiert. Unter dieser waren zuletzt keine LGI-Antikörper mehr nachweisbar. Die Gedächtnisstörungen besserten sich, sind jedoch nicht komplett reversibel. Schlussfolgerung: Auch im Kindes- und Jugendalter ist die limbische Enzephalitis mit Nachweis von LGI-Antikörpern in die differentialdiagnostischen Erwägungen beim Auftreten von Gedächtnisstörungen, Anfällen temporaler Semiologie und Affektstörungen mit einzubeziehen. P0- Fetuin-A Expression im humanen ZNS bei Entzündung und Ischämie M. Schwarz, J. Elsas, M. Häusler, A. Babler, W. Jahnen Dechent, J. Weis Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Helmholtz-Institut für Biomedizintechnik, Biointerface-Labor Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Neuropathologie Einleitung: Fetuin-A wird intrauterin in vielen Organen, einschließlich Gehirn, exprimiert. Nach bisherigen Daten liegt es im Gehirn gesunder Erwachsener nicht vor. Tierversuche lassen neuroprotektive Funktionen von Fetuin-A bei zerebraler Ischämie und bei Inflammation vermuten. Ein Beitrag zur Inflammation bei Multipler Sklerose wird diskutiert. Methodik: Autoptisch gewonnenes Hirngewebe von Patienten mit und ohne infektiöse bzw. ischämische Hirnerkrankungen wurde immunhistochemisch auf die Fetuin-A-Expression hin untersucht. Mittels Doppelfärbung wurde die Kolokalisation von Fetuin-A mit GFAP bzw. CD68 ermittelt. Ergebnisse: Fetuin-A positive Strukturen waren bei Patienten aller Gruppen in allen untersuchten Regionen (Cortex, Basalganglien, Ammonshorn, Kleinhirn) nachweisbar. Besonders starke Expression zeigten die Periventrikulärzonen, der Plexus choroideus und das Ependym. Letztere sind vermutlich für den Fetuin-A Transport in das Gehirn bedeutsam. Hohe Expression zeigten ebenfalls Purkinjezellen, Marklager und Neurone der Hirnrinde. In der Kohorte Infektiös fanden sich signifikant weniger Fetuin-A-positive Kleinhirnpurkinjezellen. In der Kohorte Infarkt war die Fetuin-A-Expression der Cortexneuronen tendenziell, aber nicht signifikant erhöht. In allen drei Kohorten fand sich Kolokalisation von Fetuin-A mit GFAP (Astrozyten), nicht aber mit CD68 (Makrophagen, aktivierte Mikroglia). Diskussion: Anders als bisher angenommen und publiziert, scheint Fetuin-A bis in das Erwachsenenalter exprimiert zu werden, wobei insbesondere für Neurone und Astroglia eine besondere Funktion vermutet werden kann. Jedoch fand sich im Gegensatz zur neonatalen Ratte (Elsas et al. 0) keine Kolokalisation mit CD68. Auch traten unter Hypoxie bzw. ZNS-Infektion keine gravierenden Veränderungen der Expression auf. Möglicherweise ist Fetuin-A nur im jungen Lebensalter an durch Mikroglia vermittelten zerebralen Entzündungsprozessen beteiligt. P0-5 Longitudinale extensive transverse Myelitis nach T-ALL V. Kraus, C. Makowski, H. Jünger, A. Wawer, P. Strotmann, V. Mall, S. Burdach Kinderklinik München Schwabing Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Schwabing, StKM GmbH und Klinikum Rechts der Isar (AÖR) der Technischen Universität München, Deutschland KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.v. KfH-Nierenzentrum für Kinder und Jugendliche beim Städtischen Krankenhaus München-Schwabing, Deutschland Lehrstuhl für Sozialpädiatrie der Technischen Universität München und kbo-kinderzentrum München gemeinnützige GmbH, Deutschland Hintergrund: Die akute transverse Myelitis ist eine demyelinisierende Erkrankung unterschiedlicher Ätiologie und manifestiert sich mit motorischen, sensori- 80 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

41 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 schen und autonomen Ausfällen. Neben infektiösen Ursachen spielen akute oder chronische autoimmunologische Prozesse. Methode: Wir berichten über eine 0 Jahre alte Patientin, die sich Wochen nach Abschluss der Chemotherapie bei T-ALL vorstellte. Sie klagte über Erbrechen und Schläfrigkeit bei fieberhaftem Infekt der oberen Luftwege. Klinisch zeigte sich eine somnolente Patientin mit schlaffer Paraplegie der unteren Extremitäten und Blasen-/Mastdarmstörung. Aussderdem zeigte sie eine Ptosis links, Doppelbilder und Blickrichtungsnystagmus. Sie war endgradig meningeal. Im Verlauf folgten im Bereich der unteren Extremitäten Reflexverlust, dann spastische Paraparese mit positivem Babinski. Im MRT zeigte sich eine Rhombenzephalitis und transverse Myelitis mit langstreckiger Signalalteration und Schwellung des gesamten Myelons ohne Kontrastmittelanreicherung. Im EEG zeigte sich eine diffuse Hirnfunktionsstörung. Ergebnisse: Bis zum Ausschluß eines Rezidivs sowie einer akuten Infektion erhielt die Patientin antibiotische und virostatische Therapie sowie Immunglobuline, nach dem Erhalt negativer Befunde wurde eine Cortisonstoßtherapie verabreicht. Darunter kam es zu einer deutlichen Besserung der Paraparese sowie der Hirnstammsymptome, jedoch keiner ausreichenden Besserung der Blasenfunktionsstörung. Es wurde daher eine Plasmapherese durchgeführt. Daraufhin zügiger und vollständiger Rückgang der Beschwerden sowie vollständige Normalisierung des MRT-Befundes. Die Patientin ist in anhaltender Remission bezüglich der T-ALL und zeigt keinerlei neurologischen Symptome. Schlussfolgerung: In Zusammenschau der Befunde gehen wir am ehesten von einerlongitudinal expansiven transversen Myelitis aus. Wir postulieren, dass dieses getriggert durch den leichten Atemwegsinfekt im Rahmen eines Immunrekonsitutionssyndroms nach Abschluß der ALL-Therapie aufgetreten ist. P0-6 Cochleaödem und -sklerose bei Pneumokokkenmeningitis: Nur frühzeitige Hördiagnostik ermöglicht optimale Versorgung mit Cochlea Implantation (CI) K. Stöhr, T. M. Herberhold, H. P. Niedermeyer, M. Staudt Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder, Schön Klinik, Vogtareuth Hals-Nasen-Ohren-Klinikum, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität, München Einleitung: Hörverlust ist eine bekannte Komplikation der Pneumokokkenmeningitis. Dieser kann bis zur Taubheit ausgeprägt sein. Ursächlich ist eine Entzündung mit Cochleaödem. Bereits in den ersten Wochen der Erkrankung kann daraus eine fibrotische Obliteration bis hin zur Sklerosierung resultieren. Für die bestmögliche Therapie sollte eine Cochlea Implantation (CI) vor Sklerosierung der Cochlea erfolgen, da eine CI nach erfolgter Sklerosierung komplizierter ist und durchwegs schlechtere Ergebnisse erzielt. Zielsetzung: Auf die Notwendigkeit einer frühzeitigen audiologischen Diagnostik nach Pneumokokkenmeningitis hinweisen. Kasuistik:,5-jähriges Mädchen mit schwer verlaufender Pneumokokkenmeningitis (Beatmungspflichtigkeit Tage, ausgedehnte kortikale Schädigungen durch thrombotische Mikroangiopathie, kortikale Sehstörung, dyskinetische Bewegungsstörung durch Basalganglienschädigung, Dysphagie). AEPs Wochen nach Krankheitsbeginn waren auffällig, eine Kontrolle wurde empfohlen. Bei Verlegung zur Frührehabilitation (5 Wochen nach Krankheitsbeginn) war das Kind weiterhin schwer beeinträchtigt, vegetativ dysreguliert und zeigte erste ungezielte Reaktionen auf Umweltreize. Es erfolgte eine VP-Shuntanlage und PEG-Anlage. Klinisch schien eine Hörfähigkeit vorhanden. Eine Schwellen-BERA 0 Wochen nach Erkrankungsbeginn war erneut pathologisch, sodass dann eine CI-Versorgung eingeleitet wurde, mit OP beidseits Wochen später bereits kompliziert durch eine beginnende Sklerosierung. Retrospektiv waren schon in den frühen MRT diskrete Hinweise auf ein Cochleaödem sichtbar. Aktuell, ein Jahr nach Erkrankungsbeginn, reagiert das Kind auf akustische Reize und Sprache. Schlussfolgerung: Die frühzeitige Erkennung einer Cochleabeteiligung bei Pneumokokkenmeningitis (innerhalb der ersten Wochen) ist erforderlich, um vor einer möglichen Sklerosierung eine CI vornehmen zu können. Deshalb ist bei jeder Pneumokokkenmeningitis eine Hörtestung und BERA innerhalb der ersten Wochen obligat. P0-7 Das Chamäleon Neurosarkoidose A. Täuber, M. Rödiger, C. Hinze, R. Sträter, U. Hanning, A. Jeibmann 5, M. Boeswald 6, H. Omran, G. Kurlemann, B. Fiedler Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Neuropädiatrie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Institut für klinische Radiologie, Deutschland 5 Universitätsklinikum Münster, Institut für Neuropathologie, Deutschland 6 St. Franziskus Hospital Münster, Allgemeine Kinder und Jugendmedizin, Deutschland Hintergrund: Die Sarkoidose ist im Kindesalter selten und manifestiert sich meist als Systemerkrankung. Die Prävalenz der isolierten Neurosarkoidose ist unklar, in der Literatur finden sich nur Einzelfallberichte. Die Neurosarkoidose ist eine Ausschlussdiagnose und es gibt ein weites Feld an Differentialdiagnosen. Fallbericht: Wir berichten über eine fast Jahre alte Patientin, bei der initial die Verdachtsdiagnose einer Neurosarkoidose gestellt wurde. Die Patientin litt unter Kopf- und Rückenschmerzen. Im MRT zeigte sich eine basal und spinal betonte leptomeningeale Kontrastmittelanreicherung. Im Liquor konnte eine milde lymphozytäre Pleozytose sowie eine ausgeprägte Schrankenstörung nachgewiesen werden. Infektiologisch gelang kein Keimnachweis, insb. Ausschluss einer Tuberkulose. Antineuronale Antikörper waren negativ, Tumorzellen wurden nicht gesehen. Bei Pleozytose und erhöhtem löslichen Interleukin- -Rezeptor im Liquor entstand die Verdachtsdiagnose einer Neurosarkoidose. Unter hochdosierter Cortisontherapie konnte zunächst eine Befundbesserung erreicht werden. Aufgrund der Nebenwirkungen wurde im Verlauf auf eine immunsuppressive Therapie mit Mycophenolatmofetil und Adalimumab umgestellt. Hierunter zeigte sich entgegen der Erwartungen eine deutliche Befundprogredienz, sodass die Diagnose in Frage gestellt und eine Biopsie im Bereich der Lendenwirbelsäule veranlasst wurde. In der Histologie zeigte sich schließlich ein disseminierter niedriggradiger Tumor WHO I, DD: myxopapilläres Ependymom. Schlussfolgerung: Unser Fallbericht zeigt, dass die alleinige klinische und laborchemische Diagnose einer Neurosarkoidose unsicher ist und deshalb bei geringsten Zweifeln aufgrund der gravierenden Differentialdiagnosen eine bioptische Diagnosesicherung anzustreben ist. P0-8 Enterovirus assoziierte Hirnstammenzephalitis verwechselt mit Epilepsia partialis continua E. Schuler, A. Ziegler, A.-S. Kaiser, J.-H. Doering, G. F. Hoffmann, I. Brösse Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Deutschland Wir berichten vom Fall eines 7-jährigen Mädchens, das plötzlich einsetzende einseitigen Kloni der Gesichtsmuskulatur zeigte. Die Bewegungsstörung manifestierte sich in rezidivierenden Episoden, die zwischen wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden andauerten. Die Myoklonien blieben stets auf auf die betroffene Gesichtsregion begrenzt. Die kranielle Bildgebung war nicht wegweisend. Die Liquoranalyse zeigte den Befund einer enterovirusassoziierten Meningoenezaphlitis. Wir möchten den neurologischen Phänotyp vor und nach intravenöser Immunglobulingabe zeigen und kurz auf Fallstricke bei der Abklärung einseitiger Gesichtsmyoklonien hinweisen. P0-Postergruppe Muskel und Nerv P0-0 Analyse der spezifischen Immunantwort im Skelettmuskel bei LGMDI L. Brand, C. Preuße, A. van Moers, H. Kölbel, W. Stenzel, U. Schara Klinik für Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Essen, Germany Institut für Neuropathologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Germany Klinik für Pädiatrie, DRK Klinikum Westend Berlin, Germany Hintergrund: Die Gliedergürtelmuskeldystrophie I (LGMDI) ist eine der häufigsten Muskeldystrophien weltweit. Ausgelöst durch Mutationen im Fukutin-related-Protein-Gen (FKRP, führt sie zu einem typischen klinischen Erscheinungsbild mit Schwäche der Gliedergürtelmuskulatur, später mit kardialen und respiratorischen Problemen und zu einem reduzierten oder fehlenden Anfärben von Alpha- Dystroglycan auf den Muskelfasern. Entzündliche Infiltrate sind bereits beschrieben worden, bisher wurden diese aber noch nicht näher charakterisiert. Daher haben wir Muskelbiopsien genetisch gesicherter LGMDI Patienten aus drei Universitätskliniken untersucht. Methode: 7 Muskelbiopsien von Patienten_Innen mit LGMDI wurden immunhistochemisch, enzymhistochemisch und mittels quantitativer PCR untersucht. Zusätzlich wurden die klinischen Daten der Patienten analysiert und mit den molekularen Erkenntnissen korrelliert. Ergebnisse: Alle Biopsien zeigten eine einheitliche Immunantwort des Skelettmuskels. Diese wurde dominiert von einem dystrophischen Gewebsbild mit nekrotischen Muskelfasern und einem signifikantem Vorkommen von fokal betonten Regeneraten. Zusätzlich zeigte sich in allen Biopsien eine Fibrose des Endomysiums mit unterschiedlich starker Ausprägung, bedingt durch stark differierende Zeitspannen zwischen Auftreten des Erstsymptoms und Zeitpunkt der Biopsieentnahme (6 Monate Jahre). Die T-Zellen wurden vor allem als CD8+ Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 8

42 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 charakterisiert, MHC I färbte sich einheitlich auf der sarkolemmalen Oberfläche der Muskelfasern, welche die Regeneratknoten umgaben, an. Auch Makrophagen, vor allem CD06+, fanden sich um die Regeneratknoten gruppiert. Die quantitative PCR zeigte eine signifikant erhöhte Genexpression von STAT, STAT 6 und TGF Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass sich die Immunantwort bei der LGMDI auf eine CD8- MHC Klasse I Reaktion beschränkt. Desweiteren korreliert die Ausprägung der Fibrose mit dem Vorhandensein von CD06+ Makrophagen und dem Vorkommen der STAT6 vermittelten TGF_ Expression. P0-0 Ataluren: Ergebnis der klinischen Studien in Duchenne- Muskeldystrophie mit Nonsense-Mutation (nmdmd) U. Schara, C. M. McDonald, K. Bushby, M. Tulinius, R. Finkel 5, H. Topaloglu 6, J. W. Day 7, K. Flanigan 8, L. Lowes 8, M. Eagle 9, X. Luo 0, G. Elfring 0, H. Kroger 0, P. Riebling 0, T. Ong 0, R. Spiegel 0, S. W. Peltz 0, S.-M. Park 0 University of Essen, Essen, Germany University of California Davis, Sacramento, California, USA John Walton Muscular Dystrophy Research Centre, Newcastle University, Newcastle upon Tyne, UK University of Gothenbyrg, Queen Silvia Children s Hospital, Gothenburg, Sweden 5 Nemours Children s Hospital, Orlando, Florida, USA 6 Hacettepe University School of Medicine, Ankara, Turkey 7 Stanford University School of Medicine, Stanford, California, USA 8 Nationwide Children s Hospital, Columbus, Ohio, USA 9 Newcastle University, Tyne and Wear, UK 0 PTC Therapeutics, South Plainfield, NJ, USA Hintergrund: Ataluren, das erste Arzneimittel, das die zugrundeliegende Ursache von nmdmd behandelt, ermöglicht das ribosomale Durchlesen eines vorzeitigen Stopcodons und erzeugt so funktionsfähiges Dystrophin normaler Länge, ohne normale Stopcodons zu beeinträchtigen. Methoden: Die Wirksamkeits- und Sicherheits-/Verträglichkeitsdaten der Phase-- und Phase--Studien mit Ataluren bei nmdmd wurden zusammengefasst. Resultate: Die klinischen Studien waren: eine Phase-a-Proof of Concept Studie (N=8), die nach 8 Tagen Behandlung mit Ataluren einen erhöhten Dystrophinnachweis in den Muskelbiopsien bei Patienten mit nmdmd zeigte; eine randomisierte, Placebo-kontrollierte (RCT Design) Phase-b-Studie (N=7), die einen Behandlungseffekt von Ataluren beim 6-Minuten-Gehtest (6MWD), bei Zeit-Funktionstests und anderen funktionalen Parametern nachwies; eine laufende, offene Sicherheits-Langzeitstudie (N=08); eine laufende, offene Sicherheits-/Wirksamkeits-Langzeitstudie (N=9); und eine Phase-- ACT-DMD - Studie (RCT Design) (N=8), deren primärer Endpunkt die Änderung beim 6MWD über 8 Wochen war. Die Phase--Studie wies eine Wirksamkeit bei den mit Ataluren behandelten Patienten bei den primären/sekundären Endpunkten nach, besonders bei denen mit einem 6MWD-Baselinewert von 00 00m. Ataluren wurde durchgehend gut vertragen. Die Ergebnisse der klinischen Studie werden im Detail präsentiert. Schlussfolgerung: Die Gesamtheit der Ergebnisse weist nach, dass Ataluren das Durchlesen der Nonsense-Mutation im Dystrophin-mRNA ermöglicht, funktionsfähiges Dystrophin produziert und die Krankheitsprogression verlangsamt. Studie unterstützt von: PTC Therapeutics Inc. P0-0 Der 6-Minuten-Gehtest (6MWT) als Endpunkt in klinischen Studien in Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) S.-M. Park, C. M. McDonald, H. Lee, X. Luo, G. Elfring, H. Kroger, P. Riebling, T. Ong, R. Spiegel, S. W. Peltz, E. Mercuri 5, U. Schara 6 PTC Therapeutics, Zug, Switzerland University of California Davis, Sacramento, California, USA Sweeney, University of Florida, Gainesville, Florida, USA PTC Therapeutics, South Plainfield, NJ, USA 5 Catholic University, Rome, Italy, USA 6 University of Essen, Essen, Germany Hintergrund: Der 6MWT ist ein validierter Endpunkt für DMD-Studien. Eine Verminderung im 6MWT ist für die Zeit bis zum Mobilisationsverlust und für die weitere Krankheitsprogression prädiktiv. Die 6MWT-Einschlusskriterien wurden mit der Zeit strenger gefasst und schlossen nunmehr Patienten mit beinah normaler oder schwer beeinträchtigter Gehfähigkeit aus. Methoden: Anhand der jüngsten DMD-Studien wurde die Entwicklung des 6MWT als sensibler klinischer Endpunkt untersucht. Resultate: In den ersten zwei klinischen Studien seit 008 war das Mindesteinschlusskriterium im 6 MWT eine Gehstrecke von 75 m ohne eine Obergrenze. Diese Kriterien wurden weiterentwickelt im Hinblick auf eine Untergrenze von 00 m für die offene Eteplirsen-Phase-III-Studie und eine Obergrenzen von bis zu 00 m in der Tadalafil-Phase-III-Studie. In der jüngsten Phase--Studie mit Ataluren (ACT DMD; 0 begonnen) wurden Patienten mit einem Ausgangswert 50 m und <80 % vorhergesagtem 6MWT aufgenommen, mit einer vordefinierten Untergruppe mit einem Baselinewert von m. In der Gesamtpopulation betrug die 8-Wochen-Differenz von Ataluren gegenüber Placebo 5 m (p=0,). Diese war ausgeprägter in der vordefinierten m-Untergruppe mit 7m (p=0,007). Sensitivitätsanalysen bestätigten in weiteren Subgruppen einen Ataluren-Effekt: 50 to <00 m (9,5m; p=0,05); 00 to <00 m (6, 6 m; p=0,050); and 00 to <50 m (, m; p=0,050). Schlussfolgerung: Bei der Bewertung von Arzneimitteln zur Progressionsverlangsamung in DMD werden engere 6MWT-Einschlusskriterien herangezogen. Für Ataluren zeigte ein vordefinierter Bereich von m den größten Behandlungseffekt. Studie unterstützt von: PTC Therapeutics Inc. P0-0 In frame - Deletion im ISPD-Gen als Ursache einer familiären Gliedergürtelmuskeldystrophie ein Fallbericht A. Gossler, L. Klinge, W. Kreß, E. Wilichowski Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Göttingen, Deutschland Zentrum Medizinische Genetik Würzburg, Deutschland. Hintergrund: Dystroglykanopathien machen einen Teil der kongenitalen Myopathien aus und zeigen eine hohe klinische Variabilität. Das klinische Spektrum reicht vom Walker-Warburg-Syndrom mit schwersten Hirn- und Augenfehlbildungen bis zu adulten Formen milder Gliedergürteldystrophien. Ursache sind Mutationen in zahlreichen Genen, die zu fehlerhafter o-glykosilierung insbesondere von alpha-dystroglykan führen. Methode / Fallbericht: Das heute 0 Jahre alte Mädchen ist das zweite Kind konsanguiner Eltern. In der Familie werden zwei weitere Frauen berichtet, die von einer Muskelerkrankung unklarer Zuordnung betroffen sind. Erste motorische Auffälligkeiten zeigen sich im Kleinkindalter mit proximal betonter Muskelschwäche und reduzierter Ausdauer. Im Verlauf entwickelt sich eine progrediente rumpfbetonte Schwäche mit deutlich reduzierter Gehstrecke und aktuell beginnender Rollstuhlabhängigkeit. CK-Bestimmungen im Alter von 5 Monaten ergaben wiederholt Werte von >.000 U/l. Songraphisch zeigt sich ein myopathisches Muster, muskelbioptisch ergibt sich der Befund einer alpha-dystroglykanopathie mit dystrophischem Gewebsbild und reduzierter Laminin alpha- - Expression. Neuroradiologische, ophthalmologische, neurophysiologische, kardiologische und pulmonologische Befunde sind unauffällig. Ergebnisse: Die molekulargenetische Kandidatengen-Analyse führte zum Nachweis einer homozygoten Mutation im ISPD-Gen (c.-6del, p. Val- 7del, Exon 8, Chromosom 7). Das ISPD-Gen kodiert für die Isoprenoid-Synthase, welche an der o-glykosilierung von alpha-dystroglykan beteiligt ist. Schlussfolgerung: Ähnlich der Inhomogenität der klinischen Ausprägung von Dystroglykanopathien im Allgemeinen gehen auch die Mutationen im ISPD-Gen mit variablen klinischen Ausprägungen einher. In der Literatur werden wie in dem hier dargestellten Fall - überwiegend milde Formen mit einer LGMD-like Symptomatik berichtet, dennoch finden sich auch Fallberichte mit ISPD-Mutationen bei Walker-Warburg-Syndrom. Grund hierfür könnten die Mutations-spezifischen Konsequenzen auf die residuelle Aktivität der Isoprenoid-Synthase sein. P0-05 Kongenitale Myasthenie als Folge eines neuen Gendefekts in einem Transkriptionsfaktor der Myogenese C. Makowski, H. Jünger, P. Freisinger, U. Ahting, S. Baumeister, B. Schoser, J. A. Mayr 5, V. Lunzer 5, H. Prokisch 6, T. B. Haack 6 Kinderklinik München-Schwabing, StKM und Technische Universität München Kinderklink Reutlingen Institut für Humangenetik, Technische Universität München Friedrich-Baur-Institut München 5 Paracelsus Universität Salzburg 6 Helmholtzzentrum München Hintergrund: Nachweis einer PAX7-Mutation bei einem Kind mit kongenitaler Myasthenie Falldarstellung: SSV mit verminderten Kindsbewegungen, postnatal klinisches Bild einer Sepsis, im Verlauf primäre muskuläre Hypotonie, rumpfbetont und vorherrschende Ptosis. Keine wegweisenden Befunde in der Diagnostik einschließlich Ach-AK, Genetik für kongenitale Myasthenien negativ. Tensilontest nicht eindeutig, Therapieversuch mit Pyridostigmin ohne durchgreifende Bes- 8 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

43 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 serung. Im Verlauf kognitiv gute Entwicklung, auch Verbesserung der Motorik, zeitgerechtes Erreichen des freien Laufens, als Restbefund bleibt die ausgeprägte Ptosis. Ergebnisse: In der Muskelbiopsie zeigte sich initial ein fraglicher Befund in der Untersuchung der Mitochondrien (Erniedrigung aller Komplexe bei schlechter Probenqualität), bei der Rebiopsie waren alle Komplexe im Normbereich, die histologischen Untersuchungen waren unauffällig. In der Exomsequenzierung konnte eine homozygote Spleissmutation im PAX7-Gen gefunden werden. Eine Rolle von PAX7 in der Muskeldifferenzierung ist beschrieben worden. Bei der Maus führt der Knock-out zu einem myopathischen Phänotyp. Bei den funktionellen Untersuchungen zeigt PAX eine deutlich erhöhte Expression, MYF5 ist fast nicht exprimiert. Auch wenn derzeit keine statistische Evidenz für eine kausale Rolle der PAX7-Mutation in der Pathogenese dieser Erkrankung besteht, halten wir eine klinische Relevanz durchaus denkbar und werden die zellbiologischen Folgen im Rahmen eines Forschungsprojektes verfolgen. Fazit: Es wäre denkbar, dass PAX7-Mutationen eine Rolle in der Differentialdiagnose kongenitaler Myasthenien spielen. P0-06 Erhöhte Heterogenität der T-Relaxationszeit in dem dystrophischen M. soleus C. Anastasopoulos,, M. Hooijmans, J. Burakiewicz, A. Webb, J. Kirschner, J. Verschuuren, E. Niks, H. Kan Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Universitätsklinik Freiburg, Deutschland Gorter Center, Leiden University Medical Center, Leiden, Niederlande Department of Neurology, Leiden University Medical Center, Leiden, Niederlande Hintergrund: Die quantitative Magnetresonanztomographie (MRT) gewinnt an Bedeutung als potentielle Outcomemaße in klinischen Studien neuromuskulärer Erkrankungen. Sowohl bei muskulärer Entzündung als auch bei erhöhtem Fettgehalt kommt es zu längeren T-Relaxationszeiten, während es verschiedene Methoden zu deren Interpretation gibt., Hier wurde die T in dem M. soleus (SOL) und dem M. tibialis anterior (TA) mit Hilfe einer drei-exponentiellen Kurvenanpassung gemessen und dessen Zusammenhang mit dem Lebensalter geprüft. Methode: An einem T MR-Tomographen wurde multiecho T-gewichtete Bildgebung (7 Echos, ohne Fettunterdrückung, 5 transversale Schichten) des rechten Unterbeins in 6 Jungen mit Muskeldystrophie Duchenne (Alter 0.±.8 Jahre) und in alters- und geschlechts-korrigierten Probanden (0.±.7 Jahre) durchgeführt. Die Muskel-T wurde pro Voxel mit einer drei-exponentiellen Anpassung berechnet. Die mittlere T-Relaxationszeit und dessen Heterogenität (Variationskoeffizient) wurden pro Muskel berechnet. In 5 Patienten wurde zusätzlich eine MR-Spektroskopie des SOL durchgeführt. Ergebnisse: Die mittlere T war höher in der Patientengruppe (SOL: 7.0±.0ms vs. 5.±.ms, TA 7.0±.ms vs. 5.±0.9ms, keine statistische Signifikanz). Die T-Heterogenität war signifikant höher in dem SOL der Patienten (7.5±. % vs..±. %, p=0.0) und korrelierte positiv mit dem Alter (r^=0.609, p<0.00). Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der MRT- T des SOL und der spektroskopisch-gemessenen T. Schlussfolgerung: Die zwei Populationen unterschieden sich in der T-Heterogenität des SOL. Die Korrelation zwischen dieser weiteren Spanne der T- Relaxationszeit und dem Lebensalter der Patienten, kann mit der zunehmenden Aktivität der Grunderkrankung (hohe T-Relaxationszeit) und der fortschreitenden Fibrose (niedrige T-Relaxationszeit) erklärt werden. Die T-Heterogenität trägt somit zusätzliche Informationen über das erkrankte Muskelgewebe bei und sollte mitberücksichtigt werden, wenn die T-Relaxationszeit als Outcomemaße für therapeutische Interventionen eingesetzt wird. Referenzen: Hollingsworth KG et al. Neuromuscul Disord. 0;(Suppl ):5-67; Arpan I et al. Neurology 0; 8:97-80; Azzabou N et al. J Magn Reson Imaging. 05;:65-5 P0-07 Idiopathisches Karpaltunnelsyndrom im Kindesalter, zwei Fallberichte I. Pross, S. Braun, M. Schroth, H. Wörle, K. Marquard, T. von Kalle, M. Blankenburg Pädiatrische Neurologie, Psychosomatik und Schmerztherapie, Kinderschmerz-zentrum Baden-Württemberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Olgahospital, Klinikum Stuttgart, Deutschland Radiologische Institut des Olgahospitals Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Olgahospital, Klinikum Stuttgart, Deutschland Hintergrund: Das Carpaltunnel-Syndrom (CTS) ist die häufigste kompressions-bedingte Neuropathie bei Erwachsenen. In der Literatur finden sich nur sehr wenige Fälle im frühen Kindesalter. Die meisten beschriebenen Kinder litten an einem symptomatischen CTS, verursacht z. B. durch eine Speichererkrankung wie Mucopolysaccharidose (MPS), Mucolipidosis (ML) oder einer hereditären Neuropathie mit Neigung zu druckbedingten Paresen (HNPP). Wir beschreiben zwei Fälle eines idiopathischen CTS bei einem,5 und 5 jährigen Mädchen. Methode / Fallbeschreibung: E.S. *6..0: Mit J erstmals Kribbelparästhesien Dig I-III beider Hände. Vater und Großmutter väterlicherseits CTS. Klinische Untersuchung unauffällig, keine syndromalen Stigmata. Sensible NLG re mit 0 m/s verzögert (li m/s), Sonographie-Handgelenk unauffällig, MRT- Handgelenk zeigt KM-Aufnahme der verdickten Abschnitte des N. medianus. Rö-Handgelenk unauffällig, Untersuchung auf Mucopolysaccharidose negativ, Genetik auf HNPP ausstehend. A.H. *9..00: Mit,5 J erstmals Taubheitsgefühl an beiden Handinnenflächen. Mutter CTS bereits 5x operiert (erstmals mit 5 J), Großvater mütterlicherseits CTS. Klinische Untersuchung unauffällig, keine syndromalen Stigmata. Sensible NLG li mit 8 m/s verzögert (re m/s), Sonographie-Handgelenk Auftreibung und Echogenitätsminderung des N. medianus, MRT-Handgelenk zeigt Signalanhebung des verbreiterten N. medianus. Genetik auf HNPP ausstehend. Ergebnisse: Zusammenfassend zeigen beide Mädchen typische Veränderungen des N. medianus sowohl bildgebend (Sonographie und MRT) als auch in den elektrophysiologischen Untersuchungen (NLG). Es besteht bei beiden Kindern kein Hinweis auf eine zugrundeliegende Speichererkrankung. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchung auf HNPP stehen noch aus. Beide Mädchen haben eine deutliche familiäre Belastung für CTS. Schlussfolgerung: Daher ist es wichtig bei Kindern mit typischen klinischen Symptomen an ein CTS zu denken, auch wenn keine Speichererkrankung vorliegt. P0-08 Welchen Bedarf an allgemeiner und spezialisierter Palliativversorgung haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Muskeldystrophie Duchenne? M. Janisch, S. Nolte-Buchholtz, M. von der Hagen Brückenprojekt Spezialisierte ambulante Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Deutschland Abteilung Neuropädiatrie, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Deutschland Hintergrund: Aspekte der Palliativversorgung (PV) sind ab Diagnosestellung einer lebenslimitierenden neuropädiatrischen Erkrankung (LNE) bedeutsam. In Deutschland existiert ein differenziertes, regional unterschiedlich ausgebautes Netz der PV und Hospizarbeit (HA) mit ambulanten und stationären Strukturen. Bislang wurde der Bedarf an PV bei Patienten mit LNE und ihren Familien wenig beleuchtet. Deshalb ist eine größere Untersuchung bei Patienten mit Muskeldystrophie Duchenne (DMD) als häufigster neuromuskulärer lebenslimitierender Erkrankung des Kindesalters geplant. Methode: Für erste Daten wurden 5 DMD-Patienten und deren Familien in leitfadengestützten Interviews zur Kenntnis und Inanspruchnahme palliativer und Hospiz-Strukturen, Versorgungsbedarfen und -problemen sowie zur Kommunikation über Sterben/Tod befragt. Die Gespräche fanden mit Patienten und Eltern (N=), mit Familienangehörigen (N=) oder mit Patienten allein (N=) statt. Die Jungen im Alter zwischen und Jahren lebten bei ihren Eltern (N=) bzw. im Heim/Pflege-WG (N=). Ein Patient war bereits verstorben. Die transkribierten Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse: Spezialisierte Versorgungsstrukturen der PV oder HA wurden von den Befragten bei meist vorhandenem Grundwissen (N=) nicht in Anspruch genommen (N=0). Es bestand Unsicherheit im Umgang mit Notfallsituationen. Bestehende Versorgungsstrukturen (z. B. Pflegedienste, Ferienbetreuung) und die Finanzierung von Entlastungsangeboten wurden als mangelhaft empfunden. Formulierte Bedarfe waren vorausschauende ärztliche Begleitung und Beratung zu sozialrechtlichen Themen, Versorgungsstrukturen, pflegerischem Handling und Entlastungangeboten. Alle Befragten wünschten zeitweise Sterben und Tod innerfamiliär zu thematisieren, beschrieben aber große Kommunikationsschwierigkeiten. Schlussfolgerung: Spezialisierte Strukturen der PV und HA spielten bei den befragten Patienten keine Rolle. Eine umfassende Erhebung zu den o.g. Themen wird angestrebt, um den Bedarf von DMD-Patienten an PV und HA in Deutschland zu eruieren. P0-0 Anwendung von Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) bei Patienten mit X-chromosomal-rezessiver Muskeldystrophie Duchenne (DMD) E. Giagkou, T. Zuzak,, U. Schara Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 8

44 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Komplementär- und Alternativmedizin, Universitätsklinikum Essen Kinderklinik, Gemeinschaftskrankenhaus, Herdecke Hintergrund: Wir haben angenommen, dass die Anwendungsrate von CAM- Methoden bei Patienten mit DMD erhöht ist, da es sich um eine nicht heilbare degenerative Erkrankung mit fataler Prognose handelt und da die langjährige Kortikosteroidtherapie teilweise beeinträchtigende Nebenwirkungen aufweist. Das Ziel unseres Projektes war, die CAM-Anwendungshäufigkeit sowie den Umgang mit solchen Therapien zu untersuchen und zu beschreiben, um die Betreuung der Patienten weiter verbessern zu können. Methode: Wir haben 8 Patienten mit genetisch und/oder muskelbioptisch gesichertem Nachweis der Duchenne Muskeldystrophie befragt. Die Teilnehmerrate betrug 5 %. Mittels Fragebogen wurden Daten zu der Steroidtherapie, den aktuellen Krankheitssymptomen, den angewendeten CAM-Methoden und den Erwartungen an die Ärzte bezüglich CAM erhoben. Ergebnisse: Bei den insgesamt befragten Familien fand sich eine CAM- Anwendungsrate von 9 %. Die am häufigsten eingesetzten Methoden waren die Phytotherapie (76 %) und die Homöopathie (57 %). Die Anwendungshäufigkeit zeigt zwei Gipfel, und zwar zu Beginn der Einschränkung der Gehfähigkeit und später nach vollständigem Gehverlust. 7 % der Patienten hatte noch nie mit einem Arzt über die CAM-Anwendung gesprochen. Die Mehrzahl der Befragten wünscht jedoch eine Integration der Komplementärmedizin in die Krankenhäuser sowie die Übernahme der Kosten solcher Therapien von den Krankenkassen. Schlussfolgerung: Die Befragung zeigt, dass das Ansprechen der Familien von Kindern mit DMD auf die Anwendung von CAM wichtig ist. Den betreuenden Ärzten muss bewusst sein, dass die Anwendungsrate von solchen Therapien hoch ist und sie sollten motiviert sein, die Möglichkeiten und Grenzen von nicht-schulmedizinischen Therapien mit ihren Patienten und ihren Familien zu besprechen. P0- Autosomal dominante Myopathie mit tubulären Aggregaten aufgrund einer heterozygoten ORAI Mutation S. Borell, C. Klemann, C. Has, B. Zieger, R. S. Ehl, J. Kirschner Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Universitätsklinikum Freiburg, Germany. Centrum für Chronische Immundefizienz, Universitätsklinikum Freiburg, Germany Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum Freiburg, Germany Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Germany Fallbericht: Bei einem jugendlichen Indexpatienten zeigte sich eine Verkürzung der Wadenmuskulatur ohne eindeutige Kraftminderung, sowie eine Creatinkinase-Erhöhung (500 U/l). Zusätzlich fielen weitere Symptome auf: eine Hypocalcämie, Atopie, Hypohidrosis, sowie rezidivierende Thrombozytopenien. Mehrere Familienangehörige wiesen ähnliche Symptome in unterschiedlicher Ausprägung auf. In der Muskelbiopsie zeigte sich ein myopathisches Bild mit zahlreichen tubulären Aggregaten (TA). Die genaue Entstehung von TA in den Muskelfasern ist noch unklar. Vermutlich führt eine gestörte Calcium-Homöostase zur Bildung von TA. Beobachtet werden sie insbesondere bei myasthenen Syndromen, periodischen Paralysen, sowie verschiedenen Syndromen mit STIM- und ORAI-Mutationen. Genetik: Bei unserem Patienten wurde eine heterozygote Mutation im ORAI- Gen (Exon, c.9g>a, p.gly98ser) nachgewiesen. Das ORAI Gen kodiert einen wesentlichen Calcium-Einstrom-Mechanismus innerhalb des endo- und sarkoplasmatischen Retikulums in verschiedenen Geweben. Rezessive ORAI-Mutationen sind bereits bekannt mit schweren kombinierten Immundefekten. Autosomal dominante Mutation wie bei unserem Patienten verursachen Myopathien mit TA. Bei diesen Patienten wurden bisher folgende Symptome beschrieben: eine langsam progrediente Muskelschwäche, Kontrakturen, Muskelkrämpfe, CK-Erhöhung, Hypocalcämie. Inwieweit die anderen Symptome unseres Patienten und weiterer Familienangehöriger durch eine ORAI-Mutation erklärbar sind, wird weiter untersucht. P0- Erhöhte Creatininkinase bei M. Wilson Atypische Präsentation mit muskuloskelettalen Symptomen oder assoziierte Muskelerkrankung? N. Pfeifer, A. Della Marina, S. Kathemann, B. Hegen, S. Lutz, P. F. Hoyer, U. Schara Klinik für Kinderheilkunde I, Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Duisburg-Essen Klinik für Kinderheilkunde II, Universitätsklinikum Duisburg-Essen Hintergrund: Primär wird bei Creatininkinase (CK)-Erhöhung mit assoziierter Transaminasen-Erhöhung eine mögliche neuromuskuläre Erkrankung erwogen. Selten kann eine CK-Erhöhung mit muskuloskelettalen Symptomen eine Erstmanifestation eines Morbus Wilson darstellen. Eine frühzeitige Diagnosestellung bei Morbus Wilson ist wichtig, um mit einer effektiven Behandlung die toxische Kupferablagerung im Gewebe zu vermeiden. Patienten: Ein 5 jähriges Mädchen und ein jähriger Junge stellten sich mit Belastungsintoleranz und CK-Erhöhung sowie begleitender Transaminasen- Erhöhung inklusive milder Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)- Erhöhung ohne vorbekannte Muskel- oder Lebererkrankung vor. Im Rahmen umfangreicher Diagnostik ergab sich bei reduziertem bzw. nicht messbarem Coeruloplasmin im Serum und erhöhter -Stunden-Kupfer Ausscheidung im Sammelurin der Verdacht eines Morbus Wilson. Ergebnisse: Die Diagnose wurde durch Bestätigung eines erhöhten Kupfergehalts im Lebertrockengewicht und durch Nachweis einer pathogenen Mutation im ATP7B-Gen bei beiden Patienten gesichert. Bei dem 5 jährigen Mädchen besteht aufgrund der CK-Erhöhung bei ihrer Schwester und ihrer Mutter zusätzlich der Verdacht auf eine neuromuskuläre Erkrankung in der Familie, da weder Mutter noch Schwester die Mutation im ATP7B-Gen aufwiesen. Die Muskelbiopsie des Mädchens zeigte ein myopathisches Gewebsbild bei unauffälliger Immunhistochemie. Die bisherigen molekulargenetischen Untersuchungen in Richtung einer kongenitalen Myopathie bei der Mutter blieben negativ. Schlussfolgerung: In seltenen Fällen kann sich ein Morbus Wilson mit einer CK-Erhöhung und Belastungsintoleranz als erste Symptome präsentieren. Vor allem bei assoziierter GGT-Erhöhung sollte eine erweiterte hepatologische Diagnostik erfolgen. Bei Persistenz einer CK-Erhöhung oder der muskulären Symptome trotz adäquater Therapie des M. Wilson ist das Vorliegen einer assoziierten neuromuskuläre Erkrankung zu diskutieren. P0- Eine homozygote Deletion des Exon im Fukutin-Gen (FKTN) verursacht eine dilatative Kardiomyopathie und milde Gliedergürtelmuskeldystrophie ohne cerebrale Beteiligung E. Hobbiebrunken, G. Martin Stettner, U. Hehr, A. Hübner, E. Wilichowski Sozialpädiatrisches Zentrum, Universitätsmedizin Göttingen Zentrum und Institut für Humangenetik, Universität Regensburg Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Technische Universität Dresden Hintergrund: Biallelische FKTN-Mutationen (MIM6070) können verschiedene Formen einer Muskeldystrophie-Dystroglycanopathie hervorrufen: eine schwere kongenitale Form mit Hirn- und Augenanomalien (MIM5800; Fukuyama congenital muscular dystrophy = FCMD), eine mildere kongenitale Form ohne geistige Behinderung (MIM65) und eine milde Gliedergürtel-Form (MIM6588). Außerdem können FKTN-Mutationen Ursache einer dilatativen Kardiomyopathie (CMDX; MIM665) mit milder oder fehlender Gliedergürtel- Muskelbeteiligung sein. Fallbericht: Wir berichten über Brüder konsanguiner Eltern türkischer Herkunft, die sich seit einem Alter von Jahren mit einer erhöhten Creatinkinase-Aktivität ( U/l) und milder, nicht fortschreitender, proximal betonter Muskelschwäche präsentieren. Beim älteren der Brüder wurde im Alter von Jahren aufgrund einer dilatativen Kardiomyopathie eine Herztransplantation durchgeführt. Beim jüngeren Bruder zeigten sich erste Zeichen einer Kardiomyopathie im Alter von Jahren. Aktuell erfolgt im Alter von 5 Jahren eine medikamentöse Behandlung der Kardiomyopathie. Beide Brüder weisen Lern- und Leistungsmöglichkeiten im unteren Durchschnittsbereich auf. cmrt und EEG sind unauffällig. Muskelbiopsien zeigten milde muskeldystrophe Veränderungen. In der Immunfluoreszenz konnte keine α-dystroglycan-expression nachgewiesen werden. Eine Haplotyp-Analyse unter Einschluss möglicher α-dystroglycanopathie-gene wies auf eine homoyzgote FKTN-Alteration hin. MLPA- und PCR-Untersuchungen belegten schließlich das Vorliegen einer homozygoten Deletion des Exon im FKTN-Gen. Schlussfolgerung: CMDX-Patienten tragen meist eine -kb-insertion in der nicht-kodierenden Region des FKTN, eine japanische Foundermutation, homozygot oder compound heteroyzgot mit einer FKTN Missense-Mutationen. Biallelisch trunkierende FKTN-Mutationen wurden bisher nur selten und beim schweren Phänotyp einer FCMD beobachtet. Wir berichten hier über eine neue FKTN-Mutation, eine homozygote Deletion des Exon, die eine CMDX bei Brüdern mit konsanguin-türkischem Ursprung hervorruft. 8 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

