Fehlerabbildung in Mischschweißnähten mit einem angepassten SAFT-Algorithmus

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Anlage zur Akkreditierungsurkunde D-PL nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005

Transkript:

DGZfP-Berichtsband 94-CD DGZfP-Jahrestagung 2005 Vortrag 48 2.-4. Mai, Rostock Fehlerabbildung in Mischschweißnähten mit einem angepassten SAFT-Algorithmus K.J. Langenberg, A. Shlivinski, R. Marklein, Universität Kassel V. Schmitz, W. Müller, Fraunhofer-IZFP, Saarbrücken U. Mletzko, MPA, Stuttgart Mischschweißnähte verbinden den ferritischen mit dem (polykristallinen) austenitischen Teil einer Rohrleitung; gegen den ferritischen Teil sind sie oft gepuffert und meist auch noch mit einem Cladding versehen. Durch den Schweißvorgang entstehen ferner ausgeprägte Stängelkristalle, sodass sich die gesamte Schweißnaht hinsichtlich der Ausbreitung elastischer Wellen wie ein inhomogenanisotropes Material verhält. Der fehlerabbildende SAFT-Algorithmus (Synthetic Aperture Focusing Technique) der Ultraschallprüfung ist jedoch zunächst für homogen-isotrope Materialien konzipiert, weshalb unter Umständen eine Anpassung an die Geometrie und die Materialeigenschaften der Mischschweißnaht notwendig ist, wenn eine erhöhte Genauigkeit der Fehlerabbildung erzielt werden soll. Im vorliegenden Beitrag werden die physikalischen Grundlagen für die Formulierung eines derartigen Algorithmus diskutiert, er wird mathematisch formuliert, anhand synthetischer Daten validiert und auf experimentelle Daten realer Schweißnähte angewandt. Es zeigt sich, dass die Fehlerlage damit in der Tat genauer angegeben werden kann. 1. Modellierung einer Mischschweißnaht Wir beziehen uns im Folgenden auf die Folien der beigefügten Powerpoint-Präsentation. Die erste Folie "Simulation: Mischschweißnaht" zeigt sowohl ein Schliffbild als auch dessen Materialmodell, das wir der Ultraschallausbreitung zugrunde legen. Der austenitische Grundwerkstoff wird als transversal-isotropes Material beschrieben, wozu fünf elastische Konstanten, die Dichte sowie die Angabe der Vorzugsrichtung der transversalen Isotropie benötigt werden; letztere charakterisiert die Stängelkristallorientierung in der Schweißnaht und kann durchaus lokal variieren. In der Folie geben die Pfeile diese Richtung an, im Cladding und in der Pufferung nehmen wir eine vertikale bzw. horizontale homogene Vorzugsrichtung an, während die Schweißnaht selbst als "Fischgräte" modelliert wird. Mit dem EFIT-Code [1] kann nunmehr die Ausbreitung elastischer Wellen in derartigen Materialmodellen numerisch berechnet werden. 2. Ausbreitung ebener elastischer Wellen in transversal-isotropen Materialien In der zweiten Folie "Austenit 308 ss" der Powerpoint-Präsentation sind die typischen Effekte der Ausbreitung ebener elastischer Wellen in anisotropen, speziell transversal-isotropen, Materialien skizziert: Phasen- und Energiegeschwindigkeit einzelner Wellenmoden unterscheiden sich und beide sind abhängig von der Ausbreitungsrichtung; dargestellt wird dies in Phasen- bzw. Energiegeschwindigkeitsdiagrammen der Wellenmoden qp und qsv, wobei "q" für "quasi" steht, denn die im isotropen Material existierenden longitudinalen Druck-, d. h. P-, und transversalen Scherwellen in der SV-Polarisation sind im transversal-isotropen Material weder Druck- noch Scherwellen und ihre Polarisation ist weder longitudinal noch SV-transversal; allein der SH-Mode ist SH-transversal. Das äußere Diagramm entspricht dem qp-wellenmode mit der größten Phasengeschwindig-

