Ergebnisse der Evaluation DGUV Vorschrift 2. Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public

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Transkript:

Ergebnisse der Evaluation DGUV Vorschrift 2 Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017

Hintergrund Abstimmungsgespräche DGUV/BMAS/LASI: In allen zur Entwicklung der DGUV Vorschrift 2 geführten Gesprächen zwischen BMAS, LASI und DGUV ist hervorgehoben worden, dass eine Evaluation erforderlich ist. Vorbereitender Schriftverkehr BMAS/DGUV ab April 2014 Auftrag des GAP 3/2014 vom 21.8.2014, mit der Evaluation der DGUV Vorschrift 2 im Herbst 2014 zu beginnen Sitzungen des Fachpolitischen Begleitkreises im Februar, Mai und Oktober 2015: Abstimmung des Grobkonzepts zwischen BMAS, BAuA, LASI und DGUV/UVT sowie des aktuellen Stands des Feinkonzepts Dr. Annekatrin Wetzstein, Dr. Frank Bell 20.10.2015 Seite 2

Regelbetreuung der Betriebe mit mehr als 10 Beschäftigten (Anlage 2 DGUV Vorschrift 2) Ermittlung von Inhalt und Umfang Grundbetreuung Gesamtbetreuung Betriebsspezifische Betreuung Ermittlung im Betrieb Leistungskatalog Aufteilung BA/Sifa Zeitvorgabe nach Betriebsart Aufgabenkatalog Aufteilung BA/Sifa Vortragstitel, Autor, Veranstaltung 08.06.2017 3

Gegenstand und Ziele der Reform waren Anlage 2 der DGUV Vorschrift 2 (Regelbetreuung der Betriebe mit mehr als 10 Beschäftigten): Inhaltliche Ziele Gleichbehandlung gleichartiger Betriebe Einführung eines betriebsspezifischen, gefährdungsbezogenen Ansatzes der Betreuung Stärkere Ausrichtung der Betreuungsleistung auf Inhalte, nicht auf festgelegte Zeiten Verbesserung der Kooperation der betrieblichen Akteure Stärkung des eigenverantwortlichen Handelns der Betriebe/Verwaltungen Berücksichtigung zeitgemäßer Betreuungserfordernisse 4

Zweck der Evaluation war es belastbare Erkenntnisse zur quantitativen und qualitativen Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 zu gewinnen (Erkenntnisfunktion) die Erreichung der strukturellen und inhaltlichen Ziele zu überprüfen (Kontrollfunktion) sowie die Folgen für Sicherheit und Gesundheit durch die getroffenen Regelungen abzuschätzen (Erkenntnisfunktion) und ggf. Grundlagen für Optimierungen der Vorschrift vorzuschlagen. (Optimierungsfunktion) Johnny Lye - Fotolia.de 5

Forschungsleitende Fragestellungen der Evaluation Umsetzung In welchem Umfang sind die Ziele der Reform der DGUV Vorschrift 2 umgesetzt? 1 Anwendbarkeit und Praktikabilität Wie ist die betriebliche Anwendbarkeit und Praktikabilität zu bewerten? 2 Wirkung im Betrieb Welche Folgen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit entstehen durch die getroffenen Regelungen? 3 Empfehlungen für die Veränderung der Vorschrift 6

Methodenüberblick 1. Standardisierte Befragung von A) Unternehmensleitungen und B) betrieblicher Interessenvertretung 2. Standardisierte Befragung von Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit 3. Halbstandardisierte Interviews mit Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit 4. Abfrage bei den Präventionsabteilungen der UVT und den staatlichen Arbeitsschutzbehörden 7

Methoden I 1. Standardisierte telefonische Befragung von A) Betriebsleitungen und B) betrieblicher Interessenvertretung Durchführung der Befragung über Kantar Public (vormals TNS Infratest Sozialforschung) Zeitraum: Juni bis August 2016 Fragebogen: Allgemeine Angaben, Kenntnis der Vorschrift 2, Umsetzung der Betreuung, Bewertung, Auswirkungen im Betrieb Repräsentative Stichprobe von Betrieben, die in den Geltungsbereich der DGUV Vorschrift 2, Anlage 2 fallen, d.h. Regelbetreuung mit mehr als 10 Beschäftigten Nach Betriebsgrößenklassen disproportionale Stichprobenziehung, Ergebnisse anschließend gewichtet 8 R