45 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 P0-6 Danon-Krankheit: Klinische Präsentation und diagnostische Aufarbeitung eines Patienten mit bisher nicht beschriebener Mutation im LAMP-Gen A. Dieckmann, F. Majer, H. Hulkova, M. Farr, T. Kalina, B. Romeike 5, H. Vlaskova, U. Brandl, J. Sikora, R. A. Husain Center for Inborn Metabolic Disorders, Department of Neuropediatrics, Jena University Hospital, Germany Institute of Inherited Metabolic Disorders, st Faculty of Medicine, Charles University in Prague and General University Hospital in Prague, Czech Republic Department of Cardiology, Heart and Diabetes Centre North-Rhine Westphalia, Ruhr University Bochum, Bad Oeynhausen, Germany Department of Paediatric Haematology and Oncology, Childhood L eukaemia Investigation Prague, nd Faculty of Medicine, Charles University in Prague and University Hospital Motol in Prague, Czech Republic 5 Department of Pathology, Neuropathology Section, Jena, University Hospital, Jena, Germany Die Danon Krankheit (Danon Disease, DD) ist eine seltene Erkrankung, die durch Mutationen des X-chromosomalen LAMP-Gens (Lysosomen-assoziiertes Membranprotein ) verursacht wird. Die klinische Symptomatik der männlichen Patienten ist gekennzeichnet durch Kardiomyopathie, Myopathie und kognitive Defizite. X-heterozygote weibliche Patientinnen zeigen einen variablen, milderen Verlauf. Angesichts des sehr seltenen Auftretens der DD wird die Diagnose oft verspätet oder erst retrospektiv gestellt. Wir beschreiben einen männlichen Patienten und seine bereits verstorbene Mutter, letztere mit anamnestisch bekannter Herzrhythmusstörung. Der Junge präsentierte sich im Alter von Jahren mit einer leichten Entwicklungsverzögerung, Muskelhypotonie und erhöhten CK-Werten. Auch aufgrund der Familienanamnese erfolgte eine aufwändige medizinische Diagnostik. Nach Ausschluss anderer Differentialdiagnosen erbrachte die Sequenzierung des LAMP-Gens eine bisher nicht beschriebene hemizygote Punktmutation unklarer Relevanz. Der missense-charakter der Mutation ließ einen einzelnen Aminosäureaustausch erwarten. Die mrna-sequenzierung zeigte jedoch die Entstehung einer neuen Donorspleißstelle und die Deletion von 9 Basen in beiden LAMP mrna-isoformen (B und A). Durch Durchflusszytometrie konnte das vollständige Fehlen einer LAMP-Protein Expression in den peripheren Leukozyten des Patienten und damit die Pathogenität der Mutation gesichert werden. Auch immunhistochemisch war im Skelettmuskelgewebe des Patienten keine LAMP-Expression nachweisbar. Retrospektiv wurde die Diagnose der DD auch bei der Mutter durch Mutationsanalyse aus Herzmuskelgewebe gesichert. Bei Jungen mit CK-Erhöhung, (milder) Myopathie und kognitiven Defiziten ist (auch vor Beginn von kardialen Auffälligkeiten) an das seltene Krankheitsbild der Danon Krankheit zu denken. Die Diagnosestellung ist ohne Muskelbiopsie schnell und einfach durch Durchflusszytometrie aus peripheren weißen Blutzellen möglich. Hierdurch wird die rechtzeitige Indikationsstellung einer Kardioverter- Implantation oder Herztransplantation und eine Familienberatung ermöglicht. P0-8 MuKieHS - Muskelveränderungen bei Kindern nach erworbenen Hirnschädigungen Ch. Wimmer, Ch. Jansen, A. S. Schroeder, S. Berweck, Abteilung Physiotherapie der Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Dr. von Haunersches Kinderspital, Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Hintergrund: Die Muskulatur von Kindern mit spastischer Cerebralparese zeigt sonographisch Veränderungen wie z. B. einen geringeren Durchmesser und eine erhöhte Echogenität. Bisher ist nicht bekannt, ob und wie früh auch Kinder mit erworbenen Hirnschädigungen solche Auffälligkeiten zeigen. Methoden: Prospektive Kohortenstudie (März 0 - März 05) an Kindern zwischen 0-8 Jahren nach erworbener Hirnschädigung. Klinisch wurde das passive Bewegungsausmaß (prom), die Spastizität (modifizierte Tardieu Skala, mts 0-5) und Muskelkraft (MRC 0-5) an Dorsalextensoren und Plantarflexoren des Fußes sowie die allgemeinen motorischen Fähigkeiten (GMFM 88) untersucht. Sonographisch wurde die Echogenität von M. gastrocnemius medialis, M. soleus, M. tibialis anterior mittels modifizierter Heckmatt Scale (mhs -) bestimmt. Es erfolgten statistische Analysen zu möglichen Zusammenhängen zwischen klinischen und sonographischen Befunden. Die Untersuchungen erfolgten während der stationären Rehabilitation in -und dann 8- wöchigen Intervallen. Ergebnisse: 0 Kinder ( männlich, Alter Monate - 6 Jahre. Median 7,7 Jahre) wurden untersucht. 77 % der Kinder zeigten eine erhöhte Echogenität in mind. einem Muskel. Die mhs im M. gastrocnemius medialis korrelierte negativ mit der MRC in den Plantarflexoren. Der Zusammenhang war stärker, je später der Untersuchungszeitpunkt lag (Korrelationskoeffizienten t: -0,80, t: -0,555, t: 0,705; p<0,05). Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der mts in der ersten und der mhs in der vierten Untersuchung im M. gastrocnemius medialis (0,787, p<0,05) und M. soleus (0,70, p<0,05). Schlussfolgerung: Sonographisch können Veränderungen der Echogenität im Muskel bei Kindern nach erworbener Hirnschädigung dargestellt werden. Verminderte Muskelkraft und erhöhter Muskeltonus gehen mit einer Zunahme der Muskelveränderungen in der Sonographie einher. P0-9 Isaacs-Syndrom durch CASPR-Antikörper bei einem 5jährigen Patienten J. Kern, A. Weichselbaum, I. Krägeloh-Mann Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen Hintergrund: Das Isaacs Syndrom /Neuromyotonie ist charakterisiert durch eine Hyperexzitabilität peripherer Nerven, welche kontinuierliche Muskelfaszikulationen zur Folge haben. Ursächlich für diese seltene Erkrankung sind genetische, autoimmune und paraneoplastische Erkrankungen. Fallbericht: Ein 5 jähriger, zuvor gesunder Patient wurde mit seit Wochen bestehenden Faszikulationen, Muskelschmerzen und vegetativer Symptomatik (Hyperhydrosis und arterieller Hypertonie) in reduziertem Allgemeinzustand vorgestellt. Im EMG zeigten sich multiple pleomorphe Faszikulationen mit erhöhter Instabilität, zahlreichen Triplets und Multiplets. Im Serum war der CASPR-Antikörper-Titer, eine Untergruppe der VGKC-antineuronalen-Antikörper, erhöht. Somit konnte die Diagnose eines Isaacs-Syndrom gestellt werden. Es gab keine Hinweise für ein paraneoplastisches Phänomen. Der Patient wurde mit Steroiden, Immunglobulinen und durch Plasmapharese behandlt. Hierdurch konnt eine rasche Beschwerdefreiheit erreicht werden. Schlussfolgerung: Die Kombination aus Faszikulationen, Muskelschmerzen und vegetativer Symptomatik ist typisch für eine Isaacs-Syndrom. Ein erhöhter VGKC-Antikörper-Titer, wie bei unserem Patienten, findet sich in 0-50 % der Fälle. Die initiale Therapie ist symptomatisch, häufig ist jedoch eine immunmodulatorische Therapie notwendig. Daher ist eine frühzeitige Diagnosestellung wichtig. Eine paraneoplastische Ursache muss ausgeschlossen werden. Referenzen: () Ahmed A, Simmons Z. Isaacs Syndrome: A review. Muscle Nerve. 05; 5(): 5- P0-0 9-jährige Patientin mit koinzidenten Antikörpern gegen Acetylcholinrezeptor und GM-Gangliosid M. Breu, R. Höftberger, O. Schuhfried, R. Seidl, M. Freilinger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Wien Klinisches Institut für Neurologie, Medizinische Universität Wien Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Medizinische Universität Wien Hintergrund: Das gleichzeitige Auftreten von Myasthenia gravis und eines Antiörper-assoziierten Neuropathiesyndroms stellt ein seltenes Phänomen dar. Methoden: Wir präsentieren den Fall eines 9-jährigen Mädchens, welches aufgrund klinischer Zeichen einer generalisierten peripheren motorischen Schwäche an unserer Abteilung aufgenommen wurde. Ergebnisse: Mit Ausnahme einer geringfügigen Ptose des rechten Auges, bestand bei der Patientin eine unauffällige neurologische Entwicklung im Kleinkindesalter. Mit neun Jahren fiel den Eltern erstmals eine Gangstörung auf. Zwei Monate nach einer schweren Varicella-Zoster-Virus-Infektion wurde das Mädchen aufgrund von Fatigue, generalisierter Schwäche, diffuser Muskelschmerzen, verwaschener Sprache und Dysphagie an unserer Abteilung stationär aufgenommen. Eine neurologische Untersuchung ergab Dysarthrie, generalisierte Schwäche mit Prädominanz der proximalen oberen Extremitäten sowie negative MER bei unauffälliger Sensibilität. Eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit zeigte Zeichen einer axonal-motorischen Neuropathie mit grenzwertigem Amplitudenabfall bei repetitiver Stimulation. Bei Verdacht auf ein immunologisches Neuropathiesyndrom wurde eine Therapie mit i.v. Immunglobulin initiiert. Der Nachweis von Antikörpern gegen den Acetylcholinrezeptor bestätigte schließlich die Diagnose Myasthenia gravis und es wurde eine orale Therapie mit Pyridostigmin und Cortison eingeleitet. Bei klinischer Verschlechterung wurden weiters wiederholt Plasmaseparationen durchgeführt. Zusäzlich unterstützte der Nachweis von anti-gm-antikörper im Serum die Sekundärdiagnose akute motorische Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 85

46 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 axonale Neuropathie (AMAN). Unter der Therapie kam es zu einer deutlichen Besserung der Symptome, sodass die Patientin nach drei Wochen entlassen werden konnte. Schlussfolgerung: Nach unserem besten Wissen handelt es ich bei diesem Fall um die Erstbeschreibung des gleichzeitigen Auftretens von Antikörpern gegen den Acteylcholinrezeptor und GM. Weitere Forschung ist notwendig um festzustellen, ob es sich hierbei um unabhängig von einander aufgetretene Syndrome handelt oder beide Zeichen eines zugrundeliegenden immunologischen Syndroms darstellen. P0- Charcot-Marie-Tooth-Phänotyp bei einem -Jährigen Migranten Differentialdiagnose der Immunneuropathie D. Opitz, C. Blahak, C. Wolf, F. Lindmayer, G. Kutschke Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Mannheim Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Mannheim Hintergrund: Subakute, innerhalb von Tagen zunehmende schlaffe Paresen mit Beginn an den distalen unteren Extremitäten lassen bei einem Kind oder Jugendlichen aus Mitteleuropa differentialdiagnostisch zunächst an eine primäre Immunneuropathie im Sinne eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS) denken, hierbei vor allem an eine Akute Inflammatorische Demyelinisierende Neuropathie (AIDP). Diese Zuordnung steht jedoch in Frage bei anderem Herkunftsland, vor allem des asiatischen oder südamerikanischen Raums, da eine von Mitteleuropa abweichende Prävalenz der GBS-Subtypen, die sich prognostisch erheblich unterscheiden können, existiert. Kasuistisch soll neben diesem Zusammenhang auf die resultierende zentrale Bedeutung des elektrophysiologischen Befundes für eine frühzeitige zutreffende Diagnose hingewiesen werden. Anamnese und Befund: Kurz nach Ankunft in Deutschland wurde uns ein -jähriger Flüchtlingsjunge aus Dagestan (Nordkaukasus) vorgestellt, dessen anamnestisch zwei Monate zurückliegende, spontan manifestierte klinischneurologische Symptomatik prima Vista an einen fortgeschrittenen Charcot- Marie-Tooth-Phänotyp denken ließ. Die genauere Anamnese ergab jedoch - im Widerspruch zu einer HMSN - einen wenige Monate zurückliegenden spontanen Krankheitsbeginn mit initialer schlaffer, distal einsetzender Parese zunächst der unteren, bald auch der oberen Extremitäten. In Zusammenschau mit dem elektrophysiologischen Befund, der ein akutes axonales motorisches Schädigungsmuster ohne Leitungsblockierungen zeigte, konnte die Diagnose einer Immunneuropathie vom axonalen Typ gestellt werden. Unterstützend fand sich ein positiver Befund in der Campylobacter-Serologie, Gangliosid-Antikörper waren nicht nachweisbar. Die bisherige Therapie mit zweimaliger Gabe von hochdosierten IVIgs im Abstand verbesserte die Symptomatik nur marginal, so daß nun eine Plasmapherese erwogen wird. Schlussfolgerung: Differentialdiagnostisch ist nach Anamnese, klinischem, paraklinischen, und vor allem elektrophysiologischem Befund von einer Akuten Motorischen Axonalen Neuropathie (AMAN), einem bei mitteleuropäischen Patienten seltenen GBS-Subtyp, auszugehen. Die autoimmun-inflammatorische Läsions-Prädilektion bei der AMAN im Bereich der Ranvierschen Schnürringe bedingt das elektrophysiologisch - im Unterschied zu der in Mitteleuropa häufigeren, durch primäre Demyelinisierung gekennzeichneten AIDP - diagnoseweisende axonale Läsionsmuster. Dieses tritt im Krankheitsverlauf in der Regel früh, rasch progredient und mit größerer Wahrscheinlichkeit einer bleibenden neuronalen Schädigung/funktionellen Einschränkung auf und scheint maßgeblich für das schlechtere Ansprechen der etablierten Therapie und die insgesamt schlechtere Prognose zu sein. P0- Phänotypische Varianz bei Geschwistern mit Brown-Vialetto-van Laere Syndrom Typ O. Schwartz, H. Olbrich, G. Kurlemann, C. Werner, H. Thiele, P. Nürnberg, H. Omran Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Münster Universität zu Köln, Cologne Center for Genomics Hintergrund: Wir präsentieren den Fall eines -jährigen Patienten und seiner älteren Schwester, die als gemeinsame Symptome eine axonale Polyneuropathie, sensorineurale Schwerhörigkeit und bilaterale Optikusatrophie boten. Beim deutlich schwerer betroffenen Bruder entwickelten sich progrediente bulbäre Symptome, eine beatmungspflichtige restriktive Ventilationsstörung sowie eine neuromuskuläre Skoliose. Im Kindesalter wurden Mutationen im PMP-, Cx-, MPZ-, MFN- und GDAP-Gen ausgeschlossen. Methodik: Aufgrund der elterlichen Konsanguinität führten wir ein Homozygotie-Mapping durch. Konsekutiv erfolgte beim Bruder eine whole-exome- Sequenzierung unter Verwendung des enrichment kit NimbleGen SeqCap EZ Human Exome Library v.0 und der Illumina Genome Analyzers IIx- Plattform. Die restlichen Familienmitglieder wurden mittels konventioneller Sanger-Sequenzierung untersucht. Ergebnisse: Durch das Homozygotie-Mapping konnte die Kandidatengen-Region auf acht größere homozygote Areale begrenzt werden. Bei beiden Geschwistern wurde eine homozygote Mutation in SLC5A (c.58g>a; p.a0t), einem Riboflavin-Transporter-Gen, gefunden. Eine weitere Mutation im SLC5A-Gen beim schwerer betroffenen Bruder konnte durch Sequenzierung aller 5 Exone inklusive der Exon-Intron- Grenzen ausgeschlossen werden. Schlussfolgerungen: Bei beiden Geschwistern ist die Diagnose eines Brown- Vialetto-van Laere Syndroms Typ (BVVL) damit gesichert. Die ausgeprägte phänotypische Varianz lässt sich durch den molekulargenetischen Befund alleine allerdings nicht erklären. Die Hypothese, dass geschlechtsspezifische Faktoren den Phänotyp beeinflussen, wird durch bisherige Publikationen nicht gestützt. Ob Umweltfaktoren, wie der unterschiedliche Riboflavingehalt der Nahrung oder Modifier-Gene zur unterschiedlichen Ausprägung des Phänotyps beitragen, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. P05-Postergruppe Weiße Substanz P05-0 Leukodystrophie mit Verkalkungen und ZNS-Atrophie: Erweiterung des phänotypischen Spektrums bei autosomal-rezessiven AARS-Mutationen? R. A. Husain, B. Alhaddad, H. Prokisch, H.-J. Mentzel, U. Brandl, T. B. Haack Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Institut für Humangenetik, Technische Universität München, München, Deutschland Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Abteilung Kinderradiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Hintergrund: Bei einer Patientin kam es ab dem. Lebensjahr zu Entwicklungsrückschritten, im Weiteren zu spastischer Tetraparese, Dysphagie, Opticusatrophie sowie zerebralen Anfällen. In der Bildgebung zeigten sich eine progrediente Leukodystrophie, Hirn- und Rückenmark-Atrophie, zerebrale und zerebelläre Verkalkungen, sowie ein Laktat-Peak in der MR-Spektroskopie. Elektrophysiologisch fanden sich pathologische visuell und somato-sensibel evozierte Potentiale. Eine aufwändige Diagnostik ergab keine Hinweise auf erworbene oder bekannte genetisch bedingte Leukodystrophien. Die Atmungskettenenzymatik in Muskelgewebe ergab verminderte Aktivitäten von Komplex I, Komplex II/III und Komplex IV. Methode: Mittels Whole Exome Sequencing konnten compound-heterozygote Missense-Varianten im AARS-Gen identifiziert werden, welches für die zytosolische Alanyl-tRNA-Synthetase kodiert. Mutationen in den für AminoacyltRNA-Synthetasen (ARS) kodierenden Genen sind in letzter Zeit bei Erkrankungen unterschiedlicher neurologischer Phänotypen beschrieben (zytosolische ARS: autosomal-dominante periphere Neuropathien; mitochondriale ARS: autosomalrezessive mitochondriale Syndrome mit ZNS-Symptomatik, z. T. Kardiomyopathie, Ophthalmoplegie). Ergebnisse: Seit kurzem sind zwei AARS-assoziierte Erkrankungen beschrieben: autosomal-dominante Charcot-Marie-Tooth-Krankheit (CMTN) und autosomal-rezessive Früh-infantile Epileptische Enzephalopathie (EIEE9). Unsere Patientin zeigt nur teilweise Übereinstimmungen hinsichtlich der klinischen und bildgebenden Merkmale der bisher beschriebenen drei EIEE9-Patienten (primäre Mikrozephalie, schwere myoklonische epileptische Enzephalopathie, extrapyramidal-motorische Störungen, periphere Neuropathie, kongenitaler Talus verticalis, Gedeihstörung, progressive diffuse zerebrale Atrophie, Hypomyelinisierung). Schlussfolgerung: Unsere bisherige Diagnostik hat somit Hinweise auf einen neuen Phänotyp einer AARS-assoziierten Erkrankung mit progredienter Leukodystrophie, ZNS-Atrophie bei Normozephalie, ZNS-Verkalkungen, Epilepsie, Opticusatrophie und kombiniertem Atmungskettendefekt ergeben. Sollten weitergehende funktionelle Untersuchungen die Kausalität der AARS-Varianten unserer Patientin belegen, wäre dies - bei ansonsten strikter Genotyp-Phänotyp- Korrelation - der erste Fall einer autosomal-rezessiven ARS-assoziierten Erkrankung mit unterschiedlichen Phänotypen. P05-0 Leukenzephalopathie mit kongenitalen Katarakten verursacht durch eine Mutation im COLA-Gen A. Bley, U. Loebel, J. Heinemeyer, M. Hempel, J. Johannsen, J. Denecke Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Klinik und Poliklinik für Neuroradiologische Diagnostik und Intervention, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 86 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

47 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Abteilung für Pädiatrie, Altonaer Kinderkrankenhaus Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Hintergrund: Mutationen im COLA-Gen können über eine Erkrankung der kleinen Gefäße vielfältige Probleme im Gehirn verursachen wie etwa Blutungen, Hirnfehlbildungen oder auch eine diffuse Leukenzephalopathie. Zudem ist bekannt, dass u.a. die Nieren oder die Augen durch etwa ein Glaukom oder durch Katarakte betroffen sein können. Die Kombination von Leukenzephalopathie und Katarakten beim Säugling, verursacht durch eine Mutation im COLA-Gen, ist bislang keine weitläufig bekannte Differentialdiagnose. Fallbericht: Wir berichten von einem -jährigen Knaben bei dem seit Geburt ein Schielen bestand. Im Alter von Monaten wurden beidseitige Katarakte diagnostiziert und nachfolgend operiert. Die psychomotorische Entwicklung war unbeeinträchtigt bis zum Alter von 7 Monaten, als das Kind epileptische Anfälle entwickelte und im weiteren Verlauf eine Entwicklungsverzögerung zeigte. Ein MRT des Kopfes im Alter von 7 Monaten zeigte beidseitig symmetrische leukenzephalopathische Veränderungen des Marklagers. Mittels Whole Exome Sequencing wurde eine bei dem Knaben neu aufgetretene pathogene Mutation im COLA-Gen identifiziert, die als ursächlich für die Erkrankung angesehen werden kann. Zusammenfassung: Pathogene Mutationen im COLA-Gen sollten bei kongenitalen Katarakten und Leukenzephalopathie als Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden. P05-0 Aufbau eines MS-Netzwerkes für Kinder- und Jugendliche Rhein-Ruhr O. Aktas, R. Gold, C. Heyer, M. Karenfort, I. Kleiter, C. Lukas 5, T. Lücke 6, S. Lutz 7, U. Meier 8/9, S. Mreyen 0, D. Pöhlau, K. Rostasy, U. Schara 7, S. Schipper, C. Thiels 6, K. von der Heiden Universitätsklinikum Düsseldorf: Klinik für Neurologie Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Neuropädiatrie Katholisches Klinikum Bochum, St. Josef-Hospital Universitätsklinikum: Klinik für Neurologie Institut für Kinderradiologie am St. Josef-Hospital 5 Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin 6 Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie Universitätsklinikum Essen: 7 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Kinderheilkunde I, Neuropädiatrie 8 Berufsverband Deutscher Neurologen 9 Neurocentrum am Kreiskrankenhaus Grevenbroich 0 MedEcon Ruhr GmbH Kamillus-Klinik Asbach Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Klinik der Universität Witten/Herdecke, Zentrum für Neuropädiatrie DMSG-Landesverband NRW e.v. Hintergrund: Die Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste progrediente neurologische Erkrankung im jungen bis mittleren Erwachsenenalter. Die Erkenntnis, dass sie auch vor dem Erwachsenalter im Kindes- und Jugendalter auftreten kann ist noch recht jung. Dies kann Fehldiagnosen, Fehlbehandlungen und jahrelange Ärzte-Odysseen mit sich bringen- ganz abgesehen von den besonderen psychosozialen Belastungen für das gesamte Familiensystem. Eine kompetente, interdisziplinäre und ortsnahe Versorgung ist somit dringend erforderlich. Methoden: Inhaltlich wird das Netzwerk durch die Kompetenzen von Neuropädiatern, Neurologen, Radiologen, Psychologen, Selbsthilfegruppen, Verbänden und niedergelassenen Schwerpunktpraxen in der Region Rhein-Ruhr getragen. Beim Start im Juni 05 wurden Behandlungs- und Versorgungsstandards für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit MS festgelegt. In der aktuell laufenden und auf zwei Jahre ausgelegten Pilotphase sollen weitere Netzwerkpartner eingebunden werden. Vereinbarungen zwischen den Netzwerkpartnern gewährleisten eine interdisziplinäre, leitliniengerechte und gleichzeitig ortsnahe Behandlung und Betreuung der erkrankten Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien. Ergebnisse: In den Treffen der Netzwerkpartner wurden folgende Ziele formuliert und partiell umgesetzt: Erarbeitung von gemeinsamen Qualitätsstandards Verknüpfung von medizinischer Behandlung mit psychosozialen Hilfsangeboten Schaffung von Selbsthilfeangeboten für Kinder, Jugendliche und Eltern Bereitstellung regionaler Ansprechpartner Wissensmanagement pädiatrischer MS: Überleitung der Daten an das MS-Register des DMSG Bundesverbandes Verbesserung der Transition Schlussfolgerung: Kindern und Jugendlichen an Rhein und Ruhr stehen durch dieses Netzwerk Ansprechpartner und Behandler in ihrer Nähe zur Verfügung, die im regelmäßigen Austausch stehen, um die Schwere der Erkrankung und ihre Folgen durch das Wissen aus verschiedensten Fachdisziplinen besser ertragbar zu machen für Kinder und Eltern! P05-05 Early myoclonic encephalopathy (EME) und Hydrocephalus internus als Symptome einer Leukencephalopathie mit vanishing white matter (VWM) K. Breuer, A. Olze, I. Borggräfe, J. Gärtner, S. Leiz, M. Baethmann Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Dritter Orden München, Deutschland Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Harlaching, Deutschland Dr. v. Haunersches Kinderspital, Universitätsklinikum der LMU München, Deutschland Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland Hintergrund: Die Leukencephalopathie mit VWM ist eine neurodegenerative Erkrankung, die im Kleinkindesalter mit Tonusauffälligkeiten und Ataxie beginnt. Meist kommt es zu krisenhaften Verschlechterungen im Rahmen von fieberhaften Infekten oder banalen Traumen. Der Krankheitsverlauf ist variabel, je früher die Erstmanifestation, desto rascher die Progression. Epileptische Anfälle treten im Verlauf häufig hinzu. Hydrocephalus als Symptom wurde bislang nicht berichtet. Ursächlich für die VWM sind autosomal rezessive Mutationen in den Genen ElFB -5. Diese scheinen veränderte Reaktionen auf zellulären Stress zu bedingen. Neben der Genetik kann die Diagnose über charakteristische Veränderungen im cmrt gestellt werden. Methodik: Fallbericht Ergebnisse: Wir berichten über ein jesidisches Mädchen, welches nach unauffälliger Schwangerschaft und Perinatalperiode im Alter von vier Wochen mit einer therapieresistenten myoklonischen Epilepsie auffällig wurde. Wochen später kam eine ausgeprägte muskuläre Hypotonie hinzu. Metabolische Untersuchungen zeigten keine wegweisenden Befunde. Die cmrt im Alter von 6 Wochen ergab ein Myelinisierungsdefizit, zwei Monate später war kein Fortschreiten der Myelinisierung erkennbar. Aufgrund der Bildgebung erfolgte eine molekulargenetische Untersuchung, wobei eine neue homozygote Mutation im ElFB5 Gen (c 7G>A) gefunden wurde. Beide Eltern (entfernt konsanguin) waren heterozygote Anlageträger der Mutation. Im Alter von 7 Monaten entwickelte die Patientin einen rasch progredienten Hydrocephalus internus mit rezidivierendem Erbrechen und Zunahme des Kopfumfanges. Unter palliativer Therapie verstarb sie 0 Tage später. Schlussfolgerung: Die Leukencephalopathie mit VWM kann eine seltene Ursache einer katastrophal verlaufenden, infantilen Epilepsie darstellen. Der klinische Verlauf der Erkrankung ist variabel, ein Hydrocephalus kann Ursache für krisenhafte Verschlechterungen sein. Der Hydrocephalus als klinisches Leitmerkmal einer VWM ist selbst bei Säuglingen mit rasch progredientem Verlauf bislang nicht beschrieben. P05-07 Acute severe combined demyelination Ein Fallbericht E. Matzker, J. Gärtner, P. Huppke Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abt. Neuropädiatrie, Universitätsmedizin Göttingen Einleitung: Akute demyelinisierende Erkrankungen können sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem betreffen. Selten kann jedoch die Demyelinisierung in Form einer akuten Polyneuropathie simultan mit einer disseminierten Encephalomyelitis auftreten. Falldarstellung: Ein -jähriges Mädchen stellte sich mit diffuser Schmerzsymptomatik vor. Im Verlauf traten Schluckstörungen, eine Dysarthrophonie sowie symmetrisch aufsteigende Sensibilitätsstörungen an Armen und Beinen auf, welche mit einer motorischen Schwäche einhergingen. Bei Aufnahme bestanden zusätzlich eine linksseitige Fazialisparese und eine Areflexie beider Beine. Im cerebralen MRT zeigten sich supratentorielle Läsionen, vereinbar mit Demyelinisierungsherden. Liquordiagnostisch fanden sich eine zytoalbuminäre Dissoziation ohne Pleozytose sowie oligoklonale Banden. Die Elektrophysiologie war bei fehlenden F-Wellen vereinbar mit einer axonal-demyelinisierenden Polyneuroradikulopathie. Im Serum waren GQb-Antikörper positiv. Zunächst erfolgte unter dem Verdacht auf Multiple Sklerose eine 5-tägige Methylprednisolon-Therapie. Darunter zeigte sich jedoch ein Progress der Symptomatik mit Entwicklung einer Fazialisparese auf der Gegenseite. Es erfolgte daher bei V. a. Guillain-Barré-Syndrom mit Hirnnervenbeteiligung eine Immunadsorption, die zu einem raschen Rückgang der Symptome führte. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 87

48 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Allerdings zeigten sich bei der Verlaufskontrolle nach Monaten bei nicht beschwerdefreier Patientin weiterhin bildmorphologisch floride entzündliche Läsionen cerebral sowie spinal mit wiederum Beteiligung mehrerer Hirnnerven und der Cauda equina. Es erfolgte daher eine Therapie mit Rituximab, unter der die Patientin derzeit beschwerdefrei ist. Zusammenfassung: Eine simultane Demyelinisierung von peripherem und zentralem Nervensystem ist bisher nur in einzelnen Fällen beschrieben worden, eingeordnet als Acute severe combined demyelination. Möglicherweise handelt es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild, bei dem es durch GQb-Antikörper nicht nur zu einer peripheren sondern auch zu einer zentralen Demyelinisierung kommt. P05-08 Geschlechtsbezogene Unterschiede der T-Läsionslast bei pädiatrischen Multiple Sklerose Patienten H.-M. Hummel, P. Huppke, J. Würfel, W. Stark, D. Ellenberger, T. Friede, J. Gärtner Abteilung für Pädiatrie und Neuropädiatrie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland Abteilung für medizinische Statistik, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland Abteilung für Neuroradiologie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland Hintergrund: Die schubhaft remittierende Verlaufsform der Multiplen Sklerose betrifft überwiegend Frauen. Eine Reihe von Publikationen zeigen eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in der präpubertären Patientengruppe. Bisher gibt es keine Studien, die sich mit geschlechtsbezogenen Unterschieden in der Magnetresonanz-Tomographie bei pädiatrischen Multiple Sklerose Patienten beschäftigen. Wir haben geschlechts- und altersbezogene Besonderheiten pädiatrischer Multiple Sklerose Patienten vor und nach der Pubertät untersucht. Methode: Retrospektive Studie des Deutschen Zentrum für Multiple Sklerose im Kindes-und Jugendalter der Universitätsmedizin Göttingen. Ausgewertet wurden Datensätze von 78 Kindern und Jugendlichen mit definitive Multipler Sklerose bzgl. der T-Läsionslast in cranialen MRT-Aufnahmen, die innerhalb der ersten sechs Monate nach Manifestation der Erkrankung angefertigt wurden. Ergebnisse: Jungen haben eine höhere Läsionslast. Dieses Ergebnis ist signifikant (p=0.08). Es wurden keine signifikanten Unterschiede in der Läsionsverteilung zwischen unterschiedlichen Geschlechts- oder Altersgruppen gefunden. Die Geschlechterverteilung in der gesamten Gruppe beträgt : (w:m), bei den Präpubertären Patienten ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. Schlussfolgerung: In einer großen Kohorte mit 78 pädiatrischer Multiple Sklerose Patienten konnten wir das ausgeglichene Geschlechterverhältnis vor der Pubertät sowie den Anstieg betroffener Mädchen während der Pubertät bestätigen. Bzgl. Läsionsverteilung fanden sich keine Unterschiede zwischen den Alters- und Geschlechtergruppen. Bei Jungen fand sich eine signifikant höhere Läsionslast verglichen mit Mädchen. Inwiefern die Gruppe der betroffenen Jungen auch klinisch schwerer betroffen ist muss weiter untersucht werden. P05-09 Posteriores reversibles Encephalopathie-Syndrom bei einer 6 jährigen Patientin mit steroidabhängigen Nephrotischen Syndrom unter Cyclosporin A-Therapie T. Rating, H. Abeln, P. Lasch, M. Claßen, K. Möller, B. Kauffmann Krankenhaus Links der Weser, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bremen Krankenhaus Bremen Mitte, Pädiatrische Intensivmedizin, Bremen Das posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrom (PRES) ist ein seltenes Krankheitsbild in der Pädiatrie. Cerebrale Anfälle, akut auftretende Kopfschmerzen, Sehstörungen und Bewusstseinseinschränkungen sind mögliche Symptome. Im cerebralen MRT zeigen sich typischerweise in den posterioren Regionen bilateral symmetrisch auftretende T-Hyperintensitäten der weißen Substanz. PRES ist eine Störung der cerebralen Autoregulation meist in Kombination mit einer hypertensiven Krise. Das Risiko für das Auftreten eines PRES wird durch nephrotoxische oder cytotoxische Medikamente erhöht. Bei unserer Patientin wurde mit 5/ Jahren die Diagnose eines steroidsensiblen nephrotischen Syndroms gestellt. Nach Entwicklung eines ausgeprägten Cushing-Syndrom unter Steroidtherapie wurde eine Therapie mit Cyclosporin A (CSA) begonnen. Im Rahmen einer afebrilen Gastroenteritis kam es zu einem Rezidiv des nephrotischen Syndroms, welches mit Steroiden therapiert wurde. Am 7. Krankheitstag ereignete sich ein sekundär generalisierter Anfall mit postiktal längerer Bewusstseinstrübung. Es bestand ein deutlich erhöhter Blutdruck mit 55/0 mmhg. Im cmrt stellten sich bilaterale occipitale T-Hyperintensitäten als Ausdruck eines vasogenen Ödems dar. Im EEG fand sich ein Verlangsamungsherd über den occipitalen Hirnabschnitten. Es erfolgte eine Blutdruck-einstellung mit Nifedipin, worunter sich der Allgemeinzustand rasch besserte und keine weiteren cerebralen Anfälle auftraten. Ein Kontroll-MRT nach Tagen zeigte einen normalisierten Befund. Im Verlaufs-EEG 0 Tage postiktal fand sich noch eine leichte Allgemeinveränderung. Bei immunsupprimierten Patienten mit plötzlich auftretenden cerebralen Anfällen, Kopfschmerzen oder Sehstörungen sollte an das Vorliegen eines posterior reversiblen Encephalopathie-Syndroms (PRES) gedacht werden und eine entsprechende MRT-Diagnostik veranlasst werden, um eine suffiziente Therapie einzuleiten und das Auftreten von Komplikationen zu vermeiden. P05-0 Gangauffälligkeiten und unspezifische Veränderungen der weißen Substanz in den T-gewichteten MRT-Bildern als Erstmanifestation einer Ataxia teleangiectatica H. Kölbel, O. Kaiser, B. Andres, A. M. R. Taylor, M. Kieslich, F. Hoche,, U. Schara Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland School of Cancer Sciences, Universität von Birmingham, Großbritannien Neuropädiatrie, Universitätsklinikum, Goethe Universität, Frankfurt, Deutschland Cognitive Behavioral Neurology Unit, Ataxia Unit, Department of Neurology, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, Vereinigte Staaten von Amerika Hintergrund: Ataxia telangiectatica (AT) ist ein autosomal rezessives Chromosomeninstabilitäts- syndrom. Es ist charakterisiert durch eine zerebelläre Ataxie, eine verminderte Immunaktivität und einer Prädisposition für Krebserkrankungen. Zusätzliche klinische Zeichen sind Teleangiektasien, gehäufte bronchopulmonale Infekte, Wachstumsretardierung und verfrühte Alterung. Die zerebrale Bildgebung ist in der frühen Kindheit unauffällig. Ab dem Kleinkindalter entwickelt sich eine Kleinhirnatrophie, und im zweiten Lebensjahrzehnt sind hyperintensive Veränderungen der weißen Substanz beschrieben worden. Neurodegeneration in AT ist eng assoziiert mit der Abwesenheit oder dem partiellen Fehlen der ataxia telangiectasia-mutated (ATM) Kinase. ATM ist der Hauptakteur in der Aufrechterhaltung der zellulären Homeostase. Fallbericht: Symptombeginn im Alter von Monaten mit unsicherem Stehen, bei der Erstvorstellung mit 8 Monaten kein freies Laufen, Feinmotorik regelrecht. Drehen mit 6 Monaten, Sitzen mit 8 Monaten. Die zerebrale Bildgebung zeigte im Alter von Monaten unspezifische Veränderungen der weißen Substanz in den T-gewichteten Bildern parietal und periventrikulär. Das Alpha-Fetoprotein war mit 6, IU/L (<0) erhöht, IgG und IgA deutlich erniedrigt. Es wurden zuvor noch nicht beschriebene, heterozygote Mutationen im ATM-Gen gefunden. Zur Sicherung der Diagnose wurde die Bestimmung der ATM-Kinase-Aktivität mit nicht messbarer Aktivität und der ATM-Proteinmenge mit nicht-nachweisbarer Proteinmenge durchgeführt. Damit konnte die Pathogenität der Mutationen bestätigt werden. Bei ausgeprägter Ataxie wird der Junge seit 6 Monaten mit 5mg/kg/KG mit L-Dopa behandelt. Die Steh- und Gehunsicherheit hat sich darunter deutlich gebessert. Schlussfolgerung: Veränderungen der weißen Substanz können auch sehr früh bei Patienten mit Ataxia teleangiectatica auftreten. Die Diagnose sollte bei ungewöhnlichen Verlaufsformen auch durch die Bestimmung der ATM-Kinase- Aktivität und der ATM-Proteinmenge gesichert werden. P06-Postergruppe Gehirn und Blick P06-0 C9ORF Mutation bei einem jährigen Jungen mit NBIA (Neurodegeneration with Brain Iron Accumulation) oder Behr Syndrom? J. Althaus, B. Fiedler, T. Deba, O. Schwartz, T. Zoubi, G. Kurlemann Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Neuropädiatrie Universitätsklinikum Münster, Institut für klinische Radiologie Hintergrund: Neurodegeneration with brain iron accumulation (NBIA) stellt eine seltene, meist autosomal rezessive oder x-chromosomal vererbte Erkrankung dar. Klinisch präsentiert sich die Erkrankung u.a. mit einer progressiven Dystonie, Spastik, Ataxie und neuropsychiatrischen Auffälligkeiten. Eine Unterform stellt die deutlich seltenere (00 Fälle weltweit) NBIA oder mitochondrial membrane protein associated neurodegeneration (MPAN) dar, welche mit Mutationen im C9ORF Gen assoziiert sind. 88 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

