Suchtprävention im Unternehmen
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- Dirk Bösch
- vor 6 Jahren
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1 Initiative 45plus Südbaden Gesundheitskongress 2009 Workshop 6 Suchtprävention im Unternehmen Referenten: Gerhard Heiner Helmut Pötzsch 03. November 2009 Leiter der Suchtberatung für Beschäftigte Mitglied des Personalrats und des Arbeitskreises betriebliche Suchtprävention - Konzerthaus Freiburg Gerhard Heiner Universitätsklinikum Freiburg
2 ANTOINE DE SAINT - EXUPÉRY Der kleine Prinz
3 Der häufigste Fall einer Alkoholabhängigkeit am Arbeitsplatz: ein Mann, ca. 40 bis 50 Jahre alt der seit etwa 20 Jahren in der Firma tätig ist und dessen Alkoholprobleme seit etwa 10 Jahren bekannt sind.
4 Was ist Sucht: Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Beziehungen und die sozialen Chancen eines Individuums. (K. Wanke, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen)
5 Zentrale Krankheitsmerkmale: Kontrollverlust Unfähigkeit zur Abstinenz
6 Reaktionen des Umfelds KollegInnen KollegInnenn Personalrat decken Fehler verheimlichen Probleme übernehmen Arbeiten (Ehe-) Partner entschuldigt Fehlzeiten leugnet Probleme hält Fassade der heilen Welt aufrecht lässt sich zur Solidarität mit dem Suchtverhalten verführen Betroffene/r trinkt weiter Personalstelle Personalstelle Vorgesetzte/r übersieht Auffälligkeiten akzeptiert Entschuldigungen gleicht Fehl- u. Minderleistungen aus deckt gegenüber Personalstelle wandelt Fehlzeiten in Urlaubstage um droht mit unrealistischen arbeitsrechtl. Konsequenzen macht angedrohte Konsequenzen nicht wahr Co-abhängiges Verhalten
7 Verlauf des Abhängigkeitsprozesses Betroffene Person Ich habe kein Problem Ich habe manchmal ein Problem, aber gute Gründe Ich habe ein Problem und nur Du allein kannst mir helfen! Ich habe manchmal ein Problem, aber ich schaffe es allein! Ich habe ein Problem, doch alles ist sinnlos Verleugnung Rechtfertigung Bestechung Abwehr Resignation Krankheit, Frührente, Suizid, Tod Co-Verhalten als Prozess Verleugnung Beschützen Helfen Kontrolle Anklage Wir haben kein Problem Wir haben ein Problem, aber wir verstehen die Gründe Du hast ein Problem, aber wir helfen Dir! Wir haben ein Problem, aber wir kriegen es in den Griff Du bist haltlos, labil; hast einen schwachen Charakter; bist ein hoffnungsloser Fall Trennung, Kündigung Quelle: In Anlehnung an A. Schwarz: Suchtbeauftragte der Leibnitz Universität Hannover
8 Vorgesetzte befürchten: eventuell ungerechtfertigt Probleme mit Alkohol zu unterstellen dem Mitarbeiter zu schaden Arbeitsaufträge nicht mehr termingerecht erledigen zu können unnötigen Ärger mit Betriebsrat zwischen die Fronten zu geraten gute Arbeitsbeziehungen aufs Spiel zu setzen auf das Spezialwissen des Mitarbeiters verzichten zu müssen sich in das Privatleben von Mitarbeitern einzumischen zusätzlichen Zeitaufwand für unangenehme Mitarbeitergespräche als Denunziant angesehen zu werden ungenügende Unterstützung durch eigene Vorgesetzte als Alkoholpolizei missbraucht zu werden den Mitarbeiter noch stärker zu belasten Hinterfragen jahrelang praktizierten Führungsverhaltens Überforderung durch die Anforderungen der Leitlinie vergebliche Anstrengungen das eigene Trinkverhalten überprüfen zu müssen
9 Betriebliche Suchtprävention:» verletzt ungeschriebene Spielregeln» greift in betriebliche Traditionen ein» bedroht betriebliche Geheimnisse» thematisiert jahrelange Versäumnisse von Vorgesetzten» stellt das eigene Trinkverhalten in Frage Skepsis - Misstrauen - Vorbehalte - Widerstand
10 Labiles Gleichgewicht instabil-stabil
11 Leidensdruck als Wendepunkt Der Alkoholiker hört dann auf zu trinken, wenn die Not aufgrund des Trinkens größer wird als die Qual des Nichttrinkens, während die Vorgesetzten erst eingreifen, wenn die Probleme mit dem Abhängigen schlimmer werden als die Angst vor dem Gespräch.