Kennzeichen der Stichprobe 1. Standardisierte Befragung von A) Betriebsleitung (BL-Interview) B) Wo vorhanden: Betrieblicher Interessenvertretung (IV- Interview) Quelle: Betriebsdatei von Heins & Partner Gesamt: 2.600 Interviews davon Langinterviews (mit Kenntnis/Umsetzung der Vorschrift): 1.641 Quelle: Interviews mit Betriebsleitungen Gesamt: 425 Interviews. davon Langinterviews (mit Kenntnis/Umsetzung der Vorschrift): 274 BL- und IV-Interviews aus denselben Betrieben; ermöglicht Vergleiche (BL- Interview aus Betrieben mit Interessenvertretung vs. IV-Interview) 9 R

Methoden II 2. Standardisierte Befragung von Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit Rekrutierung über Verbände/Netzwerke Erhebung der folgenden Kriterien zur Einordnung der Ergebnisse: Vertragsverhältnis (angestellt, überbetrieblich, selbstständig), Betriebsgröße oder Anzahl der zu betreuenden Betriebe, Möglichkeit des Vergleichs vor/nach der Reform Fragebogen: Allgemeine Angaben, Umsetzung der Betreuung, Grundbetreuung, Betriebsspezifischer Teil der Betreuung, Bewertung, Auswirkungen im Betrieb Online-Umfragen Zeitraum: August bis Oktober 2016 10

Kennzeichen der Stichprobe Betriebsärzte: N = 241 überwiegend in überbetrieblichen Diensten bzw. als Freiberufler tätig betreuter Betrieb ist bei über 50% ein Großbetrieb bei ca. der Hälfte ist betreuter Betrieb aus produzierendem Gewerbe, 1/3 Dienstleistungsbereich Fachkräfte für Arbeitssicherheit: N = 772 überwiegend intern bestellt bzw. in überbetrieblichen Diensten tätig betreuter Betrieb ist bei über 50% ein Großbetrieb bei ca. der Hälfte ist betreuter Betrieb aus produzierendem Gewerbe, 1/3 Dienstleistungsbereich 11

Methoden III 3. Halbstandardisierte Interviews mit Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit 15 Betriebsärzte und 22 Fachkräfte für Arbeitssicherheit teilstandardisiert, offene und geschlossene Fragen vor allem qualitative Aussagen Akquise über geeignete Firmen, die UVT und die Verbände Interviewleitfaden: Allgemeine Angaben, Umsetzung der Betreuung, betriebsspezifischer Teil der Betreuung, Bewertung, Auswirkungen im Betrieb Zeitraum: Juli bis September 2016, verlängert bis Dez. 2016 Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 12

Methoden IV 4. Abfrage bei den Präventionsabteilungen der UVT und den staatlichen Arbeitsschutzbehörden 25 Präventionsleitungen der UVT und 13 Leitungen der staatlichen Arbeitsschutzbehörden (N=38) per E-Mail, Beantwortung mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen Fragenkatalog: Rückmeldungen der Betriebe, Fragen zur Grund- und betriebsspezifischen Betreuung, Handhabbarkeit und Praktikabilität, Bewertung Zeitraum: Juni bis August 2016 umfangreiche qualitative Auswertung Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 13

Ergebnisse zur Fragestellung Umsetzung Anwendbarkeit und Praktikabilität In welchem Umfang sind die Ziele der Reform der DGUV Vorschrift 2 umgesetzt? Wie ist die betriebliche Anwendbarkeit und Praktikabilität zu bewerten? 1 2 Wirkung im Betrieb Welche Folgen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit entstehen durch die getroffenen Regelungen? 3 14

9 zentrale Ergebnisse 1. Kenntnis der Vorschrift 2. Umsetzung (Grund-/betriebsspezifische Betreuung) 3. Gleichbehandlung gleichartiger Betriebe 4. Einführung eines gefährdungsbezogenen Ansatzes 5. Arbeitsmedizinische Vorsorge 6. Zusammenarbeit der beiden Professionen 7. Kooperation der betrieblichen Akteure 8. Eigenverantwortung 9. Zeitgemäße Betreuungserfordernisse Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 15

1. Kenntnis der Vorschrift 2 bei Betriebsleitungen Alle (BL) 58 Basis: N = 2600, gewichtet 41 11 bis 50 Beschäftigte 53 46 51 bis 249 Beschäftigte 250+ Beschäftigte 74 86 26 14 Ja Nein Weiß nicht/keine Angabe Kenntnisdefizite v.a. in kleineren Betrieben Betriebe ohne Kenntnis wurden nicht nach Umsetzung etc. befragt Umsetzung auch ohne Kenntnis möglich, aber kaum abfragbar 16 R

