Treuhandmodelle aus Sicht des Gesellschafters im Rahmen der Unternehmensrestrukturierung



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Transkript:

Treuhandmodelle aus Sicht des Gesellschafters im Rahmen der Unternehmensrestrukturierung Bochum/Hamburg, 12. April 2012

Doppelnützige Treuhand als Restrukturierungsinstrument in der Unternehmensfortführung zwischen Going Concern und Insolvenz Möglichkeiten der Unternehmensfortführung im Überblick 1 Unternehmensfortführung nach 252 Abs.1 Nr. 2 HGB, 91 Abs. 2, 92 Abs. 1 AktG, 49 Abs. 3 GmbHG 2 Unternehmensfortführung nach InsO n.f. (ESUG), Schutzschirmverfahren, Planverfahren (EiV) oder übertragene Sanierung 3 Außergerichtliche, vorinsolvenzliche Unternehmenssanierung Vertragsfreiheit, Sanierungskonzepte/-gutachten nach IDW ES 6 n.f. positive Fortführungsprognose, nachhaltige Sanierungsfähigkeit (nachhaltige Wettbewerbs- und Renditefähigkeit), Sanierungskredite gegen Übertragung Gesellschaftsanteile (Vollrechte) auf Treuhänder und deren Verpfändung an Kreditgeber 2

Treuhand auf Basis IDW ES 6 n.f. mit vertraglicher Ausstiegs-/Verwertungsklausel bestimmt durch FC/UW 1 aus Vermögens-, Finanz- und Ertragslage Rahmenbedingungen eines Treuhandvertrages Treuhandvertrag = Instrument in außergerichtlicher Unternehmenssanierung Zweck Übertragung Gesellschaftsanteile (Vollrechte) auf Treuhänder und Verpfändung an Kreditgeber als Sicherheit für finanzielle Sanierungsbeiträge - Basis Sanierungsgutachten gem. IDW ES 6 n.f. mit den Kennzahlen (Branchen-Benchmarks) und den Financial Covenants zur nachhaltigen Wettbewerbs- und Renditefähigkeit Ziel Rückgabe/Teilrückgabe der Gesellschaftsanteile an Altgesellschafter o.verwertung über M&A Prozess an Investor ggfls. inkl. Debt-Equity-Swap mit steuerfreiem Sanierungsgewinn in allen drei Fällen Kriterien Festlegung von Financial Covenants aus Vermögens-, Finanz-, Ertrags- und Liquiditätslage und/oder Unternehmenswert: - Basis Sanierungsgutachten IDW ES 6 n.f., Finanzplanung (Verschuldungsgrad, Debt Service Coverage, EBIT, Cashflow) - Stetigkeitsprinzip bei Bilanzierungs-, Bewertungs- und Ausweiswahlrechten - Basis WP geprüfte Quartalsabschlüsse mit Soll-Ist-Vergleich, inkl. Abweichungsanalyse - Bestimmung Zahlenkorridor und Überschreitungs-/ Unterschreitungshäufigkeit 1 FC = Financial Covenants; UW = Unternehmenswert 3

Überwachung/Controlling durch unabhängige Experten anhand klarer intersubjektiv nachvollziehbarer Navigationsinstrumente Kompetenzen der Treuhandparteien Treuhänder Doppelspitze aus Jurist und Kaufmann Qualitätsverbesserung durch unerlässliche Expertise in Steuern und BWL sowie durch Vier-Augen-Prinzip Erhöhung der Unabhängigkeit Controlling Treuhänder beauftragt unabhängiges, externes Sanierungscontrolling (Audit) inkl. Reporting zur Überwachung der Umsetzung des Sanierungsgutachtens Keine Identität von Sanierungsgutachter und Sanierungscontroller Auflösung Anlass Verfahren Ziel COMI = Center of Main Interests FC = Financial Covenants FO = Family Office IM = Information Memorandum PE = Private Equity VDD = Vendors Due Diligance nachhaltiges Überschreiten/Unterschreiten von FC und/oder Unternehmenswert M&A Prozess: Berater, IM, VDD, Investor (Stratege, PE, FO) short-list, Unternehmensbewertung-Synergien-Kaufpreis, Managementpräsentation, Bewertung des Käufers (Kaufmotiv, Bonität, Finanzierung, nachhaltige Bestandssicherung, COMI, Apl) Rückgabe/Teilrückgabe der Geschäftsanteile an Altgesellschafter Debt-Equity-Swap (Wert der Forderung = Insolvenzforderung mit Quote im Insolvenzplan oder Verwertung/Verkauf der Geschäftsanteile an Investor) Debt-Equity-Swap und Forderungsverzicht bei Kaufpreisverteilung auch an Altgesellschafter in Höhe angemessener Entschädigung zum wirtschaftlichen Ausgleich für den Eingriff in Gesellschaftsrechte 4

