Chancen und Herausforderungen für die Weiterentwicklung öffentlich geförderter Beschäftigung durch sozialpädagogische Begleitung

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Transkript:

Chancen und Herausforderungen für die Weiterentwicklung öffentlich geförderter Beschäftigung durch sozialpädagogische Begleitung Perspektiven für Langzeitarbeitslose Modellprojekte öffentlich geförderte Beschäftigung in NRW Lohnhallengespräch 17.05.2016 Dr. Frank Bauer IAB NRW Bottrop

Gliederung Einleitung Projektbeschreibung Darstellung des Evaluationsprojekts Selektion in die Maßnahme Probleme, die nicht in der offiziellen Statistik auftauchen allgemeines Modell: Was muss man sich unter Begleitung öffentlich geförderter Beschäftigung vorstellen? drei Umsetzungsvarianten Empfehlungen und Ausblick 2

Einleitung 3

Öffentlich geförderte Beschäftigung sozialversicherungspflichtig i.d.r. vollzeitig bei gemeinnützigen/kommunalen Trägern für Langzeitarbeitslose ohne realistische Chance auf Integration in den ersten Arbeitsmarkt mit kumulierten Vermittlungshemmnissen mit persönlichen Problemen aber: ögb ist nicht Lösung der Langzeitarbeitslosigkeit insgesamt bezogen auf eng umgrenzte Zielgruppe quantitativ mit Blick auf die Ziele und die Umsetzung 4

Projektbeschreibung 5

Modellprojekte ögb NRW auf 2 Jahre befristete Förderung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung 16e SGB II (FAV) bei Beschäftigungsträgern 75% Lohnzuschuss ( Minderleistungsausgleich ) für Langzeitarbeitslose mit in der Person liegenden Vermittlungshemmnissen, ohne mittelfristige Integrationschance Coaching im Schlüssel von 1: 20 Kompetenzmessung, Qualifizierung, Verzahnung mit Kommunalen Beratungsleistungen nach 16a SGB II Beobachtungszeitraum : Februar 2014 bis September 2015 ca. 1000 Geförderte im Zuständigkeitsbereich von 24 JobCentern in 155 Beschäftigungsträgern ca. 70 JobCoaches, z. T. in Teilzeit, z. T. bei mehreren Trägern auch nach Beobachtungszeitraum wird ögb NRW fortgeführt 6

Das Evaluationsprojekt 7

Das Evaluationsprojekt von IAB/ISG Nutzung des G.I.B. Monitorings Projektanlage im Methodenmix qualitative Implementationsanalyse quantitative Evaluation von Voraussetzungen, Treatment und Folgen ökonometrische Wirkungsanalyse Befragungen Alle Teilnehmer Alle Jobcoaches Intensivinterviews (77) Betriebsbegehungen (15) Integrierte Erwerbsbiographien (820 TN, ca. 10.000 Controls) 8

Zielgruppe und Selektion in den Modellprojekte 9

Ausgewählte soziodemographische und bedarfsgemeinschaftsbezogene Charakteristika ögb-geförderte und potenzielle Vergleichspersonen Alle ÖGB- Geförderten Vergleichsgruppe Signifikanz Frau 39,9 53,2 *** Alter in Jahren 44,0 39,4 *** U25 0,7 16,4 *** 50+ 30,1 26,9 ** Deutsche Staatsangehörigkeit 90,9 68,8 *** Schwerbehindert 7,6 5,4 ** Gesundheitliche Einschränkungen 22,7 13,3 *** Kein Berufsabschluss 31,8 28,1 ** (Fach-)Hochschulabschluss 1,5 3,6 *** Kind unter 15 Jahren in BG 37,0 51,3 *** Ledig 42,0 38,2 ** Verheiratet (oder vergleichbar) 37,8 45,0 *** Anzahl Beobachtungen 820 9.719 Anm.: Signifikanzniveau: * = 90 %, ** = 95 %, *** = 99 %, 0 = unter 90 %. Quelle: BA-Prozessdaten; eigene Berechnungen. 10

