Auditive Verarbeitungsund Wahrnehmungsstörungen

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Transkript:

ZiFF-Kongress Essen: Therapie im Fadenkreuz 27.06.2018 Auditive Verarbeitungsund Wahrnehmungsstörungen Copyright Ortrud Koepe 1

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen - AVWS - Wirklich wichtig für die therapeutische Praxis oder nur gerade in? - Ätiologie, Symptomatik - Diagnostik / Differentialdiagnose - AVWS im Gesamtkonzept der Wahrnehmung Copyright Ortrud Koepe 2

Diagnose einfach oder bequem? Eine auditive Verarbeitungs- und / oder Wahrnehmungsstörung (AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Copyright Ortrud Koepe 3

periphere Hörstörung AVWS? Bei einer peripheren Hörstörung kann es zusätzlich zu Symptomen einer AVWS kommen (und umge Daher ist zunächst die periphere Problematik zu behandeln (operativ, medikamentös), um anschlie-ße Copyright Ortrud Koepe 4

Klientel Kinder mit angeborener Schwerhörigkeit Kinder mit AVWS meist frühe Erfassung meist frühe medizinischtherapeutische Versorgung adäquate Integration in Kindergarten/Schule bzw. Sondereinrichtungen oft späte Erfassung kein homogenes Erscheinungsbild oft diagnostische Fehlinterpretation durch sekundäre bzw. gekoppelte Symptomatik Copyright Ortrud Koepe 5

Hörprozess / Teilfunktionen äußeres Ohr Trommelfell Schallleitung Mittelohr Innenohr Hörnerv Schallempfindung Hirnstamm Verarbeitung / auditorischer Kortex auditive Copyright Ortrud Koepe 6 Wahrnehmung

Hörprozess Außenohr richtungsabhängige Weiterleitung des Schalls Mittelohr Übersetzung von Luft- in Knochenschall und Anpassung an Cochlea (Schutzfunktion!) Cochlea innere Haarzellen (Umwandlung von Schall in Nervenimpulse) äußere Haarzellen (aktive Filterung / Nutzschallanhebung) Copyright Ortrud Koepe 7

Hörprozess Formatio reticularis / Stammhirn Limbisches System Filterung der Hörsignale in Störschall / Nutzschall unbewusste emotionale Vorbewertung auditiver Signale über Neuro- transmitter (u.a. Adrenalin) Hippokampus Zwischenspeicher für emotionale Informationen; Merken und Erinnern Copyright Ortrud Koepe 8

Hörprozess Kortex komplexe Fähigkeiten auf Basis sensomotorischer und kognitiver Lernprozesse Vernetzung der an der auditiven Wahrnehmung beteiligten Hirnareale und der beiden Hemisphären Copyright Ortrud Koepe 9

Checkliste Hörreaktionen (inkonstant u.u. schon im Babyalter) Geräusche/Situationen (Ausweichen, u.a.kirmes, Einkaufszentren, Feiern) Verhalten (unsicher ängstlich - introvertiert oder unkooperativ undiszipliniert - extrovertiert) Unkonzentriertheit v.a.gegenüber sprachgebundenen Anforderungen (z.b. Stuhlkreis, Geschichten vorlesen, CD) häufiges Nachfragen bei auditiv gestellten Anweisungen, v.a. in lauter Umgebung, inadäquate - keine Reaktion Inhalte werden nur fragmentarisch erfasst oder nicht behalten Copyright Ortrud Koepe 10

Geräuschrichtung wird fehleingeschätzt Sprachentwicklungsverzögerung/-störung ( typische Lautsubstitutionen/-elisionen im Minimalpaarbereich; verwaschene Aussprache) Therapie oft mühsam, instabile Fortschritte schulische Schwierigkeiten (u.a. typische starke Ablenkbarkeit, monotones Vorlesen mit reduzierter Prosodie, rhythmische Auffälligkeiten beim Singen von Kinderliedern, Probleme bei Diktaten und Kopfrechnen) CD-Player/Fernseher wird überlaut eingestellt eigenes Sprechen/Stimme in einer Gruppe oft überlaut (Eigenwahrnehmung) Copyright Ortrud Koepe 11

