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Transkript:

Klasse statt Masse Betrieb Becker setzt auf Qualität Dr. Manfred Weber, LLFG Iden Christoph Becker hat schon einige Kämpfe ausfechten müssen, nachdem er 2010 den elterlichen Hof übernommen hat. Nicht nur der rechtswidrige Besuch von unliebsamen Gästen aus der Tierschutzszene (ARIWA), sondern auch diffamierende Bilder im ARD-Magazin Report Mainz musste er über sich ergehen lassen. Seine Klage gegen diese Bilder war zwar erfolgreich, sie waren aber schon gesendet. Trotzdem hält Becker an seiner Strategie fest: Tue Gutes und rede darüber. Es ist wichtig, dass wir unseren Verbrauchern die moderne Schweinehaltung nahe bringen und das werde ich auch weiterhin machen. so der Betriebsleiter. werden können. Nur geringe Teile davon gehen allerdings in seine Tierhaltung. Gebraucht wird es zum Betrieb der 420 KW Biogasanlage. Hinter der Biogasanlage steht ein optimales Wärmenutzungskonzept. Betrieben werden mit dem Biogas zwei BHKW`s. Eines davon steht im 3 km entfernten Wietzendorf, wo 66 Haushalte daraus ihre Wärmeenergie beziehen. Das zweite steht auf dem Hof. Hier sind alle Hofgebäude, die Ställe und 5 weitere Haushalte angeschlossen. Also alles in Allem eine runde Sache. Von altersher gehören auch noch 100 ha Wald zum Betrieb. Ohne Beregnung lassen sich auf den sandigen Böden keine guten Ergebnisse erzielen Fast die gesamte Ernte wird zur Fütterung der Biogasanlage benötigt Angebaute Früchte gehen in die Biogasanlage Der landwirtschaftliche Betrieb der Beckers liegt mitten in der Lüneburger Heide in Reddingen, einem Ortsteil von Wietzendorf. Neben den 1000 Mastschweinen bewirtschaftet er gemeinsam mit einem Lehrling, zur Zeit ist das Max Pralle, seinen Eltern und der Ehefrau noch ca. 120 ha Acker. Hauptanbaufrüchte sind Mais, Zuckerrüben und Getreide. Für die gesamte Fläche bestehen Beregnungsrechte, so dass auf den sandigen Böden (20-25 Bodenpunkte) auch noch gute Erträge erzielt Betriebsspiegel: Betrieb Christoph Becker, Wietzendorf, Heidekreis 120 ha Ackerland (Mais, Zuckerrüben, Getreide),100 ha Wald Bodenqualität: 20-25 Bodenpunkte Tiere: 1000 Mastschweineplätze Biogasanlage: 420 kw Arbeitskräfte: 1AK, 1 Lehrling, Altenteiler 1/4

Tierwohl-Programme werden beliefert Geht man von den Mindestanforderungen an den Platzbedarf von Mastschweinen aus (0,75m²/Tier) bieten die Ställe im Betrieb Platz für ca. 1500 Mastschweine. Gegenwärtig stehen hier aber nur ca. 1000 Tiere. Wir nehmen als Betrieb an verschiedenen Tierwohl-Programmen teil, die es erfordern unseren Tieren mehr Platz zu geben dazu der Betriebsleiter. Begonnen wurde mit einem Kammstall in den 80er Jahren. Gute 500 Plätze wurden hierzu in kleinen Abteilen geschaffen. Im Jahr 2001 entschloss sich die Familie Becker zum Bau eines neuen Außenklimastalles. Meine Mutter war damals die treibende Kraft, da sie unseren Tieren mehr Tierwohl ermöglichen wollte. Nachdem wir uns mit dem Berater Rudi Wiedmann zusammengesetzt haben, entstand das dann realisierte Stallkonzept so Christoph Becker. Zeit mit langen Schwänzen geliefert. Allerdings war das kein so leichtes Unterfangen. Während der Verzicht auf die Kastration gerne vom Ferkelerzeuger aufgegriffen