12 Steuerungskreis Steuerungskreis Besetzung: Entscheidungsträger aus dem Personalwesen Personalvertretung Schwerbehindertenvertretung Linie (unterschiedliche Berufsgruppen, Bereiche und Arbeitssicherheit Betriebsarzt trockene Alkoholiker Suchthelfer externer Moderator Stufen)
13 Gesamtkonzept Steuerungskreis Verknüpfung mit Personal- und Organisationsentwicklung Information der Belegschaft Unterstützung der Vorgesetzten Einbindung in betriebl. Gesundheitsförderung Hilfe für Betroffene Führungssemninare Top - down Stufenplan Dienst - bzw. Betriebsvereinbarung Sozialberatung Betriebliche Suchtprävention Suchthilfe Früherkennung Sensibilisierung Information zu riskantem Alkoholkonsum kein Verkauf alkoholhaltiger Getränke Coaching (festangestellt oder mit Sprechstunde) Einsatz von Suchthelfern Einsatz externer Dienstleister (kollegiale Berater) Kooperation mit Suchtberatungsstellen, Aufbau regionaler Netzwerke (Mittel - und Kleinbetriebe) Veränderung der Trinkkultur Kulturwandel Öffentlichkeitsarbeit
14 Positiver Verlauf des Abhängigkeitsprozesses Phasen der Betroffenen Ich habe ein Problem Anerkennung Ich habe ein Problem und lasse mich beraten Beratung Klare Führung durch Vorgesetzte Anerkennung Du hast ein Problem Information Ich erkenne Dein Problem und informieren mich Ich will, dass Du etwas für Dich tust, sonst passiert folgendes Ich habe ein Problem und will etwas für mich tun! Motivaion Intervention Ich schaffe es nicht alleine und hole mir Hilfe Hilfsmaßnahme Begleitung Kapitulation (Surrender) Loslassen Ich gebe mein Suchtmittel auf! sinnvolles Leben tiefe Beziehungen neue Interessen Ich unterstütze Dich Du trägst für Dich die Verantwortung selbst vollwertige Leistungen neues Vertrauen Rehabilitation Quelle: In Anlehnung an A. Schwarz: Suchtbeauftragte der Leibnitz Universität Hannover
15 Prinzipien des Langfristige Perspektive Erfolgs Hoher Stellenwert Betriebliche Suchtprävention Suchthilfe Transparenz Unterstützung der Vorgesetzten
16 Entwicklung der Suchtprävention im Universitätsklinikum Freiburg Ausgangspunkt: Antrag des Personalrates im Arbeitsschutzausschuss zur Gründung einer Kommission Oktober 1987: Einrichtung einer innerbetr. Suchtberatungsstelle mit zwei Teilzeitkräften à 50% als AB-Maßnahme 1990: März 1987: konstituierende Sitzung der Projektgruppe für Alkohol- und Suchtprobleme, heute: Erstes Handlungskonzept von Verwaltungsdirektion bestätigt, Suchtberatung wird dauerhaft eingerichtet : Personalabteilung Erste Tagesseminare für Führungskräfte, Thema: Sucht am Arbeitsplatz eine Führungsaufgabe, auf Eigeninitiative von Mitgliedern des Arbeitskreises in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen Personalrat Januar 1995 innerbetr. Suchtberatungsstelle Einrichtung einer innerbetr. Psychosozialen Beratungsstelle mit einer Teilzeitstelle 50% Arbeitskreis betriebliche Suchtprävention: innerbetr. psychosozialen Beratungsstelle Betriebsärztlicher Dienst, Arbeitssicherheit Ärzteschaft Pflege Geschäftsbereichs Technik Mai 1996: Beschluss des Klinikumsvorstandes: Grundlagen eines betrieblichen Suchtprogramms seit 1996: Führungsseminar im Stationsleitungskurs der Akademie für medizinische Berufe
17 Entwicklung der Suchtprävention im Universitätsklinikum Freiburg Oktober jähriges Jubiläum mit dem ehemaligen Geschäftsführer der DHS, Herrn Herbert Ziegler 8 Tagesseminare mit 206 Führungskräften aus Verwaltung und Wirtschaftsbetrieben 2000: Februar 2004: Evaluation der Behandlungsverläufe aus : Erfolgreiche Beratung und Behandlung bei über 60%, bei Annahme externer Hilfen über 80% Erfolg (Katamnesezeitraum im Schnitt 3,5 Jahre) Konzepterstellung für ein rauchfreies Uniklinikum, federführend durch Suchtberatung innerhalb des AK rauchfreies Krankenhaus Oktober 2001: Erstellung einer Konzeption für eine Gesundheitsinitiative am Klinikum gemeinsam von Suchtberatung und Psychosozialer Beratungsstelle, beschlossen vom Vorstand des Klinikums am ab 2005 regelmäßige Raucherentwöhnungskurse Mai jähriges Jubiläum mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Sabine Bätzing März 2002: Beschluss der Mittwochsrunde, sämtliche Mitarbeiter der Verwaltung mit Personalverantwortung zu schulen Juli 2002: das neue, überarbeitete Handlungskonzept mit verlaufsgesteuertem Stufenplan wird vom Vorstand des Klinikums beschlossen Mai 2009 Beschluss des Klinikumsvorstandes: Arbeitshilfe zum Umgang mit Medikamentenund Drogenabhängigkeit bei medizinischem Personal als Ergänzung des bestehenden Handlungs-konzepts
18 Morgens im Wald
19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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