Ableitung Symptomatik / Diagnostik Verständnis auditiver, v.a. verbaler Informationen Reaktion auf auditive/verbale Stimuli auditive Aufmerksamkeit auditives Gedächtnis Schallquellenlokalisation Sprachverstehen und Fokussieren im Störgeräusch Verstehen von veränderten Sprachsignalen Copyright Ortrud Koepe 12

Diagnostik AVWS Was wünschen wir uns... phoniatrisch-pädaudiologische Überprüfung (objektive/subjektive Verfahren; bisher kein einheitliches AVWS-Screening!) Problem: Differentialdiagnose (Ausschluss anderer Störungsformen, inter-disziplinäres Vorgehen) quantitativen/qualitativen Beschreibung (individuelle Gesichtspunkte) therapiegerichtete Diagnostik (mit individuellen Kompensationsmöglichkeiten des Kindes) Copyright Ortrud Koepe 13

Untersuchung des Hörvermögens Objektive Verfahren: - Messung otoakustischer Emissionen (auditorische Neuropathie / perisynaptische Audiopathie) - Stapediusreflexmessung - Hirnstammaudiometrie - Messung der binauralen Interaktionspotentiale Copyright Ortrud Koepe 14

Subjektive Verfahren: - Tonschwellenaudiometrie - Sprachaudiometrie - Überprüfung des Hörens im Störschall - Richtungshören Copyright Ortrud Koepe 15

weiterführende Tests - dichotische Tests - Hörtests zu verschiedenen Verarbeitungsfunktionen (u.a. binaurale Verarbeitung, zeitkomprimierte Sprache, Pegel- und Frequenzauflösung, Zeitverarbeitung) - Unbehaglichkeitsschwelle - Tests zur phonologische Bewusstheit, Phonemidentifikation /- differenzierung/- synthese/-analyse - Tests zur auditiven Aufmerksamkeit und Copyright Ortrud Koepe 16

Interpretation von Testergebnissen Motivation, Kooperation, Aufmerksamkeitsspanne Sprach-, Aufgabenverständnis, Störungsbewusstsein Länge der Testphase, kürzere Einheiten situative Ablenker Über- bzw. Unterinterpretation der Anamnesedaten (u.a. Frühgeburt, Infektanfälligkeit, verzögerte Sprachentwic Copyright Ortrud Koepe 17

Relevanz einer DD AVWS als Störung nicht eindeutig zu erkennen Verhaltensmuster oft ähnlich in anderen Störungsbildern vorhanden AVWS (auch) mit anderen Störungsbildern gekoppelt Copyright Ortrud Koepe 18

Differentialdiagnose Sprach- ADHS Autismus Kognitive Störung verständnis- störung Zwei/Mehrsprachigkeit Lese-Recht- schreib- Störungen Copyright Ortrud Koepe 19

DD Sprachverständnisstörungen Durchführung eines Tests zum Sprachverständnis: Ist das Sprachverständnis deutlich unterhalb der auditiven Leistung angesiedelt, ist von einer entsprechenden Störung auszugehen Bei Kindern mit AVWS ist dagegen die Einschränkung des Sprachverständnisses deutlich dezenter als die eingeschränkten Leistungen im auditiven Bereich. Copyright Ortrud Koepe 20

DD AD(H)S AD(H)S und AVWS treten häufig gemeinsam auf typisch für ein primäres ADHS sind zahlreiche Normabweichungen bei den AVWS-Tests (in allen Subtests) individuelle Befundmuster weisen eher auf eine primäre AVWS hin. Copyright Ortrud Koepe 21

DD Bilingualität / Mehrsprachigkeit Problem der Testsprache Bestehen auch in der Muttersprache ähnliche Auffälligkeiten? audiologische Tests müssen den deutschsprachigen Fähigkeiten des Kindes angepasst werden Copyright Ortrud Koepe 22