DGZfP-Berichtsband 94-CD DGZfP-Jahrestagung 2005 Vortrag 48 2.-4. Mai, Rostock keit, dann folgt das richtungsunabhängige Phasengeschwindigkeitsdiagramm des SH-Wellenmodes und schließlich das stark richtungsabhängige Diagramm des SV-Modes mit der kleinsten Phasengeschwindigkeit. Hinsichtlich der Energiegeschwindigkeiten ist wieder der qp-mode am schnellsten, der SH-Mode ist ebenfalls richtungsunabhängig, während sich für den qsv-mode die typischen Schwalbenschwänze (cusps) ausbilden. All diese Diagramme gelten für ebene Wellen, sie lassen sich aber analytisch berechnen [1,2]. Die Konsequenzen der unterschiedlichen Richtungsabhängigkeit von Phasen- und Energiegeschwindigkeiten für die Ultraschallprüfung sind erheblich: Die nächste Folie zeigt den Ultraschallstrahl eines 45 -Scherwellen-Winkelprüfkopfs zunächst in einem isotropen Material (Stahl) Energie- und Phasenausbreitung haben die gleiche Richtung senkrecht zu den Phasenflächen und sodann den Schallstrahl desselben Prüfkopfs in einem transversal-isotropen Material: Die Energie, und das ist ja der Strahl, breitet sich nicht mehr senkrecht zu den Phasenflächen aus, man erhält eine ganz andere "Zielrichtung". Im Zuge einer Rückausbreitung von B-Bildern, wie sie dem SAFT-Algorithmus zugrunde liegt, wird dies natürlich zur inkorrekten Fehlerabbildung führen. 3. Simulation der Ausbreitung elastischer Wellen in Mischschweißnähten Die komplexe Geometrie und Materialzusammensetzung von Mischschweißnähten erlaubt es nicht, die vergleichsweise einfache Theorie ebener Wellen in Ansatz zu bringen, um beispielsweise A- oder B-Bilder zu berechnen, um deren einzelne Anzeigen physikalischen Streumechanismen zuordnen zu können, man muss auf einen numerischen Code zurückgreifen, der die elastodynamischen Grundgleichungen ab ovo löst. Zu diesem Zweck wurde von uns der EFIT-Code entwickelt [3,4,1] und implementiert. Die Folien vier und fünf zeigen Beispiele für das Mischschweißnahtmodell der ersten Folie, in das zusätzlich eine Rissgeometrie in der rechten Schweißnahtflanke eingebracht wurde. Die zweidimensionale - EFIT-Berechnung des von einem 45 -Druckwellen-Winkelprüfkopf abgestrahlten Schallfeldes liefert zunächst die Wellenausbreitung in Form eines Films, für den ein Einzelbild in der vierten Folie dargestellt ist (zusammen mit dem vorab berechneten A-Bild). Die Interpretation und Zuordnung aller A-Bild- Anzeigen gelingt durch genaue Analyse der Einzelbilder eines solchen Wellenfilms. Variiert man die Prüfkopfposition innerhalb eines Scan-Pfades, entsteht ein B-Bild in Impuls-Echo-Technik, dessen einzelne Laufzeitortskurven ebenfalls "EFIT-interpretierbar" sind. Beispiele für eine strahlengeometrische Interpretation finden sich ebenfalls in der Folie, wobei die Zahlen in den Kästchen eine Strahlzuordnung zu bestimmten Laufzeitortskurven darstellen. Die Identifikation einer speziell dem Riss zugeordneten Laufzeitortskurve gelingt durch Vergleich berechneter B-Bilder für eine Mischnaht mit und ohne Riss (Folie fünf). 4. Prinzip der Synthetic Aperture Focusing Technique Das SAFT-Prinzip ist in der sechsten Folie skizziert: Man weiß von der analytisch verfügbaren skalaren, d. h. akustischen, Greenschen Funktion des homogenen Raumes, dass das Impulsschallfeld eines Punktstreuers im Falle einer ebenen "Mess"fläche ein Hyperboloid im Orts-Zeit-Datenraum ist, d. h. ein zweidimensionales B-Bild zeigt für diesen Fall eine Hyperbel. Da sich dieses Hyperboloid durch die "Projektion" der vom Punktstreuer ausgehenden Kugelwelle auf die Messfläche ergibt, weiß man andererseits, dass jeder Daten"punkt" im B-Bild von potentiellen Punktstreuern herrühren könnte, deren Kugelwellen dieselbe Laufzeit zum Messpunkt haben. Zur Inversion des Datenfeldes in einen "Rekonstruktionsraum", d. h. zur Lokalisierung des tatsächlich existierenden Punktstreuers muss man deshalb jeden Datenpunkt des B-Bildes entsprechend "rück-

