Patient*innen psychiatrisch Tätige Rechtlich ethische Herausforderung

Ähnliche Dokumente
Vorstellung des Projektes zur Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung im Rahmen des. NetzWerkes psychische Gesundheit

Mainzer Behandlungsvereinbarungen

Zwischen Schutz und Autonomie: das Aushandeln von Massnahmen

Rechtliche Grundlagen von Patientenverfügungen und Behandlungsvereinbarungen in der Psychiatrie. Prof. Dr. Dirk Olzen

WELCHE NEUEN AKTEURE GIBT ES IM ARBEITSFELD DER GEMEINDEPSYCHIATRIE? BERLIN,

Vernetzt für Patient und Behandlungsqualität

Jahrestagung der Aktion psychisch Kranke in Kassel. Rainer Höflacher

Zwangsmassnahmen in der Psychiatrie: Internationale Perspektiven. Wulf Rössler Zürich Lüneburg Sao Paulo

Freiheitseinschränkende Massnahmen (FEM)

15 Jahre Aggressionsmanagement: Entwicklungen und Visionen aus der Sicht der Psychiatrie

DAS PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD: AUF KOMPLEXE KRANKHEITEN SPEZIALISIERT.

Demenzstrategie Kanton Luzern Edith Lang, Leiterin Dienststelle Soziales und Gesellschaft

Unterbringung und Zwangsbehandlung

LW L - K l i n i k L e n g e r i c h

Advance Care Planning: Grundlagen und Ziele

Die Zeit ist knapp nutzen wir sie!

Psychiatrische Pflege aus Sicht der ambulanten psychiatrischen Pflege

Qualitätsmessung in der stationären psychiatrischen Versorgung: Die Rolle von freiheitseinschränkenden Zwangsmaßnahmen

Dr. Klaus-Peter Frentrup 05. Mai 2010

Sterben, Tod und Trauer Sorge für den Mitarbeiter. Jutta Muntoni Integrative Therapeutin/ Sterbeamme Leitung Sozialer Dienst

Trialogische Beteiligung im PSD

Patientenkarrieren zwischen Allgemeinpsychiatrie und Forensik

LVR-Klinik Langenfeld. Ambulant aufsuchende Suchtbehandlung

Was ist Home Treatment?

Ambulante psychiatrische Pflege - ziemlich neu in Rheinland-Pfalz -

DEM HILFE SUCHENDEN MIT WERTSCHÄTZUNG UND AKZEPTANZ BEGEGNEN

Wohnortnahe Versorgungsangebote für f geriatrische Patienten durch Vernetzung schon vorhandener Strukturen

Freiheit geben Sicherheit gewährleisten

Stationsäquivalente Behandlung. Rechtliche Rahmenbedingungen

Betreuung, Unterbringung, Zwangsbehandlung

STATIONSÄQUIVALENTE BEHANDLUNG CHANCEN UND RISIKEN

BEDARFSERMITTLUNG UND LEISTUNGSPLANUNG AUF GRUNDLAGE

Von ihren Behandlern erwarten die Patienten. 39 Item Fragebogen ( 1 sehr wichtig; 6 sehr unwichtig )

Freiheitsbeschränkende Massnahmen in der Psychiatrie Bedeutung für die Akutbehandlung

DAS PALLIATIVZENTRUM HILDEGARD: AUF KOMPLEXE KRANKHEITEN SPEZIALISIERT.

DIE PSYCHIATRIE DER ZUKUNFT EINE ZUKUNFT FÜR DIE PSYCHIATRIE?

Der Signalerkennungsplan - Early Recognition Method (ERM)

Soziotherapie eine gemeindepsychiatrische Kernleistung. Nils Greve Köln,

Offenes Behandlungskonzept und Reduktion von Zwang Erfahrungen im Tessin. Q-Day 2018, Bern Dr. med. Rafael Traber

KLINIK SCHLOSS MAMMERN Dr. A. O. Fleisch-Strasse CH-8265 Mammern Telefon +41 (0) Fax +41 (0)

Behandlungsvereinbarung

Fleherstraße Düsseldorf-Bilk Tel Fax

Was brauchen Menschen mit Demenz? Ergebnisse des Expertenforums Rheinland-Pfalz Univ.-Prof. Dr. Andreas Fellgiebel

Autonomie in Verbundenheit. Selbstbestimmt leben nach einem Auszug aus dem Elternhaus!?