49 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Methode / Ergebnisse: Wir berichten von einem Patienten, welcher sich erstmalig im Alter von Jahren bei uns vorstellte. Anamnestisch fiel bei ihm im Alter von Jahren ein pathologisches Gangbild mit vermehrten Stolpern auf. Ansonsten zeigte sich eine unauffällige Entwicklung. Keine familiären Auffälligkeiten. Im Verlauf entwickelte sich eine deutliche Spitzfußstellung beidseits, welche durch Unterschenkelorthesen nicht beeinflußbar war. Eine Augenarztuntersuchung zeigte eine Optikusatrophie beidseits. Die klinisch-neurologische Untersuchung zeigte neben der Spitzfußstellung beidseits gesteigerte und verbeiterte MER, positive Pyramidenbahnzeichen, eine spastische Ataxie und verwaschene Sprache. Im c-mrt (T Sequenz) fiel eine hyperintense Darstellung des Pallidums beidseits auf. Die klinische Chemie inklusive der Kupfer-Parameter und Stoffwechseldiagnostik waren unauffällig. Elektrophysiologie ohne wegweisende Befunde. In der Paneldiagnostik für neurodegenerative Erkrankungen ließ sich eine compound heterozygote Mutation im C9ORF Gen nachweisen. Schlussfolgerung: Die C9ORF Mutation steht in Assoziation mit der MPAN. Das Behr Syndrom ist eine autosomal rezessive Erkrankung mit Optikusatrophie, Ataxie und mentalem Abbau und weist somit klinisch eine große Ähnlichkeit mit der MPAN auf. Da ebenfalls das Behr Syndrom mit einer C9ORF Mutation bereits assoziiert wurde ist eine Unterscheidung zwischen beiden Erkrankungen sehr schwierig, oder gar irrelevant, da es sich evtl. um die gleiche Erkrankung handeln könnte? P06-0 Ungewöhnliche Manifestation einer Mitochondriopathie bei einem -jährigen Mädchen mit vertikaler Blickparese, zentraler Fazialisparese und Ataxie C. M. Wernicke, T. Haack, H. Prokisch, U. Ahting, P. Freisinger, C. Makowski Kinderklinik München Schwabing Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Schwabing, StKM GmbH und Klinikum rechts der Isar (AÖR) der Technischen Universität München Helmholtz Zentrum, München Institut für Humangenetik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Reutlingen Hintergrund: Mit einer Prävalenz von :5000 zählen Mitochondriopathien in der Pädiatrie zu den häufigsten neurometabolischen Multisystemerkrankungen, die sich mit manigfaltigen Symptomen variabler Ausprägung in jedem Lebensalter manifestieren und jedes Organ betreffen können ( Any symptom, any organ, any age ). Methoden: -jähriges Mädchen aus dem Kosovo mit konsanguinen Eltern, welches sich mit einer Anamnese von circa Monaten mit folgenden Symptomen bei uns vorstellte: vertikale Blickparese, beidseitige Opticusatrophie, zentrale Fazialisparese rechts, Ataxie, WPW-Syndrom ohne Zeichen einer Kardiomyopathie, Kleinwuchs, sowie eine geringgradige feinmotorische und sprachliche Entwicklungsverzögerung. Im EEG zeigten sich vereinzelte Spikes, im cmrt symmetrische pathologische Signalalterationen der Substantia nigra, der periaquäduktalen Substanz und im Hirnstamm. Ergebnisse: Laborchemisch fanden sich keine Auffälligkeiten, insbesondere keine Lactaterhöhung im Serum oder im Liquor. Aminosäuren, organische Säuren und Acylcarnitine waren unauffällig. In der Analyse der Atmungskettenenzyme fand sich jedoch in wiederholten Messungen eine verminderte Aktivität des Atmungskettenkomplex I, vereinbar mit einem Komplex I Defekt mit deutlicher Restaktivität. Molekulargenetisch konnte eine pathologische Basenpaare betreffende Duplikation im NDUFS-Gen nachgewiesen werden, die sich in der Muskelbiopsie mit einer verkürzten Form des NDUFS-Proteins, welches vermutlich eine Rolle in der Assemblierung und Funktion von Komplex I spielt, bestätigte. Schlussfolgerung: Symptome und Verlauf einer Mitochondriopathie können sehr variabel sein und hängen vermutlich vom genetischen Defekt, Manifestationsalter, Organbeteiligung und Umweltfaktoren ab. In unserem Fall zeigte sich eine hirnstammbetonte Symptomatik mit mildem Verlauf durch eine Mutation im NDUFS-Gen. Bei klinischem Verdacht auf eine Mitochondriopathie erfordert die Diagnosestellung eine enge Zusammenarbeit von Klinik, Biochemie und Molekulargenetik. P06-05 Supranukleäre Augenbewegungsstörung ein wenig beachtetes Symptom des Kernikterus J. Kern, A. Bevot, W. Schrank, I. Krägeloh-Mann Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen Einleitung: Uns wurden zwei Patienten mit dyskinetischer Bewegungsstörung und Augenmotilitätsstörung zur Diagnostik bei Verdacht auf Mitochondriopathie vorgestellt. Fall : 0 Monate alter Patient. Ehemaliges Frühgeborenes der +6 SSW. Zu Beginn exzessive Schreiphasen, ophistotone Überstreckungen sowie Hyperexzitabilität. Verzögerte motorische Entwicklung, Hörstörung. Neurologisch auffällig häufige einschießende, hypermotorische Bewegungen, kein Aufwärtsblick möglich. Im MRT deutliche Hyperintensitäten des Pallidums in T. Fall : Jahre alter Patient. Ehemaliges Frühgeborenens der 5. SSW. Verzögerte Entwicklung vorwiegend motorisch. An Taubheit grenzende Hörstörung. Neurologisch fast komplette externe Opthalmoplegie, einschießende, dystone Bewegungen. Im MRT diskrete Hperintensitäten des Pallidums in T. Diagnostik: Ausführliche metabolische Diagnostik ergab unauffällige Befunde. Insbesondere waren MR-Spektroskopie und Liquorlaktat unaufällig. Die Verdachtsdiagnose Mitochondriopathie erschien auch aufgrund des bislang stabilen klinischen Verlaufs mit Entwicklungsfortschritten unwahrscheinlich. In Anbetracht der Leitsymptome dyskinetische Bewegungsstörung, Hörstörung und Hyperintensitäten des Globus Pallidum wurde die Verdachstdiagnose Kernikterus diskutiert. Bestätigend waren die anamnestischen Befunde bzgl Hyperbilibrubinämie (Pat hatte Phototherapie erhalten bei Bilirubinwerten von maximal,7 mg/dl, somit unterhalb der alterskorrelierten Austauschgrenze. Pat war neonatal austauschtransfundiert worden bei Hyperbilirubinämie.). Eine Literaturrecherche ergab, dass supranukleäre Augenbewegungsstörungen bei Kernikterus häufig sind. Schlussfolgerung: Supranukleäre Augenbewegungsstörungen sind typische und ggf. wenig berücksichtigte Symptome eines Kernikterus. Bei passender Anamnese und bildgebenden Veränderungen im Bereich des Pallidums sollte der Kernikterus frühzeitig als Differnzialdiagnose in Erwägung gezogen werden, um weitere belastende Diagnostik zu vermeiden. Insbesondere der fehlende Aufwärtsblick ist ein Charakteristikum des Kernikterus, der eine Abgrenzung zur progressiven externen Opthalmoplegie erlaubt. P06-07 Analyse des Blickverhaltens in Diagnostik und Therapie eine neue Lösung mithilfe von Eyetracking M. Porcedda Tobii Dynavox, Frankfurt Physische und psychologische Untersuchungen von Patienten in verschiedenen Feldern (nach Schlaganfall, Gehirntrauma, Gehirnschäden allgemein und anderen) werden heutzutage auf vielfältige Art durchgeführt. In allen Bereichen werden etablierte Strategien und Lösungen eingesetzt. Die meisten Test sind hierbei Papier-basiert oder auf dem Computer durchzuführen. Als Ergebnis dieser Untersuchungen werden die individuellen Behandlungspläne angepasst und weitere Schritte geplant. Diese Ergebnisse beeinflussen somit diagnostische/therapeutische Entscheidungen und Erfolg. In den verschiedenen Feldern ist es wichtig, möglichst viele relevante Informationen zu physiologischen und kognitiven Fähigkeiten von Patienten zu erhalten. Diese Einsatzfelder beinhalten neben anderen auch die UK (Unterstützten Kommunikation) und die Neuropsychologie. Durch die innovative Methode der Blickverlaufsdarstellung ist es möglich, einen Einblick darüber zu bekommen, was Patienten interessiert, wo deren Aufmerksamkeit liegt, wie sie Entscheidungen treffen etc. Gaze Viewer als Software ist ein innovatives Werkzeug zur Blickverlaufsdarstellung, welches die Technologie des Eyetrackings nutzt und dies in Kombination mit allen Anwendungen, Softwares und anderen Materialien, die üblicherweise von Patienten für Untersuchungen und Therapie auf dem Computer verwenden werden. Die Analyse des Blickverhaltens ermöglicht einen tieferen Einblick in kognitive Fähigkeiten von Patienten. Mithilfe der Blickverlaufsdarstellung ist es somit auf einfache Art und Weise möglich, das Ergebnis herkömmlicher Tests durch eine erweiterte Aussagekraft zu optimieren. Blickanalyse kann parallel zu allen herkömmlichen Tests auf dem Computer genutzt werden. Diese Präsentation erklärt die technischen Hintergründe zu Eyetracking und dem Werkzeug Gaze Viewer zur Blickverlaufsdarstellung. Weiter werden praktische Anwendungsmöglichkeiten der Blickanalyse in den o.g. Felder dargestellt. P06-08 FLNA-assoziierte periventrikuläre Heterotopien - Differentialdiagnose bei Patienten mit weiblichem Geschlecht G. Moein, L. Porto, M. Kieslich Pädiatrische Neurologie, Goethe Universität, Frankfurt, Deutschland Institut für Neuroradiologie, Goethe Universität, Frankfurt, Deutschland Hintergrund: Es ist bekannt, dass Mutationen im FLNA Gen assoziiert sind mit periventrikulären Heterotopien. Wir berichten über eine bisher anfallsfreie 6 Jahre alte Patientin mit o.g. Auffälligkeiten in der cerebralen Bildgebung mittels MRT. Es gelang der Nachweis einer Frameshift-Mutation im genannten Gen. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 89

50 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Methode / Ergebnisse: Klinisch auffällig geworden war die Patientin mit Kopfschmerzen sowie psychiatrischem Symptomen im Sinne einer Depression und posttraumatischer Belastungsstörung. Ferner waren bei der Patientin eine Aortenklappeninsuffizienz sowie eine Dyslexie bekannt. Ein Anfallsleiden lag bisher nicht vor. Es gelang der Nachweis einer Frameshift-Mutation (c.67delg (p.gly5alafs*0) im FLNA Gen. Eine Mutation in diesem Gen ist die häufigste Ursache einer bilateralen periventrikulären Heterotopie. Die Mehrzahl der betroffenen Frauen stellt sich initial mit cerebralen Anfällen vor. Es ergibt sich jedoch insgesamt ein sehr heterogenes klinisches Bild, u.a. werden auch psychiatrische Symptome beschrieben. Das Genprodukt stellt das Filamin A dar, ein Protein des Zytoskeletts, welches diverse Funktionen innehat, unter anderem die Initiierung von Zellmigration und verteilung. Schlussfolgerung: Bei weiblichem Geschlecht und dem Nachweis von periventrikulären Heterotopien in der cerebralen Bildgebung sollte differentialdiagnostisch an die X-chromosomal dominant vererbte Variante gedacht werden und eine gezielte genetische Diagnostik auf eine Mutation im FLNA Gen durchgeführt werden. P06-09 Unterschiedliche Ursachen einer intrauterinen Wachstumsretardierung bei der Ratte haben differentielle Effekte auf die Entwicklung der Zelldichten im Hippocampus L. Oberholz, E. Nüsken, G. Lippach, M. Wohlfarth, N. Mehdiani, J. Dötsch, K.-D. Nüsken Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Köln, Deutschland Hintergrund: Epidemiologische Studien zeigen, dass eine intrauterine Wachstumsrestriktion zu Störungen der neuronalen Entwicklung führen kann. Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss unterschiedlicher Ursachen einer experimentellen intrauterinen Wachstumsretardierung früh postnatal (=plastische Phase) auf die Zelldichten der einzelnen Subregionen im Hippocampus zu untersuchen. Methode: Neonatale Ratten nach Niedrigproteindiät der Mutter (LP) sowie nach bilateraler Ligatur (LIG) der Aa. und Vv. uterinae oder Schein-Operation (SOP) des Muttertieres wurden mit Nachkommen von unoperierten Kontrolltieren (C) an den postnatalen Tagen P, P7 und P verglichen. Aus dem in Paraffin eingebetteten Gehirn wurden 0 µm dicke Coronarschnitte angefertigt und jeweils ein Schnitt (-,5 Bregma im adulten Rattengehirn entsprechend) mit Hämatoxylin-Eosin gefärbt. Nach Farbinvertierung in Graustufen wurden mit Hilfe von ImageJ die Zellbänder CA, CA, CA sowie die molekulare Schicht des Gyrus Dentatus (MoDG) und die granulierte Schicht des Gyrus Dentatus (GrDG) mittels Avarage Grayscale in ihrer Zelldichte untersucht. Ergebnisse: LP-Nachkommen zeigten eine Erniedrigung der Zelldichte um 5 % in der CA-Region und um 0 % in der MoDG-Region an P. LIG-Nachkommen zeigten in der MoDG-Region eine Abnahme der Zelldichte um 6 % an P. Demgegenüber präsentierten die SOP-Nachkommen eine Erhöhung der Zelldichte in der CA-Region um 9 % an P, sowie im CA Bereich um 5 % an P7 und um 9 % an P (alle signifikant p<0.05). Schlussfolgerung: Unterschiedliche Ursachen der experimentellen Wachstumsrestriktion führen zu entgegengesetzten Veränderungen der Zelldichte hippocampaler Subregionen. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, welche Zelltypen hierfür verantwortlich sind und ob dies zu einem Phänotyp hinsichtlich neurokognitiver Leistungen führt. P06-0 Repetitive Magnetstimulation der Nackenmuskulatur (m. trapezius) bei Migränikern N. Sollmann, *, F. Trepte-Freisleder *, F. Heinen, S. M. Krieg, *, M. N. Landgraf, * *: die Autoren haben zu gleichen Teilen beigetragen Neurochirurgische Klinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität, München, Deutschland TUM-Bildgebungs-Zentrum, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität, München, Deutschland Abteilung Pädiatrische Neurologie und Entwicklungsmedizin, Integriertes Sozialpädiatrisches Zentrum, Dr. von Hauner Kinderspital, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland Hintergrund: Die repetitive periphere Magnetstimulation (rpms) hat wiederholt positive Effekte bei der Behandlung myofaszialer Schmerzen gezeigt. Migräne steht, laut aktueller Studienlage, mit myofaszialen Schmerzen der Nacken-Schulter-Region in Verbindung (entsprechend dem Konzept des trigemino-cervical complex (TCC)). In dieser Studie wird die Umsetzbarkeit und Akzeptanz einer rpms-behandlung des oberen Musculus trapezius bei Menschen mit Migräne untersucht. Methode: 0 Probanden mit Migräne wurden in die Studie eingeschlossen. Aktive myofasziale Triggerpunkte (TrPs) des oberen Trapeziusmuskels wurden mit rpms stimuliert. Die Akzeptanz wurde anhand eines standardisierten Fragebogens bewertet. Der potentielle Effekt der rpms Intervention wurde per Kopfschmerzkalender und dem Migraine Disability Assessment (MIDAS) Fragebogen beurteilt. Um eine mögliche lokale Auswirkung auf die Muskulatur zu erfassen, wurden per Algometrie die Druck Schmerz Schwellenwerte bestimmt. Ergebnisse: Es sind keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten weder während, noch im Anschluss an die rpms Behandlung. Vielmehr zeigte die rpms eine signifikante Wirkung im Bezug auf eine Reduktion der Migräneintensität (p = 0.00) und der Anzahl von Migräneattacken (p < 0.00). Gemäß des standardisierten Fragebogens gaben 00.0 % der Patienten an, die Behandlung nochmals durchführen zu wollen und 90.0 % würden die rpms als Therapieoption für Migräne empfehlen. Schlussfolgerung: Die rpms könnte in Form einer Behandlung myofaszialer Schmerzen eine vielversprechende Therapieoption für Menschen mit Migräne darstellen. Dies erklärt sich möglicherweise anhand der stimulationsbedingten Modulation des peripher-sensorischen Inputs innerhalb des TCCs bei Migräne. Um einen möglichen positiven Effekt zu beweisen, bedarf es größerer, placebokontrollierter Studien. Zukünftige Studien sollten zudem auch Kinder und Jugendliche mit Migräne einbeziehen. P06- Erfolgreiche Therapie eines Holmes-Tremor mit einer Silkon-Handorthese und Botulinumtoxin T. Becher, A. Hägele, S. Weise Kinderneurologisches Zentrum, Sana Kliniken Düsseldorf-Gerresheim, Deutschland Hintergrund: Wir berichten über einen 5jährigen Jungen, der mit 8 Jahren eine plötzliche Hemiparese aufgrund einer Einblutung im Thalamus/Stammganglienbereich links entwickelte. Es persistierte eine distal betonte Schwäche und ein im Verlauf zunehmender und als sehr belastend empfundener Intentions- und Haltetremor des gesamten linken Armes (Holmes-Tremor). Methode: In der Tremoranalyse zeigte sich ein niedrigfrequenter, hochamplitudiger Tremor, besonders des Oberarmes (Abduktion/Elevation) und der Hand (Dorsalextension/Palmarflexion), die nicht gut stabilisiert werden konnte dies beeinträchtigte die Handfunktion sehr. Es entstand der Eindruck einer Triggerung des Tremors durch das schlackernde Handgelenk. Therapieziele (in Klammern die ICF-Domäne): Reduktion der Amplitude im Handgelenk und im Oberarm (Struktur und Funktion), bessere Präzision bei bimanuellen Handlungen (Tätigkeiten), Reduktion sozialer Auffälligkeit (Teilhabe). Ergebnisse: Wir passten in einem interdisziplinären Team aus Neuropädiater, Ergotherapeutin und Orthopädietechniker eine Handorthese aus Silikon an, die zu einer deutlichen Reduktion von Tremorfrequenz und Amplitude führte. Die Orthese wurde vom Patienten mit der Schulnote + bewertet. Klinisch und sonografisch wurde der M. deltoideus als einer der Triggermuskeln identifiziert. Eine Therapie mit Botulinumtoxin führte zu einer weiteren Reduktion des Tremors führte. Bei der ersten Injektion wurde eine niedrige Dosis gewählt, so das die Wirkung nicht anhaltend war (M. deltoideus, pars acromialis, 5 U Botox [0, U/kg]), weitere Behandlungen sind geplant. Schlussfolgerung: Eine orthetische Stabilisierung des Handgelenks und eine Behandlung mit Botulinumtoxin können zu einer deutlichen Verbesserung der Tremor-Symptomatik führen. Entsprechende Ergebnisse wurden in kleiner Fallzahl bereits für Erwachsene publiziert (Kim 0), jedoch nicht für Jugendliche. P07-Postergruppe Metabolik, Neurokutane Syndrome, Genetik, Varia P07-0 Neurocognitives Outcome bei Hepatorenaler Tyrosinämie M. Stange, J. Prüfe, H. Hartmann, U. Meyer, A. M. Das Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland Hintergrund: Die hepatorenale Tyrosinämie (HT, MIM #76700) geht unbehandelt mit schweren Leber- und Nierenschäden einher. Häufig werden Neuropathien und zentrale Demyelinisierungen beobachtet, die durch erhöhte 5-Aminolevulinsäure Werte erklärt werden. Die Einführung von Nitisinone (NTBC, Orfadin ) hat das Outcome revolutioniert, Leber- und Nierenfunktion werden stabilisiert. Eine akute Neurotoxizität wird vermieden, es gibt allerdings Hinweise auf eine langfristige Beeinträchtigung der neurokognitiven Funktion. 90 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

51 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Methode: Fünf Patienten mit HT im Alter von - 9 Jahren wurden mit den Testverfahren Bayley-III Scales of Infant Development (BSID) bzw. Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC IV) untersucht. Ergebnisse: Succinylaceton in Blut und Urin war bei den Patienten negativ. Die Tyrosinkonzentration lag bei durchschnittlich 9µmol/l (min. 5, max. 66), die durchschnittliche NTBC-Dosierung bei 0,5 mg/kgkg/d (min. 0,, max. ) und die durchschnittliche NTBC-Blutkonzentration bei,7 µmol/l (min. 8,5, max. 5,7). /5 Patienten hatten kognitive Defizite. Bei den über 6jährigen manifestierte sich dies besonders im wahrnehmungsgebundenen- logischen Denken und in der Verarbeitungsgeschwindigkeit. Mit zunehmendem Alter zeigte sich eine Abnahme des kognitiven scores (r=0,8, p=0,0). Signifikante Korrelationen zu der durchschnittlich NTBC Dosis oder den Spiegeln (Trockenblut), Alter bei Therapiebeginn oder der durchschnittlichen Tyrosinkonzentration im Plasma fanden sich nicht. Schlussfolgerung: Trotz guter Diät Compliance scheint es im Langzeitverlauf bei HT zu kognitiven Einbußen zu kommen. Ursächlich könnten unter der NTBC Therapie persistierend unphysiologisch hohe Tyrosinspiegel, niedrige Phenylalaninkonzentrationen oder Medikamententoxizität sein. Nicht auszuschließen ist, dass die kognitiven Defizite im Rahmen des natürlichen Verlaufs bei älteren HT- Patienten auftreten. P07-0 Neue Variante von Purin-Nucleosid-Phosphorlyase-Mangel mit überwiegend neurologischer Beteiligung E. Schuler, B. Assmann, A. Ziegler, T. Opladen, G. F. Hoffmann Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Deutschland Purin-Nucleosid-Phosphorlyase-Mangel ist eine seltene Erkrankung des Purinstoffwechsels, die zu einer schwer beeinträchtigten Immunfunktion mit rezidivierenden Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Krebserkrankungen führt. Bis heute kennen wir weniger als 70 Fälle weltweit. Es ist bekannt, dass das Spektrum der Immunschwäche zwischen SCID bis hin zu rezidivierenden mittelschweren Infektionen reichen kann. Dennoch gilt bisher die immunologische Beteiligung als eines der Hauptmerkmale der Erkrankung. Wir stellen ein -jähriges Mädchen consanguiner arabischer Eltern vor, die v.a. einen neurologischen Phänotyp zeigte. Bei ihr lag ein komplexes klinisches Bild aus neurodegenerativem Verlauf (Verlust von motorischen und geistigen Fähigkeiten), okulomotorischer Apraxie, einer zunehmenden Spastik sowie eine Athetose bei Zielbewegungen vor. Ihre Laborwerte zeigten neben eines niedrigen Harnsäurewerts auch Auffälligkeiten bei der Ausscheidung der Purine und Pyrimidine. Die Diagnose konnte schließlich genetisch gesichert warden. Unser Fall zeigt eine neues Gesicht der Erkrankung mit einer schweren neurologischen Beteiligung bestehend aus Neurodegeneration, Spastik und Choreoathetose, weniger einer Immundefizienz. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um zu evaluieren ob auf DNA oder RNA Ebene die Immunfunktion wiederhergestellt wird. P07-0 Kombiniertes Auftreten von Cutis marmorata teleangiectatica congenita (CMTC) und kaudalem Regressionssyndrom (CRS) in zwei Fällen A. Heisig, M. Baz Bartels, L. Porto, M. Kieslich Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Neurologie, Neurometabolik und Prävention, Deutschland Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum der Radiologie, Schwerpunkt Kinder- und Neuroradiologie, Deutschland Hintergrund: Beim CRS handelt es sich um ein komplexes Fehlbildungssyndrom des kaudalen Rumpfes, insbesondere mit Fehlbildungen der lumbosakralen Wirbelsäule, mit einer Inzidenz von ca. auf Lebendgeburten. Die CMTC stellt eine seltene, kutane, zu Atrophie und Ulzerationen neigende Gefäßmalformation dar, die häufig mit multiplen weiteren Anomalien, wie beispielsweise Körperasymmetrien (v.a. Hypo- bzw. Hypertrophie der betroffenen Extremität), weiteren vaskulären Fehlbildungen, Makrozephalie, Polydaktylie, Syndaktylie oder Ophthalmopathien einhergeht. Eine Assoziation von CMTC mit CRS sowie zusätzlich Tethered Cord und Lipom wurde bisher nur in einem Einzelfall beschrieben. Kasuistiken: Bei den beiden hier präsentierten Fällen handelt es sich um ein aktuell 5/ Jahre altes Mädchen sowie einen 8 Monate alten Jungen mit jeweils kongenital kombiniertem Vorliegen eines CRS mit CMTC. In beiden Fällen war zudem ein Tethered Cord mit anhaftendem Lipom nachweisbar. Im Fall der -Jährigen zeigte sich postpartal eine sakrale Wirbelkörperfehlbildung mit nur Sakralwirbeln und ausgeprägtem atrophischen Hautbefund mit lividen Marmorierungen und Teleangiektasien über die gesamte rechte untere Extremität bis zur Bauchnabelregion sowie fleckförmig über der linken unteren Extremität. Bei dem 8 Monate alten Jungen fielen postpartal ein sich über den gesamten rechten sowie teilweise linken Sakro-Glutealbereich erstreckender, livide marmorierter, teleangiektatisch veränderter Hautbefund sowie eine Sakralhypoplasie mit Fehlen einzelner Coccygeal- und Sakrumelemente mit intraspinalem Lipom mit Spina bifida occulta sowie Tethered Cord auf. Schlussfolgerung: CMTC ist häufig mit unterschiedlichsten weiteren Anomalien assoziiert. Aufgrund der jeweiligen Seltenheit der beiden beschriebenen Krankheitsbilder erscheint ein gemeinsamer genetischer Hintergrund wahrscheinlich. Bisher sind keine gemeinsamen Genloci für CMTC und CRS bekannt. P07-05 Neurofibromatosis-Noonan Syndrom aufgrund einer neu entstandenen Mikrodeletion 7q. N. Kienle, K. Marquard, M. Blankenburg, C. Spaich, E. Fiedler Pädiatrische Neurologie, Psychosomatik und Schmerztherapie, Kinderschmerzzentrum Baden-Württemberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Olgahospital, Klinikum Stuttgart, Deutschland Institut für Klinische Genetik, Olgahospital und Frauenklinik, Klinikum Stuttgart, Deutschland Hintergrund: Das Noonan-Syndrom (NS; : Geburten) und die Neurofibromatose Typ (NF; :000) gehören zu den häufigsten genetischen Erkrankungen. Sie zählen zu den Neuro-kardio-fazio-kutanen Syndromen, welche mit einer Überfunktion des RAS-MAPK-Signalwegs einhergehen und werden als sog. RASopathien bezeichnet. RAS ist u.a. an der Induktion von ungehindertem Zellwachstum, Störung der Apoptose, Zellinvasivität und Neoangiogenese beteiligt. Wir beschreiben einen Jungen mit den klinischen Symptomen von NF und NS. Methode: Bei einem Frühgeborenen der +5 SSW mit supraventrikulärer Pulmonalstenose wurde der V. a. ein Noonan-Syndrom gestellt. Mit 5 Monaten fand sich eine globale Entwicklungsstörung, Brachycephalie, breite Stirn mit prominenter Sutura metopica, infraorbitale Falten, spitzes Kinn, tiefsitzende Ohren, kurzer Hals, überschüssige Haut im Nacken sowie > 6 Café-au-lait-Flecken mit einem Durchmesser >0,5cm. Unauffällige Sonographie von Schädel, Hüfte, Niere und Hörscreening. Ergebnisse: Die Array-CGH zeigte eine heterozygote Mikrodeletion auf Chromosom 7q. mit einer Größe von 75Mb und eine Mikroduplikation q.. Die Untersuchung der Eltern des Patienten zeigte nur eine Mikroduplikation q. bei der Mutter. Schlussfolgerung: Aufgrund wiederholter Beobachtung von Merkmalen des NS bei NF-Patienten wurde diskutiert, ob es sich beim sog. Neurofibromatose- Noonan-Syndrom (NFNS) um eine eigene Krankheitsentität oder eine Sonderform der NF bzw. des NS handelt. Die Deletion im NF-Gen auf Chromosom 7 (7q.) bei unserem Patienten spricht für eine Sonderform der NF in Übereinstimmung mit anderen Untersuchungen, die bei Patienten mit NFNS in den meisten Fällen Mutationen (in 5 % Deletionen) im NF-Gen zeigen und nicht in NS spezifischen Genen. Die genetischen Mechanismen für diesen Phänotyp sind noch nicht genau geklärt. P07-06 Kognitiv-neurophysiologische Untersuchung von Handlungskontrollprozessen bei Kindern und Jugendlichen mit Neurofibromatose Typ A. Bluschke, K. Papenhagen,, V. Roessner, M. von der Hagen, Ch. Beste Kognitive Neurophysiologie, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychiatrie, Medizinische Fakultät, TU Dresden, Deutschland Abteilung Neuropädiatrie, Kinderklinik, Universitätsklinikum Dresden, Deutschland Hintergrund: Die Neurofibromatose (NF, MIM#600) ist eine autosomaldominant vererbte Multiorganerkrankung. Zusätzlich zu der somatischen Symptomatik haben 0 70 % der Kinder mit NF ADHS-ähnliche neurokognitive Defizite. Eine Charakterisierung dieser Handlungskontrolldefizite bei NF steht aktuell noch aus. Ein Vergleich auf Verhaltens- und neurophysiologischer Ebene mit einer gesunden und einer ADHS-Stichprobe ist dabei von großer Relevanz. Methode: Zur Messung der Handlungskontrollprozesse auf Verhaltens- und neurophysiologischer Ebene bearbeiteten je 0 gesunde Kontrollprobanden und Patienten mit NF bzw. ADHS (> 0. Lebensjahr) während einer 6-Kanal EEG Ableitung eine GoNogo Aufgabe. Hier sollte eine Taste gedrückt werden wenn ein Go Stimulus zu sehen war. Wenn ein Nogo Stimulus präsentiert wurde, sollte keine motorische Reaktion erfolgen. Ergebnisse: Patienten mit ADHS zeigten eine signifikant größere Anzahl an Nogo-Inhibitionsfehlern als Patienten mit NF und gesunde Kontrollprobanden. Patienten mit NF verpassten die meisten Go-Antworten und waren dabei si- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 9

52 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 gnifikant langsamer. Bei der posterioren Nogo-N-Komponente zeigte sich bei beiden Patientengruppen ein verspäteter Peak. Bei der zentralen Nogo- N ergab sich eine Amplitudenreduktion bei den NF-Patienten, wobei die Nogo-P Amplitude bei beiden erkrankten Gruppen im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe reduziert war. Schlussfolgerung: Die neurokognitiven Defizite der NF-Patienten sind eher durch Unaufmerksamkeit als durch impulsive Verhaltensweisen charakterisiert. Bei Patienten mit ADHS und NF bestehen in einigen Bereichen der Handlungskontrolle, wie zum Beispiel bei basalen Aufmerksamkeitsprozessen und der Reaktionsselektion, gemeinsame Defizite. Im Gegensatz dazu ergeben sich Unterschiede hinsichtlich der Konfliktverarbeitung. Die Untersuchungen ermöglichen es, (i) die kognitiven Kontrolldefizite bei NF auf neurophysiologischer Ebene zu objektivieren und (ii) künftig differenzierte Implikationen für therapeutische Interventionen abzuleiten. P07-07 mtor Inhibition mit Everolimus als zielgerichtete Therapie bereits in der Neonatal-/ Säuglingsperiode bei Tuberöser Sklerose? I. Brösse, C. Vogelsang, A. Ziegler, G. Hoffmann Universität Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Germany Hintergrund: Tuberöse Sklerose ist eine Multisystemerkrankung mit altersgebundener Entstehung von Hamartomen in verschiedenen Organen. Komplikationen bei Neonaten oder Säuglingen gibt es in erster Linie durch kardiale Rhabdomyome, die eine hämodynamische Instabilität, Herzrhythmusstörungen oder andere Komplikationen auslösen und durch Riesenzellastrozytome, die eine Liquorzirkulationsstörung hervorrufen können. Eine zielgerichtete Therapie ist mit dem mtor Inhibitor Everolimus in Europa und den USA für die Therapie von Riesenzellastrozytomen (SEGA) und Angiomyolipomen ab Jahren zugelassen. Fallbericht: Wir präsentieren ein ehemaliges Frühgeborenes der. SSW mit Tuberöser Sklerose bei kardialen Rhabdomyomen, kortikalen Tubera und subependymalen Knötchen. Noch im Neonatalalter bestand bei supraventrikulärer Tachykardie und kardialer Dekompensation Intensivpflichtigkeit. Im weiteren Verlauf zeigten sich eine progrediente Herzinsuffizienz, eine höhergradige Mitralklappeninsuffizienz mit sekundär erhöhtem rechtsventrikulären Druck. Mit korrigiert Wochen begannen wir daher nach ausführlicher Aufklärung der Eltern einen individuellen Heilversuch mit dem mtor Inhibitor Everolimus über 7 Wochen. Es kam zur vollständigen Regression des Tumors im rechten Ventrikel, Herzrhythmusstörungen traten unter dreifach antiarrhythmischer Therapie nicht mehr auf. Eine cmrt nach Beendigung der Therapie zeigte eine Größenreduktion der subependymalen Knötchen um mind. 50 %. Everolimus wurde gut vertragen, es traten keine Nebenwirkungen auf. Wochen nach Therapieende kam es erneut zu Herzrhythmusstörungen ohne weitere Regression der Rhabdomyome. Der kernspintomographische Befund zeigte sich im 6-wöchigen Intervall unverändert. Schlussfolgerung: Wir erzielten bezüglich der lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen mit Herzinsuffizienz einen relevanten Therapieerfolg. Begleitend kam es zur signifikanten Größenreduktion der subependymalen Knötchen. Was dies für das neurologische Outcome bzgl. Epilepsie und Entwicklungsstörung bedeutet bleibt unklar. Weitere prospektive randomisierte klinische Studien sind nötig, um das Nutzen- Risikoprofil von Everolimus im Neonatal-/Säuglingsalter besser einschätzen zu können. P07-08 Cerebrale und spinale Fehlbildungen bei einem eineiigen Zwilling mit Schimmelpenning-Feuerstein-Mims Syndrom U. Gruber-Sedlmayr, H. Hubmann, H. Haidl, M. Brunner-Krainz, A. Schwerin-Nagel, A. Kortschak, E. Haber, E. Sorantin Medical University of Graz, Department of Pediatrics Medical University of Graz, Department of Radiology, Division of Pediatric Radiology Einleitung: Schimmelpenning-Feuerstein-Mims-Syndrom (SFM) ist eine neurokutane Erkrankung mit Naevi sebacei in Verbindung mit cerbralen, okulären und skelettalen Missbildungen. Postzygotische Mutationen des HRAS Gens am Chromosom p5.5 oder des KRAS Gens am Chromosom p. werden in den Läsionen gefunden. Fallbericht: Wir berichten von einem Jahre alten Knaben, welcher nach komplizierter Schwangerschaft wegen eines fetofetalen Tansfusionssyndroms in der. Schwangerschaftswoche mittels Sectio geboren wurde. Es fanden sich multiple naevi sebacei vor allem an der rechten Kopfseite und am Thorax und eine Missbildung des rechten Bulbus oculi und des Oberlids. Eine Mutation des HRAS Gens wurde in mehreren Naevi gefunden. Der Zwillingsbruder ist gesund. Wegen Zyanoseattacken wurde im Alter von 6 Monaten ein Tracheostoma und eine percutane endoscopische Gastrostomie angelegt. Im Alter von Monaten entwickelte der Knabe fokale epileptische Anfälle, teilweise mit Generalisation. Das daraufhin durchgeführte cerebrale MRT zeigte eine Polygyrie, nahezu fehlende Myelinisierung, Zeichen der Atrophie, einen cystischen Defekt rechts occipital und verdickte cervikale Nervenwurzeln. Im daraufhin durchgeführte spinalen MRT war eine massive Verdickung aller Nervenwurzeln cervikal, thorakal und lumbal zu erkennen, weiters extramedulläre Lipome. Der Knabe ist retardiert, greift aber mit beiden Händen gezielt und kann beide Beine bewegen. Es besteht derzeit kein Hinweis auf eine Kompression des Myelons. Die Epilepsie ist durch ketogene Diät und Therapie mit Topiramat und Levetiracetam kontrolliert. Ergebnis: Wir beschreiben den ersten genetisch bestätigten Patienten mit SFM-Syndrom und massiver Verdickung aller Nervenwurzeln. Die Prognose bezüglich der Entwicklung bezüglich der Entwicklung einer spinalen Kompression ist unklar. P07-0 Variabilität des Phänotyps beim 6p.-Microdeletionssyndrom S. Cagnoli, T. Herbold, E. Prott, P. Borusiak Sozialpädiatrisches Zentrum, HELIOS Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke, Germany Kinderärztliche Gemeinschaftspraxis Wuppertal Praxis für Humangenetik Wuppertal Hintergrund: Das 6p.-Microdeletionssyndrom wird als gehäuft vorkommender genetischer Befund bei Autismusspektrumstörung beschrieben (OMIM 69). Patienten mit einer Deletion in diesem Bereich können Verhaltensauffälligkeiten, eine (sprachliche) Entwicklungsstörung, multiple kongenitale Malformationen sowie diskrete faziale Dysmorphiezeichen zeigen. Außerdem wir eine Neigung zur Adipositas beschrieben, während die Duplikation in der Region 6p. eher mit Gedeihstörungen assoziiert ist. Weltweit sind ca. 00 Patienten mit einem 6p.-Microdeletionssyndrom beschrieben, die Prävalenz wird mit :0000 angegeben. Methode: Wir berichten über den Verlauf eines aktuell ;6 Jahre alten Jungen, der im Alter von Monaten mit Gedeihstörung und generalisierten Anfällen erstmalig vorgestellt wurde. Die umfangreiche stationäre Diagnostik (MRT, Stoffwechsel, EEG, Sonografie) ergab keinen wegweisenden Befund. Die Betreuung der Familie gestaltete sich schwierig und es wurde eine unzureichende alimentäre Versorgung des Kindes im häuslichen Milieu durch die betreuenden Kinderärzte vermutet. Im Verlauf wurde eine kombinierte Entwicklungsstörung diagnostiziert, ohne dass Hinweise auf einen Autismus bestanden. Durch intensive Jugendhilfe-Betreuung konnte die Zusammenarbeit sichergestellt werden. Die Gewichtsentwicklung war trotz ausreichender Nahrungszufuhr unbefriedigend (<.Pzt.). Ergebnisse: Die weiterführende humangenetische Diagnostik ergab im CGH- Array den Befund eines 6p. Microdeletions-Syndroms, was maternal vererbt wurde. Unser Patient zeigte neben der Epilepsie milde faziale Dysmorphiezeichen (tiefsitzende Ohren, abfallende Lidachse), eine Entwicklungs- sowie eine Gedeihstörung. Schlussfolgerung: Der Phänotyp des 6p. Microdeletions-Syndrom wird in der Literatur mit Störungen des Autismus-Formenkreises und einer early-onset Adipositas beschrieben, die bei unserem Patienten nicht beobachtet wurden. In Unkenntnis des Befundes wurde zunächst eine Mangelversorgung des Kindes vermutet und die Jugendhilfe eingeschaltet. Es ist zu vermuten, dass die Symptomatik dieses Syndroms variabler ist als bisher beschrieben. Die gesunde Mutter zeigt ebenfalls die beschriebene Kopienzahlveränderung, inwieweit die Interaktionsstörungen mit dem Helfersystem auf eine doch erhöhte Penetranz zurückzuführen ist, muß spekulativ bleiben. Die Eltern wurden in ihrer Fürsorge weiter unterstützt, konnten aber bezüglich der Ernährung ihres Kindes entlastet werden. P07- Phänomenologische intraindividuelle Evolution CACNAA assoziierter Erkrankungen bis zur Entwicklung einer Episodische Ataxie Typ, Kasuistik C. Maxton, J. Denecke Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland Hintergrund: Defekte im CACNAA-Gen verursachen verschiedene Krankheitsbilder. Hierzu zählen die episodische Ataxie, familiäre hemiplegische Migräne Typ, idiopathische paroxysmale tonischer Aufwärtsblick (kombiniert mit episodischer Ataxie), der benigne paroxysmale Torticollis, spinocerebelläre Ataxie 6 (Ataxie /Sensibilitätsstörung /Pyramidenbahnzeichen) und die hypokaliämische periodische Paralyse. Kasuistik: Unser Patient (geb./006) zeigte als ersten Phänotyp nach unauffälligem perinatalem Verlauf mit acht Wochen einen Torticollis. Im Weiteren 9 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