2. Umsetzungsstand in den Betrieben (mit Kenntnis) I Ist die DGUV Vorschrift 2 bei Ihnen im Betrieb Basis: N = 1837, gewichtet Alle (BL) 38 48 3 11 11 bis 50 Beschäftigte 34 51 4 12 51 bis 249 Beschäftigte 45 44 1 10 250+ Beschäftigte 61 32 1 6 Vollständig umgesetzt Teilweise umgesetzt Bisher nicht umgesetzt Weiß nicht/keine Angabe In vielen Betrieben umgesetzt bzw. teilweise umgesetzt (v.a. kleineren) Umsetzung verteilt sich über die letzten 5 Jahre 17 R

2. Umsetzungsstand in den Betrieben (mit Kenntnis) Umsetzungsstand nach Betreuungsbestandteilen Ermittlung der Einsatzzeit für die Grundbetreuung Basis: N = 1641, gewichtet Alle (BL) 65 21 14 Ja Nein Weiß nicht/keine Angabe Ermittlung der Aufgaben für die betriebsspezifische Betreuung Basis: N = 1641, gewichtet Alle (BL) 70 21 9 Ja Nein Weiß nicht/keine Angabe Umsetzungsstand bei betriebsspezifischer Betreuung höher Umsetzungsstand in größeren Betrieben jeweils deutlich höher wird bei Mehrheit mindestens jährlich wiederholt 18 R

3. Gleichbehandlung gleichartiger Betriebe Bei allen Befragtengruppen finden mind. 2/3 das Prinzip, dass ein Betrieb komplett einer Betreuungsgruppe in der Grundbetreuung zugeordnet wird, (eher) sinnvoll; besonders positiv wird diese Neuerung von betriebl. Interessenvertretern gesehen (93%) Passung der Einsatzzeit zu den betrieblichen Erfordernissen wird von 64% der Sifas und 69% der BAs zugestimmt für manche Branchen und Betriebe werden höhere und für andere niedrigere Einsatzzeiten gewünscht 19

4. Einführung eines betriebsspezifischen, gefährdungsbezogenen Ansatzes der Betreuung 3/4 der befragten Sifas und BAs geben an, dass die Aufgaben für die betriebsspezifische Betreuung ermittelt wurden; bzgl. Kleinbetrieben 66%, bzgl. Großbetrieben 83% ca. 2/3 der Betriebsleitungen finden Ausrichtung der Gesamtbetreuung an Gefährdungssituation statt wie zuvor ausschließlich an Einsatzzeiten eher gut oder gut, 14% (eher) schlecht; auch 67% der Sifas und 84% der BAs finden das (eher) gut Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 20

5. Arbeitsmedizinische Vorsorge 43% der BL ordnen die Arbeitsmedizinische Vorsorge der Grundbetreuung zu (fälschlicherweise); 32% haben Zuordnung korrekt vorgenommen Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 21

6. Zusammenarbeit der beiden Professionen I Beurteilung der aktuellen Zusammenarbeit von Sifa und BA: Alle (BL) Basis: N = 1556, gewichtet 66 27 3 4 Gut Weder gut noch schlecht Schlecht Weiß nicht/keine Angabe Veränderungen des Zusammenwirkens von Sifa und BA durch Vorschrift 2: Alle (BL) Basis: N = 1354, gewichtet 14 76 1 9 Sicht von Sifa und BA ähnlich Verbessert In etwa gleich geblieben Verschlechtert Weiß nicht/keine Angabe IV schreiben DGUV Vorschrift 2 häufiger Verbesserung der Kooperation zu, beurteilen aktuelle Zusammenarbeit dennoch deutlich schlechter als BL 22 R

6. Zusammenarbeit der beiden Professionen II Großteil der Sifa und BA berichtet, dass mindestens 50% der Themen allein bearbeitet werden TOP 5 der Themen der Zusammenarbeit in der Grundbetreuung Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung Mitwirken in betrieblichen Besprechungen Verhältnisprävention Allgemeine Beratung von Arbeitgebern und Führungskräften Untersuchung nach Ereignissen 23

7. Kooperation der betrieblichen Akteure I Kooperation bei Umsetzung der DGUV Vorschrift 2: Steuerung des Umsetzungsprozesses im Betrieb meist durch Betriebsleitung oder Fachkraft zum Großteil auch bei Festlegung von Aufgaben beteiligt BA und IV in etwa der Hälfte der Betriebe beteiligt Gelegenheiten für Austausch und Information sind v.a. die ASA- Sitzungen, regelmäßige Gespräche mit der Leitung sowie die Berichte von Sifa und BA 24 R