DGZfP-Berichtsband 94-CD DGZfP-Jahrestagung 2005 Vortrag 48 2.-4. Mai, Rostock ausbreiten" und über alle Rückausbreitungen summieren. Dadurch werden die innerhalb einer synthetischen Apertur gewonnenen Daten auf den Punktstreuer fokussiert, man erhält ein Bild desselben. Für einen geometrisch ausgedehnten Streuer, z. B. einen Riss, nimmt man an, dass dieser aus voneinander unabhängigen Punktstreuern besteht: Es resultiert die A-Bild-orientierte Version des SAFT-Algorithmus für homogen-isotrope Materialien. Eine Einbettung dieser heuristischen Vorgehensweise in eine allgemeine Theorie der inversen Streuung und damit eine Offenlegung der Voraussetzungen, unter denen der SAFT- Algorithmus tatsächlich "rekonstruiert", findet sich in [5], eine Anpassung an die verschiedenen Wellenmoden elastischer Wellen in [6]. 5. Synthetic Aperture Focusing Technique im inhomogen-anisotropen Material: InASAFT Um eine Verallgemeinerung von SAFT für homogen-anisotrope Materialien zu konzipieren, muss man offenbar die zugehörigen Elementarwellenfronten den Kugelwellen im Isotropen entsprechend kennen. Elementarwellen sind physikalische Realisierungen mathematisch zu berechnender Greenscher Funktionen; für allgemein homogen-anisotrope Materialien und noch nicht einmal für homogen-transversal-isotrope Materialien stehen keine expliziten mathematischen Ausdrücke Greenscher Funktionen zur Verfügung [7], sodass man sich wieder mit heuristischen Argumenten weiterhelfen muss. Folie sieben zeigt ein solches Argument: Mit EFIT wurden die Wellenfronten einer punktförmigen Kraftdichte in einem homogen-transversal-isotropen Material (zweidimensional) berechnet; man erkennt qp- und qsv-wellenfronten (die Kraftdichte ist so orientiert, dass keine SH-Wellenfronten entstehen), deren geometrische Struktur wunderbarerweise gleich den Diagrammen der Energiegeschwindigkeit ebener Wellen (zweite Folie) ist, die wir erwähnten es analytisch berechenbar sind. Also kann man diese Diagramme einem ASAFT-Algorithmus zur Datenrückausbreitung zugrunde legen (achte Folie), indem man z. B. qp-datenpunkte auf qp-energiegeschwindigkeitskurven "verteilt". Der Schritt von ASAFT zu InASAFT, d. h. zur Einbeziehung eines inhomogentransversal-isotropen Materials gelingt auf der Grundlage des Brechungsgesetzes ebener Wellen. Zunächst "pixeliert" man das inhomogene Material in Zellen, die näherungsweise homogen sind in der neunten Folie grenzen zwei Stahlpixel an zwei Austenitpixel unterschiedlicher Vorzugsrichtung und zeichnet an den Auftreffpunkten eines zurückverfolgten Ultraschallstrahls hier: eines qp-strahls jeweils die inversen Phasendiagramme die Slowness-Diagramme -, die aufgrund der Phasenanpassung für die Phasenbrechung "zuständig" sind. Man möchte im anisotropen Pixel aber gar nicht den Phasenstrahl, sondern den Energiestrahl, dieser steht aber senkrecht auf der Slownessfläche im Punkt, der durch die Phasenanpassung bestimmt wurde, sodass man ihn nunmehr weiter bis an die nächste Trennfläche zurückausbreiten kann. Dort muss er wieder in den Phasenstrahl umgerechnet werden, damit das Brechungsgesetz Anwendung finden kann, und danach wird er wieder als Energiestrahl verfolgt. Dieser grundsätzliche, in [8] vorgeschlagene Ansatz wurde für Mischschweißnähte implementiert [9,10] und in [11] theoretisch begründet. 6. Anwendung von InASAFT auf Simulationsdaten Die Folien Nummer zehn und elf zeigen die Validierung von InASAFT anhand synthetischer Daten, die mit EFIT berechnet wurden. Es ist deutlich zu erkennen, dass ein korrekt positioniertes Bild des angenommenen Risses entsteht; Artefakte entstehen durch die Geometrie der Mischnaht z. B. Winkelspiegeleffekte und