Studie der Hochschule Kiel zu Treuhandverträgen in der Restrukturierungspraxis Was soll untersucht werden? Der Status quo der Treuhandverträge in der betriebswirtschaftlichen Praxis im Vergleich zu den modernen Controlling-Anforderungen der Wissenschaft Welche Stichprobe soll gewählt werden? Abgleich eines aus den Grundsätzen ordnungsmäßiger Berichterstattung 1 abgeleiteten Norm- und Fragenkatalogs mit den praktischen Treuhandverträgen ausgewählter Landesbanken und Geschäftsbanken in Deutschland Welche Fragestellungen sollen analysiert werden? Bei der Erstellung und Überwachung der Treuhandverträge sollten folgende Grundsätze ordnungsmäßiger Berichterstattung 1 beachtet werden: Grundsatz der Vollständigkeit Grundsatz der Klarheit Grundsatz der Vergleichbarkeit Grundsatz der Richtigkeit Grundsatz der Wirtschaftlichkeit 1 Abgeleitet aus den Rahmengrundsätzen 5

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen klaren Erweiterungsbedarf von Krisenkennzahlen hinsichtlich Ausgestaltung, Korrelation und Bewertbarkeit Ergebnisse der Studie im Überblick Welche Sachverhalte sind für Sie ausschlaggebend, um eine Treuhandlösung anzustreben? Financial Covenants seit mehreren Perioden negativ Vertrauensverlust zu Management und Gesellschafter Sanierung bietet grundsätzlich Aussicht auf Erfolg Andere Instrumente (z.b. Debt-Equity-SWAP) aus Gründen der Nachrangigkeit im Rahmen einer möglichen Insolvenz riskant 13% 25% 25% 38% 0% 10% 20% 30% 40% Wird die spezifische Markt- und Branchensituation bei der Festlegung von Financial Covenants ausreichend berücksichtigt? 100% 50% 0% 0% 100% Werden Kennzahlen (Financial Covenants) zur Feststellung einer Krise eingesetzt? Wenn ja: Wie viele Financial Covenants werden in THV definiert? Werden bei der Berechnung der Financial Covenants saisonale Schwankungen des Wirtschaftsjahres berücksichtigt? 30% 70% 4 bis 6 0 bis 3 14% 86% 71% 29% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 6

Die Ergebnisse der Studie zeigen Verbesserungspotenziale von Überwachungsund Kontrollstellen im Bereich Transparenz, Objektivität und Know-How Ergebnisse der Studie im Überblick Unternehmensbewertung vor und am Ende der Treuhand Periodische Rechenschaftsberichte Gremien (Lenkungsausschuss) Welche Instrumente der laufenden Überwachung halten Sie für wichtig? 14% 29% 57% Wird im Restrukturierungscontrolling ein laufender Abgleich der Plan-Ist Kennzahlen durch einen unabhängigen und sachkundigen Dritten objektiviert? 29% 71% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Erfolgt die Prüfung der Monats-, Quartals-, und hresabschlüsse nach denselben Rechnungslegungsvorschriften (HGB, IFRS)? 20% 80% Setzen Sie neben dem Juristen bereits ein Kaufmann (WP, restrukturierungserfahrener Unternehmensberater) zur Abdeckung wirtschaftlicher Aspekte (Steuern, FiBu, Controlling) ein? 80% 20% Hat eine Steigerung des Unternehmenswertes eine Rückführung der Gesellschaftsanteile an die Altgesellschafter zur Folge? 90% 10% 7