53 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 wurden die Meilensteine der Entwicklung zeitgerecht durchlaufen, jedoch fiel ein breitbasiger Gang auf. Ab dem 0. Lebensmonat fiel eine retrospektiv als idiopathischer paroxysmaler tonischer Aufwärtsblick einzuordnende Problematik auf. In der Augenklinik wurde mit 8 Monaten ein Down-beat-Nystagmus mit Zunahme beim Abwärtsblick und deutlicher Kopfzwangshaltung diagnostiziert, der zur ausführlichen Diagnostik führte (cerebelläre Dysfunktion). Im Alter von 6 Jahren traten Episoden von bis,5 Stunden Dauer nach körperlicher Belastung auf mit Drehschwindel, Nystagmus, teilweise Erbrechen, anschließend Schlaf von - Stunden. Jetzt war auch ein upbeat-nystagmus zu beobachten (Episodische Ataxie Typ ). Diagnostik: Apparative und laborchemische Diagnostik ohne wegweisenden Befund Humangenetische Untersuchung: Episodische Ataxie Typ /CACNAA Therapie: Azetazolamid, bei erneutem Auftreten von Episoden und zunehmenden neurologischen Symptomen im Intervall Therapieumstellung auf -Aminopyridin. Schlussfolgerung: Wir berichten von einem Patienten, der schon im Alter von 6 Jahren mit einer episodischen Ataxie Typ diagnostiziert wurde. Bemerkenswert ist der Verlauf, in dem bereits mit 8 Lebenswochen die erste CACNAA-assoziierte Erkrankung auftrat. Im Verlauf wurden weitere assoziierte Erkrankungsbilder durchlaufen. Dies ist ein ungewöhnliches Beispiel für die intraindividuelle Evolution der Phänomenologie eines Gendefektes. P07- CCFDN-Syndrom mit kardialer Beteiligung B. Müller, J. Weis, K. Zerres, E. Mühler, A. Schulze 5, E. Holinski-Feder 6, A. Dralle, M. Häusler Kinderklinik, Aachen Neuropathologie, Aachen Humangenetik, Aachen Kinderkardiologie, Aachen 5 Orthopädie, Aachen 6 MGZ, München Hintergrund: Die Klinischen Verläufe von Patienten mit CCFDN-Syndrom (congenital cataract, facial dysmorphism, neuropathy) sind wenig erforscht. Methodik: Fallbericht über einen Jahre alten betroffenen Jungen konsanguiner Eltern serbischen Ursprungs, ethnisch den Roma angehörig. Ergebnisse: Nach unauffälliger Schwangerschaft und Geburt Diagnose von kongenitalem Katarakt, Mikrokornea, Mikropupillen, Mikrophthalmie und Nystagmus im Alter von Monaten. Im Verlauf verzögertes freies Laufen (,5 Jahre) sowie Minderwuchs bei leicht eingeschränkter allgemeiner und Sprachentwicklung. Im weiteren Verlauf Auftreten einer Skoliose, bds. Klumpfüße und Hüftdysplasie re.. Im Alter von Jahren allgemeine Muskelschwäche bei erhaltener Gehfähigkeit sowie Nachweis einer dilatativen Kardiomyopathie mit teilkompensierter Herzinsuffizienz. Befund der Nervenbiopsie bei fehlenden Reflexen und hochpathologischer motorischer und sensibler Nervenleitung nur gering auffällig. In der Muskelbiopsie neurogene Muskelfasertypen-Disproportion. In der kranialen MRT bilaterale subependymale lineare T-Hyperintensitäten. Der klinischer Verdacht eines CCFDN-Syndroms konnte molekulargenetisch bestätigt werden (Nachweis der pathogenen Founder-Mutation im CTDP-Gens auf Chromosom 8 (c.86+89>t; p.(leu87fs) homozygot)). Schlussfolgerung: Das CCFDN-Syndrom ist eine seltene (<: ), autosomal-rezessiv vererbte, bisher nur bei Roma beschriebene Entwicklungsstörung. Klinisch können zusätzlich zu den beschriebenen Symptomen eine Hypotrophie, ein milder hypogonadotroper Hypogonadismus, eine Hirn- oder Myelonatrophie, eine Kleinhirnbeteiligung sowie eine Osteoporose auftreten. Der Widerspruch zwischen klinischer Neuropathie und Biopsiebefund bei unserem Patienten ist auffällig. Bislang unbekannt war die Komplikation der dilatativen Kardiomyopathie. P07- Zentrale Stimmbandparese als Komplikation eines FBXL-assoziierten mitochondrialen Depletionssyndroms C. Decker, N. Teig, A. Abicht, E. Holinski-Feder, C. Köhler, S. Dettmers, L. Rossler, Ch. Thiels, T. Lücke Universitätskinderklinik Bochum, Deutschland Medizinisch Genetisches Zentrum München, Deutschland Hintergrund: Autosomal-rezessiv vererbte Mutationen im FBXL-Gen werden den mitochondrialen Depletionssyndromen zugeordnet. Sie führen zu einer Verminderung der Kopienzahl der mitochondrialen DNA und konsekutiv durch mitochondriale Funktionsstörungen zu schwer verlaufenden Enzephalomyopathien. Mutationen im FBXL-Gen sind seit 0 bekannt, bis dato sind 9 Patienten beschrieben. Wir stellen einen Patienten mit der Komplikation einer zentralen Stimmbandparese vor Methode / Fallbericht: Erstes Kind nicht konsanguiner, gesunder, syrischer Eltern. Familienanamnese unauffällig. Geburt per sekundärer Sectio bei pathologischem CTG. Apgar /5/6, NapH 7,5. Postnatal respiratorische Insuffizienz, progrediente Laktatazidose, faziale Auffälligkeiten, ausgeprägte muskuläre Hypotonie und neurogene Schluckstörung. Nach zweiwöchiger maschineller Beatmung intermittierend suffiziente Eigenatmung, dann Entwicklung eines zunehmenden Stridors, Tachydyspnoe und erneute Beatmungspflichtigkeit. Im Verlauf Tracheostomaanlage. Ergebnisse / Diagnostik: Lactatazidose bis mmol/l Alanin (Plasma), Fumarsäure und -Methylglutaconsäure (Urin): leicht erhöht. Echokardiographie: Non-Compaction-Kardiomyopathie Kranielle Sonographie/ cmrt: Hirnödem, diffuse Enzephalomalazie nach metabolischen Hirninfarkten, Kleinhirnatrophie Laryngotracheoskopie: bilaterale Stimmbandparese Multi-Gen-Panel (epileptische und mitochondriale Enzephalomyopathie): homozygote Mutation FBXL:c.555C>Tp.Gln59* Schlussfolgerung: Mutationen im FBXL-Gen als Ursache eines mitochondrialen Depletionssyndroms sind erst seit 0 bekannt. Daher gibt es noch wenig Kenntnisse über den klinischen Verlauf. Der schwere Erkrankungsverlauf ist bei dem beschriebenen Patienten durch die Komplikation einer zentralen Stimmbandparese aggraviert. Unseres Wissens ist dies der erste Patient mit einem FBXL-assoziierten Depletionssyndrom, bei dem diese Komplikation beschrieben ist und bei dem die Anlage eines Tracheostomas als symptomatische Therapie erfolgte P07-6 Effektive Cyclophosphamid-Therapie bei Aicardi-Goutières Syndrom mit Systemischem Lupus Erythematodes A. Dralle, K. Tenbrock, U. Deutz, M. Ae Lee-Kirsch, M. Häusler Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Deutschland Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Technische Universität Dresden Hintergrund: Das Aicardi-Goutières Syndrom (AGS) ist eine seltene, genetisch heterogene, autoinflammatorische, neurodegenerative Erkrankung mit progredienter Enzephalopathie, vaskulären Problemen, Mikrozephalie, geistiger Behinderung, Epilepsie und spastischer Zerebralparese. Die Assoziation mit dem Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) ist bekannt, die Behandlung schwierig. Methode: Fallbericht zu einem Jungen mit AGS und SAMHD-Mutation. Ergebnisse: Bereits neonatal bestanden eine Mikrozephalie und intrazerebrale Verkalkungen. Im Verlauf entwickelte er rasch eine typische AGS-Symptomatik mit therapierefraktärer Epilepsie, Tetraspastik, Dystonie und geistiger Behinderung. Ab dem 5. Lebensjahr bestanden zunehmend Schübe mit unklarem Fieber, Stomatitiden sowie Schwellungen und Schmerzen an großen und kleinen Gelenken. Die Schmerzen erforderten ab dem 7. LJ eine dauerhafte Opioidtherapie. Mit 8 Jahren wurde die Diagnose eines SLE gestellt. Dieser sprach nicht auf Behandlungen mit Naproxen + Prednisolon, sequentiell kombiniert mit Azathioprin, Etanercept, Enbrel, Enbrel + Mycophenolat Mofetil, Adalimumab sowie Abatacept + Methotrexat an. Die Spastik nahm zu, die Fieberschübe persistierten und der Junge entwickelte Hautnekrosen an Fingern, Zehen und großen Gelenken. Diese erforderten mit Jahren sogar eine Schwenklappenplastik am Ellenbogen. Mit 5 Jahren wurde die Immunsuppression auf -wöchige Cyclophosphamidgaben + Prednisolon-Dauertherapie umgestellt. In den folgenden Jahren stabilisierte er sich deutlich, die Spastik, die Hautulzera und die Fieberschübe besserten sich. Schlussfolgerung: Die Assoziation zwischen AGS und SLE ist bekannt, die optimale Immunsuppression jedoch unklar. Bei unserem Patienten war Cyclophosphamid als einziges Medikament effektiv. Dies unterstreicht die Schwere der Autoinflammation. Es bleibt spekulativ, ob Cyclophosphamid nicht nur den Krankheitsverlauf bei AGS + SLE, sondern auch bei AGS allgemein verbessern könnte. P07-7 Neurologische und psychologische Beeinträchtigungen bei Kindern mit Fetalen Alkoholspektrumstörungen: Zwei Fallvignetten M. N. Landgraf, F. Heinen Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung für Neuropädiatrie, Dr. von Haunersches Kinderspital Hintergrund: Laut Studie Gesundheit in Deutschland Aktuell (GEDA, Robert- Koch-Institut, 0) zeigen ca. 0 % der schwangeren Frauen einen moderaten und ca. 8 % einen riskanten Alkoholkonsum. % der Schwangeren geben Rauschtrinken ( 5 Getränke pro Gelegenheit) seltener als x/monat, knapp % jeden Monat und 0, % mindestens jede Woche an. Dabei kann nach aktuellem Wissensstand keine für den Embryo und Fetus ungefährliche Menge Alkohol festgelegt werden. Die Prävalenz der aus der intrauterinen Alkoholexposition resul- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 9

54 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 tierenden Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) wird in Deutschland auf % aller Kinder geschätzt. Nur ein Bruchteil dieser Menschen erhält tatsächlich die Diagnose FASD. Methode: Anhand von zwei klinischen Fällen werden die Symptome von Kindern und Jugendlichen mit FASD erläutert. Ergebnisse: Im Entwicklungsverlauf ändert sich die vorrangige Symptomatik der FASD und stellt die Betroffenen und deren Familien vor immer neue Herausforderungen. Die Beeinträchtigungen in der Entwicklung, im Verhalten und in speziellen kognitiven Fertigkeiten von Kindern/Jugendlichen mit FASD können vielfältig und schwerwiegend sein. Sie führen zu deutlichen Einschränkungen in den Alltagsfunktionen und in der Selbständigkeit der Betroffenen und persistieren lebenslang. Schlussfolgerung: Intrauterine Alkoholexposition ist die Ursache für eine der häufigsten angeborenen Behinderungen. Die Aufklärung über das komplexe Krankheitsbild, das Stellen einer frühen und korrekten Diagnose und das Vorantreiben einer Sekundärprävention ist Aufgabe der Neuropädiatrie P07-9 Durchführung Evozierter Potentiale in der Pädiatrie - Methode, klinische Indikationen und Grenzen O. Maier, J. Peterli Zentrum für Kinderneurologie, Entwicklung und Rehabilitation (KER- Zentrum), Ostschweizer Kinderspital St. Gallen Grundlage: In der Pädiatrie werden akustisch evozierte Potentiale (AEP), visuell evozierte Potentiale (VEP) und somatosensibel evozierte Potentiale (SEP) am häufigsten in der klinischen Praxis eingesetzt. Methode: Wir beschreiben die Methode, die klinischen Indikationen und die Grenzen der Evozierten Potentiale im pädiatrischen Kontext. Ergebnisse: AEPs sind eine sinnvolle Methode zur Beurteilung des Gehörs im Rahmen des Screening bei Kindern mit Hörstörungen und zur Beurteilung der Hirnstammfunktion. VEPs werden durchgeführt zur Beurteilung der visuellen Funktion und zur Diagnostik bei demyelinisierenden Erkrankungen. SEPs erlauben eine Beurteilung der funktionellen Intergrität des somatosensiblen Systems vom peripheren Nerv bis zum cerbralen Kortex und sind hilfreich in der Prognoseeinschätzung bei Koma und Asphyxie. Altersabhängige Normwerte sollten angewandt werden und Reifungsprozesse sollten beachtet werden. Schlussfolgerung: Evozierte Potentiale in der Pädiatrie sind ein sinnvolles diagnostisches Instrument bei klarer klinischer Indikation. Die Methode muss auf das pädiatrische Patientenkollektiv angepasst werden. Die Interpretation erfolgt im klinischen Kontext und altersabhängige Normwerte müssen beachtet werden. P07-0 CANPMR syndrome and chromosome p-p deletion syndrome coexist in two related individuals affected by simultaneous haplo-insufficiency of CAMTA and NIFA genes. E. G. Coci, U. Koehler, T. Liehr, A. Stelzner, Ch. Fink, H. Langen, J. Riedel Center of Social Pediatrics and Pediatric Neurology, General Hospital of Celle Medizinisch Genetisches Zentrum, Germany Institute of Human Genetics, Friedrich Schiller University, Jena University Hospital, Germany Department of Radiology, General Hospital of Celle, Germany Hintergrund: Nicht progredierende cerebellare Ataxie mit Intelligenzminderung (CANPMR, OMIM 6756) und Chromosome p-p Deletion Syndrom (OMIM 675) sind sehr seltene angeborene Erkrankungen, die von der monoallelischen Insuffizienz (Haploinsuffizienz) der Calmodulin-Binding Transcription Activator (CAMTA) beziehungsweise Nuclear Factor A (NFIA) Gene verursacht werden. Die an der mono-allelischen CAMTA Dysfunktion erkrankte Patienten zeigten neonatale Hypotonie, verspätete und ataxische Gang, cerebellare Atrophie, Intelligenzminderung und Sprachentwicklungsstörung. Patienten, die eine mono-allelische NFIA Dysfunktion tragen, zeigten Agenesie / Hypoplasie des Corpus Callosum, Ventrikulomegalie, generalisierte Entwicklungsstörung und Anomalien des Harntraktes. Die Erkrankungen wurden bisher nicht in einem Patient gemeinsam beobachtet. Methode: Wir haben neurologischen, neuro-radiologischen, psychologischen und genetischen Untersuchungen durchgeführt, um die klinische Konstellation unseren Patienten zu beschreiben. Ergebnisse: In dieser Studie wurden verwandte Patienten untersucht, die an einem komplexen Syndrom leiden. Das Syndrom, dessen genetische Merkmale durch cytogenetischen Analysen gekennzeichnet wurden, besteht aus Ataxie, dezente Tremor, Strabismus, Anomalien des Gesichts, Makrozephalie, dezente Intelligenzminderung, Hypoplasie des Corpus Callosum und der Nieren. Die genetische Analyse haben eine para-zentrische Inversion im kurzen Arm des Chromosoms mit Bruchpunkte innerhalb der kodierenden Sequenzen der Gene CAMTA und NFIA erfunden. Schlussfolgerung: Unsere Kenntnisse nach ist das die erste Beschreibung der zeitgleichen mono-allelischen Dysfunktion und folgenden Haploinsuffizienz von Gene in Folge einer chromosomalen Inversion. Die gleichzeitige Dysfunktion vom CAMTA und NFIA führt zu neuro-psychologischen und nephrologischen Auffälligkeiten, die klinischen Befunde sowohl des CANPMR Syndroms als auch des p-p Deletion Syndroms einschließen. P07- Auf den Hund gekommen?! Unklare Enzephalopathie - genaue Umfeldanamnese entscheidend! H. Nicolai, A. Schröter, T. Lücke, C. Köhler Universitätskinderklinik St. Josef Hospital Bochum Klinikum Niederberg Velbert Anamnese: Knapp -jähriges, altersgerecht entwickeltes Mädchen; Schwangerschaft, Geburt, Familienanamnese unauffällig. - Auf dem Weg in den Kindergarten im Auto eingeschlafen, mit den Armen gezuckt, Augen weit geöffnet, dann weitergeschlafen; auch nach Ankunft im Kindergarten nicht erweckbar. - Tage zuvor hochfieberhafter Infekt, seit Tagen mit Penicillin behandelte Tonsillitis, seit dem Vortag fieberfrei Aufnahmebefund: Patientin stuporös, ungezielte Abwehr auf Schmerzreize, beidseitige Miosis, auffälliges Atemmuster (wie bei Ketoazidose) bei unauffälligen Vitalparametern. Diazepam rectal wegen Kinnmyoklonien. Übrige Untersuchung bis auf hyperplastische, gerötete Tonsillen unauffällig, kein Meningismus. Differentialdiagnose: Diabetische Ketoazidose, PANDAS, Intoxikation, Stoffwechselentgleisung, Status epilepticus? Laborwerte: Normwerte für BGA incl. BZ und Laktat, E lyte, CRP, BB, Transaminasen, LDH, Krea, Ammoniak. Drogenschnelltest im Urin: negativ (vor Diazepam-Gabe) EEG:Unspezifische Veränderungen, kein subklinischer Status. Erneute Anamnese: Zu Hause wird eine zerbrochene Flasche EctodexR gefunden (Wirkstoff: Amitraz, alpha--adrenorezeptoragonist). Giftnotrufzentrale Berlin und Internetrecherche: Amitraz wird u. a. zur Badeund Waschbehandlung gegen Milbenbefall beim Hund angewendet. Vergiftungssymptome: Zentrale Sedierung, Schwindel, Erbrechen, Desorientierung, Miosis, Mydriasis, Hypotension, Bradykardie, Tachypnoe, Hypothermie, generalisierte Anfälle. Hyperglykämie, minimaler Transaminasenanstieg. ZNS-Depression üblicherweise binnen -8 Stunden spontan reversibel, in keinem der bekannten Fälle wurde eine Beatmung notwendig. - Folgeschäden oder Todesfälle nicht bekannt. Verlauf: Infusionstherapie, Monitorüberwachung.Vitalparameter stets unauffällig, kein weiterer cerebraler Anfall, am nächsten Morgen bereits deutlich wacher, nachmittags völlig normales Verhalten.EEG Tage nach Intoxikation unauffällig. Quellenverzeichnis: Giftnotrufzentrale Berlin, Fachinformation zu EctodexR, vetcontact und vetpharm.uzh.ch (Internet) P08-Postergruppe Früh- und Neugeborene, Kognition, Rehabilitation P08-0 Trichotillomanie unter Lisdexamfetamin T. Becher, S. Weise Kinderneurologisches Zentrum, Sana Kliniken Düsseldorf-Gerresheim, Deutschland Hintergrund: Wir berichten über einen 9jährigen Jungen mit Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS), motorischer Tic-Störung und umschriebener Entwicklungsstörung der Grobmotorik, der unter Therapie mit Lisdexamfetamin eine erhebliche und sozial stigmatisiserende Trichotillomanie entwickelte. Nach Absetzen des Lisdexamfetamin verschwand die Symptomatik. Methode: Unter langjähriger Therapie mit Methylphenidat bestand eine ausreichende Wirkung auf Konzentration und Hyperaktivität, aber keine ausreichende Wirkung auf Impulsdurchbrüche, die vor allem am frühen Morgen und am Nachmittag außerhalb des Wirkfensters auftraten. Unter dem Therapieziel einer ganztägigen Wirkung erfolgte die Umstellung auf Lisdexamfetamin mit hervorragender Wirkung in den Zielbereichen Aufmerksamkeit, motorische Ruhe und Impulskontrolle und einer Wirkung über den ganzen Tag. Nach einigen Wochen zeigte der Junge zunehmend intensives Haarereißen beidseits temporal, das ihm selbst sehr unangenehm war und zu sozialen Problemen führte. Ergebnisse: Nach Diskussion anderer möglicher Ursachen und unter Berücksichtigung der Komorbidität einer Ticstörung wurde Lisdexamfetamin abgesetzt. Wenige Tage nach Absetzen trat das Ausreißen der Haare nicht mehr auf. 9 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

55 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Schlussfolgerung: Lisdexamfetamin kann eine Trichotillomanie auslösen. Bisher wurde eine solche Nebenwirkung nicht berichtet. Einschränkend ist das komplexe neuropsychologische Störungsbild mit vorbestehender Tic-Störung zu berücksichtigen. P08-0 Methylphenidat als Therapie bei atypischem Verlauf einer Narkolepsie U. Deutz, M. Aktas-Koptagel, N. Teig, M. Häusler Universitätskinderklinik RWTH Aachen Schlaflabor Universitätskinderklinik Bochum Einleitung: Das Spektrum der Narkolepsie (NL) unterliegt einer stetigen Erweiterung, was sich auch in sich wandelnden Diagnosekriterien widerspiegelt. Unter anderem kann die NL bereits durch die Kombination aus Hypocretinmangel und ausgeprägter Tagesschläfrigkeit diagnostiziert werden. Methodik: Wir berichten über Patienten mit atypischen Krankheitsverläufen, bei denen u.a. aufgrund des Ansprechens auf Methylphenidat eine NL angenommen werden muss. Ergebnisse: Ein Junge zeigte ab dem 6. Lebensmonat rezidivierende Stürze. Bei zunehmend häufigeren Stürzen und frontal betonten Spike-slow-waves im EEG wurde im Alter von Monaten eine Oxcarbazepinbehandlung begonnen. Während die Stürze sistierten traten nun regelmäßig Episoden mit verstärkter Tagesmüdigkeit auf, welche auch nach Reduktion der Oxcarbazepindosis nicht verschwand. Im Alter von 7 Monaten wurde die Medikation aufgrund von Aggressivitätsphasen und zunehmend auftretender Phasen mit unklarer Bewusstseinsstörung auf Valproat umgestellt. Darunter persistierten die Phasen der Bewusstseinsstörung. Im EEG wurden sie Schlaf zugeordnet. Bei unauffälligem HLA-Befund, normalem Liquor-Hypocretinwert und unauffälliger Polysomnographie wurde die Diagnose einer NL zunächst zurückgestellt. Nachdem die EEG Befunde ab dem 0. Lebensmonat durchgehend normal waren, wurde Valproat ausgeschlichen. In der Folge traten keine erneuten Stürze, jedoch mitunter mehrfach täglich Phasen langandauernder Bewusstseinsstörungen auf. Letztlich wurde mit 50 Monaten probatorisch Methylphenidat rezeptiert. Darunter traten in den folgenden 5 Monaten keine Bewusstseinsstörungen mehr auf, das Kind wurde deutlich aufmerksamer und aktiver. Ein zuvor gesundes -jähriges Mädchen entwickelte plötzlich eine Tagesschläfrigkeit mit imperativem Schlafdrang mehrmals wöchentlich in der Schule. Die Schulleistungen sanken, sodass die Versetzung gefährdet war. Trotz unauffälliger HLA-Typisierung und negativem multiplem Schlaflatenztest wurde bei leicht erniedrigtem Hypocretinwert (0 pg/ml, Normwert -65 pg/ml) probatorisch Methylphenidat verabreicht. Darunter verschwand der imperative Schlafdrang, das Mädchen konnte im Rahmen von Nachklausuren die Versetzung sichern. Diskussion: Bei Kindern mit unerklärter Tagesschläfrigkeit sollte stets an eine NL gedacht werden. Auch bei Fehlen typischer diagnostischer Kriterien kann ein Therapieversuch mit Methylphenidat sinnvoll sein. P08-0 Entwicklung und Analyse eines automatisierten Experiments zur Beurteilung von assoziativem visuellem Lernen und Gedächtnis bei Zebrafisch Larven E. Schuler, S. Braun, A. Valente, F. Engert Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neuropdädiatrie und Stoffwechselmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg Fakultät für Physik, Ludwigs-Maximilian-Universität München Department of Molecular and Cellular Biology, Harvard University, Cambridge, Massachusetts 08, USA Das Verständnis von Lernen und Gedächtnis auf molekularer sowie Netzwerkebene wird durch standardisierte Verhaltensbeobachtung mit anschließenden pharmakologischen Tests oder genetischen Untersuchungen ermöglicht. Die vorliegende Arbeit beschreibt Entwurf, Entwicklung und Evaluation einer neuen Methode zur computer-gestützten automatisierten Analyse von assoziativem Lernen und Gedächtnis beim Zebrafisch. Die vorliegende Arbeit ist das erste Beispiel für visuell basiertes assoziatives Lernen bei Zebrafischlarven. Zuvor wurden diese nur mittels nicht-assoziativer Trainingsparadigmen untersucht. Wir zeigen, dass Zebrafische aller Altersgruppen mit dieser Methode lernen können einen visuellen Stimulus mit negativer Verstärkung zu assoziieren und diese Assoziation später abzurufen. Ebenso weisen wir die experimentelle Extinktion des Gelernten nach. Die Kontrollgruppen, die eine ungepaarte Präsentation von Stimulus und Verstärker erfuhren, waren nicht im Stande diese Verbindung herzustellen. Damit eignet sich die von uns entwickelte Methode wahrscheinlich auch als Hoch-Durchsatz-Methode für genetische und pharmakologische Screening Tests. P08-0 Lässt sich mit dem aeeg das neurologische Outcome bei Frühgeborenen voraussagen? N. Bruns, F. Dransfeld, B. Hüning, J. Hobrecht, T. Storbeck, Ch. Weiß, U. Felderhoff-Müser, H. Müller Universitätsklinikum Essen, Kinderheilkunde I (Neonatologie, Neuropädiatrie, pädiatrische Intensivmedizin) Universitätsklinikum Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung Hintergrund: The Frühgeborenen-Mortalität ist in den letzten Jahren gesunken. Die Beobachtung der neurologischen Langzeit-Entwicklung der Frühgeborenen ist essenziell. Wir haben aeeg-klassifikationen hinsichtlich der Vorhersage des neurologischen Outcomes verglichen. Methode: 76 Frühgeborene (Geburtsgewicht: 06 ± 7 g (Mittelwert ± SEM; Bereich: 0 0; Median: 975); Gestationsalter: 7, ± 0, Wochen (Mittelwert ± SEM; Bereich: ; Median: 7) wurden eingeschlossen. Bei allen Kindern wurde ein aeeg innerhalb der ersten 7 Lebensstunden abgeleitet; bei 66 Kindern wurde ein Bayley-Test im korrigierten Alter von Monaten durchgeführt und 0 Kinder verstarben. Die aeegs wurden nach der Klassifikation von Hellström-Westas (HW) und Burdjalov ausgewertet. Für jeden -Stunden- Abschnitt wurde eine statistische Analyse durchgeführt. Ergebnisse: Sehr unreife/schlecht ausgeprägte oder reife/entwickelte aeeg- Aktivität kann das neurologische Outcome bzw. den Tod voraussagen: Am ersten Lebenstag zeigten 88 % der verstorbenen Kinder ein sehr unreifes/schlecht ausgeprägtes Hintergrundmuster bzw. einen sehr unreifen/schlecht ausgeprägten Schlaf-Wach-Rhythmus (HW, p = 0,006; p = 0,06), und 00 % bei Kontinuität und Schlaf-Wach-Rhythmus (Burdjalov, p = 0,08; p = 0,09). Am. Lebenstag war bei 7 % (HW, p = 0,009) und bei 86 % (Burdjalov, p = 0,06) der verstorbenen Kinder kein Schlaf-Wach-Rhythmus zu beobachten. Mit dem Hintergrundmuster am. und. Lebenstag (HW, p = 0,00; p = 0,06) und dem Schlaf-Wach-Rhythmus (Burdjalov, p = 0,06) kann der PDI und mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus (HW) der MDI (p = 0.006) geschätzt werden. Schlussfolgerung: Beide aeeg-klassifikationen, aber insbesondere die nach Hellström-Westas, sind geeignet, das Outcome abzuschätzen. P08-05 Einfluss des maternalen Schulabschlusses auf die neurokognitive Entwicklung sehr kleiner Frühgeborener A. Weitkämper, N. Teig, U. Schauer, T. Lücke Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Josef-Hospital, Ruhr-Universität Bochum Abteilung für Neuropädiatrie Abteilung für Neonatologie Abteilung für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Immunologie Hintergrund: Sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 500g haben ein erhöhtes Risiko für ein schlechtes neurokognitives Outcome. Durch frühe Fördermaßnahmen kann das Ausmaß von Entwicklungsstörungen verringert werden. Um besser entscheiden zu können, bei welchen Kindern frühzeitig Förderung eingeleitet werden sollte, müssen neben dem Geburtsgewicht weitere Risikofaktoren, die die Entwicklung beeinflussen, berücksichtigt werden. Methode: In den Jahren versorgten wir in unserem Perinatalzentrum Level 09 sehr kleine Frühgeborene, davon überlebten 87 Kinder. Mit Hilfe eines von den Eltern nach der Geburt ausgefüllten Anamnesebogens wurde u.a. der maternale Schulabschluss erhoben. Im korrigierten Alter von Monaten wurde den Kindern eine Nachuntersuchung mit den Bayley Scales of Infant Development II angeboten. Die Daten wurden mit Hilfe von Excel erfasst und mit dem Statistikprogramm GraphPad Prism (Version.0) weiterverarbeitet. Ergebnisse: % der Eltern haben keine Angaben über den maternalen Schulabschluss gemacht, 9 % der Mütter hatten keinen Schulabschluss, 6 % einen Hauptschulabschluss, 5 % mittlere Reife, 8 % Fachabitur und % Abitur. 50 (80 %) der überlebenden Kinder haben an der Nachuntersuchung teilgenommen. Sowohl die Teilnahme an der Nachuntersuchung als auch der MDI waren von der maternalen Schulbildung abhängig. Schlussfolgerung: Frühgeborene von Müttern mit niedrigem sozioökonomischem Status nehmen seltener an Nachsorgemaßnahmen teil und haben ein schlechteres neurokognitives Outcome. In unserer Region ist der Anteil an Müttern mit niedriger oder keiner abgeschlossenen Schulbildung höher als in anderen Regionen Deutschlands. Die Erfassung der maternalen Schulbildung ist wichtig, damit besonders diesen Familien die Notwendigkeit von Nachsorgemaßnahmen und die frühe Einleitung von Fördermaßnahmen ausdrücklich empfohlen werden kann. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 95

56 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 P08-06 Very low birth weight Frühgeborene in Deutschland: Wie sieht es mit Frühförderung aus? J. Spiegler, E. Herting, W. Göpel Klinik für Kinder-und Jugendmedizin, Universität zu Lübeck, Deutschland Hintergrund: Im Rahmen von kontrollierten Studien ließ sich ein positiver Einfluss von Frühförderung (FF) auf die kognitive Entwicklung von VLBW Frühgeborenen zeigen, der auch im Vorschulalter noch nachweisbar war. Methode: 8 FF-Stellen wurden zu ihrem Angebot für VLBW Frühgeborene befragt. von 8 Abteilungen, die am German Neonatal Network (GNN) teilnehmen beantworteten Fragen zur FF-Empfehlung im ersten Lebensjahr. Im Rahmen der 5-Jahres Follow-up Untersuchung des GNN wurden Eltern zu erfolgten Therapien befragt. Ergebnisse: Acht Nachsorgeeinrichtungen empfahlen FF generell für alle ehemaligen VLBW Frühgeborenen im. Lebensjahr, Einrichtungen nur bei zusätzlichen Entwicklungsauffälligkeiten, zwei Abteilungen empfahlen nie FF im ersten Lebensjahr. Nur eine einzige FF-Stelle bot ein spezielles Programm für Frühgeborene an, 8 FF-Stellen hielten für ehemalige VLBW-Frühgeborene einzelne spezielle Therapien vor (z. B. Castio morales, MarteMeo ). Die restlichen FF-Stellen hatten kein Angebot speziell für VLBW Frühgeborene. FF im ersten Lebensjahr erhielten überwiegend ehemalige VLBW Frühgeborene mit schlechterem Outcome. Eltern beurteilten FF als hilfreich für die Entwicklung des Kindes im 85 %der Fälle. Schlussfolgerung: Auch wenn die positive Effekte von FF belegt sind, fehlen strukturierte FF-Programme für ehemalige VLBW Frühgeborene in Deutschland. FF wird überwiegend im Sinne einer Sekundärpävention bei VLBW Frühgeborenen mit bereits erkennbaren Entwicklungsauffälligkeiten eingesetzt. Von den Eltern wird FF als hilfreich für die Entwicklung der Kinder beurteilt, unabhängig vom Outcome. Momentan ist die Gruppengröße zu gering um den Einfluss von FF, wie sie aktuell in Deutschland gehandhabt wird, auf das Outcome zu analysieren. P08-08 Ziel- und Ressourcenorientierte Rehabilitation mit Hilfe einer elektronischen Version der ICF-CY C. Reutlinger, J. Isermann, U. Niebuhr HELIOS Klinik Geesthacht, Deutschland Hintergrund: Die neuropädiatrische Rehabilitation sowie die therapeutische Förderung chronisch kranker neuropädiatrischer Patienten orientiert sich am biopsychosozialen Modell der International Classification of Functions (ICF). Hierbei steht nicht die Krankheit, klassifiziert nach der International Classification of Diseases (ICD), sondern die beeinträchtige Körperfunktion im Mittelpunkt. Diese steht in Wechselwirkung mit Aktivitäten des täglichen Lebens, der Teilhabe, personenbezogenen Faktoren sowie Umweltfaktoren. Im Rahmen der ICF sind Kodierungen für die möglichen Einschränkungen in allen genannten Bereichen vorgesehen. Bei der ICF-CY (CY: Childhood and Youth) wurden die Besonderheiten im Kindes- und Jugendalter berücksichtigt. Obwohl alle Rehabilitationseinrichtungen die Inhalte der ICF anwenden, wird die Kodierung nur teilweise verwendet, da sie sehr umfangreich ist. Methode: Ein im Rahmen eines EU-Projektes entwickeltes Computerprogramm zur Anwendung der ICF-CY wurde in das Klinikinformationssystem der HELIOS Klinik Geesthacht integriert. Darüber hinaus wurden Code-Sets für die jeweiligen Therapiebereiche entwickelt, die eine kompaktere Kodierung ermöglichen. Durch graphische Darstellungen werden nicht nur die Einschränkungen, sondern auch die Ressourcen der Kinder aufgezeigt. Ergebnisse und. Schlussfolgerung: Auf Grund der elektronischen Erfassung der ICF-CY, ihrer Integration in das Klinikinformationssystem sowie der Verwendung von klinikspezifischen Code-Sets ist es auch im Klinikalltag möglich, die ICF-CY zu verwenden. Dies ermöglicht eine elektronische Verlaufsdokumentation, die auch graphisch dargestellt werden kann. Auf Grund der Darstellung sowohl von Defiziten als auch Ressourcen, können Therapieziele besser definiert und verfolgt werden. P08-09 Botulinumtoxin in der pädiatrischen Neuro-Rehabilitation J. Michel, Ch. Jansen, M. Wruk, V. Dorsch, M. Hessenauer, T. Nastulla, G. Kluger,5, S. Berweck, Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Dr. von Haunersches Kinderspital, Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München Abteilung Ergotherapie der Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Abteilung Physiotherapie der Klinik für Neuropädiatrie und neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth 5 Paracelsus Medizinische Universität, Salzburg, Österreich Hintergrund: Botulinum-Neurotoxin (BoNT) ist ein, in der Behandlung von Bewegungsstörungen, vor allem der spastischen Zerebralparese und der fokalen Dystonie, sehr häufig eingesetztes Therapeutikum. Während es viele Studien zu der Therapie der Zerebralparese mit BoNT gibt, ist die Evidenz der Wirksamkeit und Effektivität des Therapeutikums bei Kindern in der Rehabilitation, bspw. nach Schädel-Hirn-Traumata oder anderen erworbenen Schädigungen des Gehirns, rar. Einsatzmöglichkeiten für die Verwendung von BoNT sind nichtsdestotrotz die Tonusreduktion, ggf. auch im Rahmen anderer pharmakologischer Interventionen, die Erleichterung der Durchführung von therapeutischen, orthopädietechnischen und pflegerischen Maßnahmen, sowie die Reduktion des Speichelflusses. Methoden: Die Behandlungen mit BoNT im Rahmen der Rehabilitation wurden mit Hilfe von Evaluationsbögen für die obere und untere Extremität bzw. den Kopf-Hals-Bereich bzw. 8 Wochen nach der Behandlung durch interne Physiobzw. Ergotherapeuten bewertet. Insgesamt wurden hierfür 5 Evaluationsbögen von Patienten im Alter von, 8,5 Jahren ausgewertet. Ergebnisse: Die lokale Wirksamkeit von BoNT am einzelnen Muskel wurde in 6,5 % (untere Extremität) bzw. 6,0 % (obere Extremität) der Fälle als gut bewertet. Nebenwirkungen konnten nur in einem Fall beobachtet werden. Erfreulicherweise erleichterte die Therapie mit BoNT in 85,7 % das therapeutische Arbeiten. An der unteren Extremität führte diese positive Tendenz in 8 % der Fälle zu einer erneuten Therapieempfehlung in einer vergleichbaren Situation. Schlussfolgerung: Auch wenn der lokale Effekt am einzelnen Muskel nicht immer im optimalen Bereich zu liegen scheint, erleichtert die Therapie mit BoNT das therapeutische Arbeiten und ist insgesamt ein wichtiger Therapiebaustein in der Rehabilitation. P08- Schwere geburtstraumatische Wirbelsäulenverletzung eine Fallvorstellung mit Video F. Antenbrink, T. Sandrieser, T. Hoppen, M. Lorey, T. Nüßlein Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, GK Mittelrhein, Kemperhof Koblenz, Deutschland Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, GK Mittelrhein, Kemperhof Koblenz, Deutschland Hintergrund: Geburtstraumata mit bleibenden neurologischen Schäden sind durch die Fortschritte in der Geburtshilfe selten geworden und mit Ausnahme der Plexusparese in den Differenzialdiagnose-Tabellen der neueren Fachliteratur kaum noch präsent. Methoden / Ergebnisse: Wir berichten über einen ukrainischen Jungen, der im Heimatland als. Zwilling nach unauffälliger Schwangerschaft bei vorzeitigem Blasensprung in der 6. Schwangerschaftswoche vaginal aus Steißlage manuell entbunden wurde. Er wurde reanimiert, intubiert und einige Tage maschinell beatmet. Initial sei eine Froschhaltung der Beine und eine Innenrotation des paretischen rechten Armes aufgefallen. Die Fingermototrik der rechten Hand sei nicht beeinträchtigt gewesen. Im Kernspintomogramm (MRT) wurde im. Lebensmonat eine cerebrale Leukomalazie diagnostiziert, spinale Veränderungen wurden als Syringomyelie gedeutet. Eine Cerebralparese wurde diskutiert. Die mentale Entwicklung sei auch im Vergleich zur gesunden Zwillingsschwester altersgerecht verlaufen. Nach Übersiedlung der Familie nach Deutschland erfolgte eine stationäre Abklärung in unserer Klinik. Bei anamnestisch partieller Rückbildung der rechtsseitigen Plexusparese zeigte sich aktuell noch eine residuale Symptomatik mit insbesondere Schwäche der Bizepsfunktion und Einschränkung der Armelevation. Bei überwiegend schlaffer Parese der Beine war keinerlei Gewichtsübernahme in den Beinen möglich. Zusätzlich bestanden eine neurogene Blasenfunktionsstörung sowie ein reduzierter Hustenreflex. Im aktuellen spinalen MRT Zeichen eines vernarbten Nervenausrißes in Höhe C5/6, sowie narbige Veränderungen in Höhe Th/5 und Th8/9. Zusammenfassend wurde eine schwere geburtstraumatische spinale Mehretagenverletzung als Ursache der neurologischen Symptomatik diagnostiziert. Schlussfolgerung: Trotz der Seltenheit muss bei schlaffen Lähmungen im Neugeborenenalter insbesondere bei entsprechender Geburtsanamnese die Möglichkeit eines peripartalen spinalen Traumas differenzialdiagnostisch einbezogen werden. P08- Bedürfnisaufschub bei ehemaligen Frühgeborenen <. SSW im genauen Alter von Jahren und der Zusammenhang zum Zeitverständnis B. Hüning, B. Assing, E. Weishaupt, U. Felderhoff-Müser, N. Zmyj 96 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

57 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Universitätsklinikum Essen, Klinik für Kinderheilkunde I, Essen, Germany Technische Universität Dortmund, Institut für Psychologie, Dortmund, Germany Hintergrund: Sehr kleine Frühgeborene (FG) besitzen häufig geringere exekutive Funktionen. Die Fähigkeit auf die Befriedigung eines Bedürfnisses zu warten, gehört zu den grundlegenden Entwicklungsaufgaben im Kindesalter. Dabei spielt die inhibitorische Kontrolle, d.h. einen dominanten Handlungsimpuls zu unterdrücken, eine entscheidende Rolle. In dieser Studie wird die Fähigkeit zum Bedürfnisaufschub (inhibitorische Kontrolle) bei FG im Vergleich zu Reifgeborenen (RG) untersucht. Zusätzlich wurde der Zusammenhang zwischen Zeitverständnis und Bedürfnisaufschub untersucht, um weitere Aufschlüsse über die kognitiven Mechanismen der inhibitorischen Kontrolle zu erhalten. Methode: 8 FG (9 männlich, 9 weiblich; Median Gestationsalter: 8 + SSW, Gewicht: 070 g, korr. Alter: J Tage) und RG ( weiblich, 8 männlich; Median Gestationsalter: 0 + SSW, Gewicht 0 g, Alter: J Tage) wurden untersucht. Die Kinder erhielten zwei Testverfahren: Beim Sanduhrentest (Bischof-Köhler, 000) wurde das Zeitverständnis durch den Vergleich von Sanduhren gemessen (z. B. Welche Sanduhr ist am schnellsten fertig? ). Beim Bedürfnisaufschubtest (Mischel & Ebbesen, 970) wurde gemessen, wie lange Kinder warten und verzichten, eine kleine Menge an Süßigkeit zu essen, um später eine größere Menge Süßigkeiten zu erhalten. Ergebnisse: Es zeigt sich eine mediane Wartezeit FG :58 min vs. RG 9:9 min (z =,8, p=.06, einseitig), Zeitverständnis FG % vs. RG 50 %. Die Wartezeit korrelierte nicht mit Zeitverständnis (r =.60, p =.06, zweiseitig). Schlussfolgerung: FG zeigen eine geringere Fähigkeit zur Impulskontrolle (Bedürfnisaufschub). Erkenntnisse über kognitive Prozesse, die an der Impulskontrolle von Kinder beteiligt sind, eröffnen neue Perspektiven für Interventionsmöglichkeiten. PS-Postersession PS0-0 Rare causes of childhood stroke. A single-center experience. D. Tibussek, S. Harmsen, D. Klee, A. Horn, M. Karenfort, F. Distelmaier, E. Mayatepek Department of General Pediatrics, Neonatology and Pediatric Cardiology, Heinrich-Heine University, Duesseldorf, Germany Department of Diagnostic and Interventional Radiology, Faculty of Medicine, University Dusseldorf, Heinrich-Heine University, Germany Hintergrund: Große Unterschiede bestehen zwischen kindlichem und adultem Schlaganfall. Dies gilt vor allem für das breitere Spektrum an Ätiologien. Wir berichten über eine Fallserie von Kindern mit Schlaganfall als Folge seltener Krankheiten oder ungewöhnlichen Risikofaktoren. Das ätiologische Spektrum sowie diagnostische Herausforderungen sollen illustriert werden. Methode: Retrospektive Studie von Kindern ( Monat bis 8 Jahre), die zwischen mit klinischer und/oder radiologischer Diagnose in unserer Klinik aufgenommen wurden. Ergebnisse der Bildgebung, demographische Daten, klinische Präsentation und Risikofaktoren wurden analysiert. Ergebnisse: Unter insgesamt 55 Kinderschlaganfällen wurden identifiziert, die eine seltene Grunderkrankung oder ungewöhnliche Risikofaktoren hatten. Identifiziert wurden: Moyamoya disease, Moyamoya Syndrom bei osteodysplastic primordial dwarfism, Parry-Romberg-like Erkrankung, Post-Radiatio Vaskulopathie, Fibromuscular dysplasia, Arginin-Bernstein Krankheit, Pyrovatdegydrogenase-Mangel, Pelizaeus-Merzbacher like Erkrankung, Anabolika Abusus, Borreliose, Trichothiodystrophie, PHACES, B-Streptokokken-Meningitis, Molybdän-Cofaktor-Mangel. Bei 7 von Fällen wurde die Diagnose im Rahmen der Stroke-Abklärung gefunden. Diagnostische und therapeutische Herausforderungen werden diskutiert. Schlussfolgerung: Der Kinderschlaganfall ist eine seltene Erkrankung, die als Ursache seltener Grunderkrankungen auftritt. Bei metabolischen Erkrankungen fiel auf, dass die Grundkrankheit bekannt war, aber das Stroke-Risiko nicht bekannt war und differentialdiagnostisch nicht berücksichtigt wurde. Unsere Kohorte illustriert das extrem breite Spektrum von zugrundeliegenden Krankheiten und potentiellen Risikofaktoren des Kinderschlaganfalls. PS0-0 Chronische Hämolyse, steroidabhängige CIDP und progressives Moya-Moya Syndrom im Rahmen einer hereditären Immundysregulation R. Korinthenberg, C. Klemann, E. Sacco, J. Kirschner Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen Zentrum für Chronische Immundefizienz Abteilung Neuroradiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland Fallbericht: Der erste Sohn gesunder konsanguiner türkisch-stämmiger Eltern erkrankte im Alter von Monaten im Anschluss an einen unspezifischen Infekt mit hämolytischer Anämie und einem schweren Guillain-Barré Syndrom. Wiederholte Rezidive führten im Alter von 7 Monaten zur Diagnose einer CIDP, die im weiteren Verlauf stets gut auf Kortikosteroide, aber unzureichend auf Immunglobuline und verschiedene Immunsuppressiva ansprach. Erstmals im Alter von 6 Jahren kam es zusätzlich zu rezidivierenden cerebral-ischämischen Attacken, als deren Ursache sich multiple vaskulitische Stenosierungen großer Hirnarterien fanden. Diese verliefen trotz aggressiver Therapie progredient und führten nach Jahren zur Ausbildung eines sekundären Moya-Moya Syndroms. Systemische Immunerkrankungen und Immundefekte wurden wiederholt ausgeschlossen. Der Patient verstarb schließlich im Alter von 8 Jahren an rezidivierenden schweren Hirninfarkten. Jahre nach seinem Tod konnten wir nach entsprechenden Literaturhinweisen eine homozygote Mutation im CD59 Gen als Ursache nachweisen. CD59 hemmt den Membran-Attacke Komplex als Endstufe des Komplement Systems. Die erworbene CD59 Defizienz ist seit langem als Ursache der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie bekannt, angeborene Defekte mit der gleichen Symptomatik wie bei unserem Patienten wurden erstmals 0 bei Familien aus dem Mittelmeerraum beschrieben. Eine Behandlung mit Eculizumab hat sich als wirksam erwiesen Schlussfolgerung: Bei Kindern mit der geschilderten ungewöhnlichen Befundkonstellation sollte frühzeitig an diese Ursache gedacht werden. Die Konsequenz könnte eine effektive Behandlung mit Eculizumab sein. PS0-0 Achtung nach Thrombektomie bei kindlichem Schlaganfall: Progrediente stenosierende cerebrale Vaskulopathie nicht verpassen R. Sträter, J. Althaus, B. Fiedler,A. Groll, W. Schwindt, H. Omran, C. Rössig Universitätsklinikum Münster, Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie Universitätsklinikum Münster, Institut für Klinische Radiologie Hintergrund: Bei kindlichen ischämischen Schlaganfällen ist der Stellenwert von rekanalisierenden Verfahren wie einer Thrombektomie unklar, zumal das Ursachenspektrum sich von dem der Erwachsenen deutlich unterscheidet, u. a. intracerebrale stenosierende Vaskulitiden beobachtet werden. Fallberichte: Im Jahr 05 wurden Kinder mit einem ischämischen Infarktereignis in der Universitäts-Kinderklinik in Münster (mit-)behandelt, bei denen initial ein thromboembolisches Ereignis vermutet wurde und eine Thrombektomie erfolgte: Beim dem ersten Patienten, einem -jährigen Jungen mit ALL, ereignete sich ein Media-Infarkt im Protokoll I, einer Risikophase in der ALL-Therapie für thromboembolische Ereignisse. Nach komplikationsfreier Thrombektomie entwickelte sich in den folgenden Tagen und Wochen eine progrediente Stenosierung der Media, aber auch anderer intracerebraler Arterien mit vollständiger Infarzierung der linken Hemisphäre. Unter der Verdachtsdiagnose einer cerebralen Vaskulitis konnte mittels einer immunsuppressiven Therapie eine Verbesserung der intracerebralen Gefäßsituation erreicht werden. Die zweite, 6-jährige Patientin erlitt einen kompletten Media-Verschluss, der noch im Zeitfenster von 6 Stunden erfolgreich thrombektomiert wurde. Tage später konnte dopplersonographisch eine progrediente Stenosierung der Media, aber auch des Carotis-Ts und der Anterior aufgedeckt werden, sodass auch bei dieser Patientin eine progrediente cerebrale Vaskulitis diagnostiziert und eine immunsuppressive Therapie eingeleitet wurde, die zur Stabilisierung der intracerebralen Gefäßsituation führte. Schlussfolgerungen: In ausgewählten Einzelfällen mag eine Thrombektomie bei ischämischen Infarkten im Kindesalter sinnvoll sein. Aber ein vermeintlich thromboembolischer Infarkt schließt eine progrediente stenosierende Vaskulopathie nicht aus. So muss der individuelle weitere Verlauf gerade im Hinblick auf die intracerebrale Gefäßsituation nach erfolgreicher Rekanalisation engmaschig kontrolliert werden, um progrediente Gefäßerkrankungen wie eine cerebrale Vaskulitis frühzeitig aufzudecken und ggfls. eine adäquate Therapie einzuleiten. PS0-05 Langzeitverlauf bei Patienten mit kongenitalen myasthenen Syndromen- Was lernen wir daraus? E. Wibbeler, A. Della Marina, A. Abicht,, H. Lochmüller, U. Schara Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland Medizinisch Genetisches Zentrum München, Deutschland Friedrich-Baur Institut, Ludwig Maximilian Universität, München, Deutschland Institut für genetische Medizin, Universität Newcastle, Newcastle upon Tyne, Vereinigtes Königreich Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 97