Ausgewählte erwerbsbiographische Merkmale ögb-geförderte und potenzielle Vergleichspersonen Alle ÖGB- Geförderten Vergleichs -gruppe Signifikanz 01.01.2005: ALG- und Alhi-Bezug 40,1 19,5 *** 01.01.2005: Nur ALG-Bezug 21,2 18,7 * 01.01.2005: Nur Alhi-Bezug 6,0 4,1 *** Anzahl Tage ungef. sv-pflichtig beschäftigt in 2008-2012 150,6 227,8 *** Anzahl Tage in einer AMP-Maßnahme in 2008-2012 448,7 170,7 *** Anzahl Tage in einer AGH in 2008-2012 263,1 47,2 *** Anzahl Beobachtungen 820 9.719 Anm.: Signifikanzniveau: * = 90 %, ** = 95 %, *** = 99 %, 0 = unter 90 %. Quelle: BA-Prozessdaten; eigene Berechnungen. 11

Ausgewählte Kombinationen aus soziodemographischen und erwerbsbiographischen Merkmalen ögb-geförderte und potenzielle Vergleichspersonen Alle ÖGB- Geförderten Vergleichs -gruppe Signifikanz Schwerbehindert oder gesundheitlich eingeschränkt und langzeitbeschäftigungslos 17,1 11,2 *** Schwerbehindert oder gesund. eingeschränkt und 50+ 10,1 7,7 ** Anzahl typische Vermittlungshemmnisse 1) 1,80 1,70 ** Anzahl Beobachtungen 820 9.719 1) Summe aus 50+, kein Tag regulär ungefördert sv-beschäftigt in den letzten drei Jahren, gesundheitliche Einschränkung, Schwerbehinderung, kein Berufsabschluss und Langzeitleistungsbezug (Min.: 0, Max.: 6). Anm.: Signifikanzniveau: * = 90 %, ** = 95 %, *** = 99 %, 0 = unter 90 %. Quelle: BA-Prozessdaten; eigene Berechnungen. 12

Persönliche Probleme unter den ögb-geförderten Würden Sie sagen, dass persönliche Probleme zu ihrer Langzeitarbeitslosigkeit geführt haben? Ja Nein 34,1 % 65,9 % Offene Antworten bei persönlichen Problemen Sucht und Alkoholprobleme schwere chronische körperliche Erkrankungen schwere chronische seelische Erkrankungen Überschuldung Straffälligkeit Analphabetismus schwere familiale Probleme schwere persönliche Schicksalsschläge Quelle IAB/ISG Beschäftigen- und JobCoachbefragungen 13

Umfang des Unterstützungsbedarfs unter den Geförderten Durchschnittlicher Anteil Es lag überhaupt kein Unterstützungsbedarf durch den Jobcoach vor. 5,2 % Die Unterstützung durch den Jobcoach ist hilfreich, wäre aber nicht zwingend für eine erfolgreiche Teilnahme am Projekt erforderlich. Es gibt einen erheblichen Bedarf an intensiver Unterstützung durch den Jobcoach. Der Bedarf an Unterstützung und der Umfang der Probleme sind so groß, dass auch die begleitet Arbeit im Projekt hier kaum helfen kann. 14,7 % 64,9 % 21,7 % Quelle IAB/ISG Beschäftigen- und JobCoachbefragungen 14

Zur sozialpädagogischen Begleitung 15

Begleitung geförderter Beschäftigung als Novum explorative Forschung: theoretisch-empirische Erschließung des Gegenstands nicht wie wirkt X?, sondern was ist X? Darstellung eines empirisch fundierten theoretischen Modells Basis: Welche Rolle/Aufgabe hat der Sozialpädagoge im Betrieb Unterschiedliche Umsetzungsformen und Folgen für die Art der Begleitung 16

Implikationen der Zielgruppendefinition für Betriebe personenbedingte Einschränkung des Leistungsvermögens ist zu akzeptieren Arbeit soll trotzdem fordernd sein/ Leistungssteigerung erwartet verhaltensbedingte Abweichungen von betrieblichen Regeln kann nur vorübergehend geduldet werden möglichst schnelle Anpassung alternativlos, sonst Kündigung Akteure im Beschäftigungsbetrieb Beschäftigter Vorgesetzter / Fachanleiter JobCoach Geschäftsführung 17

Beschäftigter: Leistungs- und Verhaltenserwartung s.o. Anleiter/Vorgesetzter stellt sicher Einhaltung der Verhaltensregeln durch den Beschäftigten fordernden Charakter der Arbeit gegenüber dem Beschäftigten Produktivität gegenüber Geschäftsführung / Kunden Herausforderung für den Anleiter: Differenzierung zwischen verhaltens- und personenbedingten Defiziten kann der Beschäftigte nicht oder will er nicht? Differenzierung erfordert aufgrund Zielgruppendefinition Expertise, über die ein Anleiter nicht verfügen kann Begleitung der geförderten Beschäftigung muss dies übernehmen als Expertenposition definiert 18

