US-Wirtschaft im Stagflationsmodus

Ähnliche Dokumente
12. VTAD Frühjahrskonferenz Frankfurt, 21. Mai Der Realzins hat immer Recht

Was löst die Fed aus?

14. VTAD Frühjahrskonferenz Stuttgart, 14. April Das Ende vom billigen Geld die Märkte auf Entzug...

Laffer, der Bulle. Wellenreiter-Kolumne vom 28. Januar 2018

Anlagesitzung 11. April 2016

Proteste, Aktienmärkte und Renditen

Konjunktur Wochenrückblick

Zeit für einen Kurswechsel der EZB

Konjunktur Wochenrückblick

Konjunktur Wochenrückblick

Macht die automatischen Stabilisatoren fit Wellenreiter-Kolumne vom 24. November 2018

Konjunktur Wochenrückblick

Gebert-Indikator vor der Bewährungsprobe

Studie zum Anlegerverhalten im vierten Quartal 2009

Deutschland zwischen globaler Abschwächung und ansteigendem Konsum. Januar 2008

Deutliche Belebung zum Jahresende Konjunktur bleibt 2017 in Schwung

Prognose der österreichischen Wirtschaft Robuste Binnenkonjunktur bei hohem außenwirtschaftlichem Risiko

kaum Tagesbewegungen außerhalb der Spanne von -5 bis +5 Prozent auf.

Deutsche Asset & Wealth Management. Marktbericht. Dr. Elke Speidel-Walz 15. Juni Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung

Schulden und Zentralbanken Teil 1 Wellenreiter-Kolumne vom 14. Juni 2018

Sonderbericht Aktuelle Kapitalmarktsituation

Hyper, Hyper, Bitcoin

Volkswirtschaftsmonitor Q3/2018

Aktie schlägt Matratze Wellenreiter-Kolumne vom 17. August 2018

Postbank Research. Januar USA: Konjunktur dürfte sich 2017 deutlich beschleunigen Inflationsrate setzt ihren Aufwärtstrend fort

Konjunktur Wochenrückblick

Bei weiterhin hohem Wachstumstempo nehmen globale Konjunktursorgen zu

Rohstoff-Superzyklus am Ende?

11. VTAD Frühjahrskonferenz. Frankfurt, 21. März 2015

Konjunktur im Herbst 2007

Konjunktur Wochenrückblick

Konjunktur Wochenrückblick

Konjunktur- und Kapitalmarktperspektiven. Prof. Dr. Hartwig Webersinke Dekan der Fakultät Wirtschaft und Recht Hochschule Aschaffenburg

Der Weg in die Zinsfalle

Volkswirtschaftlicher Ausblick. David F. Milleker Chefvolkswirt. Mainz 12. November 2015

Volle Aufmerksamkeit auf China

Konjunktur Wochenrückblick

Renzi's Traum und der Big-Mac-Index

Europe First Wellenreiter-Kolumne vom 08. März 2019

FIDAL in der Presse FÜR WISSBEGIERIGE

Gold-Fundamentaldaten sind nicht bullisch - noch nicht!

P R E S S EI N FO R M AT I O N

Volkswirtschaftsmonitor Q4/2018

Jahresausblick 2015: Ölpreis bleibt gedeckelt

Für Chartisten auf der ganzen Welt

Trend mit weißem Bart

Detaillierte Ergebnisse

TIPS-Crash und zwei Hindenburg-Omen

fakten zum thema arbeitsmarkt

Konjunktur- und Finanzmarkttrends 2011

Prognose der österreichischen Wirtschaft Schwächere Weltwirtschaft und hohe Unsicherheit bremsen heimische Konjunktur

Unterstützung I. Persönliche Einkommen in den USA werden voraussichtlich leicht auf 0,3 % ansteigen

Konjunktur- und Kapitalmarktperspektiven Prof. Dr. Hartwig Webersinke Dekan der Fakultät Wirtschaft und Recht Hochschule Aschaffenburg

Von Brexit-Folgen bisher keine Spur: Österreichs Wirtschaft im Sommer besser in Fahrt

Aufschwung in Österreich verstärkt sich

Kapitalmärkte in Brasilien Ausgabe: Januar 2007

Whg. Letzte Nachrichten Anmerkung

Deutsche Asset & Wealth Management. Marktbericht. Marcel Hoffmann Frankfurt, 15. Juli Bei diesen Informationen handelt es sich um Werbung

«FlNANZPLATZ» Anlageforum der St.Galler Kantonalbank Anlagechancen morgen

Deutlicher Zuwachs der Ausfuhren bei Wert und Menge in Mrd. Euro ,2 % vs. Vorjahr. 411 Mio. t ,0 % vs.