Sensorische Integration und AVWS Nahsinne: Tiefensensibilität (propriozeptiv / kinästhetisch) Gleichgewicht (vestibulär) Oberflächensensibilität (taktil) Fernsinne: Hören (auditiv) Sehen (visuell) Riechen (olfaktorisch) Schmecken (gustatorisch) Copyright Ortrud Koepe 23

AVWS und Sensorische Intergration Störung Störung des des Nahsinns Fernsinns Oberflächen- Gleichgewicht Tiefensensibilität AVWS sensibilität Copyright Ortrud Koepe 24

Fragen für die Therapie Welche Auffälligkeiten auf Ebene der Basissinne (vestibulär, taktil, kinästhetisch) haben Auswirkungen auf die auditive Verarbeitung/Wahrnehmung? oder Welche Auffälligkeiten werden durch eine AVWS ggf. noch verstärkt? Konsequenzen der Wechselseitigkeit Fernsinn für Diagnostik / Therapie? Nahsinn Copyright Ortrud Koepe 25

Therapiekonzept AVWS als isolierte Teilleistungsstörung: - Kinder oft nur dezent auffällig, meist erst schulisch isoliertes Training in der Regel aureichend verschiedene Therapien additiv AVWS in Kombination mit weiteren Wahrnehmungsstörungen: - Kinder oft früh und ausgeprägt auffällig isolierte Übungen oft ineffizient, interdisziplinäres/integratives Arbeiten sinnvoll Copyright Ortrud Koepe 26

Therapeutisches Prinzip Nahsinn bildet den Schwerpunkt (akustische Elemente werden eingebunden und können sowohl zeitlich als auch inhaltlich variabel modifiziert werden) oder AVWS bildet den Schwerpunkt (individuelle Bewegungsaspekte werden in die Behandlung integriert) Copyright Ortrud Koepe 27

zeitliche Umsetzung AWF vorgeschaltet/einleitend AWF integriert AWF abschließend Auswahl nach individuellem Symptomschwerpunkt zeitliche Einbindung auch in Phasen oder flexibel nach Tagesform des Kindes Copyright Ortrud Koepe 28

Basistherapie AVWS-Therapie Copyright Ortrud Koepe 29

außersprachlich (Geräusche, Töne, Klänge) Teilfunktionen der AVWS in der Therapie sprachlich (Laute, Silben, Wörter, Sätze) Aufmerksamkeit Speicherung / Sequenz Lokalisation Diskrimination Selektion nur sprachlich Analyse Synthese Ergänzung

Richtungshören Trennung von Störund Nutzschall Dichotisches Hören Schallquelle und Entfernungen können nicht eingeschätzt werden (Sicherheit!) Bei höherem Geräuschpegel zeigen sich Symptome wie mangelndes Verständnis für Anweisungen, Unkonzentriertheit, Erschöpfung. (Diskrepanz zur ruhigen Einzelsituation!). akustische Signale können nicht getrennt voneinander verarbeitet werden; schnelle Erschöpfung

Auditive Aufmerksamkeit Auditive Identifikation / Diskrimination Auditive Merkfähigkeit / Hörgedächtnisspanne Konzentration auf akustische Reize kaum möglich, hohe Ablenkbarkeit Abschweifen vom Thema Auditive Reize können nicht nach bestimmten Merkmalen differenziert werden (gleich-verschieden, laut-leise, hoch-tief, lang-kurz, schnelllangsam) Probleme in der kurz- oder langfristigen Speicherung von Informationen (Diktat, Kopfrechnen, Aufgabenverständnis, Nachsprechen von Reimen/Sätzen. Arbeitsaufträge).