58 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Einleitung: Kongenitale myasthene Syndrome (CMS) bilden eine heterogene Gruppe von Erkrankungen, die auf Defekten der neuromuskulären Übertragung beruhen. Das klinische Bild zeigt sich sehr variabel, von milden bis hin zu lebenslimitierenden Formen. Bislang sind Daten zu klinischen Langzeitverläufen rar. Patienten und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse von Patienten mit verschiedenen Gendefekten der CMS. Zusätzlich untersuchten wir Patienten mithilfe eines standardisierten, bisher nicht validiertem Testverfahren. Ergebnisse: Die Patienten weisen 9 verschiedene CMS-Gendefekte auf. Die Patienten konnten anhand phänotypischer Merkmale in verschiedene Gruppen eingeteilt werden: 8/ Patienten zeigten Augenmotilitätsstörungen, / Patienten Schluck-/ und Saugschwierigkeiten zu Beginn ihrer Erkrankung. Bei 9/ Patienten stellten sich anfangs respiratorische Probleme dar, 6 weisen persistierende respiratorische Probleme auf. 8/ Patienten zeigen erste Symptome in der Neonatalzeit (CHRNE- (/7), RAPSN- (7/8), CHAT- (/5), COLQ- (/), CHRND- (/), CHRNB- (/) Mutationen und Fast-Channel -Syndrom (/), /8 Patienten später (zwischen Monaten bis 6 Jahren). Trotz früher und adäquater Therapie konnten folgende Langzeitprobleme herausgestellt werden: /8 Patienten zeigen eine beeinträchtigte Nahrungsaufnahme, / Patienten sind Rollstuhlabhängig, bei 9/ Patienten entwickelte sich eine Skoliose und 5/ Patienten sind Beatmungspflichtig. Fazit: Bei den CMS-Patienten zeigt sich keine direkte Genotyp-Phänotyp- Korrelation. Dennoch konnten in unserer Kohorte bestimmte Gruppen anhand phänotypischer Merkmale herausgestellt werden. Nicht alle Patienten profitieren in gleicher Weise von der Therapie - einige entwickeln unabhängig vom Gendefekt trotz adäquater und frühzeitig begonnener Therapie Langzeitprobleme. Im Rahmen des durchgeführten Testverfahrens konnten die Symptome der okulären, bulbären, zervikalen und Extremitätenmuskulatur im Vergleich zur neurologischen Untersuchung zusätzlich hervorgehoben werden. PS0-06 Frühe und letale Neurodegeneration mit myasthenen und myopathischen Merkmalen ein neues genetisches Syndrom durch bisher nicht beschriebene Mutationen in ALG D. Schorling, S. Rost, R. Korinthenberg, M. Krüger, M. Beytia,, C. R. Müller, C. Bönnemann 5, J. Kirschner Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland Institut für Humangenetik, Biozentrum, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmeizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland Abteilung für Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland 5 National Institute of Neurological Diseases and Stroke, NIH, Bethesda, Maryland, USA Hintergrund: Zwei Schwestern, die als zweites und drittes Kind gesunder Eltern ohne bekannte Konsanguinität geboren wurden, zeigten eine schwere postnatale muskuläre Hypotonie mit ausgeprägten Kontrakturen. Die CK im Serum war normwertig. In der Muskelbiopsie ergab sich ein unspezifisches myopathisches Bild. Elektromyografisch fiel ein pathologisches Dekrement auf, ein Therapieversuch mit Pyridostigmin brachte nur vorrübergehende Besserung. Beide Schwestern entwickelten im Verlauf therapierefraktäre cerebrale Anfälle mit Hypsarrhythmie im EEG sowie eine schwere cerebrale Atrophie. Die erste Schwester verstarb an respiratorischer Insuffizienz im Alter von 6,5 Monaten, die zweite Schwester an plötzlicher Bradykardie mit Monaten. Methode: Beim ersten Kind wurden genetische Analysen von SMN, ACTA, RAPSN, CHRND, CHRNA, CHRNB und DOK7 via Sanger-Sequencing durchgeführt. Whole-Exome-Sequencing (WES) wurde bei beiden Schwestern durch Hybridisierungs-basiertem Ansatz mit einem Illumina HiSeq000 durchgeführt. Die Exone und von ALG wurden bei allen Familienangehörigen direkt nach Sanger sequenziert um die WES-Ergebnisse zu bestätigen. Ergebnisse: Bei beiden betroffenen Schwestern wurden Compound heterozygote Missense-Mutationen in Exon und Exon von ALG gefunden (Exon : c.0.g>a p.asp7asn; Exon : c.t>g p.valgly). Beide Eltern waren heterozygot für jeweils eine dieser Varianten. Keine der Mutationen konnte bei der gesunden Schwester gefunden werden. Keine der identifizierten Varianten ist vorbeschrieben. Schlussfolgerung: Wir berichten den Fall zweier Schwestern mit der gleichen Symptomatik von früh-progressiver peripher- und zentral-neurodegenerativer Erkrankung mit schwerer Myasthenie, therapierefraktärer Epilepsie und cerebraler Atrophie. Wir denken, dass dieser Phänotyp auf die Veränderungen in ALG zurückzuführen ist, da erst kürzlich andere Mutationen in diesem Gen als ursächlich für andere kongenitale myasthene Syndrome beschrieben wurden. PS0-07 α-fucosidasedefizienz: eine seltene Differentialdiagnose des eye-of-the-tiger-phänomens und extrapyramidalmotorischen Bewegungsstörungen B. Methling, Ch. Thiels, C. Heyer, E. Mengel, T. Lücke Centrum für seltene Erkankungen (CeSER), Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ruhr-Universität Bochum Institut für Kinderradiologie St.-Josef-Hospital Bochum Villa Metabolica, Universitätsmedizin Mainz Hintergrund: Das eye-of-the-tiger-phänomen im craniellen MRT ist ein Hinweis auf ein Syndrom einer Neurodegeneration mit zerebraler Eisenablagerung (NBIA, neurodegeneration with brain iron accumulation). Veränderungen der weißen Substanz sind untypisch für NBIA-Erkankungen. Wir berichten von einem 6-Jahre alten Patienten konsanguiner Eltern aus Tadschikistan, der, nach unauffälliger Entwicklung bis zum 0. Lebensmonat, eine Entwicklungsregression, epileptische Anfälle, extrapyramidal-motorische Bewegungsstörungen sowie Vergröberung der Gesichtszüge entwickelt hat und im cmrt ein Tigeraugenphänomen und Veränderungen der weißen Substanz zeigt. Methoden: cranielles MRT NBIA-Panel-Diagnostik Eisenspeichererkrankungen Ausschluss Mangan- und Kupferstoffwechselerkrankungen Enzymatische Analyse α-fucosidase-aktivität Ergebnisse: cmrt: Flächenhafte Signalsteigerung des periventrikulären Marklagers, nach lateral und kranial in die U-Fasern ausstrahlend, in den T-gewichteten Sequenzen. Signalreduktion in den T-gewichteten Sequenzen im Globus pallidus, weniger in der Substantiv nigra, noch weniger im Nucleus ruber bei geringgradiger T Hyperintensität im Globus pallidus. Geringes eye-of-the-tiger-phämomen. Stoffwechseldiagnostik: Peak bei Oligosacchariden im Urin. Enzymatische Analyse: Reduktion der Aktivität der α-fucosidase auf,6 % Bei eye-of-the-tiger-phänomen im cmrt äußerten wir den Verdacht auf eine NBIA, die sich im genetischen Panel nicht bestätigte. Auch Mangan- und Kupferspeichererkankungen wurden ausgeschlossen. Bei extremitätenbetonten Angiokeratomen veranlassten wir eine Untersuchung der Oligosaccharide im Urin, die einen auffälligen Peak zeigt, sowie Enzymdiagnostik zum Ausschluss eines α-fucosidase-mangels. Durch die enzymatische Analyse wurde eine Fucosidose bestätigt. Schlussfolgerung: Bei eye-of-the-tiger-phänomen und Veränderung der weißen Substanz, extrapyramidalen Bewegungsstörungen und Angiokeratomen der Haut muss eine Fucosidose gedacht werden. PS0-08 Schwere Intelligenzminderung mit Sprachentwicklungsstörung, Ungeschicklichkeit und gut behandelbare Epilepsie bei einem Jungen mit GAMT-Defekt A. Hackenberg, P. Joset, B. Schmitt, B. Plecko Abteilung für Neuropädiatrie, Universitäts-Kinderspital Zürich, Zürich, Schweiz Institut für Medizinische Genetik, Universität Zürich, Zürich, Schweiz Hintergrund: Der Guanidinoacetat Methyltransferase (GAMT)-Defekt ist einer von drei metabolischen Defekten, die eine zerebrale Kreatin Defizienz verursachen. Das klinische Spektrum beinhaltet leichte bis schwere Intelligenzminderungen, schwere Sprachentwicklungsstörungen, Autismus, Epilepsien und extrapyramidale Bewegungsstörungen. Guanidinoacetat (GAA) und die GAA/Kreatin Ratio sind spezifische Biomarker. Therapeutische Ziele sind eine Steigerung des zerebralen Kreatins sowie eine Reduktion des neurotoxischen GAAs. Methode: Ein aktuell Jahre alter Jugendlicher zeigte eine primäre Entwicklungsverzögerung, Laufen im Alter von Jahren, Sprechen erster Worte im Alter von 5 Jahren. Im Alter von 9 Jahren entwickelte er generalisierte Anfälle und wurde unter Valproat anfallsfrei. Das MRI war normal. Bei der ersten Vorstellung in unserem Spital im Alter von Jahren erschien er ungeschickt, hatte einen Wortschatz von 5 Wörtern und konnte einfache Aufforderungen befolgen. Das Absetzen des Valproates führte zu einem Anfallsrezidiv. Nach Wiederaufnahme der Therapie kam es zu einem elektroklinischen Absencen-Status und einer hyperammonämischen Enzephalopathie. Unter einer Ethosuximid Monotherapie wurde er anfallsfrei. Ergebnisse: Bei der metabolischen Abklärung fand sich ein erhöhtes GAA in Plasma und Urin, in der MRI-Spektroskopie ein erniedrigtes Kreatin in Basalganglien und weisser Substanz. Die molekulargenetische Untersuchung bestätigte eine bekannte homozygote trunkierende Mutation des GAMT Gens (c.6dupg/6dupg). Schlussfolgerung: Die klinische Präsentation unseres Patienten war unspezifisch mit schwerem Entwicklungsrückstand insbesondere der Sprache und einer 98 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

59 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 spät beginnenden Epilepsie mit gutem Ansprechen auf die Therapie. Trotz der Seltenheit der GAMT-Defizienz sollte GAA bei jedem Kind mit einer unklaren Entwicklungsverzögerung gemessen werden, da die spezifische Therapie mit Kreatin, Ornitihin und einer Proteinrestriktion das Outcome klar verbessern kann. PS0-09 GNAO De Novo Mutationen Varianten und Phänotyp Beschreibung von Fällen in Bezug zur Literatur T. Dietel, T. B. Haack,, C. Evers, N. Holert 5, F. v. Deimling 6, T. Bast Epilepsiezentrum Kork Institut für Humangenetik, Technische Universität München Institut für Humangenetik. Helmholtz Zentrum München Institut für Humangenetik Genetische Poliklinik Universitätsklinikum Heidelberg 5 Sächsisches Epilepsiezentrum Radeberg 6 Sozialpädiatrisches Zentrum Coburg Exom- sowie gezielte Mutationsanalysen identifizierten de novo Mutationen in GNAO, welches die Gα-Untereinheit des G-Proteins kodiert. Gα kommt ubiquitär im Gehirn vor. G-Proteine dienen der Signalübertragung durch membrangebundene Rezeptoren. Diese werden durch Neurotransmitter aktiviert und führen zur Inhibition spannungsabhängiger Kalziumkanäle und Aktivierung von Kaliumkanälen. Klinisch resultiert daraus unter anderem das Bild einer epileptischen Enzephalopathie. Bislang wurden bei weiblichen Patienten klinisch relevante Varianten im GNOA-Gen beschrieben. Die Symptome wie Anfallsaktivität motorische Beeinträchtigung variierten. Kognition und des Verhalten waren in allen Fällen deutlich beeinträchtigt. Wir berichten über die Krankheitsverläufe zweier nicht verwandter und 5 Jahre alter Mädchen mit der bereits in Fällen beschriebenen de novo Missense- Variante c.[607g>a], p.[gly0 Arg] im GNOA Der klinische Verlauf war trotz identischer Gen-Variante verschieden. Das Spektrum reichte von einer frühinfantilen epileptischen Enzephalopathie mit lebensbedrohlichen Anfällen auf der einen Seite bis zu BNS-Anfällen beginnend im 9. Lebensmonat, die unter einer Therapie mit Sultiam respektive Levetiracetam für ca. ein Jahr sistierten auf der anderen Seite. Die in der Literatur beschrieben Bewegungsstörungen waren durch Chorea und Athetose geprägt. Im Gegensatz dazu dominierten bei unseren Kindern dystone und spastische Bewegungsmuster, die besonders das Schlucken und die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Behandlungsversuche mit Baclofen und L- Dopa waren nur teilweise erfolgreich. Eine Neumutation im GNAO-Gen führt über eine Schlüsselfunktion in der neurotransmitterabhängigen Signaltransduktion neben eindeutig epileptischen Anfällen zu beeinträchtigenden, nicht-epileptischen Störungen der Willkürmotorik, die schwierig zu beeinflussen sind. PS0-0 Paroxysmale Dyskinesie bei ECHS-Defekt mit Globus pallidus-läsion G. Ch. Korenke, J.-M. Nuoffer, B. Alhaddad, H. Mayr, H. Prokisch,5, T. B. Haack,5 Klinik für Neuropädiatrie und angeborene Stoffwechselerkrankungen, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Klinikum Oldenburg, Deutschland Interdiziplinäres Stoffwechselteam, Universitätskinderklinik und Universitätsinstitut für Klinische Chemie, Inselspital Bern, Schweiz Institut für Humangenetik, Technische Universität München, Deutschland Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Landeskrankenhaus, Österreich 5 Institut für Humangenetik, Helmholtz Zentrum München, Deutschland Hintergrund: Paroxysmale Dyskinesien umfassen eine heterogene Gruppe seltener episodischer Bewegungsstörungen, mit im Intervall normalen neurologischen Befunden. Wir berichten über zwei Patientinnen mit ECHS-Defekt als bisher nicht beschriebene Ursache einer paroxysmalen Dyskinesie. Methode: Bei zwei nicht verwandten, unauffällig entwickelten Patientinnen manifestierte sich im Kleinkindesalter eine paroxysmale Dyskinesie. Bei Patientin trat mit ½ Jahren eine episodische dystone Bewegungsstörung mit Opisthotonus auf: 0 bis 50 Minuten andauernd, regelhaft am späten Nachmittag aus der Ruhe heraus, an Tagen mit vielen Reizen, mehrfach pro Woche. Patientin erkrankte mit 0 Monaten akut mit Erbrechen, Vigilanzminderung und Exsikkose und erholte sich innerhalb weniger Tage. Mit / Jahren entwickelte sie eine episodische kinesiogene Hemidystonie: eine bis mehrere Stunden Dauer, immer am späten Nachmittag, stets unmittelbar nach verstärkter körperliche Belastung, mehrfach pro Woche. Unter ketogener Diät kam es bei Patientin zum Sistieren der Dykinesien, während Patientin nicht profitierte, so dass eine eiweißarme Diät eingeleitet wurde. Ergebnisse: Im cmrt zeigen beide Patientinnen bilaterale Globus pallidus- Läsionen. Die ausführliche Labordiagnostik (Stoffwechsel, Endokrinologie, Liquor) war unauffällig. Pyruvatoxidation, PDHC- und Atmungsketten-Komplexen-Aktivitäten in Fibroblasten zeigten Normalbefunde. Mittels Exom-Sequenzierung konnten jeweils im ECHS-Gen compound heterozygot die Missense-Varianten c.9c>t (p.alathr) und c.58c>t (p.ala7val) nachgewiesen werden. ECHS-Aktivität und -Proteinexpression in Fibroblasten waren vermindert. Schlussfolgerung: ECHS kodiert die mitochondriale kurzkettige Enoyl-CoA Hydratase, die am Valin-Abbau und möglicherweise auch an der Fettsäurebetaoxidation beteiligt ist. Nachdem ECHS-Defekte zunächst bei neurologisch schwer betroffenen Patienten mit Leigh-Syndrom beschrieben wurden, ist hieran auch bei im Intervall neurologisch unauffälligen Patienten mit paroxysmaler Dyskinesie zu denken. PS0- Mosaik-Status einer Sequenzvariante im SCNA-Gen mit infantiler epileptischer Enzephalopathie: Klinik, Diagnostik und Verlauf Ch. Thiels,, S. Hoffjan,, C. Köhler,, M. Wolff, T. Lücke, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum Institut für Humangenetik der Ruhr-Universität Bochum CeSER: Centrum für seltene Erkrankungen Ruhr, Ruhr-Universität Bochum Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,Tübingen Hintergrund: Mit der Möglichkeit der Paneldiagnostik bei epileptischen Enzephalopathien wächst der Nachweis von Sequenzvariationen, deren Interpretation erst im Verlauf des klinischen Kontextes besser gedeutet werden kann. Wir beschreiben einen weiblichen Säugling mit einer Sequenzvariante im SCNA-Gen im Mosaik-Status mit Ansprechen auf Phenytoin. Kasuistik: Einziges Kind nicht-konsanguiner Eltern. Schwangerschaft unauffällig, Spontanpartus termingerecht. Auswärtige Klinik:. LT Beginn mit Myoklonien. Cranielle MRT und Stoffwechseldiagnostik: unauffällig. EEG: burstsuppression-muster. Unauffällige Stoffwechseldiagnostik. Krampfanfälle mit seitenbetonten Myoklonien und tonisch-klonischen Anfällen trotz verschiedener AED (Phenobarbital, Vitamin B 6, Pyridoxal-Phosphat, Folinat und Levetirazetam). Eine Panel-Diagnostik bzgl. epileptischer Enzephalopathien (CeGaT) wurde eingeleitet. Aufnahme in unserer Klinik (5.LW): hypotoner Sgl., kein selbständiges Trinken, Anfälle 0x/Stunde vorherrschend fokale tonisch-klonische Anfälle, zusätzlich Myoklonien. Keine Bindung der Anfälle an ein spezifisches EEG-Muster. EEG: multifokale ETP, keine Schlafarchitektur, im Schlaf Phasen von Suppression- abortive burst. Vor Erhalt der Genetik (s.u.) weitere AED: ohne Erfolg Dexamethason, Zonisamid und Vigabatrin. Einsatz von Lacosamid bei klinisch vorherrschend fokalen Anfällen mit therapeutischem Teilerfolg: selbständiges Trinken und Anfallsreduktion >50 %. Therapie: Zonisamid und Lacosamid. SCNA-Gen: Mosaik-Status der Sequenzvariante: c.6g>a; p.gly88arg (Blut), Bestätigung in der Mundschleimhaut. Keine Sequenzvariante bei den Eltern. Mutationen im SCNA-Gen mit Beginn der Epilepsie neonatal korreliert der Phänotyp wahrscheinlich mit dem Gain-of-function-Muster. Natrium-Blocker, z. B. Phenytoin zeigen eine Wirksamkeit. Unsere Patientin zeigte unter intravenös Phenytoin ein rasches Sistieren der klinisch sichtbaren Anfälle. Schlussfolgerung:. Mosaik-Status einer Sequenzvariante in einer hochkonservierten Aminosäureposition im SCNA-Gen kann zu einem phänotypisch klassisch neonatalen Verlaufstyp führen.. Die Kenntnis der Genetik ermöglichte das gezielte Einsetzen der AED und hierdurch ein klinisch verbessertes Outcome. PS0- Eine neue mitochondriale trna(met) Genmutation bei einem -jährigen Jungen mit MELAS: klinische Präsentation und Effekte einer Arginin-Behandlung E. Wilichowski, B. Erdlenbruch, A. Ohlenbusch, J. Gärtner Abteilung Neuropädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Göttingen Klinik für Kinderheilkunde, Mühlenkreiskliniken, Johannes Wesling Klinikum Minden Das MELAS-Syndrom ist eine mitochondriale (mt) DNA-Erkrankung, deren Leitsymptome eine Mitochondriale Enzephalomyopathie, Laktatazidose und Schlaganfalls-ähnliche Episoden umfassen. Bislang konnten verschiedene Punktmutationen in 6 verschiedenen mitochondrialen trna-genen nachgewiesen werden. Der klinische Verlauf ist progredient und führt zu fortschreitendem kognitiven Abbau und neurologischen Ausfällen. Wir berichten über den erstmaligen Nachweis einer heteroplasmatischen Punktmutation im mitochondrialen trna-gen für Methionin (mt trna(met)). Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 99

60 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Nach unauffälligem Verlauf fiel bei dem jetzt -jährigen Jungen im Alter von 9 Jahren eine beidseitige Innenohrschwerhörigkeit auf. Im 0. Lebensjahr entwickelten sich vier tonisch-klonische Anfälle, die unter Levetiracetam sistierten. Im Alter von ½ Jahren traten plötzlich Kopfschmerzen und Flimmersehen auf. Das kraniale MRT zeigte ischämische Veränderungen im Stromgebiet der Aa. cerebri posterior und media rechts, die sich im Verlauf vollständig zurückbildeten. Die weitere Diagnostik ergab erhöhte Werte für das Laktat im Liquor (normal im Blut) und für den Fibroblast Growth Factor (FGF). In der Muskelbiopsie konnten Ragged Red Fibers und Cytochrom c-oxidase negative Fasern im Mosaik nachgewiesen werden. Die Sequenzierung aller trna-gene der mtdna führte zum Nachweis einer bislang nicht beschriebenen, heteroplasmatisch vorliegenden Punktmutation im trna(met)-gen: TC. Der weitere Verlauf war durch wiederholte Episoden mit Krampfanfällen, Kopfschmerzen und Flimmersehen gekennzeichnet, die sich unter Arginin-Infusionen rasch zurück bildeten und ohne MR-tomografisches Korrelat blieben. Die hier beschriebene mtdna-mutation ist die erste, die im Zusammenhang mit MELAS im trna-gene für Methionin identifiziert wurde. Aufgrund der Bedeutung dieses Gens für die Initiation und Elongation bei der Translation führt diese Mutation zu einer gestörten Biosynthese aller mitochondrial kodierten Untereinheiten der Atmungskette. PS0- Cockayne-Syndrom: Geschwister mit neurodegenerativer Erkrankung und infektassoziierten Zustandsverschlechterungen M. Fischer, M. Steinert, C. Köhler, Ch. Thiels, T. Lücke Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, Deutschland Sozialpädiatrisches Zentrum der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Dortmund Hintergrund: Das Cockayne-Syndrom ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die mit progredienten neurologischen Ausfällen einhergeht. Die ursächliche Mutation findet sich in den Genen ERCC6/CSB (0q) und ERCC8/CSA (5q.), welche zu einem Defekt in der transkriptions-gekoppelten DNA-Reparatur führt. Methoden / Ergebnisse: Wir berichten über zwei Geschwisterkinder konsanguiner gesunder türkischer Eltern, die sich nach zunächst unauffälliger Entwicklung in den ersten Lebensmonaten mit zunehmender motorischer Entwicklungsstörung vorstellten. Es imponierte insbesondere eine muskuläre Hypotonie, eine proximal betonte Kraftminderung sowie eine ausgeprägte Ataxie mit Intentionstremor und Blickrichtungsnystagmus. Im Rahmen von Infekten wurden im Verlauf Zustandsverschlechterungen mit Vigilanzminderung und dem Verlust erworbener Fähigkeiten beobachtet. Die weitere Diagnostik ergab neben einer Myelinisierungsstörung und im Verlauf Volumenminderung der Hirnsubstanz im cmrt eine erniedrigte Aktivität des Komplexes I der Atmungskette in der Muskelbiopsie. Es stellte sich daher, bei anderweitig weitestgehend unauffälliger Stoffwechseldiagnostik, der Verdacht auf eine Mitochondriopathie. Eine Therapie mit Riboflavin als Stabilisator des Komplex I der Atmungskette wurde eingeleitet. Durch die genetische Panel-Diagnostik für Ataxie konnte eine homozygote Stopp-Mutation im ERCC6-Gen als höchstwahrscheinlich krankheitsverursachend nachgewiesen und die Diagnose des Cockayne-Syndroms gestellt werden. Schlussfolgerung: In der Literatur ist erst kürzlich eine mitochondriale Dysfunktion als Ausprägung des Cockayne-Syndroms vorgeschlagen worden. Die von uns präsentierten Patienten zeigen sowohl bzgl. des klinischen Verlaufs als auch unter Berücksichtigung der Muskelbiopsie Aspekte, die eine mitochondriale Beteiligung nahe legen. Wie genau der genetische Defekt mit einer Dysfunktion der Mitochondrien in Zusammenhang steht und ob hier möglicherweise therapeutische Interventionsmöglichkeiten bestehen ist aktuell noch weitestgehend unklar. PS0- Orofaziale Veränderungen bei seltenen neuropädiatrischen Krankheitsbildern J. Jackowski,, T. Lücke,, K. Benz, J. Kleinheinz, M. Hanisch Abteilung für Zahnärztliche Chirurgie und Poliklinische Ambulanz Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke Klinik für Kinder. und Jugendmedizin, St. Josef-Hospital, Ruhr-Universität Bochum Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Münster CESER - Das Centrum für Seltene Erkrankungen Ruhr, Kompetenzzentrum der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Witten/Herdecke Hintergrund: Von den weltweit bekannten Seltenen Erkrankungen können ca. 5 % orofaziale Beteiligungen aufzeigen [John Hopkins University, 0]. Diese können neben Anomalien der Zahnhartsubstanz und der oralen Weichgewebe auch kraniofaziale Fehlbildungen wie die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sowie Dysgnathien beinhalten [Jackowski u.hanisch, 0]. Seltene Erkrankungen wie das Kohlschütter-Tönz-Syndrom, das Krankheitsbild der Ataxie, verzögerten Dentition und Hypomyelinisierung oder die Leukodystrophie weisen orofaziale Anomalien auf. Ziel dieses Projektes ist der Aufbau eines webbasierten Register zur Erfassung orofazialer Manifestationen bei Seltenen Erkrankungen (ROMSE), in dem auch die orofazialen Veränderungen bei seltenen neuropädiatrischen Erkrankungen aufgeführt sind. Methode: Seit 0 werden systematisch Datenbanken (Orphanet, e-medicine, Gene-Clinics, EMA, OMIM), die Medline, medizinische Lehrbücher und graue Literatur unter dem Aspekt Seltene Erkrankungen gesichtet und im Hinblick auf deren Manifestationen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich ausgewertet. Diejenigen identifizierten Erkrankungen, die mit orofazialen Veränderungen assoziiert sind, werden in dem ROMSE-Register, das unter abrufbar ist, hinterlegt. Auf der Grundlage eines Literaturreviews zu jeder einzelnen seltenen Entität wird zudem sukzessive die fachgebietsbezogene Literatur in das Register eingearbeitet. Ergebnisse: Das Angelman-Syndrom, das Krankheitsbild der Ataxie, verzögerten Dentition und Hypomyelinisierung, das Kohlschütter-Tönz-Syndrom, die okulodentodigitale Dysplasie und die Leukodystrophien sind seltene Erkrankungen, die mit charakteristischen Zahnanomalien (kleine Zähne ohne Approximalkontakte, atypische Reihenfolge des Zahndurchbruches, Schmelzanomalien, Verfärbungen) einhergehen. Jede dieser registrierten Erkrankungen wird mit einer Krankheitsbeschreibung, einer Auflistung der orofazialen Manifestation(en) und dazugehörigen fachgebietsbezogenen Publikationen dargestellt. Eine Zuordnung in Kategorien ermöglicht zudem eine Suche im Register allein anhand der klinischen Symptomatik. Schlussfolgerung: Orofaziale Veränderungen können in der Differentialdiagnose von seltenen neuropädiatrischen Erkrankungen richtungsweisend sein. Mit dem Aufbau eines Registers zur Erfassung orofazialer Manifestationen bei Menschen mit Seltenen Erkrankungen -ROMSE soll eine fachliche Plattform bereitgestellt werden, auf deren Grundlage interdisziplinär Therapiestrategien beraten und weiterentwickelt werden können. Bei mehrfach behinderten Kindern können auch Zahnschmerzen eine große therapeutische Herausforderung darstellen, in die Pädiater, Anästhesisten, Zahnärzte und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen eingebunden sind. PS0-5 Kann die Kombination aus aeeg und dem MRT das neurologische Outcome bei Frühgeborenen vorhersagen? B. Hüning, T. Storbeck, N. Bruns, F. Dransfeld, J. Hobrecht, J. Karpienski, S. Sirin, B. Schweiger, Ch. Weiss, U. Felderhoff-Müser, H. Müller Universitätsklinikum Essen, Kinderheilkunde I (Neonatologie, Neuropädiatrie, pädiatrische Intensivmedizin) Universitätsklinikum Essen, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie Universitätsklinikum Mannheim, Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung Hintergrund: Frühgeborene haben ein Risiko für neurologische Spätfolgen. Es ist das Ziel von Neonatologen und Neuropädiatern, Hoch-Risiko-Kinder zu identifizieren. Wir untersuchten, ob ein aeeg innerhalb der ersten 7 Lebensstunden und ein MRT am errechneten Entbindungstermin (ET) das neurologische Outcome im korrigierten Alter von Jahren voraussagen kann. Methode: Bei 8 Frühgeborenen (mittleres Gestationsalter: 8+ (+ - +) Wochen, mittleres Geburtsgewicht: 09 (50 085) g) war ein initiales aeeg, ein MRT am ET (Interpretation mittels modifiziertem Kidokoro-Score) und eine BSID II-Testung mit korrigiert Monaten vorhanden. Mittels multipler Regressionsanalyse wurde nach unabhängigen Faktoren, die mit dem aeeg (Burdjalov Score (BS)), den MRT-Daten, klinischen Parametern und dem neurologischen Oucome assoziiert sind, gesucht. Ergebnisse: Eine intraventrikuläre Blutung (IVH) und die interhemisphärische Distanz (IHD) sind unabhängige Prädiktoren für den MDI, der BS Score Tag sowie der IHD für den PDI. Das Volumen der Basalganglien/Thalami ist mit der Biparietalweite (BPW), dem BS Score Tag und dem BS Score Tag - assoziiert. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der BPW und dem Geburtsgewicht, dem BS Score Tag, dem transzerebellären Durchmesser (TCD), Krämpfen und dem korrigierten Alter beim MRT. Der IHD korrelierte mit dem Kopfumfang beim MRT, der BPW und der BS Score Tag mit dem TCD und das Auftreten einer IVH mit dem MRT Score. Schlussfolgerung: Parameter des aeegs sind mit der veränderten Hirnreife beim MRT assoziiert und beide Methoden sind hilfreich bei der Abschätzung des Outcomes. 00 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

61 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 PS0-6 Nutzen der Neurosonografie am Beispiel eines 5jährigen mit einer multifokalen erworbene demyelinisierende sensorische und motorische Neuropathie (MADSAM) C. Köhler, K. Pitarokoli, C. Thiels, C. Schneider-Gold, T. Lücke Klinik für Kinder-und Jugendmedizin der Ruhruniversität Bochum Klinik für Neurologie im St.Josef-Hospital der Ruhruniversität Bochum Einführung: Die multifokale erworbene demyelinisierende sensorische und motorische Neuropathie (MADSAM) entwickelt sich subakut mit in der Regel zunächst armbetonten asymmetrischen Sensibilitätsstörungen. Elektrophysiologisch finden sich multifokale Leitungsblöcke. Intravenöse Immunglobuline sind wirksam. Bei Kindern und Jugendlichen ist diese Form der autoimmunologisch vermittelten Neuropathie sehr selten. Fallvorstellung: Ein 5jähriger männlicher Jugendlicher entwickelt über etwa - Monate zunächst asymmetrische distal betonte Sensibilitätsstörungen im Bereich der Arme, zunehmend tritt eine motorische Schwäche mit Gangstörung und Kraftminderung der Hände hinzu. Bei der Erstuntersuchung sind die Muskeleigenreflexe noch auslösbar, einige Tage später nicht mehr. Die Neurografie zeigt bei multiplen Leitungsblöcken das Bild einer multifokale sensomotorischen demyeliniserenden Neuropathie. Das Liquoreiweiß ist erhöht. Antigangliosid-Antikörper sind nicht nachweisbar. Eine intravenöse Immunglobulintherapie als Intervalltherapie führt zur schnellen Symptombesserung, allerdings nicht zur kompletten Regredienz. Daher stellt sich nach 6 Monaten eine Therapiemüdigkeit bei dem Erkrankten und seiner Familie ein. Die Neurografie zeigt weiterhin multiple Leitungsblöcke in Übereinstimmung mit entsprechenden Auftreibungen der Nerven in der Neurosonografie, so daß ein Fortsetzen der Immunglobulin- Therapie (mit Umstellung auf eine subkutane Heimpumpentherapie), zusätzliche Steroidpulse und Azathioprin als indiziert beurteilt und im Einverständnis mit dem Patienten und seiner Familie durchgeführt wird. Fazit: Die multifokale erworbene demyelinisierende sensorische und motorische Neuropathie (MADSAM) ist eine sehr seltene Variante der autoimmunlogisch vermittelten Neuropathie im Jugendalter. Die Behandlung mit Immunglobulinen, ggf. erweitert um Steroide und andere Immunsuppressiva ist wirksam. Eine adäquate Einschätzung der Krankheitsaktivität im Verlauf und die sinnvolle Therapieplanung wird neben der traditionellen Elektrophysiologie durch ergänzende Neurosonografie gestützt. Stichwörter: MADSAM; multifokale erworbene demyelinisierende sensorische und motorische Neuropathie;Immunglobulintherapie; Neurosonografie; PS0-7 Bedeutung von MOG Antikörpern in der Differentialdiagnose erworbener, demyelinisierender ZNS Ereignisse bei Kindern E. Hennes, M. Baumann, M. Schimmel, M. Karenfort, M. Häusler 5, B. Bajer-Kornek 6, A. Blaschek 7, S. Leiz 8, T. Gotwald 9, T. Berger 0, M. Reindl 0, K. Rostasy and the BIOMARKER-Studygroup Pädiatrie, Olgahospital, Stuttgart/Deutschland Pädiatrie I, Abteilung Neuropädiatrie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck/Österreich Kinderkrankenhaus der Städtischen Kliniken Augsburg, Augsburg/Deutschland Pädiatrie, Abteilung Neuropädiatrie, Heinrich Heine Universität, Düsseldorf/Deutschland 5 Pädiatrie, Abteilung Neuropädiatrie, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen/Deutschland 6 Neurologie, Medizinische Universität Wien, Wien/Österreich 7 Abteilung Neuropädiatrie, Dr. von Haunerschen Kinderspital, München/Deutschland 8 Pädiatrie, Abteilung Neuropädiatrie, Klinikum Dritter Orden, München/Deutschland 9 Radiologisches Institut, Sanatorium Kettenbrücke, Innsbruck/Österreich 0 Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck/Österreich Neurologie, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Datteln/Deutschland Hintergrund / Ziel: MOG Antikörper konnten kürzlich bei Patienten mit rezidivierender ON, ADEM und AQP negativer NMO nachgewiesen werden, jedoch weniger häufig bei Patienten mit MS. Ziel war es, die prognostische Aussagekraft von MOG Antikörpern bei ersten entzündlichen, demyelinisierenden ZNS Ereignissen zu bestimmen, sowohl alleine als auch in Kombination mit weiteren Markern (z. B. OCBs, Zellzahl Liquor). Methoden: Für diese prospektive, multizentrische Studie sammelten wir Daten zum klinischen Verlauf, laborchemische Angaben (Liquordiagnostik, MOG-, AQP-, EBV-Antikörpertiter) und MRT Befunde von 5 Kindern mit erstem demyelinisierenden Ereignis und klinischen Verlaufskontrollen von mind. Monaten. Ergebnisse: Von den insgesamt 5 Kindern wurde bei 8 Patienten MS diagnostiziert, bei 56 CIS und bei 5 ADEM. Krankheitsbilder mit rezidivierenden Episoden traten in Form von ADEM/MDEM (n=0), NMO Spektrumserkrankung (n=0) oder rezidivierender ON (n=) auf. Patienten hatten nicht-entzündliche ZNS Erkrankungen. MOG Antikörper wurden überwiegend bei Kindern mit ADEM, NMO, LETM und bilateraler ON nachgewiesen, und bei Kindern, welche rezidivierende Episoden hatten wie ADEMON/MDEM. Keine MOG Antikörper wurden nachgewiesen bei Patienten mit CIS und typischen MS Läsionen im MRT oder bei Patienten, bei welchen MS im Verlauf diagnostiziert wurde. Bei Patienten mit CIS/ON wurden nur dann MOG Antikörper nachgewiesen, wenn ein MRT ähnlich ADEM vorlag, bei dem der Nervus opticus betroffen war, oder in einer Subgruppe von Kindern, welche weitere ON Episoden erlitten. Fazit: Der Nachweis von MOG Antikörpern spricht deutlich gegen die Diagnose MS. Patienten mit hohen und persistierenden Antikörpern neigen zu wiederkehrenden Episoden (z. B. ON, NMO). Es wird eine eigene Pathogenese bei akuten demyelinisierenden ZNS Ereignissen mit vorhandenen MOG Antikörpern vermutet. PS0-8 Das Kleine Levin Syndrom G. Kurlemann, J. Althaus, C. Elpers, T. Deba, O. Schwartz, B. Fiedler Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bereich Neuropädiatrie,,Allgemeine Pädiatrie, Münster, Deutschland Hintergrund: Das Kleine Levin Syndrom (KLS) ist eine seltene (: ) schwer behandelbare periodisch Hypersomnie mit charakteristischem klinischen Bild, die äußerst selten im frühen Kindesalter beginnt. Methode / Ergebnisse: Wir berichten über den 6jährigen Verlauf eines jetzt 7jährigen altersentsprechend entwickelten Mädchens. Erstes Kind gesunder Eltern, normale Schwangerschaft und Geburt; Erwerb der Meilensteine zeitgerecht. Seit dem 7. Lebensmonat alle - Monate Episoden von steht Stunden neben sich (Mutter), halluziniert, ist desorientiert, schläft immer wieder ein. Keine Übelkeit, kein Erbrechen. Am Ende derartiger Attacken extremer Heißhunger. Retrograde Amnesie für diese Ereignisse. Den Beginn bemerkt die Mutter durch Verhaltensänderungen, Unruhe und glasige Augen ihrer Tochter. Seit Jahren treten die Attacken in einem Abstand von Wochen auf. Während der Phasen läßt sich im EEG eine okzipital betonte Deltaaktivität ohne ETPs nachweisen. Wiederholte Stoffwechseluntersuchungen waren negativ, im Liquor kein pathologischer Befund, Hypokretin nicht bestimmt. Auf Grund des so monoton wiederholt ablaufenden klinischen Bildes haben wir die Diagnose eines KLS gestellt, zumal im cfdg-pet im beschwerdefreien Intervall die Thalami, der linke Temporallappen und der fronto-mesiale Kortex stoffwechselgemindert sind. Ein Therapieversuch mit CBZ ist bislang erfolglos, aktuell erfolgt die Eindosierung von Lithium. Das eindrucksvolle klinische Bild wird videographisch demonstriert. Schlussfolgerung: Eine so frühe Manifestation eines KLS ist bislang nicht berichtet. Die Diagnose beruht auf dem richtungsweisenden klinischen Verlauf mit periodischer Hypersomnie und begleitenden Verhaltensstörungen mit anschließendem Heißhunger. Die bekannte Hypersexualität während der Attacken ist ein Symptom des Jugendalters. Therapeutisch sollte alles unternommen werden, um die Attacken zu unterbinden oder zu verkürzen zur Vermeidung kognitiver Verluste. FV-Freie Vorträge FV0-0 Effekte einer Intervention zur Reduktion von Schmerzen auf zwei neuropädiatrischen Stationen J. Zilz, Ch. Preiser, I. Krägeloh Mann, A. Bevot Evangelisches Krankenhaus Oberhausen, Abteilung Kinderchirurgie Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie Einleitung: Die Studie beschäftigt sich mit der Thematik, welche Effekte eine Intervention zur Vermeidung von Schmerzen auf zwei neuropädiatrischen Stationen auf die Bewertung des stationären Aufenthaltes durch Eltern und Patienten hat. Hypothese: eine Veränderung des Schmerzmanagements und der daraus folgenden verbesserten Schmerzprävention bewirkt eine Veränderung der Sichtweise auf den stationären Aufenthalt. Fragestellungen: Welche Faktoren beeinflussen die Bewertung des stationären Aufenthalts und welchen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang schmerzhafte Eingriffe? Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 0