Evolution Value Funds Schwellenmärkte Interim Marktreport

Baloise Market View Aktuelle Konjunktur- und Finanzmarkterwartungen

Marktkommentar Zinsen Euro-Zone

Deutsche Bank Private Wealth Management. PWM Marktbericht. Björn Jesch, Leiter Portfoliomanagement Deutschland Frankfurt am Main, 05.

Baloise Market View Aktuelle Konjunktur- und Finanzmarkterwartungen

Zerbricht die Europäische Währungsunion? Prof. Dr. Hartwig Webersinke Dekan der Fakultät Wirtschaft und Recht Hochschule Aschaffenburg

Kapitalmarkt-Update 9. Januar 2017

Volkswirtschaftsmonitor Q2/2018

information Konjunktur LAGE UND PERSPEKTIVE IM FRÜHJAHR _16 Januar 2016

Fakten zum Thema. Arbeitsmarkt. Bessere Jobs, steigende Löhne So profitieren die Menschen von der Politik der CDU.

Wirtschaftsaussichten 2014

BA-CA Konjunkturindikator

Rückschlag für die Weltkonjunktur bremst deutschen Investitionsboom

Marktbericht Oktober

Markteinschätzung Actieninvest Q Daniel Wüest, September 2017

Herzlich Willkommen. zum Finanzmarktausblick 2019

VTAD Regionalgruppe Düsseldorf. Robert Rethfeld Oberursel,

Konjunkturstimmung stabilisiert sich, weiterhin hohes Wachstumstempo in Österreich

Charttechnik Update. Frankfurt, Investment Committee der Credit Suisse (Deutschland) AG. Stefan Keitel 14. Januar 2008 Slide 1

Weltwirtschaft nach Finanzkrise auf langfristigen Wachstumstrend zurückgekehrt. Expansion in Asien 2010 besonders kräftig, wird

Altron Swiss Strategy Index Jahresbericht 2016 / Ausblick 2017

**PRESSEMITTEILUNG***PRESSEMITTEILUNG**

Deutsche Ausfuhren nach Asien profitieren von steigenden Investitionen

Zusammenhang zwischen Ölpreis und Inflation wird überschätzt

Konjunktur Wochenrückblick

Quartalsbericht Q4 2017

Winterprognose 2014: Konjunktur fasst Tritt

Rubel unter Druck [Von Dr. Christian Wipperfürth]

Mobima-Bulletin. Februar 2018 VDMA

Aargauer Bau- und Wirtschaftskongress Marcel Koller Chefökonom AKB

PRIVUS Anlagesitzung Woche März 2017

Wirtschaftsausblick Halbjahr. Christian H. Keller Leiter Wealth Services

Konjunkturperspektiven. Prof. Dr. Hartwig Webersinke Dekan der Fakultät Wirtschaft und Recht Hochschule Aschaffenburg

Die besten Aktienstrategien

Chemieproduktion (inkl. Pharma) in Deutschland Quartale, saisonbereinigt, Index 2010 = 100, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent

Korrektur oder Bärenmarkt?

Rollenspiel: Geldpolitik

Marktkommentar Zinsen Euro-Zone

Vier Gründe, warum Sie jetzt in Goldaktien investieren sollten

Negativzinsen und Frankenschock: Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft?

Transkript:

US-Wirtschaft im Stagflationsmodus Wellenreiter-Kolumne vom 13. Mai 2016 Die USA stehen vor einer wirtschaftlich schwierigen Phase. Gleichzeitig dürfte die Inflationsrate anziehen. Stagflation könnte die Folge sein. Donald Trumps Chancen, gewählt zu werden, steigen mit jedem einzelnen Arbeitslosen, der neu hinzukommt. Sie erhöhen sich mit einer Stimmungseintrübung, mit einem steigenden Ölpreis, mit einer höheren Inflationsrate und als Sahnehäubchen mit einer möglicherweise einsetzenden Rezession. Die Politik hätte versagt, Trumps Make America great again würde einen stetig sich vergrößernden Wählerkreis finden. Die Anträge auf US-Arbeitslosenunterstützung sind seit Mitte April von 248.000 auf 294.000 gestiegen, einer der stärksten Zuwächse der vergangenen Jahre. Das Ende des langjährigen, positiven US-Arbeitsmarkttrends dürfte damit eingeläutet sein. Der Zusammenhang zwischen Aktienkurs- und Arbeitsmarktentwicklung ist eng. Um dies optisch besser wahrnehmen zu können, stellen wir die Erstanträge auf US- Arbeitslosenhilfe (Initial Claims) invertiert dar. Im Frühjahr 2009 markierten die Erstanträge ihren Höhepunkt, während der Aktienmarkt ein Tief ausbildete. In diesen Wochen könnte eine gemeinsame Umkehr auf der anderen Seite erfolgen (siehe Pfeil obiger Chart).