Auditive Figur- Grund-Wahrnehmung / Selektion Auditive Wahrnehmungskonstanz Auditive Analyse Trennung der wichtigen Geräusche von eher unwichtigen Geräuschen gelingt nicht (alles ist wichtig!). Geräusche, Töne, Laute, Wörter werden bei akustischer Veränderung nicht identifiziert (Tonhöhe. Klangfarbe, Geschwindigkeit) Symptome v.a.auf sprachlicher bzw. schriftsprachlicher Ebene (Laut-Silbe, Silbe-Wort, Wort- Satz, Satz-Text)

Auditive Synthese Auditive Ergänzung Zeitauflösung Das Kind hat im beginnenden Leselernprozess (gedehntes Lesen) Schwierigkeiten bei der Sinn-erfassung. Akustische Bruchstücke können nicht zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt werden, Missverständnissen in lauter Umgebung Probleme v.a. bei kurzen Lauten (p-b, d-t, g-k); Schlechtes Rhythmusgefühl, mehr Zeit und viele Wiederholungen

Lautheitsempfinden Sequenzgedächtnis Rhythmischmelodische Differenzierung Wahrnehmen emotionaler Inhalte Diskrepanz: Empfindlichkeit (laute Geräusche) - einschränktes Hören (normale Lautstärke) Reihenfolgen können nur unvollständig oder falsch wiedergegeben werden (Kinder raten oft) Rhythmen oder Melodien können kaum oder gar nicht nachgeahmt werden. Oft falsche Interpretation von Klang bzw. stimmlicher Betonung, kommunkative Missverständnisse

Kinästhetische Störungen und AVWS Unterempfindlichkeit des kinästhetischen Systems mangelhaftes Körperschema und eingeschränkte Aufnahme von Informationen über Muskeln, Sehnen und Gelenken ausgeprägte Hypotonie kompensatorisch stark auf visuelle Kontrolle angewiesen verlangsamt, faul, gelangweilt Copyright Ortrud Koepe 36

Förderelemente / kinästhetische Wahrnehmung Teilfunktionen Muskelspannung auf- und abbauen Gelenkstellungen unterscheiden Körperraumlagen/- postionen halten und verändern Krafteinsatz / -dosierung Übungsbeispiele Körperteile anspannen, Schwamm, Luftmatratze Denkmal spielen Roboter, Zeitlupe im Stand und in Bewegung verschiedene Gegenstände heben, tragen Copyright Ortrud Koepe 37

Beschleunigung, Richtungs- und Drehänderungen statische / dynamische Haltungen regulieren Objekte sicher balancieren beid-, einbeiniger Niedersprung zum sicheren Fußstand aus versch. Höhen Nachlaufen/Schattenlauf, Parcour markieren auf verschiedenartigem Untergrund stehen, gehen, hüpfen; vorwärts - rückwärts unbewegliche/bewegliche Objekte im Stand/in Bewegung balancieren Copyright Ortrud Koepe 38

Teilfunktionen Förderelemente / vestibuläre Wahrnehmung Übungsbeispiele Körperhaltung stabiler bzw. labiler Untergrund z. B. Bank / Wippe Körperorientierung im Raum In der Waage/- Senkrechten, Drehbewegungen; Gehen, Springen, Klettern; schräge Ebene, verschiedene Körperlagen Körper- und Haltungslagen im Stand, in Bewegung, auf verschied. stabilen schmalen/breiten Untergrund; Bremsen / Stoppen Copyright Ortrud Koepe 40

Taktile Störungen und AVWS Überempfindlichkeit des taktilen Systems / abwehrende Reaktion auf Berührungsreize überaktiv, leicht ablenkbar oft Überempfindlichkeit im auditiven System Unterempfindlichkeit des taktilen Systems reduzierte Wahrnehmung auf Berührungsreize mangelnde Verarbeitung im Kontroll/-Diskriminationssystem wenig Umwelterfahrung insgesamt vorsichtig Copyright Ortrud Koepe 41

Förderelemente / taktile Wahrnehmung Teilfunktionen Objektgrößen/- formen/-gewicht Oberfläche Hautberührung und Druck wahrnehmen Objekt-Grund- Differenzierung Übungsbeispiele groß - klein / rund - eckig / glatt - rauh / leicht- schwer geschlossene Augen, Berührungen an verschiedenen Körperstellen wahrnehmen und ertragen Objektart (z.b. Ball) aus verschiedenen Objekten herausfinden Copyright Ortrud Koepe 42