7. Kooperation der betrieblichen Akteure II Befragung gut weder gut noch schlecht schlecht verbessert BL 81% 15% 2% 19% IV 79% 12% 9% 35% Sifa 61% 33% 5% 13% BA 67% 28% 4% 14% BL und IV bewerten Kooperation häufiger mit gut als Sifa und BA IV sehen häufiger als andere eine schlechte Zusammenarbeit IV nehmen am häufigsten Verbesserungen durch die Vorschrift 2 wahr, Sifa und BA am seltensten 25 R

8. Eigenverantwortung Flexibilität bei der Aufteilung des Umfangs und der Aufgaben zwischen BA und Sifa finden 3/4 der BL gut ähnlich sehen das Sifa und BA für 12% der BL hat sich der Gestaltungsspielraum für die Betreuung vergrößert; für Mehrheit gleich geblieben für Sifa für 27% und BA für 35% vergrößert; Mehrheit gleich geblieben wenn größerer Gestaltungsspielraum gesehen wird, finden den nahezu alle sehr gut 26

9. Zeitgemäße Betreuungserfordernisse z.b.: alternde Belegschaft, Gesundheitsförderungsmaßnahmen Laut 79% der BL berücksichtigt; lt. IV etwas weniger Aus Sicht von Sifa und BA in 70 bis 73% der Betriebe berücksichtigt, dabei: TOP 1: BEM, TOP 2: BGM, TOP3: Demografie Mehrheitlich auch vor der Reform schon berücksichtigt; lt. Sifa und BA jedoch in ca. 1/3 der Betriebe seither verstärkt Mehrheit der Sifa (2/3) und BA (95%) berät dazu 27

Ergebnisse zur Fragestellung Umsetzung Anwendbarkeit und Praktikabilität In welchem Umfang sind die Ziele der Reform der DGUV Vorschrift 2 umgesetzt? Wie ist die betriebliche Anwendbarkeit und Praktikabilität zu bewerten? 1 2 Wirkung im Betrieb Welche Folgen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit entstehen durch die getroffenen Regelungen? 3 28

Ergebnisse zur Anwendbarkeit und Praktikabilität Gesamteinschätzung zur Anwendbarkeit im eigenen Betrieb (BL) Halten Sie die Anwendung der DGUV Vorschrift 2 in Ihrem Betrieb für Basis: N = 1641, gewichtet Alle (BL) 34 37 21 3 5 Praktikabel Eher praktikabel Wenig praktikabel Nicht praktikabel Weiß nicht/keine Angabe 71% der BL: Vorschrift (eher) praktikabel, 1/4 der BL bewertet Anwendbarkeit kritisch; aus kleineren Betrieben etwas mehr IV halten die Vorschrift (fast) durchweg für praktikabel Handlungshilfen sind knapp für die Hälfte der BL bekannt; wenn bekannt, werden sie mehrheitlich für (eher) hilfreich gehalten 29 R

Ergebnisse zur Anwendbarkeit und Praktikabilität Einzelne Problembereiche: Probleme bei Aufgabenfestlegung für Sifa und BA von BL nur sehr selten benannt (4%); etwas häufiger in großen Betrieben (12%) und seitens der IV Am häufigsten benannte Anwendungsprobleme (offene Abfragen): Umfang und Komplexität der Vorschrift Hoher Zeit- und Kostenaufwand für Umsetzung Engpässe beim Fachpersonal Probleme bei Festlegung und Kontrolle von Personalaufwand 30 R

Ergebnisse zur Anwendbarkeit und Praktikabilität Einschätzung von Sifas und BA: 17% sehen Probleme bei Festlegung von Aufgaben und Umsetzung in Grundbetreuung ca. 25% sehen Probleme bei Festlegung von Aufgaben und Umsetzung der betriebsspezifischen Betreuung 31

Ergebnisse zur Fragestellung Umsetzung Anwendbarkeit und Praktikabilität In welchem Umfang sind die Ziele der Reform der DGUV Vorschrift 2 umgesetzt? Wie ist die betriebliche Anwendbarkeit und Praktikabilität zu bewerten? 1 2 Wirkung im Betrieb Welche Folgen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit entstehen durch die getroffenen Regelungen? 3 32

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb Kenntnis eigener Aufgaben: Kennen Sie Ihre Aufgaben im Arbeitsschutz seit Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 besser? Basis: N = 1641, gewichtet BL 46 48 6 IV 60 37 2 Ja Nein Weiß nicht/keine Angabe Basis: N = 246, gewichtet Vielfach verbesserte Kenntnis der eigenen Arbeitsschutzaufgaben durch Umsetzung der Vorschrift, v.a. bei IV Auswirkungen auf BL in kleineren Betrieben besonders groß 33 R