Der US-Einzelhandelsindex legt seit Ende April den Rückwärtsgang ein. Der Index markierte im März 2015 und damit vor den großen Indizes sein gültiges Allzeithoch. Er nähert sich sukzessive seinem Februar-Tief. Der von Kaufhäusern und Ladenketten dominierte Einzelhandelsindex wird von strukturellen Verschiebungen weg vom Ladengeschäft, hin zum Online-Handel abgebremst. Amazon.com lässt grüßen. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für die Schwäche. Die Frage nach der Kaufkraftentwicklung des US-Konsumenten ist nicht ohne, denn der Lohnzuwachs der US-Arbeitnehmer war und ist unterdurchschnittlich. Dann ist da noch die Konsumentenlaune. Ende April/Anfang Mai kam es zu einem deutlichen Rutsch des Bloomberg-Verbrauchervertrauensindex. Er fiel von 43,4 auf 41,7 Punkte (Jahrestief). Der Rückgang erscheint noch nicht dramatisch, könnte aber durchaus in den Rahmen passen, den die Probleme am Arbeitsmarkt und die fallenden Einzelhandelsaktien aufzeigen.

Sieben Jahre nach der letzten US-Rezession mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die expansive Phase weiter abflacht. Schon im ersten Quartal 2016 schrammte die Expansion mit +0,5 Prozent hart am Rande des Nullwachstums vorbei. In den Live - Prognosen für das zweite Quartal wie beispielsweise von GDPNow - wird ein solides Wachstum von 2,2 Prozent angesetzt. Dieses basiert auf der Grundlage bereits vorliegender Zahlen aus dem April. Anträge auf Arbeitslosenhilfe, Verbrauchervertrauen und Einzelhandelsindex zeigen jedoch, dass diese Erholung bereits wieder auslaufen dürfte. Auf der anderen Seite steigt die US-Inflationsrate. Nicht nur der steigende Ölpreis, sondern insbesondere die Aufwärtstendenz in der Kerninflationsrate (ohne Lebensmittel und Energie) ist mit 2,2 Prozent dafür verantwortlich. Doch da ist noch etwas Anderes. La Nina, die kleine Schwester des Wetterphänomens El- Nino, ist im Anmarsch. Gemäß US-Wetterbehörde NOAA soll La Nina ab Juli aktiv werden, wobei der Höhepunkt im Dezember/Januar erreicht werden soll. La Nina bringt in der Regel kalte und schneereiche US-Winter mit sich. Die Hurrikan- Saison wird üblicherweise verstärkt. In Asien kommt es zu Überschwemmungen. In Australien ist es schon vorkommen, dass Tagebau-Kohlegruben unter Wasser stehen, sodass ein Abbau wochenlang nicht erfolgen kann. Die Preise für Erdöl, Erdgas und Kohle steigen.

Für die Märkte bedeutet dies eine natürliche Unterstützung des Inflationsdrucks. Man muss nur den Höhepunkt der beiden vergangenen La-Nina-Ereignisse betrachten. Die La- Ninas in 2008 und 2011 brachten jeweils Rohstoff- und Inflations-Peaks mit sich. Auf dem folgenden Chart verdeutlichen wir den Zusammenhang zwischen ONI-Index (Oceanic-Nino-Index) und der US-Inflationsrate. Der erste Pfeil weist - ausgehend vom La Nina 2007/08 - zum Inflationspeak des Sommers 2008. Damals stieg der Ölpreis auf knapp 150 US-Dollar. Zudem kam es zu Hungersnot-Schlagzeilen wegen der teuren Lebensmittelpreise in Asien. Der zweite Pfeil bezeichnet ausgehend vom La Nina 2010/11 das Inflationshoch Mitte 2011. Im September 2011 stieg der Goldpreis auf knapp 2000 US-Dollar. Zuvor markierte der Ölpreis ein sekundäres Hoch. Man sich ausmalen, was im kommenden Jahr sein wird. Einem La Nina der Jahreswende 2016/17 würde nach dieser Logik ein Inflationspeak im Sommer 2017 folgen. Das würde bedeuten: Die Rohstoffpreise würden für die kommenden zwölf Monate eine grundsätzliche Aufwärtstendenz zeigen. Eine gefährliche Situation tritt immer dann ein, wenn eine steigende Inflationsrate auf eine sich abkühlende Wirtschaft trifft. So war es 2008, so war es auch 2011. In 2011/12 kam es in den USA zu einer wirtschaftlichen Schwäche, in Europa sogar zu einer Rezession.

Ökonomen diskutieren derzeit, ob eine Inflation oder eine Rezession schlimmer sei. Die Mischung beider Entwicklungen - Stagflation genannt stellt die größte Gefahr dar. Einer Zentralbank sind in einer solchen Situation die Hände gebunden. Die steigende Inflationsrate nimmt ihr die Möglichkeit, geldpolitische Lockerungen durchzuführen. Dies kann sie erst dann tun, wenn die Inflationsrate bricht. Dann aber ist es zu spät. Robert Rethfeld Wellenreiter-Invest