Baukastensystem propriozeptiv / Kinästhetisch Aufmerksamkeit unterempfindlich vestibulär unterempfindlich überempfindlich taktil unterempfindlich überempfindlich Speicherung und Sequenz Lokalisation Diskrimination Selektion Copyright Ortrud Koepe 43

Beispiel 1 Kind mit kinästhetischer Unterempfindlichkeit und Störung der Aufmerksamkeit Muskelspannung, Gelenkstellungen, Krafteinsatz/-dosierung, statische / dynamische Haltungen Konzentration auf akustische Reize, Ablenkbarkeit reduzieren Copyright Ortrud Koepe 44

Beispiel 2 Kind mit vestibulärer Überempfindlichkeit und Störung der Diskrimination Körperhaltung, Körperorientierung im Raum, Körper- und Haltungslagen Auditive Reize nach bestimmten Merkmalen differenzieren (laut-leise, hoch-tief, lang-kurz, schnell-langsam) Copyright Ortrud Koepe 45

Beispiel 3 Kind mit taktiler Unterempfindlichkeit und Störung der Speicherung/Sequenz Objekte nach Form, Gewicht, Größe, Oberfläche...unterscheiden; Objekt- Grunddifferenzierung Reihenfolgen von Geräuschen, Lauten, Wörtern, Sätzen speichern Copyright Ortrud Koepe 46

Basisprinzipien für die Therapie Strukturierung, Rituale, feste Abläufe Wechsel von Anspannung Entspannung variable Konzentrationsphasen (Blick)-Kontakt, wieder in Kontakt holen Copyright Ortrud Koepe 47

Basisprinzipien für die Therapie Gesprächsdisziplin nur einer spricht zum Nachfragen ermuntern, Wiederholen lassen, Verständniskontrolle! visuelle Hilfen bei komplexen Handlungsanweisungen über Notizen, Piktogramme Copyright Ortrud Koepe 48

Modifikation der akustischen Störgeräusche Umgebung (z.b. andere Sprecher, vorbeifahrende Fahrzeuge) Sprachverstehen wird reduziert Raumakustik ( Hörsamkeit des Raumes, Böden, Wände, Decken) Auswahl des Sitzplatzes (verbaler und/oder taktiler Hinweis an das Kind vor wichtigen Instruktionen!!!) Copyright Ortrud Koepe 49

Spielerische Grundfertigkeiten mit Gegenständen (Alltagsmaterialien, Spiel- und Sportgeräte), u.a. - rollen, werfen, prellen, fangen, schießen, tragen, balancieren ohne Gegenstände, u.a. - Such- und Versteckspiele - Fangspiele, Kraftspiele, Singspiele, Rollenspiele Copyright Ortrud Koepe 50

Übungen zum Ankommen und Entspannen Wir öffnen unsere Ohren, schöne Klänge Ohrmassage (Körperwahrnehmung) eine Runde lauschen (ist es wirklich still?) Klangschale (Körperwahrnehmung) Dreht euch nicht um, die Stille geht herum Copyright Ortrud Koepe 51

Grundideen für Therapiespiele Akustische Signale repräsentieren bestimmte Begriffe, Farben, Bewegungen... Über verschiedene akustische Signale den richtigen Weg finden oder bestimmte Aufträge erfüllen. Dabei werden Elemente zur Förderung der Nahsinne integriert, z.b. Balancieren hüpfen, kriechen, krabbeln, vorwärts - rückwärts, rechts - links, sich drehen, still stehen - sich bewegen Gegenstände transportieren (leicht - schwer) Copyright Ortrud Koepe 52

Spielideen (zu zweit oder in der Gruppe) Kofferpacken Geräusche raten Was tickt denn hier? Schatzwächter/-räuber Verzauberte Tänzer Klangdschungel Copyright Ortrud Koepe 53

Was ist da gefallen? Ich höre was, was du nicht hörst... Baustelle Seiltänzer Tastsack/Taststraße Blind im Klangwald Copyright Ortrud Koepe 54

Klangdetektive Instrumenten/-Geräuschecho Klangkette Namensgeschichten Farben-, Wochentage-,Geschichten-Hüpfen Uhrensuche Copyright Ortrud Koepe 55