62 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Wie wird der Umgang mit schmerzhaften Eingriffen im stationären Rahmen bewertet? Gibt es einen Unterschied in den Aussagen im Vergleich der Prä-Interventionsbefragung und Post-Interventionsbefragung? Methoden: Es wurden Leitfrageninterviews mit jeweils 0 stationär aufgenommenen Kindern oder deren Eltern zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten (vor und nach einer monatigen strukturierten Implementierungsphase schmerzreduzierender Maßnahmen) durchgeführt, audioaufgezeichnet, transkribiert und anschließend mithilfe qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Die wichtigsten Faktoren, die den stationären Aufenthalt beeinflussen, sind: die Kommunikation mit dem Personal die möglichst individuelle Betreuung der Patienten der Umgang mit Schmerzen. Im Vergleich der beiden Befragungsgruppen konnte eine Beeinflussung der schmerzbezogenen Aussagen durch die Einführung der Intervention zur Vermeidung von Schmerzen ermittelt werden. Die Post-Interventionsgruppe war durch die Anwendung von schmerzvermeidenden Maßnahmen beim Ablauf der Durchführung von schmerzhaften Prozeduren und mit dem Schmerzmanagement insgesamt zufriedener. Schlussfolgerung: Auf neuropädiatrischen Stationen sind Kinder mit kognitiven Einschränkungen häufig. Die Untersuchung zeigt, dass eine Intervention zur Optimierung des Schmerzmanagements den stationären Aufenthalt dieser besonderen Patienten verbessern kann. FV0-0 Wie lässt sich Autonomie in der pädiatrischen Palliativmedizin verwirklichen? Oswald Hasselmann Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung erfahren eine graduelle Einschränkung ihrer alterstypischen Autonomie mit weitergehender Beeinträchtigung ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Bei Multisystemerkrankungen mit einem undulierenden Verlauf kann die eingeschränkte Möglichkeit den eigenen Lebensalltag mitzugestalten zu sekundären emotionalen und kognitiven Symptomen führen. Unangemessene Verantwortungsübernahme durch Angehörige und Betreuende kann regressive Verhaltensmuster verstärken und sollte ebenso wie ärztliche und pflegerische Interventionen auf dem Hintergrund der aktuellen Autonomiefähigkeit des Patienten bewusst begrenzt werden. Bei einer Ablehnung eines diagnostischen oder therapeutischen Verfahrens durch einen unmündigen aber zunehmend entscheidungsfähigen Patienten sollte die Durchführung nur dann erfolgen, wenn dadurch dessen längerfristigen Interessen bestmöglich gedient ist. Aufgrund des zunehmend ins Bewusstsein rückenden Werte- und Therapiepluralismus ist es angeraten, vor einer finalen Entscheidung einen reflektierten Konsens im Rahmen einer ethischen Fallkonferenz unter Einbezug der Voten des Patienten, seiner Angehörigen und den verschiedenen Vertreter des medizinischen Personals zu finden. Chronisch kranke Kinder und Jugendliche bringen hierbei ihre erfahrungsgesättigten Wertmassstäbe ein, welche von Nichtbetroffenen weder vollumfänglich antizipiert noch stellvertretend formuliert werden können. Kindgerechte Instrumente zur Wunscherfassung stehen ebenso wie altersangepasste Dialogformen zur Verfügung und sollten eingesetzt werden. Scheinbar irrationalen Wünschen des sterbenden Kindes sollten auf dem Hintergrund der Trauerverarbeitung der zurückbleibenden Angehörigen ausreichend berücksichtig werden. Inwiefern der zuweilen gewünschte Einsatz von sehr teuren Medikamenten zum Lebensende aus Gerechtigkeitsüberlegungen abhängig sein soll von einem bilanzierten Gewinn von Lebensqualität (quality adjusted life year) ist ethisch und gesundheitspolitisch umstritten und sollte transparent besprochen werden. FV0-05 Wie erleben Kinder und Jugendliche ihre Anfälle? Eine Befragung zu Krankheitskonzepten, Wissen und Verarbeitung J. Pauschek, M. K. Bernhard, S. Syrbe, P. Nickel, M. P. Neininger, W. Kiess, T. Bertsche, A. Bertsche Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Kinderund Jugendmedizin Universität Leipzig, Zentrum für Arzneimittelsicherheit und Klinische Pharmazie, Institut für Pharmazie Hintergrund: Kinder mit Epilepsie haben im Alltag unterschiedliche Schwierigkeiten zu bewältigen. Es gibt jedoch nur wenige Daten zur Selbsteinschätzung von Kindern. Methode: In der Neuropädiatrie einer Universitätsklinik wurden 6-8-jährige Epilepsiepatienten konsekutiv zwischen Oktober 0 und Februar 0 eingeladen, an einem strukturierten Interview teilzunehmen und ein Bild zum Erleben ihrer Anfälle zu malen. Ergebnisse: 8 Kinder und ihre Eltern stimmten einer Teilnahme zu. 5/8 (5 %) der Kinder konnten beschreiben, was sie bei einem Anfall fühlen, 9/8 (5 %) beschrieben, dass sie während des Anfalls nichts fühlen. Diese Antworten korrelierten in 9/7 (66 %) der Fälle mit der medizinisch erwarteten Anfallsform. 8/8 (0 % ) der Kinder nahmen an, dass Epilepsie ansteckend ist. 8/8 (96 %) wussten, ob sie Arzneimittel nehmen müssen, die Namen ihrer Arzneimittel kannten 6/69 (5 %) der Patienten mit Dauertherapie. Vorsichtsmaßnahmen bei Krampfanfällen konnten 5/8 (5 %) benennen, wobei 6/8 (7 %) annahmen, dass Nichteinhaltung dieser Maßnahmen Anfälle auslöst. /8 (7 %) gaben an, dass es ihnen schlechter gehe als anderen Kindern. Ein Bild zu ihrem Anfallserleben malten 67/8 (80 %). Spezifische Symptome [7/67, 7 %)] und die Interaktion zwischen Kind und Umgebung [/67, 8 %)] wurden am häufigsten abgebildet. Schlussfolgerung: Das Erleben bei Anfällen können die meisten Kinder gut schildern, wenn es sich um eine erlebbare Anfallsform handelt. Von den Patienten gemalte Bilder können das Verständnis für das Erleben des Kindes und damit die Arzt-Patienten-Interaktion verbessern. Das Wissen zur Medikation ist gut, bezüglich Vorsichtsmaßnahmen besteht Informationsbedarf. Insbesondere Kinder, die sich benachteiligt fühlen, sollten unterstützt werden. Die Ergebnisse dieser Befragung sollten in individuell zugeschnittene Schulungsprogramme einfließen. FV0-06 Vorhersage der kontralateralen Handfunktion nach Hemisphärotomie bei refraktärer Epilepsie: Erfahrungen aus 0 pädiatrischen Fällen M. Staudt,, H. Küpper, T. Pieper, S. Gröschel, P. Winkler, H. Holthausen, S. Berweck, D. Tournier, M. Kudernatsch Klinik für Neuropädiatrie und Neurorehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth, Deutschland Abt. Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie, Univ.-Kinderklinik Tübingen, Deutschland Florey Institute of Neuroscience and Mental Health, Victoria, Australia Klinik für Neurochirurgie und Epilepsiechirurgie, Schön Klinik Vogtareuth, Deutschland Hintergrund: Eine Hemisphärotomie: führt normalerweise zum Verlust der aktiven Greiffunktion der kontralateralen Hand. Ausnahmen hiervon gibt es bei kongenitaler Hemiparese, und zwar offenbar dann, wenn bereits präoperativ eine Reorganisation motorischer Funktionen in die kontraläsionelle Hemisphäre stattgefunden hat. Unser Ziel war die Verbesserung der Prädiktion von Handfunktion nach Hemisphärotomie. Methode: Retrospektive Analyse von 0 Patienten (Alter bei Hemisphärotomie: 0;0 5 Jahre; Median: 5,5). Ergebnisse: 50 / 0 Patienten konnten präoperativ greifen, dies blieb bei 0 / 50 erhalten. Vollständiger Verlust von aktiver Greiffunktion trat auf bei: präoperativ normaler Handfunktion (korrekte Prädiktion bei / Patienten). Läsionsentstehung jenseits der Neonatalperiode (korrekte Prädiktion bei 7 / 7 Patienten). Postoperativ erhaltene Greiffunktion trat auf bei: TMS-Nachweis von ipsilateralen kortiko-spinalen Projektionen aus der kontraläsionellen Hemisphäre ohne Nachweis von Projektionen aus der geschädigten Hemisphäre (korrekte Prädiktion bei / Patienten). Asymmetrie des Hirnstamms ( > % Seitendifferenz im MRT à korrekte Prädiktion bei 5 / Patienten). Asymmetrie der Pyramidenbahn im Hirnstamm ( > 0 % Seitendifferenz in der MR-Diffusionstraktographie à korrekte Prädiktion bei 5 / 5 Patienten). Die Prädiktion von postoperativ neu gewonnener Handfunktion (selten: 5 / 5 Patienten) bleibt schwierig. Schlussfolgerung: Diese Regeln ermöglichen eine relative zuverlässige Vorhersage der kontralateralen Handfunktion nach Hemisphärotomie. Die Analyse des Hirnstamms mittels MRT sowie MR Traktographie (im klinischen Alltag wohl ersetzbar durch qualitative Analyse der Pyramidenbahnen in farbkodierten Fractional Anisotropy Maps) liefert hierfür wertvolle Informationen. Diese sind, anders als TMS oder fmrt, auch beim unkooperativen Kind in Sedierung / Narkose zu erlangen. FV0-07 Frühgeborene und Reifgeborene unterscheiden sich nicht in ihrer Fähigkeit zur Perspektivenübernahme S. Witt, N. Zmyj, A. Weitkämper, H. Neumann, T. Lücke 0 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

63 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Technische Universität Dortmund, Dortmund, Germany Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany Hintergrund / Zielsetzung: Frühgeburtlichkeit ist mit Entwicklungsdefiziten assoziiert, die sowohl intellektuelle Fähigkeiten als auch soziale Interaktionen betreffen. Soziale Interaktionsprobleme könnten durch eine verzögerte Entwicklung sozial-kognitiver Fähigkeiten bedingt sein. Ziel dieser Studie war es deshalb, Zusammenhänge zwischen Frühgeburtlichkeit und dem Entwicklungsverlauf der Perspektivenübernahme bei - bis 5-jährigen Kindern zu untersuchen. Methode: In einem Längsschnittsdesign wurden frühgeborene (<. Schwangerschaftswoche und Geburtsgewicht < 500g) und reifgeborene Kinder im Jahresturnus untersucht. Neben einer Testung der Perspektivenübernahme mit Hilfe der Erweiterten Theory of Mind-Skala für - bis -jährige Kinder wurde außerdem die Bayley Scales of Infant Development II oder die Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence III durchgeführt. Ergebnisse: Die Daten basieren auf einer vorläufigen Auswertung der fortlaufenden Studie. Untersucht wurden 5 dreijährige Kinder (8 Reifgeborene, 5 Frühgeborene), Vierjährige (9 Reifgeborene, Frühgeborene) sowie 8 Fünfjährige (0 Reifgeborene, 8 Frühgeborene). Eine ANOVA mit Messwiederholung, bei der nur Kinder berücksichtigt wurden, die alle Testzeitpunkte durchlaufen haben, zeigte einen Haupteffekt des Alters (F(,) = 5.9, p <.00) jedoch keinen Interaktionseffekt zwischen Alter und Geburtsstatus der Kinder. Um mögliche Unterschiede zwischen Reif- und Frühgeborenen in den einzelnen Altersgruppen zu ermitteln, wurde eine ANOVA mit dem Zwischensubjektfaktor Geburtsstatus, der Perspektivenübernahme als abhängiger Variable sowie dem kognitiven Entwicklungsstand als Kovariate durchgeführt. In diese Analyse wurden alle Kinder aufgenommen, auch die nur zu einem Testzeitpunkt untersuchten. Es gab keine Unterschiede in der Perspektivenübernahme von Früh- und Reifgeborenen bei -, - und 5-Jährigen (alle p-werte >.08). Schlussfolgerung: Mit steigendem Alter zeigen sowohl reif- als auch frühgeborene Kinder zunehmend bessere Fähigkeiten in der Perspektivenübernahme. Da sich zu keinem Testzeitpunkt Unterschiede in Abhängigkeit von dem Geburtsstatus zeigen, kann eine verzögerte Entwicklung der Perspektivenübernahme nicht als Erklärung für soziale Interaktionsdefizite Frühgeborener herangezogen werden. FV0-08 Spiegelbewegungen bei unilateraler spastischer Cerbralparese (USCP): Effekt einer zielorientierten, bimanuellen Therapie C. Adler, M. Hessenauer, J. Lipp, S. Kunze, C. Geigenberger, A. Hörning, M. Schaudeck, S. Berweck, M. Staudt Schön Klinik Vogtareuth Hintergrund: Viele Kinder mit USCP zeigen unwillkürliche Mitbewegungen der einen Hand während willkürlicher unimanueller Bewegungen der anderen Hand, sogenannte Spiegelbewegungen. Diese Spiegelbewegungen beeinträchtigen beidhändige Alltagsaktivitäten (Adler et al, 05). Daher entwickelten wir für Kinder mit diesem Problem ein spezielles Therapieprogramm. Methode: Kinder (Alter, 6 7 Jahre) mit USCP und Spiegelbewegungen erhielten ein wöchiges, intensives, stationäres Trainingsprogramm. Alle Therapiemaßnahmen waren strikt beidhändig mit besonderem Fokus auf unabhängigen Bewegungen (simultan und asymmetrisch) beider Hände. Dies wurde sowohl in funktionellen Übungen als auch in beidhändigen Alltagsaktivitäten trainiert. Ergebnisse: Verbesserungen zeigten sich in der Goal Attainment Scale (formuliert wurden ausschließlich beidhändige Zielaktivitäten, welche asymmetrische Handbewegungen erfordern: Change Score >0 bei 9/ Teilnehmern), in der unimanuellen Kapazität der paretischen Hand (Jebson Taylor: Verbesserung > 0 % bei 6/ Teilnehmern), und in der bimanuellen Performanz (AHA: Verbesserung 5 Units bei / Teilnehmern). Bei den geübten Alltagstätigkeiten verbesserte sich die selbst eingeschätzte Performanz ( à 8) sowie die Zufriedenheit (Z: à 8; Skala -0). Überraschenderweise stellten wir keine Veränderungen fest in einer standardisierten Beobachtung der Spiegelbewegungen (Woods & Teuber) sowie im quantifizierten Ausmaß der Spiegelbewegungen in einer untrainierten Testaufgabe (unimanuelles Halten eines Objektes bei zeitgleichem repetitivem Drücken eines Gummiballes mit der anderen Hand; vgl. Kuhtz-Buschbeck et al 000). Schlussfolgerung: Eine zielorientierte Therapie für Kinder mit USCP und Spiegelbewegungen verbesserte die unimanuelle Kapazität und die beidhändige Ausführung von Alltagstätigkeiten besonders für trainierte asymmetrischbeidhändige Zielaktivitäten. Die Kinder lernten hier, ihre Spiegelbewegungen willentlich zu kontrollieren, wohingegen unter untrainierten, künstlichen Testbedingungen keine Reduktion des Ausmaßes der Spiegelbewegungen beobachtet werden konnte. FV0-0 Everolimus bei Tuberöse Sklerose-assoziierten, subependymalen Riesenzellastrozytomen: finale Langzeit-Ergebnisse nach rund Jahren Behandlung in EXIST- P. Hernáiz Driever, M. Lüth, S. M. Pfister, T. Milde, M. Remke,, O. Witt im Namen des EXIST--Konsortiums Klinik für Pädiatrie m.s. Onkologie/Hämatologie, Charité-Universitätsmedizin, Berlin Programm für pädiatrische Neuroonkologie, Universitätsklinikum Heidelberg; Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg Abteilung für pädiatrische Onkologie, Hämatologie und klinische Immunologie; Universitätsklinikum Düsseldorf; Abteilung für pädiatrische Neuro-Onkogenomik, Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) und Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg Hintergrund: Wir untersuchten die Langzeit-Wirksamkeit und Sicherheit von Everolimus in der Behandlung von Tuberöse Sklerose Komplex (TSC)-assoziierten, subependymalen Riesenzellastrozytomen (SEGA) und den Effekt von Everolimus auf Wachstum und Geschlechtsreife in der EXIST Studie. Methoden: Patienten mit neudiagnostizierten oder wachsenden TSC-SEGA erhielten randomisiert Everolimus (,5 mg/m/tag) oder Placebo. Aufgrund von positiven Studienergebnissen während der Kernphase wurde in der Extensionsphase allen Patienten der Studie Everolimus angeboten. Untersuchungen zum Tanner Stadium wurden jährlich durchgeführt und das Wachstum der Patienten (< 8 Jahre) wurde über Größen- und Gewichtsmessungen bestimmt. Ergebnisse: Patienten (medianes Alter: 9,5 Jahre) erhielten mind. Dosis Everolimus (mediane Verabreichungsdauer: 7, Monate). Das Ansprechen von SEGA auf die Therapie, d.h. mind. partielles Ansprechen, stieg von,6 % in der Kernphase auf 57,7 %. Die geschätzte Progressions-freie Überlebensrate nach Jahren war 88,8 %. Unerwünschte Ereignisse waren mit früheren Berichten vergleichbar und ein Neuauftreten nahm über die Zeit hin ab. Mehr als die Hälfte der Patienten befanden sich zur Baseline im Tanner-Stadium. Männliche Patienten erreichten Tanner-Stadium mit einem medianen Alter von, Jahren für Genitalien bzw. Jahre für Schambehaarung und weibliche Patienten im Median bei 0, Jahre in Bezug auf Brustentwicklung bzw. Jahre für Schambehaarung. Die Standard Deviation Score (SDS) für Größe und Gewicht der Patienten <8 Jahre waren vor und nach der Behandlung mit Everolimus vergleichbar. Schlussfolgerung: Nach mehr als Jahren Behandlung von TSC-Patienten mit SEGA in der EXIST--Studie zeigte Everolimus eine zunehmende Wirksamkeit bei bekanntem Sicherheitsprofil. Die Behandlung wirkte sich nicht auf das Wachstum oder die Geschlechtsreife aus. FV0-0 Der Stellenwert der Nieren-Magnetresonanztomografie in der neuropädiatrischen Betreuung bei Tuberöser Sklerose Komplex (TSC): Sicheres Erfassen von blutungsrelevanten Angiomyolipomen der Niere O. Kaiser, S. Wedegärtner, S. Lutz, P. F. Hoyer, U. Schara Bereich Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie; Kinderklinik, Universitätsklinikum Essen Bereich Kindernephrologie; Kinderklinik, Universitätsklinikum Essen Hintergrund: Die Tuberöse Sklerose (TSC) stellt eine seltene neurokutane Erkrankung mit multipler Organmanifestation dar. Renale Angiomyolipome (AML) treten gehäuft ab einem Alter von 0 Jahren auf und gehen ab einer Größe von - cm mit einem erhöhten Blutungsrisiko einher. Zur Detektion der AML sind in den aktuellen internationalen Empfehlungen von 0 unabhängig vom Alter regelmäßige MRT-Untersuchungen der Nieren empfohlen. Meist erfolgen diese Untersuchungen nur bei auffälligen Sonografiebefunden der Nieren, zumal die Schnittbildgebung oft nur in Narkose möglich ist. Diese Präsentation soll den Stellenwert der Nieren-MRT-Untersuchung gegenüber der Sonografie hervorheben. Methode: Es erfolgt die Korrelation von Nierensonografie mit dem MRT-Befund. Verglichen wurden die Befunde von 9 Kindern im Alter von 5 bis 5 Jahren mit genetisch gesicherter TSC. Bei drei Kindern wurde ein renales Angiomyolipom festgestellt. Der maximale Tumordurchmesser betrug cm. In keinem der Fälle konnten die renalen Raumforderungen in der Sonografie durch einen sehr erfahrenen Untersucher ausreichend dargestellt werden. Ergebnisse: Die sonografische Darstellung des AML war in den vorliegenden Fällen deutlich erschwert. Tumoren bis zu cm entgingen bei den beschriebenen Kindern dieser diagnostischen Methode. Hierfür ist der hohe Fettgehalt der renalen Raumforderungen als verantwortlich zu diskutieren, die AML kontrastierten sich nur unzureichend vom umgebenden Parenchym. Eine sonografische Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 0

64 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Verlaufskontrolle zur Erfassung um die Progredienz der Raumforderung war den vorliegenden Fällen nicht möglich. Schlussfolgerung: Aufgrund der klinischen Relevanz hinsichtlich der Blutungsgefahr der renalen AML ist die Darstellung der Nieren durch ein MRT bereits bei Diagnosestellung gemäß der aktuellen Leitlinien dringend zu empfehlen. Abhängig von den Befunden sind weitere Verlaufskontrollen erforderlich. FV0-0 Frühe postnatale Aktivierung des mtor-pathways im Hippocampus nach experimenteller Plazentainsuffizienz bei der Ratte C. Schömig, E. Nüsken, M. Wohlfarth, G. Lippach, J. Dötsch, K.-D. Nüsken Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universität zu Köln, Deutschland Hintergrund: Ein pathologisch verändertes intrauterines Milieu kann in der plastischen Phase der Entwicklung zu langfristigen neurokognitiven Veränderungen führen, u.a. zu Störungen des räumlichen Lernens sowie des Kurzzeitgedächtnisses. Um die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen zu klären, wurde untersucht, ob intrauterine Mangelsituationen Störungen der mtor-signalkaskade (wichtig für Proliferation und Zellstoffwechsel) im Hippocampus verursachen. Methoden: Neonatale Ratten nach bilateraler Ligatur (LIG) der Aa. und Vv. uterinae oder Schein-Operation (SOP) des Muttertieres wurden mit Nachkommen von unoperierten Kontrolltieren (C) an den postnatalen Tagen P, P7 und P verglichen. Die Tiere wurden per Dekapitation getötet, der Gyrus dentatus sofort aus dem Gehirn entnommen und in Stickstoff schockgefroren. Anschließend wurden Westernblots für mtor sowie die nachgeschalteten Proteine p70s6k und EBP durchgeführt. Ergebnisse: Die Ratio p-mtor/mtor war an P bei LIG-Männchen (,5-fach), LIG-Weibchen (,9-fach), SOP-Männchen (,-fach) und SOP-Weibchen (6-fach) signifikant im Vergleich zu C erhöht (p<0.0). Downstream zeigten sich inkonsistente Ergebnisse. Während sich die Ratio p- p70s6k/p70s6k bei LIG-Männchen an P7 (-fach, p<0.05) und bei SOP-Weibchen an P (,8-fach, p<0.0) erhöht präsentierte, war die Ratio p-ebp/ebp bei den männlichen LIG-Nachkommen an P (0,-fach, p<0.0) und an P7 (0,5-fach, p<0.05) sowie bei SOP-Männchen an P (0,-fach, p<0.0) und P7 (0,-fach, p<0.05) vermindert. Schlussfolgerung: Experimentelle Plazentainsuffizienz führt zu einer verstärkten frühen postnatalen Aktivierung des mtor-pathways im Hippocampus der Ratte und stellt somit einen möglichen molekularen Mechanismus dar, der neurokognitiven Veränderungen zugrunde liegen könnte. Dies könnte auch als Ansatz für Interventionen zur Reprogrammierung von Bedeutung sein. FV0-0 Hippocampus schonende Resektionen im Temporallappen bei jungen Erwachsenen mit Epilepsie Auswirkungen auf die Kognition und das Hippocampusvolumen K. Wagner,, H. Urbach,, C.P. Kaller,, B. Metternich,, F. Buschmann,, A. Schulze-Bonhage,, N. Foit,5 Epilepsiezentrum Klinik für Neuroradiologie Freiburg Brain Imaging Klinik für Neurologie und Neurophysiologie 5 Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland Hintergrund: Resektionen innerhalb des sprachdominanten Temporallappens inklusive Hippocampektomie bergen das Risiko von alltagsrelevanten sprachlichen Gedächtnisverschlechterungen nach der OP. Daher geht bei entsprechender Indikation die Tendenz vermehrt zu maßgeschneiderten Resektionen unter Erhalt des Hippocampus. Methode: Retrospektiv wurden die Auswirkungen eines epilepsiechirurgischen Eingriffs innerhalb des linken Temporallappens auf Gedächtnisleistungen (Lernen, verzögerter freier Abruf, Wiedererkennen) sowie auf das postoperative Hippocampusvolumen bei 0 jungen Patienten mit linksseitiger Temporallappenepilepsie (Alter 6- J., MW±SD=8± J., Alter bei Epilepsiebeginn ±5 J.). Hierzu wurden die sprachlichen Lern- und Abrufleistungen von 0 Patienten mit Hippocampus schonender OP (HC-S) mit denen von 0 Patienten mit Hippocampusresektion (HC-R) prä- und postoperativ verglichen (gematched für IQ, Alter und Beginn der Epilepsie, non-parametrisch). Postoperative Veränderungen der Gedächtnisleistungen wurden mit Hippocampusvoluminaveränderungen (Dartel VBM-Analyse) (MW 5± Mon.) korreliert (Spearman). Ergebnisse: Beide Gruppen waren präoperativ in ihren Gedächtnisleistungen vergleichbar (p>0.) und zeigten keine signifikanten Unterschiede 5 Monate postoperativ weder innerhalb noch zwischen den Gruppen. In der Einzelfallbetrachtung zeigten Patienten nach Resektion des Hippocampus allerdings häufiger signifikante Verschlechterungen (> SD): Lernleistung HC-S 0 %, HC-R 0 %; verzögerter freier Abruf HC-S 0 %, HC-R 50 %; Wiedererkennen HC-S 0 %, HC-R 0 %. Nach HC schonender OP zeigte sich eine signifikante Volumenreduktion des ipsilateralen Hippocampus (,±0, cm präop.,6±0,5 cm postop., p<0.05). Eine Reduktion des linken Hippocampusvolumens war mit einer Verschlechterung in der verzögerten freien Abrufleistung assoziiert (r=0.8, p<0.05). Schlussfolgerung: Nach OP unter Erhalt des Hippocampus zeigten sich ein ipsilateraler Hippocampusvolumenverlust sowie ein Zusammenhang zwischen Volumenverlust und Verschlechterungen in sprachlichen Gedächtnisleistungen. FV0-07 Menachealter bei Mädchen mit Epilepsie und antikonvulsiver Therapie gestört? G. Kurlemann, M. Storck, J. Althaus, T. Deba, A. Stefanica, B. Fiedler Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bereich Neuropädiatrie Allgemeine Pädiatrie, Münster Institut für Medizinische Informatik UKM, Deutschland Hintergrund: Der Eintritt der Menarche ist ein weitgehend genetisch vererbtes Pubertätsmerkmal und Marker einer intakten hypothalamisch hypophysären Achse. Beeinflußt eine antiepileptische Therapie (AED) den Eintritt der Menarche im Vergleich zur Menache der Mütter und gesunder Schwestern? Methode / Ergebnisse: 55 Mädchen mit einer Epilepsie und AED, Müttern, 60 gesunde Schwestern mit eingetretener Menarche, 8 hatten je Schwestern. Medikation: Sultiam n =, Valproat n = 65, CBZ n = 6, OXC n = 8, andere Antiepileptika waren VGB, PHENO, LEV, LTG, CLB, Brom, DPH, ETHO. Zum Eintritt der Menarche waren alle Mädchen noch unter Behandlung. Menarchealter Patientinnen:, ±,5 Jahre; Menarchealter Mütter:,8 ±, Jahre; Menarchealter Schwestern:,8 ±,7 Jahre; Menarchealter der. Schwester:,8 ±,7 Jahre. Menarchealter unter Sultiam: Patientinnen:, ±, Jahre; Mütter:,6 ±, Jahre; gesunde Schwestern:,5 ±, Jahre; alle gesunden Schwestern:,5 ±,6 Jahre. Menarchealter unter Valproat: Patientinnen:, ±,6 Jahre; Mütter:,0 ±,08 Jahre; alle gesunden Schwestern:, ±, Jahre. Weder für die Gesamtgruppe, noch das Medikament Sultiam oder Valproat ergibt sich ein Unterschied bzgl. des Eintritts der Menarche zwischen ihren Müttern und den gesunden Schwestern. Es spielt keine Rolle für den Eintritt der Menarche, ob die Epilepsie noch aktiv ist oder das EEG saniert oder epileptische Aktivität aufweist. Schlussfolgerung: Das Menarchealter als Marker einer intakten hormonellen Situation ist bei Mädchen mit Epilepsie weder durch die Medikation noch durch die Epilepsie gestört. FV0-08 Thrombolyse und Thrombektomie bei Kindern mit cerebrovaskulärem Insult A. Dulcey-Husi, A. Datta, J. Fluss, A. Hackenberg, O. Meier 5, C. Poloni 6, M. Steinlin, S. Bigi Neuropädiatrische Abteilung, Universitätskinderklinik Inselspital, Bern, Schweiz; Neuropädiatrische Abteilung, Universitätskinderklinik, Basel, Schweiz Neuropädiatrische Abteilung, Universitätskinderklinik, Genf, Schweiz Neuropädiatrische Abteilung, Universitätskinderklinik, Zürich, Schweiz 5 Neuropädiatrische Abteilung, Kinderspital, St. Gallen, Schweiz 6 Neuropädiatrische Abteilung, Universitätskinderklinik, Lausanne, Schweiz Hintergrund: Thrombolyse ist eine etablierte Behandlungsoption bei erwachsenen Patienten mit akutem cerebrovaskulärem Insult (CVI). Fallberichte suggerieren, dass Thrombolyse auch bei Kindern mit CVI erfolgreich sein könnte, grössere Studien zu diesem Thema fehlen allerdings. Diese Studie beschreibt die Auswirkung von Thrombolyse/Thrombektomie (TT) auf den Outcome von Kindern und Jugendlichen mit CVI. Methode: Prospektive Fall-Serie von konsekutiven pädiatrischen CVI-Patienten, welche zwischen Januar 000 und Dezember 05 mit TT behandelt wurden. Der Outcome wurde mithilfe des Paediatric Stroke Outcome Measure (PSOM) bei Spitalaustritt und nach sechs Monaten gemessen. Den TT-Patienten wurden nach pednihss und Alter CVI-Patienten zugewiesen, welche eine Standard-Therapie (ST) erhielten. Zur Beurteilung des Unterschieds im PSOM der verglichenen Gruppen wurde der sign-test verwendet. Resultate: 5 TT-Patienten (9 Knaben, 60 %) wurden mit insgesamt 9 ST- Patienten (9 Knaben, 7 %) verglichen. Medianes (Range) Alter und pednihss bei Insultbeginn liegen bei.9 Jahren (.5-5.) bzw. Punkten (7-8). Mediane (Range) Zeitverzögerung bis zur Diagnose/ zum Therapieentscheid in der TT- und ST-Gruppe waren (-8) bzw. (-60) Stunden. I.v.-Thrombolyse wurde bei fünf, i.a. Thrombolyse bei vier und Thrombektomie bei sechs Patienten durchgeführt. In jeder Gruppe starben Patienten in der Akutphase. Medianer (Range) 0 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

65 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 PSOM bei Entlassung und nach 6 Monaten war.5 (0-8) und.75 (0-7) in der TT-Gruppe, bzw..75 (0-0) und.0 (0-7) in der ST-Gruppe (p=0.7; p=.0). Schlussfolgerung: Obwohl klinisch ein Unterschied im Outcome der beiden Gruppen feststellbar war, erreichten die Resultate keine statistische Signifikanz. Es bedarf grösserer, prospektiver Studien, um Untergruppen, welche von einer Therapie durch TT profitieren würden, zu identifizieren. FV0-0 Einsatz von Fingolimod bei hochaktiver pädiatrischer Multipler Sklerose P. Huppke, H. Hummel, W. Stark, J. Gärtner Department of Pediatrics and Pediatric Neurology, University Medical Center, Georg August University Göttingen, Germany Hintergrund: Durch den Einsatz neuer Medikamente hat sich die Prognose von Patienten mit hochaktiver Multipler Sklerose (MS) entscheidend verbessert. Im Kindes und Jugendalter werden diese Medikamente aber häufig gar nicht oder zu spät eingesetzt, da sie erst ab 8 Jahren zugelassen sind und nur wenig Erfahrungen mit dem Einsatz in dieser Altersgruppe bestehen. Methode: Retrospektive Studie über 7 Patienten mit hochaktiver pädiatrischer MS, die mit Fingolimod, einem oralen Sphingosin--phosphat-Analogon, therapiert wurden. Bekannte Nebenwirkungen sind Lymphopenie, Viruserkrankungen und atrioventikuläre Überleitungsstörungen bei der ersten Einnahme. Ergebnisse: Patienten hatten zuvor ein Betainterferon oder Glatirameracetat erhalten und waren bei Progress der MS umgestellt worden, 0 weil weiterhin Schübe auftraten weil radiologisch erhebliche Entzündungsaktivität bestand. Bei allen Patienten kam es in Folge der Umstellung zu einer Reduktion der Schubfrequenz und Abnahme der radiologisch nachweisbaren entzündlichen Aktivität. Patienten waren zuvor mit Natalizumab behandelt worden und Schubfrei, mussten aber aufgrund eines positiven JC Virusantikörpernachweises umgestellt werden. Bei allen kam es in den ersten 6 Monaten nach der Umstellung zu erneuten Schüben oder es waren neue T Läsionen im MRT nachweisbar. Bei Patienten trat eine passagere Lymphopenie auf. Über weitere Nebenwirkungen wurde nicht berichtet. Schlussfolgerung: Unsere Fallserie deutet darauf hin, dass Fingolimod bei der pädiatrischen MS eine vergleichbare Wirkung hat wie bei der adulten. Die Wirkstärke ist zwischen den Basistherapeutika (Betainterferone und Glatirameracetat) und Natalizumab einzuordnen. Das Medikament wurde von den Patienten sehr gut angenommen, ernste Nebenwirkungen traten nicht auf. FV0-0 Der Natriumkanal Nav. trägt zur neuronalen Degeneration in einem Mausmodell der Multiplen Sklerose bei W. Fazeli, *, B. Schattling *, B. Engeland, M. A. Friese, D. Isbrandt Neuropädiatrie, Universitätskinderklinik Köln, Deutschland Experimentelle Neurophysiologie, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Universität zu Köln, Deutschland Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, Deutschland Hintergrund: Spannungs-abhängige neuronale Natriumkanäle sind für die saltatorische Weiterleitung von Aktionspotentialen entlang myelinisierter Axone erforderlich. Bei chronisch entzündlichen Prozessen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie der Multiplen Sklerose (MS) und dem entsprechenden Tiermodell experimentelle Autoimmun-Enzephalomyelitis (EAE) ist der axonale Myelinuntergang mit einer Hochregulierung der Natriumkanäle Nav. (Scna) und Nav.6 (Scn8a) entlang des Axons assoziiert. Auch wenn seit vielen Jahren postuliert wird, dass Nav. unmittelbar zur axonalen Degeneration bei MS und EAE beiträgt, konnte diese langjährige Hypothese bisher nicht verifiziert werden. Methode: Wir haben die funktionelle Bedeutung von Nav. im Rahmen der axonalen Degeneration während der EAE untersucht, indem wir ein genetisches Nav.- Mausmodell generiert haben. Dazu haben wir eine zuvor beim Menschen beschriebene gain-of-function -Mutation im Nav.- kodierenden Gen (ScnaA6V), welche zu einer Zunahme des persistierenden Natriumstroms führt, in ein Mausmodell überführt. Bei heterozygoten ScnaA6V/+- Mäusen und deren Wildtyp-Geschwister-Mäusen wurde eine EAE induziert, woraufhin sie hinsichtlich Überleben, Schweregrad der Erkrankung und histologischer Veränderungen verglichen wurden. Ergebnisse: Nach Induktion einer EAE zeigten ScnaA6V/+- Mäuse im Vergleich zu Kontrollen eine verstärkte axonale und neuronale Degeneration sowie eine erhöhte Morbidität und Letalität. Bemerkenswert ist, dass diese Beobachtungen nicht von Unterschieden in den Immunzell-Infiltraten begleitet waren. Dies lässt darauf schließen, dass die erhöhte axonale Degeneration der ScnaA6V/+- Mäuse nicht auf einem Immunzell-assoziierten, sondern einem direkten axonalen Mechanismus beruht. Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass der neuronale Natriumkanal Nav. unmittelbar zur axonalen Degeneration bei chronisch entzündlichen ZNS- Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose beiträgt, wodurch wir Nav. als potentielles Ziel neuer MS- Therapeutika identifizieren konnten. FV0-0 Thymektomie bei Kindern und Jugendlichen mit AChR-Antikörper positiver juveniler Myasthenia gravis A. Della Marina, H. Kölbel, S. Lutz, O. Kaiser, K. Kizina, M. Ismail, J. C. Rückert, U. Schara Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen Thoraxchirurgie, Universitätsmedizin Berlin - Charitè Campus Mitte Hintergrund: Die autoimmune juvenile Myasthenia gravis (JMG) ist bedingt durch die Autoantikörper(Ak)-Bildung gegen die postsynaptische Membran der neuromuskulären Endplatte. Die Rolle der Thymektomie bei JMG wurde in nur wenigen, kleinen Gruppen untersucht. Insbesondere bei präpubertären Kindern stellt sich die Frage nach deren Indikation. Methode: Retrospektive Erfassung seit 009 in unserem Zentrum behandelten Patienten mit JMG, die einer Thymektomie unterzogen wurden und positiv für Anti-Acethylcholin-Rezeptor (AChR) Ak waren. Für Schweregrade vor und nach Thymektomie wurde die Klassifikation nach Osserman verwendet. Ergebnisse: 7 Patienten (w/m) wurden erfasst, 7 waren bei der Diagnosestellung präpubertär. Isolierte okuläre Symptome zeigten 7 Patienten zu Beginn; alle zeigten ein initiales Ansprechen auf Pyridostigminbromid, zusätzliche Immunosuppressiva waren notwendig: Steroide bei 6/7, Azathioprin bei 0/7 Patienten, zwei Patienten erhielten Mycophenolat mofetil, eine Cyclosporin A. Eine Eskalation der Therapie mit Immunoglobulinen erfolgte bei 5, Plasmapherese bei vier Patienten, eine Patientin ist unter Immunadsorption. Eine Thymektomie wurde bei 6/7 Patienten Roboter-assistiert, bei einer Patientin thorakoskopisch durchgeführt. Die Dauer der Steroidtherapie war in der Gruppe der Patienten mit früher Thymektomie (bis Jahr nach Beginn der Symptome) kürzer im Vergleich zur späten Thymektomie-Gruppe. Nach Thymektomie konnte eine deutliche Besserung der klinischen Grade (Osserman-Klassifikation) erreicht werden, 6 Patienten waren in der vollständigen Remission. Schlussfolgerung: Eine frühe Diagnosestellung ist bei bestehenden therapeutischen Möglichkeiten in dieser Patientengruppe wichtig. Eine frühe Thymektomie hat einen positiven Einfluss an den Verlauf der Erkrankung und auf die Anzahl der Immunsuppressiva und deren möglichen Nebenwirkungen. Bei AChRpositiver JMG scheint die Roboter-assistierte Thymektomie genauso effektiv zu sein wie ein offener, transsternaler Eingriff. FV0-05 Massive parallel sequencing with a multigene panel (MGPS): Experiences with α-dystroglycanopathies T. Geis, S. Schirmer, M. Walter, T. Rödl, B. Albrecht, U. Schara 5, U. Hehr,6, H. Kölbel 5 Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO), Klinik St. Hedwig, Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg Zentrum für Humangenetik Regensburg. Friedrich-Baur-Institut München Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Essen 5 Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen 6 Institut für Humangenetik, Universität Regensburg Hintergrund: α-dystroglykanopathien sind autosomal-rezessiv vererbte Erkrankungen mit breitem klinischem Spektrum, verursacht durch Mutationen in einer zunehmenden Zahl von assoziierten Genen. Wir berichten hier über erste Erfahrungen mit MGPS in der Evaluation von Dystroglykanopathien. Methodik: MGPS bei Familien (POMT, POMT, POMGnT, Fukutin, FKRP, LARGE, ISPD; DAG, BGNT, COLA, TMEM5, BGALNT); Familien mit jeweils unauffälligem Befund der genetischen Vordiagnostik mittels Kopplung und/ oder Sanger-Sequenzierung von bis 6 Genen. Ergebnisse: Die 5 Patienten ( Familien) im Alter von 0 bis Jahren zeigten als Phänotyp ein Walker-Warburg-Syndrom (WWS, n=), eine muscle eye brain disease (MEB, n=), eine congenitale Muskeldystrophie (CMD, n=) bzw. eine Gliedergürtelmuskeldystrophie (LGMD, n=6). Alle Patienten (außer ein Junge) hatten erhöhte CK-Werte von 86 bis 000 U/l, die klinische Diagnose wurde bei Patienten muskelbioptisch gesichert. Bei einer Familie mit CMD-Phänotyp fand sich mittels MGPS eine homozygote Mutation in POMGnT, ein Kleinkind mit MEB-Phänotyp war compound heterozygot für zwei missense-mutationen in POMT. Überraschenderweise fanden sich bei drei Patienten heterozygote missense-varianten in hoch konservierten Gly-X-Y Motiven von COLA. Die Un- Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 05