wurde, bedarf es beim Langschwanz auch bei ihm noch ein wenig an Übung. Im Moment sieht es so aus, als ob die Probleme mit den langen Schwänzen beim Ferkelerzeuger größer sind als bei uns. erklärt Christoph Becker. Daher soll auch die Prämie, für die er sich bei der Initiative Tierwohl angemeldet hat (Langschwanzprämie), bzw. die Ringelschwanzprämie des Landes mit dem Ferkelerzeuger geteilt werden. Die 25 Mehrkosten, die für die gesamte Erzeugerkette von der Landwirtschaftskammer errechnet wurde, kann er sehr gut nachvollziehen Stroh im Güllestall funktioniert Im klimatisierten Altstall mussten die größten Umbaumaßnahmen für die Labelproduktion vorgenommen werden. Um die Strukturierung der Buchten zu ermöglichen war es nötig mittlere Trennwände einzuziehen. Dadurch habe ich tatsächlich mehr Ruhe in die Gruppe reinbekommen. Neben dieser Maßnahme experimentiert Becker momentan noch mit diversen Möglichkeiten geschlossene Flächen zu realisieren, was sich allerdings als problematisch herausstellt. Im konventionellen Stall wurden die Buchten zusätzlich strukturiert (Zwischenwand). 45% mehr Platz, Ebermast, Langschwänze Grundlage des momentanen Betriebskonzeptes ist die Teilnahme am Tierschutzsiegel des deutschen Tierschutzbundes und der Initiative Tierwohl. Der Tierschutzbund stellt dabei folgende Forderungen: 45% mehr Platz (1,1 m²), Stroh zur Beschäftigung, Ausprobieren von teilgeschlossenen Böden, Verzicht auf das Schwanzkupieren ab 2017 und Verzicht auf betäubungslose Kastration. Entlohnt wird der Schweinehalter dafür mit 12ct pro kg Schlachtgewicht. Auf Grund dieser Vorgaben können wir nur noch etwa 1000 Mastschweine halten. Zudem arbeiten wir nun schon einige Jahre ohne Probleme mit Ebern und verzichten ganz auf die Kastration. So Becker. Beim Verzicht auf das Schwänzekürzen befindet sich der Reddinger im Moment in der Erprobungsphase. Etwa 50% seiner Masttiere werden zur Zudem wurde die Möglichkeit geschaffen Stroh als Beschäftigungsmaterial anzubieten. Dazu Becker: Wir haben alte CCM-Futterautomaten gekauft und sie zwischen die Buchten eingebaut. Mit Langstroh funktionieren die Automaten recht gut. Allerdings ist die Trog-/Wühlfläche etwas zu klein und der hohe Rand stört ein wenig. Die Außenklimaställe sind 2001 gebaut worden. 2/4

Mit dem Langstroh kommt man in Reddingen auch recht gut zu recht. Bisher gab es keine Probleme mit der Gülleentsorgung im Wechselstauverfahren. Dennoch wird momentan versucht durch den Verschluss der unmittelbar neben dem Strohautomaten gelegenen Spaltenöffnungen, einem etwaigen Problem entgegen zu wirken und gleichzeitig die Wühlfläche dadurch zu vergrößern. deutlich besser, allerdings ist beim Neubau auch die Frage der Genehmigung eines solchen Stalles zu beachten. Im Außenklimastall ist keine geregelte Luftführung und damit auch keine Luftreinigung möglich. In Problemlagen wird er daher wohl nicht genehmigt. Daran erkennt man die teilweise sehr unterschiedliche Betrachtung von Stallbauten hinsichtlich Tier- bzw. Umweltschutz. hinsichtlich Tier- bzw. Umweltschutz. Alte CCM-Automaten dienen jetzt als Strohspender. Außenklimastall als Alternative Auch in den Außenklimaställen haben die Schweine 1,1m² zur Verfügung. Die Buchten