Begleitung stellt sicher, dass personenbedingte Abweichungen als solche erkannt werden, dass auf personenbedingte Abweichungen mit Hilfe statt Sanktionen reagiert wird, dass auch verhaltensbedingte Abweichungen befristet geduldet werden weil sie in besonderen Lebensbedingungen begründet sind weil deren Bearbeitung ihre Aufgabe ist Anforderungsprofil setzt pädagogische Kompetenzen und zielgruppenspezifische Erfahrung voraus professionalisierter Habitus, berufsspezifisches Ethos Nutzung von Handlungsspielräumen zugunsten des Klienten Professionstypischer Konflikt: Orientierung an Mitgliedschaft in Organisation vs. Orientierung an Klientenwohl 19

Latenter Konflikt zwischen Anleiter und Begleitung Anleiter: Beschäftigte machen Probleme Anlass für Sanktionen Begleitung: Beschäftigte haben Probleme Anlass für Hilfe Bedarf der Vermittlung durch Geschäftsführung Entscheidung qua Balance Variationen der Umsetzung der Begleitung organisationsbezogen: Begleitung als Organisationsmitglied oder Externer räumlich: Begleitung am selben Ort wie Beschäftigte mobil / immobil Begleitung an anderem Ort als Beschäftigte mobil / immobil fachlich: pädagogische Qualifikation vs. andere Qualifikation 20

Empirische Kontrastfälle Fall A (gemeinn.) Fall B (gemeinn.) Fall C (gemeinn.) Nähe im Arbeitsfeld Von Organisation definierte und anerkannte Stelle Arbeit im und für den Betrieb; Fokus auf Arbeitsleistung Eigenes Büro, ständige Präsenz, unmittelbare Anschauung Legitime Kontakte während Arbeitszeit Sozialarbeit mit Leuten, die bei einem Träger arbeiten Gasstatus im Betrieb, Tätigkeit dort vertraut Fokus auf Person und Lebensbedingungen Für Kontakt kaum nutzbares externes Büro; Kontakt zu Klienten nur im Rahmen des Gaststatus` Beratung während Arbeitszeit der Klienten problematisch Berufsorientierung und Selbstvermittlungscoaching Kein sozialpädagog. Bedarf in Organisation Persönliche und betriebliche Konflikte ausgeklammert Für Kontakt nutzbares externes Büro; Nähe zur Arbeit möglich, aber nicht genutzt Legitime Kontakte während Arbeitszeit Quelle: Eigene Darstellung. 21

Empfehlungen und Ausblick 22

Fazit Ohne sozialpädagogische Fachkompetenz und Akzeptanz dieser Kompetenz in der Organisation keine wirksame Begleitung möglich Institutionelle Einbindung der Begleitung in die Organisation stärkt Begleitung, erhöht aber auch betriebswirtschaftliche Motive definierte Expertenposition selbstverständliche Ressourcenausstattung sozialpädagogischer Fokus auf Beschäftigungsverhältnis Keine Determination der Praxis durch Rahmung, aber Anpassungsbedarfe 23

Fazit Bei Personen mit großen Problemen im persönlichen Bereich oder in der außerberuflichen Lebensführung kann ein externer Sozialpädagoge angezeigt sein Steht Beschäftigungsfähigkeit oder Produktivitätssteigerung im Vordergrund ist ein interner Begleiter effektiver Anpassung der Begleitung an Probleme bleibt zentral Begleitung nicht nur bei geförderter Beschäftigung sinnvoll Begleitung von Ausbildungsmaßnahmen Begleitung von anerkannten Asylbewerbern in Betrieben 24

Publikationen IAB Kurzbericht http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1016.pdf IAB Forschungsbericht http://doku.iab.de/forschungsbericht/2016/fb0716.pdf Kurzfassung (Landtagsdrucksache) http://www.iab.de/389/section.aspx/publikation/k160504v01 25

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kontakt: Dr. Frank Bauer IAB Regional Nordrhein-Westfalen Frank.Bauer6@iab.de www.iab.de