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb Kenntnis der Aufgaben von Sifa und BA Sind die Inhalte der Aufgaben von Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt durch die DGUV Vorschrift 2 klarer geworden? Basis: N = 1641, gewichtet Alle (BL) 46 37 17 IV 68 14 18 Ja Nein Weiß nicht/keine Angabe Basis: N = 246, gewichtet 34 R

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb Beratungsspektrum von Sifas und BA Laut BL werden ca. 4 von 5 Betrieben von Sifa und/oder BA zu Gefährdungsbeurteilungen, zur Mitarbeiterunterweisung, zur Ersthelferausbildung oder (etwas seltener) zur Übertragung von Arbeitsschutzpflichten auf Führungskräfte beraten In aller Regel auch Umsetzung dieser Maßnahmen im Betrieb Gefährdungsbeurteilungen als Kernelement in fast allen befragten Betrieben durchgeführt; allerdings sind nur in jedem 2. Betrieb BA, IV oder die Mitarbeiter selbst daran beteiligt 35 R

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb In Betrieben, in denen die Vorschrift umgesetzt ist, werden folgende Maßnahmen praktiziert (nach Befragtengruppe; jeweils Mehrfachnennungen möglich) Befragtengruppe BL IV Sifa BA Gefährdungsbeurteilung 92% 93% 93% 93% Dokumentation der GB 87% 93% 90% 83% Regelmäßige Unterweisungen 93% 88% 92% 90% Ersthelferfortbildung 90% 90% 90% 89% Pflichtenübertragung auf Führungskräfte 74% 69% 69% 64% Betriebsmittelüberprüfung 93% 96% 88% 83% 36 R

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb Betreuungsqualität Hat sich die Qualität der betriebsärztlichen und sicherheitstechnischen Betreuung nach Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 in Ihrem Betrieb verbessert, hat sie sich verschlechtert oder hatte dies keine Auswirkungen? Basis: N = 1428, gewichtet Alle (BL) 19 73 1 7 IV 20 67 10 3 Basis: N = 246, gewichtet Verbessert In etwa gleich geblieben Verschlechtert Weiß nicht/keine Angabe Kaum Unterschiede zwischen Branchen und Größenklassen 37 R

Ergebnisse zu Auswirkungen im Betrieb Beratungsqualität Fühlen Sie sich insgesamt nach Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 in Ihrem Betrieb im Arbeitsschutz besser beraten oder schlechter beraten oder nehmen Sie da keinen Unterschied wahr? Basis: N = 1428, gewichtet Alle (BL) 22 61 1 17 IV 35 62 4 Besser beraten Kein Unterschied Basis: N = 246, gewichtet Kaum Unterschiede zwischen Branchen und Größenklassen 38 R

Fazit: Betriebe, welche die Vorschrift kennen, haben diese auch umgesetzt. Defizite in der Bekanntheit der DGUV Vorschrift 2, insbesondere bei den Kleinbetrieben Die inhaltlichen Ziele der Reform wurden überwiegend erreicht. Gleichbehandlung gleichartiger Betriebe: eindeutige Regelungen zur Berücksichtigung von Teilzeitkräften bei der Berechnung der Einsatzzeiten für die Grundbetreuung schaffen. Die Abgrenzung von Grund- und betriebsspezifischer Betreuung sowie die Anwendung des Anhangs 4 der Vorschrift bereiten zum Teil Schwierigkeiten in den Betrieben. Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 39

Fazit: WZ-Liste wird überwiegend positiv angenommen; Zuordnung der WZ- Kodes zu den Betreuungsgruppen sollte überprüft werden. Der Betreuungsumfang insgesamt ist überwiegend unverändert geblieben bzw. leicht angestiegen. Zur Frage der Praktikabilität der DGUV Vorschrift 2 ergibt sich ein gemischtes Bild. Handlungshilfen zur Umsetzung der Vorschrift sind hilfreich, aber noch zu wenig in den Betrieben bekannt. Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner: Ressourcenproblem Ein ganzheitlicher Ansatz im Arbeitsschutz (z.b. über ein Arbeitsschutzmanagementsystem oder eine Kultur der Prävention) ist ein wesentlicher Faktor für die Umsetzung der DGUV Vorschrift 2. Dr. Annekatrin Wetzstein, IAG; Arnold Riedmann, Kantar Public 08.06.2017 40

Weiteres Vorgehen Vorstellung der Ergebnisse in den Gremien der DGUV Interpretation und Ableitung von Empfehlungen im Sachgebiet Betriebsärztliche und Sicherheitstechnische Betreuung des Fachbereichs Organisation des Arbeitsschutzes 41