untergliedern sich in einen planbefestigten Teil mit flexibler Abdeckung und einen Aktivitätsbereich mit perforiertem Boden. Der Außenauslauf, der theoretisch vorhanden ist, wird aber schon seit ein paar Jahren aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nicht mehr genutzt. Trotz der Abdeckungsmöglichkeit des Liegebereichs wird dieser hin und wieder auch mehr oder weniger stark verschmutzt. Dies besonders in der warmen Jahreszeit. Besonders wenn es sehr warm ist, müssen wir einzelne Buchten auch täglich mit dem Schieber säubern. Zumeist legt sich das mit der Zeit, aber nur dann, wenn nachgeholfen wird. Zur Beschäftigung werfen wir einmal täglich eine handvoll Stroh auf die Liegefläche und hin und wieder auch etwas Futter, wenn die Buchten nicht sauber sind. Damit wirken wir den Verschmutzungen der planbefestigten Fläche entgegen. erklärt Christoph Becker.. Buchten im Außenklimastall bieten unterschiedliche Klimazonen. Ebermast ist nicht mehr wegzudenken Die Ebermast bereitet dem Betriebsleiter keine Probleme. Klar beobachte ich bei den Ebern vermehrt Aufreitversuche, die gehen aber auch auf Grund der mehr zur Verfügung stehenden Fläche, zumeist glimpflich aus. Das immer wieder angesprochene Penisbeißen spielt in meinem Betrieb keine Rolle. Allerdings nur dann, wenn die Futterautomaten immer gefüllt sind und die Eber immer Futter abrufen können. Das Tier-Fressplatz- Verhältnis darf am Breifutterautomaten nicht über 1:7-8 liegen, sonst führt dies zu vermehrtem Stress bei den Ebern. Vergleicht er beide Ställe, schneidet der Außenklimastall im Hinblick auf das Tierwohl immer ein wenig besser ab: Im Außenklimastall habe ich mit den langen Schwänzen noch weniger Probleme als im alten Stall. Das Klima im Stall ist natürlich Alte CCM-Automaten dienen jetzt als Strohspender. 3/4

Hohe Managementanforderungen bei unkupierten Schwänzen Fragt man den Betriebsleiter nach seinen Erfahrungen mit den unkupierten Schwänzen erhält man folgende Antwort: Die Erfahrungen mit langen Schwänzen mache ich nun seit etwa einem halben Jahr. Grundsätzlich muss ich sagen, es funktioniert einigermaßen. Zwischen 50 und 70% der abgegebenen Mastschweine haben auch zur Schlachtung noch einen intakten Ringelschwanz, wobei schon ein Großteil mit an- oder abgebissenen Schwänzen aus der Ferkelaufzucht kommt. Allerdings wird auch klar, dass die Maßnahmen wie Stroh und mehr Platz nicht ausreichen, um das Schwanzbeißen ausreichend zu bekämpfen. Becker macht ganz klar deutlich, dass eine intensivere Tierbeobachtung und ein konsequentes Ausstallen von gebissenen Tieren notwendig sind. Um Tätertiere zu erkennen, wäre noch viel mehr Beobachtungszeit notwendig, die aber in diesem Umfang in betriebswirtschaftlich akzeptabler Größenordnung nicht aufgebracht werden kann. Um ausreichend Tiere ausstallen zu können, werden aber auch reichlich Krankenbuchten benötigt. Becker gibt eine Zahl von mindestens 5-7% der Bestandsgröße an. Für seinen 500er alten Maststall hält er 40 Krankenplätze vor, im Außenklimastall etwas weniger, da hier kaum gebissene Schwänze auftreten. Ganz wichtig ist, dass sofort gehandelt wird. Ist man Sonntags mal zu faul ein oder zwei Tiere rauszunehmen, ist montags zumeist die ganze Gruppe