Fachtagung Qualität und Effekte frühkindlicher Bildung und Betreuung Ein internationaler Vergleich 17./18. November 2011, Berlin
NUBBEK - Studie Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit Berlin, 18. November 2011 Wolfgang Tietze
Herausforderungen an das deutsche Früherziehungssystem Quantitativer Ausbau Qualitative Verbesserung und Qualitätssteuerung Funktionserweiterung (Eltern-Kind-Zentren, Familienzentren)
Politischer und wissenschaftlicher Kontext Ausbau des Früherziehungssystems (besonders U3) nur mit eingeschränkter Wissensbasis Kaum Rückbindung an internationale wissenschaftliche Diskussion Explizites Defizit an deutschen Studien Die NUBBEK-Studie als Kristallisationspunkt der deutschen Fachdiskussion und als Bindeglied zur internationalen Forschung
NUBBEK - Studienpartner PädQUIS, Kooperationsinstitut der FU Berlin (Koordination) Deutsches Jugendinstitut (DJI), München Forschungsgruppe Verhaltensbiologie, Kandern NUBBEK-Arbeitsgruppe Universitäten Bochum/Osnabrück Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP), München Assoziiertes Mitglied: SOEP-Arbeitsgruppe am Deutschen Insitut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Untersuchungsfragen Wege in die familienergänzende BBE: Welche Kinder aus welchen Familien besuchen in welchem Alter welche Betreuungsform (z.b. Krippe, Kita, Kindertagespflegestelle)? Durch welche Faktoren bei den Familien wie auch auf Angebotsseite (Einrichtungen, Kindertagespflege, Jugendämter) ist die elterliche Wahlentscheidung motiviert?
Untersuchungsfragen Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung Wie stellt sich die pädagogische Qualität in den verschiedenen Betreuungsformen (Kindergarten, Krippe, Kindertageseinrichtung mit verschiedenen Altersmischungen, Kindertagespflege, Nur- Familienbetreuung) dar? Welches durchschnittliche Niveau ergibt sich? Mit welchen Unterschieden innerhalb und zwischen den Formen ist zu rechnen? Wie unterscheiden sich Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität bzw. Qualität des Familienbezugs?
Untersuchungsfragen Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder Wie stellt sich der Bildungs- und Entwicklungsstand von Kindern verschiedener Altersstufen (2-jährige und 4-jährige) in verschiedenen Bereichen wie Sprache, Denken, soziale Kompetenz, Motorik, Alltagsfertigkeiten und Gesundheit dar? Welche Beziehungen ergeben sich zwischen dem Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder einerseits und den Qualitätsfaktoren in den Betreuungsformen und in den Familien andererseits?
Untersuchungsfragen Untersuchungsfragen Rückwirkungen auf Familien Mit welchen Rückwirkungen auf die Familien (z.b. Zufriedenheit mit der Lebenssituation, emotionale Entspannung, Passung mit Familienabläufen, Erwerbstätigkeit) ist die Betreuung und deren Qualität verbunden? Kinder und Familien mit Migrationshintergrund Wie stellen sich die Gegebenheiten und Zusammenhänge speziell für Kinder und Familien mit Migrationshintergrund dar (besonders für Kinder mit türkischem und russischem Migrationshintergrund)?