Es geht auch ohne Zwang Menschenrechte und therapeutische Kulturen

Angehörige onkologischer Patienten

Begleitung und Unterstützung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz in Ludwigshafen Qualifizierung und sektorübergreifende Vernetzung

ICH BEGRÜßE SIE HERZLICH UND FREUE MICH ÜBER IHRE AUFMERKSAMKEIT

Logbuch Wahltertial Palliativmedizin

Schirmherrschaft und Eröffnungsrede beim Neujahrsempfang der GO-LU (Gesundheitsorganisation Ludwigshafen) , 15:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Leitbild des Universitätsklinikums Bonn

Hospizkultur und Palliative Care Kompetenz in den Pflegeheimen im Bodenseekreis. Ergebnisse einer Befragung der Pflegeheime 2018

Aktuelle Reformen im Betreuungsrecht

Grußwort Demenz im Blick, Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf, Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein:

Haltung, Einstellung und Belastung der Pflegenden im Umgang mit freiheitseinschränkenden

Home Treatment oder Mobiles Krisenteam in Bayerisch Schwaben

Ist eine Nachbesprechung einer Fixierung mit Patienten sinnvoll?

Fachtag zum LVR-Förderprogramm Gerontopsychiatrische Beratung an Gerontopsychiatrischen Zentren am

Dortmund, 28. Juni 2010 Marita Müller-Fries Ambulanter Sozialer Dienst der Justiz beim Landgericht Bielefeld

Psychisch kranke Menschen in der forensischen Psychiatrie und Psychotherapie

Umgang mit Transportverweigerung

Der betreute Mensch als Patient. Erkner, 9. Mai 2018 Dr. Andrea Diekmann Vizepräsidentin des Kammergerichts, Berlin

Symposium. H o m e t r e a t m e n t, s e k t o r ü b e r g r e i f e n d e B e h a n d l u n g s k o n z e p t e u n d w a s g i b t e s n o c h?

Patientensicherheit in der Psychiatrie: Die Position der DGPPN

Angebote des Gesundheitsamtes Düsseldorf für psychisch kranke obdachlose Menschen

NEUE VERSORGUNGSFORMEN WAS KÖNNEN WIR FÜR DIE ZUKUNFT DER PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE DARAUS LERNEN?

Tagesklinische Behandlung Intensive Behandlung ohne Bett. Dr. biol. hum. Bernd Lehle Therapeutischer Leiter Rehabilitationspsychiatrie

Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin Universitätsmedizin Mainz PJ-Logbuch Wahltertial Palliativmedizin (Stand 4.10.

Neue Psychiatrie im Bremer Westen

In Trägerschaft von:

Vernetzung von Suchthilfe und Altenhilfe Wie kann diese (noch besser) gelingen?

Akademische Pflegeabsolventen in die Praxis integrieren

Herzlich Willkommen. 3. Symposium Gesundheitsrisiken in Pflegeberufen. Aggression und Gewalt gegenüber Beschäftigten in Pflege- und Betreuungsberufen

Erfahrungen mit EX-IN

Psychotherapie bei Diabetes: Weiterbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

LVR-Klinik Köln Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln

Um Fehlinterpretationen zu vermeiden, bitten wir Sie, vor dem Zitieren von Daten aus den Vorträgen um eine Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Autoren.

Förderung der Umsetzung demenzsensibler Versorgungskonzepte

Kooperationserklärung zur Verbesserung der Bearbeitung psychischer Krisen in der Stadt Bielefeld

Patientenverfügung - Behandlungsvereinbarung - Fallführende Station. Dr. J. Kurmann Chefarzt Luzerner Psychiatrie MAS Philosophie und Management

Zum Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz:

Menschen mit demenziellen Einschränkungen im Krankenhaus

Landesfachtagung der LAG in Siegen. Geschlossene Tür (k)ein Ausweg für die Sozialpsychiatrie

ambulant vor stationär reicht das aus?!

Krisenhilfen in der Krise? Jetzt die Chance zum Restart nicht verpassen!

Interdisziplinäre Palliativstation. Eine Patienteninformation der Medizinischen Klinik II und der Klinik für Neurologie

Reform des 63 StGB Auswirkungen auf die ambulante forensische Nachsorge. Hier steht die dritte Überschrift

FA für: Praxisanschrift:

Stellungnahme. des Sozialverbands VdK Rheinland-Pfalz e. V. zum

PSYCHOSOZIALE NOTFALLVERSORGUNG (PSNV)

REGIONALE VERANTWORTUNG

Ziele der Ärztekammer in der Optimierung der Weiterbildung

Kooperation im Versorgungs- und Unterstützungsnetz in Duisburg

Forum A. Behandlungszentrum für. Wie werden Menschen mit schweren psychiatrischen Beeinträchtigungen in Zukunft behandelt?

Ärztliche und pflegerische Leitung auf Augenhöhe: Geht das?