betroffen, daher muss sofort umgestallt werden. Rapsschrot als Eiweißkomponente der Wahl Die Fütterung im Betrieb gestaltet sich eher konservativ. Gefüttert wird ausschließlich Zukaufsfutter, das über eine Einkaufsgemeinschaft beschafft wird und dies in zwei Phasen. Ab 30 kg Lebendgewicht erhalten sowohl die Eber wie auch die weiblichen Schweine ein Vormastfutter mit 13,6 MJME und 1,16% Lysin (Tabelle 1). Ab 50-60 kg wird dann umgestellt auf ein Endmastfutter mit 13,2 MJME und 1,0 % Lysin. Also kein spezielles Ebermastfutter, sondern ein gut ausgestattetes Mastschweinefutter. Um den Ebern Rechnung zu tragen, wird das Endmastfutter dann nicht mehr gewechselt sondern mit 1% Lysin bis zum Ende verfüttert. Mit dieser Futterstrategie werden 900-950 g Tageszunahmen und eine Futterverwertung von 1:2,6 erreicht. Gleichzeitig stimmt auch die Fleischleistung mit knapp einem Indexpunkt. Als Komponenten sind im Vormastfutter hauptsächlich Getreide und als Eiweißkomponenten Sojaschrot, Getreideschlempe, Rapsschrot und Rapskuchen zu finden. Im Endmastfutter ist dann die wichtigste Eiweißkomponente das Rapsschrot. Ergänzt wird es durch Weizenschlempe und Sojaschrot. Rapsschrot im Mastfutter setzt Christoph Becker schon seit Jahren ein und hat damit gute Erfahrungen gemacht. Den höheren Anteil im Endmastfutter verkraften seine Tiere gut und es führt auch bei den Ebern nicht zu Futteraufnahmereduzierungen. Krankenställe sollten bei unkupierten Schwänzen für 5% des Bestandes verfügbar sein. Gefüttert wird ad libitum am Breifutterautomaten. 4/4

Übersicht 1: Futterstrategie Vormast 30-50 kg Endmast 50-120 kg Komponenten (Auswahl): Komponenten (Auswahl): Weizen, Gerste, Sojaschrot,Triticale, Weizenschlempe, Weizen, Gerste, Triticale, Roggen, Rapsschrot, Weizenschlempe, Weizenkleie, Sojaschrot Rapsschrot, Rapskuchen Inhaltsstoffe Inhaltsstoffe Energie (MJME) 13,6 Energie (MJME) 13,2 Rohprotein (%) 17,5 Rohprotein (%) 16,5 Lysin (%) 1,16 Lysin (%) 1 Ca (%) 0,75 Ca (%) 0,7 P (%) 0,5 P (%) 0,45 Die Zukunft des Betriebes Nicht das unbedingte Größenwachstum ist für Becker das Ziel der nächsten Jahre, sondern die Erhöhung der Erlöse je Schwein stehen im Vordergrund. Er sieht sich nicht als großen Lieferanten für den Weltmarkt, sondern eher für den regionalen Markt, der höhere Ansprüche an den Tierschutz stellt und dafür auch mehr bezahlt. Erste und gute Schritte sieht er auf dem Wege dahin in seiner Teilnahme am Tierschutzlabel und der Initiative Tierwohl. Erleben Sie hier einen Einblick in den Betrieb. DER DIREKTE DRAHT Dr. Manfred Weber Dezernatsleiter Schweinehaltung und -zucht Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Zentrum für Tierhaltung und Technik Lindenstraße 18 39606 Iden Tel.: 039390/6283 Fax: 039390/6201 E-Mail: Manfred.Weber@llg.mule.sachsen-anhalt.de Stand: September 2016 Produktion in tiergerechten Verfahren ist das Ziel des Betriebes. Redaktion Proteinmarkt c/o AGRO-KONTAKT Bahnhofstraße 36, 52388 Nörvenich Tel.: (0 24 26) 90 36 14 Fax: (0 24 26) 90 36 29 email: info@proteinmarkt.de proteinmarkt.de ist ein Infoangebot vom Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) in Zusammenarbeit mit der Union zur Förderung von Oelund Proteinpflanzen e. V. (UFOP).