66 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 tersuchung weiterer mit Muskelerkrankungen assoziierter Gene ergab bei einer Patientin compound heterozygote Mutationen im LAMA- Gen bzw. bei einem Kind eine heterozygote missense-mutation im SYNE-Gen. Diskussion, Fazit: Innerhalb unserer Kohorte von Familien mit teilweise extensiver genetischer Vordiagnostik wurde durch MGPS bei weiteren Familien eine genetische Diagnose gesichert. Durch MGPS konnten so nicht nur zusätzliche Patienten diagnostiziert werden, sondern auch weitere Gene mit Dystroglykanopathie-ähnlichem Phänotyp beschrieben werden. FV0-06 Nesprinopathien: Diagnostische Herausforderung bei einem großen klinischen Spektrum der Phänotypen H. Kölbel, O. Schwartz, E. Neuen-Jacob, A. Abicht, U. Schara, J. Weis 5 Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland Neuropädiatrie, Kinderklinik, Universitätsklinikum Münster, Deutschland Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Deutschland Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Deutschland 5 Institut für Neuropathologie, Universitätsklinikum, RWTH Aachen, Deutschland Hintergrund: Das Nesprin- Protein ist ein Bestandteil des LINC-Komplexes (Verbindung des Nucleoskeletts mit dem Zytoskelett), der Emerin, Lamin und Chromatin auf der nukleoplasmatischen Seite und F-Actin, Mikrotubuli, Intermediärfilamente und Plectin auf der zytoplasmatischen Seite miteinander verbindet. Störungen dieser Verbindung führen zu einem klinisch sehr breiten Spektrum von Erkrankungen von Emery-Dreifuss-ähnlichen Muskeldystrophien bis zu einer progressiven spinozerebellären Atrophie. Diese Erkrankungen werden nur selten diagnostiziert, da die verschiedenen Phänotypen aufgrund der geringen Fallzahlen noch nicht hinreichend bekannt sind. Methode: Wir beschreiben den diagnostischen Weg inklusive der Aufarbeitung der Nerv- und Muskelbiopsien mit Fokus auf die besonderen Veränderungen der Zellkernmembran und stellen das klinische Spektrum unserer Familien mit 5 Patienten mit genetisch gesicherter Nesprinopathie mit Mutationen im SYNE- Gen dar. Ergebnisse: Ein Patient zeigte einen klassischen Phänotyp mit kongenitaler Myopathie, dilatativer Kardiomyopathie und eingeschlagenen Daumen. Zwei Patienten zeigten einen ungewöhnlichen Verlauf mit einer Ataxie in Kombination mit einer mentalen Retardierung und einer Neuropathie, zwei Patienten zeigten eine milde kongenitale Myopathie mit restriktiver Ventilationsstörung. Während in den Nerven- und Muskelbiopsien lichtmikroskopisch kein einheitliches Muster zu erkennen war, zeigte die elektronenmikroskopische Untersuchung charakteristische Verformungen der Muskelfaserkerne mit Desintegration der Kernhülle. Schlussfolgerung: Das klinische Spektrum der Nesprinopathien scheint größer als bisher beschrieben zu sein. Eine Ursache liegt in der Schlüsselfunktion der Nesprine als Teil des LINC-Komplexes mit vielfältigen Verbindungen zum Nucleound Zytoskelett zur Aufrechterhaltung der Zellintegrität. FV0-07 Sprachentwicklung ehemaliger früher Frühgeborener bis zum 5. Lebensjahr K. Hoberg, R. Damen, S. Trepels-Kottek, Th. Orlikowsky, M. Häusler Sektion Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Deutschland Sektion Neonatologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Deutschland. Hintergrund: Entwicklungsverzögerungen Frühgeborener sind bekannt, liegen meist eine Standardabweichung unter der Norm, werden aber bezüglich der Sprachentwicklung noch kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der Sprachentwicklung Frühgeborener, deren Stabilität über die Zeit und Vorhersage. Methode: Wir untersuchten longitudinal die Sprachentwicklung von N = 9 ehemaligen Frühgeborenen (Geburtsjahrgänge ; GG 9 g; 9 SSW) zu vier Zeitpunkten: t korrigiert -6 Monate sowie t korrigiert Monate: Münchner funktionelle Entwicklungsdiagnostik; t korrigiert Monate: SBE- KT; t 5 Jahre vor Einschulung: Sprachscreening für das Vorschulalter, SSV, Kurzform des SETK -5. Ergebnisse: Die Werte der Frühgeborenen entsprachen stets dem Durchschnitt der Referenzpopulation (Tt = 50, Tt = 50, Tt = 50, Tt = 8,7). Im paarweisen Mittelwertvergleich schnitten Frühgeborene im Vorschulalter schlechter ab als mit zwei Jahren (t(6) =.985, p=.05). Bei kategorialer Analyse (kritisch vs. nicht kritisch) stieg die Vorhersagegenauigkeit mit zunehmendem Alter (t zu t: 5 %, t zu t: 67 %, t zu t: 7 %). 50 % der Kinder blieben über zwei beliebige Messpunkte stabil in ihrer Kategorie. Die Sprachentwicklung zu t wurde besonders durch familiäre Risikofaktoren und den kognitiven Entwicklungsstand mit zwei Jahren (Bayley II) beeinflusst. Diese erklärten zusammen 6 % der Varianz. Perinatale Parameter und Therapiemaßnahmen waren ohne Einfluss. Schlussfolgerung: Die Sprachentwicklung Frühgeborener war im Vergleich zur Referenzpopulation normal, die im Longitudinalvergleich bessere Testleistung in jüngerem Alter könnte darauf beruhen, dass diese auf elterlicher Einschätzung gründet. Möglicherweise werden gravierendere Defizite aber auch erst in höherem Alter manifest. Die Vorhersagegenauigkeit des Sprachstandes stieg mit zunehmendem Alter. Kinder mit sozioökonomischem bzw. kognitivem Risikoprofil benötigen intensivere Nachsorge. FV0-09 Radiologische Befunde bei Kindern und Jugendlichen mit homonymen Gesichtsfelddefekten Läsionsmuster und Häufigkeitsverteilung M. Company, A. Krumm, I. Ivanov, S. Küster, A. Cordey, C. Gehrlich, S. Trauzettel-Klosinski, M. Staudt Neuropädiatrie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Tübingen Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation, Department für Augenheilkunde, Universität Tübingen Klinik für Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth Hintergrund: Zerebral bedingte Sehstörungen sind eine häufige Ursache einer schweren Sehbehinderung bei Kindern. Suprachiasmale Läsionen bedingen homonyme Gesichtfeldausfälle. Bei Erwachsenen zeigen sich als Ursache hierfür meist ischämische Läsionen der Sehrinde. Untersuchungen bei Kindern sind selten. Methoden: Es wurden Probanden (5-8 Jahre alt) mit ausreichender Kooperationsfähigkeit, gesicherten oder fraglich bestehenden homonymen Gesichtsfelddefekten und verfügbarer MRT-Untersuchung eingeschlossen. Kinder mit Hemianopsie nach Hemisphärotomie (n=6) wurden nicht in die Analyse mit einbezogen. Wir unterteilten die MR-morphologischen Beeinträchtigungen des visuellen Systems in Läsionen des Tractus opticus, des Corpus geniculatum laterale, der Sehstrahlung und der Sehrinde. Im Konsensus zweier Untersucher (MC, MS) wurde für jede Region entschieden, ob eine Läsion nicht / fraglich / sicher vorlag. Ergebnisse: Wir fanden komplette homonyme Hemianopsien (6/), Quadrantenanopsien (/) und einen keilförmigen Gesichtsfelddefekt (/). Häufigste Ursache waren Hirntumore (5/), gefolgt von perinataler Ischämie, Blutung und Schädel-Hirn-Trauma (je /). Häufigster Läsionsort war die Sehstrahlung (isoliert: n=5; in Kombination mit anderen Läsionsorten: n=). Konklusion: Tumore und Schädel-Hirn-Traumata sind in Zusammenschau mit der Studienlage (Kedar et al 005, Liu et al 997) die zwei häufigsten Ursachen eines homonymen Gesichtsfelddefektes im Kindesalter. Hierbei besteht meist eine isolierte oder in Kombination auftretende Läsion der Sehstrahlung. Da homonyme Gesichtsfelddefekte nicht selten unterdiagnostiziert werden (Harbert et al 0), sind Kenntnisse über Ursachen und radiologische Befunde wichtig, um bei Verdacht eine gezielte Untersuchung des Gesichtsfeldes zu initiieren und wenn nötig frühzeitig Rehabilitationsmaßnahmen zu ergreifen. FV0-0 Neurometabolische Erkrankungen bei Kindern mit BNS-Epilepsie Single Center Übersicht im Rückblick über 0 Jahre B. Fiedler, J. Althaus, T. Deba, C. Elpers, J. Krois-Neudenberger, T. Marquardt, O. Schwartz, A. Täuber, G. Kurlemann Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Neuropädiatrie, Deutschland Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Stoffwechsel, Deutschland Hintergrund: Die BNS-Epilepsie ist ein schweres, altersgebundenes Epilepsiesyndrom mit unterschiedlichen ätiologischen Ursachen. Hereditäre neurometabolische Erkrankungen sind selten und ihr direkter Zusammenhang zur BNS- Epilepsie bisher in der Literatur nicht oft beschrieben. Methode: Wir haben die BNS-Fälle an der Universitätskinderklinik Münster im Bereich Neuropädiatrie aus den letzten Jahrzehnten aufgearbeitet. Zusammengefasst werden Fälle aus 0 Jahren (990-00) mit Langzeitverlauf. Ergebnisse: Insgesamt wurden in dem Zeitraum 96 Patienten mit BNS- Epilepsie diagnostiziert. Davon hatten 7 (,6 %) Patienten eine neurometabolische Diagnose: jeweils ein Patient mit Mukopolysaccharidose Typ I und LACHAD (Long-chain -hydroxyacyl-coa dehydrogenase) -Mangel, zwei Patienten hatten ein CDG (congenital disorder of glycosilation) -Syndrom (CDG I-f und SLC5A-Mutation), bei drei Patienten wurde basierend auf klinischen Symptomen eine Mitochondriopathie diagnostiziert. Von den 7 Patienten sind Patienten noch im Kindesalter verstorben. Die überlebenden zeigen im Langzeitverlauf ein schlechtes Outcome. Im Funktionalen Selbständigkeitsin- 06 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

67 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 dex (FIM) sind alle auf totale oder ausgeprägte Hilfe angewiesen, untersucht werden hier 7 Bereiche (Selbstversorgung, Kontinenz, Transfer, Fortbewegung, Kommunikation und Soziales). Schlussfolgerung: Neurometabolische Ursachen für die BNS-Epilepsie sind selten. Mit verbesserter gerade genetischer Diagnostik werden sie aber wahrscheinlich in den nächsten Jahren häufiger als Ursache identifiziert werden. Das Langzeit-Outcome dieser Patienten ist sehr schlecht. FV0-0 Entwicklungsprofile von Kindern mit Pyridoxin-abhängiger Epilepsie (PDE) H. Hartmann, A. Das, J. Prüfe, C. van Karnebeek Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland Children s Hospital, University of British Columbia, Canada Hintergrund: Bei den meisten Patienten mit Antiquitin Defizienz wird unter Pyridoxin Therapie Anfallsfreiheit erreicht. Dennoch weisen % eine mentale Retardierung auf. Inwieweit adjunvante Therapien wie eine Lysin-reduzierte Diät oder Arginin Supplementation zu einer Verbesserung führen, ist noch unklar. Wir untersuchten die Entwiclungsprofile von Kindern mit PDE. Methode: Elf Patienten (8w, m) wurden untersucht mit einem medianen Alter von.9 Jahren (0 Monate 5 Jahre). Alle Patienten erhielten Pyridoxin, 6 wurden zusätzlich mit einer Lysin-reduzierten Diät behandelt. Zusätzlich zu altersgemässen Entwicklungstests (Bayley scales III in 6, WPSSI-III in, WISC-IV in ) wurde ein standardisierter Fragebogen zum Verhalten angewandt. Ergebnisse: Von 6 Kinder < Jahren zeigten eine normale Entwicklung. Die motorische Entwicklung war bei /6 verzögert, der Spracherwerb bei /6. Von 5 Kinder > Jahren zeigten einen unterdurchschnittlichen verbalen IQ und alle eine reduzierte Verarbeitungsgeschwindigkeit. Neun/ Kindern zeigten okulomotorische Defizite in Verbindung mit Schielen mit konsekutiver Beeinträchtigung der Fixation und von Folgebewegungen sowie bei / Gesichtsfeldausfällen. Verhaltensstörungen wurden bei allen ausser den beiden jüngsten Kindern angegeben, bei / wurde eine Autismus-Spektrum Störung diagnostiziert. Schlussfolgerung: Trotz Leitlinien-gemässer Therapie mit Pyridoxin und Lysin-reduzierter Diät bestätigt unsere Untersuchung erhebliche Entwicklungsstörungen vor allem bei älteren Kindern mit PDE. Neben den bekannten Auffälligkeiten des Spracherwerbs zeigten die meisten Kinder Defizite bei Verarbeitungsgeschwindigkeit und okulo-motorische Probleme. Um den Effekt adjuvanter Therapien zu untersuchen, wurde ein Patientenregister (REDCap) etabliert. FV0-05 Das Phänotypspektrum der frühkindlichen multisystemischen neurologischen, endokrinen und pankreatischen Erkrankungen IMNEPD S. Picker-Minh -, C. Mignot, D. Doummar 5, M. Hashem 8, E. Faqeih 9, P. Josset 6, B. Dubern 7, FS. Alkuraya 8, C. Huebner, N. Kraemer -, AM Kaindl - * Department of Pediatric Neurology and Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Center for Chronic Sick Children and Institute of Cell Biology and Neurobiology Charité Universitätsmedizin Berlin, Germany Department of Genetics 5 Department of Pediatric Neurology 6 Department of Anatomy and Pathology and 7 Department of Pediatric Nutrition and Gastroenterology, AP-HP, Armand Trousseau Hospital, France 8 Department of Genetics, King Faisal Specialist Hospital and Research Center, Saudi Arabia 9 Department of Pediatric Subspecialties, Children s Specialist Hospital, King Fahad Medical City, Saudi Arabia Hintergrund und Methoden: Die frühkindliche multisystemische neurologische, endokrine und pankreatische Erkrankung (IMNEPD) konnte kürzlich auf homozygote Mutationen des Peptidyl-tRNA-Hydrolase -Gens zurückgeführt werden. Die zwei Indexpatienten der Erstpublikation zeigten vielfältige neurologische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel eine sekundäre Mikrozephalie, Intelligenzminderung, Entwicklungsverzögerung, Innenohrschwerhörigkeit, progressive Kleinhirnatrophie, Ataxie und periphere Neuropathie auf. Des Weiteren wiesen sie eine distale Muskelschwäche und Pathologien der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse und der Leber auf. Um das Phänotypspektrum von IMNEPD besser zu erfassen, haben wir Patienten mit einem IMNEPD-ähnlichen Phänotyp genetisch untersucht. Ergebnisse: Wir haben fünf weitere Patienten mit einer IMNEPD Erkrankung durch eine weitere homozygote Mutation des PTRH-Gens identifiziert. Wir konnten so das Phänotyp-Spektrum von IMNEPD erweitern und zwischen Kernsymptomen der Erkrankung und interindividuellen Unterschiede differenzieren. Wir hoffen die IMNEPD-Erkrankung besser zu erfassen und das Bewusstsein für diese neue Krankheitsentität und ihre Diagnose zu fördern. FV0-06 Demyelination Load und Hirnatrophie bei juveniler Metachromatischer Leukodystrophie M. Strölin, S. Groeschel, Ch. Kehrer, I. Krägeloh-Mann Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Universitätskinderklinik Tübingen Hintergrund: Die Metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine seltene metabolische Erkrankung, die zu Demyelinisierung und progredienter neurologischer Symptomatik führt. Das Volumen der Demyelinisierung, der Demyelination Load, hat sich als ein klinisch relevanter Parameter für den Krankheitsprogress der spät-infantilen Form erwiesen. Das Ziel dieser Studie war nun die Korrelation von Hirnveränderungen mit dem Krankheitsverlauf bei juveniler MLD. Methodik: Es wurden 7 MRTs von 6 Patienten mit juveniler MLD in dieser Studie analysiert. Demyelination Load und Hirnvolumen wurden mittels der zuvor entwickelten Softewaretoolbox clusterize quantifiziert. Die klinischen Daten wurden innerhalb des Leukodystrophie-Netzwerks Leukonet deutschlandweit erhoben. Um den prognostischen Wert des Demyelination Load im Frühstadium der Erkrankung (Diagnosestellung) zu beurteilen, wurde der Krankheitsverlauf retrospektiv als schnell oder langsam fortschreitend definiert. Dazu wurde der Median der Zeit von den ersten motorischen Symptomen bis zum Verlust des selbstständigen Gehens verwendet. Ergebnisse: Der Demyelination Load, bezogen auf das individuelle Hirnvolumen, korrelierte signifikant mit grobmotorischer Funktion (r= +0.5) und dem IQ (r= 0.55). Es konnte zudem ein Zusammenhang zwischen dem Demyelination Load bei erstem MRT (Diagnosezeitpunkt) und dem Schweregrad des Krankheitsprogresses festgestellt werden (p<0.0). Schlussfolgerungen: Zum ersten Mal konnte in einer großen Kohorte von Patienten mit juveniler MLD gezeigt werden, dass der Demyelination Load mit motorischen und kognitiven Symptomen korreliert und damit ein funktionell relevanter MRT-Parameter ist. Darüber hinaus war der Demyelination Load zum Zeitpunkt der Diagnose von prognostischem Wert für die Schwere des Krankheitsverlaufs. Die Ergebnisse dieser Studie liefern zudem Referenzdaten für Therapieinterventionen, wie beispielsweise die hämatopoetische Stammzelltransplantation. FV0-07 Evaluation der Ernährungssituation neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher S. Tyman, R.-G. Siefen, M. Kersting,, T. Lücke, A. Schmidt-Choudhury Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital Forschungsinstitut für Kinderernährung e. V. Dortmund Hintergrund: Infolge des zunehmenden medizinischen Fortschritts überleben immer mehr Patienten mit extremer Frühgeburtlichkeit, komplexen neurologischen Fehlbildungssyndromen oder auch seltenen genetischen Erkrankungen und erreichen das Erwachsenenalter. Oft entstehen im Verlauf eine Reihe von Ernährungsproblemen in diesem Patientenkollektiv. Die Fähigkeiten schlucken, trinken und essen zu können sind Meilensteine der kindlichen Entwicklung, die bei den o.g. Patienten jedoch häufig nur durch ein enormes Engagement der Eltern erreicht werden. Einige Patienten verlieren ob ihrer Grunderkrankung diese Fähigkeiten und entwickeln erst später schwere Ernährungsprobleme. Gute Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der Ernährungsproblematik existieren hierzulande nicht. Es sind interdisziplinär viele Betreuer involviert, aber Ernährungsteams sind jedoch kaum in Kinderkliniken etabliert. Wie viele Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ein Ernährungsproblem in Deutschland haben, ist noch unklar. Methodik: Der erste Teil dieser Pilotstudie dient der Erfassung dieser Problematik. Dafür existieren vier unterschiedliche Fragebögen..Elternfragebogen für Kinder mit einer Ernährungsstörung,. Elternfragebogen für Kinder mit Gastrostoma. Fragebogen für betreuende ärztliche Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Disziplinen. Fragebögen für das Betreuungspersonal der unterschiedlichen Fachrichtungen (z. B. Pflege, Ernährungsberater, Physiotherapeuten). Die Beantwortung der Fragebögen ist sowohl online als auch in gedruckter Form möglich und erfolgt anonym. Zielsetzung: Ziel dieser Pilotstudie ist die erstmalige umfassende Erhebung der Ernährungsproblematik neurologisch schwer behinderter Kinder und Jugendlicher mit/ohne ein perkutanes Enterogastrostoma (PEG) in NRW/Deutschland. Schlussfolgerung: Im Rahmen der Präsentation soll dargelegt werden wie das Projekt aufgebaut ist, welche Hürden in der Pilotphase genommen werden mussten und wie der weitere Projektablauf geplant ist. Vorläufige Ergebnisse werden präsentiert. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 07

68 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 VS-Videosession VS0-0 Seltener Fall eines rezidivierenden Miller-Fisher-Syndroms? F. Andresen, B. Püst, B. Kohl, R. Korinthenberg Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Neuropädiatrie, Hamburg, Deutschland Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Neuropädiatrie und Muskelkrankheiten, Freiburg, Deutschland Hintergrund: Die klinische Variabilität akut inflammatorischer peripherer Neuropathien ist groß, schwierig insbesondere manchmal die Zuordnung zum Guillain-Barre - bzw. zum (Miller-) Fisher-Syndrom (The Brighton Collaboration GBS WorkingGroup). Fallbericht: Wir berichten über ein bei Erstvorstellung,6 jähriges Mädchen mit infektgetriggert remittierenden Episoden von Ataxie, Areflexie der unteren Extremitäten und Schwäche bis zur Gangunfähigkeit sowie expressiver Sprachstörung mit wechselndem Leitsymptom. Wiederholte bildgebende Diagnostik kraniell und spinal blieb unauffällig. In der Liquordiagnostik gelang der Nachweis einer Schrankenstörung, eine Eiweißerhöhung im Liquor bestand nicht. Es zeigte sich keine Befunderweiterung bei Repunktion nach Wochen. Es gelang kein Erregernachweis in Liquor/Serum/Stuhl, ebenso kein Nachweis von Gangliosid- oder Aquaporin-Ak. Es bestand kein Hinweis auf eine Organoacidopathie oder Ceroidlipofuszinose. Neurophysiologisch zeigte sich zweimalig der Nachweis einer A-Welle, die sich im Verlauf nicht mehr nachweisen ließ, ansonsten regelrechte Nervleitung. Sowohl die Erstmanifestation als auch zwei infektgetriggerte Rezidive nach Monaten sprachen jeweils sehr gut und prompt auf Methylprednisolon an. Eine Behandlung mit Immunglobulinen musste nach der ersten Gabe wegen Verdacht auf eine allergische Reaktion abgebrochen werden. Ergebnisse / Schlussfolgerung: Aufgrund des führenden Symptoms der Ataxie diagnostizierten wir einen seltenen Fall eines rezidivierenden Miller-Fisher- Syndroms, gut ansprechend auf Methylprednisolon-Therapie. Differenzialdiagnostisch sind eine prednisonresponsive Cerebellitis oder auch das Vorliegen einer ATPA-Mutation denkbar, wobei Letzteres durch das mittlerweile dreimalige jeweils prompte Ansprechen auf Corticoidgaben unwahrscheinlich ist. Bemerkenswert war zudem eine wechselnde Betonung der Leitsymptome Ataxie und Neuropathie ohne sonst typische Hirnnervenparesen. VS0-0 Kinder mit congenitalem myasthenem Syndrom (CMS) aufgrund von Mutationen im CHRNE-Gen B. Stüve, S. Cirak, A. Della Marina, U. Schara Kliniken Köln Universitätsklink Köln, Humangenetik Universitätskinderklinik Essen Congenitale myasthene Syndrome (CMS) beruhen auf genetisch determinierten Funktionsstörungen der motorischen Endplatte und führen zu einer zumeist neonatal oder im Kleinkindalter auftretenden belastungsabhängigen Schwäche verschiedener Muskeln. Zusätzliche Symptome sind häufig variabel, können vereinzelt aber spezifische Hinweise auf die zugrundeliegende Pathologie liefern, einige CMS kommen in bestimmten Ethnien gehäuft vor. Wir demonstrieren anhand von Videos Kinder mit Migrationshintergrund, bei denen v.a. eine Ophthalmoparese zusammen mit einer belastungsabhängigen Schwäche zur Diagnose einer Mutation im CHRNE Gen geführt hat. VS0-0 Phänotypisches Spektrum der Hereditären Spastischen Paraparesen im Kindesalter M. Döbler-Neumann, R. Schüle, I. Krägeloh-Mann Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Deutschland Zentrum für Neurologie und Hertie Institut für klinische Hirnforschung, Universität Tübingen, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Tübingen, Deutschland Hintergrund: Die hereditären spastischen Paraparesen (HSP) gehören zu den seltenen neurologischen Erkrankungen mit einer Prävalenz von,8 5,5/ Sie bilden eine klinisch und genetisch heterogene Krankheitsgruppe. Klinisches Hauptmerkmal ist die Entwicklung einer progredienten spastischen Gangstörung aufgrund einer Degeneration der langen Axone der cortikospinalen Bahnen. Während sich bei den sogenannten reinen Verlaufsformen die Symptomatik im Wesentlichen auf die Folgen der gestörten cortikospinalen Bahnen beschränkt, zeichnen sich komplizierte Formen durch vielfältige neurologische und nicht-neurologische Zusatzsymptome aus, wie zum Beispiel kognitive Beeinträchtigungen, Optikusatrophie, cerebelläre Ataxie, periphere Neuropathie u. a.. HSPs werden autosomal dominant, autosomal rezessiv oder x-chromosomal vererbt und durch Mutationen in über 70 verschiedenen Genen (SPG -7) verursacht. Das phänotypische Spektrum ist sowohl in der Gesamtgruppe der hereditären spastischen Paraparesen als auch innerhalb desselben genetischen Subtyps groß mit variablem Erkrankungsbeginn und unterschiedlichem Schweregrad der spastischen Gangstörung. Patienten und Methoden: An der Universitätskinderklinik Tübingen werden im Rahmen einer interdisziplinären Sprechstunde in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Neurologie Kinder mit einer HSP betreut. Mittels einer umfassenden genetischen Abklärung durch Einzelgensequenzierung und Next Generation Sequenzing basierte Untersuchungen (HSP-Panel mit 98 HSP-asssoziierten Genen, Whole Exome Sequencing) konnte bei Kinder die HSP genetisch gesichert werden. Anhand von kurzen Krankheitsvignetten mit Videobeispielen soll das phänotypische Spektrum dargestellt werden. Ergebnisse: Von den Kinder hatten 6 eine SPG ( reine, komplizierte), eine SPG, eine SPG, eine SPG 5 und eine SPG 5. Schlußfolgerung: Die klinische Variabilität in diesen Fällen ist beträchtlich. Die klinische Variabilität demonstriert die Notwendigkeit einer breiten Panel- Diagnostik in dieser heterogenen Krankheitsgruppe. VS0-0 Epilepsiesyndrom mit anhaltenden Myoklonien, Bewegungsstörung und zerebellärer Pathologie bei Mutation im TBCD-Gen B. Fiedler, J. Althaus, T. Deba, C. Elpers, K. Hörtnagel, M. Rödiger, O. Schwartz, G. Kurlemann Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Allgemeine Pädiatrie, Bereich Neuropädiatrie, Deutschland CeGat GmbH Tübingen, Deutschland Hintergrund: Rezessive Mutationen im TBCD-Gen sind Ursache für verschiedene Epilepsiesyndrome, Taubheit und das DOORS Syndrom. Methode/Ergebnisse: Wir stellen einen männlichen Patienten mit einer compound heterozytogen Variante im TBCD-Gen vor, der über jetzt 9 Jahre einen breit gefächerten Symptomenkomplex entwickelt hat. Mit Monaten wurde eine frühkindliche Grand Mal-Epilepsie diagnostiziert. Im klinischen Verlauf zeigten sich eine globale Entwicklungsretardierung, ein ataktisches Gangbild und fieberassoziierte Status epileptici. Die ersten cmrts mit 7 Monaten und ;6 Jahren ergaben keine Pathologie. Mit ;6 Jahren entwickelte der Patient eine anhaltende manifeste Vertikalbewegung des linken Auges. Schließlich kam es zu langanhaltenden meist seitenbetonten, dysrhythmischen Myoklonien der Arme, die über Stunden bis Tage anhielten und nur zum Teil im Schlaf sistierten. Im Verlauf zeigten sich Myoklonien fazial und in den unteren Extremitäten, bei denen der Patient immer voll ansprechbar war. Im gleichzeitig abgeleiteten Oberflächen-EEG konnte ein epilepsiespezifisches Korrelat ausgeschlossen werden. Mit 7 und 9 Jahren zeigte sich in der cmrt eine progrediente Volumenminderung und T-Signalanhebung beider Kleinhirnhemisphären. Molekulargenetisch konnten zwei initial nicht-klassifizierbare Varianten im TBCD- Gen gefunden werden, wovon eine mittlerweile als pathogen klassifiziert wurde. Kürzlich wurde ein Patient mit einer neuen homozygoten Mutation im TBCD- Gen beschrieben, der wie unser Patient über Tage anhaltende multifokale Myoklonien und eine Kleinhirnhemisphärenpathologie zeigt. Schlussfolgerung: Rezessive Mutationen im TBCD-Gen zeigen ein variables klinisches Spektrum. Wie in unserem Fall werden z.t. typischerweise langanhaltende Myoklonien beschrieben, in denen das Bewusstsein erhalten bleibt, die mentale und motorische Entwicklung der Patienten kann normal bis deutlich verzögert sein, Pathologien der Kleinhirnhemisphären können auftreten. VS0-05 Zungenzittern - isolierter Zungentremor eine seltene Tremorvariante G. Kurlemann, B. Fiedler Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bereich Neuropädiatrie, Allgemeine Pädiatrie, Deutschland Hintergrund: Der Zungentremor ist eine seltene Tremorvariante des essentiellen Tremors. Material und Methode: 7 jährige Patientin, bisherige Entwicklung altersentsprechend, Gymnasiastin. Seit zwei Jahren hochfrequentes Zungenzucken, besonders bei Erregung, so dass das Sprechen schwerfällt, selten begleitender Speichelfluss. Klinisch neurologisch und pädiatrisch intern kein pathologischer Befund. Routinelabor ohne Befund. cmrt ohne Befund. Das Zittern der Zunge vermindert sich oder läßt sich ganz unterdrücken durch Anpressen der Zunge gegen die Zahnleiste. Kein Tremor der Hände, des Kopfes oder des Gaumensegels. Die Eindosierung von Propranolol mit mg/kg KG unterdrückt den Zungentremor nach wenigen Tagen Therapie, ruft aber eine Müdigkeit bei der Patientin hervor. 08 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

69 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Die Hälfte der Propranololdosis 0.5 mg/kg KG hat einen anhaltenden therapeutische Effekt ohne Nebenwirkungen. Schlußfolgerung: Der isolierte Zungentremor ist eine seltene Variante des essentiellen Tremors und läßt sich ebenfalls mit Propranolol gut behandeln. Der Zungentremor vor und unter Therapie wird videographisch demonstriert. VS0-06 Vom Affekt zur Asystolie Ein Fall von Affektkrämpfen mit Schrittmacherindikation KA. Klotz, A. Jakob, J. Kirschner, B. Stiller, R. Korinthenberg Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen, Universitätsklinikum Freiburg, Deutschland Klinik für angeborene Herzfehler und pädiatrische Kardiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg, Deutschland, Hintergrund: Affektkrämpfe sind häufige, meist benigne, selbstlimitierende Phänomene des Kindesalters. Wir berichten über den seltenen Fall ausgeprägter Affektkrämpfe mit Indikation zur Herzschrittmacherimplantation. Fallvorstellung: 0 Monate altes Kleinkind mit Affektkrämpfen seit dem 8. Lebensmonat. Ambulanter Therapieversuch mit einem Eisenpräparat ohne klinischen Effekt. Bei erneuter Wiedervorstellung Anamnese von über 0 Affektkrämpfen täglich seit mehreren Monaten, teilweise gefolgt von anoxischen Krampfanfällen. Im Video-EEG-Monitoring durch Ärger ausgelöste Schreiattacken, gefolgt von Apnoe, Opisthotonus, Bewußtseinsverlust und diffuser Verlangsamung der elektroencephalographischen Hintergrundaktivität. Auffällig waren verzögert einsetzende Asystolien bis s Dauer. Nach Ausschluss von zugrundeliegenden Herzrhythmusstörungen wurde interdisziplinär die Indikation zur Implantation eines epikardialen Kammerschrittmachers (VVI) gestellt. Im Anschluss deutlicher Rückgang von Ereignisfrequenz, Bewußtseinsverlust und Verschwinden der Krampfanfälle. Diskussion: Das aufgrund der ungewöhnlichen Häufigkeit der Affektkrämpfe durchgeführte Video-EEG-Monitoring zeigte den typischen Befund einer Verlangsamung der Hintergrundaktivität als Zeichen einer cerebralen Hypoxie. Untypisch ist jedoch die Dauer der Asystolie. Ein Therapieversuch mit einem synthetischen GABA-Agonisten (Piracetam) zur Vermeidung repetitiver cerebraler Hypoxien wurde diskutiert. Die prolongierte Asystolie durch eine vagotonen Reaktion stellt jedoch einen unabhängigen Risikofaktor für einen plötzlichen Herztod dar und führte zur Indikationsstellung einer Schrittmacherimplantation. Die erhoffte Reduktion der Bewusstlosigkeitsdauer durch Vermeidung einer Asystolie-bedingten Hypoxie trat sofort ein. Die darüber hinaus eingetretene Halbierung der Ereignisfrequenz lässt sich nicht unmittelbar erklären. Schlussfolgerung: Affektkrämpfe sind in der Regel benigne und selbstlimitierend. Häufige und prolongierte Affektkrämpfe können durch die auftretende Hypoxie zu neuronalen Funktionsstörungen führen. Prolongierte Asystolien stellen einen Risikofaktor für einen plötzlichen Herztod dar. Hier ist die Implantation eines Schrittmachers als Therapieoption zu erwägen. VS0-07 Dopamin-responsive Dystonie wichtige Differentialdiagnose der Cerebralparese S. Gabriel, G. Kluger, T. Herberhold, K. Hess, T. Neuhann, M. Staudt Klinik für Neuropädiatrie und Neurorehabilitation, Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche, Schön Klinik Vogtareuth, Deutschland Medizinisch genetisches Zentrum, München, Deutschland Einleitung: Die Dopamin-responsive Dystonie (DRD) ist eine seltene Erkrankung, die aufgrund ihres weiten klinischen Spektrums und ihrer genetischen Heterogenität zur Fehldiagnose einer dyskinetischen Zerebralparese führen kann. Die mittlere Zeitspanne zwischen Beginn der Symptome und Diagnose der DRD beträgt,5 Jahre [Wijemanne et al, 05]. Zielsetzung: Notwendigkeit einer Neurotransmitterbestimmung im Liquor bei dyskinetischer CP und unauffälligem MRT. Anamnese: 9-jährige Patientin, Schwangerschafts- und Geburtsanamnese unauffällig. Im ersten Lebensjahr zunehmender Muskeltonus übergehend in eine schwere dyston-spastische Bewegungsstörung, daher zunächst Diagnose einer dyskinetischen Cerebralparese (GMFCS V). Bei gutem Sprachverständnis konnte eine verbale Verständigung über Blicksteuerungscomputer etabliert werden, ein aktives Sprechen wurde nie erreicht. Weitreichende genetische und metabolische Diagnostik sowie MRT-Untersuchungen des Kopfes/ der Wirbelsäule blieben ohne wegweisenden Befund. Therapeutisch erfolgten wiederholte Botulinumtoxininjektionen und orthopädische Eingriffe. Diagnostik und Therapie: Aufgrund der Diskrepanz zwischen schwerwiegendem klinischen Bild und unauffälligem MRT erfolgte ein Therapieversuch mit L-DOPA (initiale Startdosis 5 mg, dabei psychotische Reaktion). Bei langsamerer Aufdosierung (Startdosis,5 mg) zeigte sich, bei guter Verträglichkeit, eine beeindruckende Besserung der motorischen Bewegungsstörung und beginnende aktive Sprachproduktion. Eine Neurotransmitterbestimmung im Liquor (Abnahme vor Therapiebeginn!) zeigte Homovanillinsäure (HVA) und 5-Hydroxyindolinessigsäure (HIES) sowie HVA/ HIES-Quotient deutlich erniedrigt. Bei Nachweis zweier als pathogen einzustufender Mutationen im Tyrosin-Hydroxylase-Gen (Compound-Heterozygotie) konnte die Diagnose einer autosomal rezessiven Dopamin-responsiven Dystonie gestellt werden. Schlussfolgerung: Der Fallbericht bestätigt, dass die DRD durch Mutation im Tyrosin-Hydroxylase-Gen aufgrund des frühen Beginns der Bewegungsstörung (dyston, spastisch) und der fehlenden Fluktuation klinisch eine dyskinetische Cerebralparese imitieren kann. Daher ist bei dyskinetischer Cerebralparese und unauffälligem MRT eine Neurotransmitterbestimmung im Liquor durchzuführen. VS0-08 Neuartige Adenylatcyclase 5 Gen (ADCY5) Mutationen verursachen einen neuen, der alternierenden Hemiplegie des Kindesalter (AHC) ähnelnden Phänotyp und erweitern somit das klinische Spektrum der ADCY5 assoziierten hyperkinetischen Dyskinesien. J. Schallner, A. Westenberger, C. Klein, M. von der Hagen, G. Gillessen-Kaesbach, A. Münchau Abteilung Neuropädiatrie, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland Institut für Neurogenetik, Universität Lübeck, Lübeck, Germany Institut für Humangenetik, Universität Lübeck, Lübeck, Germany Hintergrund: Mutationen im ADCY5 Gen verursachen eine seltene hyperkinetische Bewegungsstörung mit Beginn im frühen Kindesalter. Sie imponiert mit einer unterschiedlich stark ausgeprägten Chorea, Myoklonus und Dystonie, und geht häufig mit einem oro-fazialen Myoklonus einher. Wir präsentieren zwei Jungen mit einem neuen Phänotyp, der an das Vorliegen einer alternierenden Hemiplegie des Kindesalters (AHC) erinnert. Methode: Wir präsentieren zwei Jungen mit einer gleichartigen klinischen Phänomenologie. Beide haben eine generalisierte Chorea und einen fazialen Myoklonus. Zusätzlich treten bei ihnen seit dem frühen Kindesalter paroxysmale plegische Episoden auf, die der Symptomatik einer alternierenden Hemiplegie des Kindesalters (AHC) gleicht. Ergebnisse: Bei beiden Patienten konnten neue Mutationen im ADCY5 Gen (c.05c>a; p.asp05glu und c.07a>t; p.glu05val) gefunden werden. Schlussfolgerung: Die beiden Patienten mit Nachweis von neuen Mutationen im ADCY5 Gen erweitern das phänotypische Spektrum der ADCY5-assoziierten hyperkinetischen Dyskinesien. Eine molekulargenetische Untersuchung des ADCY5-Gens sollte bei Patienten mit der Symptomatik einer alternierenden Hemiplegie des Kindesalters in Betracht gezogen werden, insbesondere bei zusätzlichem Vorliegen einer hyperkinetischen Bewegungsstörung. VS0-09 Ehlers-Danlos-Syndrom, kyphoskoliotische Form (Typ VI) als Differentialdiagnose einer neuromuskulären Erkrankung. M. Schroth,, C. Reihle, M. Wachowsky, L. Travan, M. Buob, M. Blankenburg Klinikum Stuttgart Olgahospital, Pädiatrie, Pädiatrische Neurologie Klinikum Stuttgart Olgahospital, Orthopädische Klinik Ospedale Infantile Burlo Garofolo, Trieste Klinikum Ludwigsburg, Sozialpädiatrisches Zentrum Hintergrund: Differentialdiagnose zu einer neuromuskulären Erkrankung ist das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS), kyphoskoliotische Form (vormals Typ VI; OMIM 500). Die Patienten imponieren postnatal mit Kyphoskoliose, ausgeprägter muskulärer Hypotonie, motorischer Entwicklungsverzögerung, samtartiger Hauttextur sowie großer Körperlänge aufgrund einer seltenen autosomal-rezessiven Störung des Kollagenstoffwechsels mit Mutation im PLOD-Gen. Wir zeigen den klinischen Verlauf bei einem Patienten mit 6 und Monaten anhand von Videound Bildmaterial. Fallbericht: Wir präsentieren ein zum Zeitpunkt der Erstvorstellung sechs Monate alten Säugling mit dem Aspekt eines floppy infant, überstreckbaren Gelenken, konnataler Kyphoskoliose und Großwuchs. Im Verlauf zeigte sich eine Besserung der Hypotonie, freies Gehen war im Alter von 0 Monaten möglich. Eine Versorgung mit Orthesen für Sprunggelenke und Korsettversorgung der Wirbelsäule war im zweiten Lebensjahr notwendig. Genetisch konnte der Nachweis eines EDS, kyphoskoliotische Form durch Mutationsanalyse im PLOD-Gen erbracht werden. Schlussfolgerung: Kinder mit EDS können postnatal mit ausgeprägter motorischer Hypotonie mit Aspekt eines floppy infants imponieren. Durch Kenntnis der Symptomkonstellation kann durch Untersuchung des Urines auf Pyridinoline und Molekulardiagnostik des PLOD-Genes eine verzögerte Diagnosestellung oder Muskelbiopsie bei Verkennung als muskuläre Erkrankung vermieden werden. Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 09