Sterbebegleitung in der stationären Altenhilfe

Schwierige Pflege: Fixierung ist keine Lösung

Dementia Care Nurse. Qualifikation für erweiterte Kompetenzen von Pflegenden zur vernetzten quartierbezogenen Versorgung von Menschen mit Demenz

Transkript:

Patient*innen erleben Zwang als: Demütigung, Unrecht oder Strafe (Finzen 1993), traumatisierend (Steinert 2007) mit der Folge anhaltenden Vertrauensverlustes in das psychiatrische Hilfesystem (Robins 2005) fürpsychiatrisch Tätige ist die Anwendung von Zwang verbunden mit Unbehagen, Angst, Ohnmacht, Frustration, Hilflosigkeit, Ärger, Versagen Rechtlich wird die Anwendung von Zwang nur bei Selbstbestimmungsunfähigkeit legitimiert (GG Art. 2 Abs. 2, Art. 104, Landesverfassung, BVG, UN-BRK Art. 14 und 17) und unter den richterlichen Genehmigungsvorbehalt gestellt Das Doppelmandat der Psychiatrie (medizinische Behandlung / gesellschaftliche Kontrolle sozial Auffälliger) stellt eine ethische Herausforderung dar

12. Jahrhundert Damaskus, Granada, Kairo: gute Pflege & Wohlwollen The Retreat (William Tuke, Quäker, 1796): ruhige Atmosphäre & Verzicht auf Gewalt Non-Restraint-Prinzip Robert Gardner Hills 1830 in England S2-Leitlinie der DGPPN Rheinland-Pfalz (Anderl-Doliwa u.a. 2005) und nach vorne mit dem nötigen Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks (PsychGK NRW ab 1.1.2017)

Forschung: Evaluation der unterschiedlichen Strategien hinsichtlich ihrer Wirkfaktoren und Evidenz Ausbildung: Universitäre und Fach(hoch)schul-Curricula Weiterbildung: Fachpflegekraft, Fachärztin/-arzt Hospitationen, Praktika, kollegialer Austausch Benchmark, überregionale Qualitätszirkel Leadership (Führungsaufgabe! role model ) Leitlinien Landespsychiatrie-Plan (Einbettung der stationären Akutbehandlung in eine Gesamtstrategie und philosophie) kommunale Krisendienste Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen

Home Treatment (Akutbehandlung im häuslichen Umfeld) ambulante psychiatrische Pflege Soziotherapie ambulante Psychotherapie (Intelligenzminderung, Sucht ) Schulung von und Austausch mit Betreuerinnen / Betreuern, Polizei, Ordnungskräften, Richterinnen / Richtern Abschluss von Behandlungsvereinbarungen / Patientenverfügungen Öffentlichkeitsarbeit

Klinik- / Abteilungsstruktur: offen vs. geschlossen Architektur, Beleuchtung, Ambiente, Ausstattung Stationskonzept Stationsregeln: wer entwirft sie, wer hat den Hut auf für ihre Beachtung, wie viel Flexibilität erlauben sie Stationsmilieu: Beteiligung der Patient*innen Personaleinsatz: genügende Anzahl und Qualifikation, gemischt-geschlechtlich Kontinuität? Bezugspflege? Ansprechbarkeit? Transparenz?

Frühzeitige Patient*inneninformation über Rechte und Pflichten zum Thema Gewalt in der Einrichtung (Informationsbroschüren u.ä.) Systematische Risikoeinschätzung Einbeziehung von Angehörigen / Vertrauenspersonen Einbeziehung von Peers / Genesungsbegleiter*innen Schulung aller Mitarbeitenden (multiprofessionell!) im Deeskalationsmanagement

freundlicher Empfangsraum ausreichendes und geschultes Personal Gefühl der Sicherheit ermöglichen- auch für die Mitarbeitenden (2. Tür, PSS) Systematische Risikoeinschätzung Einbeziehung von Angehörigen / Vertrauenspersonen Aufmerksamkeit, Zeit, störungsfreier Raum Versuch des Beziehungsaufbaus patienten- und bedürfnisorientierte Haltung des Teams überlegte sprachliche Mitteilungen deeskalierendes Auftreten Vielfalt von Maßnahmen zur Beruhigung anbieten

Mit freundlicher Genehmigung durch STROMBERG et al.

Mit freundlicher Genehmigung durch STROMBERG et al.

Systematische Reflexion des Geschehenen systematische Auswertung von Zwangsmaßnahmen systematische Nachbesprechung von Zwangs- und Gewaltereignissen Behandlungsvereinbarung anbieten (oder Krisenpass) Trainings- und Unterstützungsbedarfe erkennen (Team) Reflexion des Stationsmilieus / der Stationsregeln ethische Fallbesprechung Entlastung (Balint-Gruppe interdisziplinär, Supervision) etc. PRÄVENTION

Das Fundament entscheidet! HALTUNG!

8888 8

DANKE dass Sie hier waren und mir zugehört haben für Ihre Fragen und Anregungen und Kritik!