Konzeptioneller Rahmen Input Output Outcome Familienexternes Betreuungssetting Betreuungssetting Familie Orientierungsqualität z.b. Auffassungen über Bildung und Erziehung Strukturqualität z.b. Gruppengröße, ErzieherInausbildung Prozessqualität Bildung, Erziehung und Betreuung Elternabstimmung, Vernetzung mit anderen Stellen Kindlicher Entwicklungsstand Bewältigung von Entwicklungsaufgaben Sozial-emotionale, sprachliche, kognitive, motorische Entwicklung, Gesundheit Rückwirkung auf Familie Elternzufriedenheit, Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit, Sozio-ökonomische Situation Sozioökologischer Kontext
Konzeptioneller Rahmen (Anschluss an ökologische Systemtheorie) Bildung und Entwicklung eines Kindes abhängig von verschiedenen Faktoren und Systemebenen Individuelle Merkmale des Kindes: z.b. Geschlecht, Alter, Dauer, Umfang, Stabilität von Betreuungserfahrungen Mikrosystem Familie: z.b. Zusammensetzung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Bildungsstand, kulturell geprägte Orientierung, Anregungen für Kind Mikrosystem Betreuungsform: z.b. Erzieher-Kind-Schlüssel, Gruppenzusammensetzung, pädagogischen Orientierung, Umgang, Anregungen für Kind Sozial-ökologischer Kontext: z.b. Wohnquartier, öffentliche Betreuungsangebote
Untersuchungsstichprobe drei Ebenen 1. Auswahl von Gebietseinheiten (aus Hälfte aller Bundesländer) repräsentativ für Deutschland 2. Zufallsauswahl von Betreuungssettings (Kitas, Krippen, Kindertagespflege) in Gebietseinheiten 3. Zufallsauswahl von Kindern aus Betreuungssettings 4. Quotenstichprobe Nur-Familienkinder
Realisierte Stichprobe 2-Jährige 4-Jährige Gesamt- Stichprobe Kinder ohne Migration türkisch russisch mit Migration ohne Migration türkisch russisch mit Migration (1) Kindergarten: 3-6 Jahre - - - - 334 61 68 129 463 (2) Kindertageseinrichtung (Krippe): 0-3 Jahre (3) Kindertageseinrichtung altersgemischt (4) Kindertagespflege: 0-3 Jahre (5) Nur Familien- (und Verwandten-) Betreuung 327 16 38 54 - - - - 381 139 21 35 56 179 49 42 91 465 240 2 3 5 - - - - 245 241 110 104 214 - - - - 455 Gesamt 947 149 180 329 513 110 110 220 2009
Erhebungen in Familien Erhebungswellen Familieninterview (Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität, allgemeiner Hintergrund, Kultur) Kind einschätzen zu Gesundheit, Kommunikation, Alltagsfertigkeiten, sozial-emotionale Entwicklung u.a. Kindertests: Kognition, PPVT (mehrsprachig) Erhebungen in familienexternen Betreuungssettings Qualitätseinschätzung (IQS / KES-R-E-Z; KRIPS, TAS) Interview mit Gruppenleiterinnen und Einrichtungsleiterin Kindeinschätzungen
Erfassung des kindlichen Entwicklungsstandes (Beispiele) Sprachstand: Peabody Picture Vocabulary Test /PPVT (deutsch-, russisch- und türkischsprachige Versionen) Subskala Kommunikation der Vineland II Soziale Kompetenzen und Verhaltensauffälligkeiten: ITSEA, SSIS (SDQ), CBCL (Unterskalen) Kognition: Mosaiktest und Gedächtnisleistungstest Motorik: Subskala Motorik der Vineland II Alltagsfertigkeiten: Subskala Alltagsfertigkeiten der Vineland II Gesundheit: Elternfragebogen auf der Grundlage des KIGGS des Robert-Koch-Instituts
Organisation der Datenerhebungen und -auswertungen Datenerhebung an 8 Standorten nach gemeinsamem, wechselseitig abgestimmten Plan Berlin, Bochum, Dresden, Freiburg, Halle, Osnabrück, München (2) Unterstützung bei Instrumentenkonstruktion, Pretest und Datenerhebung durch TNS-Infratest Datenkompatibilität mit dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) in zentralen Variablen Daten für andere Forscher zugänglich nach NUBBEK-Abschluss
Förderung der NUBBEK - Studie Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) Jacobs-Foundation, Zürich Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart Verschiedene Landesministerien