70 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 VS0-0 Paroxysmale Bewegungsstörungen bei Glut-Defekt N. Heussinger, B. Leiendecker, J. Klepper Kinderklinik Aschaffenburg, Deutschland Universitätsklinikum Essen, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Kinderheilkunde I/SPZ, Deutschland Hintergrund / Ziel: Der Glut-Defekt (GLUTD) beeinträchtigt den Glukosetransport ins Gehirn und verursacht damit eine zerebrale Energiekrise. Folge sind Entwicklungsverzögerung, Epilepsie und eine komplexe Bewegungsstörung. In der letzten Zeit sind vorwiegend paroxysmale und belastungsabhängige Bewegungsstörungen hinzugekommen, mit einer deutlichen Zunahme in Pubertät und Adoleszenz. Bestimmung der Inzidenz sowie Beschreibung klinischer Merkmale und auslösender Faktoren paroxysmaler Ereignisse (PE) beim pädiatrischen GLUTD. Methoden: 60 Patienten aus der GLUTD-Nachsorge wurden gebeten Videos von a) normaler Bewegung und b) paroxysmalen Ereignissen bereitzustellen und einen Fragebogen bezüglich des Auftretens paroxysmaler Ereignisse auszufüllen. Ergebnisse: Drei Videos zeigten exemplarisch den unterschiedlichen Charakter der PE: ataktisch-dyston, choreatiform und spastisch-dyston. 56/60 Fragebögen wurden ausgefüllt zurückgesendet. PE traten bei /56 (7 %) der Patienten auf und betrafen sowohl Motorik, Muskeltonus, Sprache als auch Vigilanz. Anstrengung, eine niedrige Ketose und Schlafentzug wurden als mögliche Auslöser angegeben. Die Episoden dauerten unterschiedlich lange, unabhängig von Geschlecht, Höhe der Liquorglukose, SLCA-Mutation, oder Form der ketogenen Diät. Schlussfolgerung: Paroxysmale, nicht-epileptische Ereignisse, die mit dem Alter zunehmen, wurden als ein wesentliches klinisches Merkmal des GLUTD (/ Patienten) angegeben. Sie sollten bei Kindern/Jugendlichen mit GLUTD gezielt erfragt und erkannt werden. Unsere Ergebnisse bilden zudem eine Brücke zwischen dem pädiatrischen GLUTD und der GLUTD-assoziierten paroxysmal exertion dystonia des Erwachsenen. VS0- Anti-NMDA-Rezeptor-Encephalitis nach Herpesencephalitis (HSV) B. Stüve, S. Waltz, A. Guggemos, A. Prokop, C. Taylan, L. Weber Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie, Kinderkrankenhaus, Kliniken Köln Kinderonkologie/-hämatologie, Kinderkrankenhaus, Kliniken Köln Kindernephrologie, Universitätskinderklinik Köln Hintergrund: Eine Herpes-simplex-Typ-Encephalitis ist eine akute virale Encephalitis mit hoher Morbidität und Mortalität. Der Verlauf ist in der Regel monophasisch, sekundäre Verschlechterungen innerhalb weniger Wochen auch nach frühzeitiger effektiver antiviraler Therapie sind aber v.a. bei Kindern bekannt, die Ursachen dafür bleiben z.t. unklar. In den letzten Jahren werden vermehrt Fallberichte potentiell behandelbarer sekundärer Anti-N-Methyl-d-Aspartat- Rezeptor-Encephalitiden (Anti-NMDA) nach HSV-Encephalitis beschrieben. Fallbericht: 9/ Jahre alter zuvor gesunder Junge, seit Tagen fieberhafter Infekt, müde. Bei Aufnahme Vigilanzstörung, fokale Anfälle, orale Bläschen. HSV-PCR i.l. positiv. Unter Aciclovir i.v. sowie antikonvulsiver Therapie zunächst weitestgehend zufriedenstellender Verlauf. Nach Tagen progrediente Verschlechterung mit schwerster Encephalopathie sowie überwiegend extrapyramidaler Bewegungsstörung. HSV-PCR zu diesem Zeitpunkt i.l. negativ, Anti- NMDA-Rezeptor-AK i.s. negativ, i.l. positiv (:6). Im Verlauf Anti-NMDA-Rezeptor-AK auch i. S nachweisbar. Cortison, Immunglobuline (IVIG) sowie mehrfache Immunadsorption ohne klinischen Effekt. Nach einmaliger Gabe von Rituximab sowie bisher 5 malig Cyclophosphamid deutliche klinische Besserung und Rückgang der Anti-NMDA-Rezeptor-AK. Schlußfolgerung: Eine sekundäre klinische Verschlechterung nach Herpesencephalitis kann autoimmun, v.a. durch Anti-NMDA-R-AK, getriggert sein. Wie in unserem Fall, können die Antikörper evtl. zunächst nur im Liquor, nicht im Serum, nachweisbar sein. Da eine immunmodulierende Therapie möglich und oft effektiv ist, sollten nach einer sekundären Verschlechterung nach Herpesencephalitis die antineuralen Antikörper (v.a. Anti-NMDAR-AK) im Liquor untersucht werden. WS-Wissenschaftliche Session WS0-0 Die Hirnschädigung des Frühgeborenen neonatale Neuroprotektion U. Felderhoff-Müser Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Essen In den westlichen Industrienationen kommen 0- % aller Kinder als Frühgeborene zur Welt, - % davon werden unterhalb der. Schwangerschaftswoche geboren. Sie repräsentieren damit die größte Patientengruppe innerhalb der Kinderheilkunde. Durch Fortschritte in der Geburtshilfe und der neonatologischen Intensivmedizin konnte die Sterblichkeit der sehr kleinen Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht in den letzten Jahren erheblich gesenkt werden. Leider ließen sich die neurologischen Langzeitfolgen der Frühgeburtlichkeit nicht im selben Maße reduzieren. Die Inzidenz der schweren Zerebralparese mit erheblichen destruktiven Läsionen des Hirnparenchyms ist in den letzten Jahren glücklicherweise zurückgegangen. Unreife Frühgeborene überleben heute mit einem milderen Spektrum von motorischen und kognitiven Störungen, denen in hohem Maße neuronale und gliale Reifungsstörungen in der grauen und weißen Substanz zugrunde liegen. Dabei bedingen aberrante Regenerations- und Reparaturmechanismen reduziertes Gehirnwachstum und pathologische Vernetzungsvorgänge. Unterschiedliche Insulte, wie Schwankungen in der Sauerstoffspannung, Haemorrhagien, und Inflammation, können zu verschiedenen Zeiten (prä-, peri-, postnatal) auf das unreife Gehirn einwirken. Diese führen zu Zelltod von Neuronen und neuronalen Vorläuferzellen, was eine Reifungsverzögerung zur Folge hat ( multiple hit Hypothese ). Darüber hinaus perpetuiert das Fehlen der endogenen Wachstumsfaktoren, die über die Plazenta den Fetus erreichen, diese Entwicklungsstörungen. Gestörte Reifung und Tod von Oligodendrozyten führt zu pathologischer Myelinisierung und damit zur Schädigung der weißen Substanz und in der Folge zu kortikalen Vernetzungsstörungen. Diese wiederum liegen den kognitiven Störungen und neuropsychiatrischen Erkrankungen zugrunde, die bei ehemaligen Frühgeborenen gehäuft beobachtet werden. Trotz erheblicher Anstrengungen im Bereich der Grundlagenforschung konnten bisher keine geeigneten zielgerichteten neuroprotektiven Strategien identifiziert werden. Zudem ist die Definition des Behandlungszeitpunktes oft unklar, da Insulte zu verschiedenen Zeitpunkten der Entwicklung einwirken können. Im Fokus neuerer klinischer und experimenteller Untersuchungen steht die Evaluation regenerativer Therapien wie Wachstumsfaktoren (i. e. Erythropoietin) und die Applikation von mesenchymalen Stammzellen. WS0-0 Neonatale Neuroprotektion aus neuropädiatrischer Sicht: Aktuelle Aspekte bei Reifgeborenen mit hypoxischischämischen ZNS-Läsionen R. Trollmann Universitätsklinikum Erlangen, Kinder- und Jugendklinik Hypoxie und Ischämie zählen zu den häufigsten Ursachen perinatal erworbener ZNS-Läsionen spät Frühgeborener und Reifgeborener. Das klinische Spektrum umfasst u.a. die Hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE), den perinatalen Stroke und thromboembolische Läsionen bei Neugeborenen mit zyanotischen Herzfehlern. Obwohl Fortschritte des neonatalen Neuromonitorings beachtlich sind, sind Optionen der Prävention und Therapie meist limitiert. Die therapeutische Hypothermie (TH) kann das Outcome nach HIE verbessern und ist inzwischen als Standardtherapie etabliert. Das Ziel Neuroprotektion ist allerdings angesichts der hohen Rate an Mortalität/Langzeitmorbiditiät und unklarem Benefit auf inflammatorische Mechanismen nicht erreicht. Ein Fokus aktueller experimenteller Studien liegt auf dem besseren Verständnis endogener neurotropher Mechanismen und deren pharmakologische Aktivierung, die potentiell in Kombination mit TH additive neuroprotektive Effekte in Abhängigkeit von ZNS-Reifungsstadium, Phase der HI neurotoxischen Kaskade u.a. - bewirken. Prolyl-Hydroxylase-Inhibitoren, Erythropoietin (EPO), Melatonin, Wachstumsfaktoren, anti-inflammatorische und anti-exzitotoxische Substanzen stellen Beispiele für exogene Modulatoren der neurotoxischen Kaskade am unreifen ZNS dar. Hierbei kommt EPO, dessen neuroprotektives und regeneratives Potential experimentell in-vitro und in-vivo umfassend gezeigt wurde, eine zentrale Rolle zu. In verschiedenen Modellen wurde die Sicherheit und Wirksamkeit repetitiver EPO-Gaben zur Verbesserung des histologischen und funktionellen Outcome nach HI geprüft. Präliminäre Beobachtungen aus klinischen Studien bestätigten die Sicherheit der Therapie mit allerdings unterschiedlichen Ergebnissen zu Effektivität und offenen wichtigen Fragen zum Einsatz einer Hochdosistherapie bei Neugeborenen mit HIE. Die Etablierung von neuroprotektiven Therapien, die die Balance zwischen altersphysiologischen Besonderheiten in Relation zum Entwicklungsstadium, zum Schweregrad der HI und zum Stadium der Reoxygenierung/ Regeneration erhalten, stellt eine hohe Herausforderung für die Weiterentwicklung im Bereich der neonatalen Neuroprotektion dar. WS0-0 Prävention neonataler Epilepsien im Mausmodell: Auf das Timing kommt es an D. Isbrandt Universität zu Köln, Experimentelle Neurophysiologie 0 Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

71 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 Das Nervensystem ist in spezifischen Entwicklungsstadien besonders anfällig gegenüber Störungen von Entwicklungsprozessen. Insulte, insbesondere wenn sie während kritischer Zeitfenster der Hirnentwicklung auftreten, können daher Langzeitfolgen haben. Diese schließen u.a. neurologische Erkrankungen wie Epilepsien ein. Die Plastizität des sich entwickelnden Gehirns in diesen sensiblen Perioden der Hirnentwicklung stellt möglicherweise aber auch eine Chance für eine effektive Prävention bzw. Therapie dar. Diese Hypothese haben wir im genetischen Mausmodell einer Kv7-Enzephalopathie getestet, die beim Menschen durch Mutationen in KCNQ verursacht wird. Unsere Untersuchungen zeigen, dass eine kurzzeitige präventive pharmalogische Behandlung während einer vulnerablen neonatalen Phase der kortikalen Entwicklung das Entstehen pathologischer Veränderungen verhindert hat. In Kv7-Kanal-defizienten Mäusen, die normalerweise im Erwachsenenalter Epilepsie, Hyperaktivität und Verhaltensstereotypien zeigen, führte eine vorübergehende Behandlung mit dem Diuretikum Bumetanid zu einer Normalisierung der neonatalen Netzwerkaktivität im Kortex und Hippocampus, verhinderte strukturelle Schäden im Hippocampus und normalisierte in erwachsenen Wildtypmäusen den Verhaltensphänotyp. Diese Ergebnisse legen nahe, dass das exakte Timing von prophylaktischen Behandlungen in kritischen Entwicklungsphasen das Entstehen oder das Fortschreiten einer Erkrankung verhindern bzw. zum Stillstand bringen kann. WS0-0 Einführung in die pädiatrische Palliativversorgung mit Schwerpunkt Neuropädiatrie S. Nolte-Buchholtz, M. von der Hagen Brückenteam für Pädiatrische Palliativversorgung, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden Abteilung Neuropädiatrie, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden In der pädiatrische Palliativversorgung (PPV) werden Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen (LLE) und ihre Familien betreut mit dem Ziel, die Lebensqualität der Kinder und Familien zu verbessern. LLE werden nach der Definition der Association for children with life-threatening or terminal conditions and their families (ACT) in die vier folgenden Gruppen eingeteilt:. ein kurativer Therapieansatz besteht, ein Therapieversagen ist wahrscheinlich,. Behandlungen haben das Ziel, das Leben zu verlängern aber ein vorzeitiger Tod ist wahrscheinlich,. fortschreitende Erkrankungen ohne therapeutische Optionen,. Nicht-progrediente, schwere neurologische Behinderungen mit Anfälligkeit für gesundheitliche Komplikationen. Neurologische LLE im Kindesalter sind in allen vier Gruppen der ACT Klassifikation vertreten. Neuropädiatrische Krankheitsbilder stellen entsprechend der jeweiligen Definition (Einschluss ZNS Tumoren, Chromosomenanomalien, metabolische Erkrankungen, etc.) bis zu 70 % der Diagnosegruppen in der PPV. Die Verläufe der neurologischen LLE im Kindesalter differieren von den Verläufen der LLE in der pädiatrischen Onkologie und stellen andere Anforderungen an die jeweiligen Versorger. In Deutschland wird PPV häufig noch als eine Versorgungsform ausschließlich am Lebensende angesehen. PPV kann jedoch im Verlauf der Erkrankung bei Verschlechterung der Lebensqualität oder Krisen vorübergehend hinzu- und einbezogen werden. Lebensverlängernde Maßnahmen und eine mehrjährige Lebenserwartung schließen eine Unterstützung durch die PPV nicht aus. Kernkompetenzen der PPV liegen in der Schmerz- und Symptomkontrolle, in der Koordination der Versorgung, in der Unterstützung der Kommunikation, der Entscheidungsfindung und in der Trauerbegleitung. In den letzten Jahren haben sich drei Spezialisierungsebenen in Deutschland etabliert und entsprechende Versorgungsstrukturen entwickelt. WS0-0 Symptomkontrolle bei lebenslimitierenden neuropädiatrischen Krankheitsbildern M. Blankenburg Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Olgahospital, Klinikum Stuttgart Pädiatrische Neurologie, Psychosomatik und Schmerztherapie, Kinderschmerzzentrum Baden-Württemberg Hintergrund: Eine besondere Herausforderung in der Neuropädiatrie ist die palliative Behandlung und Begleitung von Kindern mit lebenslimitierenden komplexen neurologischen Erkrankungen. Die Symptome sind vom Entwicklungsstand bzw. Alter des Kindes abhängig. In den ersten Lebensjahren stehen Bewegungsstörungen und epileptische Anfälle im Vordergrund, später treten meist Störungen der Sinnesfunktionen, der Sprache und eine geistigen Beeinträchtigung hinzu. Im Verlauf kommt es dann meist zu schweren Schlafstörungen, Unruhezuständen bzw. Neuroirritabilität, Anfällen, Schmerzen und Spastik oder Dystonien, die für die Patienten, die Eltern und die Umgebung sehr belastend sind. Durch die Einschränkung der Kommunikationsmöglichkeit können wir viele Symptome wie z. B. Unruhe und Schreien nicht deuten. Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Vortrag werden palliative Diagnoseund Therapiemöglichkeiten von schwer belastenden Symptomen wie Schlafstörungen, Unruhezuständen bzw. Neuroirritabilität, Anfällen, Schmerzen und Spastik erläutert und an Fallbeispielen dargestellt. WS0-0 Erfahrungen mit der Palliativversorgung neuropädiatrischer Krankheiten in der stationären Pädiatrie A. E. Ziegler Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion für Neuropädiatrie und Stoffwechselmedizin; Universität Heidelberg, Deutschland Hintergrund: In der stationären neuropädiatrischen Versorgung werden zahlreiche Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen betreut und über Jahre begleitet. Wichtige Themen wie Therapiezieländerung, advanced care planning und die Verfassung von elterlichen Vorausverfügungen für das Vorgehen in Notfallsituationen besitzen traditionell noch keinen hohen Stellenwert. Zahlreiche Studien belegen aber, dass der Anteil von Kindern mit primär neuropädiatrischen Krankheitsbildern in der pädiatrischen Palliativversorgung sehr hoch ist. Die Anbindung und die Schaffung von Schnittstellen zur ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung wurde in vielen Regionen bisher wenig berücksichtigt bzw. konnte mangels regionaler Strukturen nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden. Vortragsinhalt: Anhand von klinischen Beispielen werden bisherige Erfahrungen in der komplexen interdisziplinären Versorgung von Kindern mit neuropädiatrischen Krankheitsbildern vorgestellt. Es werden zudem Möglichkeiten aufgezeigt, die sehr aufwendige, Personal- und Ressourcenintensive Arbeit auf einer neuropädiatrischen Station entsprechend abzubilden und zu dokumentieren. Persönliche Erfahrungen und Rückmeldungen von Eltern und betreuten Kindern- und Jugendlichen werden vorgestellt und bewertet. Schlussfolgerung: Die frühzeitige Implikation von palliativmedizinsicher Beratung und Begleitung in der stationären Neuropädiatrie ist Aufgabe der modernen interdisziplinären medizinischen Versorgung. Daraus leiten sich zahlreiche Fragestellungen und mögliche Ziele für die Zukunft ab, um die wachsende Nachfrage von Eltern und Familien an die Möglichkeiten und Grenzen einer palliativmedizinischen Begleitung und Versorgung entsprechend beantworten zu können. WS0-0 Familienorientierte Palliativversorgung: Die Sicht und Erfahrung der betroffenen Eltern J. Pietz Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland Palliative Betreuung benötigen neben Kindern mit neurodegenerativen Erkrankungen, Hirntumoren oder progredienten neuromuskulären Erkrankungen auch Kinder mit genetischen Störungen (Chromosomenstörungen, Deletionssyndrome), mit angeborenen Stoffwechselerkrankungen und Kinder mit zeitlich zurückliegender, im Weiteren dann statischer schwerer Hirnschädigung, deren Folgen sich aber lebensverkürzend auswirken. Die Betreuung von Kindern mit all diesen lebensverkürzenden Erkrankungen ist eine große Herausforderung für Eltern und die ganze Familie. Die allermeisten Familien wünschen sich mit dem schwerkranken Kind zuhause leben zu können, stationäre Aufnahmen möglichst zu vermeiden und auch den Sterbeprozess des Kindes in den vertrauten Räumen im familiären Umfeld zu erleben. Dafür benötigen sie Unterstützung in vielerlei Hinsicht. Durch die frühe Integration ( early integration ) einer palliativen Sichtweise und Versorgung können die Unterstützungsmaßnahmen den zunehmenden Bedürfnissen des Kindes und der Familie angepasst werden. Viele Kinder werden über Jahre zuhause versorgt. Sicherung der Lebensqualität, ein stabiles Lebensumfeld am Wohnort und intakte Familienstrukturen können oft nur durch erheblichen Aufwand gesichert werden. Hier stellt die Begleitung durch Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), durch Kinderhospizdienste und stationäre Hospize einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der Familien dar. Ziel sind medizinische Symptomkontrolle (z. B. Schmerzen, Atemnot, Krampfanfälle, Spastik), psychologische, emotionale, soziale und spirituelle Fürsorge für die Familie. WS09-0 Ergebnisse des North Star Ambulatory Assessment Tests (NSAA) der Phase--Studie zu Ataluren bei Patienten mit Duchenne Muskeldystrophie mit Nonsense Mutation (ACT DMD) Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

72 Abstracts Neuropädiatrie im Pott 06 J. Kirschner, K. Bushby, X. Luo, G. Elfring, H. Kroger, P. Riebling, T. Ong, R. Spiegel, S. W. Peltz, F. Munton i, U. Schara 5 University Medical Center Freiburg, Freiburg, Germany John Walton Muscular Dystrophy Research Centre, Newcastle University, Newcastle upon Tyne, UK PTC Therapeutics, South Plainfield, NJ, USA UCL Institute of Child Health, London, UK 5 University of Essen, Essen, Germany Hintergrund: Bei dem North Star Ambulatory Assessment Test (NSAA) handelt es sich um einen Endpunkt der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase--Studie (ACT DMD) zur Therapie von Patienten mit Duchenne Muskeldystrophie mit Nonsense-Mutation (nmdmd). Methoden: In die ACT DMD wurden männliche Patienten mit nmdmd im Alter zwischen 7 und 6 Jahren eingeschlossen, die zu Beginn der Studie einen Ausgangswert von 50 m und 80 % vorhergesagtem 6 Minutengehtest (6MWT) aufwiesen. Die Patienten wurden : in die Ataluren-0, 0, 0 mg/ kg oder Placebo-Gruppe randomisiert und erhielten dreimal täglich eine orale Medikation über einen Zeitraum von 8 Wochen. Eine Subgruppenanalyse von Patienten mit einem 6MWT-Ausgangswert von m war vordefiniert. Der NSAA-Test besteht aus insgesamt 7 Aktivitäten (z. B. vom Vom Stuhlaufstehen bis Springen). Ergebnisse: Von den 8 Patienten der ITT-Population (Ataluren, n=; Placebo, n=), erzielten die Patienten der Ataluren-Gruppe einen Nutzen von,5 Punkten im Vergleich zu Placebo (mittlere NSAA-Werte, Ataluren: -7,0; Placebo: -8,5; p=0,70). In der vordefinierten Subgruppe der 99 Patienten mit einem 6MWT-Ausgangswert von m zeigte Ataluren gegenüber Placebo einen Vorteil von mehr als,5 Punkten (mittlere NSAA-Werte, Ataluren: -5,7; Placebo: -0,; p=0,00). Schlussfolgerung: Ataluren ist das erste Medikament, das bei Patienten mit nmdmd im NSAA-Test einen Nutzen im Vergleich zu Placebo gezeigt hat. Dieser Nutzen war besonders deutlich in der Subgruppe mit einem 6MWT-Ausgangswert von m. Weitere Details der NSAA-Analyse werden noch vorgestellt. Studie unterstützt von: PTC Therapeutics Inc. WS-0 Neuropädiatrie meets Ophthalmologie O. Ehrt Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) In der Kinderophthalmologie gibt es einige Befunde, bei denen die Differenzierung kongenitaler Entwicklungsstörung von erworbenen, neurologisch relevanten Erkrankung schwierig, aber bei Kenntnis der entscheidenden Kriterien gut möglich ist. Diese Unterscheidung soll an folgenden Beispielen verdeutlicht werden: Nystagmus, Augenbewegungsstörung und Papillenödem. Kongenitale Entwicklungsstörung sind nicht mit weiteren neurologischen Erkrankungen assoziiert. Eine bildgebende oder invasive Diagnostik kann dem Kind und den Eltern erspart werden und die Behandlung liegt in augenärztlichen Händen. Der infantile Fixationsnystagmus zeigt sich typischerweise im. Lebensmonat und kann mit oder ohne okuläre anatomische Fehlbildung auftreten. Befunde, die auf einen erworbenen Nystagmus mit dringendem Abklärungsbedarf bei u.u. gefährlicher neurologischer Grunderkrankung (Opticusgliome, NF-, Klein- oder Stammhirnerkrankung) hinweisen, sind: dissoziierter, disjugierter Nystamus (d.h. beide Augen schlagen mit unterschiedlicher Amplitude oder Richtung), Auftreten nach dem. Lebensmonat, afferentdefizit der Pupille, erhaltener OKN und bei älteren Patienten die Wahrnehmung von Oszillopsien. Auch wenn der frühkindliche Nystagmus oft rein horizontal schlägt, ist die Richtung des Nystagmus keine sicheres Unterscheidungskriterium. Bei den meisten Augenbewegungsstörungen im Kleinkindesalter handelt es sich um congenital cranial disinnervation disorders (CCDDs) und nicht um erworbene Paresen, die weiter abgeklärt werden müssen. Typisch sind eine oft sehr schlechte Beweglichkeit in eine oder mehrere Blickrichtungen und weglichen damit einem sehr kleinen Schielwinkel, so dass er durch eine Kopffehlhaltung ausgeglichen werden kann. Die Erkrankungen sind nicht progredient und zeigen typische Befunde, die sie eindeutig von erworbenen Paresen unterscheiden: Duane sche Retraktionssyndrom statt kongenitaler Abduzensparese, die kongenitale Ptosis mit oder ohne Heberparese sowie das Fibrosesyndrom statt der Okulomotoriusparese. Auch sind hier das Brownsyndrom und der Strabismus sursoadductorius (als häufige DD zur Trochlearisparese) zu nennen. Bei erhöhtem intrakraniellem Druck stellt die Stauungspapille einen gern erhobenen Befund dar. Allerdings ist sie kein sicheres Hirndruckzeichen, da sie erst nach einigen Tagen auftritt und bei Fehlbildungen sich u.u. gar nicht zeigt. Auch muß die unscharfe Papille durch genaue Inspektion von kongenitalen Anomalien mit unscharfen und prominenten Sehnervenkopf unterschieden werden (insb. der Drusenpapille). Da eine Stauungspapille sich nach Regulation des Hirndrucks nur sehr langsam rückbildet, ist eine Photodokumentation sehr hilfreich. Genauere Informationen über den aktuellen Hirndruck gibt die ophthalmoskopische Beurteilung des retinalen Zentralvenenpulses. Für die optimale Betreuung der kleinen Patienten, Vermeidung unnötiger Untersuchungen und Erkennen gefährlicher Erkrankungen ist eine gut interdisziplinäre Zusammenarbeit unerläßlich. WS Partizipation in der neuropädiatrischen Versorgung F. De Bock, A. Fink, B. Gebhard, H. Philippi, A. Seidel 5 MIPH Heidelberg, Deutschland Medizinsoziologie Universität Halle-Wittenberg, Deutschland Hochschule Nordhausen, Deutschland SPZ Frankfurt Mitte, Deutschland 5 Hochschule Nordhausen, Deutschland Hintergrund: Nach Veröffentlichung der ICF-CY (WHO 007) wurde in den letzten Jahren über Partizipation von Kindern, deren Definition, Abgrenzung und Operationalisierung in Messinstrumenten international diskutiert. Bei der ICF-CY handelt es sich um ein mehrdimensionales Klassifikationssystem der Krankheitsfolgen, das - in Erweiterung der Verschlüsselung der medizinischen Diagnose nach ICD die Aktivitätsmöglichkeiten bzw. die Partizipation der Patienten unter Beachtung von Kontextfaktoren beschreibt. Partizipation wird in der ICF als das Einbezogensein in eine Lebenssituation definiert und folgt einem übergeordneten Handlungsziel, welches durch eine Aktivitätskette erreicht werden kann. Die ICF-CY erfasst dabei Aktivität und Partizipation in neun Domänen. Unter praktisch tätigen Kinderärzten ist die ICF-CY im deutschsprachigen Raum kaum bekannt. Dagegen findet die ICF-CY in der Praxis der Sozialpädiatrie, Frühförderung und Rehabilitation zunehmend Verbreitung. Eine aktuelle Übersichtsarbeit (Adair et al. 05) zeigt jedoch, dass Partizipation nur sehr selten als Endpunkt in (neuro-)pädiatrischen Versorgungsforschungsstudien berücksichtigt wird. In der Session soll aufbauend auf der Grundlage der ICF-CY das international vertretene theoretische Verständnis von Partizipation erläutert, Partizipationsmessinstrumente exemplarisch dargestellt und der Nutzen der ICF-CY in Neuro- und Sozialpädiatrie diskutiert werden. Methoden: Um Partizipation als Endpunkt in der Versorgung und als Rehabilitationsziel umsetzen zu können, bedarf es umfassender Überlegungen und Anpassungen bezüglich partizipativer Förderzielplanung und Therapiegestaltung. Zur Analyse der Effektivität der partizipationsorientierten Förder- und Behandlungsmaßnahmen stehen derzeit nur eingeschränkt deutschsprachige Partizipationsmessinstrumente zur Verfügung. Einige werden aktuell validiert, die Studienergebnisse hierzu werden in der Session präsentiert. Ergebnisse: Es werden Möglichkeiten der Implementierung der ICF-CY, von Partizipationszielen sowie Partizipationsmessinstrumenten für die neuropädiatrische Praxis erörtert. Schlussfolgerung: Partizipation bedarf weiterer theoretischer Fundierung und Operationalisierung sowie Entwicklung geeigneter Messinstrumente.. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie und. Fortbildungsakademie April 07, Bad Nauheim Kindliche Demenz Hirntumoren Wachkoma Personal Genomics Neue Therapien Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

73 Mitteilungen Pressemitteilung Kinder-und Jugendärzte informierten sich beim Workshop in Kölner Sporthochschule Epilepsie und Sport? Aber sicher! Sport trägt zur Gesundheit und zum Wohlbefinden bei und ist natürlich auch für Kinder mit Epilepsie empfehlenswert. Aber welche Sportarten sind geeignet? Welche machen auch kleinen Bewegungsmuffeln Spaß? Bei einem Workshop* am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft an der Sporthochschule Köln konnten sich Kinder-und Jugendärzte in Vorträgen und Workshops über den aktuellen Stand des Themengebiets Sport und Epilepsie informieren und selbst Trendsportarten ausprobieren, die sich für Kinder mit Epilepsie besonders eignen. (Köln) Viele Kinder mit Epilepsie sitzen während des Sportunterrichts auf der Bank. Eltern und Lehrer haben Angst, die Kinder am Sportunterricht, vor allem am Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen. Es könnte ja etwas passieren. Die Folgen: die körperliche Fitness von Kindern mit Epilepsie, das Selbstwertgefühl und die soziale Kompetenz leiden. Kinder- und Jugendärzte können viel dafür tun, Eltern und auch Lehrer von der Bedeutung von Sport und Bewegung für Kinder mit Epilepsie zu überzeugen. Bei dem Workshop in der Kölner Sporthochschule konnten sich Pädiater in Theorie und Praxis informieren, welche modernen Sportarten sicher für Kinder mit Epilepsie sind und wie man Lehrer und Erzieherinnen die Angst vor dem Anfall nimmt. Die Kölner Sportmedizinerin Prof. Dr. Dr. Christine Graf gab zunächst einen Überblick über die vielfältigen Wirkungen sportlicher Betätigung auf Kinder mit Epilepsie. Bei aerobem Training zwischen Anfällen, so Graf, steige die zerebrale Metabolisierungsrate für Glukose. Dies wiederum erhöhe die Aufmerksamkeit und Vigilanz und mindere die Häufigkeit von Anfällen. Als weitere Effekte des Trainings führte Graf die Erhöhung der synaptischen Plastizität im Hippocampus auf, die Verstärkung der antikonvulsiven Wirkung von Melatonin, eine erhöhte ß-Endorphin-Ausschüttung, die wiederum epileptiforme Entladungen hemmt sowie die protektive Wirkung der metabolischen Azidose, die Modulation der neuronalen Vulnerabilität bei Anfällen und die Hochregulierung neurotropher Faktoren. Runter von der Couch Eltern und Erzieherinnen, Übungsleiter in Turnvereinen und Sportlehrer tun also gut daran, von Anfang an Kinder mit Epilepsie zu einem bewegten Lebensstil zu verhelfen durch das eigene Rollenvorbild, entsprechende Settings und Programme. Zu einem bewegten Lebensstil, so Graf, gehören mindestens 90 Minuten Bewegung pro Tag. Pädiaterinnen und Pädiater sollten Eltern Sport, aber auch die Förderung von Alltagsbewegung empfehlen: zu Fuß zur Schule gehen, auf Rolltreppen und Fahrstühle verzichten etc. Ergänzend dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und begrenzte Fernsehund Playstationzeit. Es muss nicht immer Walken sein Viele Menschen mit Epilepsie entscheiden sich bei der Wahl ihres Sports für das Walken. Für die meisten Kinder und Jugendliche ist Walken jedoch nicht attraktiv. Muss es auch nicht, so Graf. Nach gründlicher neurologischer Abklärung seien zahlreiche für Kinder attraktive Sportarten möglich auch Wassersportarten, vorausgesetzt man beaufsichtigt die Kinder dabei. Wie auch gesunde Kinder sollten Kinder mit Epilepsie bei Ballspielen Kopfbälle vermeiden, beim Reiten, Radeln und Wintersport einen Helm tragen, beim Inline-Skating darüber hinaus Protektoren. Anfall beim Sport Was tun im Notfall? Und wenn doch mal der Notfall eintritt? Um diese Frage ging es im Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Kurlemann, Leiter der Neuropädiatrie an der Universitätsklinik Münster. Eltern, Übungsleiter, Sportlehrer und Erzieherinnen befürchten häufig, dass körperliche Anstrengungen oder auch Erschöpfung epileptische Anfälle auslösen können. Insbesondere Schwimmen gilt nach den Erfahrungen Kurlemanns den meisten Lehrern als viel zu gefährlich. Die Folgen der Angst: Kinder mit Epilepsie sitzen während des Sportunterrichts oft auf der Bank. Die Wissenschaft ist da bereits weiter. Und zwar seit fast 000 Jahren. Früh aufstehen, zügig zur Schule laufen, Körper aufwärmen und sportliche Betätigung, das riet bereits der griechische Arzt und Anatom Galen im ersten nachchristlichen Jahrhundert dem Vater eines epileptischen Knaben. Geistige und körperliche Betätigung sind Antagonisten epileptischer Anfälle, führte Kurlemann wie auch schon seine Vorrednerin anhand von zahlreichen Studien aus. Regelmäßige sportliche Betätigung sorgt zudem für psychisches Wohlbefinden. Und die Angst vor dem Anfall? Anfälle während sportlicher Betätigung bei Patienten mit Epilepsie sind eher selten. Pädagogen sollten dann allerdings wissen, was zu tun ist. Doch an dem nötigen Wissen fehlt es. Bei einer Befragung von insgesamt fast.000 Lehrern, Erzieherinnen und Lehramtsstudenten gaben lediglich 6 Prozent der Pädagogen an, bereits einmal ein Akutmedikament bei einem Anfall verabreicht zu haben, Prozent sagten dagegen, sie seien total verunsichert und wüssten nicht, was sie bei einem Anfall machen sollten. Fast die Hälfte der Befragten gab an, Angst vor juristischen Schritten zu haben, falls sie einen Fehler machen. Es gilt also für Pädiater, die Aufklärung zu verstärken, insbesondere über die Möglichkeiten der Akutunterbrechung epileptischer Anfälle zu informieren. Hierbei haben sich Benzodiazepine bewährt, vor allem rektales Diazepam und seit dem bukkales Midazolam. Die Vorteile des bukkalen Midazolam gegenüber dem rektalen Diazepam liegen vor allem in der schnellen Resorption und sozialen Akzeptanz. Sie sind nicht invasiv, also einfach handhabbar. Transfer in die Praxis Nach der Theorie die Praxis: Die Workshopteilnehmer probierten am eigenen Leib aus, wieviel Spaß moderne Sportarten wie Zumba und Longboard machen. Mit der eigenen Erfahrung im Gepäck, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, werde auch der Transfer in die Praxis leichtfallen. * Die Veranstaltung wurde von Shire gesponsert. Autor: Regine Hauch Nach Informationen von Shire Deutschland GmbH, Berlin Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

74 Mitteilungen Pressemitteilung Tiefe Hirnstimulation bei Dystonie im Kindes- und Jugendalter aktuelle Studien Effekt der Tiefen Hirnstimulation auf die Lebensqualität von jungen Patienten mit dyskinetischer Cerebralparese Die dyskinetische Cerebralparese (CP) ist die häufigste Ursache erworbener Dystonien im Kindesalter. Die Patienten haben häufig eine komplexe Bewegungsstörung und sind dadurch in ihrem Alltag schwer beeinträchtigt. Langfristige pharmakologische Behandlungsoptionen sind oft ineffektiv oder die Nebenwirkungen werden nicht toleriert. Da sich die Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Patienten mit pharmakorefraktärer angeborener monogenetischer ( primärer ) Dystonie (z. B. DYT) als sicheres und effektives Therapieverfahren etabliert hat, sind in den letzten Jahren zunehmend auch Patienten mit erworbenen Dystonien ( sekundär ) mit der THS behandelt worden.,, 5 Die Effekte sind variabel und oft deutlich geringer als bei Patienten mit angeborenen Dystonien. Die durchschnittliche Verbesserung der Dystonie bei Patienten mit dyskinetischer CP beträgt 0- %, gemessen anhand der Burke-Fahn-Marsden Dystonia Rating Scale (BFMDRS). 6,7 Die Gründe für das unterschiedliche Ansprechen sind noch nicht hinreichend bekannt. Interessanterweise berichten sogenannte BFMDRS-nonresponder - oder minimal responder - Patienten oftmals von einer Besserung des Muskeltonus, der Schmerzen oder der Funktionalität im Alltag. 8 Daher wurde eine deutsche prospektive Multicenterstudie (Kurztitel: STIM-CP, NCT009769) begonnen, mit der systematisch der Effekt der THS im Globus Pallidus internus (GPi) auf die Lebensqualität von jungen Patienten mit dyskinetischer CP untersucht wird. Weitere Bereiche wie Motorik, Sprache, Funktionalität im Alltag, Kognition, Affekt, Schmerzempfindung sowie Lebensqualität der Versorger werden ebenfalls vor und nach THS-Implantation erfasst. An der Studie sind deutsche Zentren beteiligt, Patienten konnten bisher eingeschlossen werden. Tiefe Hirnstimulation bis zum 8. Lebensjahr bei Patienten mit im Kindesalter begonnener Dystonie: Eine Registerstudie zur Qualitätssicherung Bisher gibt es nur wenige Daten zur THS im Kindesalter. Einige Studien zur THS bei Patienten mit angeborenen oder erworbenen Dystonien deuten darauf hin, dass ein besseres Outcome mit einer kürzeren Krankheitsdauer assoziiert ist. 9, 0 Möglicherweise ist daher die THS zu einem frühen Zeitpunkt während der Entwicklung für einige Patienten sinnvoll. Zudem sind die Ergebnisse der THS bei seltenen kindlichen Bewegungsstörungen auf Fallberichte beschränkt. Ein Zusammenfügen von klinischen Ergebnissen wäre dringend erforderlich. 05 wurde daher die Registerdatenbank entwickelt, in der deutschlandweit retrospektiv Daten von Patienten mit Dystonie dokumentiert werden, die bis zum 8. Lebensjahr eine THS erhalten haben (German Registry on Pediatric Deep Brain Stimulation, Kurztitel: GEPESTIM, DRKS ). Die systematische Erfassung der Daten ermöglicht eine Evaluation der THS-Effekte innerhalb einer größeren Kohorte. Potentielle Einflussfaktoren für den Therapieeffekt können identifiziert werden, wodurch die Auswahl geeigneter Patienten zukünftig erleichtert und die Beratung betroffener Familien verbessert werden würde. Langfristige Ziele zur Verbesserung der Behandlung der THS im Kindesalter sind die Erstellung von Therapiestandards sowie die systematische prä- und postoperative Erfassung der Patienten durch einheitliche, altersspezifische Skalen und Fragebögen. Bisher konnten Daten von 50 Patienten aus sieben Zentren dokumentiert werden. Langfristig soll das deutsche Register mit einer internationalen Datenbank (PEDiDBS) fusioniert werden. Einschlusskriterien für STIM-CP GPi-THS erfolgt im Rahmen der ärztlichen Indikation Erworbene Dystonie im Rahmen einer infantilen Cerebralparese durch einen perinatalen hypoxischen Hirnschaden Alter zum Einschlusszeitpunkt: 7-8 Jahre Anwendung des Vercise TM -DBS-Systems von Boston Scientific Ausschlusskriterien für STIM-CP Patienten mit bekannter angeborener ( primärer ) oder idiopathischer Dystonie Schwere axiale Hypotonie mit vollständigem Verlust der Kopfkontrolle Fixierte Hemidystonie Schwere Spastik in Knie- und Ellenbeuger Fixierte skeletale Kontrakturen mit Funktionsverlust, die eine unmittelbare chirurgische Intervention erforderlich machen Patienten mit anderen schweren neurologischen Begleiterkrankungen (z.b. Hirntumor, neurodegenerative Erkrankungen, Trauma etc.) Umstände, die die Durchführung eines MRTs in Zukunft erforderlich machen Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

75 Mitteilungen Referenzen. Europe SoCPi. Surveillance of cerebral palsy in Europe: a collaboration of cerebral palsy surveys and registers. Surveillance of Cerebral Palsy in Europe (SCPE). Dev Med Child Neurol 000; (): Volkmann J, Wolters A, Kupsch A et al. Pallidal deep brain stimulation in patients with primary generalised or segmental dystonia: 5-year follow-up of a randomised trial. Lancet Neurol 0; (): Air EL, Ostrem JL, Sanger TD, Starr PA. Deep brain stimulation in children: experience and technical pearls. J Neurosurg Pediatr 0; 8(6): Timmermann L, Pauls KA, Wieland K et al. Dystonia in neurodegeneration with brain iron accumulation: outcome of bilateral pallidal stimulation. Brain 00; (Pt ): Romito LM, Zorzi G, Marras CE, Franzini A, Nardocci N, Albanese A. Pallidal stimulation for acquired dystonia due to cerebral palsy: beyond 5 years. Eur J Neurol 05; (): 6-e. 6. Koy A, Hellmich M, Pauls KA et al. Effects of deep brain stimulation in dyskinetic cerebral palsy: a metaanalysis. Mov Disord 0; 8(5): Vidailhet M, Yelnik J, Lagrange C et al. Bilateral pallidal deep brain stimulation for the treatment of patients with dystonia-choreoathetosis cerebral palsy: a prospective pilot study. Lancet Neurol 009; 8(8): Lumsden DE, Gimeno H, Tustin K, Kaminska M, Lin JP. Interventional studies in childhood dystonia do not address the concerns of children and their carers. Eur J Paediatr Neurol 05; 9(): Lumsden DE, Kaminska M, Gimeno H et al. Proportion of life lived with dystonia inversely correlates with response to pallidal deep brain stimulation in both primary and secondary childhood dystonia. Dev Med Child Neurol 0; 55(6): Isaias IU, Volkmann J, Kupsch A et al. Factors predicting protracted improvement after pallidal DBS for primary dystonia: the role of age and disease duration. J Neurol 0; 58(8): Kontakt Hauptprüfer (LKP): Univ.-Prof. Dr. Lars Timmermann (lars.timmermann@ uk-koeln.de) Studienkoordinatorin: Dr. Anne Koy (anne.koy@uk-koeln.de), Klinik für Neurologie Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Universitätsklinik Köln Kerpener Strasse Köln Tel.: , Fax: Kongresse Freiburg SSIEM Academy Course for 06 Auskunft: Bochum/Essen. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie und. Fortbildungsakademie Neuropädiatrie im Pott Auskunft: St. Gallen Jubiläumssymposium 0 Jahre St. Gallen Muskelzentrum / ALS Clinic St. Gallen Auskunft: Dr. med. Oswald Hasselmann, oswald.hasselmann@kispisg.ch Amsterdam th International Child Neurology Congress Auskunft: Bamberg. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e. wv. und. Beatmungssymposium der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.v. Auskunft: diana.lincke@intercongress.de Unterschleißheim Focus Cerebralparese III. Interdisziplinärer Kongress Auskunft: rita.lachowitz@intercongress.de Granada st International Congress of the World Muscle Society Auskunft: Essen Research Meeting European Pediatric Neurology Society 06 Auskunft: Prof. Dr. med. Ulrike Schara, UK Essen, ulrike.schara@uk-essen.de ORGANISATION PROJEKT BÜCHER DESIGN INTERNET ONLINE PAPIER ANZEIGENENTWICKLUNG WERBEMASSNAHMEN PLAKATHERSTELLUNG LOGO PRINT ZEITSCHRIFTEN WEBSITES SHOPSYSTEME KATALOGE SUCHMASCHINENOPTIMIERUNG PROSPEKTE IDENTITY IMAGEBROSCHÜREN CORPORATE DESIGN WEB PROGRAMMIERUNG CONTENT-MANAGEMENT-SYSTEM MOBILE WEBSITES PLANUNG Vorschau für das Heft /Juli 06: Originalien / Übersichten Franziska Hoche et al. Kognitive Entwicklungsneurologie des Kleinhirns am Beispiel von Ataxia teleangiektatika (AT) Maja von der Hagen et al. Palliativversorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen Mitteilungen Wir gestalten Ihren Print- und/oder Webauftritt. Mengstraße 6 55 Lübeck Tel.: 0 5/70-50 Fax: 0 5/ mschulz@schmidt-roemhild.com Kongresse Varia P Anzeigenschluss:.6.06 Änderungen vorbehalten Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr. 5

76 Mitteilungen STARK BEI Nutricia Ketocal-Produkte sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diäten) zum Diätmanagement von pharmakoresistenten Epilepsien und anderen Erkrankungen, die eine ketogene Ernährungstherapie erforderlich machen. Es sind sehr fettreiche, kohlen hydratarme Nahrungen mit Milchprotein, bedarfsgerecht angereichert mit Aminosäuren. Nutricia Liquigen und MCT-Öl sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diäten) zum Diätmanagement von Patienten mit Fettverwertungsstörungen, mit Störungen der Fettsäureoxidation, mit einem erhöhten Bedarf an MCT-Fetten sowie im Rahmen einer ketogenen Diät. Wir sind gerne für Sie da! Nutricia GmbH Kontakt Nutricia Metabolics Deutschland, Österreich, Schweiz: Tel.: Neuropädiatrie in Klinik und Praxis 5. Jg. (06) Nr.

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