DGZfP-Berichtsband 94-CD DGZfP-Jahrestagung 2005 Vortrag 48 2.-4. Mai, Rostock Modekonversionen ebenso wie durch typische Anisotropieeffekte z. B. durch zwei qsv-wellen, die durch Brechung jenseits des kritischen Winkels der qp- Welle entstehen können [2]. In der elften Folie ist das InASAFT-Bild einem SAFT-Bild gegenübergestellt, zu dessen Erzeugung man ein durchgängig homogenes ferritisches Material zugrunde legt. Offensichtlich entsteht dadurch eine Fehlortung des Risses. 7. Anwendung von InASAFT auf experimentelle Daten Für die in der zwölften Folie dargestellte Mischnaht und deren Modell zeigt die Folie Nummer dreizehn Ergebnisse von SAFT und InASAFT für experimentelle Daten; wieder ergibt sich eine unterschiedliche Position eines real existierenden Risses ebenfalls durch Simulationen bestätigt -, wobei die Entscheidung wegen der a priori Kenntnis der Fehlerposition zugunsten des InASAFT-Ergebnisses ausfällt. Die Folie Nummer vierzehn bestätigt ein entsprechendes Ergebnis für einen anderen Fehlertyp in derselben Mischnaht. 8. Schlussfolgerungen Verallgemeinerungen existierender Abbildungsalgorithmen durch Anpassung an konkret vorliegende Materialgeometrien und eigenschaften ermöglichen eine genauere Fehlerpositionierung und liefern deshalb eine bessere Grundlage für bruchmechanische Bewertungen. Dies ist für Druck- bzw. quasi-druckwellen anhand synthetischer Daten gezeigt worden. Das Forschungsvorhaben Ultraschallanalyseprüfung im Bereich von Mischschweißnähten und Plattierungen bei komplexen Bauteilgeometrien unter spezieller Berücksichtigung der Anisotropien wurde unter dem Förderkennzeichen 150 1268 vom BMBF gefördert. Literatur [1] R. Marklein (1997) Numerische Verfahren zur Modellierung von akustischen, elektromagnetischen, elastischen und piezoelektrischen Wellenausbreitungsproblemen im Zeitbereich basierend auf der Finiten Integrationstechnik. Dissertation, Universität Kassel, Shaker Verlag: Aachen [2] K.J. Langenberg und R. Marklein (2005) Transient elastic waves applied to nondestructive testing of transversely isotropic lossless materials: A coordinatefree approach. Wave Motion 41: 247 [3] P. Fellinger (1991) Verfahren zur numerischen Lösung elastischer Wellenausbreitungsprobleme im Zeitbereich durch direkte Diskretisierung der elastodynamischen Grundgleichungen. Dissertation, Universität Kassel: Kassel [4] P. Fellinger, R. Marklein, K.J. Langenberg und S. Klaholz (1995) Numerical modeling of elastic wave propagation and scattering with EFIT Elastodynamic Finite Integration Technique. Wave Motion 21: 47 [5] K.J. Langenberg (1987) Applied inverse problems for acoustic, electromagnetic and elastic waves. In: P.C. Sabatier (Ed.): Basic Methods of Tomography and Inverse Problems. Adam Hilger: Bristol

DGZfP-Berichtsband 94-CD DGZfP-Jahrestagung 2005 Vortrag 48 2.-4. Mai, Rostock [6] R. Marklein, K. Mayer, R. Hannemann, T. Krylow, K. Balasubramanian, K.J. Langenberg und V. Schmitz (2002) Linear and nonlinear inversion algorithms applied in nondestructive testing. Inverse Problems 18: 1733 [7] M. Spies (1992) Elastische Wellen in transversal-isotropen Medien: ebene Wellen, Gaußsche Wellenpakete, Greensche Funktionen, elastische Holographie. Dissertation, Universität des Saarlandes: Saarbrücken [8] R. Hannemann (2001) Modeling and Imaging of Elastodynamic Wave Fields in Inhomogeneous Anisotropic Media. Dissertation (www.dissertation.de), U- niversität Kassel: Kassel [9] A. Shlivinski, K.J. Langenberg, R. Marklein (2004) Ultrasonic modeling and imaging in dissimilar welds. Berichtsband 30. MPA-Seminar, Band 2, 6. und 7. Oktober, Stuttgart [10] A. Shlivinski, K.J. Langenberg, R. Marklein, V. Schmitz, W. Müller, U. Mletzko (2004) Modeling of elastic wave propagation and imaging of defects in dissimilar welds. Proc. 4 th International Conference on NDE in Relation to Structural Integrity for Nuclear and Pressurised Components. 6-8 December, London [11] A. Shlivinski, K.J. Langenberg (2005) Defect imaging with elastic waves in inhomogeneous-anisotropic materials with complex geometries. Ultrasonics (zur Veröffentlichung eingereicht)

Folie 1 Scan-Pfad Riss

Folie 2 Austenit 308 ss 120 90 6 8 60 120 90 6 8 60 150 4 30 150 4 30 2 2 180 0 180 0 210 330 210 330 c P c P c SH c SV 240 270 300 c SH c SV 240 270 300 Phasengeschwindigkeiten Energiegeschwindigkeiten

Folie 3

Riss-LOK Folie 4

Riss-LOK Folie 5

SAFT Synthetic Aperture Focusing Technique Folie 6

Folie 7 qp, qsv - Elementarwellen einer punktförmigen Kraftdichte

SAFT und ASAFT Folie 8

Folie 9 InASAFT Austenit 0 Grad Stahl Stahl Austenit 170 Grad

Folie 10

Folie 11

Folie 12

Folie 13

Folie 14