Konzeptioneller Rahmen Konzeptioneller Rahmen Input Output Outcome Familienexternes Betreuungssetting Betreuungssetting Familie Orientierungsqualität z.b. Auffassungen über Bildung und Erziehung Strukturqualität z.b. Gruppengröße, ErzieherInausbildung Prozessqualität Bildung, Erziehung und Betreuung Elternabstimmung, Vernetzung mit anderen Stellen Kindlicher Entwicklungsstand Bewältigung von Entwicklungsaufgaben Sozial-emotionale, sprachliche, kognitive, motorische Entwicklung, Gesundheit Rückwirkung auf Familie Elternzufriedenheit, Möglichkeiten der Erwerbstätigkeit, Sozio-ökonomische Situation Sozioökologischer Kontext
Kindergarten-Skala (KES-R) Subbereiche (43 Merkmale) I. Platz und Ausstattung (8) II. Betreuung und Pflege der Kinder (6) III. Sprachliche und kognitive Anregungen (4) IV. Aktivitäten (10) V. Interaktionen (5) VI. Strukturierung der pädagogischen Arbeit (4) VII. Eltern und Erzieherinnen (6)
Kindergarten-Skala-Erweiterung (KES-E) Subbereiche (18 Merkmale) I. Lesen (6) II. Mathematik (4) III. Naturwissenschaft und Umwelt (5) IV. Individuelle Förderung (3)
Krippen-Skala (KRIPS-R) Subbereiche (41 Merkmale) I. Platz und Ausstattung (5) II. Betreuung und Pflege der Kinder (6) III. Zuhören und Sprechen (3) IV. Aktivitäten (10) V. Interaktionen (4) VI. Strukturierung der pädagogischen Arbeit (4) VII. Eltern und Erzieherinnen (7) Zusätzliche Merkmale (2) (Eingewöhnung; Unterstützung der sozial-emotionalen Entwicklung)
Kindertagespflege-Skala (TAS-R) Subbereiche (41 Merkmale) I. Platz und Ausstattung (6) II. Betreuung und Pflege der Kinder (6) III. Zuhören und Sprechen (3) IV. Aktivitäten (11) V. Interaktionen (4) VI. Strukturierung der pädagogischen Arbeit (4) VII. Eltern und Tagesmutter (4) Zusätzliche Merkmale (3) (Atmosphäre, Eingewöhnung, Übergang Kindertagesstätte/andere Kindertagespflegestelle/Schule)
Kindergartengruppen KES-RZ- und KES-E-Gesamtwert (Häufigkeit in %) (KES-RZ: M=3,87, SD=,72; KES-E: M=2,81, SD=,88)
Krippengruppen nach KRIPS-R- und Tagespflegestellen nach TAS-R-Gesamtwert (Häufigkeit in %) KRIPS-R: M=3,76, SD=,73; TAS-R: M=4,0, SD=,64)
Pädagogische Qualität in Kindergarten-/ Krippengruppen und altersgemischten Gruppen
Erklärung pädagogischer Prozessqualität durch personale Faktoren der Strukturqualität
Erklärung pädagogischer Prozessqualität durch sozial-organisatorische Faktoren der Strukturqualität
Erklärung pädagogischer Prozessqualität durch Faktoren der Orientierungsqualität
Prozessqualität in Abhängigkeit von Struktur- und Orientierungsqualität (Schrittweise multiple Regression)
Pädagogische Prozessqualität im Vergleich 1. Im Allgemeinen keine Verbesserung der pädagogischen Prozessqualität in Deutschland in den letzten 15 Jahren, trotz Reformbemühungen Im Einzelfall gute Prozessqualität möglich (z.b. offene Konzepte, gute strukturelle Rahmenbedingungen) 2. Die in der NUBBEK-Studie gefundenen Qualitätswerte sind national und international vergleichbar mittelmäßig Verbesserung der Prozessqualität ist mit intensiven Programmen möglich
Pädagogische Prozessqualität in ausgewählten nationalen und internationalen Studien
NUBBEK Arbeitsgruppe Universitäten Bochum / Osnabrück, nifbe Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (FVM), Kandern PädQUIS ggmbh Kooperationsinstitut der Freien Universität Berlin (Koordination) Assoziiertes Mitglied: Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) DIW, Berlin Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP), München Gefördert durch: Deutsches Jugendinstitut (DJI), München Sowie durch die zuständigen Landesministerien in Bayern, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen